Um 6.25 Ortszeit (Colombo +2,5 h) landen wir in Kuala Lumpur. Noch ist es dunkel. Passkontrolle und Gepäckabholung funktionieren problemlos. Nun müssen wir uns in diesem riesengroßen Flughafen, der 50 km von der Hauptstadt entfernt ist, orientieren. Es gibt eine Schnellbahn, die in 28 min. am Zentralbahnhof ist. Wir kaufen ein 2-Tagesticket, mit dem wir sowohl in die Innenstadt kommen, als auch dort herumfahren können. Erst schaue ich noch interessiert aus dem Fenster, dann fallen mir die Augen zu, ich konnte im Flugzeug nicht schlafen. Viel zu schnell sind wir dann an der Sentral-Station. Erstmal gehen wir frühstücken, dann kaufen wir eine SIM-Card fürs Handy und danach suchen wir den Übergang zur Monorail. Drei Stationen weiter wir sind an unserer Haltestelle Hang Tuah. Bis hierher waren wir nur in klimatisierten Räumen und Zügen unterwegs. Draußen sind es schon über 30 Grad und wir laufen, unsere Koffer hinter uns herziehend zum vereinbarten Treffpunkt. Eine Frau um die fünfzig nimmt uns in Empfang und geht mit uns zu einem ca. 200 m entfernten Hochhaus. In der 25. Etage befindet sich unser Zimmer für die nächsten vier Tage. In diesem Haus existiert keine 4. Die Stockwerke 4, 14 und 24 heißen 3A, 13A und 23A. Wir brauchen eine Dusche und Schlaf und verabreden uns für 13 Uhr wegen weiterer Informationen. Pünktlich ist sie da mit einem Plan auf dem die Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind. Sie gibt uns Informationen zu unserem Appartement und dem Haus. Dann verschwindet sie und wir fallen nochmal in Tiefschlaf. Nach dem wir ausgepackt haben, machen wir uns auf den Weg, die nähere Umgebung zu erkunden. Was für ein Unterschied zu Sri Lanka, da liegt kaum Müll herum, alles sieht unglaublich aufgeräumt aus. Und diese Hochhäuser! Sicher, die Petronas Zwillingstürme hat bestimmt schon jeder mal irgendwo abgebildet gesehen, aber hier sind einfach überall Hochhäuser, eine tolle Kulisse.
Ganz in der Nähe unseres Appartementhauses landen wir in einer Fressstraße. Links und rechts sind Stände aufgebaut, da werden schon Grills angeheizt, wird Wasser in kleinen Töpfen zum kochen gebracht und die Lebensmittel appetitlich präsentiert.
Wir laufen die Straße hoch und schauen uns links und rechts die Angebot an. Da läuft einem wirklich das Wasser im Mund zusammen. Und hier sehe ich auch die erste Durian (Stinkfrucht). Der Verkäufer öffnet gerade die Schale und drinnen liegt das nierenförmige gelbe Fruchtfleisch. Hinter dem Stand sitzt die Kundin. Sie trägt Plastikhandschuhe, damit der Geruch des Fruchtfleisches nicht auf der Haut haften bleibt. Viele Hotels verbieten das Mitbringen dieser Früchte. Auch in Bahn, Bus und Flugzeug ist der Transport verboten. Der Gestank soll sich ca. eine Woche lang halten.
Wir suchen uns einen Platz vor einer der appetitlich aussehenden Küchen und bestellen mehrere kleine
Gerichte. Alles schmeckt hervorragend. Später schlendern wir weiter in die Innenstadt und in eines der vielen klimatisierten Einkaufszentren. Der pure Luxus, alle Nobelmarken sind vertreten. Nicht unsere Welt, aber der Brunnen vor dem Center, der wie drei aufeinander stehende Reisschalen aussieht, ist schön.
Unser Freund Peter hatte uns vor ein paar Tagen noch per E-Mail einige Informationen geschickt, und so fahren wir am nächsten Tag mit der Monorail zu den Petronas-Towers. Bei dieser Bahn ist der Bahnsteig durch Glaswände geschlossen. Erst wenn die Bahn kommt öffnen sich die Türen, so kann niemand auf die Schienen fallen oder gestoßen werden. Außerdem gibt es in der Innenstadt Busse, die Jedermann kostenlos nutzen kann. Am Fuß der Zwillingstürme gibt es natürlich ein Einkaufszentrum, das keine Wünsche offen lässt. Die Dekoration ist riesengroß, fantasievoll und wird von den Besuchern eifrig fotografiert. Eine Bühne ist auch vorhanden, dort finden stündlich Vorstellungen statt. Uns zieht es zum Supermarkt. Wir sind gespannt, wie das Angebot hier ist, und was das so kostet. Es gibt Lebensmittel aus aller Welt; einige sehr günstig, andere ziemlich teuer. Vor den Türmen ist ein Park mit einem riesengroßen Spielplatz angelegt. Alles sehr gepflegt, sehr sauber, nichts liegt herum. Viele Familien treffen sich hier.
Die Kinder toben in klatschnasser Kleidung begeistert auf dem großen Wasserspielplatz.
Die Erwachsenen haben Essen und Getränke für einen ganzen Tag dabei und genießen das Zusammensein mit Freunden und Familie. Für die Petronas-Türme gibt es Eintrittskarten für eine Besichtigung, bei der man sogar über die im 86. Stockwerk liegende Brücke von einem Turm zum anderen laufen kann.
Wir entscheiden uns für den eine Bahnstation entfernt liegenden Fernsehturm, damit wir von dort einen Blick auf die Petronas haben. Als Rentner werden uns sofort vergünstigte Eintrittspreise angeboten und wir kaufen ein Ticket bis ganz nach oben auf die offene Plattform. Hier kann man um den ganzen Turm herumlaufen. An zwei Seiten ist ein Glassteg angebaut, den man nur ohne Schuhe betreten darf. Der Blick 300 m in die Tiefe ist nichts für Leute mit Höhenangst. Als es auf den Abend zugeht machen wir uns auf den Weg ins chinesische Viertel.
Von der Richtung, aus der wir kommen, müssen wir uns erst durch den Kleidermarkt zwängen. Hier sind sie wieder alle vertreten die Nobelmarken, natürlich gefälscht und zum Bruchteil der Preise, die in den Einkaufszentren verlangt werden, aber offenbar sehr gefragt. Wir landen zum Schluss bei den Garküchen und bleiben auch gleich zum Abendessen. Zurück fahren wir mit der Bahn. Mit Hilfe der Pläne findet man sich schnell zurecht. Gegen Mitternacht findet über Stunden ein riesiges Feuerwerk statt. Es knallt ununterbrochen, wir sehen den Wiederschein in den Fenstern der Hochhäuser gegenüber sind aber zu müde, um nochmal vor die Tür zu gehen.
Am nächsten Tag wollen wir uns im Stadtteil Brickfield das indische Viertel ansehen. Hier fand gestern Deepavali, das große hinduistische Lichterfest statt. Überall stehen noch Verkaufsbuden herum und auf den Tischen türmen sich die Reste der nicht verkauften Feuerwerkskörper. Natürlich kann man hier indisch essen. In dieser Stadt kommt wirklich jeder kulinarisch auf seine Kosten. Für alle Sehenswürdigkeiten reicht unser viertägiger Aufenthalt nicht aus. Bei Temperaturen von 35 Grad lässt man sowieso alles etwas langsamer angehen. So laufen wir am letzten Tag noch ins alte Zentrum.
Neben der Moschee ist ein Einkaufszentrum mit Kunstgewerbe und Kitsch. Hier gibt es natürlich wieder ein verschwenderisches Warenangebot und bei dem einen oder anderen Artikel könnte ich mich durchaus vergessen. Aber erstens haben unsere Hartschalen-Koffer keinerlei Platzreserve und zweitens haben wir uns fest vorgenommen, nichts zu kaufen.
Den Abend beschließen wir wieder in der verlockenden Fressgasse in der Nähe unseres Appartements. Kuala Lumpur hat uns sehr gut gefallen, und hier kommen wir definitiv noch mal her. Das Miteinander verschiedener Religionen und Rassen funktioniert hier offenbar problemlos und schafft ein weltoffene Atmosphäre. Aber morgen früh um 6.50 Uhr geht es erst mal nach Myanmar.
Um 3.45 ist unser Taxi da und wir unterhalten uns mit dem Fahrer angeregt während der einstündigen Fahrt zum Flughafen. Er bestätigt unseren Eindruck des friedlichen Miteinanders in Kuala Lumpur und erzählt uns vom angenehmen Leben in der Stadt und im Land. Mit einem satten Plopp landet der Leatherman in der Box für konfiszierte Gegenstände am Sicherheitscheck. Wie ärgerlich, Klaus hatte ihn im Rucksack vergessen. Das teure Multitool liegt nun zwischen ein paar gefährlichen Nagelscheren. Das tut weh. Dann kann der Flieger nicht starten, weil 5 Passagiere fehlen, deren 7 Koffer bereits eingeladen sind. Nach einer Stunde ist es soweit, und nach 2 ½ Stunden Flugzeit landen wir in Myanmar. Es gibt bei der Einreisekontrolle Schalter für Einheimische (sehr voll), Asiaten (weniger voll) und andere Fremdlinge (gar nicht voll). Unser vorher beantragtes Visum wird kontrolliert und abgestempelt, unsere Fingerabdrücke werden gescannt, und wir sind ganz schnell durch die Kontrolle. Die Koffer sind auch schon auf dem Gepäckband. Das war mal eine flotte Einreise. Wir ziehen Geld am Bankautomaten und haben für 220 Euro 300.000 Kyatt in der Hand. Hier kann man wirklich schnell Millionär werden. Am Schalter für die SIM-Karten lauern schon die Schlepper, die uns mit dem Taxi zu überhöhten Preisen in die Innenstadt fahren wollen. Wir hatten allerdings vorher gelesen, dass vor dem Flughafengebäude ein offizieller Schalter ist. Dort sagt man wohin man will, Entfernung und Preis werden ausgerechnet und man bekommt einen Voucher. Der Taxifahrer muss einen dann zu diesem Festpreis ans Ziel bringen. Die Preise sind deutlich niedriger als die in der Ankunftshalle genannten. Unsere Unterkunft ist ein Hostel in der Nähe der Sule Pagode, und mitten im quirligen Leben Ranguns. In einem in der Nähe gelegenen japanischen Café gehen wir frühstücken und laufen durch die Gassen. Der erste Eindruck ist beklemmend. Es gibt moderne Restaurants, aber auf der Straße sind jede Menge Klein- und Kleinstgarküchen. Hier werden Pfannkuchen gebacken, Nudelnester frittiert, Wachteleier gebraten, Schweineinnereien gedämpft und da wird geschältes Obst verkauft. Und sowohl Köche als auch Kunden hocken auf Kinderstühlen und –hockern an Kindertischen. Der Abfall landet direkt im Rinnstein und hier mischen sich köstliche mit fauligen Gerüchen. Interessant zu sehen, wir würden auch gern verschiedenes probieren, aber erstens trauen wir der Tragkraft der Hocker nicht, zweitens finden wir das Drumherum nicht so appetitlich. Wir essen in einem der modernen Restaurants und schauen uns das Leben und Treiben danach weiter an. Die Häuser müssten fast alle dringend renoviert oder zumindest gestrichen werden. In dem Klima schreitet der Verfall rasch voran, und wenn nicht ständig etwas repariert oder verschönert wird, wirken die Gebäude schon nach 2 Jahrzehnten völlig heruntergekommen. Die meisten Frauen und Männer tragen Longyis, die knöchellangen Wickelgewänder. Bei Männern sind sie zu einem Schlauch zusammengenäht, bei Frauen offen. Bei vielen sehen wir Thanaka, die gelbe Gesichtsbemalung. Sie wird aus Stämmen des Holzapfelbaumes mit Reibesteinen gewonnen, mit Wasser verrührt und zum Schutz vor Sonne und zur Pflege der Haut mehr oder weniger sorgfältig aufgetragen.
Geschäftchen in Hülle und Fülle sind hier vorhanden. Wieder geordnet nach Artikeln. Hier Elektrokabel und Sicherungen, dort Kochgeschirr, da drüben Werkzeug, und in unserer Straße Papier für alle Zwecke. Offenbar gibt es auch noch Schreiber, die im Auftrag Briefe mit der Hand schreiben.
Die Wasserspender finden wir lustig und merkwürdig zugleich. Meistens stehen drei nebeneinander, aus Ton oder Plastik. Obendrauf liegt eine Tasse und das funktioniert dann so. Ein durstiger Mensch kommt, nimmt die Tasse und zapft oder schöpft Wasser, trinkt und stellt die Tasse dann wieder an den vorherigen Platz…. Die elektrischen Leitungen erzählen auch eigene Geschichten. Wenn man sieht, wie viele Leitungen provisorisch an eine Hauptleitung angeklemmt werden, denkt man sofort an illegale Strombezieher. Wir sehen gegenüber der Sule Pagode einen Obelisken mitten in einem Park und setzen uns mit einem Fruchtsaft zu den vielen Menschen, die dort den Abend verbringen. Kinder toben auf dem Rasen herum, Liebespaare hocken nebeneinander, Familien machen Picknick. Eine schöne Atmosphäre. Der nächste Tag steht unter dem Motto „religiöse Stätten“. Als wir zur alten Synagoge laufen hören wir Musik und sehen wir eine kleine Menschenmenge. Dazwischen bewegt sich etwas Dunkles.
Wir denken an ein Tier, aber als wir freie Sicht haben, erkennen wir dass zwei Männer in einem Stierkostüm zur Musik tanzen. Zwischen die Hörner wurden Schnüre gespannt und die Menschen stecken Geldscheine dazwischen.
Später sehen wir den völlig „erschöpften“ Stier vor dem chinesischen Tempel wieder. Inzwischen sind wir hungrig und setzen uns vor ein etwas größeres Lokal, weil es Stühle für Erwachsene hat. Links am Eingang hängen Plastiktüten mit Essensresten. Vermutlich können sich arme Leute hier etwas abholen, zumindest haben wir es in Sri Lanka so erlebt. Wir werden aufgefordert uns hinein zu setzen, was sich als richtig herausstellt; denn kaum steht unser Essen auf dem Tisch, geht ein Wolkenbruch nieder, wie es ihn nur in den Tropen gibt. Auf der anderen Straßenseite beobachten wir einen Mann, der diesen Regen als Dusche nutzt. Das Wasser sammelt sich in einer aufgespannten Markise und schießt in dichtem Strahl an einer Seite herrunter. Darunter steht er mit nacktem Oberkörper, seift Haut und Haare ein und spült die Seife wieder ab. Und weil es noch immer regnet, kann er anschließend auch noch eine kleine Wäsche machen. Wir sind nicht weit vom Yangon Fluss – einem Seitenarm des Irrawaddy – entfernt und wollen da natürlich hin.
Vor dem Ufer im Schlamm sind Marktstände aufgebaut. Alles wirkt erschreckend ärmlich, fast schon elend. Lastenträger schleppen Kisten, Säcke und Kanister zu den Schiffen. Größere Schiffe haben einen Landungssteg, aber die kleinen müssen direkt am Ufer festmachen. Da ist das Einsteigen und Beladen recht schwierig. Ständig legt ein Boot ab, ein anderes kommt an. Das Wasser ist trübe und ganz schön bewegt. Wir verabschieden uns von dem Gedanken, irgendwann eine Strecke mit dem Schiff zu fahren und machen uns zu Fuß auf den Weg zur 3 ½ km entfernten Swedagon Pagode, der imposantesten des Landes. Je näher wir kommen, um so sauberer die Straßen und Häuser. Als der nächste Wolkenbruch sich ankündigt, flüchten wir in ein Restaurant.
Die goldene Pagode ist fast 100 m hoch und soll mit über 50 t Blattgold belegt sein. Es geht barfuß eine lange, von Läden gesäumte Treppe hinauf und durch eine Sicherheitskontrolle zur Kasse. Wir müssen beide Longyis leihen weil zu viel von unseren Beinen zu sehen ist. Als wir oben ankommen, stehen wir mit offenen Mündern da. Das hatten wir nicht erwartet. Von weitem ist nur die große Pagode zu sehen, aber hier ist ein Meer von Pagoden, und die Verziehrungen, die kleinen Tempel, die Gebetsstätten, wir sind völlig gefangen genommen von dieser Anlage und lassen uns einfach treiben. Auch ohne einen religiösen Zugang zu haben, ist man ergriffen. Wir mögen uns jetzt nicht in einen Bus oder ein Taxi setzen, wir brauchen Zeit, die Eindrücke wirken zu lassen und laufen zurück.
Die Prachtstraße wird weniger prächtig, die kleinen Stände stehen wieder im Schmutz am Straßenrand und dann auf der linken Seite plötzlich ein Einkaufszentrum; groß, prächtig, elegant und exklusiv mit Wachmännern und Sicherheitsschleuse. Ich empfinde es irgendwie als Provokation, aber vielleicht geht das nur mir so. Kurz darauf sind wir wieder in unserem Viertel mit den vielen Überlebenskünstlern. Irgend etwas ist mir heute nicht bekommen, ich habe mir eine Magen-Darm-Infektion mit all den schönen Auswirkungen eingefangen und verbringe den Sonntag im Bett. Den Aufenthalt können wir nicht verlängern, unser Doppelzimmer ist ab morgen schon wieder vermietet. Deshalb suchen wir uns einen Ort aus, der in ein paar Stunden mit dem Bus zu erreichen ist. Die Wahl fällt auf Taungoo, eine der früheren Hauptstädte des Landes in Richtung Mandalay – wohin jeder Myanmar-Tourist fährt – wir natürlich auch. Eine der netten Damen an der Rezeption bucht uns ein Busticket und schreibt alles wichtige für uns auf, einmal in birmanisch und einmal in englisch.
durch dichten Verkehr 26 km weit zum Busbahnhof bringen. Hat uns der in Kandy schon erstaunt, ist hier alles noch um ein vielfaches größer. Der Taxifahrer muss fünfmal fragen, bis er die richtige Stelle findet und uns am Bus absetzen kann. Sofort stürzen zwei junge Männer herbei, nehmen unsere Koffer und befestigen Anhänger mit dem Namen unseres Zieles am Griff. Auch eine Getriebestange muss heute mit. Wir sind eine Stunde zu früh, aber es gibt einen Warteraum mit Verkaufstresen und Toiletten.
Nach und nach kommen die Passagiere und versorgen sich mit Proviant. Kekse werden schachtelweise gekauft, auch frisches Gebäck ist gefragt. Draußen laufen Frauen mit Tabletts auf dem Kopf herum, auf denen Wassermelonenstücke, Bananen oder mit Chili vermischte Mangoscheiben liegen. Einen der Kinderhocker haben sie sich über den Arm gehängt, damit sie entweder das Tablett abstellen oder sich von Zeit zu Zeit setzen können. Auch hier wird fleißig gekauft. Nur der Mann, der links Bügel mit Mädchenkleidern und rechts mit Fußballtrikots für Jungen trägt, hat heute kein Glück. Die Reisenden haben offenbar keinen Bedarf, alle Kinder sind bereits bekleidet. Zehn Minuten vor der Abfahrtszeit wird die Tür geöffnet, aber wir haben reservierte Plätze, somit kann man sich Zeit lassen. Im Gegensatz zu Sri Lanka werden hier nur so viele Reisende mitgenommen, wie es Plätze gibt. Außerdem gibt es Sicherheitsgurte und an jedem Platz eine Flasche Wasser und eine Spucktüte, die später auch von vielen gebraucht wird. Auf dem Fernsehschirm wird das Gebet eines Mönchs übertragen, das in Endlosschleife im Sprechgesang in etwa so klingt. Uma nitti manga papi al di pittior patta na getita jeje ride mar tador Wir hoffen, dass der Fahrer nach dem Start aus- oder umschaltet. Aber scheinbar hat er so wenig Vertrauen in die eigenen Fahrkünste, dass er dieses Mantra auch nach dem Start für einen guten Reiseverlauf weiterdudeln lässt. Ich beginne mich nach Marika Röck zu sehnen. Draußen sind jede Menge Mopeds zu sehen. In Yangon fuhren keine, sie sind wohl aus der Stadt verbannt worden, aber hier werden sie als billiges Taxi genutzt. Die Frauen sitzen im Damensitz hinter dem Fahrer, manches Mal haben sie noch ein Kind auf dem Schoß. Da muss man das Denken über alles was passieren könnte sofort ausschalten. Der Bus nimmt die Strecke über die Schnellstraße. Eine flache grüne Landschaft, immer wieder durchschnitten von lehmbraunen Flüssen und Bächen. An der linken und rechten Seite kommen Hügelketten in Sicht, und davor liegen Reisfelder. Wasserbüffel stehen und liegen herum. Der Bus verlässt die Schnellstraße und hält in einer kleinen Stadt. Gegenüber werden gerade mehrere Kartons mit Küken aus dem Bus ausgeladen und auch die Getriebestange hat ihr Ziel erreicht und wird hier schon erwartet.
Weiter geht es jetzt über die Landstraße.
Der Reis ist bereits geerntet und trocknet auf großen Planen auf der Straße. An anderer Stelle wird schon zusammengeschaufelt und der Reis in Säcke verpackt. Links und rechts wird jeweils die Hälfte der Straße dafür beansprucht. Alle Fahrzeuge müssen ausweichen, finden offenbar alle ganz normal. An der Endstation Taungoo warten schon wieder die „hilfreichen“ Geister. Die Männer versuchen, unsere Koffer zu schnappen, um sich die Passagiere zu sichern. Nichts da, wir halten eisern fest und wollen uns erstmal einen Überblick verschaffen. 2000 Kyatt pro Person nennt uns jemand, schnappt sich einen Koffer und hievt ihn auf sein Moped. Das machen wir auf keinen Fall, ruck-zuck ist der Koffer wieder unten. Wir suchen nach einem Auto, aber angeblich gibt es sowas in Taungoo nicht. Klaus versucht mit unserem Hotel zu telefonieren, bekommt aber keine Verbindung. „Wir laufen,“ verkünden wir den um uns herumstehenden Männern und machen uns auf den Weg. Einer kommt mit seinem Moped mit handgeschmiedetem Beiwagen mit zwei Sitzen hinter uns her und bietet an, uns beide für 2000 zu fahren. Wie soll das wohl gehen? Klaus sitzt vorne, ein Bein und einen Koffer auf der Fußstütze, das andere Bein frei schwebend. Ich mit dem Rücken zu ihm, den Rucksack auf den Knien. Der zweite Rucksack vor und der Koffer hinter dem Fahrer. Fünf Hände halten Gepäckstücke, die sechste den Lenker. Die Einheimischen amüsieren sich königlich und wir sind kurz darauf froh, heil an unserem Ziel anzukommen.
Unser Hotel ist ganz aus Teakholz gebaut, hat einen umlaufenden Balkon und liegt mitten im Grünen.
Beim Frühstück am nächsten Morgen treffen wir ein deutsches Paar mit lebhafter, interessierter Tochter, die die zwei Wochen Herbstferien für eine Rundreise nutzen. Schade, dass sie kurz danach abreisen, es war so ein interessantes Gespräch.
Weil wir – auch Klaus ist mittlerweile betroffen – noch nicht wieder richtig auf dem Damm sind, verbringen wir einen ganz ruhigen Tag auf der Terrasse und verlängern unseren Aufenthalt noch um eine weitere Nacht. Wir wollen wenigstens etwas von Taungoo sehen und leihen uns am nächsten Tag Fahrräder, um die rund 3 km in die Innenstadt zu fahren. Immerhin war es kurzzeitig mal Hauptstadt unter einem König.
Es geht durch kunterbuntes Marktgewimmel an einen kleinen See.
Viele junge Menschen sind hier, und fast alle haben sich zum Lernen hier her zurückgezogen, die Abschlussprüfungen stehen kurz bevor. Ein kleiner Spaziergang unter schattigen Bäumen und dann wieder zurück.
Es ist Mittagszeit und etwas weniger turbulent.
An der Hauptstraße startet gerade ein kleiner Autokorso, scheinbar für eine Lotterie, mehr können wir nicht in Erfahrung bringen.
Die Transporter sind geschmückt mit den zu Fächern und Ornamenten gefalteten Losen und auch mit den Sachgewinnen. Es läuft flotte Musik und auf einem der Autos wird ausgelassen getanzt. Um kurz nach sieben verlassen wir unser gemütliches Zimmer, das wir uns mit einem handgroßen (ohne Schwanz gemessen) Gecko geteilt haben. Hier haben wir uns richtig wohlgefühlt. Der Beiwagen unseres Fahrers ist etwas größer als der auf der Hinfahrt. Die Koffer finden noch unter unseren Sitzen Platz. Wir knattern die Hauptstraße entlang, wo schon viele Menschen auf Fahrrädern und Mopeds unterwegs sind. Viele lachen uns an und winken uns zu. Der Fahrer biegt in eine Seitenstraße auf einen matschigen Platz mit vielen Schlaglöchern ein. „Hier?“ Das sieht eher aus wie eine Schuttabladestelle. Aber es gibt einen vorne offenen Wartebereich mit zementiertem Boden und er zieht ein paar Stühle für uns heran. Der Bus kommt, der Fahrer im Longyi steigt aus und verschwindet hinter dem Wartehäuschen. Wir hören Wasser plätschern, die Zahnbürste kommt zum Einsatz und er kommt nass und frisch wieder hervor und zieht sich im Bus Hemd und Hose an.
Zwanzig nach acht geht es los. Der Bus hat dick gepolsterte Sitze, und auch wieder die Wasser/Tüten-Ausstattung. Über eine Stunde kann man wieder dem betenden Mönch auf dem Bildschirm folgen. Dann bekommen wir einen Einblick in den hiesigen Musikgeschmack. Die Melodien erinnern an San Remo Schlagerfestivals aus den 50er Jahren. Dazu werden Videoclips nach folgendem Schema gezeigt: Sie trifft ihn oder umgekehrt. Man verliebt sich, es gibt ein Missverständnis, einen Streit. Beide gehen in unterschiedliche Richtungen sie weint oder schmollt. Er kommt zurück mit einer Rose und/oder einer Flasche Champagner, fällt vor ihr auf die Knie, sie verzeiht = Happy-End. Die Handlungen finden am See, am Flussufer oder in einer Villa statt. Danach läuft ein Film mit endloser Tragik.
Während der Fahrt haben wir einmal 5 und einmal 30 Minuten Pause und noch eine unfreiwillige durch eine Polizeikontrolle, wo wir – die einzigen Ausländer im Bus – unsere Pässe abgeben müssen. Nach 10 Minuten kommt der Schaffner mit ihnen zurück und weiter gehts. Nach 8 Stunden erreichen wir Mandalay.
Birmesen haben die Gabe, überall schlafen zu können. Kaum rollt der Bus, fallen sie in Tiefschlaf, auch die Kinder.
Hinweis: Manche Fotos sind nicht scharf, das liegt an den schlecht geputzten Fensterscheiben der Busse, trotzdem möchte ich sie gern zeigen.
Nachdem wir uns durch die wartenden 15 Mopedfahrer gearbeitet haben, gelingt es tatsächlich ein Taxi zu bekommen, was auch den Namen verdient, also vier Räder hat statt zwei. Unser Hotel wurde erst Anfang des Monats eröffnet und lässt auf einigen Komfort hoffen. Die Anzahl des Personals ist für unser Empfinden dreimal so groß, wie in vergleichbaren deutschen Hotels. Wir bekommen ein Willkommensgetränk, bis die Anmeldung vollzogen ist. Dann wird unser Gepäck auf einen Messingwagen geladen – hatten wir auch noch nie – und in unser klimatisiertes Zimmer gebracht. Hier erwarten uns Bademäntel, Hausschuhe, eine Minibar, ein ganzes Tablett voller Pflegeprodukte, Kaffeepulver und Teebeutel und ein Wasserkocher und dieses Zimmer kostet inklusive Frühstück 15 € pro Nacht. Oft haben wir uns geärgert, dass in Deutschland in Gasthöfen oder Pensionen nichtmal ein winziges Stückchen Seife vorhanden war. An Seife hat es bisher in keiner unserer Unterkünfte gefehlt. Irritierend, dass sich die Mitarbeiter immer vor uns verbeugen. Schon in Taungoo sind sowohl Frauen als auch Männer immer in gebückter Haltung an uns vorbeigelaufen, wenn wir auf der Terrasse saßen. Den Abend verbringen wir mit dem kostenlosen Cocktail des Tages auf der Dachterrasse des fünfstöckigen Hotels – des höchsten Hauses in der Umgebung hier – und sehen uns ein traditionelles Marionettentheater an.
Das Personal ist manchmal etwas unbedarft (Besteck fehlt, Klaus sagt Bescheid und bekommt seins. Auf die Idee, dass ich auch eins brauche, kommt man nicht von allein), aber immer umwerfend liebenswürdig und freundlich.
Am nächsten Morgen laufen wir zuerst zum 10 Minuten entfernt liegenden Irrawaddy. Der Fluss kommt aus dem Himalaya und bringt tonnenweise Schlamm mit. An seinem Ufer ist eine Siedlung entstanden, die für uns bisher unvorstellbar war.
Hier haben die Ärmsten der Armen sich aus allem, was nur irgendwie als Baumaterial zu nutzen ist Hütten gebaut. Der lehmige Fluss ist ihre Lebensgrundlage.
Eine Mutter badet gerade mit ihrem Baby; sie ist bekleidet, das Kleine nackt.
Direkt daneben waschen Frauen die Wäsche, Kinder spielen und planschen, ein Stück weiter wird geangelt. Große und kleine Schiffe sind am Ufer vertäut. Wir können völlig unbehelligt herumlaufen, haben aber ein beklemmendes Gefühl, weil die Menschen hier unter so unwürdigen Bedingungen leben. Mandalay war letzte Hauptstadt des Königreiches Birma. Die riesige königliche Palastanlage von 1857 wurde im zweiten Weltkrieg bei Kämpfen zwischen Japanern und Briten völlig zuerstört und 1990 unter der Militärregierung wieder aufgebaut. Diese Anlage ist unser Ziel. Sie liegt auf einem 2 x 2 km messenden quadratischen Areal, rundherum von einer Mauer und einem breiten Wassergraben umgeben.
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Als wir nach unserem Fußmarsch an einer der Brücken ankommen steht dort, dass Ausländer nur durch den gegenüberliegenden Eingang gehen dürfen. Jetzt noch mal 4 km, das ist uns in der Mittagshitze mit über 30 Grad einfach zuviel und wir nehmen ein Taxi. Für 10.000 Kyatt (6 €) pro Person bekommen wir Eintrittskarten, müssen aber dann noch unsere Pässe hinterlegen und bekommen ein Umhängekärtchen, das uns als Ausländer ausweist. In der Mitte der 4 km² großen Fläche liegt die Rekonstruktion des Palastes, den man wieder nur barfuß betreten darf.
Wir laufen von Haus zu Haus bis zum Wehrturm, von dem man nach 120 Stufen einen guten Überblick über die imponierende Palastanlage hat.
und davor findet sich auch noch ein Platz
Dann lassen wir uns in die Innenstadt in die Nähe der Einkaufszentren fahren, weil alle die wir bisher gesehen haben viele Restaurants hatten. Nicht so in Mandalay, hier fühlen wir uns um Jahrzehnte zurückversetzt und kehren gegenüber in einem der üblichen Restaurants ein. Zum Hotel fahren wir mit einem Sammeltaxi, die eigentliche Ladefläche hinter dem Fahrerhaus ist mit dicken Polstern ausgelegt. Darauf flözend kommen wir zu unserem Hotel, wo sofort 3 Mitarbeiter herausstürzen, um uns heraus zu helfen. Sie scheinen etwas verwirrt zu sein, dass wir mit so einem Gefährt unterwegs waren.
Am nächsten Tag laufen wir wieder Richtung Fluss, als wir von einem Tuktuk-Fahrer angesprochen werden. Er bietet uns für einen Betrag von 18 € eine Rundreise an und wir sagen spontan zu.
Es geht die Straße am Irrawaddy entlang, und hier setzen sich die Elendsquartiere fort. Dazwischen haben die dort lebenden Menschen Stände aufgebaut, direkt am Flussufer bearbeiten manche ein Stück Land und verkaufen die Ernte jetzt an der Straße. Andere verkaufen Holz und geflochtene Matten, Baumaterial zum Bau eines Hauses. Wieder andere bieten Korbwaren oder Tontöpfe an. Inmitten der über den Hochwasserdamm führenden vier Fahrspuren haben sich Menschen auf dem Grünstreifen aus Planen erbärmliche Behausungen errichtet. Jetzt ist es warm und trocken, aber in der Regenzeit muss es furchtbar sein. Wir halten an einem Tempel, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick hat.
Unter uns hat ein mit tausenden Säcken beladener Frachter festgemacht. Über Holzstege wird er von etlichen Tagelöhnern entladen. Wenn die sehen könnten, wie das anderswo im Minutentakt mit Containern funktioniert, würden sie die Welt nicht mehr verstehen. Der Fahrer hält an einem Nebenfluss des Irrawaddy und bedeutet uns, ein Ticket zu kaufen. Er spricht nicht genug englisch, um uns zu erklären, was uns erwartet, also folgen wir der Aufforderung.
Wir werden mit einem Boot auf die andere Seite gebracht, und hier stehen mindestens 100 Kutschen mit kleinen Pferden davor.
Wir laufen einfach los, aber man erzählt uns, wir müssten für viel Geld unbedingt Kutsche fahren, weil der Ort Ava (eine alte Ruinenstadt) 8 km entfernt sei. Es gefällt uns nicht, in einer Kolonne von Pferdekutschen durch die Gegend zu fahren, deshalb kehren wir um. Später hören wir, dass es in Wahrheit nur 300 m sind, aber es ist eben alles relativ.
Weiter geht es zur U-Bein-Brücke, das ist ein 1,2 km langer Brückensteg aus Teakholz über den Taungthaman See.
auch die beiden Prinzessinnen besuchen die Brücke
Beliebt bei Einheimischen und Touristen, dementsprechend ist der Weg dorthin mit Verkaufsbuden gepflastert. Auch auf der Brücke, die kein Geländer hat, setzen sich die Buden fort. Verkauft wird allerlei Krimskrams, aber natürlich auch wieder jede Menge Proviant. Gegrillte Krebse und auch Mäuse, die wir zuerst für Singvögel gehalten haben. Irgendwie haben wir noch keinen richtigen Appetit.
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Im See unter der Brücke wird geangelt, gefischt und die Wasserhyazinthen zusammengeschoben.
er kommt beim Angeln garantiert nicht ins Schwitzen
Die Fotomotive sind großartig. Nachdem wir zurück sind hält der Fahrer noch vor einer Weberei. Wir hatten schon auf der Herfahrt das Geklapper der Webstühle links und rechts der Straße gehört.
Hier wird wirklich noch auf alten Webstühlen gewebt. Baumwolle und Seide kommt zum Einsatz. Fasziniert beobachten wir zwei Frauen, die Jaquard auf althergebrachte Weise herstellen. Die verschiedenen Farben sind auf unzählige kleine Schiffchen gewickelt und werden vor Hand durch die Kettfäden geführt. Das Muster ist auf einem Blatt Papier skizziert. Die hier hergestellten Stoffe werden in der Mehrzahl für Longyis verwendet. Der nächste Halt ist am Fuß des Mandalay-Hügels. Hier führen 1200 Treppenstufen (hatten wir doch schon mal) ganz nach oben zum Tempel, und die muss man – aus welchen Gründen auch immer – barfuß zurücklegen.
Wir machen uns mal wieder auf den Weg bergauf. Irgendjemand hatte wohl im Internet geschrieben, dass es lohnend sei, den Sonnenuntergang von hier oben zu fotografieren. Und so hocken über 100 Menschen dichtgedrängt am Geländer, die Kameras schussbereit durch die Gitterstäbe gereckt und warten darauf, dass die Sonne spektakulär untergeht. Als sie dann ganz normal untergeht, sind wir schon wieder unten und lassen uns von unserem Fahrer zum Hotel bringen. Seit Tagen werden auf der Straße gegenüber alle möglichen Stände aufgebaut. Auch hier hängt wieder alles mit der Lotterie zusammen. Die Gewinne werden präsentiert, darunter Besen, Eimer, warme Decken, Kochtöpfe und Mönchsbekleidung. Ein Karussell nimmt die halbe Straße ein, und jetzt ist auch noch eine Bühne dazugekommen, die eine komplette Straßenhälfte beansprucht. Dazu dröhnt Musik aus Lautsprechern. Das dahinter liegende Restaurant ist heute Abend unser Ziel. Es ist an zwei Seiten offen und hat den Charme einer Fabrikhalle. Sollte sich das Geschäft nicht tragen, kann man hier immer noch Traktoren verkaufen oder Reissäcke lagern. Ich bin die einzige Frau unter über 100 Gästen und trinke – bestaunt von allen Seiten – Bier. Hier wuseln mindestens 15 Kellner herum, und eine Zuständigkeit nach Tischen scheint es nicht zu geben. Wir haben eine Schale Suppe mit zwei Löffeln hingestellt bekommen. Nachdem wir ein paar Löffel genommen haben, verschwindet die Schale und kurz darauf wird eine andere – voll und dampfend – vor uns hingestellt. Vermutlich ist es ein ewiger Kreislauf. Wenn die Gläser halb leer sind, kommt ein Kellner mit zwei eisgekühlten Gläsern und schüttet das Bier um. Zum Schutz der Bierdeckel wird noch Toilettenpapier unter die Gläser gelegt. Alles mutet für uns merkwürdig an, aber vermutlich sind wir das in den Augen der Einheimischen auch. Das Essen ist sehr gut, und wir handhaben die Stäbchen inzwischen auch ganz gekonnt. Wir beschließen den Abend auf der Dachterrasse unseres Hotels und lauschen einer Band mit guter Sängerin.
Heute, am Sonntag, besuchen wir die Kuthodaw-Padode, die das größte Buch der Welt beherbergt.
eine Seite des „steinernen Buches“
In vielen kleinen weiß getünchten Stupas – es sollen 729 sein – steht jeweils ein ca. 90 cm hoher Marmorblock, in den auf beiden Seiten je ein Blatt von Buddhas Lehrschrift eingraviert ist. Viele Touristen sind hier, aber es ist wohl auch ein beliebter Ausflugsort für Einheimische, denn die stellen die große Mehrheit.
wenn ich groß bin, werde ich Tempelwächter
Danach lassen wir uns noch zu einer Werkstatt fahren, in der von Hand Blattgold hergestellt wird. Blattgold wird von jeder Bevölkerungsschicht gekauft, um es auf einer Statue oder einer Pagode zu opfern.
Goldkörnchen werden zwischen spezielles Papier gelegt, zwischen zwei Holzbretter gelegt und verschnürt und dann wird das Ganze mit einem Holzhammer so lange bearbeitet, bis das Gold zu einem hauchfeinen Blatt wurde. In einer abgeschlossenen Werkstatt werden diese Blättchen zwischen 5 x 5 cm großes Papier gelegt, passend abgeschnitten und gebündelt. Das für das Schlagen benutzte Papier wird mit einem dicken Lappen abgewischt und mit einer Talkumschicht versehen für den nächsten Durchgang. Die Fahrt zurück geht durch kleine Straßen, wir fahren an den Schreinerwerkstätten vorbei, dann bei den Steinmetzen und schließlich noch bei den Messinghändlern. Das Tuktuk erregt überall Aufsehen, es gibt in Mandalay noch nicht viele und dann sitzen auch noch (blonde)Touristen drin.
Unser Tuktuk-Fahrer vom Samstag fährt uns vom Hotel zur Busstation. Sofort rennen ihm etliche Männer entgegen, die wissen wollen wohin es geht. Einige wenden sich sofort enttäusch ab, als sie das Ziel erfahren, andere wollen uns überreden, woanders hin zu fahren. Zum Schluss bleiben zwei übrig, die uns zu einem Kleinbus bringen.
Buse transportieren auch Frachtgut / was nicht auf’s Moped passt kommt auf den Bus /i rgendjemand kauft immer wasKopftransport ist ganz normalschon früh an Technik interessiert
Die Koffer kommen zusammen mit Säcken und Paketen aufs Dach. Pünktlich um 11 Uhr geht es los. Nach 100 Metern stoppt der Bus und die zwei Gehilfen, die sich schon um uns gekümmert haben, rennen draußen herum und versuchen weitere Menschen dazu zu bringen nach Monywa zu fahren. Das wiederholt sich noch etliche Male, der Bus stoppt, die beiden schreien das Fahrziel in die Gegend und dann wird es wirklich so voll, dass einer der beiden vor der Flussbrücke zurückbleibt und der andere auf dem Dach mitfahren muss. Wir überqueren den mächtigen Irrawaddy und bestaunen mal wieder die angebotenen Waren links und rechts der Straße. Ab und zu kommen uns Ochsengespanne entgegen. Nach ungefähr 1 ½ Stunden gibt es wieder eine Essenspause vor einem Lokal, nach 15 min geht es weiter. Nach und nach wird es leerer, und der Dachhocker kann wieder neben Klaus Platz nehmen. Exzessiv kaut er Betelnüsse und spuckt den roten Speichel in eine leider durchsichtige Tüte. Nach und nach kommt eine ganze Menge zusammen. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb schauen wir stur zur anderen Seite und versuchen auch die Nase zusammen zu kneifen. In Myanmar ist die Droge so sehr verbreitet, dass Männer nur deshalb attraktiv wirken, weil sie weiße Zähne haben. Das ständige Ausspucken, die roten Münder und Zähne, die schadhaften Gebisse sind einfach nur abstoßend. Die vielen roten Flecke auf Straßen und Wegen lassen anfangs an Messerstechereien oder Tieropfer denken, aber es sind die Rückstände der Betel-Junkies. Irgendwann ist auch diese Fahrt vorbei, wir erreichen Monywa, die Stadt mit dem größten stehenden Buddha der Welt (130 m) und wir lassen uns von einem Tuktuk zum Hotel bringen. Wir verabreden uns mit unserem Tuktuk-Fahrer für den nächsten Tag zu einem Ausflug zu den Hpo Win Daung Höhlen. Er holt uns pünktlich ab und wir rasen mit 20 km/Stunde über die Landstraße, überqueren zuerst den Chindwin, der in den Irrawaddy mündet und etwa 10 mal so breit ist, wie der Rhein bei Mainz, und später noch einen Nebenfluss. Zwischendurch sehen wir ein paar Menschen mitten auf der Straße hocken. Keine Absperrung, kein Warnhinweis, keine Warnweste, kein Aufpasser. In kleinen Körben haben sie Asphalt und bessern die schlimmsten Straßenschäden aus. Wo vorher tiefe Löcher waren, sind jetzt Beulen.
(etwas verwackelt während der Fahrt)
Und etliche Kilometer weiter sehen wir, wie Straßenbau in Myanmar funktioniert. Am Straßenrand liegen auf einer Seite Stein- und auf der anderen Sandhaufen. Männer und Frauen in der typischen Hockhaltung sortieren die kleineren Steine in gelbe Plastikbehälter von der Größe einer Auflaufform. Andere schaufeln Sand in ebensolche Behälter. Beides tragen sie zu einer nur für sie plausiblen Stelle und kippen die Behälter dort aus. Die großen Steine werden ein Stück weit auf der einen Fahrbahnseite und dann in Flächen von ca. 3 auf 8 Meter ausgebreitet. Dann ist ein ebenso großes Stück ausgelassen, usw. Später kommt noch eine Straßenwalze zum Einsatz, die jeweils diese paar Quadratmeter bearbeitet. Warum nicht durchgängig gearbeitet wird, kann uns niemand erklären. Als wir die Höhlen erreichen, sind wir erstmal über den Betrieb dort erstaunt, es ist mal wieder ein Riesenfest, dieses Mal zu Ehren einer der Devas (überirdische, göttergleiche Wesen, die Gott dienen),
was die Anwesenheit etlicher Marktbeschicker erfordert Das Angebot geht über Spielzeug, Kleidung, Werkzeug neu und gebraucht und natürlich Lebensmittel frisch und verarbeitet. Zum ersten Mal sehen wir hier große Schüsseln voller gekochter weißer Stangen. Die Frauen schälen sie und legen sie in andere Schüsseln mit Essigwasser. Es riecht leicht säuerlich: „Das sind ganz frische Bambussprossen,“ erfahren wir. Üppige Blumenkränze sind auch im Angebot und werden eifrig gekauft. Frauen und Männer tragen sie auf dem Kopf. Auch uns werden sie angeboten, ein: „Nein danke,“ wird widerspruchslos akzeptiert. Unser Fahrer hat uns seine Schwester als Führerin empfohlen und so lassen wir uns von dieser liebenswerten, klugen jungen Frau einiges erklären, was für uns unbekannt ist.
Khaing-mar hat Jura studiert, findet aber in diesem Städtchen keinen Job und arbeitet als Fremdenführerin
Die beinahe 800 Grotten sind zwischen dem 14. Und 18. Jahrhundert aus Sandstein herausgearbeitet worden und in ihnen stehen, sitzen oder liegen unzählige Buddha-Statuen von winzig klein bis sehr sehr groß.
Die Höhlen sind zum Teil mit Malereien ausgeschmückt. Während ihrer Besatzungszeit durch die Briten wurde dieser Tempel gebaut.
Die beiden zusammengeklappten Regenschirme oben in der Mitte unter den britischen Insignien bedeuten, dass das Land nicht mehr unter dem Schutz des Königs steht.
Blattgold auf Buddhastatuen zu kleben ist nur Männern gestattet
Das Gelände ist riesig, und ohne unsere ortskundige Führerin würden wir vieles gar nicht finden oder in von außen unscheinbare Grotten erst gar nicht hineingehen. Immerhin muss man jedesmal die Schuhe ausziehen.
Im Becken hinter der Figur sammelt sich Regenwasser und quillt aus den Öffnungen; für Affen eine regelmäßig besuchte Tränke
Auf diesem Gelände leben rund 700 Affen, aber weil es am Vorabend ein großes lautes Fest mit Feuerwerk gab, haben sich fast alle in die umliegenden Wälder verzogen. Nur ein paar besonders dreiste sind geblieben. Als wir einen steilen Weg herunterklettern, sitzt über uns einer auf einem Ast. „Schaut ihm bloß nicht in die Augen,“ rät Khaing-mar „er ist Einzelgänger und sehr aggressiv.“ Natürlich gehorchen wir aufs Wort. Drei Stunden hat sie uns über das Gelände geführt. In dieser Zeit sind wir etliche Male angesprochen worden, ob wir uns fotografieren lassen würden. Viele Menschen aus der Umgebung sind extra zum Fest angereist und haben offenbar noch nicht viele Touristen gesehen. Auch eine Schulklasse, kurz vor dem Abschluss, ist hier und jedes einzelne Mädchen möchte ein Bild zusammen mit uns. Und heute erfahren wir auch, was es mit dem Verbeugen vor uns auf sich hat. Wir sind durch unser Alter Buddha schon näher und stellvertretend verbeugt man sich vor uns, was sich für diejenigen positiv auf das nächste Leben auswirkt. Nach dem Ende der Führung treffen wir unseren Fahrer in einem Lokal. Wir suchen vor der Rückfahrt nochmal die Toilette auf. Dazu müssen wir durch die Küche nach draußen. Auf der nackten Erde hocken drei Mädchen; zwei pellen Zwiebeln, eine frittiert Erdnüsse. Gut, dass man nicht immer alles weiß.
Bei der Rückfahrt machen wir an einem ehemaligen Kupferbergwerk Halt. In einer Hütte aus Palmenzweigen haust auf dem Gelände eine Familie und wäscht aus dem Abraum der Mine noch Kupfer aus. Keine Ahnung, wie sie hier in der Einsamkeit ihr Leben fristen. Das Wasser ist ungenießbar, das nächste Geschäft viele Kilometer entfernt. Man wird immer nachdenklich, wenn man sieht, wie hart manche für ihr Leben schuften müssen.
mit diesem Gefährt waren wir 80 km unterwegs
unsere Strecke
Nach sieben Stunden sind wir zurück, vier davon sind wir in diesem Gefährt durchgerüttelt worden. Wir sehnen uns nach einer Dusche und einem festen Untergrund, auf dem sich unsere Innereien wieder an ihren angestammten Platz begeben können. Abends essen wir im Hotel. Ich habe Fleischeslust und bestelle Hackbällchen vom Schwein und „deutschen Kartoffelsalat.“ Natürlich wird er nicht an den meiner Mutter heranreichen, aber gespannt sind wir schon, nach welchem Rezept hier gekocht wird. Die Hackbällchen sind unglaublich, klein wie Rumkugeln, außen knusprig und das Fleisch ist intensiv mit Ingwer gewürzt. So Leckere habe ich die noch nirgends gegessen. Und der Kartoffelsalat? Es kommt eine Platte mit ordentlich im Rechteck gestapelten Pommes Frites und darüber wurde etwas Mayonnaise gespritzt?!
Halb elf werden wir abgeholt, unser Bus geht um elf Uhr. Als wir am Busbahnhof ankommen, sind mehrer Männer schon dabei, Körbe auf den Minibus zu laden.
Wir sehen nur, dass sie mit Bananenblättern ausgelegt und bedeckt sind, erst als aus einem Korb etwas herausfällt und sich als ein Stapel Betelpfefferblätter* entpuppt wird uns klar, dass wir heute mit einem „Drogen-Kurier“ unterwegs sein werden. Weit über zwanzig Körbe werden auf das Dach gehievt und übereinander gestapelt, da liegen noch Pakete und Säcke und unsere Koffer müssen auch mit. Und dann kommen noch zwei spanische Paare, die wir gestern schon in unserem Hotel gesehen haben mit vier Koffern. Aber irgendwie findet alles seinen Platz. Zum Schluss kommt erst eine grüne Plane und dann noch ein grobes Netz darüber, damit auch wirklich alles oben bleibt.
Nebenan wird gerade ein Motorrad vom Dach heruntergeholt. Hier ist wirklich alles möglich.
Und dann steigen alle ein. Alle zwölf Plätze sind besetzt, aber der Fahrer will sich zusätzliche Einnahmen nicht entgehen lassen, und so werden irgendwoher blaue Plastik-Kinderhocker gezaubert, und es gibt Platz für weitere 5 Personen, auf die Rückbank kann sich noch jemand quetschen und zwei Kinder werden auch noch untergebracht. Wir sitzen mal wieder Haut an Haut und die Fahrt geht ohne Pause in drei Stunden bis ans Ziel. Dort wartet bereits ein Taxi-Van auf die Spanier. Kurzentschlossen fordert der Fahrer uns zum Mitfahren auf. Wir müssen zwar in die entgegen gesetzte Richtung, aber das erledigt er geschickt in einem Aufwasch. Unser Hotel hat eine schöne große Gartenanlage mit Bungalows, in denen jeweils vier Zimmer sind. Alle sind um den großen Pool herum angeordnet. Abends essen wir in einem Lokal, das sich der Ausbildung von Jugendlichen annimmt. Sie tragen weinrote Polohemden mit der Aufschrift „Student“. Es gibt ein paar Profis, von denen die jungen Leute lernen. Der Service ist wie immer in Myanmar noch zu verbessern. Obwohl fünf untätig herumstehen, kommt niemand auf die Idee, uns schon mal die Speisekarte zu bringen. Aber das Essen schmeckt gut. Wir hatten uns für den neuen Tag E-Bikes bestellt. Ich hatte mir Fahrräder vorgestellt, aber es sind Mopeds und man kann zu zweit darauf fahren. Das muss Klaus übernehmen, ich lasse mich von ihm in der Gegend herumfahren. Diese kleinen Flitzer sind prima, völlig lautlos saust man mit bis zu 40 km/Stunde herum.
Das Gelände mit den angeblich 4.444 Pagoden ist unser Ziel. Über Asphaltstraßen und Schotter- und Sandwege geht es kreuz und quer durch das Gelände.
Wir halten an den verschiedenen Pagoden und Tempeln und fahren dann zu den vom Hotel empfohlenen und besonders sehenswerten.
wer braucht schon Katzenkörbe
Auch hier können wir eine Kloster-Höhle besichtigen, in verschiedenen Nischen stehen Betten, und die werden ganz offensichtlich noch benutzt. Einer der großen Tempel wird gerade restauriert, wir schauen ihn von außen an, es sind so viele Besucher hier, denen ein Besuch der Buddhastatue wirklich wichtig ist, dass wir denen den Platz nicht wegnehmen wollen.
der Dhamma-ya-zi-ka Tempel trägt wegen Erdbebenschäden gerade ein Gerüst aus Bambus, aber das macht ihn irgendwie geheimnisvoll
Der nächste, der Dhamma-yan-ghi Tempel ist besonders alt und soll wenig besucht werden, aber das trifft heute keinesfalls zu. Bus für Bus werden Menschenmassen hierher gebracht. Es gibt mal wieder ein Fest, und es ist einen Tag vor Vollmondtag. Deshalb fahren wir noch ein wenig herum zu den kleineren unbedeutenden Pagoden. Als wir zu unserem Hotel zurückfahren schafft unser Gefährt mit Mühe und Not den letzten kleinen Anstieg; die Batterie ist leer. Wir könnten jetzt ein neues Fahrzeug bekommen oder die Batterie aufladen lassen, aber für heute reicht es. Wir wollen gerne in den Pool und genießen es, das große Becken für uns allein zu haben.
Abends laufen wir ca 1,5 km zu einer Straße, in der sich ein Lokal ans andere reiht. Dazwischen Shops mit mehr oder weniger schönen Dingen. In die traditionellen Schirme – die auf einfarbigen Stoffen schwarze Malereien haben – habe ich mich verliebt, und würde am liebsten hemmungslos einkaufen, aber…. Auf dem Rückweg kommen wir an einem großen Reisebus vorbei. Die Menschen richten sich gerade auf dem Bürgersteig vor einem Hotel mit Decken ihr Nachtlager. Die Kinder schlafen schon, die Erwachsenen sitzen noch auf kleinen Plastikhockern und unterhalten sich. Sie sind bestimmt wegen des Festes gekommen, haben aber wahrscheinlich nicht das Geld für eine Übernachtung im Hotel.
Am nächsten Tag geht es nochmal per E-Bike zu den Pagoden, natürlich schafft man es nicht, alle zu sehen, aber es ist unglaublich, was Menschen hier im Laufe der Jahrhunderte geschaffen haben
Die meisten sind aus roten Ziegelsteinen gebaut, einige weiße gibt es und auch Blattgold kommt hin und wieder zum Einsatz. Uns fällt auf, dass den Buddhastatuen häufig Geldscheine in die geöffnete Hand gelegt wird. Auch den Löwen, die als König der Tiere Buddha nahe stehen, werden Scheine in die immer offenen Mäuler gesteckt. Dasselbe bei Kobras, die sich nach der Erzählung aufgebläht über Buddha aufrichteten, um ihn bei seiner Meditation vor dem niedergehenden Regen zu schützen, sind die Mäuler voller Geld.
Es sind leider wieder zu viele Menschen unterwegs und auf den Sandwegen schlucken wir eine Menge Staub. Deshalb freuen wir uns nochmal über die Möglichkeit zum schwimmen und die Natur zu genießen bevor es morgen früh auf den langen Weg zum Inle-See geht.
* ) Betelpfeffer gehört zur Gattung Pfeffer und wird genommen, um kleine Stücke der Betelnuss (Frucht der Betelpalme) zusammen mit gelöschtem Kalk und Gewürzen einzuwickeln. Diese Betelbissen werden ca. 1 Stunde lang gekaut und erzeugen dabei Wohlbefinden, aber auch Übelkeit, starkes Schwitzen und Erbrechen und langfristig Zahnfleischschwund.
Halb acht holt uns der Minibus im Hotel ab. Wir kurven noch ein wenig durch Bagan um an verschiedenen Hotels weitere Fahrgäste abzuholen. Dann geht es auf eine Ausfallstraße. Als der Bus nach einer halben Stunde in den Busbahnhof einbiegt, denken die meisten, dass wir jetzt in einen „richtigen Bus“ umsteigen. Nein, der Fahrer gibt nur das eingesammelte Fahrgeld in einem kleinen Büro ab, dann geht es weiter. Er telefoniert ständig, und der Zweck ist auch bald klar, er nimmt noch weitere Passagiere mit. Wo das Fahrgeld wohl landet? Dieses Mal sind wir nicht allein in unserer Altersklasse. Vor uns ein Paar aus Holland, hinter uns eins aus Süddeutschland. Dazu zwei Franzosen, ein Engländer und einige Einheimische. Die Fahrt geht über Meiktila, die Stadt die so malerisch am gleichnamigen See liegt, auf dem im Sonnenlicht das golfarbene Schiff in Form einer Ente glänzt. 2013 gab es hier Zusammenstöße zwischen Buddhisten und Muslimen, die Tote und Verletzte forderte und viele Häuser zerstörte. Als wir in die Berge kommen, halten wir vor einem kleinen Lokal, wo alle sich etwas zu Essen bestellen. Damit haben wir die Hälfte der Strecke hinter uns. Für die beiden anderen Paare und den jungen Engländer geht es noch schneller, sie wollen nur bis nach Kalaw, wo wir um halb drei ankommen. Sie haben alle eine Trekkingtour gebucht. Es geht zwei oder drei Tage in den Dschungel zu einem Elefantencamp. Die Besucher können die Elefanten im Fluss waschen. Wahrscheinlich sind die grauen Riesen inzwischen schon ziemlich dünnhäutig. Für die Franzosen und uns geht die Fahrt nach einer kurzen Pause weiter.
Die Fahrt durch die Berge verlangt dem Fahrer alles ab, aber es ist wunderschön. Nach einer Stunde stoppt der Bus, soll das schon das Ziel sein? Nein, wir steigen um in einen großen Bus. Jetzt wird auch klar, was da heute morgen gelaufen ist. Wir waren die einzigen, denen man gesagt hatte, dass die Fahrt mit einem Minibus durchgeführt würde, die anderen erwarteten den großen, komfortablen Bus. Der war aber bereits voll, deshalb wurde der kleine zusätzlich eingesetzt. Inzwischen sind Plätze frei geworden und jetzt können wir einsteigen und der Minibus kann den Rückweg antreten. Die letzten 15 Kilometer bis Nyaung Swe geht es am Fluss entlang, der in den Inle-See mündet. Soweit man schauen kann, sind Reisfelder angelegt.Und vorne, auf dem Wasser sind viele, viele Enten zu sehen. Die Franzosen sind gestresst, sie haben für die erste Nacht ein Hotel am Seeufer gebucht, und wollen rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort sein. Das ist eigentlich kaum noch zu schaffen. Wir laufen mit unseren Rollkoffern ca. 800 m bis zu unserem Hotel. Eine kleine Anlage mit 9 Reihenbungalows und sehr vielen Pflanzen, so dass man sich wie im Urwald fühlt. Es ist frisch in Nyaung Swe, wir haben vielleicht noch 22 Grad, immerhin liegen wir beinahe 900 Meter hoch. Im Hotel gibt es Steppdecken für die kühlen Nächte und wir brauchen das erste Mal morgens und abends eine Jacke. Abends wollen wir ein im Internet gut bewertetes Lokal aufsuchen, aber der Besitzer meint, dass es jetzt um sieben Uhr schon zu spät sei und wir morgen Abend wiederkommen sollen. Er bietet uns aber gleich eine Bootstour an. Das wollen wir dann am nächsten Abend mit ihm besprechen und laufen weiter zu einem von ihm empfohlenen Lokal, ca. 5 Minuten die Straße runter. Dabei kommen wir an einem Kloster vorbei. Die Anlage ist unglaublich groß und auch zu dieser Zeit laufen noch Mönche auf dem Gelände herum. Am nächsten Morgen nach einem Frühstück unter anderem mit Avocados (es ist gerade Erntezeit) und Bananenpfannkuchen wollen wir uns die Stadt ansehen.
Als wir am Kloster vorbeikommen, laufen die Novizen gerade zum Unterricht in das Schulgebäude.
In der Stadt wimmelt es nur so von Menschen. Viele sind auf Mopeds unterwegs. An der Straße wird gearbeitet, die Bürgersteige sind nur manchmal zu benutzen. Wir überqueren einen Bach und kommen zum Fluss.
Hier herrscht reger Betrieb. Lange Boote knattern hin und her, mal sind Touristen drin, mal sind es Lasten unterschiedlicher Art.
Ein Stück weiter kommen wir zu einer Kleinst-Tankstelle. Auf der Straße lagern Benzinfässer. Mit Hilfe großer Trichter wird der Inhalt in Wasser-, Öl- oder sonstige Flaschen gefüllt und literweise verkauft. Der Benzingeruch lässt die Augen tränen, aber die Menschen die hier leben, scheinen das nicht mehr zu bemerken. Als wir abends zum vereinbarten Zeitpunkt zum Lokal kommen, ist es geschlossen. Wir wollen gerade umkehren, da kommt Tan, der Besitzer heraus und erklärt uns, dass sein Koch heute nicht kommen konnte, deshalb gibt es kein Essen. Aber über die Bootstour müssen wir noch reden. Wir stimmen zu, am nächsten Morgen um halb neun zum Lokal zu kommen. Er wird als Begleiter mitkommen, um zwischen uns und dem Bootsführer zu dolmetschen. Und bezahlen müssen wir gleich, sonst kann der Bootsfahrer kein Benzin kaufen. Wir treffen uns vor dem Lokal und laufen gemeinsam los. Auf dem Weg zur Anlegestelle zeigt uns Tan noch den Betrieb seines Schwagers.
Der baut Tomaten auf den schwimmenden Gärten auf dem See an und verschickt sie nach Rangun und Mandalay. In einer großen luftigen Halle hocken Frauen auf dem Bambusboden und sortieren einen großen Berg Tomaten in Körbe, die dann in selbst gezimmerte Holzkisten verpackt und zugenagelt werden. Der Tomatenberg ganz hinten ist noch grün, aber auch so werden sie für verschiedene Gerichte verwendet.
Unsere Anlegestelle ist klein und abgelegen. Auf dem langen Boot stehen drei Holzstühle, die Lehne mit Schwimmwesten gepolstert, seitlich stecken drei Schirme, hilfreich gegen Regen oder Sonne. Nacheinander steigen wir ein, setzen uns hin und los geht es.
Erst müssen wir 6 km auf dem kanalähnlichen Zufluss zurücklegen, bis wir den etwas über 20 km langen und bis zu 10 km breiten und in der Regenzeit 3,5 m tiefen See erreichen. Er liegt malerisch zwischen zwei Gebirgszügen und ist für die Bewohner und Anrainer die Lebensgrundlage durch Fischfang und Gartenbau; mittlerweile natürlich durch Einnahmen aus dem immer stärker werdenden Tourismus ergänzt.
Gleich am Anfang warten ein paar Fischer mit den früher verwendeten Bambuskörben, die über die Fische bis fast zum Grund „gestülpt“ wurden.
Auf Aufforderung und gegen Trinkgeld posieren sie für die Kamera. Wir fordern allerdings nicht auf, und wirklich ein Stück weiter sind dann die echten Fischer unterwegs.
Sie beherrschen ebenfalls die Einbein-Rudertechnik, verwenden für ihren Fischfang aber moderne, mit Blei beschwerte Wurfnetze. Wir finden das genauso bewundernswert.
Viele Boote sind unterwegs, aber in den meisten sitzen Einheimische, die Waren transportieren oder irgendwohin unterwegs sind.
Wir kommen zu einem Fischerdorf, das komplett auf Stelzen errichtet ist,
selbst die Schule ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Manche Häuser haben Verkaufsbuden integriert , der obligatorische Tempel ist auf aufgeschüttetem Erdreich vorhanden. Ich stelle mir vor, wie eine Frau am Wochenende ihren Mann fragt: „Schatz, paddelst Du mal schnell zum Bäcker?“ Das Wasser des Sees wird zum Waschen und Kochen genutzt. Muss aber auch Abfälle und das Abwasser mit allen Bestandteilen aufnehmen.
Neben den Fischern und Gärtnern gibt es auch Handwerker. Unser erster Halt ist an einer Handweberei. Nur am Inle-See wird Lotusseide hergestellt, die teuerste Seide der Welt. Die Lotusstängel werden in Stücke geschnitten, die spinnwebfeinen Fäden herausgezogen und noch feucht mit den nächsten verzwirnt. Pro Tag schafft eine Frau 20 m. Die werden auf Spulen gewickelt und verwebt. Der entstandene Stoff ähnelt Wildseide, ohne deren Glanz zu haben. Erst nach dem Waschen fühlt sich das Material weich und schmiegsam an. Ein italienischer Modeschöpfer ist auf das Material aufmerksam geworden und stellt Herren Sakkos zum Preis von 6.500 € daraus her. Es kann nicht die Schönheit des Stoffes sein, die Menschen zum Kauf annimiert. In Kombination mit echter Seide entstehen allerdings schöne Effekte. Reine Seide und Baumwolle wird verwebt oder auch Mischungen aus Baumwollkette mit Seidenschuss.
Gerade entsteht auf dem Webstuhl, der eine Technik wie vor ein paar hundert Jahren hat, ein Seidenschal mit Inle-Muster. Das unterscheidet sich durch einen breiten roten Streifen am linken Rand vom Shan-Muster. Jeder Schuss des Schiffchens muss per Handzug am Seil ausgelöst werden,
gleichzeitig bedienen die Füße die Pedale aus Bambusstangen, um entweder den 1., 3. und 5. usw. oder 2., 4. und 6. Kettfaden zu heben.
An einem der Webstühle sitzt ein etwas zweijähriges gelangweiltes Mädchen neben seiner Mutter. Hier auf dem See kann man die Kinder nicht sich selbst überlassen, und Mama muss halt arbeiten. Der nächste Stopp gilt sowohl einer Schreinerei (Boote und Möbel) als auch einer Zigarrenmanufaktur.
Zwei Männer sind dabei, ein Teakholzbrett nach alter Methode der Länge nach mit einer langen Säge zu teilen. Ein Mann steht auf der Erde und klemmt das Sägeblatt mit einen speziellen Griff fest, der andere einen guten Meter über ihm auf einem Gestell am anderen Ende der Säge.. Einen breitkrempigen Zimmermanshut für den Mann unten gibt es allerdings nicht. Ein Tourist bittet darum, es auch mal versuchen zu dürfen, und der eine Arbeiter macht ihm bereitwillig Platz. Es scheint aber nicht so einfach zu sein und endet mit dem Abrutschen der Sägeblattklemme, der Mann beendet seinen Versuch.
In der Manufaktur stellen Frauen Zigarren her. Viele Kräuter und Gewürze werden in Blätter (kein Tabak) gerollt und mit einer Bauchbinde versehen. Ein ganz kurzer Zug bestätigt was uns unser Begleiter schon erzählt hat, es schmeckt süß. Eine Frau stellt 300 Zigarren pro Tag her. Hier werden sie in hübschen Lackdosen oder –schachteln verkauft.
Als wir mit unserem Boot in den nächsten Kanal einbiegen steht da ein Plakat, das für einen rauchfreien Inle-See wirbt. Natürlich will man bei diesen Besichtigungen immer etwas in den dazu gehörenden Shops verkaufen, aber es wurde nie versucht uns was aufzudrängen. Auf dem See gibt es auch einen Tempel und eine Pagode. Wir verzichten aber gern auf den Besuch, erstens drängen sich hier die Touristenboote in Dreierreihen, zweitens haben wir schon so viele gesehen, dass wir sie später auf den Fotos nur schwer auseinander halten können. Den Besuch einer Silberwerkstatt wollen wir aber nicht ausschlagen und lassen uns von einer jungen Frau in englisch die Geschichte der Familie erzählen, die bei uns mehr Fragen als Antworten hinterlässt. Wir verstehen ihre Aussprache einfach nicht. Nur wenn wir etwas gezeigt bekommen, können wir uns den Inhalt zusammenreimen. Sie zeigt uns einen Gesteinsbrocken, der Silbereinschlüsse hat. 3 % des Metalls können heraus geschmolzen werden.
Das Gestein wird zerkleinert, mit Säure behandelt und in eierbecherkleinen Tiegeln über offenem Holzkohlefeuer so lange erhitzt, bis das Metall freigesetzt und in eine Form gegossen werden kann. Die erkalteten Silberbarren (99%) sind dann zur Verarbeitung bereit. An mehreren Plätzen können wir dann die weiteren Arbeitsschritte sehen. Da wird tatsächlich aus Millimetergroßen Ringen eine Halskette Glied für Glied zusammengesetzt. Auch der typische Inle-Schmuck, flache Scheiben aus einem zur Spirale gelegten Draht mit einer Halbkugel in der Mitte entsteht hier. Im Verkaufsraum dann jede Menge Schmuck, der es anscheinend mit den Kronjuwelen der Queen aufnehmen soll. Wir fahren erstmal zum Mittagessen. Das Lokal steht natürlich auf Stelzen im Wasser.
Immer wenn ein Boot anlegt sind hilfreiche Hände zur Stelle, die das Boot festhalten, beim Ein- und Aussteigen behilflich sind, und das alles ohne ein Trinkgeld zu erwarten.
Die Toilette ist 30 Meter entfernt in einem Extra-Stelzenhäuschen. Das Abwasserrohr endet ca. 70 cm über dem See. Auf die Besichtigung der Kayan (beleidigend Giraffenfrauen), denen man schon im Kindesalter Messingspiralen um den Hals windet, verzichten wir. Der Brauch wird im Volk der Kayan immer noch praktiziert, aber ein Besuch dort ist nicht empfehlenswerk. „Die Männer schießen auf Besucher,“ erzählt uns Tan. Aber diese Zurschaustellung hier ist irgendwie würdelos, wie früher auf Jahrmärkten, die Frau mit zwei Köpfen oder der dickste Mann der Welt usw.
So lassen wir uns durch ein anderes Dorf zu den schwimmenden Gärten fahren.
Das Boot gleitet auf schmalen Kanälen mitten hindurch. Frauen ernten – auf Kanus stehend –Tomaten, Bohnen und Erbsen. Wenn ein Boot kommt, machen diese Gärten jede Wellenbewegung mit. Die Basis bildet ein dichtes Geflecht aus Wasserhyazinthen, darauf eine Schicht Humus vom Seeboden und dann kann es schon losgehen mit säen und pflanzen und natürlich ernten.
Als wir zurückfahren sind die Fischer dabei mit Paddelschlägen die Fische in die aufgespannten Netze zu treiben. Eine andere Fischfangweise. Eigentlich steht jetzt noch eine Schwimmpause an, auch darauf verzichten wir und lassen uns zurückfahren zum Ausgangspunkt. Wir verlassen diese eindrucksvoll Kulisse mit den Eindrücken vom Leben auf dem See. Abends kocht Tans Frau Niemy für uns und wir finden uns um sieben in ihrem Restaurant ein. Wir sind die einzigen Gäste, schade für die Kochkünste dieser fröhlichen und herzlichen Frau. Eigentlich wollten wir am nächsten Morgen abreisen, aber Klaus hat einen Magen-Darm-Virus erwischt, und wir können zum Glück in unserem Hotel eine weitere Nacht bleiben. Wir treffen uns mit Tan, der uns Busfahrkarten nach Bago besorgen will, wo wir umsteigen wollen in einen Bus nach Mawlamyine. Er lässt sich von uns 30.000 Kyatt (18€) geben und saust mit seinem Moped los. Er kommt mit der Nachricht zurück, dass es einen Bus nach Bago gibt, wie es von dort weiter geht weiß er allerdings nicht. Auf die Frage, um welche Uhrzeit der Bus abfährt, kann er nur die Schultern zucken. Danach hat er nicht gefragt und fährt ein zweites Mal los. Dann ein drittes Mal, um die Karten zu kaufen. Jetzt erfahren wir allerdings, dass der Bus gar nicht in Bago hält, sondern bis Rangun durchfährt. Da müssten wir zwei Stunden von Bago in Richtung Süden fahren und zwei Stunden zurück. Das ist Zeitverschwendung, also gibt uns Tan unser Geld zurück. Im Ort finden wir ein Reisebüro mit einer sehr kompetenten Frau. Von ihr erfahren wir, dass wir Karten direkt nach Mawlamyine lösen können, nur in der Hauptstadt Naypyitaw müssen wir umsteigen. Wir zahlen für die gesamte Fahrt 23.000 Kyatt (14€), und darin ist auch noch die Abholung per Pickup enthalten.
Es ist zehn Uhr und unser Fahrer ist nicht da. Das hat es ja noch nie gegeben. Anruf bei der Frau, die uns gestern die Tickets verkauft hat. „Er kommt gleich,“ beschwichtigt sie. Zwanzig Minuten später ist er da. Sein Gefährt, ein größeres „Pickup“ (Motorrad mit Ladefläche und Sitzbänken hinten) lässt sich prima beladen und bietet genügend Platz. Und dann geht es auf die 17 km lange Fahrt mit dem untermotorisierten Gefährt. Die Straße ist schlecht und wir werden dermaßen durchgerüttelt, dass wir die Zähne fest zusammenbeißen müssen, damit sie nicht klappern. An fotografieren ist nicht zu denken. Nach dem Aussteigen beben wir noch ein Weilchen nach. Der Zeitpuffer war groß genug, wir warten noch beinahe eine ¾ Stunde. Der Bus der dann kommt, ist recht komfortabel.
Er hat bequeme Sitze, bei denen sich die Lehne weit nach hinten stellen lässt, und auf jeden Fahrgast wartet eine flauschige Decke. Braucht man auch, die Temperatur liegt laut Anzeige bei 18 Grad, aber die Luft, die aus den Lautsprechern strömt, scheint noch kälter zu sein. Wir kommen an Weinfeldern vorbei. Der wenige Wein, der in Myanmar produziert wird hat seine Anbauflächen hier im Shan Staat. Dörfer liegen rechts und links der Straße, es gibt viel Landwirtschaft.
Bergeweise liegen winzig kleine Chilischoten zum Trocknen auf der Fahrbahn.
Es wird langsam dämmrig und die Bauern kommen mit ihrem Ochsengespann zurück oder bringen die Rinder für die Nacht auf die eingezäunte Weide. Unser Ziel Naypyitaw erreichen wir in der Dunkelheit. Der ursprünglich vorgesehene Wechsel in einen anderen Bus findet nicht statt, es kommt nur ein neuer Fahrer für den bisherigen Bus. Wir haben eine längere Pause, damit der Bus geputzt werden kann. Als es weiter geht, gibt es eine kurze Irritation. Für den Anschlussbus hatten wir neue Sitzplatznummern, aber niemand macht Anstalten, seinen bisherigen Platz zu verlassen und unsere neuen Plätze frei zu machen, also bleiben wir auch sitzen. Zwei Frauen steigen neu zu und haben offenbar Karten für die von uns besetzten Plätze. Sie sind leicht angesäuert, aber der Schaffner regelt das ganz schnell. Ein einzelner Mann wird nach vorne geschickt, eine Frau eine Reihe nach hinten gesetzt, und so haben die beiden dann doch zwei Plätze nebeneinander und sind zufrieden. Der Bus fährt durch die großzügig angelegten Straßen von Naypyitaw, der neuen Hauptstadt. Die Stadt ist wohl für ein hohes Bevölkerungswachstum konzipiert worden, wirkt aber noch menschenleer. Kurz danach wird das Licht ausgemacht und die meisten Fahrgäste schlafen sofort ein. Obwohl wir Jacken tragen sind wir froh, die Decken zu haben, die Innentemperatur liegt inzwischen bei 16 Grad.
Um vier Uhr stoppt der Bus an einer Raststätte. Alle müssen aussteigen, und der Schaffner drückt jedem ein kleines Päckchen mit einem eingeschweißten feuchten Waschlappen und Zahnbürste und Zahnpasta in die Hand. Ein langer Gang führt am Lokal vorbei zu den Toiletten. Auf halbem Weg ist ein viereckiges Becken, dort stehen schon etliche Menschen, schöpfen mit Plastik-Stieltöpfen Wasser, waschen sich und putzen die Zähne. Rundherum liegt Schmutz und Abfall, und weil der Gang überdacht ist, wird auch der nächste Starkregen nicht für Sauberkeit sorgen. Uns vergeht die Lust auf Frühstück. Die meisten verzehren zu dieser frühen Stunde schon gebratenen Reis oder Suppen. Um halb sieben erreichen wir Mawlamyine. Als die wartenden Moped- oder Tuktuk-Fahrer erfahren, in welches Hotel wir wollen, winken sie enttäuscht ab. Es sei nur eine Minute erklärt man uns, wir sollen einfach rechts abbiegen und die Straße geradeaus gehen. Im Empfangsbüro bekommen wir schon einen Kaffee, und der Landsmann, der hier gerade frühstückt, erzählt uns von einer Bootsfahrt auf dem Than-Lwin River. Wir machen wir uns auf den Weg 1,5 km langen Weg in die Innenstadt, um zu frühstücken. Rechts an der Hauptstraße liegt ein kleiner Bauernhof wie aus einem alten Kinderbuch. Hennen scharren im Sand und führen ihre Küken herum Eine Weile schauen wir einem Truthahn zu, der mit gespreizten Federn vor einem schneeweißen Hahn herumstolziert und kollert. Der Weg führt über einen Hügel in die Innenstadt.
Von allen Seiten strömen die Schulkinder herbei, jedes trägt einen Henkelmann für die Tagesverpflegung. Die meisten Lokale sind am frühen Morgen noch geschlossen, aber nach längerem Suchen finden wir am Fluß ein Cafe, in dem wir sehr guten Kaffee bekommen. Abends laufen wir nochmal los. Gerade als wir an einem prächtigen Tempel vorbei kommen, fällt der Strom aus. Zum Glück habe ich meine Taschenlampe dabei. Das Restaurant, das wir uns für heute ausgesucht haben, liegt in einem sehr schön gestalteten Garten mit Bambus, Kieswegen und vielen Pflanzen. Kerzenlicht sorgt für festliche Stimmung. Was wir aus der japanischen Speisekarte ausgesucht haben schmeckt köstlich. Die Myanmar-Brauerei hat gerade ein Gewinnspiel ins Leben gerufen. Erscheint der Name der Brauerei im Kronkorken hat man eine weitere Flasche gewonnen. Da kann sich ein Abend ganz schön in die Länge ziehen. Im Hotel lernen wir Jean-Marc und Annie, ein Paar aus Frankreich kennen, mit dem wir am nächsten Abend zum Essen fahren. Die beiden sind weit gereist und lieben die ursprüngliche birmesische Küche. Wir landen in einem Lokal ohne Speisekarte, man schaut in die Töpfe und deutet auf das, was man möchte. Die Weiterreise nach Hpa an wollen wir mit dem Boot machen und sind gegen acht Uhr an der Anlegestelle, wo schon verschiedene Menschen warten.
[Eine Frau trägt eine große Einkaufstasche und als sie das Gemüsebündel herunter hebt, reckt ein Huhn seinen Kopf heraus, gackert laut und versucht zu fliehen. Kaum liegt das Gemüse wieder obendrauf ist Ruhe. Ich hatte mich schon auf eine Flußfahrt mit Huhn gefreut, aber sie fährt mit einem anderen Boot. Links vom Anleger waschen zwei Personen ihre Mülltonnen im Fluß aus, rechts treibt eine aufgedunsene tote Ratte und noch weiter rechts steht ein Mann bis zum Bauchnabel im Wasser und putzt seine Zähne.
Nachdem die anderen acht Passagiert eingetroffen sind, geht es los. Ein Holzsteg wir auf Boot und Anleger gelegt, und das Gepäck ins Boot befördert. Die Männer beachten den Steg gar nicht, sie laufen einfach durchs Wasser. Nur die europäischen Fahrgäste nutzen den Steg. Acht von ihnen sind französichsprachig. Interesse an der Umgebung zeigen nur wir und ein weiteres älteres Paar. Eine der jungen Frauen muss offenbar dringend ihre Bein enthaaren, andere lesen ihre Reiseführer oder schlafen. Nach einer guten Stunde erreichen wir eine Insel, auf der ein sehenswertes Kloster steht.
Wir werden bereits von drei Tuktuks erwartet und durch ein malerisches Dorf zur Anlage gefahren. Die Häuser in diesem Dorf sind aus Holz und jedes hat einen kleinen mit Buntglas gestalteten Erker.
Im Kloster werden gerade Hochzeitsfotos gemacht. Kein Wunder, die Anlage hat einen ganz eigenen Stil und bietet unendlich schöne Motive für jeden Fotografen. Mit lautem Geknatter fährt das Boot weiter. Links und rechts werden auf Inseln und am Flussufern Bananen und Gemüse angebaut. Ab und zu liegt ein Dort am Fluss.
Hier ist die ganze Böschung mit weißen Säcken bedeckt. Sandsäcke? Nein, einfach nur Müll. Sobald es stark regnet oder der Wasserpegel steigt, wird alles vom Fluss mitgenommen.
Wir nähern uns langsam den bizarren Bergformationen, die Hpa An so besonders machen. Als wir nach fünf Stunden da sind, legt das Boot an einem Steg an, den man allerdings nicht als solchen erkennen kann, da ringsherum wieder Abfall und Material gelagert wird.
Man könnte die Besucher ja auch etwas netter willkommen heißen denken wir. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir unser Hotel mitten im Ort. Ein erster Spaziergang lässt uns das Zentrum der lebendigen Stadt schnell erkunden. Hier gibt es eine Moschee, die buddhistischen Heiligtümer sind etwas außerhalb. Abends auf der Dachterrasse kommen wir mit Stefan und Christian aus der Schweiz ins Gespräch, die beiden belohnen sich mit einem Bier für ihren anstrengenden Aufstieg auf den Zwe Kabin Klosterberg.
Wir finden gar kein Ende bei unserer Unterhaltung und setzen sie beim gemeinsamen Abendessen fort. Die beiden sind einfach umwerfend nett, und weil wir auch noch eine Glückssträhne beim Bier trinken (3 Flaschen gewonnen) haben, wird es ein unvergesslich fröhlicher Abend. Leider verlassen sie am nächsten Morgen das Hotel.
Wir schauen uns die Markthalle an, aber die Temperatur von 34 Grad (gefühlt 40) lässt uns schnell ins klimatisierte Zimmer flüchten.Das französische Ehepaar, Jean-Marc und Annie, ist inzwischen auch in Hpa An angekommen und wir verabreden uns zum Abendessen. Das Lokal ist voll, aber wir finden im Hinterzimmer Platz. Die dort versammelten Birmesen sind derartig laut, dass wir uns anschreien müssen.
wenn so viele fleißige Hände da sind, braucht man keine Spülmaschine
Aber wir wollen am nächsten Tag gemeinsam die Höhlentour machen, da können wir unsere Unterhaltung unter besseren Bedingungen fortsetzen. In der Nacht ist mir plötzlich schlecht, aber ich will die Tour unbedingt mitmachen und trinke nur einen Tee zum Frühstück. Und dann erfahren wir per WhatsApp, dass es auch Annie und Jean-Marc erwischt hat. Die Beiden sagen ab. Als deutsche sechser Gruppe fahren wir um 8.30 los. Zwei Münchner und zwei Duisburger sind mit uns im Pickup-Tuktuk. Nach einigen Kilometern über eine asphaltierte Straße geht es über holprige Wege weiter zu unserer ersten Höhle “Kwat-Ka-Taung“ oder eher zu einem großen Felsüberhang.
Alles malerisch an einem See gelegen. Es ist mal wieder Feiertag und viele Burmesen sind auf die Idee gekommen, Höhlen und Tempel zu besuchen. In der nächsten Höhle „Saddan-Cave“ sind außer verschiedenen Buddhastatuen, die festlich mit bunten LED-Leuchten illuminiert sind, auch verschiedene Fledermausarten beheimatet. Auch hier muss man barfuß laufen, und weil es von der Decke tropft ist der Boden teilweise glatt wie eine Eisfläche und wird mir zum Verhängnis. Eine junge Thai, die gerade noch ein Selfie mit mir zusammen gemacht hat, kommt mir mit ihrem Mann zur Hilfe.
Die Höhle ist recht groß und auf dem weiteren 800 m langen Weg, der auf und ab geht, ist fortan immer jemand an meiner Seite, um mir über die glitschigen Stellen hinweg zu helfen.
Am anderen Ende der Höhle befindet sich ein See, über den man mit einem Nachen durch eine weitere Höhle und eine Wasserstraße wieder zum Ausgangspunkt zurück gepaddelt bzw. gestakt wird. Jetzt geht es über die holprigste Straße Myanmars zu nächsten Attraktion, einem Wasserfall. Aber vorher wird noch in dem dortigen Lokal zu Mittag gegessen. Hier ist noch die Hallowin-Dekoration vorhanden (Spinnweben in allen Ecken und besonders an der Decke). „Wasserfall nur bei Regen,“ erklärt uns unser Fahrer, aber er zeigt uns gern, wo er dann fällt. Es gibt aber ein auch ein Felsspalt aus dem ein unterirdischer Bach fließt. Dessen Wasser wird von ein paar gemauerte Wasserbecken aufgefangen, in denen Kinder und Erwachsene sich abkühlen. Die Münchnerin hat sich ein Moped-Taxi bestellt, um ins Hotel zurück zu fahren. Auch sie hat Magen-Darm Probleme und bricht die Tour ab. Für uns geht es weiter zum Garten der 1000 Buddhafiguren. Kurze Verständigung unter uns fünf Teilnehmern, wir lassen den Garten links liegen und fahren weiter zum „Kyat-Ka-Lat“–Tempel.
Ein schöner Tempel in einem See, eine Pagode auf einem einzelnen Felsen, hier ist eines der großen Heiligtümer Myanmars. Viele Menschen erfreuen sich an den Schönheiten, auch eine Gruppe Mönche ist unterwegs.
Dann ist die „Kawt-Gone“ Höhle unser nächster Besichtigungsort. Faszinierend die vielen winzig kleinen Buddhafiguren, die mosaikartig an den Felsen befestigt sind. So etwas haben wir bisher noch nicht gesehen. Die Sonne steht schon tief am Himmel, als wir zur nächsten Sehenswürdigkeit, der „Ya-Thay-Pyan“ Höhle fahren.
Man muss einige Treppen steigen und hat eine schöne Aussicht. Aus den Wiesen steigt der Nebel und macht die Landschaft geheimnisvoll. Wir haben die Befürchtung, dass wir den Höhepunkt, den Ausflug der Fledermäuse aus der „Bat-Cave“ verpassen und beeilen uns mit der Besichtigung. Und als wir dann nach 17 Uhr dort endlich ankommen, glauben wir zu spät zu sein. Aber direkt am Felsen warten etliche Leute, also wird es wohl noch nicht so weit sein. Der Fahrer sagte, 17.40 Uhr würden die Fledermäuse ihre Höhle verlassen, aber da passiert gar nichts. Fünf Minuten später beginnt jemand einen Gong zu schlagen, und anscheinend haben die Fledermäuse auf dieses Signal gewartet.
Als ob man einen Korken aus einer zuvor geschüttelten Sektflasche zieht, schießen die Fledermäuse in einem nicht enden wollenden Strom aus dem Berg und fliegen in eine Richtung über den Fluss. Es müssen Millionen sein, dreizehn verschiedene Arten sollen es sein, aber man kann sie unmöglich auseinander halten, nur dass da verschieden große in der Luft sind können wir erkennen. Der Ausflug der Tiere nimmt und nimmt kein Ende, die Gongschläge sind längst verstummt, es wird immer dunkler, und noch immer kommen welche aus dem Berg. Und sie fliegen noch raus, als wir uns im Schein unserer Taschenlampen auf den Rückweg zum Parkplatz machen. Es ist ein unvergessliches Schauspiel: Die Dämmerung über dem „Than-Lwin“-Fluss die Masse der Tiere und das regengleiche Rauschen ihrer Flügelschläge. Wir beschließen, zusammen mit den beiden Duisburgern noch Essen zu gehen und bitten den Fahrer, uns zu einem bestimmten Lokal zu fahren, nur ein kleiner Umweg auf dem Rückweg, aber er kann oder will uns nicht verstehen und fährt uns zum Motel. Dort will er uns dann plötzlich zurück zu dem ausgesuchten Lokal fahren. Das hätte ihm extra Umsatz gebracht, ist uns jetzt aber zu spät, und so laufen wir das kurze Stück bis zum Lokal vom ersten Abend. Mit dem Taxi (5 Fahrgäste) geht es am nächsten Vormittag für 6 € pro Person auf landschaftlich schöner Strecke 160 km durch die Berge nach Miawaddy, der Grenzstadt in Myanmar auf dem Weg nach Thailand.
Myanmar ist ein Land im Aufbruch. Jeder hat ein Handy oder Smartphone, das Telekommunikationsnetz ist inzwischen sehr gut ausgebaut. Für wenig Geld kann man sich eine SIM-Card mit reichlich Datenvolumen kaufen.
Das Moped ist das Fahrzeug des kleinen Mannes. Die Infrastruktur ist allerdings bis auf wenige Schnellstrassen noch stark zurückgeblieben. Die Ampeln zählen in großen Leuchtziffern die verbleibende Zeit bis zum Wechsel von Rot nach Grün in Sekunden herunter. Die Menschen sind unglaublich freundlich, hilfsbereit und gutwillig. Schnell wird einem eine helfende Hand gereicht, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Trinkgeld wird manchmal sogar zurückgewiesen oder mit Erstaunen angenommen. Wir werden immer und überall angelächelt, man verbeugt sich vor uns oder will unbedingt ein Foto mit uns zusammen. Die Religion spielt eine übermächtige Rolle. In einem Land, das wahrscheinlich über die größte Menge an Tempeln und Pagoden verfügt, auch kein Wunder. Selbst die Ärmsten opfern Buddha oder den Devas. Überall in den Tempeln sehen wir Geld in gläsernen Kästen oder bei den Statuen. Blattgold wird manches Mal in solchen Mengen verwendet, dass die ursprünglichen Figuren kaum noch erkennbar sind.
Die Kinder sind überall dabei, werden aber nicht kontrolliert oder ständig beschützt. Da fährt ein Steppke auf einem Dreirad auf einen Graben zu. Die Mutter sagt nichts, zieht ihn nicht zurück, hat ihn aber im Auge. Mir stockt schon der Atem, aber 5 cm bevor es tief runtergeht, stoppt der Kleine und dreht um. Und was sie sich einfallen lassen zum Spielen. Da sind Jungen unterwegs, die eine Sechskantmutter an einem Nylonfaden hinter sich herziehen. Ob sie sich vorstellen, einen Hund an der Leine zu haben? Oder Drachen steigen lassen. Sie haben eine dicke Spule, die 20 cm im Durchmesser hat, darauf eine endlose Schnur. Und der Drachen? Ein kleines viereckiges Stück Plastiktüte an ein Bambuskreuz gebunden. Der Schnurbesitzer kann bestimmen und eine Horde Kinder rennt begeistert hinter ihm her. Die Informationen wie man von A nach B kommt bekommt man in jedem Hotel. Die Angestellten wissen wo der Bus abfährt, wann es losgeht und was es kostet. Die Pünktlichkeit, bestellt man sich ein Taxi oder ähnliches für 9 Uhr, ist der Fahrer spätestens 10 Minuten vorher da.
Die Fahrzeuge sind oft aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt, je nach Zweck und Vorhandensein.
Die Hunde sind allerorten, sie leben ihr Leben wie sie es wollen. Sie sind selbstbewußt aber nicht aggressiv, liegen mitten auf der Straße und lassen sich nicht mal durch Hupen verscheuchen. Selbst der Bus fährt dann einen Bogen. Irgendwo steht immer ein Teller mit Essensresten. Manche sehen furchtbar aus, das Fell wie von Motten zerfressen aber es gibt viele richtig nett aussehende. Sie vermehren sich wann und wo sie wollen, und die Ergebnisse sind oft herzallerliebst. Wir stehen an der Straße, als etwas meine Ferse kitzelt. Ein kleiner runder Welpe, der mich erst treuherzig anschaut und dann erschrocken über seine eigene Courage die Flucht ergreift. Ein anderer folgt uns 150 m weit, um dann doch plötzlich erschrocken stehen zu bleiben und dann zurück zu rennen. Dass man sich in solch ein Tier verguckt und es mitnimmt, ist nur zu verständlich. Aber groß angelegte Rettungsaktionen für Myanmar-Hunde sind bestimmt nicht nötig, denen geht es hier sehr gut. Irgendwann muss der Staat wahrscheinlich die Vermehrung kontrollien. Die Müllautos in den Städten kündigen ihr Kommen durch elektronische Popmusik an, woraufhin die Menschen mit Körben und Säcken auf die Straße eilen, die Sachen hochreichen und die geleerten Behälter zurückbekommen. Das könnte ich mir bei uns auch gut vorstellen, vielleicht mit: „Atemlos durch die Nacht.“
Die Stufen einer Treppe haben nie, wirklich nie eine einheitliche Höhe. Da sind einige 22 cm hoch, die nächste dann 15. Man sollte niemals eine Treppe benutzen, ohne die Augen nach unten zu richten. Die Menge an Tankstellen hat uns erstaunt, vor allem deshalb, weil Benzin rationiert ist.
Die Serviettenbehälter auf den Restauranttischen enthalten meist eine Rolle Toilettenpapier. Siphons sind unbekannt, das Wasser aus dem Waschbecken läuft in ein gerades Rohr und das wird dann zu einem Loch im Boden oder in der Wand geführt. Kann vorkommen, dass die Ausrichtung verdreht ist, und man beim Händewaschen oder Zähne putzen nasse Füße bekommt. Verständigung auf englisch ist manchmal ein Problem, geht aber dann irgendwie doch mit Hand und Fuß. Mitdenken ist bei vielen unbekannt. Man tut was man aufgetragen bekommt falls man es richtig verstanden hat. Man fragt aber nie zurück um Klarheit zu schaffen. Wir bestellen uns etwas zu Essen, bekommen zwei Teller, zweimal Besteck, eine Serviette und ein Glas. Wenn wir zu zweit unterschiedliche Getränke bestellen, bekommen wir oft nur das erstgenannte, nach Reklamieren kommt dann alles doppelt nochmal. Noch schlimmer, wenn man beim Bestellen erst Ananassaft sagte und dann doch lieber Mangosaft möchte, dann kommt beides. „Transferleistungen“ sind meist nicht möglich. Frauen scheint man für das „starke“ Geschlecht zu halten. Kommen wir zu einem Hotel stürzen zwei Mann auf Klaus – der ja nicht gerade schwächlich wirkt – zu, um ihm mit dem Gepäck zu helfen. Mir traut man zu, allein damit fertig zu werden.
Neue Reifen, egal ob für Fahrrad, Moped oder Auto, werden in einer Art „Geschenkpapier“ verpackt angeboten.
Die Menschen nutzen jede Mitfahrgelegenheit, um von A nach B zu kommen. Wenn man in Europa erstmal erkannt hat, wieviel Platz auf Bussen, LKWs und Transportern bisher ungenutzt ist, kann man das Verkehrsaufkommen erstens um mehr als die Hälfte reduzieren und braucht zweitens keine Autobahnerweiterung. Häufig wird vor einem Lokal, einem Laden oder einem Haus gefegt, aber das Zusammengekehrte bleibt liegen. Ein Windstoß stellt den vorherigen Zustand wieder her, also greift man erneut zum Besen. Eine Müllschaufel und ein Eimer könnten schnell Abhilfe schaffen.
Der Abfall ist das große Problem: Müll landet auf Straßen, Wegen und in Flüssen. Das Bewußtsein zur Müllvermeidung ist einfach nicht vorhanden, und da alles in Plastiktüten gepackt wird, kommt eine Menge zusammen. Selbst an schönen Orten muss man über den rumliegenden Unrat hinwegschauen. Hier muss auch von der Regierung und die der Schule das Bewusstsein geschärft werden. Tja, so sehen das natürlich wir Europäer.
Die Elendsquartiere am Stadtrand sind schwer auszuhalten, aber die Menschen leben mit einer Leichtigkeit in bitterster Armut, Dreck und Chaos, so dass man das Gefühl hat sie brauchen nicht mehr. Die Reisbauer sind auch sehr arm und leben noch sehr oft in einfachen, palmgedeckten Bambushütten.
Bürgersteige gibt es in Städten, unter ihnen ist die offene Kanalisation, in die das Abwasser aus den Häusern fließt. Abgedeckt wird sie durch große, schwere Platten oder auch nicht. Der Geruch ist entsprechend. Ein Stück intakter Bürgersteig lädt sofort dazu ein, dort eine kleine Garküche zu errichten oder Autos oder Mopeds abzustellen; alle Fußgänger laufen deshalb auf der Straße. Wenn irgend etwas fertig ist, bleibt es danach sich selbst überlassen. Wartung oder auch Reparaturen gibt es nicht, da es anscheinend niemanden stört wenn irgenwo was defekt ist, so lange es noch irgenwie seinen Zweck erfüllt. Würden wir wieder hinfahren? Auf jeden Fall. Thwa:bi Myanmar
Die früher so gefährliche, enge und kurvenreiche Straße nach Miawaddy ist deutlich entschärft worden. Fuhren früher die Fahrzeuge an ungeraden Tagen Richtung Grenze und an geraden zurück, können sie heute auf zwei Spuren in beide Richtungen fahren. Unser anfangs recht forscher Fahrer hat deutlich Respekt vor diesem früher sehr unfallträchtigen Stück und fährt bedächtig und vorausschauend. Diesen Grenzübergang, der jahrelang geschlossen war, hatten wir uns klein, ruhig und wenig frequentiert vorgestellt. Und nun das, die Stadt ist groß, voller Geschäfte und mit sehr viel Verkehr. Unser Fahrer bringt uns bis kurz vor die Grenzstation und kehrt dann um. Wir versuchen unsere restlichen Kyatt noch in thailändische Baht zu tauschen und steuern die nächste Bank an. Der Sicherheitsbeamte deutet ein Stück die Straße zurück auf die gegenüberliegende Seite zu einer anderen Bank, dort wiederum werden wir zurück geschickt zu einer Wechselstube, die direkt neben der ersten Bank ist. Anscheinend gibt man sich in den Banken nicht mit solchen Dingen ab. Ein Mann spricht uns an, er würde uns für 500 Baht in unser Hotel in Mae Sot fahren. Wir zeigen ihm den Namen auf dem Handy, er kennt es nicht, ruft einen Kollegen hinzu und nach einigem Hin und Her nickt er bestätigend. Die Frau in der Wechselstube redet auf ihn ein und er reduziert den Preis auf 400 Baht (ca. 10 €). Zuvor müssen wir zu Fuß zum Ausreiseschalter, hier klappt alles problemlos. Der Mann kommt mit seinem Taxi hinterher und fährt uns ein paar hundert Meter weiter. Dort müssen wir uns für die Einreise nach Thailand registrieren lassen. Als deutsche Staatsbürger brauchen wir keine Visagebühren zu zahlen. Rein ins wartende Taxi, und schon geht es mit Spurwechsel von rechts nach links über die Brücke der Freundschaft, die den Maenam Moei überspannt, nach Thailand. Die Stadt auf der anderen Seite des Flusses hat ein anderes Gesicht. Gute Straßen, gepflegte Häuser, so gut wie kein Müll und eine Vielzahl von richtigen Geschäften. Sogar ein riesiger Baumarkt, den man mit dem Auto durchfahren kann liegt an der vierspurigen Straße. Der Fahrer stoppt nach einer Weile, deutet schräg nach hinten und behauptet. „Hotel!“ Wir sind ganz sicher: Das kann nicht stimmen. Nach vielem Hin und Zurück, Fragen und nochmal Fragen erreichen wir nach einer Stunde unser 15 km von der Grenze entferntes Hotel. Jetzt verlangt er plötzlich 800 Baht, weil er so lange unterwegs war. Er bekommt 700 und damit mehr als genug.
Das so schwer zu findende Hotel ist ein echter Glücksgriff. Es liegt in einer gepflegten tropischen Parkanlage mit vielen großblättrigen Teakbäumen, einigen Teichen, einem schönen Pool und bietet Unterkünfte in einzeln stehenden Bungalows und etwas größeren Holzhäusern. Wir beziehen unseren Bungalow und gehen erstmal schwimmen. Ein älterer Engländer warnt uns, hier bloß nicht zu essen. „Die tun hier Sachen rein, die unglaublich lecker sind und Dich dann dick machen,“ erzählt er augenzwinckernd. Na, das werden wir ausprobieren. Beim Abendessen lernen wir den Manager Kick kennen, einen unglaublich symphatischen und pfiffigen jungen Mann. Jefrey hat nicht übertrieben, das Essen ist wirklich lecker. Dazu kann man draußen sitzen mit Blick aufs Wasser. In unserem Bungalow hören wir Geräusche, Tok-kee, tok-kee, tok-ke, aah. Ganz klar, das ist ein Tokay oder Tokee, ein Riesengecko der 35 cm groß wird. Wir sind Geckofreunde und entsprechend begeistert. In diesem Land gelten sie als Glücksbringer. Sie halten das Haus frei von Ungeziefer, mehr kann man gar nicht wollen. Leider gelingt es uns weder heute noch in den nächsten Tagen, ihn zu sehen, aber er stellt sich Abend für Abend ein und spricht mit uns. Kick hat Schweißperlen auf der Stirn. Morgen soll hier eine Hochzeitsfeier mit 220 Gästen stattfinden, und nun schüttet es dermaßen, dass die Gäste morgen auf der Rasenfläche nasse Füße bekommen. Also muss er umdisponieren. Ein großer Pavillon wird auf den asphaltierten Weg gestellt, in die kleineren auf dem Rasen kommen dann die Küche und Getränkeversorgung usw. Die überdachte Bühne für die Band kann bleiben wo sie ist. Als wir abends vom Essen zurück zum Bungalow laufen, wird noch gearbeitet. Stapelweise stehen rote Plastikstühl dort. Und als wir morgens zum Frühstück laufen, ist das Zelt bereits gefüllt. Die Stühle haben weiße Hussen und goldfarbene Schleifen bekommen, die Tische Spitzentischdecken. Das schlichte Untendrunter ist nicht mehr zu ahnen. Die elegant gekleideten Gäste essen bereits warm, trinken Bier und sind allerbester Stimmung. Eine Band spielt westliche Popmusik, aber das Brautpaar ist noch nicht zu sehen. Wir wollen dort als Fremde nicht stören und halten uns fern. Und nachmittags ist schon alles vorbei. Das ist hier so üblich wird uns auf unsere Nachfrage versichert.
Bilder entstanden auf unserer Wanderung
Es ist so schön in dieser Anlage, dass wir statt der gebuchten zwei Tage unseren Aufenthalt auf vier Tage ausdehnen. Schwimmen, gut essen, einmal eine Radtour und einmal eine Wanderung, mehr machen wir nicht.
Bananenblüte
Und dann, an unserem letzten Tag erzählt uns Kick begeistert, dass heute seine guten Freunde, zwei Holländer, zurückkommen und wir sie unbedingt kennen lernen müssen. Wie Recht er hat. Gerda und Maarten sind ein Ehepaar in den 60ern. Ein fröhliches, liebenswertes Paar, das seit ein paar Jahren über den Winter sechs Monate in diesem Ressort verbringt. Einerseits entfliehen sie dem auch in Holland ungemütlichen Winter und andererseits haben sie hier eine Menge auf die Beine gestellt. Sie unterstützen eine Schule, in der aus Myanmar stammende Kinder unterrichtet werden. Wir erfahren erst jetzt, dass alle Frauen die in diesem Hotel arbeiten mit einer Ausnahme Burmesen sind. Der Bürgerkrieg in Myanmar mit der Volksgruppe der Kayah ließ ab 1980 viele Menschen über die Grenze nach Thailand fliehen. Dort leben sie in einer Region, die sie nur mit Genehmigung verlassen dürfen. Hier in diesem Hotel finden ca. 45 von ihnen gut bezahlte Arbeit. Sie können kostenlos in einfachen Unterkünften außerhalb wohnen und werden im Hotel verpflegt. Sie arbeiten 7 Tage die Woche von morgens um 6 bis um 10 Uhr und dann wieder von 16 bis 22 Uhr. Für die Zeit dazwischen wird gewechselt. Pro Monat gibt es 2 Tage Urlaub, die in dem jeweiligen Monat genommen werden müssen. Die Kinder dieser und anderer Frauen, die derselben Volksgruppe angehören, werden in der Schule unterrichtet. Sie sprechen kein oder nur sehr wenig Thai und werden an einer anderen Schule deshalb gar nicht aufgenommen. Maarten gibt den Angestellten und auch den Kindern Englischunterricht. Gerda ist unglaublich rührig, sie hat keine Hemmungen Leute anzusprechen und um Spenden zu bitten. So hat sie eine reiche Gönnerin aufgetan, die statt ihr ganzes Geld in die Spielbank zu tragen, einen Teil davon Gerda zur Verfügung stellt. Sie kauft davon Lebensmittel für die 200 Schüler ein und unterstützt auch noch ein Waisenhaus. Am nächsten Morgen herrscht gedrückte Stimmung in der Rezeption. Eine Angestellte hat vergessen, unsere Busfahrkarten für 10.30 Uhr zu bestellen, und nun muss sie mit dem Auto nach Mae Sot zum Busbahnhof fahren, um ihr Versäumnis gut zu machen. Dort soll sie um 10 Uhr auf uns warten. Gerda und Maarten bringen uns zur Busstation, weil sie anschließend auf den Markt wollen, um wieder für „ihre“ Schule einzukaufen. Susu kommt uns mit hochrotem Kopf entgegen: Der Bus fährt schon um 10 Uhr und wartet nur noch auf uns. Mit Hilfe der Holländer ist unser Gepäck ruckzuck verstaut und wir hasten in den Bus. Wir haben wieder mal bemerkenswerte Menschen kennen gelernt.
Die durch schöne Landschaft führende Straße Richtung Chiang Mai wird „professionell“ vierspurig ausgebaut. Schließlich ist sie eine wichtige Handelsverbindung zwischen Myanmar und Thailand. Zweimal muss der Bus an einer Kontrollstation halten, ein Polizist lässt sich Ausweise zeigen, bei uns winkt er lächelnd ab. Die Kontrolle gilt den Menschen aus Myanmar, die die Grenzregion nicht verlassen dürfen. Kurz nach 12 Uhr sind wir in Tak und reiben uns verwundert die Augen. Kein Mensch nimmt Notiz von uns, niemand bietet an, uns zu fahren. Wir müssen uns erstmal auf die Suche nach Taxen machen. An einer Ecke stehen ein paar, aber die Fahrer wirken nicht besonders interessiert. Und wieder sitzen wir mit unserem Gepäck auf engstem Raum, aber die 3 km bis zum Hotel geht das schon. Am Eingang des White House Hotel grinst eine Pegasus-Statue. Das Hotel macht seinem Namen alle Ehre. Hier ist wirklich alles weiß und pikobello sauber. Nachmittags machen wir uns auf den Weg zu einem kleinen Café. Es liegt an einem Teich und bietet köstliche Törtchen an. Außerhalb Frankreichs haben wir nie so gute gegessen. Wir wollen in die Innenstadt von Tak und warten gegenüber an der Bushaltestelle. Nach einer Weile stoppt ein PKW. Die junge Fahrerin – Studentin an Technischen Hochschule – fragt wo wir hinwollen. Sie spricht nur wenig Englisch, und wir machen ihr mühsam begreiflich, dass wir in die Innenstadt wollen. Sie fährt uns bis zu einem großen Hotel, direkt neben der Stadtverwaltung und erklärt uns, dass wir hier später am einfachsten ein Taxi finden.
Durch kleine Straßen laufen wir bis zum Ping-Fluss (Mae Nam Ping) und dann an ihm entlang bis zu einer Fußgänger-Hängebrücke. Wir laufen im Sonnenuntergang über den schwankenden Steg auf die andere Seite und wieder zurück und dann über den Nachtmarkt. Hier gibt es eine große Auswahl an Essständen, da können wir nicht widerstehen. So gegen neun machen wir uns erfolglos auf die Suche nach einem Taxi. Ach ja, an dem großen Hotel sollen sie stehen, aber da ist nichts. Der Wachmann vor dem Hotel versucht uns zu sagen, dass wir morgen eins bekommen könnten, er muss uns falsch verstanden haben. Also fragen wir nochmal an der Rezeption nach. Hier bestätigt man uns, dass es so spät weder Taxi noch Tuktuk gibt. Wir können es kaum glauben, und reagieren leicht panisch. Wie kommen wir denn jetzt zu unserem Hotel? Die Lösung ist greifbar nahe, gerade kommt der Gepäckboy in weinroter Livree mit Goldtressen und –knöpfen vorbei. Auf Nachfrage der Empfangsdame erklärt er sich bereit, uns auf seinem Moped zu fahren. Vorne er, elegant und mit Helm, dahinter ich, die Füße hinter Klaus Waden gehakt, der sich hinter mich klemmt und seine Füße auf die Rasten stellt. Schade, dass bei solch denkwürdigen Ereignissen nie ein Fotograf zugegen ist.
Am nächsten Tag mieten wir ein Auto mit Fahrer und lassen uns 50 km weit zum Bhumibol-Staussee fahren. Er liegt in einem Nationalpark und ist ein beliebter Ausflugsort für die Einheimischen, die ihrem im letzten Jahr verstorbenen König, dem Namensgeber des Staudamms, noch immer große Verehrung entgegen bringen. Hier wird der Ping-Fluss zur Energieerzeugung für Bangkok aufgestaut. Eigentlich wollten wir dort eine Wanderung machen, aber es gibt zumindest von hier aus keine Wege durch den Dschungel. Also fahren wir mit einem Boot zu einem 15 Minuten entfernten schwimmenden Restaurant, das neben einem Inselberg im See vertaut ist. Der Fisch aus dem See, der Klaus serviert wird, hätte eine vierköpfige Familie satt gemacht, Klaus zum Glück auch.
Gestärkt besuchen wir das Kloster auf dem Eiland in dem ein einzelner Mönch lebt.
Abends ist am Pool wieder Partystimmung. Eine Schulklasse mit zwei Lehrern verbringt hier einige Tage. Die Jugendlichen genießen es, im warmen Wasser zu toben, sich zu necken, ein bisschen zu flirten. Die Mädchen sind noch kindlich eitel, ein Handspiegel liegt am Rand des Pools und wird immer wieder „befragt.“ Eins dieser Mädchen kann ich von unserem Balkon aus im gegenüber liegenden hellerleuchteten Hotelzimmer beobachten. Die junge Dame kämmt sich 15 Minuten lang die Haare, macht immer wieder ein paar Tanzschritte vor dem Spiegel, und kontrolliert wie sich die Haare dabei bewegen. Nach 5 Minuten am Pool war sowieso alles umsonst, da liegt sie im Wasser. Keins der Mädchen trägt einen Badeanzug oder Bikini. Sie sind mit Shorts und T-Shirt im Wasser, oder mit Leggins bzw. langem Rock. Die Jungen tragen Badeshorts, wie bei uns. Nach einem weiteren Besuch im kleinen Café (dieses Mal müssen wir nicht im Voraus zahlen) laufen wir zum nahe gelegenen See.
Vorbei an einer Sauerkonserven-Fabrik, kommen wir erst an einem Lotusteich vorbei und gelangen dann zum See. Einige junge Leute sitzen am Ufer und warten auf den Sonnenuntergang, andere Joggen um den See oder trainieren an Freiluftkraftgeräten. Gegenüber ist die Technische Universität und wir fragen einen der Wachmänner, ob wir quer über den Campus zu unserem Hotel gehen dürfen. Er nickt, und wir laufen zuerst am Sportplatz vorbei, dann an mehreren Einfamilienhäusern, bis linker Hand der Neubau des Audimax auftaucht, links und rechts die Institutsgebäude. Noch ein Stück weiter ist die von uns angesteuerte Straße. Nur ist das Ausgangstor verschlossen. Zurücklaufen kommt nicht in Frage. Über das Tor mit seinen spitzen Streben wollen wir auch nicht klettern, also versuchen wir es nach rechts und laufen nochmal die gleiche Weite um dann endlich doch zu einem hell beleuchteten Ausgangstor zu gelangen. Auf der Straße ein Riesenlärm. In jedem Baum der Hauptstraße hat sich ein Vogelschwarm niedergelassen und nun versuchen sie offenbar, sich gegenseitig zu übertönen. So muss es sich im September in Rom anhören, wenn Millionen Stare auf dem Weg in den Süden dort Station machen. Inzischen wissen wir, dass es „Hirtenmaina“ sind, die ursprünglich in Asien vorkommen.