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Wir verlassen die kleine Stadt Millicent nach dem Frühstück und fahren nach Mount Gambier. Hier interessieren uns die rund 5.000 Jahre alten Vulkanreste. Speziell einer der noch existierenden zwei Maare namens Blue Lake, der durch bestimmte Mineralien eine beinahe unwirkliche Farbe hat, veranlasst uns zu der Besichtigung. Als wir ankommen, ist die Zufahrt gesperrt. Ein netter Mann in Warnweste erklärt uns, dass hier gerade ein Radrennen stattfindet. Wir verstehen nur die Hälfte, aber zumindest soviel, dass um 11.30 Uhr die Straße wieder freigegeben wird. Weil es immer wieder Regenschauer gibt, haben wir keine große Lust auf einen Spaziergang und warten im Auto, bis die Zeit um ist. Die Radfahrer sind heute wirklich nicht zu beneiden. Beinahe pünktlich ist dann alles vorbei und wir fahren zum See. Von Blau keine Spur. Später lesen wir, dass er sich nur im Frühjahr so zeigt. Es gibt eine Rundtour, die wir mit dem Auto fahren können. Wieder einmal kann man einen großzügig angelegten und gepflegten Park bewundern. Alles ist für einen Familienausflug vorhanden, schöne Spielplätze, Grillküchen, Toiletten, und den Rasen zu betreten ist fast schon Pflicht.
Wir fahren weiter über den Princess Highway, lassen etliche Nationalparks im Vulkangebiet und Portland aus, machen einen kleinen Stopp in Port Fairy, um die historischen Gebäude und den alten Hafen zu besichtigen. Gerade als wir loslaufen, setzt Regen ein und der Wind bläst unangenehm scharf. Ein junges Paar, das neben uns parkt und gerade den Kinderwagen ausgeklappt hat, um ebenfalls eine Runde zu drehen, verstaut Kind und Wagen blitzschnell im Auto und saust los. Gute Entscheidung.
Als wir nach einer weiteren halben Stunde Fahrzeit in Warrnambool ankommen, hört es auf zu regnen. Wir haben einen Campingplatz direkt in der Stadt und können bis zur Weiterreise den Camper stehen lassen.
Am nächsten Morgen nutzen wir die Möglichkeit, im Hallenbad zu schwimmen, bevor wir uns auf den Weg zum Meer machen. Dort wurde ein Hafen mit Schiffen und Häusern aus viktorianischer Zeit nachgebaut. Jeden Abend gibt es ein Spektakel mit Lasershow, um die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Der ganze Bereich ist mit einem Zaun umgeben, die Eintrittspreise sind uns aber zu hoch.
Ein paar Fotos kann ich von einer günstigen Stelle aus machen. Gegenüber liegt eine große Parkanlage mit Spielplatz. Offenbar haben verschiedene Schulen heute Wandertag. Schüler verschiedener Altersstufen sind in ihren Uniformen hier unterwegs und genießen den sonnigen Herbsttag. Es gibt schlechtere Ziele für einen Schulausflug. Die Kinder haben offensichtlich ihren Spaß. Ob das Ganze nach bei uns geltenden Maßstäben pädagogisch wertvoll ist, bezweifle ich allerdings.
Wir laufen ein Stück am Strand entlang, dann durch den Park am Seeufer zurück in die 24.000 Einwohner zählende Stadt. Dort bummeln wir an den Geschäften entlang, schauen uns historische Gebäude an, stocken unsere Vorräte auf und laufen zurück zum Caravan Park. Morgen geht es los, die Great Ocean Road wartet auf uns.
Kurz bevor wir in Allansford die legendäre Straße erreichen, kommen wir an einer Milchversorgungszentrale vorbei. Die Fabrik, in der die verschiedensten Milcherzeugnisse produziert werden, ist unglaublich groß. Auf 10 Kilometern Fahrstrecke kommen uns drei extra lange Tanklastwagen entgegen. Was die wohl transportieren?
Wir haben den Beginn der Great Ocean Road erreicht. Braune Schilder weisen auf besondere Aussichtspunkte hin. Am Ende der jeweiligen Strecke sind große Parkplätze angelegt. Informationstafeln erzählen etwas zur jeweiligen Sehenswürdigkeit und geben an, wie weit der Fußweg ab hier ist.
Schon der erste Ausblick auf die „Bay of Islands“ ist atemberaubend. Obwohl der Himmel bewölkt ist, hat das Meer ein herrliches Farbspiel in unterschiedlichen Blautönen. Der stürmische Wind lässt die Wellen gegen die Felsen krachen, und damit die Steilküste noch dramatischer wirken.
Als nächstes besichtigen wir die „London Arch“, die nach dem Einsturz der „London Bridge“ noch steht und fahren dann zu Australiens beliebtestem Fotomotiv, den „Zwölf Aposteln.“
Hier ist deutlich mehr los, als an den anderen Aussichtspunkten. Busse fahren zu und aus den Parkplätzen, und alle 10 Minuten hebt ein Hubschrauber ab. Um die Fußgänger gefahrlos auf die andere Straßenseite zu bringen, wurde ein großer Tunnel angelegt. Sofort stellt sich bei uns ein bekanntes Gefühl ein, das wir schon aus Asien kennen. Die Mehrheit der Menschen fotografiert sich selbst und stellt dabei rücksichtslos Treppenstufen und Wege zu. Wie man beim Blick auf einige Handy-Displays erkennen kann, ist hinter den lächelnden Gesichtern im Hintergrund entweder etwas Blaues oder ein Stückchen Felsen zu sehen. Trotzdem betrachten Menschen jeder Altersklasse verzückt ihre Aufnahmen und zeigen sie glückstrahlend ihren Mitreisenden.
Der Name Zwölf Apostel ist relativ neu (sie hießen ursprünglich Sau und Schweinchen) und eindeutig falsch. Seit es Aufzeichnungen gibt, ist nur von neun Steinsäulen die Rede, heute sind noch acht übrig. Sie sind durchaus sehenswert, aber wir fanden andere Formationen wesentlich beeindruckender. So ist unser Besuch heute nur kurz, und wir nehmen uns vor, ihn morgen – sollte dann die Sonne scheinen – zu wiederholen.
Nach der Übernachtung in Port Campbell fahren wir als erstes zur Loch Ard Gorge, die aus unserer Richtung noch vor den zwölf Aposteln liegt. Verschiedene Wege führen vom Parkplatz zu unterschiedlichen Sehenwürdigkeiten. Auch heute stürmt es und das Meer schlägt hoch gegen die Felsen, als wollten Wasser und Wind uns demonstrieren, wie diese großartigen Skulpturen entstanden sind.
Die Thunder Cave beeindruckt optisch und akustisch. Wir könnten stundenlang zuschauen, wie das Wasser grummelnd in die Höhle gedrückt wird und wieder herausläuft. Einschließlich der Besichtigung des Friedhofes legen wir etliche Kilometer zu den verschiedenen Aussichtspunkten zurück. Die Apostel besuchen wir heute nicht noch einmal. Die Anzahl der Busse lässt wieder auf immensen Besucherandrang schließen. Wir genießen die weitere Fahrt auf dieser großartigen Straße bis nach Apollo Bay mit einigen weiteren Abstechern an die Küste.
Die Great Ocean Road wird an vielen Stellen ausgebessert, so dass der Verkehr immer wieder angehalten wird. Die Gegenrichtung ist wesentlich stärker befahren, als unsere von Westen nach Osten führende Spur. Wir freuen uns, wenn wir während der Stopps Gelegenheit haben, die Landschaft ausgiebiger zu betrachten. Aber auch die an der Küste gebauten Häuser sind oft einen zweiten Blick wert. Wer hier lebt, braucht keinen Fernseher, das schönste Programm findet vor den großen Terrassenfenstern statt.
Nach einer Übernachtung in Lorne fahren wir eine Nebenstraße am Barham-Fluss entlang und landen in einer verwunschenen Welt. Verschiedene Eukalyptusarten, darunter Königseukalyptus, der höchste Laubbaum der Welt, mehrere Meter hohe Baumfarne, Teebäume und alle möglichen anderen Bäume, die entlang des Flüsschens stehen. Auf einer Wiese blühen die üppigsten Callas, die man sich nur vorstellen kann. Die dort weidenden Schafe sind zum Glück für die Blumen und uns nur an Gras interessiert.
Wir wollen zu einem beschriebenen Wasserfall laufen. Als wir aus dem Auto steigen kommt ein grimmig aussehender Hund auf uns zugerannt, um dann begeistert über den Besuch heftig mit dem Schwanz zu wedeln. Zu dritt laufen wir weiter. An einem Bach endet unser Ausflug, beim letzten Sturm wurde die Brücke weggerissen und für nasse Hosen und Schuhe haben wir nicht die richtige Jahreszeit. Auf einer Wiese wird gerade ein Haus errichtet. Der dort arbeitende Mann kennt den Hund und lockt ihn zu sich. Schweren Herzens verabschiedet sich unser vierbeiniger Begleiter von uns. Wir halten ein paar Kilometer weiter nochmal an und laufen zu einem kleinen Picknick-Platz, der im Sommer bestimmt viele Liebespaare anzieht, hier ist es so romantisch.
Auf dem Rückweg nach Lorne begegnen wir zwei Eseln und einem Alpaka auf einer Weide. Die Esel kommen neugierig näher, verschmähen aber den angebotenen Apfel. Schade. Weiter geht es auf dem Great Ocean Highway.
An einem Aussichtspunkt sieht man noch die eisernen Reste eines der vielen gestrandeten Schiffe. Anker, Winsch und Rahmen sind bei Niedrigwasser zu sehen. Der Leuchtturm ein Stück weiter ist ebenfalls ein markanter Punkt mit verschiedenen Ausblicken auf das Meer. Man könnte Seitenweise Bilder einfügen.
Und dann haben wir in Torquay das Ende dieser großartigen Küstenstraße erreicht.
Noch ein Abstecher nach Queenscliff an der Meerespforte zur Bucht von Melbourne. bevor wir uns der Millionenstadt nähern. Über eine mautpflichtige Straße kommen wir am Freitag Nachmittag in die Millionenstadt. Wieder muss ich die australischen Autofahrer in ihrer Gelassenheit bewundern. An einer Ampel entschließt sich ein Fahrer von der äußersten rechten Spur über drei Spuren nach links abzubiegen. Keiner hupt, er bekommt die Möglichkeit, ohne schweißnasse Hände seinen Weg fortzusetzen. Trotz des dichten Wochenendverkehrs läuft alles ohne Hektik, ohne Aggressionen. Die Zufahrt zur Autobahn wird per Ampel gesteuert. So kommen manches Mal nur drei Autos bei Grün auf die Autobahn. Der Verkehr kann weiter fließen.
Am Stadtrand haben wir einen Caravanplatz. Per Bahn oder Bus kommt man in die Innenstadt. Es gibt aufladbare Magnetkarten, die die Kosten für die gefahrene Strecke durch Kontrolle an der Ein- und Ausgangssperre berechnen und abbuchen. Im Zentrum bekommen wir an einem Informationsstand von einer der Mitarbeiterinnen Kartenmaterial und viele Tipps für unsere Weiterfahrt. Auch in Melbourne können Busse und Straßenbahnen im Innenstadtbereich kostenlos genutzt werden. Darüber hinaus fährt eine alte Straßenbahn in einer Rundtour durch die Stadt. An jeder Haltestelle werden die Sehenswürdigkeiten aufgezählt. Natürlich wird dieses kostenlose Angebot viel und oft genutzt.
Wir fahren mit der Tram bis zu den Docklands und erfreuen uns mit vielen anderen Touristen und Einheimischen am sonnigen Herbsttag. Städte, die so eine herrliche Lage am Wasser haben, zeichnen sich immer durch eine besondere Atmosphäre aus. Viele Menschen sitzen in den am Ufer gelegenen Lokalen und genießen die Sonne. In einem „Münchner Brauhaus“ werden nachmittags um halb vier deftige Schlachtplatten verzehrt. Mit dem Hubschrauber kann man sich über die Bucht und die Stadt mit ihren vielen Hochhäusern fliegen lassen und hat bestimmt großartige Fotomotive.
Wir laufen zu einer Haltestelle der City Circle Tram und fahren die Runde weiter, vorbei am Parlament, der Oper, Verwaltungsgebäuden und natürlich Parks. Am Flinders Bahnhof steigen wir aus. Schon auf der Fahrt in die Innenstadt saßen viele Menschen mit schwarz-gelben Schals, Shirts, Kappen, Westen oder Trikots im Zug. Heute haben die Richmond Tigers ein Turnier gegen den St. Kilda Football Club dessen Trikots die Farben schwarz-weiß-roten haben.
(Zitat aus Wikipedia: Australian Football, auch als Australian Rules Football, Aussie Rules oder einfach „Football“ oder „Footy“ bezeichnet, ist eine Footballvariante, die mit einem ellipsoidförmigen Ball auf einem großen, elliptischen Spielfeld mit vier (Tor-)Pfosten an jedem Ende gespielt wird. Das Ziel des Spiels ist es, durch Schüsse zwischen die Pfosten zu punkten)
Inzwischen ist das Spiel zu Ende und die Fans beider Mannschaften strömen einträchtig aus dem Melbourne Cricket Ground in die Innenstadt. Kein Gegröle, keine wütenden Menschen, am Verhalten der Fans ist nicht zu erkennen, wer gewonnen hat. Später sehen wir Anhänger beider Vereine zusammen in den mit Heizpilzen bestückten Gartenlokalen sitzen.
Auch die Rückfahrt im Zug verläuft völlig stressfrei. In den Bahnhöfen ist mehr Personal, die Menschen laufen ruhig zu ihren Zügen. Keine besonderen Vorkommnisse. Uns hat es in Melbourne sehr gut gefallen.