Queenstown, Gletscher und die Great Ocean Road (Neuseeland)

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Nach dem Frühstück schauen wir uns noch ein wenig in der kleinen Stadt Te Anau um. Im Sommer ist hier ein Paradies für Wassersportler, Angler und Wanderer. Um diese Jahreszeit haben die Bewohner die Stadt fast für sich.

Wir haben ein paar technische Probleme mit unserem Camper und einen Termin in einer Werkstatt in Queenstown vereinbart. Die Fahrt geht zurück nach Lumsden und dann nordwärts am Ufer des Lake Wakatipu entlang durch Franklin bis nach Queenstown. Zuerst fahren wir in die Werkstatt, wo uns zumindest in einer Sache geholfen wird. Dann suchen wir uns einen Platz zum Übernachten. Die Stadt liegt eingebettet zwischen Bergen am Ufer des Sees. Vor allem junge Leute lieben diese Stadt, die den Beinamen Abenteuerhauptstadt der Welt trägt. Hier wurde Bungee-Jumping entwickelt und ist bis heute eine Hauptattraktion der Stadt. Von einem der Berggipfel kann man mit dem Gleitschirm fliegen. Und natürlich ist in den Bergen in dieser Jahreszeit Wintersport möglich. In der Stadt reiht sich Geschäft an Geschäft. Andenken und Sportmode wechseln sich dabei ab. Natürlich gibt es auch Lokale jeglicher Art, in einigen sitzen die Gäste sogar noch draußen. Soviel Touristen haben wir bisher in keiner anderen Stadt gesehen. Auch der Caravan-Park ist in unseren Augen ungewöhnlich voll.

Als wir am Seeufer entlang laufen, wird ein merkwürdiges Gebilde aus dem Wasser gezogen; ein zwei bis drei Meter langer Haifisch aus Kunststoff mit einer Glaskuppel anstelle der Rückenflosse. Zwei junge Männer erzählen uns, dass es so etwas nur hier gibt. Ein Passagier setzt sich in den Fischbauch und saust dann über und unter der Wasseroberfläche durch den See. Irgendwann schießt der grinsende Hai dann 1,50 Meter hoch in die Luft und knallt wieder aufs Wasser.
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Weiter am See entlang kommen wir zu einer Gedenktafel. Francis St. Ormer aus Marseilles hat es im 19. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Er hatte die Idee und als Ratsherr auch die Möglichkeit, das bis dahin unbegrünte Seeufer mit Bäumen zu verschönern und begann zu pflanzen. Nach seinem Tod führten andere seine Mission fort. Queenstown verdankt ihm einen herrlichen Park, der Einheimische und Besucher erfreut.
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Queenstown liegt wunderschön, aber die meisten Highlights dieser Stadt sprechen uns nicht besonders an. Für uns reicht ein Tag hier und so fahren wir am Samstagmorgen nach Wanaka. Wir meiden die kurze Strecke durch die Berge, zu viele Menschen sind hier bereits mit Skiern oder Snowboards unterwegs. Wir fahren zuerst nach Cromwell. Geheimnisvoll wabert der Nebel durch das Tal. Verschwommen tauchen links und rechts der Straße Weingärten auf. Die Weingüter haben so prosaische Namen wie: Nasse Jacke oder Verrückter Hund. Als wir Wanaka am gleichnamigen See erreichen, ist die Sonne endgültig herausgekommen. Auch diese Stadt ist offenbar ein beliebter Ausflugsort für Wochenenden. Besonders Familien mit Kindern zieht es wegen eines Vergnügungsparks hier her.

Wir halten an einem Parkplatz, von wo aus man zu den Blue Pools laufen kann. Der Weg ist einfach fantastisch, wir kommen uns vor wie in der Filmkulisse vom „Herrn der Ringe“, alle Bäume mit dickem Moos bewachsen, große Baumfarne und ein angelegter Weg, bei dem die Holzplanken noch zusätzlich mit Kaninchendraht belegt sind, damit man bei Nässe nicht rutscht. Unser kleiner Freund, der Fantail ist auch wieder da und begleitet uns über die Hängebrücken bis zum klaren, heute blaugrünen Wasser.

Heute fahren wir noch weiter bis nach Haast, einer Stadt einige Kilometer von der Westküste entfernt. In dieser Nacht, gießt es wie aus Kübeln.

Am Morgen sieht der Himmel aus, als wüsste er nicht, wie Regen geht. Nach ein paar Kilometern sind wir an der Küste und halten am Ship Creek. Von hier aus kann man zwei Rundtouren laufen, die eine geht durch den Regenwald, die andere an der Küste entlang. Wir entschließen uns für den Regenwald und sind schnell gefangen genommen von dem herrlichen Weg. Auch hier wurden Stege angelegt, damit man durch das sumpfige Gebiet laufen kann, ohne die Pflanzen zu zerstören oder stecken zu bleiben. Der Weg schlängelt sich unter dichten Bäumen hindurch. Er gefällt uns so gut, dass wir anschließend auch noch den Küstenweg laufen.

Unser nächstes Ziel ist das Gletschergebiet und wir erreichen am Nachmittag den Ort Fox, wo wir direkt den Weg zum Gletscher nehmen. Die Zufahrtsstraße ist eng und immer wieder gibt es einspurige Stellen, die mit 10 kmh befahren werden müssen. Dabei hat der abfließende Verkehr immer Vorfahrt. Der große Parkplatz ist jetzt um 16 Uhr schon ziemlich leer. Für den steinigen Weg zum Gletscher und zurück braucht man heute eine Stunde und zwanzig Minuten verkündet die Informationstafel. Das müsste noch zu schaffen sein, die Sonne geht kurz nach 17 Uhr unter, dann ist es noch hell genug für den Rest des Rückweges. Es geht stetig bergauf, am Rand des Fox-River entlang. Ein paar Rinnsale müssen wir überqueren, mal über Brücken, mal über Steine. Und dann haben wir es geschafft, der Aussichtsbalkon ist zwar immer noch 450 Meter vom Gletscher entfernt, aber näher kommt man ihm nur in Begleitung von ausgebildeten Bergführern. Damit niemand auf die Idee kommt, doch über die Absperrung zu klettern, hängen zur Abschreckung Zeitungsartikel auf der Infotafel, die von tragischen Todesfällen berichten. Als wir bereits die Hälfte des Rückwegs geschafft haben, kommen uns noch etliche Wanderer entgegen, die auch um diese Zeit den Weg noch wagen wollen.

Nach der Übernachtung in Fox wollen wir am nächsten Morgen auch noch zum Franz Josef Gletscher. Der Weg zum dorthin ist 4 Kilometer lang und führt durch Regenwald. Näher als bis auf 750 Meter kommt man aber nicht heran. An diesem strahlenden Tag stört nur das Dröhnen der Hubschrauber, die Touristen über das Gletschergebiet fliegen. Wir sind uns einig, dass sich Gletscher doch unheimlich ähnlich sehen und verzichten auf den Weg. In einem knappen Kilometer Entfernung gibt es einen Aussichtspunkt, von dort schauen wir uns Franz Josef an. Eigentlich sieht er aus wie Fox. Noch ein Abstecher zum Peters Pool, einem kleinen spiegelglatten See, in dem sich das Panorama spiegelt. Als wir zum Parkplatz zurückkommen, tollen dort drei Keas herum.

Wir übernachten in Greymouth und stocken unsere Vorräte auf, bevor wir weiterfahren. Die Küstenstraße wird zu den zehn schönsten der Welt gerechnet. Viele Male fahren wir auf Parkplätze, um Zeit zum fotografieren und anschauen zu haben.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke nach Westport liegt Punakaiki mit seinen Pancake Rocks (Pfannkuchenfelsen) und den Blowholes (Blaslöchern). Ein Rundweg führt durch große Stauden von Neuseeland-Flachs zu verschiedenen Aussichtsstellen. Der Kalkstein ist so verwittert, dass es aussieht, als liegt Schicht für Schicht übereinander – wie Pfannkuchen eben. Wenn hohe Wellen in die ausgewaschenen Felsen strömen, bläst das Wasser Fontänen hoch wie ein Wal. Von unserem Aussichtsbalkon sehen wir, wie manche Welle Gischt in Regenbogenfarben hinter sich herzieht.

Der Caravan-Park in Westport wirkt etwas herunter gekommen. Gammelige Wohnwagen, die wahrscheinlich auseinanderfallen, wenn man sie von der Stelle bewegt und Wohnmobile, die seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut werden haben hier Wurzeln geschlagen. Als Neuankömmling fühlt man sich etwas fehl am Platze. Aber für eine Nacht ist das kein Problem.

Jetzt, wo die Nächte kälter sind, ist es interessant zu sehen, wie die campingerfahrenen Frauen morgens in die Waschräume kommen. Sie tragen 2 Zentimeter dicke flauschige Schlafanzüge und darüber ebensolche Bademäntel mit Kapuze. Von einem Bären sind sie nur durch Farbe und Muster zu unterscheiden, beliebt sind Leopardenmuster in rosa oder flieder. Es gibt auch die passenden Hausschuhe.

Die Straße, die von Westport beinahe 100 Kilometer nach Norden führt, endet bei Kohaihai am Heaphy Track. Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter. Man muss also die ganze Strecke wieder zurückfahren, um weiter nach Norden oder Osten zu kommen. Trotzdem entschließen wir uns, diese Gegend zu besuchen. Wir haben ein bisschen darüber gelesen und wollen uns die Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen.

Die Häuser links und rechts der Straße werden kleiner und wirken ärmlich. Bei Weimangaroa führt eine Straße sieben Kilometer weit in die Berge auf 600 Meter Höhe nach Denniston. Hier begann man 1880 sehr hochwertige Kohle abzubauen. Über eine Schrägseilbahn wurde die Kohle ins Tal transportiert, von wo aus sie per Eisenbahn weiterbefördert wurde. Der Bau dieser Seilbahn muss den Menschen alles abverlangt haben, dieses unwegsame Gelände, der Höhenunterschied, man kann nur staunen.

Beinahe 90 Jahre lang lebten hier auf dem Plateau bis zu 1400 Menschen. Es gab eine Schule und Häuser für die Arbeiter und ihre Familien. Das Haus des Direktors hatte viele Schlafzimmer und schon ein Badezimmer, um die von Zeit zu Zeit kommenden Besitzer der Mine zu beherbergen. Heute sieht man nur noch die Grundmauern. Nur die Verladestation ist noch gut erhalten.

Ein paar Kilometer weiter beginnt in Ngakawau der Charming Crek Walkway. Er soll zu den schönsten Wanderwegen der Südinsel gehören. Da er nicht als Rundweg angelegt ist, wollen wir nur ein paar Kilometer laufen.

Der Weg folgt einer alten Eisenbahnstrecke für den Kohle- und Holztransport am Rande eines Flusses. Wir laufen zunächst auf ebener Strecke, danach wird es kurvenreicher und der Weg beginnt zu steigen. Ein kleiner Tunnel ist zu durchlaufen, mal sind die Schienen unter Geröll verborgen, dann wieder sichtbar. Als wir am Wegesrand einen leeren Kinderwagen stehen sehen, wundern wir uns. Einen Kilometer weiter kennen wir die Zusammenhänge. Zwei junge Mütter kommen uns mit vier kleinen Kindern entgegen, die ältesten im Kindergartenalter, die jüngeren noch keine zwei Jahre alt. Wir sind schon etwas erstaunt, wie unbefangen die Frauen die Kleinen hier in diesem steilen Gelände laufen lassen. Ein paar Meter tiefer tost der Fluss, wie schnell kann ein Kind stolpern und den Abhang herunterrollen. Sie versichern uns, ihre Kinder lieben diesen Weg, besonders die Hängebrücke, die wir als nächstes überqueren. Wir wünschen ihnen noch eine sichere Rückkehr und laufen über die Brücke und durch einen weiteren Tunnel und bestaunen den Wasserfall, der nun vor uns liegt. Wir laufen noch bis zu einer Mühle und kehren dann um. Das schönste Stück des Weges haben wir jetzt sowieso geschafft. Als wir zum Parkplatz zurückkehren ist das Auto der Frauen nicht mehr dort.

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Wir fahren nach Seddonville, hier endet der Wanderweg. Wir suchen uns einen Caravan-Park, um hier die Nacht zu verbringen. Das Haus mit Empfangsbüro, Aufenthalts- und Waschräumen war früher die Schule. Wir schlafen trotzdem gut.

 

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