Die Hilfsbereitschaft der Menschen macht das Reisen hier so angenehm. Immer ist jemand da, der mit dem Gepäck hilft oder eine Hand reicht.
So auch, als wir ins Boot steigen. Wir müssen Rettungswesten anlegen, das Boot wird angelassen, es gibt einen Knall und dann nichts mehr. Ein anderes Schiff wird herbeigerufen, alle klettern von einem schwankenden Boot in das andere und mit Verspätung geht es los. Als wir nach einer halben Stunde den Hafen sehen, streikt auch dieses Boot.
Nach mehreren Versuchen ist der Motor dann doch bereit, uns holpernd bis an den Pier zu bringen, wo eine große Statue die Reisenden grimmig anschaut. Sie sieht aus, als hätte ihr jemand das Handy in dem Moment geklaut, als sie ein Selfie machen wollte. Nachdem jeder 200 Baht Eintritt für den hiesigen Nationalpark gezahlt hat, bringt uns ein Sammeltaxi zu unserer Unterkunft auf der Ostseite der Insel mit den schneeweißen Stränden,
Unser Ressort ist den Hügel hinauf gebaut. Wir müssen über viele Stufen, um zu unserem Bungalow zu kommen. Jemand hat sorgfältig darauf geachtet, dass keine der 49 Stufen dieselbe Höhe hat. Das wird jetzt unser tägliches Training. Ein weiteres absolvieren wir in unserem Bungalow. Die Bodenplatte neigt sich um 10 Zentimeter von vorn nach hinten. Wann immer wir aus dem Bett aufstehen, erfasst uns leichter Schwindel. Und wer in die Dusche läuft, hat das Gefühl abbremsen zu müssen.
Das Meer hat eine wunderbare Temperatur, der Strand ist samtweich, keine Kiesel oder Muscheln trüben das Barfußlaufen. Hier werden wir uns zwei Wochen lang entspannen, bis wir uns langweilen.
Für ein paar Euro mieten wir zwei Liegen, Tisch und Sonnenschirm, ohne Schatten ist es hier nicht auszuhalten. Immer wieder laufen vermummte Strandverkäufer vorbei, um entweder Massagen, Tücher oder Essbares anzubieten. Wie anstrengend, in der Hitze mit Grill oder Kühltaschen herumzulaufen.
Ein schweißtreibender Spaziergang bringt uns auf die Westseite der Insel zum Sunset-Point. Die Ressorts auf dieser Seite sind schöner und teurer, allerdings kann der Strand es nicht mit dem auf der anderen Seite aufnehmen, er ist nicht strahlend weiß und voller Kieselsteine. Eine Wolkenbank verhindert den perfekten Sonnenuntergang.
Dafür entschädigt die geschmackvolle Beleuchtung der Ressorts. Im Dunklen laufen wir zurück auf die andere Seite, wo es bunter, schriller und lauter zugeht. Wir finden ein Lokal am Strand, wo keine Musik dröhnt und laufen am Meer zurück bis zu unserer Unterkunft.
Wir können am Strand entlang und über die Felsen mit der Meerjungfrauen-Statue bis nach Ban Na Dan “Samet-City” laufen. Neben der Riesin am Pier und dem Flötenspieler auf dem Kreisel davor, gehört auch die Meerjungfrau mit dem kleinen Jungen zu den Plastiken, die zu Ehren von Thailands berühmtesten Dichter Sunthorn Phu errichtet worden sind.
1821 hat er begonnen, eine 30.000 Zeilen lange Abenteuergeschichte zu schreiben, in der es um einen in Ungnade gefallenen Prinzen, verwunschene Prinzessinnen und die Reise durch fantastische Welten geht.
Direkt hinter dem Denkmal beginnt der Hauptstrand, an dem ein Lokal neben dem anderen liegt.
Abends übertrumpfen sie sich gegenseitig mit den fantasievollsten Beleuchtungen, der Lautstärke der Musik und der Länge der Strohhalme in den Cocktails. Doch jetzt am Tag und an einem Wochentag ist wenig los. Mehrere schwimmende Piers bewegen sich schlangenförmig auf den Wellen, da müssen wir einfach mal bis zum Ende laufen. Wie volltrunken taumeln wir kichernd über den Steg.
Im kleinen Ort laufen wir auf einer Nebenstraße und sind erstaunt über den großen Tempel. Direkt daneben eine Ansammlung armseliger Hütten, halb versteckt hinter Bergen von Müll. Die Bewohner verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln und Sortieren von Müll.
Ko Samet, der Name geht zurück auf die anspruchslosen Cajeput Bäume (auf Thai Samet), ist knapp 7 Kilometer lang, bis zu 2,5 Kilometer breit und zum größten Teil Nationalpark. Sie gilt als Inselperle, für uns eine, die nur noch an einzelnen Stellen glänzt. Obwohl die Insel laut Reiseführer hauptsächlich von Reisenden aus Bangkok besucht wird, sehen wir sehr viele westliche Touristen. Auch viele Paare Thai/Farang – mehr oder weniger miteinander vertraut – verbringen hier Zeit. “Du wieder Dummkopf,” mosert ein 200 Kilo-Mann seine zierliche Begleiterin an. Die nickt und ich hoffe, sie denkt dasselbe wie ich.
Jetzt, zum Ende der Regenzeit, verlieren die Teakbäume ihre riesigen ledrigen Blätter. Die Mitarbeiter unseres Ressorts haben alle Hände voll zu tun, die Wege freizuhalten. Erst zu Beginn der nächsten Regenzeit in drei bis 5 Monaten schlagen sie wieder aus. Wir hören ständig Vogelstimmen, die wir dank einer App bestimmen können. Den Indischen Koel, einen Flaggendrongo, den Grünrücken-Nektarvogel und den Gelbbrauen-Laubsänger haben wir schon identifiziert. Leider lassen sich die Verursacher der Töne selten oder gar nicht blicken.
Vollmond, bei Flut schrumpft der Strand auf ein Drittel seiner sonstigen Breite. Weil das Wochenende bevorsteht, werden vor den Restaurants lange Tischreihen für die zu erwartende Gäste aufgebaut, die letzten Tischbeine stehen bereits im Wasser. Abends bei Ebbe sieht das natürlich anders aus. Wir gönnen uns eine Massage in einem kleinen Salon im Hauptort. Eine Stunde walken, kneten und biegen die beiden zierlichen Frauen an uns herum, manchmal bis an die Schmerzgrenze. Das Gefühl danach ist umso besser.
Viele Touristen mieten sich Mopeds, um die Insel zu erkunden. Erstaunlich, dass sie hier alle Sicherheitsbedenken für sich und ihre Kinder über Bord werfen. Während sie die Kleinen zuhause keinen Meter auf dem Laufrad ohne Helm zurücklegen lassen und vor dem Kauf eines Kindersitzes alle Testberichte ausgiebig studieren, scheinen sie hier plötzlich ihrem Schutzengel zu vertrauen. Vater, Mutter und Kind sitzen in leichter Kleidung ohne Helm auf Rollern oder Mopeds. Und hier im Urlaubsparadies darf der Kleine während der Fahrt auch mal auf Papas Schoß sitzen und den Lenker halten.
Mit einem Sammeltaxi fahren wir an die Südspitze, die die Form eines Fischschwanzes hat. Je eine Seite für Sonnenauf- und -untergang. Über Plattformen und Holzstege kann man von einer zur anderen Seite gelangen. Nach ein paar Fotos laufen wir zurück zum Eingang. Da kein Fahrzeug zu sehen ist, machen wir uns zu Fuß auf den Rückweg. Am Straßenrand ein Hinweisschild zu einem Ressort. Wir folgen dem Weg und bestellen uns etwas zu essen. Als mein Papayasalat: “Not spicy” kommt, habe ich das Gefühl, meine Zungenränder werden weggeätzt. Ob “not” auf Thai extra heißt, und der hilflose junge Kellner mir einen Gefallen tun wollte? Jedenfalls wundert er sich nicht, dass er den vollen Teller wieder abräumen kann.
Es soll nach der Landkarte einen Fußweg geben, aber wir finden ihn nicht und laufen auf der befestigten Straße. Mehrere 11- bis 16-prozentige Steigungen sind zu bewältigen. Als uns der Wachmann vor dem nächsten Ressort dringend abrät, den Waldweg zu laufen, nehmen wir das nächstbeste Taxi. Noch zwei Tage später sind unsere Knie beleidigt.