Eigentlich wollen wir uns nach Chanthaburi zum Busterminal fahren lassen. Doch Aunk macht uns das Angebot, uns für einen guten Preis bis zu unserem nächsten Hotel zu bringen. Eingelullt von klassischer Musik, angenehmer Temperatur und gemütlichen Sitzen in seinem bequemen Auto stimmen wir zu und sind knapp 2 Stunden später am Ziel. Rayong ist eine expandierende Großstadt am Golf von Thailand.
Viele internationale Firmen haben hier ihren Sitz, es gibt einen Tiefseehafen am fischreichen Meer und das umliegende Land ist fruchtbar. Touristen sind hier in der Minderheit, obwohl es genügend Strände und Hotels gibt. Wir wohnen 3 Kilometer vom Strand entfernt in einem Gebäudekomplex, der hübsche Zimmer für Kurz- und Langzeitaufenthalt bietet. Erfrischung finden wir im großen Pool, in dem wir fast immer allein sind.
Unsere letzten Tage in Thailand lassen wir es ruhig angehen. Wir laufen zum 1,5 Kilometer entfernten Einkaufszentrum. Wieder stellen wir fest, Fußgänger gibt es hier eigentlich nicht. Das macht das Laufen so anstrengend. Wenn es Bürgersteige gibt, muss man mit Löchern, herumliegenden Kabeln, Stufen in unterschiedlicher Höhe, Schildern in Kopfhöhe und Hundedreck rechnen. Einfach gemütlich geradeaus laufen geht nicht. Im Einkaufszentrum laute Musik, noch lautere Ansagen und außer den vielen Restaurants noch Garküchen in den Gängen. Für den Rückweg bestellen wir uns ein Taxi.
Auch zum Floating Market lassen wir uns fahren. Auf einem künstlich angelegten See stehen Holzhäuser, die mit Stegen verbunden sind. Vor der Corona Pandemie soll hier viel Betrieb gewesen sein, aber selbst an diesem Wochenende sind die meisten Geschäfte geschlossen. Ein paar Familien mit kleinen Kindern sind hier, die Spaß daran haben, die Fische zu füttern. Ein Zweijähriger in Schuhen, die ihm noch in 10 Jahren passen, strahlt uns an, dreht sich um und rennt davon. Er ist es anscheinend gewohnt, in den Riesenlatschen unterwegs zu sein.
Direkt nebenan liegt das größte Einkaufszentrum der Stadt, das Central Plaza. In den Gängen stehen funkelnagelneue Autos; der Anteil an Elektro-Mobilen ist groß und die Preise für unsere Verhältnisse erstaunlich günstig. Im Supermarkt verschlägt es uns die Sprache. Was es hier alles gibt, eine Bäckerei mit allen möglichen Brotsorten, Kuchen und Torten; ein Regal mit Fertigprodukten und direkt daneben einer Mikrowelle zum sofortigen Erwärmen. Auf der Fischtheke liegen Fische aus allen möglichen Weltmeeren und Meeresfrüchte aus Aquakultur in der Umgebung. Es gibt Obst und Gemüse aller Art, im Urzustand, geschält und geschnitten oder bereits gegart und noch heiß. Rundherum Restaurants mit Angeboten aus allen möglichen Ländern und auch wieder Garküchen in den breiten Gängen. Es gibt auch Geschäfte mit Kleidung, Schuhen, Taschen und Elektronik auf einer eigenen Etage, aber das Hauptangebot besteht aus allem, was essbar ist.
Altstadt Rayong
Wir laufen von hier aus zur Altstadt, in der noch einige uralte Holzhäuser stehen. In einem davon ist ein schönes Café. Wir stehen vor der Theke und suchen uns jeder zwei verschiedene Sachen aus. Serviert werden nur die beiden zuletzt bestellten. Getränke wollen wir uns aus der Speisekarte aussuchen, nur bekommen wir keine. Ich frage den Kellner danach, mache die Handbewegung, wie man ein Buch aufklappt, führe eine unsichtbare Tasse zum Mund. Der Kellner steht mit offenem Mund neben uns und zuckt die Schultern. Was könnten diese Ausländer hier im Café denn bloß wollen? Das Rätsel ist einfach zu schwer für ihn. Wir sehen im Nebenraum eine Speisekarte liegen und holen sie uns. Immerhin wird dann auch das serviert, was wir bestellt haben, und nach zweimaligem Nachfragen dann auch die beiden zuerst bestellten Gebäckstücke.
Obwohl alle Speisekarten bebildert sind, bekommt man nicht immer das, worauf man gedeutet hat. Und eins haben wir gelernt: Nie, wirklich niemals das gleiche Gericht im selben Lokal zu bestellen. Wenn es einmal gut geschmeckt hat, sollte man es in guter Erinnerung behalten. Das nächste Mal fällt es garantiert anders aus. Ausgenommen sind hier die meist ausländischen Restaurantketten.
An einem Abend gehen wir in ein koreanisches Restaurant. Zwanzig Tische sind bereits besetzt, doch man wäre nicht in Asien, wenn nicht ruckzuck Klapptische und Hocker herbeigezaubert würden. Auf jedem Tisch steht ein kleiner Gaskocher. Nachdem man bestellt hat, wird eine teflonbeschichtete Platte mit einem Loch in der Mitte aufgesetzt (damit das Fett abfließen kann) und Teller, Löffel und Stäbchen aus Metall hingestellt. Getränke gibt es nur in Plastikbechern. Jetzt kommen die Grillsachen, mariniertes rohes Fleisch und verschiedene Gemüsesorten. Dazu das typische koreanische Sauerzeug, Kohl (Kimchi), Sprossen und Rettich und verschiedene Soßen. In den ringförmigen Rand der Teflonplatte gießt die Bedienung flüssige Eimasse und Maiskörner in Soße. Und dann können wir loslegen und auf die Grillplatte legen, was immer wir mögen. Mit einer Küchenschere zerkleinern wir das gegrillte Fleisch. Die Metallstäbchen sind ziemlich rutschig, aber die Einheimischen mühen sich genauso wie wir, in Thailand wird traditionell nicht mit Stäbchen gegessen. Manchmal hilft es, das Fleisch oder Gemüse einfach aufzuspießen. Wann immer wir danach hier vorbeikommen, dieses Lokal ist stets voll besetzt.
Überhaupt ist ausländisches Essen sehr beliebt. Die thailändische Regierung ist sehr besorgt, der jährliche Reisverbrauch von 100 kg/Person ist bereits 2020 um 30 % gesunken und in diesem Jahr wird eine weitere drastische Reduzierung erwartet. Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, sich weiterhin gesund – also mit viel Reis – zu ernähren. Auswirkungen sind bei den Menschen durchaus sichtbar, längst sind nicht mehr alle Thais gertenschlank. Im Central Plaza gibt es allein 7 Bäckereien, die üppige Torten, Törtchen und typisch westliche Gebäckstücke anbieten, und die gut besuchten Restaurants sind überwiegend ausländischer Herkunft.