Positives, Merkwürdiges und Negatives nach 4 Wochen in Vietnam

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  • Wir haben nur positive Erfahrungen mit den Vietnamesen gemacht, so freundlich, so hilfsbereit; entgegen mehrerer Beschreibungen, die uns vorher ein bisschen verunsichert hatten.
  • Die Frauen zeigen mir ihre Sympathie ganz offen durch Berührungen.Mal wird der Arm getätschelt, mal Schulter oder Taille umfaßt. Mehrmals gab es bei unserer Abreisen feuchte Augen. Männer sind dagegen zurückhaltend.
  • Von allen bisher besuchten Ländern tragen die Vietnamesen am wenigsten traditionelle Kleidung. Mode spielt hier eine sehr große Rolle. Die ausgefallendsten Jeans, die elegantesten Pumps sahen wir in Vietnam. Es gibt viele Boutiquen mit edlen Kleidungsstücken. Männer und Frauen ziehen sich gern modisch an, auf keinen Fall geht man in Freizeitkleidung ins Restaurant.
  • Der inländische Kaffee schmeckt hervorragend, man bekommt Tasse oder Glas mit einem eigenen Filter. Der Kaffee wird schwarz getrunken oder mit der bereits in der Tasse befindlichen dicken, gezuckerten Kondensmilch verrührt; dann schmeckt er wie Mokkaschokolade.
  • Wir haben oft sehr gut gegessen, dabei hat uns die Verwendung von vielen frischen Kräutern gut gefallen.
  • Bis auf eine Ausnahme hatten wir mit die besten Hotelzimmer während unserer bisherigen Reise. Frische weiße Bettwäsche, häufig täglichen Handtuchwechsel, gutes Frühstück und ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
  • Vietnams Norden ist wirtschaftlich weit entwickelt, bis auf die großen Städte gibt es jedoch ein starkes Nord-/Südgefälle.
  • Buchsbaum wird häufig gepflanzt und dann liebevoll zu fantasievollen Figuren, Ornamenten oder Namen gestutzt und geschnitten.
  • Vietnam hat eine hohe Alphabetisierungsrate. Das wird u.a. darauf zurückgeführt, das dieses Land als einziges in Südostasien lateinische Buchstaben verwendet, die das Erlernen wesentlich vereinfachen.
  • Es gibt kaum etwas, was nicht auf einem Moped transportiert werden kann. Ganze Familie, lebende Schweine und Hühner und die unterschiedlichsten Waren. Wir sehen jemanden mit einem 60 Zoll großen Fernseher im Originalkarton. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten oder die Naivität muss wirklich groß sein.
  • Höflichkeit und Geduld verschwinden offenbar in dem Moment, wo ein Mensch zwei oder sogar vier Räder unter sich hat, ab dann gilt nur noch: Wer zuerst kommt, fährt zuerst.
  • Das beliebteste „Musikinstrument“ in Vietnam ist die Hupe. Gehupt wird eigentlich immer. Beim Einbiegen in die Hauptstraße, beim Linksüberholen, beim Rechtsüberholen, beim Umkurven der Fußgänger oder einfach, weil Montag (wahlweise auch ein anderer Wochentag) ist. Wenn schon die Mopeds nicht röhren, muss es die Hupe ausgleichen.
  • Was wir als Schlafanzüge tragen, ist hier absolut straßentauglich. Ob Satin (gerne in buntgemustert aber im klassischen Herren-Schnitt), Baumwollgewebe oder Jersey, alles wird von Frauen und Kindern gleichermaßen selbstverständlich draußen getragen.
  • Kinder werden gerne in Jacken gesteckt, die sie in Schmetterlinge oder Marienkäfer verwandeln. Auch sehr beliebt sind Mützen mit Bären-, Hasen-, oder Katzengesichtern
  • Die dekorativen Reisstrohhüte setzt man auch in der Stadt auf. Meist in Kombination mit einem Tuch über Nase und Mund.
  • Atemschutzmasken gibt es in zig Variationen. Seltsamerweise setzt man sie Kindern äußerst selten auf. Oft sieht man einfach Chirurgenmasken. Sollte es da mal einen Notstand geben, weiß man worauf der zurückzuführen ist.
    Gerne werden auch extra geschneiderte Masken farblich zur Kleidung kombiniert. Dazu Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Handschuhe. Bei dieser Vermummung fragt man sich, worin eigentlich der Unterschied zum Nikab besteht.
  • Während man einerseits darauf bedacht ist, die Luft nur gefiltert einzuatmen, hockt man andererseits auf diesen Kinderstühlchen am Straßenrand neben dem tosenden Verkehr und lässt sich das Essen schmecken.
  • Obwohl die meisten Vietnamesen Atheisten sind, hat nahezu jedes Hotel und jedes Haus sein Geisterhäuschen mit irgendeiner Gottheit innendrin. Davor liegen Speisen und Getränke als besänftigende Gaben und fast immer brennen Räucherstäbchen. Man kann ja nie wissen.
  • Hühner gibt es überall, man findet sie auch in großen Städten. Bei jedem Haus, bei Geschäften und in Werkstätten laufen welche herum. Es gibt sie in vielen Farben und Rassen. Besonders die hochbeinigen schlanken Tiere sind uns aufgefallen.
    Egal wo wir übernachtet haben, nachts krähen immer irgendwo Hähne.
  • Wenn die Vietnamesen Englisch sprechen braucht man viel Fantasie , denn wir konnten es nur schwer oder gar nicht verstehen. Umgekehrt ging es aber ebenso. Geprägt durch die Muttersprache verschlucken sie die Endkonsonanten. Auf meine Frage in Hoi An nach dem „Post-Office“ ernte ich zuerst nur Kopfschütteln. Erst als ich mit den Postkarten wedele kommt das Verstehen: „Ahh … Poofi“.
    Der Ehemann wird mit „Mei Habben“ vorgestellt. „Frei-Ä“ ist fried egg (Spiegelei), der Orangensaft „Oranju“…
  • Die Bürgersteige auf kleineren Straßen sind selten als solche begehbar. Meist blockieren Händler und kleine Garküchen mit Bestuhlung den Weg oder sie sind sehr ordentlich dicht an dicht mit Mopeds zugestellt. Ich musste doch einige Male gegen ein Zucken im Fuß ankämpfen, um nicht mit einem kleinen Tritt gegen ein Moped einen Dominoeffekt auszulösen, besonders nachdem man auf die Straße ausweichen musste und dort empört angehupt wurde.
  • Der chaotische Verkehr war bei mir schon öfter Thema. Die Menschen auf Moped und Tuktuk verlassen sich grundsätzlich darauf, dass die anderen wachsam sind, wenn sie einfach aus einer Neben- in eine Hauptstraße einbiegen, die Spur wechseln oder auf einer Straßenseite als „Geisterfahrer“ unterwegs sind. Oder sie drängen sich ganz rechts vor, um dann trotzdem auf einer mehrspurigen Straße vor allen Anderen links abzubiegen. Scheinbar funktioniert das alles, auch wenn uns Europäern manchmal der Atem stockt bzw. der Hut hochgeht.
    Eine Erkenntnis allerding bleibt: Wir Europäer sollten auch viel stärker umsichtigeres Fahren beherzigen statt immer nur stur auf unsere Rechte zu pochen. Und eine Portion Gelassenheit gegenüber den Fehlern der „Anderen“ würde uns ebenfalls gut bekommen.
  • Weil die Menschen so unbekümmert fahren und wir kaum Unfälle sahen, ging ich davon aus, dass es auch nur wenige gibt. Diese Illusion hat mir das Sonntagsgespräch mit einem wissbegierigen jungen Mann – der sein Deutsch verbessern wollte – allerdings genommen. Er erzählte, das es jährlich 20.000 Todesopfer im Straßenverkehr gäbe. Wie schrecklich!

Würden wir wieder hinfahren? Auf jeden Fall.
tam biet Viet Nam

Phnom Penh und Soban Teuk – zwei Welten (Kambodscha)

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Für den Morgenbus in die Hauptstadt Phnom Penh gibt es keine Tickets mehr. Wir müssen auf den nächsten um 14.30 Uhr warten. Ein glücklicher Zufall, dadurch können wir uns noch mit unseren Reisefreunden Christian und Stefan zum Lunch treffen, die gerade in Kampot angekommen sind.
Die Fahrt soll drei Stunden dauern, es geht vorbei an Straßendörfern, Reisfeldern und Fabriken. Aber auch hier dasselbe Spiel wie in Saigon: Wir erreichen den Stadtrand zwar rechtzeitig aber dann geht alles nur noch im Schneckentempo. An der Busstation angekommen ist es bereits dunkel. Großes Gewimmel, viele „hilfreiche“ Taxifahrer, die uns zum überteuerten Sonderangebot zum Hotel bringen oder ein anderes verkaufen wollen. Wir verzichten und greifen auf den verlässlichen Uber-Transport zurück. Unser Fahrer muss durch den dichten Verkehr am Night-Market, kommt dann aber doch irgendwann an. Es ist nicht so einfach unser Hotel zu finden, denn die Häuser tragen nur ab und zu Hausnummern, aber letztendlich finden wir es gemeinsam. Es gehört zu einem australischen Lokal, wo wir hungrig erstmal zu Abend essen. Der Renner ist hier eine kleine Bierzapfkanne mit 3 Litern, die man sich an den Tisch bringen lassen kann. Innen ist ein mit Eiswürfeln gefüllter Zylinder, damit es bis zum letzten Glas kühl bleibt. Die meist westlichen Gäste sind begeistert und natürlich blendender Laune. Wir verzichten allerdings denn wir wollen  noch etwas von der Stadt sehen. Auf der Hinfahrt kamen wir an einer breiten Allee vorbei, die steuern wir jetzt an. Von weitem sehen wir viele bunte Lichter, wahrscheinlich ist schon für das chinesische Neujahrsfest dekoriert. An jeder Straßenkreuzung stehen zwei Soldaten mit Maschinenpistolen. Das wirkt schon ein wenig bedrohlich.
Ich passe einen Moment nicht auf und verknackse mir den Knöchel auf einem breiten, gut gepflasterten Bürgersteig, durch den sich ohne erkennbaren Grund eine Absenkung zieht. Bei der schummrigen Beleuchtung war sie nicht zu sehen. Vor Schmerz bleibt mir kurz die Luft weg. Selbst der grimmige bewaffnete Soldat schaut mitleidig. Bewegung soll ja helfen, und so laufen wir weiter.

Mitten auf dem großen Kreisel das Unabhängigkeitsmonument, das nach der Loslösung von der Kolonialmacht Frankreich errichtet wurde. Daran anschließend eine gepflegte Grünanlage mit mehreren Brunnen und einem Denkmal. Links und rechts braust der Verkehr. Viele Familien mit Kindern sind am Freitag Abend unterwegs. Die Kinder toben herum, laufen quietschend unter den Wasserstrahlen der Brunnen durch, die Eltern sitzen am Rand, unterhalten sich und schauen dem Treiben zu. Nur wenn eins der ganz Kleinen sich der Straße nähert, wird eingegriffen.
Die Mitarbeiter im Hotel entschuldigen sich dafür, dass mir in ihrer Stadt ein Unfall passiert ist. Sie versorgen mich mit einem großen Beutel Eis. Immer wenn mir am nächsten und übernächsten Tag jemand begegnet, drückt er sein Bedauern aus und entschuldigt sich wieder. Und Eis bekomme ich so oft und so viel, wie ich möchte.


Der für den nächsten Tag geplante Rundgang durch die 1,5 Millionenstadt fällt natürlich ins Wasser. In der Hauptstadt sein, ohne ein paar Sehenswürdigkeiten besucht zu haben, geht jedoch nicht. Deshalb lassen wir uns im Tuktuk fahren. Dabei sehen wir den Anfang des 19. Jahrhunderts erbauten Königspalast mit Silberpagode und die 1930 im Art-Déco-Stil errichtete Markthalle wenigstens von außen.

eine Wasserflasche muss vor der Markthalle die Dusche ersetzen

Die Killing Fields und das Genozid-Museum – Erinnerungen der schlimmsten Art an das Phol Poth Regime – hatten wir sowieso nicht auf dem Plan. Wir schaffen es einfach nicht uns anzusehen, was Menschen sich für Folter- und Tötungsmethoden ausgedacht haben, um ihre Macht zu festigen und zu erhalten.
Unser Fahrer ist ein waghalsiger junger Mann. Wahrscheinlich will er uns zeigen, dass wir mit ihm die richtige Wahl getroffen haben, und so fährt er bei Dunkelrot über zwei große Kreuzungen. Beifallheischend schaut er sich um und erwartet ein Lob für seine Tollkühnheit dabei donnert er fast gegen die sich gerade öffnende Fahrertür eines Lieferwagens. Klaus bittet ihn eindringlich, vorsichtiger zu fahren, sonst darf er uns am nächsten Tag nicht zum Busbahnhof bringen.

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Ticketschalter am Busbahnhof

Die Strecke nach Siem Reap, unser nächstes Ziel, ist zu weit für meinen dicken Fuß, deshalb entscheiden wir uns für einen Aufenthalt auf halber Strecke. In der Nähe von Kampong Thom (auf der Ostseite des Tonle Sap – dem größten Binnensee Südostasiens) finden wir ein kleines Homestay. Dort im Nirgendwo will ich ein bisschen das Bein hochlegen und dabei ins Grüne schauen. Vor der Abfahrt erkläre ich dem Busfahrer, dass wir ein paar Kilometer vor Kampong Thom aussteigen möchten. Nach kurzer Beratung mit zwei Kollegen stimmt er zu.
Kaum sind wir losgefahren, fährt der Bus rechts ran und hält. Die Zeit vergeht, nichts passiert. Die Menschen werden nicht etwa ungehalten oder unruhig.
DSC02557Eine ältere Frau erledigt ein kleines Geschäft ganz zwanglos auf dem Bürgersteig. Vierzig Minuten später kommen drei Personen, steigen ein und sofort setzt der Bus die Fahrt fort über den Fluss in Richtung Norden.Tja, das zum Thema Fahrplan. Es folgen Dörfer, Städte und Reisfelder. Heute am Sonntag nutzen viele Menschen den luftigen, schattigen Platz unter ihren auf Stelzen errichteten Häusern. Sie liegen in Hängematten oder sitzen mit Familie und Freunden beim Essen.
Nach drei Stunden nähern wir uns unserem Ziel und ich sehe das Schild von unserm Gasthaus. Der Busfahrer denkt aber nicht daran zu stoppen. Auf unseren Hinweis schüttelt er lächelnd den Kopf, er weiß schon wo wir hin müssen, schließlich kennt er sich aus und wir sind wir fremd im Land.
Nachdem er dann gehalten hat, gelingt es mit Hilfe einer englisch sprechenden Frau in einem Miniladen Kontakt zu unserem Gasthaus aufzunehmen. Und nach einer Weile kommen drei Motorräder an.
DSC02598Rico, der französische Besitzer mit seiner kambodschanischen Frau Kunthy und ein Mitarbeiter bringen uns und die Koffer die fünf Kilometer zurück zur Unterkunft. Dort wartet ein kleiner gelb gestrichener Bungalow auf uns.
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DSC02735Ein sechs Wochen alter Welpe mit zu großem Fell und Denkerstirn erobert uns im Sturm. Wenn ich auch nicht richtig laufen kann, spielen und schmusen geht prima.
Tags darauf machen einen Motoradausflug auf dem Sozius in die Umgebung. Gefahren von den Besitzern geht es über rote Sandpisten an den kleinen, typischen Häusern der Reisbauern vorbei.


Uns begegnen viele Kinder mit ihren Fahrrädern auf dem Weg zur Schule; alle winken uns freundlich zu. Wir fahren an Teichen, Gräben und sonstigen Wasserstellen vorbei. Ideale Voraussetzungen für den Reisanbau. Da gerade keine Pflanzzeit ist, haben die Wasserbüffel ein faules Leben. Sie weiden auf den abgeernteten Feldern oder nehmen ein erfrischendes Schlammbad. Auch die weißen Buckelrinder freuen sich noch über die Stoppeln auf den Reisfeldern. Kreuz und quer fahren wir durch die Gegend, durch kleine Ansiedlungen, an Läden, Lokalen, Schulen und Tempeln vorbei.


Wenn wir einen Wasserlauf auf einer der schmalen Hängebrücken überqueren müssen, steigen wir ab, und laufen hinüber. Auf dem Fluss sind mehrere beinahe runde Bereiche mit Bambusstangen und Netzen abgesteckt. Hier fängt sich der treibende Wasserkohl, bildet ein dichtes Feld und unter Wasser bieten die Triebe und Wurzeln den Fischen Verstecke und Schatten. Die Menschen haben doppelten Nutzen, Fisch und Gemüse für die nächste Mahlzeit sind jederzeit verfügbar und immer frisch.


Interessant ist ein Halt an einer Deckstation mit zwei prächtigen Buckelrinderbullen.  Die Tiere liegen gemütlich herum und warten auf ihren nächsten Einsatz, für den der Besitzer je 55 $ kassiert.


Unser nächster Stopp ist an einem Palmenhain. Viele der Bäume wurden vom Blitz getroffen. Übrig geblieben sind schwarze Stümpfe. Warum das immer wieder an dieser Stelle passiert und nicht an dem hundert Meter weiter entfernten, weiß kein Mensch. An den noch intakten Palmen klettert ein Mann auf der angebundenen Bambusleiter rund zehn Meter nach oben, schneidet vom Blütenstab die vordere Spitze ab und hängt ein Plastikgefäß an. Nach 24 Stunden hat die Palme pro Blütenstab einen Liter Saft abgegeben. Einmal am Tag wird der Saft abgeholt.

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Fahrradersatz

An unserem nächsten Haltepunkt sehen wir auch, was damit passiert. Am Ufer des Flusses leben drei Familien in den allereinfachsten Bambushütten. Eine Menge Kinder wuseln herum. Kunthy versammelt sie um sich und zaubert aus ihrer Tasche bunte Kugelschreiber. Sie legt Wert darauf, dass sie und nicht die Touristen die Schenkenden sind, um die Kinder bei zukünftigen Besuchen nicht zum betteln zu verleiten.

Ein großer Berg gehäkseltes Palmholz liegt vor der einen Hütte, wo in der Kochstelle ein munteres Feuer prasselt. Obendrauf eine große Blechschale, von rund 60 cm Durchmesser, in dieser ein Korb, der offenbar dafür sorgt, dass der Palmsaft gleichmäßig verteilt ist. Hier dampft, zischt und brodelt es, und es riecht leicht nach Karamell. Eine Charge ist gerade fertig geworden und wird in weiße Eimer umgefüllt. Sie hat Farbe und Konsistenz von Kleehonig. Die zähe Masse schmeckt gut und ist ewig haltbar. Mit längerer Lagerzeit wird sie steinhart, und muss dann zerstoßen werden. Für die Familien scheint das die einzige Einnahmequelle zu sein, aber um diesen Palmzucker ohne irgendwelche Zusätze zu kaufen, kommen Menschen bis aus der Hauptstadt.


Die Kinder sind inzwischen zum Flussufer gelaufen und planschen herum. Keins von ihnen kann schwimmen, aber die Eltern haben vollstes Zutrauen in ihre Fähigkeiten. Das Wasser ist an der tiefsten Stelle höchstens 70 Zentimeter tief. Es sieht so einladend aus, dass ich in voller Montur ins Wasser steige. Die Kinder schauen mir erst mit offenem Mund zu und sind dann begeistert. Das Wasser strömt gewaltig, bestimmt 1-2 Meter pro Sekunde. Eine Weile lasse ich mich treiben, dann gehe ich an anderer Stelle ans Ufer. Kunthy wollte auch gern schwimmen, aber sie plagt sich mit einer Erkältung und geht nur bis zu den Oberschenkeln ins Wasser, um Flussmuscheln zu sammeln.
Als wir zurück im Ressort sind, bin ich fast wieder trocken, doch der rote Staub steckt in Ober- und Unterkleidung und wir lassen noch schnell alles in die Waschmaschine stecken. Aber wer hätte gedacht, dass rote Erde so farbecht ist.

Angkor – Besuch in einer vergangenen Welt (Kambodscha)

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Rico schickt einen seiner Mitarbeiter zur Straße, um den nächsten Bus anzuhalten, der nach Siem Reap fährt. Keine fünf Minuten später ruft er und wir hasten mit Gepäck auf die Straße. Schnelle Umarmung und wir sitzen im Bus.
Unterwegs hatten wir unser Hotel kontaktiert und rufen verabredungsgemäß nach der Ankunft in Siem Reap noch mal an. Kurze Zeit später kommt das Tuktuk und bringt uns zum Hotel. Es liegt außerhalb und hat einen Pool – wunderbar. Der holländische Besitzer hat alles perfekt organisiert und erklärt uns was wir zur Besichtigung von Angkor wissen müssen. Angkor ist eine 40.000 ha große Region, die zwischen dem 9. Und 15. Jahrhundert das Zentrum des Khmer-Königreiches war. Es gibt Tickets mit Gültigkeit für einen, drei oder sieben Tage. Wir hatten uns eigentlich für die mittlere Version entschieden, aber im Hinblick auf meinen immer noch schmerzenden Fuß werden wir nur einen Tagesbesuch machen.
Aber zuerst lassen wir uns abends in die Innenstadt fahren. Siem Reap hat etliche Luxushotels und auch entsprechende Geschäfte. Je näher wir dem Zentrum kommen, umso mehr Touristen sehen wir. Lokal an Lokal, Bar an Bar und Tuktus in Reihe, hier sieht man genau, woher die Einnahmen kommen. Ein- oder mehrfarbig bebilderte Touristen schieben sich dicht an dicht durch die erleuchteten Straßen der Altstadt. Natürlich sind wir auch Touristen, aber bei uns löst ein Blick auf die Massen unwillkürlich einen Fluchtreflex aus. Unser ausgewähltes Restaurant liegt zum Glück in dritter Reihe, aber einen wirklichen Geheimtipp kann es hier im Zentrum nicht mehr geben. Die gefüllten Frösche auf der Speisekarte wässern uns nicht den Mund, wir entscheiden uns für Amok, eine Art Eintopf, den es mit Fisch oder Fleisch gibt. Und danach nichts wie zurück in unser ruhig gelegenes Hotel.
Den nächsten Tag verbringen wir im Wasser und im schönen Garten. Um vier Uhr holt uns unser Fahrer ab und es entwickelt sich folgender Dialog auf englisch:
Er: „Kohl in Berlin?“
Ich: „Nein, Merkel. Kohl ist tot.“
Seine Augen weiten sich und er startet einen neuen Versuch: „Kohl in Berlin!“ Dabei schüttelt er sich, klappert mit den Zähnen und schlingt die Arme um sich.
Der Mann hat Recht, es ist kalt in Berlin!
Er bringt uns zur Ticket-Verkaufsstelle um die Eintrittskarten für den nächsten Tag zu kaufen. Ab 16.45 Uhr öffnen die Schalter. „Stellt euch nicht hinter Chinesen an,“ meint er „bei denen dauert es immer ewig.“ Wir befolgen seinen Rat und suchen in der großen Schalterhalle einen ohne. Pünktlich wird geöffnet und dann geht es wie am Fließband. Zuerst wird man fotografiert, dann das Ticket mit Foto ausgedruckt und die 37 US$ für einen Tag gezahlt. Es gibt eine Besonderheit, mit unserem Eintrittsausweis dürfen wir ab 17 Uhr bereits auf das Gelände, um beim Pre RupTempel den Sonnenuntergang zu betrachten und zu fotografieren. Natürlich machen das viele, und so knattern die Tuktuks gleich einer riesigen Schlange alle in dieselbe Richtung, um die erwartungsvollen Besucher in das geheimnisvolle Angkor zu bringen.
Sowohl an der Einfahrtsstraße als auch beim Tempel werden unsere Karten sorgfältig kontrolliert. Eine Menge Personal wird hier beschäftigt. Gut, dass die Einheimischen auf diese Weise von der alten Kulturstätte profitieren können.

Unser Fahrer zeigt in die Richtung, in der wir ihn wiederfinden werden und knattert davon. Wir laufen zum Tempel und steigen an einer Seite die ca. 45 cm hohen Stufen hinauf. Oben drängeln sich die Menschen an der Westseite wegen des zu erwartenden Sonnenuntergangs. Wir haben gedacht, dass man von oben einen Blick auf andere Tempel hat, aber man sieht nur Wald. Da erscheint uns der Sonnenuntergang nicht so verlockend und wir klettern wieder runter, bevor es alle tun und sehen uns lieber – beinahe allein – unten um. Eigentlich ist auch nicht der Ausblick vom Tempel im Sonnenuntergang, sondern der Tempel selbst – der in diesem Licht eine warme Bernsteinfarbe annimmt – die Sehenswürdigkeit. Aber beides wird durch Wolken heute verhindert.
Wir haben die Möglichkeit, schon morgens um 5 Uhr zum Sonnenaufgang nach Angkor zu fahren, da es aber nachmittags heftig geregnet hat und der Himmel immer noch bewölkt ist, meint unser Fahrer, dass sich das nicht lohnt. So verabreden wir uns für 9 Uhr am nächsten Morgen.
 


Um diese Zeit ist schon eine endlose Blechschlange unterwegs in die wir uns einreihen. Viele große Busse steuern als erstes Angkor Wat an, die Tuktuk-Fahrer durchbrechen diesen Automatismus und fahren entgegen der üblichen Reihenfolge an Angkor Wat vorbei nach Angkor Thom, der größten Anlage mit einer Seitenlänge von 3 Kilometern. Wir sehen die Menschenmassen, die auf dem Zugang stehen und sind froh über diese Entscheidung. In Angkor Tom sind immer noch mehr als genug Touristen, aber doch deutlich weniger als am Wat. Wir gehen zu Fuß über die Brücke, die uns wegen ihrer einzigartigen Gestaltung sprachlos macht. Dicht an dicht viele überlebensgroße Steinfiguren in Hockstellung hintereinander. Jede hat unter dem Arm einen Steinblock, der das Geländer bildet. Links hocken die Guten, rechts die Dämonen. Die Figuren sind zum Teil stark verwittert, werden aber nach und nach restauriert. Kein Gesicht gleicht dem anderen. Gestaltung und Ausführung begeistern noch heute und der Respekt vor den Erbauern kann gar nicht groß genug sein.
Und die Brücke ist erst der Anfang. Nachdem wir durch das Portal gegangen sind, sehen wir die vielen Türme des Bayon-Tempels.
 


Auf jedem sind nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtete mehrere Meter große Gesichter angebracht. Insgesamt sind es beinahe 200. Überall sind Verzierungen, die feinsten Reliefs, Friese, Kapitäle und Skulpturen. Um alles genau zu betrachten brauchte man Wochen. Das Gebäude ist total verschachtelt. Man gelangt von Raum zu Raum und verliert dabei total die Orientierung. Es gibt zwar eine vorgeschriebene Gehrichtung, aber weil sich nicht alle daran halten, gibt es bei den engen Durchgängen immer wieder Drängeleien. Je heißer es draußen wird, um so mehr Besucher wollen ins kühle Innere.
DSC02792Vom Bayon Tempel führt ein 200 Meter langer Weg zum Baphuon Tempel. Auf einem Platz tummeln sich Affen. Man soll sie auf keinen Fall füttern, aber das kümmert viele Touristen überhaupt nicht. Sie verteilen mit lächelnder Miene gekochte Maiskolben und andere Leckereien und versuchen Fotos von sich mit den fressenden Tieren zu machen. Ein Affe trinkt wie ein Mensch aus einer Wasserflasche und wird sofort zum Lieblings-Fotomotiv.
 

Beim Baphuon Tempel kann man auf die dritte Ebene klettern. Die Aussicht soll toll sein, aber bei den Temperaturen machen nur wenige Menschen von der Möglicheit Gebrauch. Wir finden ihn auch von unten eindrucksvoll und laufen außen herum. Auf der Rückseite ist ein 60 Meter langer liegender Buddha im Halbrelief zu erahnen.
DSC02802Weiter zum Phimeanakas Tempel und zur Terrasse des Lepra-Königs, der einen besonderen Schatz bereit hält, ein Relief, das perlengeschmückte Tänzerinnen und bewaffnete Krieger zeigt. Die Detailtreue und die Vielfalt bei den Gesichtern ist verblüffend. Das Relief zählt zu den schönsten Kunstwerken der Khmer-Aera.
P1090539.JPGNachdem wir die Elefantenterrasse entlang gelaufen sind, die wirklich zum Andenken und zur Verehrung der vielen Arbeitselefanten errichtet wurde, treffen wir unseren Fahrer wieder.
Er bringt uns zum Ta Phrom Tempel. Auch wer noch nie in Angkor war hat mit Sicherheit schon Bilder von dieser Anlage gesehen. Sie ist bekannt dafür, dass viele Würgefeigen ihre Wurzeln durch und über das Gemäuer gewunden haben. Im Film „Lara Croft“ findet man die Ruinen als Kulisse.
 


Hier will natürlich jeder so viele Fotos machen, wie nur möglich. Es könnte auch so einfach sein. Hundert Personen können mit einigen Einschränkungen ein und dasselbe Motiv gleichzeitig fotografieren. Aber wenn jeder dieser Hundert zusammen mit dem Motiv im Hintergrund fotografiert werden will, braucht man unendlich viel Zeit und Geduld. Hat man dann den seltenen Moment erwischt, wo niemand davor steht, rennen die Menschen ohne Rücksicht durchs Bild. Besonders Reisende aus einem Land sind da völlig schmerzfrei. Ich will ja keinen Namen nennen, aber das Land fängt mit Chi an und hört mit na auf. Das ist nicht nur unsere Meinung, Gespräche mit anderen Reisenden bestätigen diesen Eindruck immer wieder.
Unser Fahrer empfiehlt uns ein Restaurant fürs Mittagessen, das einen klimatisierten Raum hat. Das ist wirklich das Beste, was wir jetzt tun können. Und wir merken, wie gut uns die Pause in der kühen Gaststätte bekommt. Jetzt sind wir bereit für Angkor Wat.

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kambodschanischer Kindersitz

Diese rechteckige Tempelanlage hat Abmessungen, die Fotos können einfach nicht vermitteln können. Jede Seite ist über einen Kilometer lang. Außen herum verläuft ein rund 200 Meter breiter Wassergraben und über eine schwankende Pontonbrücke aus Plastikelementen führt der Weg zum Eingang. Die fünf markanten Türme hat sicher jeder schon mal abgebildet gesehen, und wenn es nur auf der Flagge Kambodschas ist. Zum Glück wurde dieser ganze Bezirk als Ausdruck der Religion nicht von den Roten Khmer zerstört.
P1090580Die Mitte bildet der 65 m große Turm – der wahrscheinlich als Totentempel gedacht war – umgeben von vier Ecktürmen. Man kann gegen extra Eintrittsgeld hochsteigen, und die willigen Touristen reihen sich in die über 100 Meter lange Schlange – in der mindestens fünf Menschen nebeneinander stehen – ein.


Dieser Turmkomplex ist von einem umlaufenden Hof umgeben. Dann folgt ein breiter überdachter Gang, dann die Becken der heiligen Bäder und ein weiterer überdachter Gang, jeweils 800 Meter lang. In diesem Gang sind die Wände mit Reliefs bedeckt, die eine fortlaufende Geschichte von Kriegen, Eroberungen und Niederlagen und religiösen Szenen zeigen. Man wird einfach sprachlos angesichts dieser kunstvollen Darstellungen.
Was für ein wunderbarer, Ehrfurcht einflößender Tag. Ganz erfüllt von all dem Schönen kehren wir in unser Hotel zurück.

Positives, Merkwürdiges und Negatives nach 18 Tagen in Kambodscha

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  • Dass die Kambodschaner so fröhlich und freundlich sind, nach all dem Grauen, dass sie noch bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erleben mussten, ist schon erstaunlich. Man trifft natürlich meist die jüngere Generation an, die das nicht mehr oder nur als Kind erlebt hat.
  • Viele schöne Ressorts sind sowohl an der Küste als auch im Landesinneren gebaut worden und die Menschen sind es Wert, dass man sie besucht und ihnen damit zu etwas Wohlstand verhilft.
  • In vielen Hotels und Anlagen werden Fahrräder kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Zustand ist nicht der beste, aber das ist in Südostasien ein generelles Problem. Wartung und Reparatur sind Fremdworte.
  • Die Hauptstraßen sind in ordentlichem Zustand, dadurch ist das Reisen recht bequem.
  • Das Busnetz ist gut ausgebaut, man kommt ohne Schwierigkeiten überall hin. In den Orten selbst stehen Tuktuks zur Verfügung.
  • Reisanbau und Kautschukplantagen sind die wichtigsten Wirtschaftszweige in diesem Land. Nach und nach besinnt man sich beim Reisanbau wieder auf alte Methoden ohne Kunstdünger-Einsatz und erzielt damit Spitzenqualität.
  • Obwohl unter den Roten Khmer die Religion verboten war, bekennen sich heute wieder über 90% zum Buddhismus.
  • Glaube und Aberglaube existieren hier quasi gleichberechtigt nebeneinander. Schon den Kindern wird durch Erzählungen von Geistern Angst eingeflößt, und die lässt sie nie wieder los.
  • Die Häuser werden in ländlichen Gebieten immer auf Stelzen gebaut. Dass damit eine gewisse Sicherheit bei Überschwemmungen in der Regenzeit gegeben ist, ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass man glaubt, dicht unter der Erde  leben die Geister. Sie können dann nicht so schnell in die Häuser kommen.
  • Die Tuktuks sehen in jedem Land anders aus, hier wird eine Art Kutsche von einem Moped gezogen. Und weil dabei der Motor leicht überhitzt, haben sich die Menschen eine pragmatische Lösung einfallen lassen. Ein Wasserkanister an einer Seite lässt permanent einen leichten Wasserstrahl über den Motor rinnen, um ihn zusätzlich zu kühlen.
  • Siem Reap ist durch das nahe gelegene Angkor eine wohlhabende Stadt geworden. Es wird berichtet, dass eine private Organisation für die Ticketverkäufe zuständig ist. Der Staat hat lediglich Einnahmen in Höhe von einer Million US$ pro Jahr..
  • In ländlichen Gegenden laufen die Kinder bis zum Alter von 3 Jahren nackt herum.
  • Schulunterricht läuft noch nach alten Mustern. Auswendiglernen ist die Devise, Mitdenken nicht erwünscht. Uns wurde berichtet das man den Kindern oft erzählt, dass sie ihrem Land am besten dienen, wenn sie Reisbauern werden.
  • Die Mädchen tragen sehr konservative Schuluniformen. Bis ca. 10 Jahre tragen sie zur weißen Bluse einen dunkelblauen Faltenrock der die Knie bedeckt. Die älteren Mädchen tragen den traditionellen Wickelrock, der bis zur halben Wade reicht in derselben Farbe.
  • Beim Mopedfahren gibt es eine neue Variante; die kleinen Kinder stehen entweder vor oder hinter dem Fahrer auf dem Sitz und werden von ihm oder dem Beifahrer mit einer Hand festgehalten.
  • Auf den öffentlichen Toiletten hängen häufig Schilder (ähnlich dem abgebildeten), die verschiedene Dinge verbieten: Mit den Schuhen auf der Toilettenbrille hocken, sich in der Toilette die Füße waschen oder unter der Reinigungsdüse die Haare oder Schuhe waschen.
    Es gab keine Toilettenbrille, die nicht abgeschabt gewesen wäre, was die anderen Punkte betrifft, sind die nicht so ohne weiteres zu überprüfen.

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  • Und auch hier das leidige Problem mit dem vielen Plastik. Gemäß einer Statistik verbrauchen die Kambodschaner 10.000 Tüten pro Kopf und Jahr. Es reicht z.B. nicht, Getränke im Plastikbecher mit Deckel zu verkaufen, das Ganze muss noch extra in eine Plastiktragehülle gepackt werden.
    Manche Menschen versuchen, das Abfallproblem es auf ihre eigene Art zu lösen, indem sie alles auf einen Haufen werfen und anzünden (inklusive Dosen und Plastik). Früher, als Bananenblätter das einzige Verpackungsmaterial waren, hat das gefahrlos funktioniert.
    Da wartet noch eine große Aufgabe auf die Regierung, erstens für eine funktionierende Müllabfuhr zu sorgen und zweitens die Menschen entsprechend aufzuklären.
  • Man sieht viele behinderte Menschen. In Angkor sahen wir zwei Bands, die nur aus Menschen bestanden, die blind waren oder denen Gliedmaßen fehlten. Aber sie spielten ihre Instrumente mit  vollem Elan. Einem Mann, dem beide Hände fehlten, hatte man die Trommelstöcke mit Bändern an den Armstümpfen festgebunden.
  • Viele Landminen sind noch nicht aufgespürt und entschärft worden, von manchen Gebieten wird deshalb von einem Besuch abgeraten. So sind die Gräuel des Krieges mit dessen Ende noch nicht ausgestanden.

Würden wir wieder hinfahren? Auf jeden Fall.
Chum riap lia Kambodscha

Bangkok – hin und weg (Thailand)

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Und weiter geht es zum nächsten Ziel. Um sieben Uhr werden wir bereits abgeholt, trotzdem macht man uns schon eine halbe Stunde vor der offiziellen Zeit Frühstück. Wäre das in Deutschland auch so selbstverständlich?

Die Fahrt dauert 8 Stunden und bringt uns durch Reisanbauflächen, Lotusteiche und Kautschukplantagen in drei Stunden zur Grenze. Kurz nach der Abfahrt verteilt der Beifahrer Croissants und Wasser (im Fahrpreis enthalten). Auch Formulare zum Grenzübertritt hat er dabei. Fürsorglich erkundigt er sich, ob alle ihre Pässe dabei haben.

Für den Übergang gibt es eine kurze Information: Raus aus dem Bus, zur Ausreisestelle, ein paar hundert Meter laufen und sich vor den Einreiseschaltern in Thailand anstellen. Danach 100 Meter laufen und nach links auf den Parkplatz, wo der Bus mit allem Gepäck wartet. Und genauso läuft es auch ab. Auf der kambodschanischen Seite ist kurz vor der Grenze quirliges Marktleben. Soweit wie es zulässig ist, haben Menschen ihre Verkaufsstände aufgestellt. Letzte Möglichkeit, nochmal gegrillte Heuschrecken, Grillen, Mehlwürmer oder Schnecken zu kaufen. Man läuft durch ein Spalier von Kriegsversehrten, die ihre verstümmelten Gliedmaßen präsentieren, um noch ein paar Riel zu bekommen. Lebhafter Handel findet statt, man sieht Menschen die hoch beladene Karren in beide Richtungen ziehen.

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Wer durch die Passkontrolle gekommen ist und sich wieder am Bus einfindet bekommt jetzt sein Mittagessen – Gemüsereis und Gurkenscheiben. Nachdem alle wieder eingetroffen sind geht es weiter. Je näher wir der Hauptstadt kommen, umso mehr wandelt sich die Aussicht. Keine Reisfelder mehr, sondern Industriefirmen sind links und rechts der Straße zu sehen. Verbunden damit ist größerer Wohlstand; schöne Häuser, gepflegte Vorgärten und nur ab und zu dazwischen auch noch mal eine Wellblechhütte.

Nach drei Stunden kommen die Hochhäuser Bangkoks in Sicht. Die Stadt, in der 12 bis 15 Millionen Menschen leben – genau weiß das niemand, weil es kein Meldesystem gibt – hat eine Ausdehnung von 1.500 Quadratkilometern. Die Straßen sind teilweise achtspurig, und es gibt mehr Autos als Mopeds. Der Bus hält vor einem Tempel irgendwo mitten in der Stadt. Von hier sind es noch 5 Kilometer bis zu unserem Hotel.

Es liegt östlich des Menam (Fluss) Chao Praya, der ursprünglichen Lebensader von Bangkok , an einer sechsspurigen Straße. Am ersten Abend wollen wir nur die nähere Umgebung erkunden. In geringen Abständen gibt es Fußgängerbrücken, über die man auf die andere Seite gelangt. Auf einem Kreisel, dem Wongyainyai Platz, der sicher 200 Meter im Durchmesser hat, befindet sich ein Reiterstandbild und drum herum eine gepflegte Grünanlage, die man durch eine Unterführung erreicht. Hier treffen sich abends viele Menschen um Sport zu treiben (sie joggen rundherum, spielen Federball oder machen Gymnastik). Andere beten und singen gemeinsam vor einer Buddhastatue, unbeeindruckt vom rundherum tosenden Verkehr.

Der Aufgang zur nahen S-Bahn Station ist nur 50 Meter vom Hotel entfernt. Allerdings ist man dann noch lange nicht an der Station. Ein auf massiven Säulen errichteter Fußgängerweg verläuft mehrere 100 Meter zwischen zwei Schnellstraßen. Hier kann man ungefährdet vom Straßenverkehr zum Ziel gelangen und Wachmänner sorgen dafür, dass auch keine Gefährdung anderer Art stattfindet.

Am Fahrkartenautomaten tippt man auf dem Streckenplan des Touchscreen die Station an zu der man fahren möchte, gibt die Anzahl der Personenein und zahlt per Bargeld oder Kreditkarte den errechneten Betrag. Schon hat man seine Fahrkarte.

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Der Zugang zu den Zügen ist versperrt. Nur wer eine Fahrkarte hat, kommt durch die Sperre. Die Züge sind von außen – einschließlich der Fenster – komplett mit mehr oder weniger bunten Motiven gestaltet. Da verlässt jeden Sprayer seine künstlerische Inspiration und er lässt die Sprühdosen stecken.

Wir fahren bis zu den Einkaufzentren in der Stadtmitte. Heute am Sonntag sind auch viele Einheimische unterwegs, die den freien Tag nutzen, um gemächlich durch die teilweise luxuriösen Mals zu schlendern, in deren Restaurants einzukehren und der Hitze des Tages in die angenehm temperierten Räumlichkeiten zu entfliehen. Auch wir nutzen nach Möglichkeit die Wege durch die großen Mals, anstatt draußen auf den Fußwegen zu laufen.

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großartige Erfindung, Hörer zum Einstecken ins Handy

Bei unseren beiden Handys sind die Schutzgläser gebrochen und wir gehen in ein Technikkaufhaus, um Ersatz zu besorgen. Ohrenbetäubender Lärm schallt uns entgegen. Vor einer riesigen Leinwand – auf der sich Kampfszenen mit Fantasiemonstern abspielen – sitzen an die 100 Erwachsene und steuern per Handy das Geschehen.

Draußen wird es langsam dunkel und wir laufen wieder über einen speziellen Fußgängerweg in 5 Metern Höhe Richtung Zentrum. Musik schallt, fantasievoll gekleidete Menschen laufen herum und dann sehen wir auch, was der Grund ist. Die thailändisch-japanische Expo hat vor einem der großen Einkaufszentren ihre Stände aufgebaut. Im ersten Teil werden Verbrauchsgüter angeboten, im zweiten sind die Stände voll mit japanischen kulinarischen Spezialitäten. Und weil die Veranstaltung an diesem Sonntag Abend endet, versuchen alle die Lebensmittel zu herabgesetzten Preisen zu verkaufen. Natürlich können wir in diesem Schlemmerparadies nicht wiederstehen und kaufen unser Abendessen ein.

Montag ist für uns Besichtigungstag, und wir fahren zwei Stationen mit der S-Bahn und warten dann auf das Publik-Boot, um bis zum Königspalast zu fahren. Dieselbe Idee haben unzählige andere Besucher, und so müssen wir fast eine Stunde warten und finden erst auf dem zweiten Boot Platz. Die Fahrt auf dem Chao Phraya Fluss ist schon wie eine Stadtbesichtigung. Vorbei an vielen Hochhäusern, dem Gebäude mit großer Terrasse des legendären Oriental-Hotel,  dem Flower-Market und einigen Tempeln erreichen wir das Gelände des Königspalastes. Die Menschen schieben sich Richtung Eingang und wir beschließen, erstmal etwas zu essen. Gestärkt machen wir uns nun auf den Weg zum Eingang. Die Enscheidung war richtig, inzwischen ist es Mittagszeit und jetzt stehen deutlich weniger Menschen in der Schlange.

Viel Pracht und Prunk haben wir inzwischen schon gesehen, aber hier ist alles noch kunstvoller, glänzender, glitzender und imposanter. Das von einer hohen Mauer umschlossene Gelände beherrbergt über 100 Gebäude und man weiß erstmal gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Außer dem Palast befindet sich hier auch der Tempel des Smaragdbuddhas (die Kopie hatten wir schon in Chiang Rai besichtigt). Die Statue sitzt im Lotussitz auf einem prächtigen Sockel und ist mit ihrem Wintergewand bekleidet.

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alles echt

Thronhallen sind zu besichtigen und in der Mittagshitze besuchen wir das (klimatisierte) Museum, in dem viele Kostbarkeiten ausgestellt sind.

Wieder draußen sehen wir die Wachablösung und betrachten danach die prächtigen Wandgemälde.

Außen am Palast entlang laufen wir zum Wat Pho, dem Tempel des liegenden Buddha, der mit 15 Metern Höhe und 46 Metern Länge eine Dimension hat, die wir nicht gewohnt sind. Es herrscht gewaltiger Andrang, und nachdem wir unsere Schuhe irgendwo außerhalb deponiert haben, schieben wir uns mit der Besucherschar durch den Tempel.

Erst an der Vorderseite vorbei, entlang der Füße und auf der anderen Seite des Tempel geht es an der Rückseite wieder bis zum Kopf. Hier kann man wieder die Selfie-Manie in Hochform erleben. Mehr als ein Stück Gold kann man sicherlich auf den Selfies nicht sehen, dazu ist die Statue zu gewaltig. Rechts an der Wand stehen dicht an dicht Bronzebehälter, und viele Besucher laufen mit einer Handvoll Münzgeld hier vorbei und lassen in jeden der Behälter eine Münze fallen. Es erzeugt ein gleichförmiges Geklapper.

Für heute haben wir genug besichtigt und gehen langsam zurück zum Fluss. Zusammen mit vielen anderen Touristen geht es per Boot wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt von heute morgen und dann für eine Verschnaufpause ins Hotel. Abends versuchen wir mit dem Bus nach Chinatown zu kommen. Im Hotel hat man uns den Namen der Station auf Thai aufgeschrieben. Die öffentlichen Busse überraschen uns. Sie sehen aus, als wären sie nach 60 Jahren Einsatz in Sri Lanka nach Thailand verkauft (oder verschenkt) worden. Sie haben kaputte Holzböden, große Teile an den Seiten sind ausgebessert und sie klappern so laut, dass man jeden Moment mit dem vollständigen Auseinanderbrechen rechnet. “Oh, dass ist ja der falsche Bus,“ stellen Schaffnerin und Passagiere der Linie 82 fest, nachdem mehere Personen den Zettel von allen Seite zu lesen versuchen und bedeuten uns, an der nächsten Station in die 7 zu wechseln. Bezahlen müssen wir nichts. Wir steigen also in die 7 und hier rätselt und beratschlagt man wieder. Wir zahlen 16 Baht (40 Cent) für uns beide und werden dann an irgendeiner Haltestelle herausgelassen. Hier ist alles geschlossen, Rollgitter vor den Läden, keine Restaurants, wir laufen auf die heller erleuchtete Straße zu, aber wieder dasselbe Bild. Dieser Stadtteil hat sich bereits zur Ruhe begeben. Wir versuchen uns an einem Kreisel zu orientieren und sehen verblüfft einen Bus der Linie 82 vorbeifahren. Ein Tuktuk ist die Rettung, wir lassen uns nach mereren erfolglosen Versuchen uns mit dem Fahrer zu verständigen ins Zentrum fahren. Ein Bummel über den Markt, ein Abendessen in der Garküche, gekrönt von dem köstlichsten Kokoseis das wir je gekostet haben, und dann per S-Bahn zurück zum Hotel.

Heute müssen wir uns als Erstes um Bahnkarten für die Weiterfahrt am nächsten Abend kümmern. In der Nähe des Hotels ist ein kleiner Bahnhof mit einem Gleis; dorthin laufen wir. Im Büro warten schon einige Menschen und vor dem einzigen Schalter sitzt ein Mann. Zwar können wir nicht verstehen um was es geht, aber auf jeden Fall muss es sich um einen verzwickten Fall handeln, vielleicht eine Fahrt in ein Dorf in der inneren Mandschurei? Der Beamte in sandfarbener Uniform hinter dem Schalter hat schwer zu kämpfen, holt Rat bei Kollegen, wälzt Listen und befragt den Computer. Als er nach einer halben Stunde noch nicht fertig ist, kommt der Chef des Büros in schwarzer Uniform mit drei Sternen auf den Schulterklappen, um uns nach unseren Wünschen zu fragen. Wir deuten auf die anderen Wartenden, die vor uns da waren, aber sowohl sie als auch der Chef winken ab. Wir wollen zwei Karten für den Nachtzug nach Surat Thani am nächsten Abend mit Betten auf der unteren Ebene. Wir zeigen unseren Pass vor und ruckzuck sind die Karten ausgestellt. Im Internet stand ein Preis von 30 € pro Person, wir zahlen 19,50 €. Später lesen wir, dass es keine Einheitspreise gibt. Wie ein Betrag zustande kommt – großes Fragezeichen.

Nachdem wir unsere Karten haben, laufen wir noch ein Stück auf dem Bahnsteig entlang. Er ist dicht an dicht mit Garküchen und kleinen Läden zugestellt. Ich könnte mir vorstellen, das sich so ein Angebot auch bei uns bewähren würde. Die Reisenden würden nicht mit Unmut auf Verspätungen reagieren, sondern bedauern, dass der Zug schon wieder pünktlich abfährt und man nicht in Ruhe zuende essen oder einkaufen kann.

Anschließend laufen wir über den gegenüber liegenden Markt und lassen uns anschließend mit dem Tuktuk zum Wat Arun – dem Tempel der Morgenröte – bringen. Der ist wieder ganz anders gestaltet.

Die einzelnen Gebäude haben einen schneeweißen Untergrund, auf dem Porzellanelemente angebracht sind, in Form von Blumen, Girlanden, Blättern und mehr. Wenn man sich vorstellt, dass jedes dieser Schmuckelemente einzeln von Hand gefertigt und auf Tempel oder Chedi angebracht wurde, kann man sich vor dieser Kunst nur voller Hochachtung verneigen. Die Morgensonne bringt alles in wunderbarem Licht zur Geltung.

Wir setzen mit der Fähre über auf die andere Seite des Chao Phraya und laufen durch den Blumengroßmarkt. Tagetes (Studentenblumen) sind die am meisten verwendeten Blumen zur Verehrung Buddhas. Die Blütenköpfe in leuchtendem Gelb oder Gelborange liegen hier zu Millionen herum, entweder lose in Plastikbeutel verpackt, bereits zu Ketten aufgefädelt oder zusammen mit gelackten Bananenblättern zu kunstvollen Gestecken verarbeitet. Bergeweise liegen Orchideen in allen Farben auf den Tischen. Rispen mit kleinen weißen Knospen (den Namen kenne ich nicht) werden verarbeitet. Die Frauen sitzen an den Verkaufstischen und spießen die Knospen ohne hinzusehen auf Blumendraht, der dann zu Kränzchen gebogen wird. Draußen warten Lieferwagen mit Nachschub. Unser Besuch ist nur eine Momentaufnahme von vielleicht einer halben Stunde, welch unvorstellbare Mengen an Blumen werden hier wohl im Laufe eines Jahres verkauft und woher kommen die alle?

Anschließend schlendern wir noch durch ein Viertel mit Elektronikläden. Unglaublich, was es da massenweise so alles gibt: Lautsprecher, LED’s-Beleuchtung, Leiterplatten, Computerteile, Bauelemente und, und, und.

Am Abreisetag lassen wir uns mit einem Taxi zum Hauptbahnhof fahren.  In der Gepäckaufbewahrungsstelle können wir die Koffer und unsere mit Schlössern versehenen Rucksäcke gegen Gebühr unterstellen. Vom Bahnhof aus fahren wir mit der Metro zwei Stationen weit bis zum Lumpini-Park.

Er hat breite, asphaltierte Wege, viele Grünflächen und mehrere Teiche, die sich in fester Kralle von mehreren hundert Bindenvaranen befinden. Ein paar Stunden laufen wir hier herum, beobachten die Tiere, gehen noch etwas essen, dann wird es langsam Zeit, sich auf den Weg zum Bahnhof zu machen. Um 18.30 Uhr soll der Zug abfahren. Vorher müssen wir noch in die dortige Apotheke; denn bei unseren Besichtigungstouren habe ich mir zwischen all den Menschen eine dicke Erkältung eingefangen.

Khao Sok und Koh Pu – alles Natur (Thailand)

(wegen fehlender Bilder ist dieser Beitrag mit einer älteren Version verlinkt)

Chinesisches Neujahr auf Penang (Malaysia)

Auf Gleis 10 – wo unser Zug abfahren soll – müssen erst noch zwei verspätete Züge abgefertigt werden. Eine Stunde später als geplant laufen wir zum Bahnsteig. Er liegt voller dicker weißer Pakete, die alle eingeladen werden. Es wird 20.15 Uhr, bis wir abfahren können. Der Schlafwagen hat auf jeder Seite mehrere Nischen, in denen sich zwei gegenüber liegende bequeme breite Sitze und darüber ein Bett befinden. Nach einer Weile kommt der Schaffner und fragt, ob er die Betten machen darf. Erst die oberen, dann schiebt er die Sitzflächen der beiden Sessel zusammen, drückt die Rückenlehnen herunter und auf diese Weise entsteht eine ausreichende Liegefläche. Darauf kommt eine Matratze, die er mit einem weißen Laken überzieht, das Kissen bekommt ebenfalls einen frischen weißen Bezug, er legt eine in Plastik verschweißte weiße Decke darauf (die dicken weißen Pakete waren also Bettwäsche nur für eine Nacht). Zum Schluss hängt einen grünen Vorhang vor die Bettnische. Das erinnert ein bisschen an „Manche mögen’s heiß.“ Es gibt eine kurze Verstimmung, ein französisches Paar will nicht glauben, dass wir die unteren Betten links und rechts gebucht haben, obwohl es auf unseren Fahrkarten steht. Der hinzugerufene Schaffner bestätigt die Richtigkeit, und sie klettern grummelnd ein Stockwerk höher.

Die Liegefläche ist bequem, das Bettzeug duftet angenehm frisch, aber an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Mag sein, dass meine Erkältung Schuld ist, aber der Zug holpert und rumpelt über die Gleise, dass man in seinem Bett hin- und hergeworfen wird. Als der Morgen dämmert, setze ich mich auf und schaue aus dem Fenster. Der Zug fährt durch einsame grüne Landschaft, Palmen, Zuckerrohr, bizarre Berge – einfach schön.

Kurz vor 9 Uhr erreichen wir Surat Thani. Gut, dass wir den Anschlussbus noch nicht gebucht haben, der ist schon seit einer halben Stunde weg. Der nächste soll zwei Stunden später gehen. Jetzt frühstücken wir erst einmal und lassen uns dann per Minibus zum Khao Sok Nationalpark fahren, wo wir für fünf Nächte einen Bungalow in der Nähe des Eingangs gebucht haben.

Die Anlage ist riesengroß, 16 verschieden große Holzbungalows sind großzügig darauf verteilt. Wir brauchen beide Schlaf und fallen ins Bett. Ich verbringe diesen und den nächsten Tag angeschlagen im Bett. Dann fühle ich mich wieder so, dass wir einen Spaziergang machen können.

Am nächsten Tag wollen wir im Nationalpark wandern. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Kleinstwerkstatt vorbei, in der Kautschukmilch verarbeitet wird. Wir schauen eine Weile zu, was mit der wie Sahne aussehenden Milch (sie soll auch so schmecken) passiert. Einer der Arbeiter schöpft mehrere Eimer aus einem großen in einen kleinen Bottich und fügt eine abgemessene Menge (Ameisensäure, wie wir später nachlesen) hinzu, verrührt das Ganze und gießt es randvoll in rechteckige Formen von ca. 35 x 25 cm Größe. Die werden jeweils längs und quer übereinander gestapelt. Wie lange es dann dauert, bis die Mischung fest wird, konnten wir nicht feststellen. Es muss jedoch innerhalb eines  Arbeitstages passieren. Ein anderer Arbeiter nimmt von einem anderen Stapel eine Form und stürzt sie auf den Fliesenboden. Sieht lecker aus, wie eine Riesenportion Panna Cotta. Er schlägt mit einem Rohr, so lange auf die wabbelige Masse ein, bis eine Platte von zweieinhalbfacher Größe der Form entstanden ist. Die Platten werden zusammen mit einer durchlässigen Folie übereinander geschichtet bis genügend Wasser abgelaufen ist, anschließend durch eine Mangel gedreht und auf Leinen zum Trocknen aufgehängt. Fertig ist der getrocknete Rohkautschuk; es gibt ihn auch geräuchert.

Der Eintritt in den Park kostet 7,50 € pro Person. Das Geld wird gut verwendet. Es sind eine Reihe von Gebäuden entstanden: Ein Restaurant, ein Informationszentrum, eine Jugendherberge mit Campingplatz und die Wege sind durchweg gut beschildert. Nur die Geländekarte könnte etwas besser gestaltet sein. Einen Teil der Strecke soll man nur mit Führer gehen. Wir laufen jedoch ohne, noch weiß ich nicht, wie weit ich komme. Der Weg führt durch dichten Urwald. Der Hauptweg ist breit und gut zu begehen, die Abzweigungen zu den einzelnen Besichtigungspunkten führen jedoch über Stock und Stein. Am ersten Punkt – der als Badeplatz bezeichnet wird – hat sich eine vierköpfige Affenfamilie niedergelassen. Die Eltern laufen Richtung Wald, als wir uns nähern. Die beiden Jungen sind so in ihr Kletter- und Verfolgungsspiel vertieft, dass sie das gar nicht bemerken. Die beiden sind so drollig, dass ich mit der Kamera näher und näher herangehe. Plötzlich hält der größere der Beiden im Spiel inne und schaut mich irgendwie merkwürdig an. Und dann sehe ich, dass zwanzig Zentimeter vor mir Papa Makakke fauchend und mit gefletschten Zähnen auf dem Boden sitzt. Ganz langsam bewege ich mich rückwärts, bis ein paar Meter zwischen mir und dem wütenden Affen liegen. Der Schreck ist mir ganz schön in die Glieder gefahren.

Wir laufen weiter bis zum Punkt 3. Ab hier soll man nur mit Führer gehen, aber wir wollen sehen wie weit wir es zu zweit schaffen und steuern den vierten Punkt an, an dem es eine Badestelle gibt. Der Weg wird jetzt sehr viel unebener als bisher, er führt über Felsbrocken, Baumwurzeln und kleine Abhänge. Die Belohnung ist eine idylische Stelle am Fluss. Hier kann man baden und wir wollen nur noch schnell ins Wasser. Das Ufer ist ein wenig schlammig, aber das Wasser hat eine wunder bare Temperatur und fühlt sich ganz weich an. Nach uns kommen noch zwei junge Männer. Der eine starrt ins Wasser, und ruft: „Oh nein, alles voll!“ Dann kommt er zu der Stelle wo wir ins Wasser gegangen sind und starrt wieder. „Was suchen Sie?“ frage ich. „Blutegel,“ meint er und deutet ins Wasser. Da kann ich ihn beruhigen, die Blutegel sind harmlose Kaulquappen, und dann traut er sich auch ins Wasser. Bei so einem empfindsamen Gemüt behalten wir die Entdeckung von zwei Wasserschlangen dann doch lieber für uns, sonst müssen wir ihn noch wiederbeleben. Später kommt noch ein Ehepaar mit Tochter. Als sie sehen, dass wir uns im Wasser tummeln, trauen sie sich auch hinein.

Auf dem Rückweg haben wir Glück und entdecken zwei Gibbons. Die in diesem Park heimische Raflesia (größte Blüte im Pflanzenreich) sehen wir zwar nicht, aber für uns hat der sich Ausflug wirklich gelohnt.

Für den nächsten Tag haben wir eine Seetour gebucht. Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück, dann werden wir abgeholt. Der Fahrer sammelt noch verschiedene andere Touristen aus Frankreich, Rumänien und der Schweiz ein und dann fahren wir 60 km bis zum Chiao-Lan-Stausee. 1982 wurde die Staumauer gebaut und nach und nach füllten sich die Täler mit Wasser.

Dreizehn Dörfer mussten dafür umgesiedelt werden. Entstanden ist ein wunderschönes Gebiet zwischen Karstfelsen. Gut eine Stunde fahren wir mit einem Longboat, bis wir zu einem auf dem Wasser schwimmenden Ressort kommen. Dort wartet bereits das Mittagessen auf uns. Danach haben wir eine Stunde Zeit zum schwimmen im unerwartet warmen Wasser des Sees.

Und dann beginnt die Dschungel-Höhlen-Tour. Wir suchen uns aus mehreren Körben passende Gummischuhe aus (Schuhgröße 45 für Klaus gab’s natürlich nicht), fahren noch ein Stück mit dem Boot und laufen den abenteuerlichsten Pfad durch den Dschungel, den wir je gegangen sind. Der Weg ist matschig und rutschig und führt durch geheimnisvoll knarrenden und ächzenden Baumbuswald, durch Wasserlöcher und Bachläufe. Anfangs versucht man noch, am Rand der Schlammlöcher zu laufen. Später läuft man mittendurch. Einige haben einen Heidenspaß, wenn der Schlamm bis über die Knöchel reicht. Vielleicht ist das ein Ausgleich dafür, dass sie als Kinder nicht „mutkern“ (matschen) durften. Bergauf und bergab geht es eine gute Stunde lang, bis wir zum Eingang der Nam Talu Höhle kommen. Hier bleiben ein paar aus unserer Gruppe zurück, unter anderem ein Paar mit kleinem Kind.

Wir bekamen schon in unserem Ressort wasserdichte Beutel und Stirnlampen zur Verfügung gestellt, und die brauchen wir jetzt auch. Durch die trichterförmige Höhle – wir gehen an der schmalsten Stelle hinein – fließt ein Fluss. Zuerst ist er nur knietief. Das ändert sich jedoch bald. In voller Montur müssen wir ein Stück schwimmen und uns an einem Seil einen kleinen Wasserfall hochziehen. Danach ist das Wasser wieder flach. In der Dunkelheit sind die Steine nicht immer gut zu sehen, und so ist vorsichtiges Laufen zu empfehlen. Die Höhle weiter sich, zeigt Tropfsteingebilde und unzählige Fledermäuse an der Decke. Wir passieren mehrere schmale Durchgänge. Unser Führer zeigt auf einen Steinhaufen, in dem unzählige winzige Leuchtpunkte auszumachen sind. Im Schein unserer Stirnlampen erkennen wir, das hier jede Menge Spinnen hausen. Was da leuchtet sind deren Augen.

Nach 1,7 Kilometern verlassen wir die Höhle an einer anderen Stelle und müssen erneut einen schwierigen Weg laufen. Nach eineinhalb Stunden treffen wir die zurückgelassenen Leute wieder. Jetzt haben wir noch einen einstündigen Rückweg vor uns. Unser Führer, der diesen Weg bestimmt schon 5.000 mal gegangen ist, legt ein Tempo vor, dem man kaum folgen kann. Er hat Angst, das unser Boot das letzte ist, und hat wohl schon mal erlebt, dass der Motor nicht anspringen wollte. Erst als der Vater des kleinen Mädchens ihn zurecht weist, geht er etwas langsamer. Aber alles geht gut, außer unserem Boot liegen noch drei weitere hier an der Anlegestelle. Und am schwimmenden Ressort sehen wir weitere. Noch eine Viertelstunde, um sich die zurückgelassenen Sachen zu holen, den Matsch von den Füßen zu waschen und trockene Kleidung anzuziehen, dann startet das Boot und wir fahren zurück.

Weitere eineinhalb Stunden mit dem Bus, dann lassen wir uns erschöpft am Esstisch nieder, bestellen unser Abendessen und wollen uns nur noch langlegen.

Um 5 Uhr klingelt der Wecker, wir packen routiniert zusammen und verlassen unseren Bungalow. Leider fühlen sich unsere gestern angekommenen Nachbarn im Bungalow nebenan gestört. Die Frau lässt eine Schimpfkanonade los und brüllt noch hinter uns her, als wir schon 50 Meter weiter sind. Jetzt weiß das ganze Ressort, dass wir abreisen.

Aus unserem Minibus genießen wir noch einmal den Blick auf die herrlichen Berge und freuen uns ganz besonders über zwei Elefanten, die in der frühen Morgenstunde in der Nähe der Straße „frühstücken.“ Der Bus fährt Richtung Südwesten, wir durchfahren Khao Lak, den Ort den wohl jeder mit der Tsunami-Katastrophe von 2004 verbindet. Außer einem Denkmal erinnert nichts mehr an das verheerende Unglück.

In Krabi gehen wir auf eine Fähre. Wir haben uns entschieden, ein paar Tage auf Koh Pu/Jum zu verbringen, einer kleinen Insel die nicht übermäßig viele Touristen anzieht. Vor der Insel stoppt die Fähre und fünf Longboote legen an Back- und Steuerbord an. Wir müssen mitten auf dem Meer umsteigen. Das Gepäck wird herübergereicht und die Fähre nimmt wieder Fahrt auf. Soweit wie möglich fährt das Boot an den Strand, trotzdem bekommen wir nasse Füsse, als wir rausspringen. Das Personal unseres Ressorts hilft mit dem Gepäck. Die Anlage beginnt mit Restaurant und Rezeption direkt am Strand, die Bungalows ziehen sich in angenehmem Abstand zueinander zwischen Bäumen und Sträuchern einen Hügel hinauf. Wir beziehen den am höchsten liegenden, ca. 20 Meter über dem Strand. Der Besitzer gibt uns Verhaltensmaßregeln mit auf den Weg: „Keine Lebensmittel im Bungalow, nichts im Badezimmer lassen und vor allem immer Fenster und Türen geschlossen halten, wenn man den Bungalow verlässt. Das gilt besonders auch für die Badezimmertür, die man von außen verriegeln kann. Die Aussenmauern des Bades sind nur halb hochgemauert und leicht überwindbar“. Die ganzen Vorsichsmahmen richten sich gegen unerwünschte Affenbesuche.

Wir haben noch Kekse im Rucksack, auch eine Tüte Mandarinen. Die wollen wir nicht wegwerfen und so schlimm kann es ja wohl nicht sein, wenn die Kekse noch in der Verpackung sind. Trotzdem versuchen wir uns nach den Anweisungen zu richten, obwohl wir nicht damit rechnen, überhaupt einen Affen zu Gesicht zu bekommen. Unsere Nachbarn zwei Häuser denken wie wir. Sie stufen die Ratschläge so ein: Kann man befolgen, kommt aber sowieso höchstens ein paar Mal im Jahr vor. Bis am nächsten Tag die kleine Tochter etwas aus dem Bungalow holen will. Sie zieht die Doppeltür nur zu, weil sie nicht an die Verriegelung kommt. Während sie im Badezimmer ist, erobert eine Gruppe Affen den Bungalow und klaut alle Tüten und Behälter wie: Zahnpastatuben, Müsliriegel, Kekse, Schokolade, Vitamin-Brausetabletten, Trinkflaschen, kurz alles was essbar sein könnte. Die arme Kleine traut sich nicht aus dem Badezimmer und muss von den Eltern gerettet werden. Die Affen sitzen keck auf dem Dach des Bungalows, die Tüte mit den Naschereien in der Hand. Was ihnen nicht schmeckt, werfen sie weg. So bekommen wir auch unsere im Bad vergessene Seife wieder zurück. Angebissen liegt sie hinter unserem Bungalow.

Danach können wir fast täglich beobachten, wie die Affen in kleinen oder größeren Gruppen auf der Suche nach offenstehenden Türen oder Fenstern in die Anlage kommen. Wenn da nichts zu machen ist, spielen sie auf und hinter der aufgehängten Wäsche Verstecken, zerren Handtüchern oder T-Shirts von der Leine und haben nur Blödsinn im Kopf. Wenn sie allerdings versuchen, das Restaurant unten am Strand zu besetzen, schießt der Besitzer mit einer Pressluft-„Uzi“ Plastikkugeln, dann verschwinden sie.

Wir verlängern unsere gebuchten fünf Tage noch um zwei weitere und verlassen die Insel mit etwas Wehmut auf dieselbe Weise, wie wir gekommen sind.

Noch eine Übernachtung in Krabi mit Abendessen auf dem Fischmarkt und dann ist es für uns Zeit, Thailand zu verlassen.