Hauptstadt Belmopan – Hauptstadt? (Belize)

(Wegen fehlender Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Die Woche in San Pedro ist vorbei und wir stehen am Bootsanleger an der Ostküste der Insel.

P1010105
Blick zurück auf San Pedro

Ein Wassertaxi bringt uns mit Zwischenstopp in Caye Caulker (auch eine beliebte Urlaubsinsel) in 1 ¼ Stunden nach Belize City.
Die mit über 60.000 Einwohnern größte Stadt in Belize war bis 1970 Hauptstadt. Ein Hurrikan hat sie in den 1960er Jahren dem Erdboden gleich gemacht, daraufhin entschloss man sich, eine neue Hauptstadt 80 Kilometer weiter im Landesinneren zu errichten: Belmopan. Ein Kunstname aus Belize und Mopan (dem Namen eines lokalen Flusses), da wollen wir hin.
Bei der Ankunft ist am Bootsanleger in Belize City richtig Betrieb: Verkäufer, Tourenanbieter, Taxifahrer und Kellner, alle rufen durcheinander und hoffen, dass die Neuankömmlinge einen Teil ihrer Dollars hier lassen. Am Ende finden sich alle Passagiere an einem U-förmig umzäunten Bereich ein, wo sie gegen Vorlage der Gepäckabschnitte ihr Gepäck erhalten.
P1010110Auf dem Weg zum ein Kilometer entfernten Busbahnhof kehren wir noch in einem netten Lokal am Haulover-Creek (Mündung des Belize-River) ein. Hier sitzen viele Landsleute beim Mittagessen. Da sie nur leichtes Gepäck dabei haben und sich offenbar alle kennen liegt die Vermutung nahe, dass es Ausflügler vom Kreuzfahrtschiff sind, das vor der Küste ankert. Nach einem kleinen Imbiss geht es für uns weiter.
Ein dunkelhäutiger Mann mit Dreadlocks sieht uns wohl an, dass wir uns nicht auskennen und ist sofort bereit, uns zum Busterminal zu führen. Fahrkarten gibt es nicht am Schalter, man steigt einfach in den schon dort wartenden Chickenbus. So werden in Mittelamerika die Busse genannt, die Menschen und Waren (manchmal eben auch lebende Hühner) transportieren. Oft handelt es sich um ehemalige Schulbusse aus den USA.
 

Die meisten Plätze sind bereits besetzt, kurz vor Abfahrt steigen noch ein paar Händler ein um Nüsse, Kekse, Tamales (in Maisblättern gekochter fester Maisbrei) und Getränke zu verkaufen und dann geht es auch schon los. Alle Fenster sind offen, eine bessere Klimaanlage gibt es nicht. Auf Handzeichen hält der Bus und nimmt Passagiere – manchmal nur wenige 100 Meter weiter – mit oder lässt sie aussteigen. Die Straße zur Hauptstadt ist in gutem Zustand und spornt den Fahrer zu Höchstleistungen an. Er nimmt die Strecke mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h, erlaubt sind höchstens 90 km/h. Die Landschaft ist sattgrün und wird langsam hügelig. Ab und zu sind Orte mit hübschen Häusern zu sehen. Als wir an einer Plantage vorbei kommen, riecht es im ganzen Bus nach Orangenblüten. Nach 90 Minuten Fahrzeit sind wir am Ziel.
Unsere Unterkunft liegt im Vorort Salvapan, die vier Kilometer sind mit dem Taxi schnell zurückgelegt.
 

Sogenannte Tiny-Houses stehen in einem schön angelegten Garten, eins davon bewohnen wir in den nächsten Tagen. Findelwelpe Duddy und zwei Katzen leisten uns dabei Gesellschaft. Am Abend essen wir in einem Lokal in der Nähe für ein Viertel der bisherigen Preise.
 

Am nächsten Tag fahren wir zum Guanacaste Nationalpark, der gleich am Stadtrand gelegen ist. Der Ranger ist noch nicht da, wir sollen einfach schon mal reingehen, bezahlen können wir später. Wege durch den Park sind in zwei unterschiedlich langen Rundwegen angelegt. Der Park hat seinen Namen von einem Guanacaste-Baum, der laut Legende hierher geflohen ist, weil er dreistämmig und weniger wertvoll war. Mit einer Höhe von bis zu 40 Metern ist er der größte Baum in Mittelamerika. Die weit ausladende Krone auf dem kräftigen Stamm macht ihn zu einem beliebten Schattenspender, der gerne in Parks gepflanzt wird. Sein Holz wird für Möbel oder als Bauholz verwendet.
Auf den Parkwegen herrscht schon reger Betrieb, hier wird geharkt und gefegt, als würde hoher Besuch erwartet. Wir kommen mit Devin ins Gespräch, der uns von einer wunderbaren Schwimmstelle unten am Fluss erzählt und von all den Tieren, die in diesem Park leben. Wir sehen allerdings nichts von Jaguar, Tapir, Nasenbären und was sonst noch so alles hier zuhause ist.
 

 
Bestimmt wagen sie sich nur heraus, wenn der Park geschlossen ist. Das ist bestimmt auch besser so. Bis zu 10 cm breite Spuren – auf denen nicht ein Grashälmchen wächst und kein Steinchen liegt – machen uns neugierig, was mag da entlang gelaufen sein?
 

Blattschneiderameisen sind des Rätsels Lösung. Sie schleppen die Blattschnipsel in ihre riesigen unterirdischen Bauten, wo sie die Blätter zerkauen und damit einen Pilz mästen, der die ganze Kolonie ernährt.
Die Namen der hier wachsenden Bäume sind uns alle fremd und größere Palmwedel als hier haben wir noch nie gesehen.
P1010153Die Badestelle sieht wirklich verlockend aus, aber Badesachen haben wir nicht dabei. Wir sitzen nur eine Weile auf der Holzplattform und schauen auf den Fluss. Als wir zurück zum Besucherzentrum kommen, können wir die 5 BZ $ Eintrittsgeld pro Person bezahlen und uns die interessante Ausstellung ansehen.
 

Devin hat uns erzählt, dass die zweite Runde nicht begehbar ist, weil eine Brücke erst repariert werden muss. Der Mann an der Kasse weiß allerdings nichts davon und zeigt uns den Weg. Dreihundert Meter weiter wissen wir: Devin hat Recht, aber unser Forscherdrang ist durch solche Kleinigkeiten nicht zu bremsen, und so balancieren wir auf den Betonstützen über den Bach. Hier sieht es ganz anders aus. Schön wild ist es hier, nichts gefegt und geharkt und wir sind ganz allein unterwegs.
 

 
Am Ausgang hängt ein sehr großes Plakat auf dem Papageien abgebildet sind. „Lasst sie frei fliegen,“ steht darunter. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zurück in der Innenstadt laufen wir über den Markt und decken uns mit Obst ein: Soursop, Guave, Orangen, Ananas, Papaya, Wassermelone und Sapote. Einige kaufen wir bereits geschält und in mundgerechten Stücken. Für das viele Obst zahlen wir keine 3 €. Auf dem Rückweg spricht uns ein junges Paar an, das auf der Suche nach dem Markt ist. Die beiden kommen aus Hamburg und schnell sind wir mitten in einer Unterhaltung. Finja und Kevin sind fast ausschließlich per Anhalter unterwegs bund schlafen im Zelt. Ihr Tagesbudget ist extrem niedrig, kaum zu glauben wie sie das schaffen. Sie erzählen so spannend, dass wir sie gleich zu einem Getränk einladen, wir möchten einfach noch mehr hören. Südamerika haben sie hinter sich und sind gerade durch Mittelamerika gereist auf der Strecke, die wir vor uns haben. Bis zum Jahresende wollen sie weiterreisen und dabei die USA und Kanada kennenlernen. Ich bewundere das sympathische Paar über alle Maßen für den Mut, die Energie und die Bereitschaft auf so vieles Materielle zu verzichten, aber ich möchte nicht mit den Müttern der Beiden tauschen.
 

Und weiter durch das „Zentrum“ der 20.000 Einwohner zählenden Hauptstadt. Es gibt ringsherum ein paar Regierungsgebäude und großzügige Villen, die besonders großzügig mit Stacheldraht und allem möglichen gesichert sind. Doch wo sind die netten kleinen Läden, die Cafes und Restaurants und wo der Supermarkt, der ein größeres Warenangebot hat, von einer Mall ganz zu schweigen? Alles, was man von einer Hauptstadt erwartet, fehlt hier. Wir gehen extra zu Fuß zurück, um nichts zu übersehen – haben wir auch nicht.
Heute ist ein richtiger Glückstag. Am späten Nachmittag kommen neue Gäste an. Sabine und Kalli aus Holland sind auf einem schweren Motorrad schon 13 Monate unterwegs. Sie sind gut zwei Jahrzehnte jünger als wir und haben ihr Haus und fast allen Besitz verkauft, um Geld für ihren Reisetraum zu haben. Bis nach Mitternacht sitzen wir mit Beiden im Garten; erzählen und schwelgen in Erinnerungen. Hin und wieder holt uns Duddy mit einem Biss in Wade, Ferse oder Zeh in die Gegenwart zurück. Er ist so ein wonniger Hund, aber er braucht dringend Erziehung.
 

Am nächsten Tag können wir in unserem Garten einen spannenden Kampf beobachten: Die kleinere der Katzen hat eine Schlange aufgespürt.
P1000304Immer wieder attackiert sie das zusammen gerollte Reptil (30 bis 40 cm lang), aber das schnellt jedes Mal wie eine gespannte Feder nach vorn, um seinerseits die Katze zu erwischen. Als wir der Verwalterin die Fotos zeigen ist sie entsetzt, es handelt sich um eine sehr giftige Lanzenotter. Wenn ich sehe, dass der Gärtner barfuß seiner Arbeit nachgeht, wird mir ganz anders. Aber das sei nicht gefährlich versichern mir beide. Wenn die Schlange die Schwingungen durch menschliche Schritte spürt, sucht sie sowieso das Weite, na hoffentlich.
Am Abend sehen wir im Schein der Taschenlampe viele kleine leuchtende Pünktchen im Gras. Komisch, es hat doch gar nicht geregnet. Beim genauen Hinschauen entdecken wir die Verursacher, es sind ca. 1 Euro große Spinnen, deren Augen das Licht reflektieren. Für meine Gartendekoration möchte ich doch lieber etwas anderes.

5 Antworten auf „Hauptstadt Belmopan – Hauptstadt? (Belize)“

  1. Hallo Linde,hallo Klaus.
    Linde,ich wünsche dir zu deinem Geburtstag heute alles Liebe und Gute.Habt noch eine schöne Zeit auf eurer Reise.
    Viele Grüße aus der Heimat
    Petra

  2. Hallo Linde! Auf diesem Wege unsere Glückwünsche zu deinem Geburtstag heute. Weiterhin viel Spaß und eine gesunde und sichere Reise!

  3. Auch von mir,liebe Linde,alles Liebe und Gute zum Geburtstag.
    Habt noch eine gute Zeit auf eurer Reise und viele Grüße auch an Klaus.
    LG Petra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert