Als mein genialer Chorleiter von unseren Reiseplänen erfuhr schlug er vor, Kontakt mit unserem früheren Landrat, Herrn Eyerkaufer, aufzunehmen. Dieser hat auf Sri Lanka nach der Tsunami-Katastrophe mit Hilfe von Spendern aus dem Main-Kinzig-Kreis ein Hilfsprojekt gestartet. Schon Anfang Juni ergab sich die Gelegenheit, Karl Eyerkaufer nach einem Chorkonzert anzusprechen. Wir bekamen seine Visitenkarte und versprachen, uns mit Reisedetails bei ihm zu melden.
Ein paar Wochen vor Abreise teilte ich ihm mit, dass wir am 1.9. abfliegen und beabsichtigen, am 5.9. weiter nach Beruwala zu fahren. Daraufhin bekamen wir einige Broschüren und den Namen seines Ansprechpartners genannt. Wir dachten, wir reisen hin und melden uns mal bei Mr. Irwan, der uns dann, wenn es in seinen Zeitplan passt, das Projekt zeigt.
Umso größer mein Erstaunen, als ich am Abend des 5. von Herrn Eyerkaufer eine E-Mail bekam, wo wir denn blieben. Ich entschuldigte mich, erklärte den Grund für die Verzögerung und Klaus rief sofort Mr. Irsan an. Wir hatten uns gerade für ein Appartement in Bentota entschieden, von dort wollten wir mit Tuktuk nach Beruwala fahren. Wir verabreden uns für Freitagmorgen um 9 Uhr am Bahnhof.
Auf die Minute pünktlich ist er mit einem weiteren Kollegen da. Wir fahren nach Beruwala und machen einen Stopp am Supermarkt. Mit drei Tüten kehren die beiden Männer zurück. Wir verlassen die Hauptstraße und fahren ins Hinterland. Irgendwo im Nirgendwo halten wir an. Klaus bekommt eine der Tüten in die Hand gedrückt, und uns dämmert, dass das hier eine offizielle Angelegenheit wird. Und wirklich, wir sind Ehrengäste bei der Eröffnung eines neuen Hauses. Die Großfamilie hat sich versammelt und begrüßt uns respektvoll. Am Haus sind ein paar Luftballons aufgehängt und ein Band ist quer über die Eingangstür gespannt worden. Klaus bekommt eine Schere und darf das Band durchschneiden und die Tür öffnen.
Anschließend überreicht er der Hausfrau die Tüte. Sie enthält Reis, Nudeln, Fischkonserven, Öl u.a. Drinnen werden uns die besten Stühle hingeschoben und ein Tuch vom gedeckten Tisch genommen. Darunter steht ein Berg dampfender, in Kokosmilch gekochter Reis, der mit Zucker und Bananen gegessen wird.
Wir nehmen jeder eine kleine Portion und sprechen mit den Bewohnern ein paar Worte, die von Mr. Irwan und seinem Mitarbeiter übersetzt werden. Bei dem Ehepaar steht ein 12jähriger Junge. Er ist ihr angenommener Sohn erfahren wir, die Eltern leben nicht mehr.
Anschließend pflanzt Klaus mit dem neuen Hausbesitzer eine Kokospalme, die wohl in drei Jahren Früchte tragen wird. Ich bin beschämt, weil mir nicht bewusst war, dass man unseren Besuch so wichtig nahm.
Weiter geht es zur nächsten Hauseinweihung, dieses Mal darf ich das Band durchschneiden, die Tür öffnen und die Lebensmittel übergeben. Ein junges Paar mit kleinem Sohn ist stolzer Besitzer. Der Junge verschläft trotz aller Bemühungen, ihn zu wecken, die gesamte Zeremonie. Heute wurden Haus Nr. 252 und 253 den neuen Eigentümern übergeben. Eine großartige Leistung, die Dank der Initiative eines engagierten Mannes und der Großzügigkeit vieler Menschen zustande kam.
Wir dürfen noch eine Vorschule besuchen, in der 4 bis 6jährige Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Alle sitzen brav an kleinen Tischen, haben Hefte vor sich und schreiben mit Bleistift etwas hinein. Klaus verteilt Kekse, und die Kleinen bleiben geduldig sitzen und warten bis sie an der Reihe sind. Das Experiment würde ich gern mal in einem deutschen Kindergarten wiederholen.
Weiter geht es zur Dentist School. Hier hängt im Behandlungsraum ein Bild von Karl Eyerkaufer. Eine Zahnärztin behandelt gerade eine Schülerin.
In den Schulen wird den Kindern mit Hilfe eines überdimensionalen Gebisses und einer entsprechend großen Zahnbürste die Mundhygiene erklärt und bei Handlungsbedarf werden die Kinder auch gleich zur Behandlung in die Sprechstunde bestellt. Auch Erwachsene sitzen im Warteraum. Die Zahnärztin arbeitet vormittags ehrenamtlich. Auch ihr Engagement muss man loben.
Die letzte Station unserer Besichtigungstour ist die Schule des Main-Kinzig-Kreises, die 2006 erbaut wurde. Hier können muslimische Mädchen als höchsten Abschluss das Abitur machen. Wir besichtigen das Gebäude allerdings nur von außen. Mr. Irsan hat heute noch einen wichtige Termin. Das Oberhaupt der Muslime kommt heute nach Beruwala, da muss er dabei sein. Er fährt uns zurück zu unserer Lodge, aber zuvor werden wir noch in der nächsten Woche zum Abendessen in sein Haus eingeladen.
Was für ein interessanter, berührender Tag.
Hochachtung vor „Charly“!
Das war für euch sicher völlig unerwartet und außergewöhnlich.
Ganz liebe Grüße aus dem Salzkammergut !
Das sehen wir ganz genauso.