Flamingos in Celestún und salzig, salziger am salzigsten in Cámpeche (Mexiko)

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Frühstücken, die Wäsche abholen (50 Pesos = 2,25 € für 2 kg), fertig packen und dann lassen wir uns mit dem Taxi zum Busbahnhof fahren. Leider ist es der falsche, wir müssen noch einmal in die andere Richtung, unser heutiges Ziel wird nur von der Linie „Oriente“ angesteuert. Nicht weiter schlimm, die 50 Pesos waren nicht umsonst, wir bekommen eine individuelle Stadtrundfahrt geboten. Und 10 Minuten nach unserer Ankunft fährt der Bus auch schon los.

Unser heutiges 90 Kilometer entferntes Ziel Celestún liegt am Meer und gehört schon zum Biosphärenreservat Reserva de la biosfera Ria Celestún. Nachdem Mérida hinter uns liegt, fahren wir durch kleine Orte und viel flache Landschaft. Zum Teil leben die Menschen noch in winzigen Häusern, die mit Palmwedeln gedeckt sind.

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Zweieinhalb Stunden später sind wir am Ziel.

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Kein Taxi in Sicht, also ziehen wir unsere Koffer hinter uns her bis zum 500 Meter entfernten Hotel. Und dann müssen wir gleich ans Meer.

Der 6.000 Einwohner zählende Ort hat endlos lange Strände. Auf dem gemauerten Pier beobachten wir Seeschwalben, Fregattvögel und Pelikane und warten auf den Sonnenuntergang um 17.39 Uhr. Dann aber schnell ins Restaurant, denn die am Strand gelegenen schließen um 19 Uhr. Ausschließlich Fisch und Meeresfrüchte stehen auf der Karte. Die Spezialität ist mit Meeresfrüchten und Rosinen gefülltes und paniertes Filet.

Der nächste Tag wird bei 30 Grad Temperatur zum Badetag erklärt. Der Strand ist voll mit Muschelschalen und barfuß laufen ist nicht ohne Risiko. Erst am nächsten Tag machen wir einen Ausflug mit dem Boot zu den Flamingos, die hier in der Lagune und im Ria Celestún (Lagune) zu zehntausenden überwintern. Zwei Frauen aus Frankreich warten bereits seit einer Stunde auf Mitfahrer. Das Boot kostet 2.400 Pesos, und natürlich ist jeder bestrebt, den Preis auf acht Personen zu verteilen, denn so viele Sitzplätze hat jedes Boot. Eine viertel Stunde später sind wir komplett und los geht die wilde Fahrt. Eine ganze Weile sind wir auf dem Meer, bevor der Bootsführer in den maximal zwei Meter tiefen aber ca. zweihundert Meter breiten Fluss einbiegt. Es dauert nicht lange, da macht er uns auf weit entfernt in Ufernähe stehende Flamingos aufmerksam. Wären sie nicht so auffällig gefärbt, würden wir sie vermutlich gar nicht sehen. Immer wieder entdecken wir Gruppen dieser hochbeinigen Vögel.

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Kurz vor einer Brücke schwimmt noch ein Alligator völlig gelassen neben uns. Und nach einer weiteren Viertelstunde kommen wir an den Platz, wo das Boot relativ nahe an die Tiere heranfahren kann.

Wunderschön anzusehen, wie sie gemächlich durch das Wasser schreiten und mit ihren schwarzen Schnäbeln das Wasser filtern, um an ihre Nahrung zu kommen. Sie ernähren sich hauptsächlich von den kräftig roten Larven von Krevetten, deshalb sind die hier lebenden Flamingos auch die am auffälligsten gefärbten, die es in der freien Natur gibt. Im April/Mai wechseln sie in die flache Lagune Ria Lagartos, wo sie aus dem Schlamm im flachen Wasser ihre Nester hoch aufbauen. Ein einziges Ei wird gelegt und in 30 Tagen ausgebrütet, erst im November kehren sie alle zurück in den Ria Celestún. Dann sind auch beim Nachwuchs die Beine lang genug, um im Niedrigwasser stehen zu können; denn schwimmen können Flamingos nicht (singen auch nicht).

Alle sind von dieser Invasion in rosarot so gebannt, dass die Gruppe weißer Pelikane kaum Beachtung findet.

Erst nachdem wir durch die Mangroven fahren und einen Bohlenweg zu drei Süßwasserquellen laufen, wendet sich das Interesse wieder anderen Lebewesen zu. Termiten haben ihre Behausungen in den Astgabeln großer Bäume angelegt. Die Wege dort hin werden in Tunneln zurückgelegt.

Als wir um 12.30 Uhr zurück sind, reicht die Zeit gerade noch zum „frühstücken“. Wir mögen dieses Lokal nicht nur wegen der Speisen und dem Kaffee aus der „Presskanne“ so gern, sondern auch weil hier Kolibris zu beobachten sind.

Die Besitzer haben eine Futterstation aufgehängt, die mit Zuckerwasser gefüllt ist und am unteren Rand vier gelbe – Blüten nachempfundene – Öffnungen hat. Einer dieser unglaublichen Vögel hat diese Futterstation zu seinem Eigentum erklärt und bewacht sie nun eifersüchtig. Sobald sich ein anderer Kolibri nähert, verscheucht er ihn. Er muss so oft hin und her fliegen, dass er ständig nachtanken muss, um die verbrauchte Energie zu ersetzen. Dabei würde der Inhalt allein für ihn wahrscheinlich wochenlang ausreichen. Aber es gibt eben auch Vögel, die den Hals nicht voll kriegen.

Nachmittags laufen wir an ärmlichen Hütten vorbei zum Hafen. An der Menge der Seevögel lässt sich gleich erkennen, dass die Fischerboote erst vor kurzem zurückgekehrt sind. Alles lauert hier auf leichte Beute.

Und bei den Fischern, die ihren Fang küchenfertig direkt vom Boot aus verkaufen, fällt immer was ab.

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Der Masse an Seevögeln in Luft und Wasser steht die an Hunden an Land kaum nach. Und sie geben alles, dass das so bleibt.

Sonntag sind Verkaufsstände am Strand aufgebaut, und mehr Besucher als in den vergangenen Tagen genießen den heißen Tag am Strand. Wir lassen uns mit einem dieser unglaublichen Mototaxen zur Brücke fahren und laufen zurück.

Vom Bus aus waren Wasserflächen zu sehen, in denen Flamingos standen; und wir haben Glück und entdecken sie. Dabei treffen wir Adriam, der uns in gutem Deutsch – das er sich selbst beigebracht hat – einiges erzählen kann.

Wir schaffen es rechtzeitig zum Sonnenuntergang an den Strand, bestellen uns einen Cocktail dazu und später Caracoles zum Abendessen. Der Kellner fragt sicherheitshalber noch mal nach: „Sie wissen, dass das Schnecke ist?“ fragt er. Wissen wir, die Fechterschnecke wird zwar in erster Linie wegen ihres auffälligen Gehäuses gesammelt, doch auch das Fleisch gilt in der Karibik als Delikatesse. Uns hat das schnitzelgroße Stück Meerestier ebenfalls gut geschmeckt.

Als wir am nächsten Vormittag zum Busbahnhof kommen, läuft ein junges Paar erwartungsvoll auf uns zu. Ob wir nach Mérida wollen? „Si,“ und ob wir schon Tickets hätten? „No,“ ist jeweils die Antwort. Die beiden können aus irgendwelchen Gründen nicht fahren und sind glücklich, dass sie ihre Fahrkarten an uns losgeworden sind.

In Mérida müssen wir die Busgesellschaft und damit auch den Busbahnhof wechseln, also wieder mit dem Taxi auf die andere Seite der Stadt. Auf Bildschirmen wird angezeigt, wohin der nächste Bus fährt und von welchem Bussteig er abgeht. Wir machen es uns auf den gut gepolsterten Sitzen bequem und schauen während der Fahrt den Film „Mamma mia“ auf spanisch. Zweieinhalb Stunden später kommen wir in Cámpeche – der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates – an und lassen uns zu unserem Hotel in die Altstadt fahren.

Die Stadt – eigentlich San Francisco de Cámpeche – wurde 1540 in der Mayasiedlung Kaan Peech (Schlangenzecke) gegründet und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Stadt hatte einige Jahrhunderte große Bedeutung durch den Hafen, von dem aus Holz, Salz und zeitweilig auch Sisal nach Spanien verschifft wurde. Die mit Silber beladenen Schiffe aus Veracruz machten hier vor ihrer Überfahrt nach Europa noch mal Halt. Kein Wunder, dass die reich gewordene Stadt bei Piraten Begehrlichkeiten weckte. Insgesamt 15 mal wurde sie überfallen, bis mit spanischer Hilfe eine acht Meter hohe Stadtmauer – verstärkt durch acht Festungen – gebaut wurde, die nach 18- jähriger Bauzeit 1704 fertig wurde.

Die Stadtmauer fiel im Laufe der nächsten Jahrhunderte zum großen Teil dem Straßenbau in der Altstadt zum Opfer, doch sieben Festungen und zwei Stadttore sind noch erhalten.

Eine der Festungen beherbergt einen kleinen botanischen Garten, in anderen sind Museen untergebracht.

Alle Straßen innerhalb der früheren Festung tragen Nummern und sind nur in eine Richtung befahrbar. Das Stadtbild in der Altstadt ist bunt und aufgeräumt, wirkt aber auf uns ein wenig verschlafen. In manchen Straßen sind wir die einzigen Menschen. Trotzdem hat man jederzeit ein sicheres Gefühl, vielleicht liegt es daran, dass die Polizei in ihren kleinen Elektroautos so präsent ist.

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Es vergeht kein Tag, an denen man nicht mehrmals diesen putzigen Fahrzeugen aus Frankreich begegnet.

Wir haben Temperaturen über 30 Grad und laufen kreuz und quer durch die Altstadt. Die Calle 59 ist die Partymeile. Die Straße ist für den Autoverkehr gesperrt, dafür stehen Tische und Stühle dicht nebeneinander. Die Speisekarten bieten hauptsächlich internationale Gerichte zu überhöhten Preisen.

In der Calle 14 amüsieren wir uns über den vermutlich höchsten Bürgersteig der Welt. Beim Überqueren der Straße muss man jeweils vier Stufen herunter und wieder hinauf laufen.

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Interessant zu sehen, dass auch vor Schulen in Mexiko die Autos der Eltern in Dreierreihen die Straße davor blockieren. Der einzige Unterschied zu Deutschland liegt darin, dass hier direkt vor der Tür Verkaufsstände mit stark zuckerhaltigen Getränken und Snacks stehen. Die vom Lernen erschöpften Kleinen (alle in Schuluniform), können hier sofort die verbrauchte Energie auffüllen.

Nachdem wir die Altstadt verlassen haben und in die Markthalle kommen, tauchen wir ein ins pralle Leben. Hier kann man von Lebensmitteln über Kleidung, Gepäckstücken und Haushaltswaren alles kaufen, was für das tägliche Leben nötig ist. Ein großer Becher mit klein geschnittenem Obst für 2 € ist unser Mittagessen.

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Im Park vor der Halle suchen wir uns einen hübschen Schattenplatz mit Blick auf die Hundebrücke.

Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir zur Malecón, der Strandpromenade. Kilometerlang kann man hier entlang laufen und Menschen und Vögel beobachten. Zwei Pelikane üben sich in der Synchronjagd. Sie fliegen gemeinsam auf, spähen aufs Wasser, falten die Flügel und stürzen sich kopfüber ins Wasser. Gemeinsam tauchen sie auch wieder auf, legen beide den Kopf auf die rechte Seite und befördern den Fang aus dem Kehlsack in den Magen. Bravissimo, da vergebe ich sofort die Note zehn für den künstlerischen Wert!

Beim letzten Hurrikan ist ein Teil der Promenade zerstört worden, am Wiederaufbau wird jetzt fleißig gearbeitet. Auf dem Rest wird flaniert, gejoggt, trainiert, poussiert und der Sonnenuntergang fotografiert. Jeder genießt den milden Wind nach der Hitze des Tages auf seine Weise.

Im Lokal empfiehlt uns der Wirt Camarones. Die Shrimps seien ganz frisch, verspricht er. Als wir probieren, müssen wir uns zusammennehmen, um sie nicht auszuspucken. Sie sind total versalzen. Als der Wirt merkt, dass wir nicht essen will er wissen was nicht schmeckt. „Kein Problem, ihr bekommt sofort eine neue Portion,“ verspricht er und eilt an die Grillplatte. Doch auch die nächsten sind ungenießbar und so macht er sich daran, uns zum dritten Mal Shrimps zu grillen, ganz ohne Salz, wie er betont. Er tut uns richtig leid in seinem Eifer und so essen wir die dritte Portion, die nicht ganz so salzig ist und spülen sie mit viel Bier herunter. Zum Abschied streckt er uns seine beiden fettigen Fäuste entgegen und wir drücken unsere dagegen: Vier Fäuste und ein Halleluja.

Anschließend schauen wir, was heute auf dem Platz vor der Kathedrale geboten wird. Jeden Abend gibt es eine kostenlose Veranstaltung, geboten werden Volkstanz, Musik, Theater und Lightshow, und die ist wirklich sehenswert.

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Chetumal und die Maya-Metropole Calakmul (Mexiko)

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Unser Abschied von Campéche verläuft ein wenig holprig. Erstens nehme ich die dicke Erkältung, mit. Zweitens muss der Taxifahrer auf dem Weg zum Busbahnhof nach fünf Minuten umkehren, weil Klaus lebenswichtige Dinge im Hotel liegen gelassen hat: Handy und Kappe. Drittens bekommt der Busfahrer, der unsere Tickets auf dem Handy kontrolliert, immer eine Fehlermeldung. Nun ist es nicht so, dass ihm diese Technik fremd ist, schon zehn Passagiere haben sich auf diese Weise legitimiert. Da muss ein Fachmann ran. Der findet den Fehler im System auch sofort: Unsere Tickets sind für den 16. Februar gebucht, heute ist aber erst der 9. also eine Woche früher. Jetzt ist guter Rat teuer und ein neues Busticket auch. Immerhin hat die gebuchte Fahrt pro Person 576 Pesos (26€) gekostet und die Fahrscheine sind weder übertragbar, noch werden sie zurückgenommen. Aber mit den Touristen muss man Nachsicht haben. Der Chef des Busbahnhofs bietet uns eine Fahrt zwei Stunden später an. Der Busfahrer jedoch, der interessiert das Instrument an Klaus Rucksack mustert, zückt eine Liste und macht dem Chef klar, dass der Bus nicht ausgebucht ist. Dann imitiert er verschmitzt einen Geiger, macht ein paar Tanzschritte dazu und nimmt mich in den Arm. Zwei Minuten später haben wir einen Ausdruck neuer Fahrkarten (ohne noch mal zu bezahlen) und können einsteigen. Die gebuchten Plätze sind natürlich anderweitig vergeben, aber es sind noch etliche frei. Später müssen wir noch einmal umziehen, weil auch diese Plätze bereits reserviert waren, aber das ist ja kein Problem. Wir sind so froh und erleichtert und wieder mal frage ich mich: „Wie würde es in unserem Heimatland einem Ausländer in derselben Situation ergehen?“

Drei Filme und 6,5 Stunden (+1 wegen anderer Zeitzone) später sind wir in Chetumal (ca. 200.000 EW) , der Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo. Gegen 22 Uhr kommen wir in unserem Hotel an und machen es uns in dem hübschen modernen Zimmer bequem. Wir haben keine Lust, noch einmal vor die Tür zu gehen, es sieht auch so aus, als ob alle Lokale bereits geschlossen wären.

Am Sonntag Morgen nieselt es leicht, aber als wir um zehn unser Hotel verlassen, haben sich die Wolken verzogen. Welch ein Unterschied auf der Straße zu gestern Abend. Alle Geschäfte sind geöffnet, und die Menschen flanieren auf der Straße. Wir gehen frühstücken und laufen dann zum Maya-Museum, das nur ein paar hundert Meter von unserem Hotel entfernt ist. Das von außen moderne Gebäude ist sehr schön eingerichtet. Dunkelgrüner Marmor (vermutlich aus Guatemala) bedeckt den Fußboden, künstliche Bäume und Pflanzen bieten zusammen mit gedämpfter Beleuchtung einen stimmungsvollen Hintergrund für die ausgestellten Gegenstände. Modelle der verschiedenen Maya-Pyramiden fesseln unsere Aufmerksamkeit ebenso wie Tongefäße, Skulpturen und ein Maya-Kalender (2012 angeblich abgelaufen, aber die Welt ist dennoch nicht untergegangen). Viele gefundene Skulpturen, Schmuckstücke und Reliefs sind jedoch nur in einer Dia-Show zu bewundern. Dieses Mal mussten wir – wie alle anderen Besucher auch – Eintritt bezahlen.

Am nächsten Tag lockt uns der Duft von frisch gebackenem Brot in ein Cafe. Ein Angebot wie in Frankreich, doch die Besitzerin ist Italienerin. Seit drei Jahren führt sie dieses Cafe. Ihr verdanke ich das leckerste Frühstück seit langem – ein mit Brie, Birnen und Nüssen belegtes Baguette. Dann haben wir etwas besonderes vor. Wir mieten uns für eine Woche einen Leihwagen. Nicht, dass wir es leid wären, mit dem Bus zu fahren, aber was wir jetzt planen, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu machen. Ein leuchtend blauer Nissan Micra – der hier March heißt – wird uns eine Woche lang durch die Gegend befördern. Wir fahren die Strecke von Samstag ca. 180 Kilometer wieder zurück bis in das Örtchen Conhuas, das irgendwo im Dschungel liegt. In diesem Dschungel verborgen liegen viele ehemalige Maya-Monumente. Drei Tage kommen wir in einer mit Palmwedeln gedeckten Cabaña unter. Vier Wände, eine Fensteröffnung mit Insektenschutzgitter und eine Tür. Innen gibt es noch ein Badezimmer mit fließendem kalten Wasser. Vier von diesen kleinen Häuschen sind fertig, zwei weitere im Bau.

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Das Verwalter-Ehepaar freut sich: „Endlich mal Leute, die länger als eine Nacht bleiben.“ Die junge Frau versorgt mich gleich mit einer selbstgemachten Medizin gegen meine Bronchitis. Energisch reibt sie mir Hals, Dekolleté und Rücken ein. „Nicht duschen,“ schärft sie mir ein. Und abends zur selbst gekochten Suppe bekomme ich noch einen extra für mich gebrühten Tee.

Für die weite Tour fühle ich mich am nächsten Morgen noch nicht stark genug, so fahren wir drei Kilometer weiter nach Balamku, einer kleinen Maya-Ruinenstadt. Der Eintritt kostet 45 Pesos und wenn man Glück hat, schließt jemand die Tür zu dem schönen Wandfries auf.

Aber am Mittwoch ist es so weit. Wir wollen 60 Kilometer durch den Dschungel nach Calakmul fahren, einer von den größten bisher entdeckten Maya-Städten. Am Abzweig zahlen wir das erste Mal Gebühr, und nach gut 5 Kilometern haben wir bereits ein Hindernis: Die Straße wird ausgebessert.

Faustgroßer Schotter wird von einem Baustellenfahrzeug verteilt. Es ist ein ganz schönes Geholper, über diese Steine zu fahren. Bloß nicht anhalten, sonst bleiben wir stecken. Nach 20 Kilometern zahlen wir das zweite Mal, und kurz danach wird die Straße einspurig und mächtige Schlaglöcher fordern die ganze Aufmerksam- keit.

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Als der erste Pfauentruthahn  über den Weg läuft, sind wir elektrisiert. So ein schönes Gefieder, und die Tiere haben keine Scheu vor den Autos. Vermutlich werden sie hin und wieder von Touristen gefüttert. Insgesamt sehen wir an die zwanzig dieser prächtigen Vögel.

Plakate machen noch auf andere Tiere aufmerksam: Harpyie und Jaguar sind neben anderen auch in diesem Urwald zuhause.

Zwei Stunden später haben wir den Parkplatz erreicht. Insgesamt stehen hier 18 Autos und ein Minibus. Für dieses riesige Areal ist das gar nichts. Nachdem wir das dritte Mal Eintrittsgeld bezahlt haben, sind wir zusammen 374 Pesos (ca. 17 €) losgeworden.

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Da kann man sich wirklich nicht beschweren.

Auszug aus https://de.wikivoyage.org/wiki/Calakmul

Hintergrund

Hieroglyphe der Stadt Calakmul

Calakmul war eine Megametropole. Außer dem eigentlichen Innenstadtbereich hat man bisher über 20 weitere Zentren gefunden. Doch die Stadt bestand nicht nur aus Zentren. Eine Region von 70 km² konnte als Stadtgebiet identifiziert werden, auf den sich große Wohnsiedlungen, Agrabereiche und Zeremonialzentren befanden. In der Hochphase in der späten Klassik geht man von einer Bevölkerung von 50.000 bis 70.000 Einwohner nur im Stadtzentrum aus. Im gesamten Stadtgebiet gehen Schätzungen von bis zu 1,2 Millionen Einwohner aus. Es finden sich hier über 6000 Strukturen und die Zahl der Stelen wird immer noch nach oben korrigiert und bewegt sich auf 200 zu. Mittlerweile kennt man den historischen Namen der Stadt. Dieser lautete „Chan“ (tschan) und bedeutete Schlange. Passend dazu war in der Hieroglyphe der Stadt ein Schlangenkopf zu finden. Und wen wundert es: Keine Hieroglyphe in der gesamten Mayawelt (auch nicht die von Tikal) ist häufiger zu finden als die von Calakmul (Chan). Der Name Calakmul bedeutet übrigens in etwa „die Stadt der zwei benachbarten Pyramiden“ und wurde von den ersten Entdeckern aufgrund der Strukturen I und II vergeben.

1931 entdeckte man schon die Anlage und seitdem wird hier gegraben und restauriert. Heute ist die Stadt eingebettet im Calakmul Biosphärenreservat und UNESCO Welterbe und kann bei einem täglichen Besucherdurchschnitt weit unter 100 Besuchern wahrlich als Geheimtipp bezeichnet werden.

Die archäologische Stätte

Calakmul Biosphere Reservat Übersicht

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Bevor wir die ersten Ruine erreichen, haben wir schon ein paar hundert Meter zurückgelegt. Zum Glück ist es heute nicht so heiß, und die Schatten spendenden Bäume machen das Laufen angenehm. Die Wege sind gut angelegt, nicht immer ist die Richtung leicht zu erkennen, aber verlaufen kann man sich hier auch nicht.

Unglaublich, das war hier eine richtige Stadt mit Wohnhäusern, einem Sportplatz mit Tribünen für das Pelota- Ballspiel und vielen Pyramiden. Die meisten darf man sogar noch besteigen.

Merkwürdige Geräusche sind zu hören, und je näher wir kommen, umso größer unsere Verwunderung. Motorsägen, hier im Biosphärenreservat? Nein, Brüllaffen sind für den Lärm verantwortlich. Zwei Männchen streiten sich um Weibchen, Futter oder ihr Revier. So genau können wir den Grund der Schreierei nicht erkennen. Später sehen wir noch eine Gruppe, die durch die Bäume tollt. Und ober drüber kreist tatsächlich eine Harpyie.

Von den mehr als 5.000 Gebäuden ist die Pyramide Estructura II mit 45 Metern das höchste. Weil in vielen Beschreibungen der Ausblick von oben gelobt wird, klettern wir auch hoch. Ein angenehmes Stufenmaß hatten die Mayas noch nicht. Doch wirklich, der Aufstieg ist aller Mühe wert. Selbst ein Mann mit zwei Krücken quält sich nach oben. Urwald soweit man rundherum schauen kann. Nach dem Amazonasgebiet ist das hier der größte zusammenhängende Urwald der Welt.

In der Nähe kann man die Spitzen anderer Pyramiden sehen. Eigentlich wollte ich mich eine Viertelstunde nicht vom Fleck rühren, aber ein Wolkenbruch vertreibt uns von der Spitze. Wir finden an der Seite nur hinlänglich Schutz, und als es nur noch tröpfelt, klettern wir – ebenfalls tröpfelnd – wieder herunter. Auf dem Weg zum Ausgang freuen wir uns noch über die Kapriolen von ein paar Spinnenaffen.

Beim Frühstück zeigt uns der Truthahn unseres Verwalters, was er für ein toller Kerl ist. Aufgeblasen und mit geschwollenem roten Hals führt er einen Stepptanz auf und schwenkt seinen Bürzel mit dem aufgestellten Fächer nach links und rechts. Eine junge Frau – ein neuer Gast- flüchtet panisch in ihr Auto, das Tier ist ihr nicht geheuer. Als Großstädterin kennt sie die Gattung nur gebraten.

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Abschied vom Verwalterpaar

Wir fahren nach Becán, einer weiteren Ruinenstadt in der Nähe. Während wir in der Anlage herumlaufen, sehen wir keine anderen Menschen. Die Stufen an den beiden wichtigsten Pyramiden sind etwas bröckelig, deshalb wurde an einer Stehle ein dickes Tau befestigt, an dem man sich festhalten kann. Macht Spaß, da hinauf zu kraxeln.

Als die Sonne am höchsten steht, setzen wir unsere Fahrt fort.

Ein kleiner See, die Laguna Milagros bei Chetumal ist unser Ziel. Für vier Nächte bleiben wir hier in einem kleinen Holzhaus am türkisfarbenen Wasser.

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Ein Ausflug ins 20 Kilometer entfernte Bacalar muss noch sein. Die Stadt am Ufer der Lagune der sieben Farben (eigentlich ein See, der aus verschiedenen Cenoten = Wasserlöchern besteht) trägt den Beinamen „Magischer Ort“. Die Magie geht aber mehr vom See, als von der Stadt aus. Vom Fort aus fotografiere ich das blaue Wasser.

Als es uns dann doch noch gelingt, ans Ufer zu kommen, sehen wir alle Arten von Booten. Ausflüge auf der Lagune sind hier die Einnahmequelle. Von 650 Pesos (30 €) bis 250 Pesos (12 €) pro Person sind die Fahrpreise. Auf dem 42 Kilometer langen See wird man zu verschiedenen Stellen gefahren, an denen das Wasser durch die unterschiedliche Tiefe der Cenoten jeweils eine andere Farbe haben soll. Kajaks sind unterwegs, und gerade beginnt ein Kurs für Stehpaddler. Was für ein Glück, dass wir an dem unbekannten kleinen See gelandet sind, wo kein derartiger Rummel ist.

Wir laufen jeden Abend zu einem kleinen Lokal am Ufer, sitzen auf der Terrasse und essen Fisch, während die Sonne malerisch untergeht. Dabei kann man wunderbar das Familienleben der Einheimischen beobachten. Am Wochenende unternehmen Großfamilien von den Großeltern bis zum Baby offenbar gerne gemeinsam etwas. Groß und Klein tummeln sich im Wasser. Und dann sitzt man nass am Tisch und lässt sich das Essen schmecken. Es sieht so richtig nach heiler Welt aus.

Ambergris Caye / La Isla Bonita (Belize) „Oh, Madonna“