Ambergris Caye / La Isla Bonita (Belize) „Oh, Madonna“

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Wir geben unseren Leihwagen pünktlich in Chetumal ab. Alles läuft ohne Probleme, höflich und freundlich ist in 5 Minuten alles erledigt. Der Taxifahrer, mit dem wir zur Busstation fahren möchten, erklärt uns wortreich, dass heute kein Bus nach Corozal/Belizeführe. Für 200 Pesos (9 €) würde er uns bis zur mexikanischen Grenze fahren. Wir können die Richtigkeit an Ort und Stelle nicht überprüfen und stimmen zu.

Bei der Ausreise aus Mexiko sind 568 Pesos pro Person fällig. Eigentlich ist das nicht richtig, denn man muss nur eine Einreisegebühr zahlen, die bereits im Preis des Flugtickets enthalten ist. Aber die Grenzbeamten bei Chetumal haben diese Einnahmequelle aufgetan und wollen keinesfalls darauf verzichten. Brav blättern wir die Scheine hin, bekommen eine briefmarkengroße Quittung und einen netten Gruß mit auf den Weg.

Hier wartet schon der belizische Kollege unseres Fahrers. Man ist sich einig: Heute fährt kein Bus. Mitgegangen, mitgefangen; wir laden unser Gepäck ins Auto und werden zur Einreisestelle gefahren. Mit unserem Gepäck müssen wir durch die Grenzkontrolle. Ein Beamter händigt uns ein Formular mit den üblichen Fragen aus: Name, Heimatadresse, Wohnort, Passnummer, Staatsangehörigkeit und der nächsten Adresse in Belize. „Name des Hotels reicht,“ erklärt er lächelnd. Seine Kollegin am Schalter sieht das aber ganz anders. Mit mürrischer Mine pocht sie auf das Formular: „Da fehlt die Adresse des Hotels!“ Was sie alles wissen will, wie lange wir bleiben wollen, warum wir überhaupt hier sind und einiges anderes. Akribisch schaut sie sich jede Seite im Reisepass an und herrscht uns an, wie wir aus Mexiko ausreisen konnten, wo wir doch gar nicht eingereist seien. Hier irrt die Dame, irgendwann erkennt sie dann das alles seine Richtigkeit hat und haut einen Stempel in die Pässe. Die Kollegin an der Gepäckkontrolle ist dann wieder die Freundlichkeit in Person.

Zurück zu unserem Taxi und nun sind wir in Belize, dass zwischen Mexiko und Guatemala liegt und bis 1981 Britisch Honduras hieß. Bereits 2.000 Jahre v. Chr. war das Gebiet von den Maya besiedelt. Zu einer wechselhaften Geschichte mit Kriegen, Eroberungen, Piraterie und Ausbeutung gesellte sich im 18. Jahrhundert auch noch der Handel mit afrikanischen Sklaven. Am Ende des damaligen Jahrhunderts betrug deren Anteil drei Viertel an der Gesamtbevölkerung. Die Maya wurden dabei nicht mitgezählt. Heute liegt der Anteil der Menschen mit afrikanischen Wurzeln bei rund einem Drittel der knapp 400.000 Einwohner. Belize ist in etwa so groß wie Hessen, nur dass in dem deutschen Bundesland 12,5 mal so viele Menschen leben.

Für die ersten drei Tage bleiben wir in Corozal, einer grenznahen Stadt am Meer. Die Hotelbesitzerin – eine ca. 60 jährige Maya – erzählt uns die Geschichte, besser Legende der Entstehung ihres Volkes. Beim Spaziergang durch die Stadt kommen wir zum Kulturzentrum, das in der ehemaligen Markthalle untergebracht is

Ausgestattet mit Stadtplan und Landkarte laufen wir zurück zum Hotel und gleich darauf ans gegenüber liegende Meer, es ist einfach zu verlockend. Strand gibt es hier nicht, aber an einer Stelle hat das Wasser die Ufermauer durchbrochen und hier vergnügen sich schon etliche Kinder. Sie sind erstaunt, dass Menschen in unserem Alter ins Wasser gehen. Noch größer ist die Verwunderung als sie merken, dass wir schwimmen können. Die wachsamen Mütter der planschenden Kinder sitzen auf der Mauer und schauen dem fröhlichen Treiben zu. Überaus freundlich werden wir begrüßt und ein wenig ausgefragt. Die Menschen in Belize sprechen fast alle drei Sprachen: Spanisch, kriol und englisch, weil das die Amtssprache ist.

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Am Abend im Restaurant kommt der Manager zu uns an den Tisch, er ist gebürtiger Türke, hat aber im Alter von acht Jahren sein Heimatland verlassen. Er lebt sehr zufrieden in Belize und beantwortet auch gern unsere Fragen, z.B. nach den vielen chinesischen Supermärkten in der Stadt, die vielen Einheimischen ein Dorn im Auge sind. Weil sich die Ladenbesitzer zusammen tun und ihr Waren in großen Mengen einkaufen, können sie die Preise der lokalen Händler unterbieten. Viele von denen mussten schon aufgeben oder haben nur noch einen Marktstand.

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Auf dem Rückweg bewundern wir den „Supermond“, der einen langen silbernen Streifen auf das Wasser malt.

Entgegen unserer Gewohnheit stehen wir heute mal früh auf. Um 6.30 Uhr verlassen wir das Hotel. Die nette Besitzerin fährt uns mit ihrem eigenen Auto zum Bootsanleger. Es sind schon etliche Menschen dort, unsere Koffer werden gleich auf einen Wagen geladen und zum Boot transportiert. Zusammen mit anderen Gepäckstücken, Bergen von Toilettenpapier, mehreren Kartons, einer Waschmaschine und einem Kindersitz verschwindet alles nach und nach im Inneren des Bootes.

Dann dürfen auch wir an Bord. Wir wollen nach San Pedro auf der Insel Ambergris Caye. Eine Woche werden wir auf dieser karibischen Insel verbringen, der Madonna mit „La Isla Bonita“ ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Das ist aber nicht der Grund für die Wahl (wir wussten es gar nicht), es ist einfach die am nächsten gelegene Insel.

Wer behauptet: „Wasser hat keine Balken,“ muss sich irren. Bei der Geschwindigkeit hat man das Gefühl, über Bahnschwellen zu brettern. Zwei Stunden braucht das Boot, um mit einer Zwischenstation die cirka 70 Kilometer bis nach San Pedro zurückzulegen. Hätte nicht einer der letzten Hurrikans einen Teil der Westseite abgerissen und so einen Wasserweg bis San Pedro geschaffen, müsste man um die Insel herum auf die andere Seite fahren.

Nach einem kurzen Weg sind wir mitten im Zentrum. Uns gehen die Augen über. Auf diesen Betrieb hat uns niemand vorbereitet.

Eine lange Schlange von Golf-Carts fährt an uns vorbei. Sie sind das angesagteste Gefährt auf der Insel. Nur die Taxifahrer haben „richtige“ Autos. Eines von denen bringt uns zum Hotel. Wir lassen unser Gepäck zurück und machen einen ersten Erkundungsgang.

Herrlicher Duft lockt uns in ein Cafe. Gerade wird hier Kaffee geröstet. Die amerikanische Besitzerin erzählt uns, dass sie seit 6 Jahren ihren Betrieb hier hat. Sie verwendet ausschließlich Bohnen aus Guatemala und auch nur von einer Sorte. Müssen wir natürlich probieren. Er schmeckt gut. Noch besser fände ich ihn, wenn er in einer Tasse statt eines Pappbechers serviert würde.

Am Strand wartet eine Enttäuschung auf uns. Was wir hier sehen, will irgendwie nicht mit der Vorstellung von Karibik übereinstimmen. Über die vielen Hotels muss man ja wohl hinweg sehen, aber was da alles ins Wasser gebaut wurde: Bars, Tauchschulen, Buden für alle Arten von Vergnügungstouren. Es sieht aus, als wäre die Stadt aus allen Nähten geplatzt und brauche nun Ausweichquartiere auf dem Wasser.

Am Ufer türmen sich Berge von Braunalgen. Zwar stand in einigen Reiseberichten etwas von Seegrasvorkommen, aber was hier im Wasser und an Land ist, übersteigt jedes Vorstellungsvermögen. Vermutet wird, dass diese Algen aus der Sargassosee kommen und sich jetzt an karibischen Stränden breit machen. Einmal auf den Strand gespült, beginnen sie zu verrotten und setzen Amoniak und Schwefelwasserstoff frei. Dabei stinken sie nach faulen Eiern und können Kopfschmerzen, Unwohlsein, Augentränen und Asthma auslösen. Was wird nicht alles versucht, dieser Plage Herr zu werden: Zäune im Wasser sollen sie aufhalten – erfolglos. Jeden Tag sind etliche Menschen damit beschäftigt, die Pflanzen zusammen zu rechen. Teils werden sie vor Ort in tiefen Gruben verbuddelt, teils mit allen möglichen Gefährten abtransportiert. LKW-weise werden sie ins Inland gebracht und dort von Landwirten als Dünger verwendet. Direkt vom Strand aus ins Wasser zu gehen, ist unmöglich. Wir hatten uns so auf eine Woche mit schwimmen und schnorcheln gefreut. Kann man alles machen, aber nur per Boot und die Preise sind total überhöht. Halbtägige Schnorcheltouren kosten zwischen 35 und 75 US$ pro Person, Tauchen ist natürlich noch teurer.


Hätten wir doch bloß vorher gründlicher gelesen, aber das Zauberwort: KARIBIK hat wohl die Sinne vernebelt. Nun sitzen wir eine Woche auf dieser Insel fest und müssen das Beste daraus machen. Trotz Braunalgen laufen wir am liebsten am Strand entlang und beobachten die Seevögel; denn auf den Hauptstraßen fahren die Golf-Karts beinahe Stoßstange an Stoßstange hintereinander und verbreiten ihre Dieselabgase. Offenbar gehört es dazu, bereits am Morgen als Fahrer oder Beifahrer eine offene Bierflasche in der Hand zu halten. Das Land jenseits der zukünftigen Mauer stellt hier den Löwenanteil der Touristen und bei dem wenigen Jahresurlaub den sie haben, wollen die Menschen in der knappen Zeit: Fun, Fun, Fun. Die Preise spielen dabei offenbar keine Rolle, sonst könnten die Restaurants nicht zwischen 25 und 50 Belize Dollar (2 BZ$ = 1 US$) für eine Pizza verlangen.

In Zukunft werden wir noch mehr auf die golden Regel achten: Meide Orte, die durch Filme, Songs oder Bücher weltbekannt geworden sind.

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