Chinesisches Neujahr auf Penang (Malaysia)

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Wir haben Tickets für den 11 Uhr Bus nach Georgetown auf der Insel Penang in Malaysia. Ein umsichtiger Fahrer steuert den Minibus, dessen Armaturenbrett zu unser aller Sicherheit mit mehreren kleinen Buddhastatuen, Elefantengöttern, Devas und einem Wackeldackel bestückt ist, durch Krabi und weiter auf der Landstraße Richtung Süden. Die charakteristischen bewachsenen Kalkfelsen, die wir in Khao Sok und in der Andamanensee gesehen haben, begleiten unseren Weg. Kurz vor der Grenze steigen wir um in einen anderen Bus, der uns bis nach Georgetown bringen wird.

Für Malaysia besteht für Reisende aus Deutschland keine Visumspflicht, so läuft die Einreise problemlos ohne große Wartezeiten. Fingerabdrücke werden eingescannt, ein Stempel kommt in den Pass, das Gepäck wird durchleuchtet, und wir sind in einem anderen Land. Die Uhr muss eine Stunde vorgestellt werden, nun sind wir Deutschland sieben Stunden voraus.

Auch in Malaysia herrscht Linksverkehr. Kurz hinter der Grenze fallen in der tropischen Vegetation schöne moderne Häuser auf. Die Ortschaften links und rechts der Straße machen einen guten Eindruck. Es ist dunkel geworden. So langsam müssten wir doch auf die Fähre kommen denken wir, dabei sind wir schon längst auf Penang. Wir sind über die 13,5 Kilometer lange Schrägseilbrücke vom Festland bei der Stadt Butterworth bis auf die Insel gefahren. Georgetown gefällt uns auf Anhieb. Eine tolle Mischung aus alten und modernen Gebäuden viele Lokale, bunte Lichter und jede Menge Menschen auf der Straße.

Der Busfahrer lässt uns vor einem Lokal aussteigen und nun stehen wir auf der Straße und haben nur noch ein paar Ringgit von unserem letzten Besuch in Kuala Lumpur. Nicht genug für ein Taxi und die Telefonkarte ist inzwischen abgelaufen. Es bleibt nur die Suche nach einem Bankautomaten (ATM). Klaus geht los, ich bewache das Gepäck. Per Taxi geht es dann zum Hotel, natürlich bezahlen wir wieder zuviel. Das Übliche, wenn man gerade angekommen ist. Ich habe dem Hotel unsere Ankunftszeit mit 20 Uhr durchgegeben, aber nun ist es schon zwei Stunden später. Gepäck ins winzige Zimmer, Hände waschen und gegenüber das erstbeste Lokal aufsuchen und das alles in fünf Minuten. Wir sind zu müde, um nochmal in den Trubel der Stadt einzutauchen.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt und orientieren uns am alles überragenden KOMTAR, einem 250 Meter hohen Büroturm, dessen Besonderheit ein „Skywalk“ (ein halbrunder begehbarer  Glassteg) ist. Unten befindet sich ein älteres  Einkaufszentrum, doch heute sind viele der Geschäfte geschlossen. Es ist der 15. Februar, das diesjährige chinesische Silvester. Schon bei unserer Ankunft haben wir die vielen roten Lampions gesehen, die alle Straßen festlich schmücken. Weiter in der Innenstadt dasselbe Bild, die kleinen Geschäfte sind geschlossen, die großen modernen Einkaufszentren haben geöffnet und locken mit Super-Sonder-Neujahrs-Angeboten.

Georgetown, die kunterbunte Hauptstadt der Insel Penang, ist seit 2008 Weltkulturerbe. Eine großartige Stadt, in der Menschen vieler Kulturen friedlich zusammen leben und Christen, Muslime und Buddhisten ihre religiösen Bauten in unterschiedlicher Anzahl und Größe errichtet haben. Englische Gebäude aus der Kolonialzeit stehen gleichberechtigt chinesischen Geschäftshäusern gegenüber. Chinesen sind eindeutig in der Überzahl, deshalb sind auch zum wichtigsten Fest des Jahres alle von ihnen betriebenen Läden und Lokale geschlossen. Nur in Little India geht das Leben seinen gewohnten Gang. Wir kommen an ganzen Straßenzügen vorbei, die geräumt und teilweise entkernt auf den Abriss warten. Gerogetown braucht Platz für weitere imponierende Hochhäuser. Zum Glück sehen wir aber auch, dass einige von den prächtigen alten Gebäuden restauriert werden. Es wäre auch zu schade, wenn diese Stadt nur noch „modern“ wäre. Damit würde sie ihren Charakter verlieren.

Wir sind auf dem Weg zu den Jetties. Das sind lange Holzstege, die ins Meer gebaut wurden und an denen die ersten Einwanderer aus China vor ca. 100 Jahren ihre Stelzenhäuser gebaut haben. Das hatte den einfachen Grund, dass für über dem Wasser errichtete Häuser keine Steuern erhoben wurden. Diese Regelung gilt noch heute und bis jetzt tragen die Jetties den Namen des jeweiligen Clans. Sechs von ihnen existieren noch und werden weiterhin von den Nachfahren bewohnt. Inzwischen gibt es hier in einigen der Häuser Läden und Lokale, andere sind weiterhin nur Wohnhäuser. Gerade ist Ebbe und der Verfall der Jetties wird überdeutlich. Wahrscheinlich haben sie die längste Zeit existiert. Auf dem Schlickboden liegen Reste von Booten und Hütten, lange wird es nicht dauern, bis sie ganz verrottet sind.

An diesem Silvesterabend ist nicht viel los, normalerweise herrscht hier abends reger Betrieb, Menschen gehen spazieren oder essen auf dem nahen Foodmarket. Nur heute nicht, die Chinesen, verbringen den Abend nach alter Tradition zusammen mit der Familie bei einem guten Essen im Haus. Deshalb sind auch alle chinesischen Lokale geschlossen. Uns knurrt langsam der Magen, aber weit und breit kein geöffnetes Lokal. Wir steuern eines der Einkaufszentren an und Kenny Rogers (genau, der Sänger) rettet uns. Er hat eine Restaurantkette mit seinem Namen „Kenny Rogers Roaster“ das er zusammen mit dem Besitzer von „Kenntucky Fried Chicken“ gegründet hat. Spezialität sind Hähnchen. Es gibt sie gegrillt als ganzes, halbes oder viertel Tier. Dazu leckere Salate., alles frisch. Damit sind wir sehr zufrieden und laufen zurück zum Hotel.

Das erwartete Feuerwerk wird anders gezündet, als wir es uns vorstellen. Auch hier werden Raketen in den Himmel geschossen, aber jeder macht das irgendwann. Ab 22 Uhr geht es los. Über die ganze Stadt verteilt werden mal hier dann dort ein paar Raketen gezündet. Ständig knallen irgendwo ein paar Böller oder ganze Böllerketten.  Es zieht sich stundenlang hin, aber es gibt keinen Höhepunkt.

Am Neujahrstag wollen wir die Jetties noch einmal im Sonnenschein und bei Flut besuchen. Mit uns sind viele andere Menschen auf die Idee gekommen und so schieben wir uns über einen Holzsteg bis zur Plattform an deren Ende.

Viele rot (Glücksfarbe) gekleidete Chinesen genießen ihren wichtigsten Feiertag mit der ganzen Familie, machen Fotos, kaufen den Kindern Süßigkeiten und strahlen mit der Sonne um die Wette. Auf dem Rückweg probieren wir Durian-Eis (Stinkfrucht). Eins ist klar, Fans werden wir nicht. Das Eis schmeckt wie süßer, cremiger Munsterkäse. Danach zieht es uns in der Altstadt; wir wollen „Street Art“ anschauen. Der Litauische Maler Ernest Zacharevic hat hier viele Kunstwerke auf Wänden und Mauern gestaltet und andere Künstler inspiriert, es ihm gleichzutun. Aus Stahlstäben gebogene und geschweißte Motive sieht man auch sehr häufig. Auf rund 4 Kilometern kann man in der Altstadt nach den Kunstwerken suchen.

Häufig haben wir bemerkt, das abends vor einigen Häusern Räucherstäbchen abgebrannt werden. Heute sind es Räucherstäbe oder Räucherstämme, die bunt gefärbt und verziert vor Häusern und Tempeln für Glück im neuen Jahr sorgen sollen. Wir laufen zur Promenade am Meer, hier sind bei leichtem Wind die 33 Grad gut zu ertragen.

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Direkt neben unserem Hotel gibt es ein italienisches Lokal, das auf seiner Festtagsspeisekarte ausgewählte Spezialitäten anbietet. Wir entscheiden uns für Surf and Turf (Steak mit Minihummer) und  dazu einen guten chilenischen Weißwein. Schließlich muss man die Feste feiern wie sie fallen. Der Wirt – begeistert über unsere Menüwahl und das wir aus Deutschland kommen – spendiert uns noch eine Portion Tiramisu, köstlich.

Am nächsten Tag wollen wir den kleinsten Nationalpark der Welt besuchen. Er liegt 50 Kilometer entfernt im Norden der Insel Penang. Am Busbahnhof herrscht Gedränge, viele Menschen wollen heute raus aus der Stadt. Es ist nicht unbedingt der Nationalpark, den sie ansteuern wollen, aber ein paar Kilometer davor liegt ein beliebter Ferienort mit Straßenlokalen, Souvenirläden und Strandzugang. Drei Busse halten gar nicht erst an, weil sie schon überfüllt sind. In den vierten quetschen wir uns mit vielen anderen Fahrgästen rein. Nachdem wir Georgetown verlassen haben, können wir zwei Sitzplätze ergattern. Das lässt die wilde Fahrt etwas leichter erscheinen. Wie erwartet, steigen über 90 % der Fahrgäste in Batu Ferringi aus.

Es ist Mittagszeit, als wir am Ziel aussteigen. Erst müssen wir uns stärken und gehen in ein Lokal. Alle Tische sind besetzt, bis auf einen. Dort setzen wir uns hin, aber niemand kommt. Nach einer Weile winken wir einer Bedienung zu. Sie fordert uns auf, uns an einen anderen, inzwischen freien Tisch zu setzen. An unserem bisherigen Tisch wird nicht bedient. Das müssen auch alle nach uns kommenden Gäste feststellen. An großen runden Tischen sitzen festlich gekleidete Großfamilien. Die Kleinsten haben die Aufgabe, allen Erwachsenen am Tisch rote Umschläge mit Geldgeschenken zu überreichen. Dass mitten im zur Straße offenen Restaurant ein Auto parkt, wundert niemanden außer uns. Wir dürfen noch miterleben, dass der Besitzer mit seiner Familie nach dem Essen ins Auto steigt und mit Hilfe mehrerer Kellner wieder auf die Straße geleitet wird. Jetzt können die Tische auch wieder etwas großzügiger gestellt werden.

Der Parkeingang ist nicht weit vom Lokal entfernt. Es kostet keinen Eintritt, man muss sich nur in ein Buch einschreiben und später wieder austragen, damit man weiß, dass niemand verloren gegangen ist. Es geht ein Stück am Meer entlang, Affen turnen in den Bäumen. Zwei Wege sind leider wegen beschädigter Brücken gesperrt, es bleibt nur der Weg links in den Regenwald. Es geht zunächst über Stufen bergauf, danach über Stock und Stein. In der Wärme strengt das ständige Bergauflaufen ziemlich an. Wir rasten in einer kleinen Hütte. Mehrere zurückkommende Wanderer warnen uns davor, noch weiter zu gehen. Der Endpunkt ist noch zwei Stunden entfernt, und dann muss man denselben Weg zurück. Da es inzwischen 16 Uhr ist, müssen wir nicht lange überlegen und treten den Rückweg an.

Als wir das Meer wieder erreichen, kommen uns mehrere Familien entgegen. Sie wollen nach der Ausrüstung zu urteilen ein Picknick veranstalten. Offenbar wissen das die Affen und lauern auf Beute. Wenn Kinder etwas Essbares in den Händen halten, ist es ruckzuck geklaut und die Kinder fangen laut an zu weinen. Zwei Mütter schnappen sich ihre Kleinen, halten sie fest an sich gedrückt und laufen eilig den Weg entlang. Ein Affe fällt wegen seines sonderbaren Verhaltens auf. Als wir näher kommen sehen wir, dass ihm beide Hände fehlen, wie das wohl passiert ist?

Der Bus zurück ist noch voller, als auf dem Hinweg. Wir sind so eingekeilt, dass man in den Kurven wenigstens nicht umfallen kann. So viel Körperkontakt ist für uns ungewohnt. Hier sind keine Individuen unterwegs, sondern nur noch eine homogene Masse.

Abends wollen wir zum Essen nicht mehr sehr weit laufen, und finden in der Nebenstraße ein wieder geöffnetes chinesisches Lokal. Die junge Bedienung berät uns ausgezeichnet und wir bestellen eine Auswahl der Spezialitäten. Alles schmeckt uns. Wir sind mitten beim Essen, als nebenan ein Nachbar eine Böllerkette zündet. Innerhalb weniger Minuten sind wir von dichtem Nebel umhüllt. Die Besitzer des Lokals sind wütend, die Gäste auch. Aber dafür werden uns im beginnenden Jahr des Hundes dieselben nicht beißen und auch böse Geister dürften nun ihre Chancen – uns etwas anzutun – eingebüßt haben.

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