Wir lassen uns mit einem Taxi 30 Kilometer ins Landesinnere fahren. Die Gemeinde Chaman gehört zu Chanthaburi, aber zwischen beiden besteht ein großer Unterschied; dort die lebendige Stadt, hier wenige Häuser, dafür umso mehr Natur. Chaman liegt am Fuß der Khao Soi Dao Berge und umfasst ein großes Gebiet mit Obstanbau.
Alles entlang einer schmalen betonierten Straße, die in dieser Form sicher erst kurze Zeit existiert. Im Abstand von 50 Metern stehen solarbetriebene Laternen, die mit vergoldeten Hirschen geschmückt sind.
In einem Resort mit mehr als 30 Zimmern sind wir die einzigen Gäste. Das Personal spricht kaum englisch, und es dauert, bis wir verstanden haben, dass das Restaurant bereits um 17 Uhr schließt. Spätestens 45 Minuten vorher müssen wir bestellen. Wäre nicht weiter schlimm, wenn es rundherum andere Alternativen gäbe, aber Fehlanzeige. Unmotorisiert sind wir auf das Angebot angewiesen. Aber man kann sich auf vieles einstellen. Kurz vor 17 Uhr bekommen wir unser Essen am Pool serviert. Punkt 17 Uhr wird das Lokal abgeschlossen, das gute Dutzend Mitarbeiter verschwindet und wir bewachen gemeinsam mit dem Nachtwächter die gesamte Anlage.
Die Lage ist wunderbar, wir blicken auf die hohen Berge, ein Bach fließt durch das gepflegte Gelände. Durch aufgeschichtete Steine sind einzelne Becken entstanden, in denen man inmitten von Fischen schwimmen kann. Wem das zu viel Natur ist, kann auf den großen Pool ausweichen.
Am Wochenende ist es vorbei mit der Einsamkeit, gut 20 Gäste kommen und füllen das Resort mit Leben. Jetzt wird sogar der Wasserfall eingeschaltet und das Restaurant macht Überstunden.
Wir machen einen frühen Spaziergang zum nahegelegenen Tempel, Khao Banchob, der von vierköpfigen Löwen bewacht wird und dessen Blechdach von verzierten Säulen getragen wird. An diesem Samstag kommen einige Gläubige, binden Schleifen um Ornamente und kleben Blattgold auf alles, was heilig aussieht. Vor der Buddhastatue im Inneren liegen dicke Teppiche auf denen kniet es sich besser als auf dem blankpolierten Holzboden.
In der Nähe stehen zwei riesige Brettwurzelbäume, die zu den Heiligtümern zählen. Einer hat einen mannshohen Durchgang, der andere fünf Brettwurzeln und ist dementsprechend der Wohnsitz von fünf Göttern. Auf einer schwankenden Hängebrücke laufen wir über den Fluss und ein Stück einen Trampelpfad entlang. Auf dem Boden finden wir dutzende Plattformen, ca. 2 m² groß aus Betonstreifen. Mal liegen Blumen darauf, hier ein vergoldetes Gefäß, dort eine Kerze. Was mag das wieder bedeuten? Es sind Orte der Meditation erfahren wir später. Ein Stück vom Tempel entfernt steht ein hübsches Café am Flussufer. Hier sitzen wir eine Weile mit einem Eiskaffee im Schatten der hohen Bäume.
An einem Abend machen wir einen Spaziergang zu den künstlich bewässerten Obstplantagen. Erst in der Dämmerung öffnen sich die Blüten der Durianbäume, die wie Brautbouquets gebündelt sind. An den Bäumen hängen gleichzeitig Blüten und Früchte in verschiedenen Größen. Sie werden so groß und so schwer, dass die Äste gestützt werden müssen, doch stinken können sie schon jetzt. Guaven und Litschi wachsen ebenfalls hier. Auch Mango- und Mangostanbäume entdecken wir, bei allen wird es noch etwas dauern, bis die Früchte reif sind.
Am Mittwoch holt uns unser Taxifahrer Aunk vom Resort ab. Er findet fast keinen Parkplatz, denn ab heute findet hier ein Firmenmeeting statt. Gut 50 junge Menschen sind heute Morgen angereist, alle tragen fliederfarbene T-Shirts mit Logo. Schon vor zwei Tagen wurde das große Restaurant umgeräumt, alle Tische sind verschwunden und die Stühle bilden eine Art Stuhlkreis. Faszinierend, sie sitzen noch draußen in größeren Gruppen, und jede und jeder hält den Blick strikt auf das Handy in seiner Hand.
Wir sind ein bisschen wehmütig, es war so schön inmitten der Natur. Jeden Abend saßen drei Tockays zuverlässig auf der roten Wand eines Toilettenhäuschens und außer ihren Rufen und dem Geheul der Hunde war nachts nichts zu hören.