Hundertwasser, Glühwürmchen und Auckland (Neuseeland)

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Kalt war es heute Nacht, die Bäume sehen am Morgen aus, als seien sie schneebedeckt, aber es ist Rauhreif.

Wir fahren an die Ostküste in die Stadt Tauranga und anschließend zum auf einer Halbinsel gelegenen Mount Manganui. Bei Temperaturen um die 10 Grad und herrlichem Sonnenschein sind viele Menschen am beliebten Strandabschnitt unterwegs oder besuchen das Thermalbad mit seinen heißen Quellen. Wir fahren an der Küste auf die Coromandel Halbinsel. Als wir merken, dass die Straße wieder sehr kurvenreich wird und damit viel Zeit beansprucht, entschließen wir uns nicht bis Coromandel sondern auf dem schnellsten Weg an Auckland vorbei nach Norden zu fahren. Es sind über 300 Kilometer, die wir bis Mangawhai zurücklegen, und die letzten Kilometer fahren wir in der Dunkelheit. Es ist nicht einfach, im Dunklen den richtigen Stellplatz in den Caravan-Parks zu finden. Um ein Haar wären wir dieses Mal im aufgeweichten Boden stecken geblieben.

Morgens laufen wir noch zwei Stunden am herrlichen Strand entlang und fahren dann weiter nach Whangarei. Eine hübsche Stadt an einer Meeresbucht.

Wir schlendern am Hafen mit beeindruckenden Yachten vorbei. Eine Baustelle erregt unsere Aufmerksamkeit. Hier entsteht gerade ein Gebäude im Hundertwasserstil, in dem Kunstwerke der Maori und natürlich auch seine Werke ausgestellt werden sollen. Der österreichische Künstler hat sich in den 70er Jahren eine Farm in der Nähe gekauft, auf der er auch seine letzte Ruhe fand. Die Neuseeländer wussten lange Zeit nicht, wer da bei ihnen lebte und haben ihn außer beim Bau einer städtischen Toilettenanlage in Kawakawa nicht zum Zuge kommen lassen. Jetzt wird sein Stil heftig kopiert, mal gelungen, mal eher nicht. Der Eingangsbereich zum zukünftigen Museum ist bereits fertiggestellt.

Im Uhrenmuseum treffen wir eine Dänin, die vor 18 Jahren mit ihrem Mann nach Neuseeland ausgewandert ist. Außer ihrer Arbeit im Museum ist Anne auch als Fremdenführerin tätig und hat für uns auch gleich ein paar Ausflugstipps. Wir unterhalten uns eine Weile über Maoris und Europäer (die anderen Einwohner Neuseelands), dann muss sie sich einer Besuchergruppe widmen und wir nehmen uns ihren ersten Tipp, die Whangarei Heads – Berge mit ausgeprägten Zacken – vor.

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Am nächsten Morgen fahren wir zu den Abbey Caves. Millionen von Glühwürmchen leben in diesen Höhlen. Sie sitzen an Höhlendecke und -wänden. Die Weibchen sondern klebrige Fäden ab. Durch das Licht angelockte Insekten bleiben hängen und werden verspeist. Auch die kleineren Männchen orientieren sich am Licht. Sie haben nach dem Larvenstadium weder Fress- noch Verdauungsorgane und sterben nach drei Tagen, in denen sie für Nachwuchs sorgen. Der Weg zu den Höhlen geht ständig bergab, an faszinierenden Bäumen vorbei. Der Abstieg zur ersten Höhle führt einige Meter ziemlich steil über spitze und nasse Felsbrocken zu einer eineinhalb Meter hohen Öffnung. Nur zu zweit und ohne Führer ist uns das einfach zu gefährlich. Wir wissen nicht, wie es da unten in der Finsternis bis zu den Glühwürmchen weitergeht, alles ist rutschig von vorangegangenen Regenfällen. Die beiden anderen Höhlen wirken auch nicht sehr Vertrauen erweckend, so bleibt es bei einem Rundweg auf matschigen Wegen über Viehweiden, zwischen Felsen mit schöner Aussicht in die Landschaft.

Anschließend fahren wir nach Kawakawa. Die einzige Sehenswürdigkeit der Kleinstadt ist tatsächlich die öffentliche Hundertwasser-Toilettenanlage.

Die Benutzung ist kostenlos und trotzdem ist alles sauber und gepflegt. An den umliegenden Lokalen wurde auch einiges gehundertwassert. Wenn Friedensreich das sehen könnte. Eine Kuriosität ist die Eisenbahn. Die Schienen verlaufen in der Mitte der Hauptstraße durch den Ort. Inzwischen werden sie aber nur am Wochenende  von einer Museumsbahn befahren,

Wir fahren über eine Straße mit vielen Abbruchstellen weiter nach Paihia und von dort Richtung Westküste.

Die Fahrt durch den Waipoua Nationalpark mit seinen Kauribäumen ist wieder traumhaft schön. Der Caravan Park am Rande des Trounson Parks ist selbst eine Sehenswürdigkeit. Zwanzig verschiedene Baumarten wachsen hier und unterhalb der Flussbrücke können wir in der Dunkelheit dann doch noch unsere Glühwürmchen sehen. Leicht grünlich schimmert ihr Licht. Es gibt auch welche, die blau oder pink leuchten.

Vor Betreten des Trounson Parks müssen wir unsere Schuhe desinfizieren und gründlich abbürsten. Die mächtigen Kauribäume haben eine Schwachstelle, ihr dicht unter der Erdoberfläche verlaufendes Wurzelwerk. Das Gewicht eines Menschen kann die zarten und zerbrechlichen Versorgungswurzeln dauerhaft so schädigen und mit Pilzsporen infizieren, dass der Baum abstirbt. Deshalb ist der Rundweg durch den Park ein höher gelegter Holzsteg. Das gut zu verarbeitende, in einem warmen Rotton schimmernde Holz wurde in der Vergangenheit für Haus- und Schiffbau verwendet. Heute stehen Kauribäume unter strengem Schutz. Nur Maoris dürfen diese Bäume auf Antrag fällen, wenn daraus traditionelle Kunstgegenstände geschnitzt werden. Das Harz der Bäume sieht aus wie Bernstein und wird zu Schmuckstücken verarbeitet.

Den letzten Abend im Camper verbringen wir in Orewa, einer schönen Stadt an der Hibiskus-Küste, beliebter Ausflugsort für die Auckländer. Und dann ist die Zeit mit unserem Camper auch schon zu Ende. Eine Chorfreundin gab mir den guten Rat mit auf die Reise: „Egal, wie lange ihr in Neuseeland bleiben wollt, plant eine Woche länger ein.“ Haben wir gemacht Moni, es wurden fünf statt vier Wochen, aber es reicht nicht. Wahrscheinlich reicht es nie. Am Freitag geben wir unseren Camper nach 32 Tagen zurück. Wir sind 5.400 Kilometer gefahren und haben 590 Liter Diesel verbraucht. Dafür wird jetzt noch eine Dieselsteuer fällig: 6,22 $ pro 100 gefahrene Kilometer.

Jetzt haben wir noch vier Tage in Auckland. Wir haben ein kleines Appartement in einer hauptsächlich von Studenten bewohnten Anlage gemietet. Manche registrieren erstaunt die älteren Besucher und fragen, wo wir herkommen.

Die Millionenstadt Auckland liegt auf einem Feld mit 53 erloschenen Vulkanen. Wir sind auf keiner Straße gelaufen, die keine Erhebung hat. Irgendwo geht es immer bergauf. Das Straßenbild ist multikulturell, die Restaurants sind zu mindestens 80 % asiatisch. Auch die Menschen auf der Straße stammen in großer Zahl von diesem Kontinent und die Bewohner und Besucher sind überwiegend jung. Universität und Fachhochschulen haben einen Großteil hierher gelockt.

In der Innenstadt ist auf einem Platz vor dem Theater eine überdachte Eisfläche. Egal zu welcher Tageszeit wir hier vorbei kommen, immer sind begeisterte Menschen auf dem Eis. In einigen Lokalen werden jetzt „Weihnachtsmenüs“ angeboten. Nur in der kalten Jahreszeit schmecken gebratene Gänse und Puten richtig gut.

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Am Hafen ist der Rumpf eines Segelschiffes in der Klasse des Amerika-Cup zu bewundern. Solche Boote haben wir schon im Fernsehen gesehen, aber die Länge von 42 Metern wirkt noch viel beeindruckender, wenn man darunter steht.

Sonntag laufen wir durch einen Park ins Museum. Der Eintritt ist für die Einwohner der Stadt kostenlos, Neuseeländer zahlen einen geringen Betrag und ausländische Touristen 25 $. Viele Familien sind mit ihren Kindern hier, vom Baby bis zum Teenager ist jede Altersgruppe vertreten. Im ersten Stock ist ein Kinderbereich mit eigenen Exponaten, Experimenten und Betreuung.

Wir staunen über die Kunstfertigkeit, mit der die Menschen aus Polynesien praktische und schmückende Gegenstände aus Naturmaterialien hergestellt haben. Muscheln, Kokosnussschalen, Wal- und Haifischzähne und die Fasern vieler Pflanzen wurden verarbeitet. Bauwerke der Maori mit filigranen Schnitzereien sind zu sehen. Boote mit ihren aus Pflanzenfasern gewebten Segeln, die zum fischen und Handel treiben genutzt wurden sind zu sehen. Eine ganze Abteilung ist den Vulkanen gewidmet. In einem Häuschen wird alle zwölf Minuten ein virtueller Vulkanausbruch gezeigt, passend dazu bebt das Haus. Die anwesenden Kinder lachen noch bei den ersten leichten Stößen, aber als die Geräusche lauter und die Bewegungen heftiger werden, flüchten sich einige doch auf den Schoß der Eltern. Das Schlussbild zeigt einen Stadtteil, nachdem sich die pyroklastische Wolke verzogen hat. Außer Asche ist da kaum noch etwas, so ähnlich muss es in Pompeji gewesen sein.

komische Vögel

In der Innenstadt reiht sich Geschäft an Geschäft, aber ein Shopping-Center gibt es hier nicht. Internationale Luxusmarken sind hier auch vertreten, aber größtenteils findet man Marken, die bei uns unbekannt sind. Wir stöbern eine Weile in einem japanischen Geschäft herum. Das Angebot reicht von A wie Augenbrauenstift bis Z wie Zwiebelschneider. Interessant, was in anderen Ländern für Utensilien in der Küche verwendet werden und welche Schreibmaterialien und Schönheitsartikel es gibt. Besonders gefallen hat mir ein selbstklebender „Teppichboden“ in Form einer Toilettenbrille. Gut für die Hocker, aber was machen die Sitzer?

Am Dienstag, dem 10. 7. lassen wir uns um 16 Uhr zum Flughafen fahren. Hier verläuft die Abfertigung ganz anders als bisher gesehen. An vielen Terminals drucken sich die Fluggäste ihre Bordkarte und Gepäckaufkleber selbst aus, marschieren damit zum Schalter und legen nur noch ihre Koffer auf das Transportband. Ein Stück weiter schiebt man seinen Pass in den Scanner, schaut unbeweglich in die Kamera und dann öffnen sich die Türen zur Sicherheitskontrolle, die noch von echten Menschen vorgenommen wird.

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unsere Route auf der Nordinsel

Unser Flugzeug, ein Dreamliner, steht schon auf dem Rollfeld, als wir informiert werden, dass wir nochmal zurück zum Rüssel fahren. Es steigen noch ein paar Passagiere zu (scheinbar VIPs) und dann startet unser zwölfstündiger Flug nach Los Angeles mit zwei Stunden Verspätung um 21.30 Uhr. Ich kann in Flugzeugen kaum schlafen, aber es gibt 92 Filme in deutscher Sprache zur Auswahl, vier schaue ich mir in dieser Nacht – die es eigentlich gar nicht gibt – an. Wir überfliegen die Datumsgrenze und kommen am Dienstag, dem 10. 7. um 15 Uhr, also noch vor unserer gestrigen Abflugzeit in Auckland, in LA an.

Bukit Lawang – Orang Utans im Dschungel (Indonesien)

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Auf der Rückfahrt nach Kuala Lumpur verzichten wir auf das Boot und fahren direkt mit dem Bus von unserer Unterkunft ab. Links und rechts sieht man über weite Strecken Palmölplantagen. Malaysia und Indonesien sind die Weltmarktführer bei Palmöl. Ständig begegnen uns LKWs, beladen mit den Palmfrüchten auf dem Weg zur Ölmühle. Nach vier Stunden sind wir schon wieder in Kuala Lumpur. Wir bleiben eine Nacht und einen Tag in der Stadt, in der wir uns schon beinahe zuhause fühlen. Am Abend gegen 22 Uhr fliegen wir in einer Stunde nach Medan auf Sumatra. Durch die Zeitverschiebung kommen wir zur selben Zeit an, in der wir abgeflogen sind. Indonesien hat merkwürdige Visabestimmungen. Es gibt ein kostenloses Visum für 30 Tage, das nicht verlängerbar ist. Weiß man schon, dass die 30 Tage nicht ausreichen, gibt es auch eine Bezahlversion. Die kann man dann nochmals um 30 Tage verlängern und wiederum für die neuen 30 Tage bezahlen. Das Ganze ist hoch kompliziert und mit viel Rennerei verbunden. Leider kann man nicht direkt ein 60 Tagesvisum erhalten. Eine Schlupflochvariante ist die kostenlose 30 Tages-Einreise, kurze Ausreise in ein anderes Land und erneute kostenlose 30 Tages-Einreise. Dafür haben wir uns entschieden und sind jetzt gespannt, wie es am Einreiseschalter abläuft. Der Beamte hinter dem Schalter will nicht mal unser Rückflug-Ticket sehen, blättert interessiert im Reisepass und freut sich, dass er zu den vielen Stempeln auch einen indonesischen setzen darf. So einfach kann es sein.
 
 

Unser Hotel in Flughafennähe überrascht uns. Die Rezeption ist in einer besseren Baracke untergebracht, aber unser Gepäck wird im Messing-Gepäckwagen transportiert. Es geht durch eine weitläufige Grünanlage, an Bungalows vorbei zu zwei gegenüberliegenden Blocks. Springbrunnen in der Mitte, Grünpflanzen, ein Fahrstuhl und ein sehr großes Zimmer mit schönem Bad. Am nächsten Morgen sehen wir die ganze Anlage bei Tageslicht. In unseren Augen alles etwas merkwürdig. Auf den Rasenflächen stehen über einen Meter große Figuren mit den Gesichtern der chinesischen Tierkreiszeichen, dort ist ein kleiner Tempelberg, hier ein Bonsaigarten, ein Säulengang mit Gesichtern der Tierkreiszeichen, rings um das große Gelände eine hohe Mauer. Viele Menschen sind mit Gartenarbeit beschäftigt, überall wird gefegt oder geharkt. Das ganze wirkt wie ein für die Elite gedachtes Refugium. Fragen können wir allerdings niemanden, die Menschen hier sprechen kaum englisch.
Der Bus zu unserem nächsten Ziel sollte schon um 7.30 Uhr in Medan abfahren – zu früh für uns nach der späten Ankunft am Vorabend – deshalb lassen wir uns im Taxi fahren. Wir können kaum glauben, dass die Fahrzeit fünf Stunden betragen soll, schließlich sind es nur 90 Kilometer Wegstrecke. Leider stimmt es, das liegt an den schlechtesten Straßen, auf denen wir bis jetzt unterwegs waren. Schlaglöcher von einem halben Meter Tiefe sind keine Seltenheit. Dabei sind wir nicht mal auf einer Nebenstraße unterwegs. Hier fahren, besser schleichen ständig LKWs voll beladen mit Palmfrüchten.
Mehrere Telefonate sind nötig, damit der Fahrer weiß, wo er uns hinbringen soll. Kurz vor Bukit Lawang biegt er links auf einen Parkplatz. Zwei Männer auf Mopeds erwarten uns schon. Als sie unsere Koffer sehen, müssen sie erstmal beratschlagen.
 
 

Schließlich versuchen sie, beide Koffer auf den Rücksitz eines Mopeds zu legen. Im Nu kommen noch drei Männer dazu, die nicht nur gute Ratschläge haben, sondern beherzt mit anpacken und das Gepäck mit Gurten festzurren. Einer der Helfer winkt mich heran, er wird mich auf dem Rücksitz seines Mopeds zur Unterkunft bringen. Der ältere der beiden wartenden Männer fährt mit Klaus. Rund drei Kilometer geht es auf der Straße zurück, dann biegen die Mopeds rechts ab in einen achtzig Zentimeter breiten Weg. Vorbei geht es an Gärten, über eine Hängebrücke und dann auf einer Strecke, die absolut motorcross-tauglich ist, durch Kautschukplantagen. Bergauf und bergab, über winzige Holzbrücken, durch Schlaglöcher, über einen 40 Zentimeter breiten Betonstreifen bis an das Ufer eines Flusses. Ich gestehe, der Schweiß den ich mir von der Stirne wische, hat eine leichte Rotfärbung (Blut geschwitzt). Mein Fahrer verabschiedet sich. Unser Bungalow liegt erhöht auf der anderen Seite des Flusses und bevor ich noch darüber nachdenken kann, wie wir dahin kommen, schultern die zwei Männer je einen Koffer und durchqueren den Fluss.
DSC03807.JPGWir hinterher, das Wasser reicht bis über die Knie. Mit nassen Schuhen und Hosen kommen wir in unserem Heim für die nächsten 5 Tage an. Wir melden uns gleich für den nächsten Tag zu einer Dschungeltour an. Irwan, der Besitzer unseres Häuschens und sein Mitarbeiter Selamat werden uns begleiten.
Um sieben Uhr werden wir geweckt, Irwan backt für Papa/Mama (so werden wir genannt) Bananenpfannkuchen zum Frühstück. Dann geht es los. Wieder dieselbe Strecke wie gestern auf dem Moped. Heute sind wir schon etwas entspannter. Die beiden halten an einem kleinen Laden. Wir sollen neue Schuhe aus Latex bekommen. Bei mir klappt das, für Klaus Füße gibt es nichts, die Schuhe gibt es nur bis Größe 42.
Ist auch besser so, wir würden uns bei dem Preis von 10.000 IDR pro Paar noch ruinieren. Kleiner Scherz, es sind die Zahlen bei denen man erst einmal zusammenzuckt, aber umgerechnet sind es nur 0,60 €.
 
 

Über eine Hängebrücke laufen wir zum Nationalpark und treffen gleich nach ein paar hundert Metern auf eine Gruppe Thomas-Languren. Diese flinken Primaten rennen die Bäume rauf und runter, schwingen sich an ihren langen Armen von Ast zu Ast und stoßen durchdringende Schreie aus. Wir würden ihnen noch stundenlang zuschauen, aber wir haben noch eine weite Strecke vor uns. Da wir nur zu viert unterwegs sind, bestimmen wir das Tempo. Es geht natürlich wieder bergauf. Aber als wir eine halbe Stunde später eine Orang Utan Mutter mit Kind sehen, ist alle Anstrengung vergessen.
 
 

Keine fünf Meter von uns entfernt hängt sie im Baum und ihr Junges turnt in ihrer Nähe herum. Drei weitere Gruppen mit Führer sind auch an dieser Stelle zu finden und natürlich wollen alle so viele Fotos wie nur möglich. Als sie versuchen, den Beiden näher zu kommen, ziehen sie sich ohne Hektik tiefer und tiefer in den Urwald zurück.
 
 

Kurze Zeit später kommen wir dazu, wie ein junges Männchen im Baum sitzt. Einer der Führer legt kleine Obststückchen auf eine Astgabel in zwei Meter Höhe und der Orang Utan kommt tatsächlich herunter und holt sie sich. Zwischen ihm und uns ist gerade noch ein Meter Platz. Die Orang Utan (Baummenschen) auf Sumatra unterscheiden sich von ihren Verwandten auf Borneo durch einen zierlicheren Körperbau und intensiv rötliches Fell.
Unsere beiden Begleiter führen uns steil bergab zu einem kleinen Flusslauf. Semalat pflückt ein paar große Blätter, die als Sitzunterlage und Platzdeckchen dienen, dann wird das Mittagessen serviert: Nasi Goreng und Obst.
 
 

Wie angenehm, hier zu sitzen. Es ist schattig, der Bach plätschert, Schmetterlinge gauckeln herum und die Zikaden präsentieren ein erstaunlich vielseitiges Konzert.
P1090958.JPGAuf dem Rückweg treffen wir eine Gruppe Makaken. Mit einem Sicherheitsabstand von ein paar Metern gehen wir am grimmig blickenden Männchen vorbei.
 
 

 

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neugieriges Baby

Als uns einen Kilometer vor dem Ausgang noch eine große Gruppe Thomas Languren mit ihren Kapriolen unterhält, sind wir überglücklich, dass wir so viele Tiere gesehen haben.
Bevor wir zurück fahren, gibt es noch eine Pause in Bukit Lawang und dann ab aufs Moped. Irsan hat inzwischen Lebensmittel eingekauft, damit er unser Abendessen kochen kann. Auch zwei Literflaschen Benzin hat er besorgt, damit der Generator nach Eintritt der Dunkelheit ein paar Stunden elektrischen Strom produziert. Sobald das Licht angeht, hängen wir alle elektrischen Geräte an die Steckdose. Ist das Benzin verbraucht, wird es stockdunkel.
Wir sind gerade mit dem Abendessen fertig, als es anfängt zu blitzen und zu donnern. Und dann kommt ein Tropenregen herunter, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Es hört sich nicht an, als ob jemand eine Dusche über dem Haus aufgedreht hat, eher wie eine Löschübung der Feuerwehr mit zehn Schläuchen. Wir müssen die überdachte Terrasse verlassen und ins Innere unserer Dschungelhütte flüchten, weil der Regen quer kommt. Das Gewitter tobt über Stunden und in dieser Nacht steigt der Wasserstand des Flusses um beinahe zwei Meter. Die Orang Utans schützen sich vor solchen Regengüssen, indem sie große Blätter abreißen und sich darunter kauern. Gut, dass wir bereits gestern die Tour gemacht haben, heute kämen wir gar nicht über den Fluss. Irwan – unser Vermieter – kennt jede Stelle und traut sich 50 Meter weiter schon mittags wieder durch stark strömendes, hüfthohes Wasser um Lebensmittel für uns einzukaufen.
 
 

Wir suchen uns eine geeignete Stelle, um auf indonesische Art unsere Wäsche im Fluss zu waschen. Gegen Abend ist der Wasserstand fast wieder normal. Junge Leute aus dem Ort treffen sich gern an dieser Flussbiegung um zu schwimmen, zu picknicken oder sich zu waschen. In dieser Nacht bleibt es trocken und Frösche und Zikaden unterhalten uns mit einem furiosen Konzert.
 
 

jeden Nachmittag kommen Bambus-Flößer vorbei

 
 

auch der Rinderhirte lässt sich regelmäßig blicken

 
Vor unserer Hütte sind Aschespuren zu sehen, sie stammen vom letzten Ausbruch des Sinabung der rund 100 Kilometer von hier entfernt ist. Wir wollen auf eigene Faust eine kleine Tour machen. „Geht nicht zu weit,“ warnt Semalat, der heute wieder mal gekommen ist, um Irwan zu helfen: „manchmal kommen Orang Utans aus dem Urwald ans Flussufer.“ Wir versprechen es. Auf unserer Seite des Flusses laufen wir durch Kautschuk- und Palmölplantagen ein Stück in den Urwald hinein.
 
 

Zurück wollen wir über den Fluss auf die andere Seite. Wir kommen an einem Haus vorbei, Wäsche hängt auf der Leine, zwei kleine Jungen spielen halbnackt auf der Erde, die Mutter schneidet Gemüse klein. Die etwa 5jährige Tochter kommt uns mit einem Eimerchen entgegen. Darin Zahnbürste und Zahnpasta, Seife und Waschlappen. Das Handtuch hängt über ihrer Schulter. Aufgeregt deutet sie auf meine Füße: Blutegel! Zwei der heimtückischen Blutsauger haben sich bereits an meinem Knöchel festgebissen.
 
 

Nachdem ich sie abgezogen habe, blutet es munter weiter. Der von diesen Viechern injizierte Blutverdünner behält 20 Minuten lang seine Wirkung. So lange dauert es in der Regel, bis sie sich vollgesaugt haben.
P1090994.JPGAls wir zurück sind, hat Irwan uns bereits den mittäglichen Obstteller hingestellt und mit Bananenblättern abgedeckt. Abends nochmal ein Tropenregen, aber unsere Abreise am nächsten Morgen wird dadurch nicht gefährdet.
Vorsorglich verbringen wir die letzte Nacht im Dorf Bukit Lawang. Unser Bus geht am nächsten Morgen schon um 8.30 Uhr und sollte es nochmal so ein heftiges Gewitter geben, wäre uns vielleicht der Weg versperrt. Irwan hat ein Haus im Dorf und vermietet darin zwei Zimmer. Für den Umzug verzichtet er auf den dritten Fahrer. Selamat und er tragen wieder unsere Koffer über den Fluss. Koffer vorn zwischen die Beine des Fahrers, wir auf den Rücksitz und zum letzten Mal fahren wir auf dieser Strecke für Könner. Sein Haus liegt zwischen vielen anderen und wir sehen vom Balkon aus das normale Leben. Hinter jedem Haus ein Fischteich, darin kann man sowohl sich als auch die Wäsche waschen, und zu Essen ist auch noch was drin.
 
 

Abends lassen wir uns zum Essen in den Ort fahren. Die vielen Hotels und Gästehäuser links und rechts am Flussufer leuchten bis zum Stromausfall romantisch in der Dunkelheit.
 

Von West nach Ost durch Java (Indonesien)

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Wir wollten eigentlich durch ganz Java mit der Eisenbahn „Kerata Api“, dem Feuerwagen fahren. Problem: Für die erste Etappe nach Bandung gibt es wegen des Wochenendes schon keine Karten mehr. Wir müssen deshalb auf den Bus umsteigen. Unser Taxifahrer kennt einen kleines Busunternehmen, das die Strecke bedient ohne dass man umsteigen muss. Der Bus fährt erst um 14.30 Uhr, die Zeit bis zur Abfahrt wollen wir im 200 Meter entfernten Einkaufszentrum verbringen. Der Weg dorthin ist auch – wie so häufig – nach internationalem Standard für Sehbehinderte markiert. Ein ca. 20 Zentimeter breiter geriffelter Streifen verläuft mittig auf dem Bürgersteig. Allerdings: Wenn dann die Bordsteinkante plötzlich  kniehoch zur Strasse abfällt, ein Loch im Fußweg klafft, ein Verkehrsschild dort steht oder in der Mitte jemand seinen Stand aufgebaut hat ist das für die Betroffenen halt Pech.
Auch in Jakarta sind die Einkaufszentren ein beliebter klimatisierter Platz für Familien, um den Sonntag zu verbringen.

Im Erdgeschoss ist ein kleiner Tiermarkt aufgebaut. Hier kann sich jeder den passenden Hausgenossen aussuchen, von Kaninchen über Igel, Vögel, Hunde und Katzen bis hin zu Schildkröten, Schlangen, Geckos, Waranen, Agamen und Spinnen ist alles in verschiedenen Größen, Farben und Arten vorhanden. Eine Frau neben mir blickt auf eine kleinfingerbreite grüne Baumschlange, sie schüttelt sich, kann sich aber nicht von der Stelle bewegen. Fasziniert starrt sie auf das Reptil und immer wieder durchläuft ein Schauer ihren Körper, bis sie von ihrem Begleiter weggezogen wird.
Unser Bus startet etwas verzögert, weil ein heftiger Tropenregen einsetzt. Die getönten Scheiben des Busses vermitteln eine Weltuntergangsstimmung und der Parkplatz wird schnell zum Teich.  Aber es klärt sich schnell auf und wir erreichen Bandung nach fünf Stunden Fahrt. Der bestellte Taxi-Fahrer findet uns nicht, aber wir haben mal wieder Glück. Eine der Mitreisenden wird von ihrem Mann mit dem Auto abgeholt und will uns unbedingt zu unserem Hotel bringen. Nachdem wir schon eine Stunde gewartet haben, nehmen wir das Angebot dankbar an.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Bandung hat den Beinamen „Paris von Java“. Vielleicht suchen wir an den falschen Stellen, aber der Vergleich mit der französischen Metropole ist für uns nicht nachvollziehbar.

Schon am nächsten Morgen um 8.30 Uhr geht es weiter. Wir haben Fahrkarten 1. Klasse gekauft. Zwischen den Gleisen hat jemand liebevoll Grünflächen und Beete angelegt. Wo Bäume und Sträucher gepflanzt sind, gibt es runde Abgrenzungen mit weißen Kieselsteinen. Wahrscheinlich gilt der Bahnhof in Bandung deshalb als der schönste auf Java. Die Fahrt ist sehr angenehm, die Schienen sind in gutem Zustand, die bequemen Sessel lassen sich in Schlafposition stellen und kleine Kissen gehören zu jedem Platz. Alle halbe Stunde wird etwas zu Essen oder Trinken angeboten. Draußen gleiten die Reisfelder in allen Wachstumsstadien vorüber. Einer der 38 Vulkane raucht, ein Anblick faszinierend und beklemmend zugleich.

Yogyarkarta (oder Yokja) erreichen wir am späten Nachmittag. Im Bahnhof wollen wir gleich Fahrkarten für die Weiterfahrt kaufen. Wir werden zu einem Gebäude außerhalb geschickt. Groß prangt die Aufschrift „Tickets“ am Gebäude. Wir nehmen gleich den rechten der drei Eingänge und werden höflich gebeten, den nächsten, mittleren zu nehmen. Hier aber schickt man uns zum linken Eingang, dort nachdem wir unseren Wunsch geäußert haben wieder zum mittleren, wo man uns etwas ungehalten mitteilt, dass wir doch schon zum linken Eingang geschickt worden seien. Jetzt werde ich etwas bestimmter in meiner Bitte um zwei Fahrkarten für den übernächsten Tag. Sofort kommt eine „höher gestellter“ Mitarbeiter, hört sich an was wir wollen und plötzlich klappt es. Anschließend kommt wieder das Spiel mit dem Taxi. Der Fahrer schreibt: „Ich bin hier, wo seid ihr?“ Wir antworten: „Wir sind hier am Eingang, wo bist Du?“ Das geht noch ein paar Mal hin und her, dann erfahren wir, er steht vor dem Hotel Manara. Rundherum sind große Hotels, aber auf keinem entdecken wir den Namen. Erst die Rückfrage bei einem der vor dem Bahnhof stehenden Männer bringt Aufschluss. Das Manara ist das kleinste Hotel, der Name von unserem Standort hinter einer mannshohen Mauer nicht zu sehen, aber genau dort steht das Taxi. Tja, so geht es.
Wir fahren durch die Hauptstraße der lebhaften Universitätsstadt. Endlich gibt es auch wieder Bürgersteige und hier wird eifrig flaniert. Auf der rechten Straßenseite reiht sich Pferdekutsche an Pferdekutsche. Die zierlichen Tiere tragen Scheuklappen, damit ihnen der brausende Verkehr keine Angst macht. Abends reihen wir uns dann in die Masse der Fußgänger ein. Sofort hat man uns natürlich als Touristen identifiziert. Mehrmals werden wir eingeladen, uns eine Batik-Kunstausstellung anzusehen. Heute sei der letzte Tag, morgen zöge der Kunstbetrieb bereits weiter nach Bandung.

Wir vertrösten den Mann, wir wollen erst etwas essen. Kaum sind wir wieder auf der Straße hat uns schon wieder jemand am Wickel. Etwas widerwillig laufen wir mit in den ersten Stock eines Hauses, um die Werke der Schüler des „Kunstlehrers“ der Universität anzusehen. Wir sagen sofort, dass wir nichts kaufen werden. Als wir das wirklich nicht tun, wird der Kunstlehrer ungehalten. Wir flüchten in eine Seitenstraße, der erste „Kunstlehrer“ fährt uns allerdings mit dem Moped hinterher. Wieder dasselbe Spiel: „Nur anschauen, nichts kaufen,“ und dann doch die Wut über unsere „Sturheit“. Es gibt wirklich schöne, kunstvolle Batiken zu sehen, aber wir können und wollen sie nicht mitnehmen. Die „Kunstgalerien“ sind natürlich reine Touristenläden und die Bilder schön aber doch irgendwie Massenware.
DSC04299.JPGBatik (javanisch mbatik) ist eine alte Handwerkstechnik, die in Indonesien ihren Ursprung hat und „Schreiben mit Wachs“ bedeutet. Mit dem Tjanting – einem kleinen Kännchen mit verschieden breiten Tüllen – werden Muster mit flüssigem Bienenwachs auf Stoff aufgetragen und der Stoff anschließend eingefärbt. Die mit Wachs bemalten Stellen nehmen die Farbe nicht an und bleiben hell. Diese Vorgänge werden mehrmals mit entsprechender Zeichnung wiederholt, damit die klassischen verschiedenfarbigen Muster entstehen. Gefärbt wird immer von hell nach dunkel.
Morgens um 4.30 Uhr schrecken wir aus dem Schlaf hoch. Wir haben das Gefühl, nicht allein in unserem Zimmer zu sein. In voller Lautstärke singen die Muezzin der drei in der Nähe gelegenen Moscheen eine Stunde lang gegeneinander an. Jeder etwas anderes und jeder versucht scheinbar, die anderen zu übertönen. Nachdem sich der Herzschlag wieder beruhigt hat, lesen wir eine Weile und können dann doch noch ein bisschen schlafen .

Wir laufen los, um den Kraton (Sultanspalast) zu besichtigen. Er ist durch ein Museum ergänzt. Die große Anlage hat zum großen Teil nur von prächtig verzierten Säulen getragene Dächer. Die meisten Bereiche darf man nicht betreten. Auf Fotografien bekommen Besucher Einblick in das Leben am Sultanspalast. Vor der Anlage liegt eine große Grünfläche, die von der Bevölkerung als Sport- und Ausflugsplatz genutzt wird. Die zwei großen Bäume sind Wohnsitz verschiedener Geister.

Mit einer Moped-Rikscha lassen wir uns zum Wasserschloss bringen, das dem Sultan mit seinem Harem als Lustschloss diente. Ach wär das schön, wenn wir jetzt die Wasserbecken nutzen könnten.
Am nächsten Morgen wieder dasselbe Spektakel; lautstarke Gesänge um 4.30 Uhr. Weil unser Zug aber schon um 7.00 Uhr abfährt ist damit auch für heute die Nacht zuende. Dieses Mal haben wir Fahrkarten dritter Klasse, aber von der häufig beschriebenen „Holzklasse“ ist nicht viel übrig geblieben. Auf gepolsterten Zweierbänken sitzen wir uns gegenüber, und während der 14 Stunden dauernden Fahrt haben wir die vier Plätze für uns. Da kann man ab und zu die Füße hochlegen oder sich quer auf die Bank legen. Auch in diesem Zug, für den wir nur einen Bruchteil des letzten Fahrpreises zahlen, gibt es aufmerksames Personal. Die Mitarbeiter sind tatsächlich während der gesamten Fahrzeit im Einsatz.
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Der Zug fährt von der Südküste nach Surabaya zur Nordküste und dann nach Osten. Wir sehen viele Vulkane und noch mehr große, kunstvolle Moscheen. Auf Java liegt der Anteil der Muslime bei 91 %.
Die Taxifahrt zu unserem Homestay dauert noch mal eine halbe Stunde. Wir sind so ausgehungert, dass wir gleich nach unserer Ankunft wieder loslaufen, um das nächste Restaurant aufzusuchen. Direkt vor unserer Nase wird beim ersten Lokal die Tür zugeschlossen, aber ein paar hundert Meter weiter bekommen wir in einem mit bunten Lichtern geschmückten Lokal noch etwas zu essen.
Dieses Mal haben wir ein komfortables Haus für uns allein. Ein großes Schlafzimmer mit Tisch und Sesseln, eine überdachte Terrasse ebenfalls mit Sitzgruppe und ein schönes Badezimmer. Das belgisch/indonesische Ehepaar ist überaus sympathisch und wir bekommen köstliches Frühstück.

Spaziergang in der Nähe unseres Hotels

Banyuwangi – ganz im Osten Javas und Fährhafen nach Bali – liegt bereits am Meer und wir nehmen uns vor, einen Spaziergang zum Strand zu machen. Wir schlagen die uns genannte Richtung ein und kommen nach den 10 veranschlagten Minuten nicht an den Strand sondern zu einem kleinen Bach, an dem gerade mehrere Männer arbeiten. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir ein Dorf. Eine Horde Kinder läuft neben uns her und ein paar besonders kecke testen, wie gut ihre englischen Vokabeln sind. Das Dorf liegt hinter uns und wir passieren noch die Müllkippe, auf der gerade ein Feuer schwelt. Noch immer ist kein Strand in Sicht. Die dunklen Wolken am Himmel geben das Signal zur Umkehr. Nach 10 Metern geht mein Schuh kaputt. Eine Weile laufe ich barfuß, dann nimmt uns ein Einheimischer im Auto mit.
Wir gehen in das kleine Ecklokal, für das es gestern zu spät war. Merkwürdig, vorne prasselt bereits der Regen auf die Hauptstraße, während es am zweiten Ausgang, der in eine Nebenstraße führt, noch ein paar Minuten trocken bleibt. Das Essen – Sepia und unbekannter Fisch – ist lecker. Zwischen den tiefen Pfützen suchen wir uns anschießend  einen Weg zu unserer Unterkunft und kommen nass bis auf die Haut dort an.
Am Abend gehen wir dann noch einmal in dieses Lokal und werden wie Stammgäste begrüßt.

Bali – Insel der Götter (Indonesien)

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Es ist 3.30 Uhr, als der Gesangswettbewerb der Muezzin beginnt. Und mit einer Stunde ist es nicht getan, zwei müssen es an einem Freitag schon sein. Ich werde unsere Vermieterin fragen, wie die Menschen damit zurecht kommen. Beim Frühstück erfahren wir, dass die Gläubigen quasi im Halbschlaf ihr Gebet verrichten und dann sofort weiterschlafen können. Ihr belgischer Ehemann hat allerdings zwei Jahre gebraucht, bis er den Weckruf nicht mehr hört.

Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis uns das Taxi abholt. Bei Tageslicht sehen wir, dass Banyuwangi eine kunterbunte Stadt ist. Häuser, Zäune und Mauern – alles ist irgendwie mit Farben verschönert. Hier tragen die muslimischen Männer Sarong, vielleicht weil sie gerade aus der Moschee kommen.

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Die Fähre soll laut Fahrplan im Viertelstunden-Takt fahren. Heute passiert das jedenfalls nicht. Als sie endlich ablegt, fährt sie in einem Tempo, dass man sie schwimmend locker überholen könnte und aus den üblichen 30 Minuten Fahrzeit das Doppelte wird. Endlich in Gilimanuk/Bali angekommen will Klaus erst noch Essen gehen. Ich dränge auf Weitergehen, was seine Laune nicht unbedingt verbessert. Wir nehmen den erstbesten Bus und bekommen die beiden „Ehrenplätze“ neben dem Fahrer. Es ist eng und heiß und die 150 Kilometer nehmen kein Ende. Obwohl die Landschaft schön ist und die vielen Tempelchen und Ahnenschreine mich begeistern, sitze ich auf heißen Kohlen, Stunde um Stunde vergeht. Nach 5 Stunden erreichen wir den Busbahnhof, jetzt sind es noch 12 Kilometer bis zum vorgebuchten Hotel. Eine weitere halbe Stunde vergeht, bis wir endlich um kurz nach 20 Uhr in unserem Hotel ankommen. Heimlich tippe ich eine 11 in mein Handy und sende die Nummer an eine bekannte WhatsApp-Adresse. Kurz darauf klopft es an unsere Zimmertür. Klaus öffnet und als er sieht, wer vor der Tür von Nummer 11 steht, taumelt er drei Schritte rückwärts. Unsere Tocher und ihr Mann kommen lachend ins Zimmer. Die lange geplante Überraschung ist uns wirklich geglückt. Die Erzählungen und Umarmungen wollen kein Ende nehmen, und der Abend im nahe gelegenen Restaurant wird lang und später im Hotelzimmer fortgesetzt.

Am nächsten Tag besuchen wir in die Innenstadt von Denpasar, um ein paar Einkäufe. erledigen. Danach fahren wir zum alten Kumbasari Marktgebäude. Für uns ist das ein vertrauter Anblick, für unsere Neuankömmlinge gibt es viel zu staunen. Unbekannte Obst- und Gemüsesorten, ein buntes Angebot an Meeresfischen – frisch, getrocknet oder bereits gekocht. Dazu kann man die Brühe in fest verknoteten Plastikbeuteln mitnehmen. Ich lasse mir ein paar Schlangenhautfrüchte einpacken. Ein kleines, etwa achtjähriges Mädchen neben mir zupft an meinem T-Shirt und deutet auf den großen Korb, den es auf dem Kopf trägt. Es will mir unbedingt meine Tüte tragen und ist traurig, dass ich nicht zustimme. Andere Lastenträger haben mehr Glück, die Körbe auf ihrem Kopf sind randvoll, und wenn sie den Kunden ihre Waren zum Auto oder Moped bringen, gibt es ein Trinkgeld. Von einem Einheimischen wurden wir gewarnt, Kindern im schulpflichtigen Alter Waren abzukaufen oder ihnen Geld zu geben. Damit mache man sich strafbar.

Wir laufen durch die Straße der Stoffhändler und werden von einem  pensionierten „Hochschulprofessor“ angesprochen, der uns zum nahe gelegenen Tempel führen will.

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Zunächst klärt er uns über eine auf einer Art Verkehrsinsel stehende Figur mit vier Gesichtern (Catur Muka) aus der Vielzahl der Hindu-Gottheiten auf . „Früher,“ betont er, „gab es hier täglich Autounfälle, seit die 10 Meter hohe Figur hier steht, ist nichts mehr passiert.“ Das sollte man auch bei uns an Unfallschwerpunkten einführen.

Für den Besuch im Tempel müssen wir uns Sarongs leihen. Alle Figuren und Schreine sind mit schwarz weiß karierten Tüchern umwickelt und dicht mit Opfergaben umlegt. In der nächsten Woche wird wieder ein Vollmondfest gefeiert, und die Vorbereitungen haben bereits begonnen. In einem Unterstand neben dem Tempel sind alle möglichen Gamelan-Instrumente aufgebaut. Nachdem wir den Tempel verlassen haben will unser aufdringlicher Führer uns unbedingt von seinem Cousin zu einer Veranstaltung fahren lassen, die natürlich ganz spektakulär und einzigartig ist. Wir schützen Müdigkeit vor und setzen uns in einem großen Park gegenüber auf eine Bank. Doch er gibt nicht auf und setzt sich neben uns. Wir müssen etwas energisch werden und ihm sagen, dass wir dort nicht hinwollen. Grummelnd verzieht er sich dann endlich nach einem Trinkgeld.

Auf der großen Rasenfläche ist allerhand los. Jungen spielen Fussball, Luftballonverkäufer wittern gute Geschäfte, Kleinkinder üben erste Schritte und Erwachsene sitzen plaudernd im Gras. Am anderen Ende ertönt plötzlich Musik. Neugierig laufen wir in die Richtung.

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Auf einer Bühne tanzen kleine Mädchen in klassischen balinesischen Kostümen – die Gesichter auf alt geschminkt – zur traditionellen Musik. Wir staunen, wie die acht bis zwölf Jahre alten Mädchen sich bewegen, welche Mimik und Gesten sie bereits beherrschen. Eine Weile schauen wir ihnen zu, fotografieren und filmen kleine Szenen. Allerdings ist die Gamelan-Musik vom Band für unsere Ohren unerträglich laut und schrill, so dass wir es nicht bis zum Schluss aushalten.

Am nächsten Morgen holt uns ein Fahrer im Hotel ab.  Durch den dichten Verkehr in Denpasar geht es an Ubud vorbei und dann nach Norden. Unzählige kleine Tempel säumen die Straßen. Viele haben diese an Frisuren erinnernden Dächer aus Zuckerpalmenfasern. Die meisten sind aus grauem Stein geschnitten. Wir sehen Reisfelder, erst flach dann in Terrassen angelegt und den Vulkan Agung, der im November mit einer gewaltigen Aschewolke auf sich aufmerksam machte und damit den Flugverkehr beeinträchtigte. Unser Ziel ist eine Villa an der Küste, die für die nächsten Tage unser Zuhause sein wird. Obwohl der tropische Garten direkt an den Strand anschließt, hat sie noch einen herrlichen Pool, den wir vier sofort ausprobieren müssen.

Fischer an unserem Strand

Am späten Nachmittag wollen wir etwas einkaufen und unser liebenswerter guter „Hausgeist“ Arif bestellt uns ein Auto – einen ehemaligen Kleinbus – in den man nur gebückt steigen kann. Der Inhalt von zwei vollen Einkaufswagen wird in unserem Fahrzeug verstaut und mit offener Tür und Fenstern geht es zurück zu unserer Villa. Nach vielen Monaten stehe ich zum ersten Mal wieder am Herd. Wie immer habe ich zuviel gekocht. Doch gerade, als Klaus beschließt, die Reste am nächsten Tag zu essen, schleichen drei ausgehungerte Gestalten durch den dunklen Garten. Erst als sie die Terrasse erreichen und ins Licht treten, erkennt Klaus in ihnen seinen Sohn, die Schwiegertochter und die schmerzlich vermisste Enkelin. Jetzt ist er vollkommen fertig mit den Nerven und springt komplett angezogen in den Pool. Wir sechs sind begeistert, dass die Überraschung perfekt gelungen ist. Und nun ist auch endlich das Geheimnis gegenüber Freunden und Bekannten gelüftet, warum wir uns so lange in Südostasien aufgehalten haben. Unsere Kinder wollten den 70sten Geburtstag ihres Vaters unbedingt mit uns feiern und Bali ist das ideale Ziel.

Wir feiern ausgelassen Geburtstag, machen einen Ausflug an die Nord-Westspitze, wo wir tauchen und schnorcheln.

Tags darauf kommt  eine Masseurin zu uns ins Haus und knetet uns der Reihe nach durch. Ein Ausflug führt uns zu dem in unserer Nähe gelegenen  schönsten Wasserfall der Insel. Als wir den Ausgangspunkt erreichen gibt es eine Zwangspause, weil ein Platzregen niedergeht. Wir müssen in einem kleinen Laden warten.

Dort  haben wir das zweifelhafte Vergnügen, gefangene Luwaks im Käfig zu sehen. Diese Schleichkatzenart produziert den teuersten Kaffee der Welt. Die Luwaks fressen die reifen Kaffeekirschen und scheiden die unverdauten Kaffeebohnen wieder aus. Durch die Magensäure sind sie leicht fermentiert und sollen dadurch ihre Bitterstoffe verlieren. Leider sind inzwischen viele dieser possierlichen Tiere eingefangen und in Käfige gesteckt worden, wo sie mit Kaffeekirschen gemästet werden. Wir probieren den Luwak-Kaffee und finden: Es lohnt sich nicht. Uns schmeckt der Kaffee nicht besser als anderer, der nicht durch eine Katze gewandert ist. Und eine Rechtfertigung für die Gefangenschaft dieser Tiere gibt es schon gar nicht.

Als es nur noch tröpfelt, laufen wir los. Es geht ständig bergab, zum Schluss nur noch über Stufen. Es sind mindestens 100 Meter Höhenunterschied, die vom Ausgangspunkt bis zum Grund der Schlucht. Wir müssen durch einen strömenden Bach waten und halten uns alle an den Händen. Der Blick auf den Wasserfall begeistert uns. Ein Wassernebel durchnässt auch noch den letzten Rest unserer Kleidung, aber das ist allen egal, es ist so ein toller Anblick und jede Anstrengung wert. Wir schaffen den Rückweg gerade so, bevor es hier stockdunkel wird.

Am Ostersamstag ist ein besonderes Vollmondfest: Es ist der erste Frühlingsvollmond. Arif lädt uns ein dabei zu sein, aber zuvor müssen wir entsprechende Kleidung kaufen. Alle brauchen Sarongs und Schärpen. Morgens kommt Arif und hilft beim richtigen Drapieren der Sarongs. Für die Männer bringt er noch traditionelle Kopfbedeckungen mit. So ausstaffiert fährt er uns in die Stadt. Viele festlich gekleidete Menschen säumen bereits die Straße.

Selbst die Allerkleinsten sind zu unserem Entzücken entsprechend gekleidet. Wie so häufig auf Bali erschnuppern wir immer wieder den Geruch von Räucherstäbchen. Wir verstehen nicht so richtig, was hier passiert. Erst im Nachhinein erfahren wir, dass das Fest diesmal zu Ehren des Eisengottes gefeiert wird. Deshalb sind viele Autos geschmückt worden. Immer wieder kommen Gruppen vorbei, einige Männer tragen einen Schrein auf den Schultern. Erst laufen sie in die eine, dann in die andere Richtung. Später macht sich die Menschenmenge auf den Weg zum Strand. Ein riesiger Lindwurm schiebt sich durch die Reisfelder begleitet durch Gamelan Kapellen. Ab un zu kommen Mopedfahrer mit Kühlboxen vorbei und verkaufen Eis und Getränke. Nach rund 3 Kilometern erreichen wir das Ziel, den Tempel am Meer.

Hier sind etliche Verkaufsstände aufgebaut, eine Art Altar steht direkt am Strand, Opfergaben werden ins Meer getragen, kurz benetzt und dann auf dem Altar abgelegt. Man kann auch auf Bali lebende Vögel, Fische oder Grillen ind kleinen Käfigen bzw. Plastikbeuteln kaufen und zur Freude der Götter freilassen.

Im Tempel gibt es Segnungen durch Hindupriester. Sie träufeln duftendes Wasser mit einem kleinen Bambusbüschel auf die knieenden Gläubigen und kleben ihnen Reiskörner auf Stirn und Dekolleté. Die vielen glimmenden Räucherstäbchen erschweren das Atmen und die Mittagshitze im Tempelbereich, in dem sich kein Lüftchen regt, setzt uns zu. Plötzlich steht Arif neben uns und bietet an, uns am Strand entlang zu unserem Haus zu begleiten. Es geht durch schmale Gassen – an einem weiteren Tempel mit furchteinflößenden Steinfiguren vorbei – an den Strand. Ein Fischerboot liegt hier neben dem anderen, viele in leuchtenden Farben angestrichen. Das Laufen auf dem Vulkansand fällt schwer. Mit jedem Schritt sinkt man ein, der Sand bildet keinen festen Untergrund. Das letzte Stück werden wir -den Göttern sei Dank – in dem alten gelben Bus gefahren.

Und am nächsten Tag, dem Ostersonntag, müssen Tochter und Schwiegersohn schon wieder zurückfliegen. Morgens um 9 Uhr werden sie abgeholt. Den Rest der Woche lassen wir es ganz ruhig angehen, schließlich müssen wir Kraft tanken für die Weiterreise. Hier kann ich noch mal alles waschen, kleine Näharbeiten erledigen, die Koffer säubern und Prospekte und Landkarten aussortieren. Am letzten Tag lassen wir uns noch zum Fuß des Vulkans Agung fahren.

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Keiner von uns verspürt auch nur die geringste Lust, den sechsstündigen Aufstieg zum Kraterrand in Angriff zu nehmen. Von unten sieht der Vulkan auch schön aus.

Am Freitag verlassen wir fünf dann endgültig die uns so lieb gewordene Villa. Arif hat wieder seinen Onkel Kadek mit der Fahrt beauftragt. Wir wollen noch einen Stopp in Ubud einlegen. Die Stadt mit den vielen Sehenswürdigkeiten bringt auch die negativen Seiten des Tourismus hervor. In der Innenstadt wechseln sich Souvenier- und Kleiderläden mit Restaurants ab. Das Straßenbild ähnelt dem von Chiang Mai in Thailand. Auch hier sieht man mehr Touristen als Einheimische. Ubud scheint das El Arenal der Australier zu sein. Wir sind froh, wieder im Auto zu sitzen.
Die Fahrt bis zum Flughafen in Denpasar zieht sich, häufig kommt der Verkehr zum Erliegen. Wir haben aber genügend Zeit eingeplant, damit wir rechtzeitig dort ankommen. Der Abschied von unseren restlichen Besuchern ist kurz und schmerzlich, wir versuchen alle, unsere Tränen zu unterdrücken und flüchten förmlich ins Auto.

Wir haben noch für drei Nächte ein Hotel in Flughafennähe gebucht; denn am 9. April verlassen wir Südostasien. Auf uns warten neue Abenteuer auf einem anderen Kontinent.