Ein nahezu ereignisloser Tag, schlafen, lesen und schreiben. Eigentlich wollten wir heute in die Innenstadt, um unsere Visa zu verlängern. Weil es mir nicht gut geht verschieben wir die Fahrt auf den nächsten Tag. Dann allerdings erfahren wir von unseren Gastgebern, dass am Dienstag Feiertag ist und die Ämter geschlossen sind. Es ist Vollmondtag, und der wird nicht nur einmal im Jahr gefeiert, sondern gleich zwölfmal. Glückliche Arbeitnehmer. Wir verlängern unseren Aufenthalt bis zum 7.9. in der Hoffnung, am Donnerstag gesund und mit Visaverlängerung Richtung Süden reisen zu können.
Erst am späten Nachmittag gehen wir raus. Der Plan, nach Mount Lavinia zu fahren wird gleich wieder über den Haufen geworfen. Dafür ist es schon zu spät. Ich suche ein Restaurant aus, das in 2,1 km Entfernung liegen soll, und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Es geht immer die Hauptstraße entlang in südlicher Richtung. Um diese Zeit ist der Verkehr auch hier unvorstellbar. Wenn es mal einen Fußgängerweg gibt, ist man auch dort nicht sicher, denn den nutzen die Mopedfahrer zum Überholen der sich immer wieder bildenden Schlangen. Wir kommen an den unterschiedlichsten Geschäften vorbei, von A wie Autos bis Z wie Zwiebeln ist alles vertreten. Sobald die dichte Bebauung vorüber ist, stehen kleine Stände am Straßenrand und setzen die Einkaufsmöglichkeiten fort. Hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Schuhe werden feilgeboten. Mietfahrräder sind auch im Angebot.
Wir erreichen das Lokal rechtzeitig vor dem nächsten Regenschauer und sehen auch wieder die Ibisschwärme. Später folgen die Flughunde. Das Restaurant ist im ersten Stock und an zwei Seiten offen, mit Blick auf einen kleinen See. Nur Männer sitzen hier, fast alle tragen weiße Kurzarmhemden und sind damit von den Kellnern, die das gleiche tragen, nicht zu unterscheiden. Nur Klaus bekommt eine Speisekarte. Auch hier wird kein Alkohol ausgeschenkt, aber an den Tischen sehen wir, dass aus mitgebrachten Tüten hochprozentiges auf den Tisch gestellt wird. Klaus fragt jemanden am Nebentisch, und wir erfahren, dass Brandy der Favorit ist. Drei Männer am anderen Tisch haben ebenfalls eine Flasche auf dem Tisch. Sie bestellen eine Riesenportion gebratenen Reis, von dem sich alle nehmen. Als die Platte leer ist, ist es auch die Flasche zur Hälfte.
Wir bestellen eine Vorspeise, Klaus Fisch, ich Huhn. Sein Essen kommt zuerst, 10 Minuten später meins, und weitere 10 Minuten später die Vorspeise. Egal , wir essen was kommt und wann es kommt. Mit 16,50 € war es das teuerste Essen bisher, aber es war wirklich gut.
Auf dem Rückweg gehen wir noch in einen Supermarkt. Hier gibt es eine Apotheke und ich kaufe Hustensaft. Auch ein Geldautomat ist in diesem Markt vorhanden, gute Gelegenheit, nochmal Rupien abzuheben. Am Flughafen waren 20.000 = 110 € die Obergrenze, hier geht es bis zu 100.000. In einem separaten Raum mit Schalter wird Alkohol verkauft. Wir nehmen uns zwei Flaschen eiskaltes Bier als Schlummertrunk auf der Terrasse mit. Als wir zurückkommen finde ich auf meinem Handy eine Nachricht von unserem früheren Landrat, dazu mehr im nächsten Bericht.
Der Feiertag verläuft unspektakulär bis auf den Dauerregen, der in Riesenmengen vom Himmel fällt.
Am Mittwoch ist auch wieder blauer Himmel zu sehen, und wir bestellen über “Pick me“ ein Taxi; denn heute ist Schulstart und alle Tuktuk sind bereits im Einsatz. Unser Fahrer erklärt, dass er einen Umweg fahren muss, weil die Hauptstraße total verstopft ist. Aber wir kommen auf diese Weise an einem riesigen Markt vorbei und staunen, sogar auf den Eisenbahnschienen stehen Tische mit Verkaufswaren. Unsere Annahme, dass diese Strecke stillgelegt ist, erweist sich als falsch. Die Lokführer wissen was abläuft und hupen vorher laut, nach dem Signal werden die bepackten Tische schnell an die Seite getragen und, nachdem der Zug durch ist, auch wieder zurück. In dem See, an dem wir als nächstes vorbeifahren, sollen außer Krokodilen auch Piranhas leben. Was die eine Sorte nicht schafft, erledigt offenbar die andere.
Am Department of Emigration and Immigration herrscht reges Treiben. Fotografieren ist hier leider nicht erlaubt. Wir müssen auf die andere Seite des Eingangs, durch einen proppenvollen Wartesaal in den 4. Stock und jetzt geht es los: Anstellen an Schalter 1 in Büro A. Nach vorgetragenem Wunsch erhält man ein Formular, das auszufüllen und mit einem Passbild zu versehen ist. Wieder anstellen an Schalter 1 und das Formular vorzeigen. Danach erhält man einen Zettel mit einer vierstelligen Nummer und die Aufforderung, in diesem Raum noch 10 Minuten zu warten und dann in Raum B zu gehen. Dort warten ca. 80 Personen. Auf den überdimensionalen Monitoren wird nichts angezeigt, sie sind nicht mal angeschlossen. Dafür kommt in unregelmäßigen Zeitabständen ein Mitarbeiter, ruft ein paar Nummer auf und schickt die Antragsteller in einen von vier geschlossenen Büros. Immer wieder versuchen Wartende, die Routine zu umgehen, wedeln mit ihren Formularen, reden aufgeregt auf den jungen Mann ein, um sich dann doch wieder resigniert zu den anderen Wartenden zu gesellen. Als wir an der Reihe sind, fragt der zuständige Beamte, wieviel länger wir bleiben wollen. Auf die Antwort 1 Monat lächelt er wohlwollend, legt Pass und Antrag auf einen Stapel, nach 1 Minute sind wir wieder draußen. Zurück in Büro A vor Schalter 2 warten, bis die Nummer aufgerufen wird, sich Pass und Antrag aus-händigen lassen und an Schalter 3 anstellen, um die Gebühr zu bezahlen. Auch hier wieder besonders Eifrige. Ein älterer Mann im grünen Hemd hat es offenbar eilig und versucht sich vorzudrängen. 4.050 Rupien sind für jeden von uns fällig, rund € 22,00. Antrag und Pass werden in einen Wäschekorb gelegt, wir kehren zurück in den Wartebereich vor Schalter 2. Und dann endlich, 5 Stunden später bekommen wir unsere Pässe mit der Visaverlängerung ausgehändigt. Und Mr. Grünhemd sitzt noch da und wartet.
Wo wir nun schon mal hier sind, wollen wir auch weiter in die Stadt. Draußen stehen etliche Tuktuk, und die Fahrer wollen uns alle gern als Fahrgäste haben. Aber bei dem Preis von 1200 schrecken wir zurück, das ist für die halbe Strecke das Doppelte von dem, was wir am Morgen für eine Autofahrt gezahlt haben. So laufen wir einfach los. Hier gibt es Fußwege, aber es ist ratsam, genau zu schauen, wohin man tritt, mal fehlen Teile des Pflasters, mal stehen sie über. Nach einer Weile kommen wir an einen Platz, der in der Mitte ein großes Aquarium hat. In zwölf verschiedenen Becken kann man heimische oder Amazonasfische bewundern. Weiter geht es über eine Brücke. Jetzt fehlen auch wieder die Fußwege. Wir geben unser Vorhaben auf und bestellen über Pick me ein Tuktuk und lassen uns zurückfahren.
Abends nochmal das Lokal vom ersten Abend, und am nächsten Morgen Abschied von unseren Gastgebern, die uns richtig ans Herz gewachsen sind. Wir lassen uns durch strömenden Regen zum Bahnhof von Mount Lavinia fahren. Es gibt noch einen richtigen Schalter, an dem man für Fahrkarten anstehen muss. Automatisch werden uns Karten für die zweite Klasse verkauft. 90 Rupies pro Person, ca. 50 Cent für 45 km. Weil wir noch 2 Stunden Zeit haben, lassen wir unsere Koffer bei dem freundlichen Schalterbeamten und laufen mit den Rucksäcken Richtung Strand.
Vor uns liegt das berühmte Mount Lavinia Hotel, in dem man nachmittags einen typischen 5 o‘clock-Tea genießen kann und eine Übernachtung soviel kostet, wie unsere nächste Unterkunft für eine Woche. Ein Mann spricht uns vor dem Hotel an, er war mit einer deutschen Frau verheiratet und freut sich, seine Sprachkenntnisse anbringen zu können. Er hat ein Haus unterhalb des Hotels und bietet uns an, über sein Grundstück zu laufen. Danach nutzen wir die Bahngleise als Weg, das scheint hier normal zu sein. Der viele Regen der letzten Tage hat das Meer aufgewühlt, und dadurch wurden große Mengen Unrat an den Strand geschwemmt. Viele fleißige Hände sind schon dabei, alles zusammen zu kehren. Immer wieder werden wir angesprochen von eifrigen jungen oder älteren Männern, die uns entweder dazu bringen wollen, in ein bestimmtes Lokal zu kommen oder ihr Haus zu besichtigen.
Unser Zug soll um 14.40 abfahren und ist auch fast pünktlich. Nur mit Mühe schaffen wir es, unsere Koffer und uns mit Rucksack in die überfüllten Wagons zu quetschen. Der erhoffte Sitzplatz stellt sich als illusorisch heraus. Wir stehen zwischen zwei geöffneten Türen und versuchen, uns irgendwo festzuhalten. Nach rund 90 Minuten erreichen wir unter heftigem Geschaukel und Hin- und Hergerücke unseren Bahnhof Bentota. Unser neuer Gastgeber erwartet uns schon auf dem Bahnsteig und läuft die 200 m mit uns zu seiner Lodge.
Wir haben ein kleines Häuschen mit Küche und Bad. Unser Bett ist mit Blüten geschmückt und hat ein festes Moskitonetz. Es gibt einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank und viel Platz. Wenn man sitzen will, geht man auf die Terrasse.
Wir verabreden uns mit unserem Gastgeber Amith für 17.30 Uhr zum Einkaufen. Taxifahrer ist einer seiner vielen Berufe, und er besitzt ein rotes Tuktuk. Damit knattern wir in den nächsten Ort zum Einkaufen. Erst ein Obstgeschäft, und hier decken wir uns mit Papaya, Ananas, Mango, Mangosteen und Dragonfruit ein, dann zum Supermarkt um fürs Frühstück einzukaufen.
Zum Abendessen empfiehlt Amith uns ein Restaurant, zu dem uns sein Vater um 19.30 geleiten soll. Als wir den Raum betreten, entdecken wir ihn, er arbeitet hier als Kellner. Es ist ein „besseres“ Restaurant und bietet eine schöne Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Wir entscheiden uns für King Prawns und Beine einer Seespinne. Der Kellner nennt uns den Betrag, kommt aber nach einer Weile zurück und eröffnet uns, weil wir Gäste seines Kollegen seien, bekämen wir Sonderpreise eingeräumt. Wie nett. Das Essen ist sehr, sehr gut, zu den Meeresfrüchten gibt es Gemüsereis und eine leicht scharfe Soße auf Kokosmilchbasis.