Chiang Mai, Rose des Nordens? (Thailand)

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Die jungen Damen in unserem Hotel verabschieden uns so gefühlvoll, als ob sie uns ganz besonders ins Herz geschlossen hätten.

Neueseter Zugang zum Red Bull Rennstall


Unser Tuktuk kommt pünktlich, um uns zum Busbahnhof zu bringen. Nur der Bus ist es nicht. Er kommt zwar an, fährt aber nicht weiter. Niemand kann uns irgend etwas sagen, weil wir kein Thai können und die Thai kein englisch sprechen. Eine junge Frau, ebenfalls Fahrgast nach Chiang Mai schaltet sich ein und nun wissen wir, der Bus hat einen Defekt. Wir bekommen das Geld erstattet und müssen auf eine andere Linie umbuchen. Eine Stunde später ist der aus Bangkok kommende Doppelstock-Bus da, und es kann endlich losgehen. Auf jedem Sitz eine Decke und eine Flasche Wasser. Die bereits im Bus sitzenden Fahrgäste haben eine Box mit einem Mittagsimbiss vor sich.


Wieder geht es durch Berge auf einer sehr gut ausgebauten, autobahnähnlichen Straße. Um vier Uhr verteilt der Schaffner Kekspackungen, Trinkpäckchen und Erfrischungstücher – alles im Gesamt-Fahrpreis von 580 Baht (€ 16,80) für 265 km enthalten. Der Service ist besser als im Flugzeug. Als wir Chiang Mai erreichen, ist bereits Feierabendverkehr. Vom Busbahnhof sind wir in 5 Minuten per Tuktuk vor unserer Airbnb-Unterkunft in einem ganz neuen Appartementhaus und werden von Alessandro (einem Schweizer) erwartet, der uns unsere Wohnung im siebten und Pool und Sauna im zweiten Stock zeigt.
Wir wollen es sieben Tage ganz ruhig angehen lassen, mal die Koffer richtig auspacken, alles in einer für uns normalen Waschmaschine waschen, wenn nötig ausbessern, uns selbst Frühstück machen und im großzügig bemessenen Pool schwimmen. Ein Einkaufszentrum ist in drei Minuten zu erreichen, ein weiteres ca. 15 Minuten entfernt. Wir machen uns gleich zum nahe gelegenen auf den Weg. Die Bäckerei hat sogar anderes Brot als Toast. Nicht, dass wir bisher gelitten hätten, aber wir freuen uns schon und dann gibt es auch noch eine ansehnliche Käseabteilung. Auch die Weinabteilung ist gut bestückt, aber bei Preisen ab 15 € die Flasche verzichten wir.
In den nächsten Tagen laufen wir bei Temperaturen um die 30 Grad zum vor kurzem eröffneten Einkaufszentrum.

Der viertelstündige Weg ist wenig fußgängerfreundlich, der Bürgersteig hat Löcher oder hochstehende Hindernisse und wird gebraucht, um Werbeplakate und Verkehrsschilder aufzustellen, außerdem Rohre oder anderes Baumaterial zu lagern.


Vor dem Einkaufszentrum stehen alle Zeichen auf Weihnachten, der kegelförmige Baum wird bestückt, überall stehen Kästen, liegen künstliche Tannenzweige und irgendwelche putzigen Tiere herum. Und drinnen geht es weiter, Jingle Bells dröhnt in unseren Ohren, und uns gehen fast die Augen über bei all den Steppjacken, Daunenwesten, Rollkragenpullovern und Schaftstiefeln. Um die Kunden in Kauflaune zu versetzen, regelt die Klimaanlage auf gefühlte 16 Grad herunter.
Wir suchen Ersatz für einen defekten E-Reader, leider erfolglos. Aber es gibt einen guten Bäcker und beinahe mehr Lokale als Geschäfte. Offenbar ist japanisches Essen derzeit der Hit, besonders beliebt Shabu Shabu, eine Art Fondue – in Brühe gegartes Fleisch und/oder Fisch und Gemüse. Im Einkaufszentrum sind in einer Etage mindestens 20 japanische Restaurants, die in den Schaufenstern kunstvoll aus Plastik nachgebildete Speisen zeigen. Da wollen wir in einem der nächsten Tage mal essen.
In die Innenstadt von Chang Mai, die auch am Ping-Fluss liegt, fahren wir mit Uber, einer Organisation die Privatleute mit PKW als Fahrer beschäftigt. Man gibt sein Fahrziel im Smartphone ein, der Abholstandort wird angezeigt und der kürzeste Weg in km errechnet. Die Kilometer werden mit einem bestimmten Faktor multipliziert und der Fahrpreis angezeigt. Zu diesem Betrag wird man an den gewählten Ort,mit dem PKW gefahren. Der Preis ist die Hälfte von dem, was die Tuktuk-Fahrer verlangen.
 

Wir bummeln durch die Altstadt, besichtigen Tempel . Wir wollen gerade durch das Eingangstor des Wat Phra Singh (königlicher Tempel Erster Klasse, von denen es nur ca. 100 im ganzen Land gibt) laufen, als uns beinahe ein Tross Fahrrad-Rikschas über die Füße rollt. Eine über 20 köpfige Gruppe, Angehörige eines exklusiven Clubs, kommt uns entgegen. Die meist wohlgenährten Personen werden von spindeldürren Thais mit Muskelkraft wie in „guter alter Zeit“ durch die Stadt kutschiert. Mit stoischer Ruhe fahren die vielen Mopeds, PKW und SUVs hinterher. Ein Gehupe wie in Myanmar kennt man hier nicht.
Drei Tempel sind genug für einen Tag, und deshalb schauen wir auch mal wieder interessiert in die Schaufenster. Das Angebot ist ganz auf Tourismus abgestimmt; Kleidung, Schmuck, Accessoires, viel Kitsch und wenig Kunst. Jede Menge Restaurants, Massagesalons, Spas und Schönheitskliniken, in denen man bleichen, straffen, raffen und ausbügeln lassen kann.
Und Chiang Mai hat eine Vielzahl von Märkten;
 

Tagmärkte,

Nachtmärkte,

Blumenmärkte,

Kleidermärkte und dazwischen immer wieder Stände mit Gegrilltem, Frittiertem, Gebackenem und vielen anderen Zubereitungsarten;

auch Insekten von Heuschrecke bis Skorpion sind dabei. Man hat das Gefühl die Innenstadt ist ein einziger, riesiger Einkaufs- und Essbereich, durchsetzt von Hotels. Man fragt sich wer all die Waren kaufen soll oder kann.
 

Am vollsten ist der Sonntags-Nachtmarkt in der Altstadt. Man kann froh sein, wenn nach dem Besuch noch alle Knöpfe an Hemd oder Bluse sind. Der am Tha Phae Tor der Altstadt beginnende Markt folgt der Rachadamneon-Strasse. Die angrenzenden Tempel sind auch mit eingebunden. Auf deren Gelände stehen dicht an dicht Kunstgewerbe- und sehr, sehr viele Fress-Stände.
Hatten wir schon bei unserem ersten Stadtbesuch das Gefühl, dass wesentlich mehr Ausländer als Einheimische diese Stadt bevölkern, so verstärkt sich auf diesem Markt der Eindruck noch. Dabei schnappen wir so oft deutsche Worte auf, wie noch nie während unserer ganzen Reise. Chiang Mai ist eindeutig ein „Must be“- Ort, in dem man mal gewesen sein muss. Die meisten Touristen kommen aus Europa, USA und China. Hinzu kommen die Überwinterer und Langzeittouristen, meist Rentner. Es gibt auch viele sogenannte „Digital-Nomaden“, die von hier aus arbeiten dank der guten Internet-Infrastruktur.

Einige Männer demonstrieren ihre innige Verbundenheit zum Gastland mit der Wahl ihrer Beinkleider. Shorts und Hosen zeigen große oder kleine Elefantenmuster in blau/weiß, weinrot/gelb, grün/rot, weiß/schwarz usw. oder man trägt Sarong.
Gerne würden wir den Tempel auf dem Doi Suthep Berg besichtigen, und gleichzeitig die Aussicht auf Chiang Mai und das Umland genießen, aber der Berg ist ständig von Wolken umgeben, somit ist zumindest letzteres nicht möglich.
 

Als kleinen Trost besuchen wir das hiesige 3D-Museum „Art in Paradise“. Es handelt sich um speziell gestaltete Wandbilder, in der die Kunst der Darstellung der räumlichen Perspektive besonders genutzt wird. Die Bilder sind bekannten Gemälden, klassischen  Skulpturen und vielen anderen Sehenswürdigkeiten sowie Szenen aus Filmen nachempfunden. Eine Person kann vor diesen Bildern an richtiger Stelle posieren, fotografiert von einem markierten Punkt aus, entsteht eine scheinbar räumliche Darstellung. Die Ergebnisse sind zum Teil richtig witzig und zeigen nebenbei wie bei Filmaufnahmen mit diesen Effekten gearbeitet wird.
 

Sonntag machen wir noch mal einen langen Spaziergang durch die Stadt bis zum Flower-Market, einem riesigen Gartenmarkt, der fast einen Besuch im botanischen Garten ersetzt.

Begegnung mit Menschen mit besonderem Hobby
im Café des Flower Market

Chiang Mai hat uns zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert. Wir sind einfach keine Großstädter, und die vielen speziell auf Touristen abgestimmten Einrichtungen verdecken bestimmt vieles vom ursprünglichen Charme. Wir haben eine Woche gehabt und für uns war das genug. Und zum Abschied essen wir dann wirklich Shabu Shabu.

Chiang Rai, ein Uhrturm und die Grenze (Thailand)

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Wir bestellen Uber zum Appartementhaus und lassen uns zum Busbahnhof bringen. Man will sofort unser Gepäck in den wartenden Bus laden, aber unsere im Internet bestellten Fahrkarten sind erst für den nächsten bestimmt. Und der (11 Uhr Bus) ist verspätet, der 11.30 ist schon da, als unserer endlich um die Ecke kommt. Schnell wird alles verstaut und dann sieht der Fahrer zu, dass er vor dem anderen aus dem Terminal kommt.
Viele Backpacker sind mit uns im Bus unterwegs, und wieder beobachte ich etwas, was ich kaum glauben kann.

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keine Backpacker, aber schlafen können sie auch

Viele ziehen die Gardinen vors Fenster, schlafen sofort ein oder lesen ihre Reiseführer oder sonst etwas. Interessant sind offenbar nur die im Reiseführer genannten Punkte, die besucht und abgehakt werden. Für das ganz Normale, was zwischen zwei Sehenswürdigkeiten liegt, interessieren sich die wenigsten.
Heute ist es ziemlich bewölkt, doch diese 165 km lange Strecke führt durch schöne Landschaft. Zeitweise sind wir 900 m hoch, aber als wir Chiang Rai, eine Großstadt in der nördlichsten Region Thailands, erreichen lacht die Sonne vom Himmel. Kurzer Weg zu unserem Hotel. Wir sind entzückt, hier hat sich jemand richtig Mühe gegeben. Die Zimmer sind äußerst liebevoll und farbenfroh gestaltet, haben bequeme Betten, originelle Badezimmer und eine sonnige Leseecke. Wir fühlen uns sofort wohl, und als die Chefin fragt, ob wir wirklich nur eine Nacht hier bleiben wollen, verlängern wir spontan um eine weitere.
Die Innenstadt ist nur ein paar Minuten entfernt und so laufen wir gleich los, zuerst brauchen wir etwas zu essen, dann studieren wir den Stadtplan, der uns unaufgefordert im Hotel überreicht wurde.
DSC00907.JPGZuerst kommen wir zum Wahrzeichen der Stadt, dem goldenen Uhrturm der abends um 19, 20 und 21 Uhr in verschiedenen Farben angestrahlt wird.

An einer Anlage, deren Tempel gerade renoviert wird und den wir deshalb nicht betreten können, geht es rasch vorbei. Unser Ziel ist der Wat Phra Kaeo Don Tao, der ursprüngliche Fundort des Smaragd-Buddhas, der in Wirklichkeit aus Jade ist.
DSC00920Er ist das National-Heiligtum Thailands und wird seit dem 18. Jahrhundert in Bangkok im Wat Phra Si Rattana Sadsadaram verehrt. Hier in Chiang Rai steht eine Replik. Der Künstler hat bei der Herstellung allerdings nicht exakt gearbeitet, und die Kopie ist 1 mm kleiner ausgefallen, als das 66 cm große Heiligtum, er kam uns doch gleich etwas mickrig vor. Ob es für die Kopie auch die drei verschiedenen Gewänder für Hitze, Kälte und Regenzeit gibt, die in Bangkok nur vom König oder seinem Stellvertreter gewechselt werden dürfen, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Am nächsten Morgen treffen wir beim Frühstück zwei Badenser Freunde, die erst seit kurzem in Chiang Rai sind. Sie erzählen uns, dass sie am Vortag per Anhalter gefahren und am Nachtmarkt ausgestiegen seien. Sie bummelten auf der Suche nach einem Restaurant über den Markt, als sie eine Frau bemerkten, die laut rufend über der Markt lief. Es war die Frau des Autofahrers, der sie mitgenommen hatte, in der Hand ein Handy schwenkend, das einer der beiden im Auto liegen gelassen hatte. Er selbst hatte den Verlust noch gar nicht bemerkt. Zum Dank haben sie die beiden dann zum Essen eingeladen. Schöne Geschichte, und sie sagt viel über die Menschen in diesem Land aus.
Wir fahren wir mit einem Bus für 50 Cent zur großen Sehenswürdigkeit Chiang Rais, dem Wat Rong Khun, dem weißen Tempel. 1997 wurde mit dem Bau nach einem Entwurf des Architekten Chalermchai Kositpipat, der auch den Uhrturm entworfen hat, begonnen. Weiß, eigentlich die Farbe der Trauer in Thailand, steht in diesem Fall für die Reinheit Buddhas.
DSC00936Nur Weiß und Silber wurde für das Äußere des Tempel verwendet. Durch seine ungewöhnlichen Verzierungen unterscheidet er sich von allen anderen.

Der Weg, den man nach der Kasse (1,25 € Eintritt) zum Tempel läuft, führt durch die Hölle ins Himmelreich. Rundherum entstehen weitere Gebäude, bisher sind etwa 20 % der geplanten Anlage fertig gestellt. 2070 (!) soll das Ganze vollendet sein.

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hier steht das wahrscheinlich schönste Toilettenhaus der Welt

Bei der Vielzahl der Touristen und dem Shopping- und Essangebot rundherum, hat man schon jetzt das Gefühl, dass hier ein zukünftiges „Buddha-Land“ entsteht.
P1080706Immer wieder staunen wir, dass es für viele Asiaten am wichtigsten ist, auf jedem ihrer Fotos selbst im Vordergrund zu sein. Als ob sie beweisen müssten, dass sie wirklich dort gewesen sind.
Zurück in die Innenstadt geht es mit einem Sammeltaxi. Diese Fahrzeuge sind prima, groß genug für ca. 10 Passagiere und die Fahrer sind flexibel genug, ihre Routen den Wünschen der Fahrgäste anzupassen.
Heute wollen wir die Illuminierung  des Uhrturms nicht verpassen und laufen kurz vor sieben Uhr los. Wir sind noch nicht ganz dort, da ertönt schon das „Big Ben“ – Motiv.

Den eindrucksvollen Farbwechsel des Uhrturms  können wir gemeinsam mit vielen Einheimischen und Touristen bestaunen. Es wird fleißig fotografiert und gefilmt.
Weiter geht es zum Nachtmarkt. Mittendrin ist ein großer überdachter Platz mit Tischen und Stühlen. Essen und Getränke kann man sich links und rechts an den vielen Ständen kaufen.

Eine schöne Möglichkeit für Familien und Freunde, sich ohne Aufwand zu treffen, jeder kann essen was er mag, keiner muss sich um irgend etwas kümmern, im Mittelpunkt steht das Zusammensein. Und wir finden es schön, bei den vielen Einheimischen zu sitzen.
Wir laufen am nächsten Morgen die paar 100 Meter zum Busbahnhof mit dem Ziel Chiang Khong, der Grenzstadt zu Laos. Eine Schaffnerin läuft uns entgegen: „Border?“ Wir nicken und sie dirigiert uns mit unserem Gepäck zu einem Bus, dessen Motor schon läuft. Koffer rein zu den vielen Kisten und Kästen, die schon hinten gestapelt sind, wir hinterher und los geht es.
Wir sitzen direkt hinter Linda aus Vancouver Island und Erik aus dem Charolais und haben uns erstmal eine Menge zu erzählen. Linda ist in unserem Alter und total reisebegeistert. Schon als junge Frau war sie mit Rucksack und jeder Menge Mut in allen möglichen Ländern unterwegs. Erik, geschätzt Mitte dreißig, will nach Laos, um für ein Natur Projekt zu arbeiten. Das hat er schon die letzten 10 Jahre unter anderem auch in Thailand gemacht. Sein schwerer grüner Koffer enthält alles, was er besitzt.
DSC00987Und dann lassen wir uns gefangen nehmen von der schönen Strecke. Einzelne Karstfelsen, Hügelketten, hübsche Dörfer, weite Reisfelder. Wir können uns nicht satt sehen und sind nach einer Stunde und 40 Minuten an der Grenze in Chiang Khong. Der Bus hält, wir wechseln in ein Tuktuk und werden die letzten 5 km direkt an die Grenze gebracht. Am ersten Schalter wird überprüft, ob wir ein Ausreiseformular haben, am zweiten wird es aus dem Pass entfernt. Beide Beamten lächeln uns freundlich an. Das ist bei Grenzbeamten äußerst selten. Wir verlassen das Grenzterminal zur anderen Seite, dort müssen wir ein Busticket kaufen, genauer gesagt zwei für jeden, weil wir dummerweise Gepäck dabei haben. Der Bus steht bereits da. Erstaunlich, was die Menschen alles transportieren. Zwei Frauen schleppen sich mit riesigen durchsichtigen Plastiktüten ab. Inhalt: jede Menge Schweinefleisch und Pilze. Wahrscheinlich betreiben sie in Laos ein Restaurant.
DSC01009Der Bus fährt über die Brücke der Freundschaft über den Mekong. Auf der anderen Seite füllen wir dann zwei Formulare für die Einreise aus, legen ein Passbild und jeweils 30 $ dazu, und in fünf Minuten haben wir unser 30 Tage Visum. Am wenigsten zahlen Vietnamesen (20 $), am meisten Kanadier (42 $). Dann wird nochmal kontrolliert und wir sind auf laotischer Seite am Ostufer des Mekong.

Houayxay, Vieng Phouka und der Wasserfall (Laos)

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Gleich nachdem wir laotischen Boden betreten haben, steuern wir den nächsten Geldautomaten an. Heute wollen wir mal so richtig prassen und 2 Millionen Kip abholen.

Wir warten auf ein Sammeltaxi, das Linda, Erik und uns sowie einen Amerikaner 15 km nach Houayxay bringt. Der erste Eindruck begeistert uns. Die Landschaft ist sehr schön, nette Häuser, blühende Blumen. Die Strecke führt am Mekong entlang, der hier schon eine beachtliche Breite hat.

Das Tuktuk hält vor Lindas Hotel. Erik sagt, dass alle Hotels und Gasthäuser an dieser Straße liegen. Also ziehen wir unsere Koffer hinter uns her und sind nach 200 Metern auch an unserem vorgebuchten Hotel angelangt. Im gegenüber liegenden Lokal bestellen wir uns belegtes Baguette, ein Erbe aus der französischen Besatzungszeit. Als wir bezahlen stellen wir fest, dass das Geld bereits knapp geworden ist. Ich bin es nicht gewohnt, Beträge mit mehr als zwei Nullen vom Geldautomaten zu holen. Offenbar hat mich die große Summe so verwirrt, dass ich eine Null zu wenig eingegeben habe, und wir stattdessen mit nur 200.000 Kip = 20 € dastehen.

Houayxay ist die Provinzhauptstadt von Bokeo.

Eine nette kleine Stadt mit hübschem Tempel auf einem Hügel, von dem aus man einen Blick auf den Mekong und das gegenüber liegende thailändische Ufer hat.

Das ein Stück weiter liegende französische Fort Carnot ist baufällig und man kann das Gelände nicht nicht mehr betreten.

Auf dem Rückweg schauen wir verblüfft auf eine Gruppe Männer die ein Petanque-Turnier austrägt. Mit Begeisterung und viel Bier ist hier Militär gegen Polizei angetreten. Man lädt uns ein, zuzuschauen und mitzutrinken. Das kann man gar nicht ablehnen, und so beobachten wir mit einem Glas Bier in der Hand den Fortgang des Spiels. Einer der Spieler hat schon soviel Alkohol intus, dass er sich immer wieder an der Hauswand abstützen muss. Aber Werfen kann er immer noch hervorragend, das Zielwasser scheint von bester Qualität zu sein.

Später schauen wir unten am Fluss einem Fischer zu, der unter den wachsamen Augen seiner Söhne mit einem Wurfnetz offenbar das Abendessen für die Familie fängt. Die Jungen ahmen seine Bewegungen nach und helfen, die winzigen Fische aus dem Netz zu befreien und in einen Plastikkorb zu legen.

Für die Weiterfahrt am nächsten Morgen bestellen wir in dem Hotel gegenüberliegenden Restaurant mit Zimmervermietung und angeschlossenem Reisebüro zwei Busfahrkarten bei einer geschäftstüchtigen 75jährigen Dame, die mit untergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl hockt und begeistert Geld zählt. Wir sollen uns um 8.30 im Lokal einfinden, sie würde alles arrangieren.

Kurz vor 8 sind wir da und frühstücken erst einmal. Ein Franzose und ein Engländer sind ebenfalls dort und warten auf den Fahrer, der sie zum Flughafen bringen soll. Wir gehen davon aus, dass wir zusammen fahren, aber die alte Dame winkt ab, wir hätten noch Zeit. Als sie verstanden hat, dass wir nicht – wie die meisten Touristen – das Schiff nach Luang Prabang um 11 Uhr sondern den Bus nach Luang Namtha um 9 Uhr nehmen wollen, zitiert sie den bereits mit den beiden Fahrgästen davon gebrausten Fahrer per Handy zurück.

Der Engländer steigt an dem nicht so einfach als solchem zu erkennenden Flughafen aus. Da steht zwar keine Wellblechhütte, aber das Gebäude würde auch als Privat-Haus durchgehen.

Unser Kleinbus steht schon am Busbahnhof. Ohne viel Federlesens kommen die Koffer direkt aufs Dach und wir suchen im bereits gut besetzten Bus Plätze. Die beiden letzten Sitzreihen sind mit Kartons belegt. Der Busfahrer fährt also auch wieder Pakete aus. Es werden gerade soviel Pakete unter Mithilfe von mehreren Fahrgästen durchs Fenster nach draußen gereicht, dass zwei Plätze in der letzen Sitzreihe für uns frei werden. Kurz vor Abfahrt kommt noch ein älteres Ehepaar. Die Rucksäcke landen auf dem Dach, und die beiden sollen auf kleinen Plastikhockern im Mittelgang Platz nehmen. Der Mann protestiert lautstark. Das macht er auf keinen Fall mit, dass er 6 Stunden zusammengefaltet im Mittelgang transportiert wird. Er will die Rucksäcke wiederhaben, aber auf einmal werden die letzen Kartons nach draußen befördert und die beiden Kanadier bekommen zwei Plätze neben uns. Sie kommen vom Yukon Staat und verbringen jeden Winter in Südostasien, wenn sie zu Hause im Bergbaubereich nicht mehr arbeiten können.

Der Weg führt wieder durch eine landschaftlich schöne Gegend. Es gibt einen kurzen Zwischenstopp an einem Lokal.

Wir beobachten einen etwa vierjährigen Jungen, der auf der obersten von zwei Stufen hockt; vor sich ein paar getrocknete runde schwarze Beeren, in der Hand einen angespitzten Stock. Ganz schnell versucht er mit je einem Stockschubs die Beeren von der Treppenstufe zu stoßen. Gelingt es ihm nicht, sammelt er alle wieder ein und beginnt von vorn.

Die Kanadierin hat Luftballons im Rucksack. Sie bläst einen pinkfarbenen auf und reicht ihn dem Jungen. Sofort kommt ein anderer dazu. Auch er bekommt einen, einen weißen. Der besonders schüchterne dritte wird von seiner Oma gedrängt, sich auch einen zu holen. Wieder ist es ein pinkfarbener. Der mittlere Junge ist unzufrieden und nimmt dem kleinsten den Ballon weg. Auf unseren tadelnden Ton hin gibt er dem Kleinen den weißen. Dem ist aber die Farbe ganz offensichtlich völlig egal. Bin gespannt, wie lang das gut geht, um die Stufen liegen viele spitze Steine. Ihr Mann erzählt, dass sie schon Ärger  deswegen hatten. Auch dabei ging es wieder um einen Luftballon. Das begeisterte Kind drückte zu fest zu, der Ballon platzte und das Kind weinte.  Sie  wurden daraufhin von den Erwachsenen beschimpft.

Als ich nach hinten zu den Toiletten gehe, liegt auf einem Tisch ein großes totes Riesengleithörnchen (wobei Riesen und –chen sich eigentlich ausschließen). Entweder werden sie gegessen oder irgendwelche Innereien ins nahe gelegene China verkauft. So ein Tier hätte ich ja viel lieber lebendig gesehen.

Nach ca. 1 Stunde Weiterfahrt erreichen wir unser heutiges Ziel Vieng Phouka. Am kleinen Flüsschen liegt ein Gasthaus, wo wir ein ordentliches Zimmer mit Bad und fließendem warmen Wasser zum Preis von 8 € bekommen.

Wir wollen ein bisschen laufen und gehen zunächst mal den Berg hinauf zum Tempel. Vor uns läuft eine Frau, die ihren kleinen Jungen mit einem Tuch auf den Rücken gebunden hat. Plötzlich bleibt sie stehen und klopft ihm zweimal sanft auf den Po. Plötzlich ist ihr Rock nass!? Windeln sind hier unbekannt, und da passiert schon mal ein Missgeschick.

Am Tempel vorbei führt der Weg durch Kautschuk-Plantagen in ein kleines Dorf.

DSC01145Uns fällt auf, dass hier viele Jungs, die nicht älter als 11 oder 12 Jahr zu sein scheinen, schon Moped fahren. Entweder sitzt die Mutter auf dem Rücksitz oder die jüngeren Geschwister. Natürlich sind sie stolz wie Oskar und hupen andauernd, wenn sie an uns vorbeifahren.

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noch ist es warm, aber der Holzvorrat für die doch kühlen Wintertage liegt schon bereit

Von dem Dorf laufen wir am Waldrand entlang zu einem großen Acker. Unter Plastikfolien-Kuppeln wird Gemüse gezogen. Ein größere Gruppe lebt direkt beim Acker, und ist gerade dabei, die Pflanzen zu bewässern.

Nach ein paar hundert Metern sind wir wieder zwischen Kautschukplantagen. Mittendrin steht eine kleine Hütte, eine Frau hängt gerade Wäsche auf. Ihr Mann ist damit beschäftigt, die kleinen Auffangbehälter mit der inzwischen dickflüssig  gewordenen Gummimilch in einen großen Eimer zu leeren. Entweder wird die Ausbeute abgeholt oder er muss sie zu einer bestimmten Anlieferungsstelle bringen. Da würden wir gern sehen, wie es weiter geht. Aber wir wollen nicht in die Dunkelheit kommen und laufen jetzt am Flussufer entlang zurück.

Heute ist Nationalfeiertag und bis auf ein Restaurant hat alles geschlossen. Aber Essen wollen wir unbedingt. Es ist abends schon empfindlich kalt und das Lokal hat nur an drei Seiten Wände. Der vordere Teil ist offen. Es gibt Nudelsuppe.

Auf einem Holzfeuer steht auf dem Boden ein Topf von den Ausmaßen eines Einkochkessels. In ihm brodelt die Brühe. Oben am Tisch schneidet eine junge Frau Fleisch klein, verteilt es in zwei Schüsseln, weicht Nudeln in kochendem Wasser ein und tut sie dazu. Zwei Schöpfkellen Brühe darüber und die Suppe ist fertig. Wir bekommen noch einen Teller mit Weißkohlstreifen und verschiedenen Kräutern hingestellt, die man ganz nach Gusto in die Suppe geben kann. Schmeckt gut, und mit Getränken zahlen wir 4 €.

Am nächsten Morgen gehen wir dort frühstücken. Der Zimmernachbar aus dem Hotel, der mit seiner Frau vor dem Lokal auf den Bus Richtung Houayxay wartet, empfiehlt uns die Rühreier. Die junge Köchin ist gerade mit der Vorbereitung der Suppe beschäftigt. Sie mörsert Gewürze, steckt eine Handvoll Chilischoten auf einen Spieß und schneidet Kräuter. Obwohl sie einen großen Tisch hat, arbeitet sie – auf einem Hocker sitzend – weit vornübergebeugt auf der Erde. Wir bestellen die Eier, zwei für jeden. Die junge Köchin versteht wohl nicht was wir wollen, sie kippt eine halbe Flasche Öl in den Wok und schlägt die Eier hinein. Wir bekommen jeder vier! Da bekommt die magere Hündin gegenüber noch was ab. Für acht Eier und vier Tassen Kaffee bezahlen wir wieder 4 €.

Als wir danach unsere Koffer aus dem Hotel holen und die Straße ein Stück hinunter gehen, um auf den Bus zu warten, steht das Paar für die Gegenrichtung noch immer da. Auch als unser Bus schon gekommen ist, warten sie noch immer.

Die Strecke ist nicht so lang, eine Stunde und vierzig Minuten später sind wir am Busbahnhof von Luang Namtha. Katharina, die ebenfalls im Bus saß schlägt vor, gemeinsam ein Tuktuk zu nehmen. Sie hat ihr Hotel bereits gebucht, wir dieses Mal noch nicht. Aber ihres gefällt uns, und wir bekommen auch noch ein Zimmer dort.

Der Nachmittagsspaziergang führt uns zum Fluss, über den eine Holzbrücke führt. Jedes Jahr muss sie nach starken Regenfällen und anschließendem Hochwasser erneuert werden. Unglaublich, dass die Mopeds über dieses schmale Ding ohne Geländer brausen. Manche Touristen haben schon ein Problem damit, sie zu Fuß zu überqueren. Hier sieht das Wasser recht sauber aus. Kinder planschen, Frauen holen Wasser für die Gärten oder waschen Wäsche.

Abends im Restaurant sitzen wir einem sympathischen Paar gegenüber. Wir lächeln uns an und beschließen, uns an deren Tisch zu setzen. Das ist mal wieder ein Glücksfall, wieder ein holländisches Paar, das uns sehr beeindruckt. Ruth und Bart sind mit den Fahrrädern unterwegs. Sie sind von China aus nach Laos gekommen und wollen bis nach Bangkok radeln. Was die Zwei schon alles erlebt haben, wie spannend sie erzählen können und was sie noch alles vor sich haben, imponiert uns sehr. Wir werden ihrem Weg über die App „Polarsteps“ folgen.

Den nächsten Tag wollen wir zum 6 km entfernten Wasserfall. Erst wollten wir ein Moped mieten, aber Ruth erzählte mir, dass der Weg unglaublich schlecht sei, also laufen wir.

Wir kommen an Hütten vorbei, hier außerhalb von Luang Namtha haben sich einige Volksgruppen aus der nördlichen Bergregion niedergelassen und betreiben eine kleine Landwirtschaft.

In einem winzigen Weiler, direkt vor dem Wasserfall, wird noch Papier aus Bambus hergestellt. Wir schauen fasziniert zu und beschließen, auf dem Rückweg einen Bogen Papier zu kaufen.

Aber erst laufen wir bergauf zum Wasserfall. Wir finden es zu kühl, aber ein paar Kinder und Jugendliche lassen sich nicht abschrecken und toben vergnügt in den kühlen Wasserbecken.

praktische Vorrichtung für Wäsche oder Würste

Abends treffen wir alte Bekannte, das Ehepaar vom Yukon. Wir gehen zusammen essen und erzählen uns gegenseitig Geschichten aus unserem Leben. Vielleicht treffen wir Jasmin und Michael ja noch einmal, wäre schön.

Muang Khoua und Nong Khiaw dazwischen der Nam Ou (Laos)

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beim frühstücken schaut uns die winterlich! angezogene Kleine zu

Um 11 Uhr geht unser Tuktuk zum Busbahnhof und wir sind bereits mit einem spanisch/französischen Pärchen und zwei Jugendlichen aus der Schweiz eingestiegen, als ein „alter Bekannter“ auftaucht. Der Amerikaner hat uns in den vergangenen Tagen in Atem gehalten. Schon am Tag unserer Ankunft kam er panisch und mit nacktem Oberkörper zum Empfang, wo wir gerade standen. Er war außer sich und stammelte was von Diebstahl. Irgendjemand sollte mit in sein Zimmer kommen. Klaus erbarmte sich und stellte fest, dass alles in Ordnung war, der stark kurzsichtige Mann hatte vergessen, wohin er Pass und Portemonnaie gelegt hatte und glaubte bestohlen worden zu sein. Weil er einen verletzten Fuß hatte, wollte er Klaus unbedingt seine Sandalen abkaufen. Wir haben uns nach Schuhgeschäften umgesehen, und wollen am nächsten Morgen mit dem hilflos wirkenden Mann zum Markt. Eine Stunde vor der verabredeten Zeit hämmert er bereits an unsere Tür, weil ihm einfiel, dass er um neun Uhr gar nicht kann. Wir vereinbaren einen neuen Termin und noch einen. Aber auch die nächsten vereinbarten Zeiten war er nicht da. Nachts um eins hämmert er plötzlich an unsere Tür. Wir reagieren nicht, es stellte sich allerdings das Gefühl ein das bei ihm eine Schraube locker ist.

Und nun fährt er auch zum Busbahnhof. Nachdem er zuerst nach Thailand und dann nach China wollte, ist nun Indien das Land seiner Wahl. Er will noch, dass Klaus ihm per Internet ein Ticket kauft. Wir sorgen dafür, dass er eine Busfahrkarte für den richtigen Bus zum nächste Flughafen  bekommt, dass sein Gepäck im richtigen Fahrzeug landet und sind erleichtert, dass seine Richtung nicht die unsere ist.

Die Fahrt nach Oudomxay führt uns weiter in die Berge hinein, was viele Kurven bedeutet.

Die Orte werden kleiner, die Häuser schlichter, oft sind sie ganz aus Holz gebaut. Am Straßenrand stehen hohe, üppige Büsche mit flammend roten Blüten. Es sind Weihnachtssterne, die hier wild wachsen. Viele Baustellen fallen uns auf, hier entsteht entweder eine Schnellstraße oder eine Eisenbahntrasse, realisiert von chinesischen Firmen.

Offenbar haben viele Einheimische einen schwachen Magen, denn drei übergeben sich um die Wette. Bisher sind wir noch in keinem Bus gewesen, wo die Spucktüten nicht eifrig gebraucht wurden.

Wir erreichen Oudomxay um 5 Minuten vor drei und haben Glück: Der nächste Bus, der nach Muang Khoua fährt, nimmt uns noch mit. So sparen wir eine Zwischenübernachtung.

P1080760Die jetzt folgende Strecke ist die schönste seit Wochen. Sie schraubt sich in die Berge hinein, einem Nebenfluss des Nam Ou, der unser Ziel ist, folgend.

Langsam wird es dämmrig und wir können in die mittlerweile beleuchteten Häuser sehen. Überall werden Energiesparlampen verwendet. Die Holzhäuser haben so gut wie keine Möblierung. Die Menschen schlafen und kochen auf dem Boden. Trotzdem wirken die Dörfer anheimelnd.

Im Dunklen erreichen wir den Busbahnhof von Muang Khoua. Ein Tuktuk steht schon bereit, um die Fahrgäste in den Ort zu fahren. Es gibt etlich Gasthäuser und wir entscheiden uns für eins in der Nähe des Bootsanlegers mit sauberem Zimmer und duftender, weißer Bettwäsche. Eine dicke, schwere Decke liegt für die jetzt kälter werdenden Nächte im Schrank bereit.

Morgens um 8.30 öffnet der Ticketschalter für die Bootsfahrt. Wir sind schon kurz nach 8 da. Noch ist geschlossen, aber es sitzt schon jemand drinnen. Wir wollen bloß mal fragen, ob die Plätze nummeriert sind und wie sie vergeben werden. Ob wir Sitzplätze wollen, fragt der Mann. Natürlich wollen wir die, und geben auch unsere Zustimmung als er sagt, dass dafür ein Zuschlag fällig wird. Um neun öffnet er, erklärt er uns noch. Dann können wir ja erstmal in Ruhe frühstücken. Als wir zurückkommen stehen schon etliche Menschen am Schalter. Insgesamt 14 Touristen mit großen Rucksäcken (wir mit Koffern) kaufen Karten.

Auf einem schwankenden Pier aus Plastikkanistern warten wir, bis das Gepäck verstaut ist. Dann müssen wir beide zuerst einsteigen. Im Boot sind ganz hinten zwei Autositze festgeschraubt, die bekommen wir zugewiesen. Die anderen Passagiere müssen auf ca. 10 cm hohen Brettern an der Seite Platz nehmen. Wir fühlen uns wie das Königspaar auf seiner Luxusbarke; einige schauen uns fragend an und ich erkläre, dass wir extra für diesen Luxus bezahlt haben.

Um 9.30 geht es los, der Nebel liegt noch über dem Fluss, und während der Fahrt wird es richtig kühl. Wir haben Vlies- und Regenjacken an – eine gute Entscheidung. Nach einer Stunde kämpft sich die Sonne durch und wir legen das erste Mal an.

Es ist nur eine Ansammlung von Hütten mit Gärten, und ein paar Kühe laufen herum. Eine Frau mit auf den Rücken gebundenem Kind und zwei schweren Taschen steigt zu. Die Fahrt geht weiter, der Bootsführer kennt den Fluss offenbar wie seine Westentasche. Wie er das schmale Boot durch Stromschnellen, um Felsen oder kleine Inseln lenkt, ist großartig. Manches Mal spritzt es gewaltig, und die vorne sitzenden Passagiere bekommen die ein oder andere Dusche ab. Bis zu uns reicht es nicht, dafür haben wir das Dröhnen des Motors in unmittelbarer Nähe.

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Boote sind für alle da

Am Flussufer sehen wir immer wieder kleine Ansiedlungen, die Gärten sind auf dem fruchtbaren Schwemmland angelegt und mit dekorativen Bambuszäunen vor dem frei laufenden Vieh geschützt. Rinder, Schweine und Hühner haben hier noch ein gutes, artgerechtes Leben.

Nach ungefähr der Hälfte der Strecke legt unser Boot an. Wir müssen mit dem Gepäck einen steinigen Abhang heraufklettern. Ein Tuktuk wartet und fährt die Gruppe in zwei Touren 500 m weiter. Eine riesige Baustelle macht die Weiterfahrt unmöglich. Chinesische Firmen bauen hier einen von sechs Staudämmen, die der Energiegewinnung dienen. Wir müssen die Fahrt jenseits des Damms mit einem anderen Boot fortsetzen. Zwar wird hier keine Landschaft unter Wasser gesetzt, aber der Lauf des Flusses verändert sich und damit das Leben der Menschen dort. Eine besonders schöne Strecke mit Stromschnellen, die von vielen Touristen für Kajaktouren genutzt wurde, existiert schon nicht mehr.

DSC01324Der nächste Stopp ist Muan Ngoy ein reizender kleiner Ort mit hübschen Stelzenhäusern am steilen Ufer. Hier steigen die meisten aus, weil sie von hier aus Trekkingtouren unternehmen wollen.

Für uns geht es noch 1,5 Stunden durch die grandiose Bergwelt weiter bis nach Nong Khiaw. Der Ort liegt malerisch eingebettet zwischen bizarren Karstbergen rechts und links des Nam Ou. Wir werden zu unserer Bambushütte gefahren, die auch auf Stelzen am Ufer der Mündung eines Nebenflusses des Nam Ou steht. Der Boden ist aus Holz, ca. 3 x 3 Meter groß, Wände und Decke aus Bambus, von oben noch durch Wellblech abgedeckt. Auf der kleinen Veranda ist eine Hängematte gespannnt, ein Bild wie aus der Karibik. Nur die Temperatur ist nicht karibikmäßig. Wir liegen auf ca. 500 Höhenmetern, tagsüber erreichen wir noch 27  Grad aber nachts wird es um diese Jahreszeit empfindlich kühl.

Im alten Ortsteil schauen wir uns zwischen Geschäften und Wohnhäusern um. Am Ende der Hauptstraße ist ein Zelt aufgebaut. Hier wird mit Musik und viel Essen und Trinken eine dreitägige Beerdigung gefeiert. Auf unserer Flussseite reihen sich Restaurants und Tourveranstalter aneinander. Viele junge Rucksacktouristen wollen Wander- oder Kajaktouren unternehmen und finden ein reichhaltiges Angebot.

Wir wandern ein paar Kilometer entlang der Straße, die den Nebenfluss begleitet.

DSC01361Die Landschaft ist wirklich sehenswert, links und rechts der Straße immer wieder Häuser mit glücklichen Hühnern.

Auf dem Rückweg begegnen uns mehrere junge Leute, die auf dem Weg zum 500 Meter höheren Aussichtspunkt sind, um von dort den Sonnenuntergang zu bewundern. Auf Schildern wird davor gewarnt, den Weg zu verlassen. Viel zu viele Hinterlassenschaften aus dem zweiten Indochinakrieg 1963 bis 1973 liegen dort noch unentdeckt herum. Während des Vietnamkrieges wurde der Süden von Laos wegen des Ho-Chi-Minh-Pfades (Weg durch unwegsames Gelände, über den der Nachschub für nordvietnamesische Kämpfer organisiert wurde) von den Amerikanern bombardiert. Im Norden wurde die kommunistische Pathet Lao angegriffen. Mehr als eine viertel Million Streubomben wurden über Laos abgeworfen. 30 % davon waren Blindgänger, die noch heute eine große Gefahr für die hier lebenden Menschen bergen. Die Amerikaner warfen hier mehr Bomben ab, als im zweiten Weltkrieg über Deutschland und Japan.

Wie anders empfindet man doch diese Tatsachen, wenn man sie nicht zuhause in der Zeitung liest, sondern das Land und die Menschen unmittelbar erlebt. Den Abend über kehrten unsere Gedanken immer wieder zu den Geschehnissen vor einem halben Jahrhundert zurück. Eine Welt ohne Kriege, das muss doch möglich sein.

Lieblingsstadt Luang Prabang (Laos)

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Mit drei weiteren Paaren – Backpacker aus Frankreich und Deutschland – fahren wir morgens mit einem privaten Kleinbus nach Luang Prabang.

Während der drei Stunden, sehen wir wieder kleine Örtchen, viel Landwirtschaft, eine imposante Bergwelt und dann noch einen im Bau befindlichen Staudamm am Nam Ou. Der Fahrer fährt alle bis zu ihren Hotels. Unseres liegt in der Altstadt, und wir machen uns gleich auf den Weg, unsere neue Umgebung ein bisschen kennen zu lernen.

Luang Prabang war bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1975 Königsstadt. Der Palast existiert noch und kann gegen Eintrittsgeld besichtigt werden. Die französische Kolonialzeit zwischen 1893 und 1953 war prägend für Baustil und Kultur. Auf Schritt und Tritt sieht man in der auf einer Halbinsel (zwischen Mekong und dem Nam Khan) gelegenen Altstadt hübsche Häuser. Da wir nicht die Einzigen sind, die dem Charm von Luang Prabang erlegen sind, kommen außer uns jedes Jahr eine halbe Million Besucher hierher. Manchen gefällt es so gut hier, dass sie bleiben und sich eine Existenz aufbauen. Die Stadt hat besondere Boutiquen, schöne Restaurants und nette Cafés, von denen uns drei besonders gefallen haben.

Zwei werden von Schweizern geführt, in einem kann man den Bäcker und Konditor in seiner gläsernen Backstube beobachten, wie er all seine Köstlichkeiten herstellt. Mit der jungen Frau in dem anderen Café hatten wir eine angeregte Unterhaltung. Sie erzählte uns von den Schwierigkeiten, die unvermittelt auftreten können. So wurde letztes Jahr beschlossen, dass 80 % des Umsatzes (!) an den Staat abzuführen ist. Da ist ein guter Steuerberater nötig..

Abends treffen wir uns mit Stefan und Christian, mit denen wir schon in Hpa An in Myanmar so einen fröhlichen Abend verbracht haben, und laufen durch die Straßen vorbei an den stimmungsvoll mit Papierlaternen und Lichterketten geschmückten Häusern. Hier herrscht keine Gleichgültigkeit bei der Gestaltung der Restaurants. Da es so viele gibt, versucht jeder den Gästen etwas Besonderes zu bieten.

Der nächste Tag führt uns erst am Ufer des Mekong entlang, dann über den Tagmarkt und schließlich zu einem großen Platz. In der Zeit vom 8.-13.12.2017 (genau die Tage, in denen wir hier sind) findet das Luang Prabang Filmfestival statt. Es gibt mehrmals täglich kostenlose Filmvorführungen.

Repräsentanten und Trachtengruppen aus allen Teilen des Landes sind hier und vermutlich auch Prominente, die wir leider nicht kennen. Als wir abends nochmal zu diesem Platz kommen, haben viele Einheimische Spaß daran, sich gegenseitig auf dem roten Teppich zu fotografieren.

Wir bummeln weiter über den Nachtmarkt. Was hier alles angeboten wird: „Handgewebte Textilien, wunderschöne Schalen aus Holz oder Kokosnüssen, Tagebücher eingebunden in besonders hübsches Papier, Lampenschirme, Silberschmuck, Trachten, und noch viel mehr.“ Für uns ist das der schönste Markt, auf dem wir bisher gewesen sind. Hier möchte ich schon gerne hemmungslos einkaufen, aber ich kann ja nichts mitnehmen.

Am Sonntag laufen wir über mehr als 300 Stufen auf den 130 Meter hohen Tempelberg, der mitten in der Altstadt liegt und von dem aus man eine schöne Aussicht nach allen Seiten hat. Viele aufgerissene apfelsinengroße Körbchen liegen rundherum auf der Erde. Wir können uns gar nicht erklären, welche Bedeutung sie haben. Leider wird uns das nur allzu schnell klar.

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Wir kommen an einem Stand vorbei, wo diese Körbchen verkauft werden. In jedem davon sind zwei kleine Vögel eingesperrt. Für 20.000 Kip (2 €) kann man ein Körbchen kaufen und den Tierchen die Freiheit schenken. Das soll von Buddha als gute Tat angesehen werden, die sich positiv auf das nächste Leben auswirkt. Es gibt mehrere Verkaufsstände mit diesem Angebot. Wenn ich all diese Leute betrachte, die die Vögel in Gefängnisse sperren, um mit dem Mitleid von Menschen oder deren Wunsch nach einem besseren nächsten Leben Geschäfte machen, sehe ich schwarz für ihr Wohlergehen im nächsten Leben. Am liebsten würde man all die Tierchen freikaufen, aber dann werden nur noch mehr Menschen auf Vogelfang gehen.

unsere Tempel-Sammlung

Montags wollen wir in einen anderen Stadtteil, wo auf einem Hügel ein Nonnenkloster liegt, das wir bereits vom Tempelberg aus gesehen haben.

DSC01499Der Weg führt über eine Bambusbrücke, die nur sechs Monate über den Nam Khan führt, danach wird sie wieder abgebaut, weil sie während der Monsunzeit sowieso weggerissen würde. Der geringe Eintrittspreis kommt der laotischen Familie zugute, die für Auf- und Abbau zuständig ist.

Noch einmal überqueren wir den Nam Khan, dieses Mal über die alte Stahlbrücke, die inzwischen für Autos gesperrt ist, aber dafür fleißig von Mopeds und Fußgängern genutzt wird. Die Holzbohlen, die für Fuß- und Fahrweg benutz werden, geben bei Schritt und Tritt nach.

Wir kommen wieder an so schönen Häusern vorbei, dass man am liebsten fragen möchte, ob man sie auch mal von innen sehen darf.

DSC01523Bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit empfinden wir den Weg heute als anstrengend, und dann ist das Kloster auch noch geschlossen. Wir sind also nur für ein paar Fotos hier herauf gelaufen, naja unserer Gesundheit hat es bestimmt nicht geschadet.

Auf dem Rückweg kommen wir an ein paar Marktständen vorbei, die Weihnachtsartikel anbieten. Neben den üblichen Girlanden, Sternen und sonstigen Dekoartikeln ist auch Kinderbekleidung im Angebot. Für Jungen sind es rote Weihnachtsmannoveralls mit weißem Plüschbesatz, allerdings mit kurzen Hosenbeinen und Ärmeln, schließlich ist man in den Tropen. Auch an Mädchen ist gedacht, sie dürfen kurze Kleidchen in rot mit weiß tragen. Ich sehe Nikolausi und Nikolieschen unter dem Weihnachtsbaum schon in Gedanken vor mir.

Unsere netten Reisebekannten aus der Schweiz hatten uns von dem 18 km entfernt liegenden Tad Sae Wasserfall berichtet. Da lassen wir uns heute mit einem Tuktuk hinfahren. Am Ziel müssen wir noch ein Boot besteigen und rund 2 Kilometer weiter auf der anderen Flussseite wieder aussteigen.

Hier sehen wir die ersten Elefanten im Land der 1000 Elefanten. Es sind sechs, die alle ein Holzgestell auf dem Rücken tragen für Touristen, die unbedingt mal auf einem reiten wollen. Wollen wir nicht, nur mal ganz nahe an sie herankommen und Fotos machen. Und dann weiter zum Wasserfall.

DSC01549Am Rand „arbeitet“ eine durch das fließende Wasser angetriebene alte Reismühle, allerdings hier nur noch zu Schauzwecken.

Rund um das erste Becken, in dass sich die Kaskaden ergießen, stehen schon etliche Menschen, einige vergnügen sich auch im Wasser. Stefan erzählte, dass die zweite Stufe sehr viel leerer und auch schöner sei, also klettern wir langsam bergauf. Es hat die letzten drei Nächte heftig geregnet, entsprechend rutschig ist der Weg, der über Baumwurzeln am rechten Rand des Wasserlaufs nach oben führt. Zur Sicherheit der Besucher ist an mehreren Stellen ein Geländer angebracht. Das ist auch wirklich wichtig, denn der Weg ist nicht ohne, aber jede Mühe wert.

Am zweiten Wasserfall, den wir nach 20 Minuten erreichen, sind mit uns 10 Menschen. Das Wasser läuft in Kaskaden in ein großes Becken und ist wunderbar klar und frisch. Wir genießen das Schwimmen nach dem Aufstieg. Als wir wieder nach unten geklettert sind, badet dort – sehr zur Freude der Zuschauer – gerade einer der Elefanten.

Auf dem Rückweg über die geschotterten Straßen fällt uns auf, dass trotz des starken Regens in den vergangenen Tagen der Staub noch immer millimeterdick auf Bäumen und Sträuchern liegt. Ob das nach der Regenzeit anders ist?

Abends bummeln wir noch mal durch die Straßen mit den einladenden Restaurants; denn morgen verlassen wir Luang Prabang – unsere neue Lieblingsstadt.

Kommen, sehen, staunen – Hanoi (Vietnam)

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Nachmittags verabschieden wir uns ein bisschen wehmütig von Luang Prabang und lassen uns zum nur wenige Kilometer entfernten Flughafen bringen.

Mit einer zweimotorigen Turboprop fliegen wir über die undurchdringlich erscheinende Berglandschaft, in der keine Ansiedlungen zu erkennen sind. Nach und nach decken Wolken die Landschaft zu. Nur ab und zu schauen ein paar Berggipfel aus der flachen Schicht heraus, wie „schwimmende Inseln“ in Vanillesoße. Als wir Hanoi erreichen, regnet es. Und nun beginnt die Prozedur der Einreise. Die Formulare hatten wir uns schon im Internet herunter geladen und ausgefüllt, trotzdem dauert es eineinhalb Stunden, bis wir unsere Visa haben. Aus unserem Flieger sind wir bei den Letzten, die ihre Gepäckstücke holen. In der Ankunftshalle wartet ein verzweifelter Fahrer, der ein Schild mit meinem Namen hochhält. Zwar hatten wir versucht, das Hotel per Handy zu kontaktieren, aber im Flughafengebäude gab es keine Verbindung. Nun sind wir alle drei erleichtert, dass wir uns gefunden haben.

Inzwischen ist es dunkel, und wir können draußen nicht allzuviel erkennen. Spürbar ist jedoch, dass wir über eine sehr gute Straße fahren. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir an unserem Hotel, wo uns der Rezeptionschef Kevin (seinen richtigen Namen könne sich sowie so keiner merken) herzlich empfängt. Unser Zimmer im 5. Stock hat eigentlich jeden Komfort, bis auf eine Heizung. Wenigstens heiß duschen können wir.

Wir lassen uns ein Restaurant in der Nähe empfehlen und machen uns ausgestattet mit Stadtplan und jeder Menge Geld (2 Millionen Dong sind 74 €) auf den Weg in die Altstadt. In der 7 Millionen-Einwohner zählenden Stadt ist alles noch verstärkt. Mehr Garküchen, mehr Motorroller, mehr Menschen. Wir schlängeln uns durch die zugestellten Wege und sitzen dann einigermaßen ruhig in unserem Restaurant. Die bestellten frischen Frühlingsrollen sind schmecken richtig gut, aber die Speisekarte unterscheidet sich hier jetzt nicht sehr von denen in Myanmar, Thailand und Laos. Gebratener Reis, gebratene Nudeln, Huhn, Schwein, Rind oder Meeresfrüchte mit Nüssen, ohne Nüsse, mit Gemüse, ohne Gemüse, oder Suppen mit obigen Zutaten. Obwohl wir in Deutschland gerne asiatisch essen, wird es für uns hier etwas eintönig. Wir haben Reisende getroffen, die uns freimütig erzählten, dass sie es nicht länger als drei Wochen in diesen Ländern aushalten, dann brauchen sie vertrautes Essen. Wir sind immerhin schon 3,5 Monate unterwegs, bis wir einen solchen Gedanken überhaupt haben.

Jedenfalls schlafen wir in dieser und den nächsten Nächten wie auf Wolken, die Hotelbetten sind mit Viskoseschaummatratzen ausgestattet, die sich dem Körper genau anpassen.

Der zimmerbreite Frühstücksraum liegt im 9. Stock und hat etwas von einem Aquarium, Fenster nach allen Seiten. Hanoi liegt weiter unter einer dichten Wolkendecke, es ist kühl und ab und zu regnet es. Hilft ja nichts, wir wollen was von der Stadt sehen und ziehen uns entsprechend an. Die nahe gelegene Altstadt ist für heute unser Ziel. Als wir an die Rezeption kommen, müssen wir ein Grinsen unterdrücken. Kevin der Korrekte, sitzt da in seinem seriösen dunkelgrauen Anzug mit weißem Hemd und trägt ein rotes Rentiergeweih.

Obwohl über 80 % der Vietnamesen Atheisten sind, lieben sie Weihnachten, erklärt er uns. Sie dekorieren Haus oder Wohnung ganz nach westlichem Vorbild und dann wird eine große Feier mit gutem Essen und alkoholischen Getränken veranstaltet. Geschenke gibt es allerdings nicht.

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In der Altstadt herrscht geschäftiges Treiben und ein Wahnsinnsverkehr. Gegen die Fahrweise in Hanoi war alles, was wir vorher bestaunt haben Kindergarten. Wer sich auf die Straße begibt, setzt hier jeden Tag, jede Stunde, jede Minute sein Leben aufs Spiel. Gewimmel kennen wir schon, vordrängeln, rechts überholen, auf einer dreispurigen Einbahnstraße gegen den Verkehr fahren, alles schon gesehen. Aber hier werden Ampeln offenbar als nette Lightshow betrachtet. Wer als Fußgänger bei Grün auf die Straße tritt, wird angehupt, Autos und Mopeds fahren einem fast über die Füße oder schrammen an der Kehrseite vorbei. Bremsen abrupt vor einem, und die Fahrer verstehen überhaupt nicht, was man von ihnen will, wenn man auf das grüne Licht deutet. Am Nachmittag des zweiten Tages bin ich so genervt, dass ich nur noch zurück ins Hotel will.

Bürgersteige sind – wer hätte das gedacht – für alles andere da, nur nicht für Fußgänger.

Die Anzahl der Suppenküchen ist unüberschaubar, hier wird vorbereitet, gekocht, serviert und gespült. Mittags sitzen elegant gekleidete Menschen neben ärmlich aussehenden auf kleinen Plastikhockern und verzehren Suppe, Gegrilltes oder was sonst so angeboten wird. Danach ziehen sie ihre Atemschutzmaske – gerne modisch auf die Kleidung abgestimmt – wieder an und laufen durch Lärm und Abgasgestank zurück zu ihrem Arbeitsplatz.

Wo keine Tischchen und Hocker stehen, wird der Platz als Parkplatz für die Mopeds gebraucht. Wer auf seinen zwei Beinen unterwegs ist, läuft Slalom. Zwischen allem durch, was auf dem Weg aufgebaut ist, und wenn man dort nicht weiterkommt und auf die Straße ausweicht wird man – siehe oben angehupt. Mopeds sind erschwingliche Fortbewegungsmittel für einen Großteil der Bevölkerung und transportieren nicht nur Menschen, sondern unglaubliche Mengen von Waren.

Wie die Fahrer es schaffen, sich vollbepackt durch den Verkehr zu schlängeln, ohne irgendwo hängen zu bleiben, grenzt an ein Wunder. Die vielen kleinen Läden in der Altstadt können wahrscheinlich nur so zu jeder Zeit beliefert werden. Autos kämen überhaupt nicht durch.

Auch in Hanoi treten die Geschäfte gruppenweise auf.

Erst die Schuhgeschäfte, dann die Jeansläden, dann Lichterketten und Lampen, danach Grabplatten, Obst, Blumen, Taschen, Papierwaren usw. Und als ob das noch nicht reichen würde, werden voll bepackte Fahrräder mit Ess- oder anderen Waren durch das Gewimmel geschoben, und wer keins hat kann immer noch zwei Körbe an einen Bambusstab binden und sein Kleinstunternehmen durch die Gegend tragen.

DSC01619Dass noch heute eine unbeschrankte Bahnstrecke mitten durch die Stadt führt, erstaunt nur die Touristen. Die Einheimischen nutzen die meist freie Fläche auf ihre Art. Man kann hier Wäsche trocknen, einen Verkaufsstand haben, sein Moped parken, Hauptsache man hat den Fahrplan im Kopf.

Vormittags sind wir an einem koreanischen Restaurant vorbei gekommen, das BBQ anbietet. Da wollen wir abends essen. In die Vertiefung im Tisch wird ein Eimerchen mit glühenden Kohlen gestellt. Rundum ist eine Absaugvorrichtung, damit die Gäste beim Essen nicht kollabieren. Darüber wird ein runder Rost gelegt, und dann geht es los. Auf den Tisch kommen kleine Schalen mit Salaten und Soßen, und auf den Rost werden verschiedene marinierte Fleisch und/oder Fischstücke gelegt.

DSC01651Der Gast muss nur zuschauen, wie geschickt das Grillgut hier gewendet und zum perfektem Garpunkt mit einer großen Schere zerteilt und wird. Anschließend kann er Fleisch und Gemüse in ein Salatblatt rollen, in eine der Soßen stippen und genießen. Es ist wirklich sehr sehr lecker. Am Nachbartisch wird ein Geburtstag gefeiert. Der Alkohol fließt reichlich, Schnaps, Bier und Wein, alles wird hoch geschätzt und eifrig konsumiert, die Gäste werden immer fröhlicher und lauter. Das überträgt sich auch auf die vier Kinder, die dabei sind und begeistert um den aufgestellten Tannenbaum toben. Irgendwann kommt ein zehnjähriges Mädchen an unseren Tisch und fragt uns nach Namen und Herkunft. Wir wiederum erfahren, dass sie schon seit der Vorschule regelmäßig Englischunterricht hat. Wir müssen uns schreiend verständigen, um die feiernden Erwachsenen zu übertönen.

Wir wollen ins französische Viertel.

Der Weg führt vorbei an einem Weihnachtsmarkt. Schon am Vorabend hatten wir Blasmusik gehört, nun wissen wir, was der Grund war. Im Eingangsbereich steht ein animierter lebensgroßer Weihnachtsmann mit Saxophon. Eine weitere Attraktion ist eine aufgebaute Weihnachtsstube mit Tannenbaum und Geschenken. Künstlicher Schnee aus Seifenschaum entzückt die Besucher, die hier eifrig fotografieren. Im französische Viertel gruppieren sich die vielen Botschaftsgebäude und hier sind die Bürgersteige wirklich zu benutzen.

Schöne alte Villen, ein Kaufhaus im Art Deko Stil, eine Kirche, wie sie französischer nicht sein kann, schicke Geschäfte und renommierte Cafés prägen das Bild dieses Stadtteils. Ein Café sieht so verlockend aus, dass wir hier eine Pause einlegen. Der Geschäftsführer lässt es sich nicht nehmen, uns zu zeigen wo die Kreationen hergestellt werden. Stolz erzählt er uns, dass das Hauptgeschäft in Ho-Chi-Minh-Stadt mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Der Kaffee schmeckt im Land des zweitgrößten Produzenten übrigens sehr gut. Für uns der beste, den wir während unserer Reise getrunken haben, leicht schokoladig mit geringer Säure.

Am Abend – es ist Freitag – laufen wir zum Hoan-Kiem-See, der zwischen Altstadt und französischem Viertel liegt. Am Wochenende sind die Straßen rundherum für Auto- und Mopedverkehr gesperrt. Welche Wohltat, auch die einheimischen Fußgänger sind offensichtlich glücklich und laufen kreuz und quer über die Straßen.

Sänger und solche, die sich dafür halten, präsentieren sich hier und werden mit wohlwollendem Beifall bedacht. Nicht alle Stilrichtungen empfinden unsere Ohren als wohlklingend.

DSC01676Der im See liegende Schildkrötenturm leuchtet geheimnisvoll. Nach einer Legende hat die im See lebende Schildkröte im 15. Jahrhundert einem Fischer ein magisches Schwert gebracht, der damit die chinesische Besatzung beenden konnte. Daraufhin wurde er zum König ernannt. Die Schildkröte bekam das Schwert zurück. Aus Dankbarkeit ließ der König den dreistöckigen Turm bauen. 1968 fand man im See eine über 2 m lange und 250 kg schwere Schildkröte, die 400 Jahre alt gewesen sein soll. Sie wurde präpariert und wird auf der Insel im See in einem Glaskasten präsentiert.

Hanoi ist keine Stadt, in die man auf den ersten Blick verguckt, aber uns hat es insgesamt gefallen und wir würden nochmal hinfahren.

Cat Ba, die Halong-Bucht und Ninh Binh (Vietnam)

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Für 11 Uhr hat uns Kevin Fahrkarten nach Cat Ba besorgt und wir warten in der Lobby vor dem Tannenbaum auf unseren Abholer. Kevins Handy läutet, er gibt ein paar Anweisungen und schon sind drei Leute dabei, unser Gepäck vor die Tür zu bringen. Der Verkehr ist so dicht, dass der Bus nicht halten kann, jetzt müssen wir 200 Meter weit laufen, bis wir einsteigen können. Aber um unser Gepäck brauchen wir uns nicht zu kümmern. Ein Moped steht bereit, die zwei Koffer werden hinter den Fahrer auf den Sitz gelegt und er kurvt mit einer Hand am Lenker, mit der anderen am oberen Koffer lässig durch das Gewühl. Wir haben Mühe, hinterher zu kommen. Der Bus ist bis auf unsere zwei Plätze schon besetzt. Uns ist ein bisschen mulmig, wir haben keine Fahrkarten, angeblich wäre alles organisiert.

Es geht über den Roten Fluss durch Stadtteile und Vororte. Außerhalb der Altstadt sind die Straßen breit, viele Neubauten zeigen, wie die Stadt wächst. Alles macht einen guten Eindruck. Auch die ländlichen Gebiete, die dann kommen wirken sehr aufgeräumt.

Die Straßen sind asphaltiert, die Beete ordentlich angelegt. Hier im Deltas des Roten Flusses ist Wasser keine Mangelware. Große Wasserflächen mit Unmengen von Enten wechseln sich mit Obstgärten und Gemüsebeeten ab. Auffallend sind die vielen Kirchtürme, die so gar nicht hierher zu passen scheinen. Rund 6 % der Einwohner Vietnams sind Christen. Friedhöfe sind auch in großer Anzahl vorhanden. Interessant finde ich, dass die nicht nach Konfessionszugehörigkeit getrennt sind, sondern dass Grabstätten mit Kreuzen und buddhistische und hinduistische Kleinsttempel ganz selbstverständlich nebeneinander liegen. Die Grabsteine sind mit leuchtenden Farben bemalt, so dass diese letzten Ruhestätten einen frischen, fröhlichen Eindruck vermitteln.

Die Strecke in Richtung Küste legen wir auf einer gut ausgebauten Autobahn in bisher ungewohntem Tempo zurück. Nicht mal 2 Stunden braucht der Bus für die 170 Kilometer.

DSC01712Und hier, im größten Hafen Vietnams kommt man aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus. Es scheint, als wären die Bagger des ganzen Landes hier gleichzeitig eingesetzt. Was hier alles auf einmal passiert ist unfassbar. Gebäude werden hochgezogen, Straßen in alle Richtungen angelegt, Bürgersteige gepflastert, Einfahrten planiert. Wie das wohl in 10 Jahren aussieht?

Am Hafen müssen wir den Bus verlassen, er kehrt hier um. Wir sollen in einem der kleinen Lokale warten, sagt ein Mann im weißen Pulli und verschwindet. Ich schaue mich ein bisschen um und entdecke am Ufer ein paar Menschen, die Muscheln sammeln.

Offenbar besteht fast der ganze Boden aus Muscheln; denn obwohl nur zwei Frauen eifrig graben, stehen ein Stück weiter Mengen von Muscheln, bereits gewaschen und in Säcke verpackt, zum Abtransport bereit. Der Abhang, der aussieht wie aus Kies, besteht komplett aus Muschelschalen.

Unser Schiff, das uns auf die andere Seite bringen wird, legt an. Der Mann im weißen Pullover winkt die entsprechenden Personen zusammen. Am anderen Ufer wartet bereits der Bus. Wir werden nach Fahrkarten gefragt, und wieder erscheint der „Weiße“, ruft dem Kontrolleur etwas zu, und wir können passieren. Unglaublich, wie das hier funktioniert. Ohne irgendeinen Beleg zu haben, kommt man an sein Ziel. So auch dieses Mal. Wir haben noch eine halbstündige Fahrt zum Hotel in der Stadt Cat Ba zurückzulegen. Wenigstens scheint nach den trüben Tagen in Hanoi hier die Sonne.

Cat Ba ist zwischen Felsen, die sich wie Finger ins Meer schieben, errichtet. Die meisten Straßen sind nur in eine Richtung befahrbar, Querstraßen sind selten und schmal. Deshalb landet man eigentlich immer unten am Meer auf der breiten vierspurigen Straße an der Promenade.

DSC01751Die Häuser sind ein, höchstens zwei Zimmer breit, können aber durchaus bis 10 Stockwerke hoch sein. Sie sehen aus wie in Scheiben geschnitten. Wir sind froh, dass wir nicht in der Hauptsaison hier sind, Cat Ba ist auch bei den Einheimischen so beliebt, dass die Stadt dann aus allen Nähten platzt.

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die Bucht im Sonnenuntergang

Auf dem Wasser liegen schwimmende Restaurants, die zwar abends mit bunten Leuchtreklamen locken, aber um diese Jahreszeit will niemand in an vier Seiten offenen Restaurants auf dem Wasser speisen. Wir hatten nachmittags viele Lokale gesehen, in denen Fische, Krabben, Schnecken, Shrimps und Muscheln bis zum Verzehr in Aquarien gehalten werden, darunter war eine riesige Meeresschnecke, die auch gut in einen Zoo gepasst hätte. Wir finden ein Lokal, das zwar auch eine offene Front hat, aber die Wände sind mit Bambus und die Decke mit Reisstrohmatten verkleidet, das vermittelt zumindest optisch einen Eindruck von Wärme. Nach 18 Grad am Mittag ist die Temperatur mittlerweile auf unter 10 Grad gefallen, und im ungeheizten Hotelzimmer ist es richtig ungemütlich.

Am Sonntag fahren wir gemeinsam mit einem holländischen Ehepaar und deren Tochter im Taxi zum Cat Ba Nationalpark, einem der schönsten in Vietnam. Im Urwald leben seltene Tiere; immer wieder besuchen Forscher den Park, um hier Studien zu betreiben. Wir laufen die markierte Tour bergauf zu einem Aussichtsturm.

Der Weg ist malerisch und führt über Stufen und Felsbrocken stetig bergauf. Jetzt sind wir froh, dass es nicht so heiß ist. Ober auf dem Aussichtsturm hat man einen wunderbaren Blick auf die Landschaft ringsum. Leider begegnet uns keines der Tiere.

Abends finden wir ein Restaurant, das einen durch Glasscheiben und –türen abgetrennten Raum hat. Die nach vorne offene Küche trägt dazu bei, dass es wärmer ist, als im vorderen offenen Bereich. Wir entscheiden uns sofort, hier Stammgäste zu werden, zumal auch der „Meeresfrüchtekorb“ mit frischem gegrilltem Fisch ein wichtiges Argument ist.

Für den nächsten Tag steht eine Bootstour durch die Halong-Bucht auf dem Programm. Die 1500 km³ große Bucht wurde von der UNESCO 1994 zum Weltnaturerbe ernannt. Die zum Teil mehrere 100 Meter hohen Kalksteinfelsen sind größtenteils bewachsen. Eins haben alle gemeinsam, am unteren Rand, der ständig vom Wasser umspült wird, sind alle „karriös“. Geologen könnten dazu jetzt viele Erklärungen liefern, aber der vietnamesische Mythos, wonach ein Drache diese Wunderwelt geschaffen hat, ist doch geheimnisvoller. Wir haben im Hotel eine private Tour gebucht, weil wir weder Kajak fahren noch schwimmen wollen. Die Komplett-Touren, die in jedem zweiten Laden angeboten werden, richten sich hauptsächlich an ein junges Publikum, das vor allem eins will: Spaß haben. Wir wollen einfach nur durch diese fantastische beinahe 2000 Inseln umfassende Wasserwelt fahren. Während der Tour hat man ständig wechselnde Ausblicke.

Was wie ein langer Gebirgszug aussieht, entpuppt sich beim Näherkommen als Einzelfelsen, die sich je nach Standort in immer anderen Formationen vor- und hintereinander schieben. Das Schauspiel ist unbeschreiblich schön. Das Boot fährt durch die schwimmenden Ansiedlungen.

Kleine Häuser mit Vorgärten (ein paar Blumenkübel) und Wachhunden liegen nebeneinander. Wäsche hängt auf der Leine, Frauen kochen oder arbeiten in den abgeteilten „Wassergärten“. Dort werden Hummer und Austern für die Perlenzucht gehalten.

Nach einer Weile legen wir an einem schwimmenden Gasthaus an. Auf der Plattform stehen Korbmöbel – wie angenehm hier zu sitzen – es schaukelt ganz leicht, die Sonne scheint und wenn kein Boot vorbeikommt, herrscht himmlische Ruhe. Unser Bootsführer will uns unbedingt etwas zeigen und winkt uns zu sich. Auf der anderen Plattform hebt er 10 Holzbohlen hoch und zieht an dem befestigten stabilen Netz, und dann kommt er, ein ca. 2 m langer Zackenbarsch, der sein Leben hier im Gefängnis verbringen muss. Nicht anders ergeht es fünf Riffhaien in einem anderen Netzbecken. Es tut uns so leid, diese gefangenen Fische zu sehen, aber wir können hier nicht den Moralapostel spielen, wenn in unserem Land Nutztiere unwürdig in Massen gehalten werden.

Nach einem Cà Phê a la Vietnam (in einem Glas eine Schicht gezuckerte Kondensmilch, darauf ein Metallfilter, durch den der starke Kaffee läuft, dann je nach Geschmack wenig oder mehr verrühren) geht es weiter nach Monkey Island. Wir müssen auf dem Wasser in ein flaches Boot umsteigen, weil es keinen Anlegesteg gibt. Das Boot fährt so weit zum Strand, wie es geht. Obwohl wir beim Rausspringen vorsichtig sind, haben wir beide nasse Füße. Über den weißen Strand laufen wir ein Stück, bis wir an gezückten Handys und Actioncameras sehen: Hier tut sich was.

Ein paar Affen toben durch die Büsche, fangen sich, raufen miteinander, spielen. Aber es sind alles andere als friedliche, harmlose Plüschtiere; hier geht es richtig zur Sache. Der Anführer trägt deutliche Kampfspuren, offensichtlich ist ihm von einem Rivalen die Oberlippe abgebissen worden.

Eine Weile schauen wir zu, fotografieren und lassen uns dann – dieses Mal barfuß – wieder zu unserem Schiff bringen. Im Licht der untergehenden Sonne erreichen wir den Hafen, wo bereits ein Taxi darauf wartet, uns zurück zum Hotel zu bringen.

Beim Frühstück am nächsten Morgen fragt uns eine amerikanische Touristin, ob wir auch in der Nacht einen Anruf erhalten hätten, dass der Bus früher geht? Haben wir nicht, und machen uns auch keine Gedanken. Wir haben für 8.40 Uhr gebucht und glauben, dass uns das nicht betrifft. Als wir unsere Rechnung bezahlen und fragen, ob der vor dem Hotel wartende Bus unserer sei, antwortet die Rezeptionistin, dass wir doch erst um 14.40 Uhr führen. Als sie versteht, dass sie einen Fehler gemacht hat und wir am Vorabend nochmals unsere Abfahrtszeit bestätigt hätten, ruft sie ein Taxi, das uns ein paar Kilometer zu einem wartenden Kleinbus bringt, der dem gebuchten Bus hinterher fährt. Zwei Paare sitzen bereits drin, der Bus fährt sofort los, bis zum Hafen, auf die Fähre und auf der anderen Seite weiter. Wir haben einen Fahrer, der wie ein Wilder durch die Gegend fährt und erreichen nach vier Stunden die Stadt Ninh Binh. Vor einem Hotel steht der Bus, mit dem wir eigentlich fahren sollten. Drin sitzt die amerikanische Touristin vom Frühstück und grinst uns an. Für die letzten 5 Kilometer steigen wir noch um und werden durch die Stadt mit den großzügigen Grünanlagen in den Stadtteil Tam Coc gefahren.

DSC01818.JPG Unsere Vermieterin erwartet uns bereits und bringt die Koffer per Moped schon zur Unterkunft.

Eine hübsche Anlage mit aus Ziegelsteinen gebauten Häuschen. Der in unserem Zimmer stehende Heizofen erfreut uns ganz besonders.

Von Tam Coc aus kann man sich per Boot durch die sogenannte „trockene Halong-Bucht“ rudern lassen. Die Landschaft ist ähnlich, wie wir es schon gesehen haben, aber eben mitten im Land, allerdings von einem Fluss durchzogen. Wir wollen uns erstmal umsehen und gehen los. Es gibt einige Wege, auf denen man in diesem Felsengebiet laufen kann. Auf dem von rechts kommenden Weg sehen wir eine Staubwolke.

Neugierig bleiben wir stehen, und da kommt im Laufschritt eine über 100 Stück starke Gänseschar auf uns zu, rennt vorbei, um sich dann nacheinander links in den Teich zu stürzen. Wir sind richtiggehend entzückt über das vietnamesische Bullerbü.

Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder und fahren zum 5 Kilometer entfernten Vogelpark.

Unterwegs soviel ländliche Idylle, dass wir immer wieder stehen bleiben, um kleine Schweinchen, Gänse, Enten, Hunde und andere Tiere zu betrachten. Im Park müssen wir irgendwann die Räder stehen lassen, es geht über Stufen, verschlungene enge Wege und über Bambusbrücken. Von einem Aussichtspunkt hat man einen guten Blick auf die hier lebenden Störche und Reiher. Die Jungvögel machen Flugübungen und wir staunen, wie schnell sie in engen Kreisen nach oben gleiten. Auf dem Rückweg kommen wir an einem engen Käfig vorbei, in dem ein wuchtiges Paar Schweine liegt. Die Sonne brennt auf das Wellblechdach und die Tiere haben kein Wasser. Vom daneben liegenden Bach hole ich Flasche für Flasche und gieße das Wasser in den halbierten Autoreifen. Schnell sind die Tiere auf den Beinen und saugen mit laut vernehmlichem Schmatzen das Wasser ein.

Ein Stück weiter kommen wir an eine Baustelle. Der Vogelpark wird zu einem großen Freizeitpark ausgebaut mit vielen Restaurants, gepflegten Grünanlagen und Spielplätzen.

Nach ein paar Kilometern lassen wir die Räder stehen und laufen über ein Flüsschen zu einer Tempelanlage vor und in den Felsen. Viele Stufen führen immer weiter den Berg hinauf, in eine große Höhle und auf der anderen Seite noch weiter nach oben. Die Anstrengung wird durch einen tollen Ausblick belohnt.

Als wir an diesem Abend zum Essen gehen, überreicht uns die Bedienung im Restaurant jedem ein Geschenk und wünscht uns ein frohes Weihnachtsfest. Das muss man sich mal vorstellen, in Vietnam in einem kleinen Ort im Landesinneren solch eine Geste.

HINWEIS: Meine „Drivies“, so nenne ich die während der Fahrt geschossenen Bilder, haben die ein oder andere Macke. Spiegelungen oder Schatten, die durch verschmutzte Scheiben entstehen. Das lässt sich leider nicht vermeiden, trotzdem will ich nicht auf sie verzichten.

Geschichtsträchtiges Phong Nha und Hue (Vietnam)

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Wir haben uns bei den Besitzern unseres Homestay Fahrkarten für den Bus nach Phong Nha bestellt und wundern uns schon, dass wir dieses Mal zwei bedruckte Zettel bekommen. Auch die Abfahrtszeit: 8.22 Uhr kommt uns komisch vor. Als der Taxifahrer dann vor dem Bahnhof hält, und auf unsere Frage nach der Haltestelle in den Bahnhofseingang zeigt, sind wir verunsichert. Er will gerade sein Handy zücken, als wir klein und unscheinbar auf dem Zettel den Aufdruck „train“ entdecken. Wir habe immer vom BUS gesprochen und an gar nichts anderes gedacht.

DSC01897.JPGDer Bahnhof sieht aus, als habe man ihn extra geputzt und poliert. Auf dem Bahnsteig treffen wir wieder die holländische Familie, die dasselbe Ziel hat wie wir. Der Zug kommt pünktlich, pro Wagon ist eine Tür geöffnet, vor der jeweils ein Kontrolleur steht, der die Reisenden erst nach einem Blick auf die Fahrkarten einsteigen lässt. Direkt am Eingang steht eine Kiste mit Wasserflaschen, aus der sich jeder bedienen kann. Die Sitzreihen haben einen merklich größeren Abstand als bei uns üblich, die Rückenlehnen lassen sich in eine angenehme Schlafposition zurückstellen. In der einen Hälfte des Wagens sind die Sitze in, in der anderen gegen die Fahrtrichtung montiert. Wo sie sich in der Mitte treffen, gibt es in jeder der beiden Reihen ein Tischchen. Leider sind die Fenster von außen mit einer Lochfolie beklebt. Man kann zwar erkennen, durch was für eine Gegend wir fahren, aber alles nur verschwommen. Der Grund dafür bleibt uns verborgen; denn innen sind noch Rollos gegen Sonneneinstrahlung angebracht. Diese achtstündige Fahrt verbringen wir hauptsächlich mit Lesen und Beobachten, denn vom Rausschauen wird einem etwas schwindelig und fotografieren ist schon gar nicht möglich. Vor uns sitzen zwei Frauen, wahrscheinlich Großmutter und Mutter mit drei Mädchen. Solange nicht alle Plätze besetzt sind, können sie sich nach Belieben ausbreiten. Die Mutter des etwa 6-jährigen Mädchens und der 4-jährigen Zwillingsschwestern ist unglaublich gestresst, und während der Fahrt kriegen die kleineren Mädchen öfter mal einen Schlag auf den Po oder auf den Kopf. Sie verziehen keine Miene, sondern klettern fröhlich weiter auf den Sitzen herum. Sie sind diese Behandlung offenbar gewohnt. Die Großmutter der Kinder mischt sich nicht ein, versucht aber die Kinder ruhig zu halten, und irgendwann liegen sie vor ihrer Bank auf dem Boden und schlafen. Sie selbst rollt sich auf der Sitzbank zusammen und fällt auch sofort in Tiefschlaf.

Die Zugbegleiter laufen immer wieder durch die Gänge, ich weiß nicht, ob sie auch kochen, denn der Geruch nach Essen zieht durch den Wagon und mehrmals werden Wagen mit heißer Suppe, Reis, Fleisch und Gemüse durch die Gänge geschoben. Die Fahrgäste kaufen ordentlich ein und lassen es sich schmecken. Verpackung und Reste werden nach einer Weile wieder eingesammelt.

Nachdem wir in Dong Hai ausgestiegen sind, verhandelt Susanna, die Tochter der Holländer, mit einem Taxifahrer über einen angemessenen Preis für uns fünf. Nach Phong Nha sind es noch 45 Kilometer, und für 17 € bringt uns der Fahrer alle zu unserem Hotel.

Als wir das Hotel betreten, schallt uns ein unglaublicher Lärm entgegen. Hier findet gerade eine „besinnliche“ Weihnachtsfeier statt. Ungefähr zwölf Männer lassen wen auch immer hochleben, dazwischen ist ein verschwommenes „Halleluja“ auszumachen. Die Anmeldung funktioniert nur mit Zeichensprache. Auch in unserem Zimmer zwei Stockwerke höher klingt es, als sei die Feier vor unserer Tür. Wir flüchten und suchen ein Restaurant. Angelockt vom Geruch nach Holzfeuer betreten wir eines. Es brennt auch wirklich ein Feuer in einem nach zwei Seiten offenen Blechkasten, aber es gibt keinen Kamin, der Qualm zieht einfach durch das Lokal. Wir wollen ja nicht wie ein Schinken riechen und suchen einen Platz entfernt vom knisternden Feuer. Nur noch im vorderen Teil, der an zwei Seiten von einem Holzgitter eingefasst ist, gibt es freie Plätze. Während wir essen, wird es unangenehm kalt. Zum Glück ist die Weihnachtsfeier bereits vorbei, als wir zum Hotel zurückkehren. Eine heiße Dusche, und dann unter die Bettdecke, anders kann man es in den ungeheizten Räumen nicht aushalten.

Um 9 Uhr gehen wir frühstücken. Noch ist alles ruhig, aber eine halbe Stunde später sind bereits zwei Gruppen da, die auch eine Weihnachtsfeier „zelebrieren“. Der Feuertopf mit brodelnder Brühe und den unzähligen Zutaten steht schon auf dem Tisch, das Bier schäumt in den Gläsern, und unter lautem Gesang, in dem keine Melodie erkennbar ist,  feiert man „Gröhliche Weihnachten.“

Rasch verlassen wir das Hotel, um uns die Gegend anzusehen. Bei unserer Ankunft am Vorabend war es bereits dunkel, aber jetzt sehen wir rundherum wieder Kalkfelsen.

Als wir die katholische Kirche erreichen, hören wir dumpfe Paukenschläge. Viele Menschen laufen einem mit lila Samt bedeckten Sarg hinterher, der in einer Art Sänfte gefahren wird. Geschnitzte Drachenköpfe bilden den Abschluss der Tragestangen. Die Träger sind in roten Satin mit Goldverzierungen gekleidet, die nächsten Angehörigen haben sich weiße Umhänge zum Zeichen der Trauer übergeworfen. Symbole aus dem chinesischen Buddhismus vermischen sich mit denen aus dem Christentum.

DSC01906Bei einer Krippe, die wir ein Stück weiter sehen, stehen neben Ochs und Esel auch Zebra, Tiger, Giraffe und Elefant vor dem Christkind.

Phong Nha Phong Nha liegt in einem Nationalpark, der zum Weltnaturerbe gehört. Das riesige Karstgebiet ist bekannt für seine beinahe 300 Höhlen und Grotten. Während des Vietnamkrieges führte der Ho-Chi-Minh-Pfad durch dieses Gebiet. Einige Höhlen wurden wie Bunker von der Bevölkerung oder Unterschlupf für die Soldaten genutzt. Hier liegt auch die Son Doong Höhle, die zu den größten der Welt zählt, die Höhe von über 200 Metern gibt es bei keiner anderen. Sie wurde erst vor ein paar Jahren entdeckt und von einem britischen Forscherteam untersucht. Sie ist nur in einer mehrtägigen Tour zum Preis von 2.321 € zu besichtigen.

Wir entscheiden uns für die Phong Nha Cave, die wir von der nahe gelegenen Bootsanlegestelle auf dem Fluss erreichen können. Eintritt kostet pro Person 150.000 Dong = 4,55 €. Das Boot bietet Platz für 12 Personen und kostet 360.000 Dong. Schnell kommt eine 12er-Gruppe zustande, und damit zahlt jeder 1,11 €. Die erste halbe Stunde fährt das Boot mit Motorkraft.

P1090219.JPGAber am Eingang der Höhle wird er ausgeschaltet und nun rudern uns die zwei Bootsfrauen in die Höhle hinein. Das Dach – bestehend aus drei großen Blechabdeckungen – wird mit Hilfe der Passagiere übereinander und nach hinten geschoben, so dass man freien Blick nach oben hat. Obwohl außer unserem auch etliche andere Boote in der Höhle sind, ist es leise. Man hört nur das Aufschlagen der Ruder und das Klicken der Fotoapparate. Die Höhle ist unbeschreiblich, wunderschöne Formationen haben sich in verschiedenen Farben herausgebildet. Die Decke hat eine unglaubliche Farbgestaltung. Man könnte glauben, Michelangelo habe sie schon für die Schöpfungsszene vorbereitet. In einigen Foren wird sie als die schönste Tropfsteinhöhle der Welt beschrieben, aber ist Schönheit messbar?

P1090210.JPGAuf der Rückfahrt hält das Boot an und wir klettern über eine Sanddüne in die Höhe, um den restlichen Weg zu laufen. Wenn der Fluss Hochwasser führt, ist die Höhle unpassierbar, dann wird Sand angeschwemmt und auch abgetragen. Wir kommen an wunderbaren Gebilden vorbei. In schneeweiß, karamellbraun, sandbeige mit Glitzer sind die vielfältigsten Formen zu sehen. Eine zwanzig Meter hohe Formation aus Quallen, zerbrechlich wirkende Faltenwürfe, aufsteigende Oktopusse, Orgeln und so viele andere. Durch dieser Zauberwelt kann man bequem über sorgfältig angelegte Stufen laufen. Wächter passen auf, dass nichts angefasst oder etwa ein Souvenir abgebrochen wird. Es ist ein wunderschönes Erlebnis.

Abends sehen wir in einem Restaurant dicke Tontöpfe mit glühender Holzkohle auf den Tischen. Das verspricht einerseits Wärme und andererseits Abwechslung auf dem Speiseplan. Beides wollen wir auch und bestellen Hühner- und Schweinefleisch für das BBQ. Der Chef kommt zu uns, fragt uns dies und das und setzt sich dann zu uns und spielt kurzerhand für uns den Grillmeister. Er spricht besser Englisch, als die meisten, und so haben wir einen interessanten Abend mit leckerem Essen.

Beim Gehen treffen wir im vorderen Teil des Lokals das junge deutsche Paar, das im Boot hinter uns saß. Wir kommen ins Erzählen und erfahren, dass die Beiden schon einen Monat länger als wir unterwegs sind und bereits in Gegenden waren, wo wir erst noch hinwollen. Sie geben uns gute Tipps, und als wir dann noch herausfinden, dass wir am nächsten Morgen mit dem selben Bus fahren, beschließen wir, unsere Unterhaltung dort fortzusetzen.

Auf dem Weg ins Hotel sehen wir gewitzte Räuber, die sich an Mülltonnen zu schaffen machen. Kennt man ja auch bei uns, Füchse und Waschbären sind bekannt dafür, aber hier sind es KÜHE.

Um sieben Uhr ist Abfahrt. Als wir den Bus betreten, werden wir aufgefordert, unsere Schuhe auszuziehen. Und dann stellen wir fest, dass wir in einem Schlafbus fahren werden, als Liegendtransport sozusagen.

DSC01936.JPGIn drei Reihen sind Doppelstockkojen montiert. Die Lehnen sind weit zurückgeklappt, die Füße kommen in eine keilförmige Hülle, die wiederum Stütze für die vordere Lehne ist. Ein großer Mensch kann hier nicht aufrecht sitzen, weil er sonst mit dem Kopf an die darüber liegende Koje stößt. Außerdem lässt sich die Rückenlehne nicht aufrecht stellen. Steppdecken liegen bereit, und schon bald nach der Abfahrt schlafen die meisten, eingelullt durch den gegen die Scheiben tropfenden Regen. Und auch mir fallen in dieser Position, mit warmer Decke und dem Brummen des Motors die Augen zu.

DSC01946.JPGPlötzlich stoppt der Bus, ich schaue aus dem Fenster und direkt in die Augen eines Kuhkopfes. Der Fahrer hat offenbar angehalten, um hier an diesem Fleischstand am Straßenrand den Weihnachtsbraten zu kaufen.

Und dann reihen sich Soldatenfriedhöfe aneinander. Hieran sieht man die Schrecken des Vietnamkrieges sehr deutlich. Mehrere Millionen Vietnamesen mussten während des Krieges ihr Leben lassen und auch viele amerikanische Soldaten fielen den Kampfhandlungen zum Opfer.

DSC01942Unser Schaffner schnappt sich plötzlich eine Schaumstoffunterlage, legt sie neben Klaus auf den Boden, darauf ein Kopfkissen und schon liegt er mit Schlafmaske und Steppdecke da und schläft den Schlaf des Gerechten.

Hue – die Stadt am Parfümfluss – die unser heutiges Ziel ist, ist für ihren Regenreichtum bekannt. Die vielen Mopedfahrer tragen Regencapes in bunten Farben. Die meisten haben vorne einen mit klarer Folie hinterlegten rechteckigen Ausschnitt? Erst später wird uns klar, dass der für die Scheinwerfer gedacht ist.

In unserem Hotel, in dem wir die Weihnachtstage über wohnen werden, erwartet uns im 5. Stock eine Suite zum Preis von 24 € pro Nacht inklusive Frühstück. Noch nachträglich beglückwünschen wir uns zu der Entscheidung. Die Ausläufer des Tropensturms „Tembin“, der auf den Philippinen Tod und Zerstörung hinterlassen hat, bringen die nächsten Tage heftigen Regen. Wir halten uns daher häufiger als normal im Hotel auf, und das ist in einer solchen Umgebung doch viel angenehmer.

DSC01955.JPGVor und an Weihnachten wird hier wohl besonders gern geheiratet. Wir kamen schon mit dem Bus und später auch zu Fuß an mehreren, üppig mit Rosen geschmückten Sälen vorbei, wo die Feiern in vollem Gange sind. Die Bräute tragen prächtige weiße Kleider nach westlichem Vorbild. Am späten Nachmittag laufen wir durch die Stadt.

An vielen Ecken stehen Verkäufer, die dicke Trauben von Luftballons in Form eines Weihnachtsmanns in den Händen halten. Die müssen sie jetzt schleunigst loswerden, in zwei Tagen will sie auch zum Schnäppchenpreis niemand mehr. Wir kommen an schuhschachtelgroßen Boutiquen vorbei, links zwei übereinander angebrachte Kleiderstangen mit der Ware, dahinter ein Vorhang an einer Duschstange als Umkleidekabine, rechts ein schmaler Tisch für die Kasse. Wenn zusätzlich zur Verkäuferin drei Kundinnen drinnen sind, ist der Laden voll. Ich sehe sehr schicke Kleidungsstücke, die auch bei uns reißenden Absatz finden würden.

Am 24. 12. wollen wir über die 460 Meter lange Brücke, die den Parfüm-Fluss überspannt, zur Zitadelle auf der anderen Seite. Im ersten Regenguss flüchten wir mit nassen Hosen und Schuhen in ein Café. Nachdem es aufgehört hat, laufen wir weiter, um wieder komplett nass zu werden. Selbst unsere Regenjacken können diesen Wassermengen nicht standhalten, auch sie werden durchweicht. Wir geben auf und kehren ins Hotel zurück. Abends hört der Regen auf und wir wollen uns ein nettes Lokal suchen. In der für Autos und Mopeds gesperrten Straße sind unglaublich viele Menschen unterwegs.

Viele haben irgend etwas Rotes an oder tragen Weihnachtsmützen. Kinder laufen in Weihnachtsmann-Kostümen herum, selbst aus Babys werden heute Mini-Weihnachtsmänner. Von vielen Seiten wird uns „Merry Christmas“ entgegen gerufen. Auf der Kreuzung ist eine Bühne aufgebaut, auf der ein einheimischer Sänger ein Chanson von Edith Piaf zum Besten gibt. Erkennbar nur an den ersten vier Noten, der Rest des Liedes könnte irgendwas sein. Nur wenn er wieder „Non, je ne regrette rien“ schmettert wissen wir, dass er noch immer bei demselben Stück ist.

Im Restaurant sind die Tische festlich gedeckt, und bei dem, was der höchstwahrscheinlich angemeldeten Gruppe am Nachbartisch serviert wird sehen wir, dass in der Küche Künstler am Werk waren. Aus Gemüse geschnitzte Vögel und Drachen verzieren die Speisen. Unsere fallen dekomäßig bescheidener aus, stellen uns aber geschmacklich zufrieden. Auf dem Rückweg gewinnt Klaus beim Wurfspiel mit gefederten Pfeilen auf Luftballons einen rosa Elefanten, den er später den jungen Damen an der Rezeption schenkt. Neben dem Weihnachtsbaum ist in der Lobby ein Tisch mit Süßigkeiten, Bier und Obsttellern für die Hotelgäste aufgebaut. Wir sitzen noch ein Weilchen mit einem Paar aus Portugal und einem aus Australien (sie ist Chinesin, er Kanadier) zusammen und erzählen von der Familie, von Weihnachtsbräuchen zuhause und vom Reisen.

Am ersten Weihnachtstag passen wir eine Regenpause ab, um den abgebrochenen Besuch in der Zitadelle nachzuholen. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking gebaut. Termiten und Wirbelstürme setzten ihr zu, aber vollends zerstört wurde sie bei Bombenangriffen der US-Streitkräfte. Inzwischen ist sie UNESCO Weltkulturerbe und wird nach und nach restauriert.

Als wir abends unterwegs sind, ist nichts mehr von der gestrigen Weihnachtsstimmung zu merken. Abends um zehn Uhr sind noch Geschäfte geöffnet. Wir sehen Schuster, Gürtelmacher und Frisöre bei der Arbeit, ganz zu schweigen von all den Restaurants, Garküchen und Straßenlädchen.

Den völlig verregneten zweiten Weihnachtstag verbringen wir mit einem winzigen schlechten Gewissen lesend, schreibend und rätselnd im Hotel. Selbst das Essen lassen wir uns ins Zimmer liefern.

Hoi An und Da Lat (Vietnam)

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Und wieder ein Liegendtransport = Schlafbus, und das mittags um 1 Uhr für eine knapp vierstündige Fahrt. Menschen mit großen Füßen oder überhaupt groß gewachsene haben hier ein Problem. Die Füße in „Spitzenschuh“-Stellung lösen nach kurzer Zeit Krämpfe aus; und mit ausgestreckten Beinen können sie hier gar nicht sitzen. Die Fahrt von Hue bringt uns direkt an die Küste. Leider haben wir immer noch Regenwetter. Unsere Hoffnungen liegen auf der Wetterscheide „Wolkenpass“. Der macht seinem Namen auch alle Ehre, die Wolken hüllen die meisten Berge rundherum ein. Inzwischen wird der Pass durch einen 6 km langen Tunnel unterfahren. Aber auch nach der Durchfahrt scheint am anderen Ende nicht die Sonne.

o.l.: Ausenhandelsministerium o.r.: Appartmenthaus
u.l.: Brücke über den Han Fluß u.r.: einer der zahlreichen Skulpturenanbueter

Erst, als wir die Millionenstadt Da Nang – die viertgrößte Vietnams erreichen – hört es auf zu regnen. Touristen in kurzen Hosen und Kleidern bummeln durch die sehr moderne, großzügig angelegte Stadt. Wir fahren sogar über die sehenswerte Drachenbrücke auf die andere Seite des Han Flusses. Wirklich spektakulär ist sie jedoch nur beleuchtet bei Dunkelheit und am Wochenende speit der Drache sogar Feuer.

In Da Nang herrscht rege Bautätigkeit. Vor allem Hochhäuser, die nach Fertigstellung Hotels für Besserverdienende sein werden, schießen wie Pilze aus der Erde. Es sieht so aus, als entstünde hier das vietnamesische Miami.

Nach 30 Kilometern erreichen wir Hoi An und nehmen ein Taxi zum Ortsteil Ban An, einem auf einer Landzunge liegendes Fischerdorf. Unser Hotel liegt nur 70 Meter vom Strand entfernt.

DSC02058Hier nutzen die Fischer noch die typischen geflochtenen Rundboote, die wie überdimensionale Brotkörbe aussehen. Durch eine Teerschicht sind sie wasserdicht. Hoffentlich können wir sie während unseres Aufenthaltes mal in Aktion sehen. Wie man es damit schafft, genau dort wieder anzukommen, wo man losgepaddelt ist, ist mir ein Rätsel.

Das Örtchen hat vor allem nach Einbruch der Dunkelheit einen besonderen Charme, die beleuchteten bunten Seidenlampions verleiten dazu, weiter und weiter zu laufen. Zwischen den Häusern sind viele kleine Hotels und Homestays entstanden. Alle sehen einladend aus. Auch an Restaurants herrscht hier kein Mangel. Uns gefällt es so gut, dass wir nicht nur die gebuchten drei Nächte hierbleiben wollen, sondern noch drei weitere. Wir bekommen abends die Zusage, zum selben Preis bleiben zu können, am nächsten Morgen allerdings spricht man von einem Irrtum. Über den Jahreswechsel ziehen die Übernachtungspreise gewaltig an; so bei unserem Hotel von 88 € auf 250 € für drei Nächte. Wir bekommen keine 100 Meter weiter einen Ersatz zum vernünftigen Preis angeboten. Das Zimmer ist mehr als zufriedenstellend, groß, hell und mit allem ausgestattet, was wir brauchen.

Mit dem Taxi lassen wir uns in die Altstadt von Hoi An bringen.

DSC02083.JPGSie ist wie Hue UNESCO Weltkulturerbe. Auch wenn man es nicht schon vorher gelesen hätte, macht die Anzahl der Touristen es jedem sofort klar. Hoi An hatte zu Kolonialzeiten den größten Hafen in Südostasien und war die Verbindung zur Seidenstraße. Wegen der fortschreitenden Versandung des Hafens verlegte die französische Kolonialmacht 1888 den Sitz der Hauptstadt nach Da Nang. Nun war Hoi An unwichtig geworden und wurde während des Vietnamkrieges von Bombardierungen verschont.

Deshalb hat man heute noch eine gelungene Mischung asiatischer und europäischer Bauwerke. In den kleinen Straßen, die zu bestimmten Zeiten für den Verkehr gesperrt sind, reiht sich Geschäft an Geschäft. Hier gibt es alles, was das Herz des Touristen höher schlagen lässt. Auch Schneidereien in großer Zahl. Anzug und Kleid für Silvester könnte man sogar heute, am 29. 12. noch in Auftrag geben.

Am zweiten Abend landen wir durch eine Empfehlung in einem abseits gelegenen Lokal. Das Essen begeistert uns dermaßen, dass wir an den nächsten fünf Abenden hierher kommen und kreuz und quer aus der Speisekarte bestellen. Wir sind kein einziges Mal enttäuscht worden.

Der Jahreswechsel verläuft hier wie jeder normale Tag. Kein Feuerwerk, keine Party, spätestens um elf schließen die Lokale. Der Neujahrstag ist auch in Vietnam ein Feiertag. Am Strand sind heute besonders viele Liegen paarweise mit Sonnenschirm und Tischchen aufgestellt. Für 50.000 Dong = 1,85 € kann man sie den ganzen Tag mieten. Gegen Mittag oder auch auf Handzeichen werden Speisekarten gebracht und man bekommt das Essen direkt am Strand serviert.

Viele Einheimische nutzen den freien Tag für einen Ausflug ans Meer. Es ist voller, als an allen anderen Tagen, und nicht wenige laufen auch ins recht kühle Wasser. Baden ist wegen hoher Wellen und starker Strömung zwar nicht gestattet, aber solange man vorne am Wasserrand bleibt, wir es toleriert. Geht doch mal jemand weiter raus, werden die Vietnamesen – die ihre Liegen vermieten –  unruhig. Sie pfeifen, rufen, und drängen darauf, dass derjenige soweit zurück an den Strand kommt, dass ihm das Wasser nur noch bis an den Bauch reicht.

Geschäfte und Restaurants sind alle geöffnet. Erst wenn das chinesische Neujahrsfest (in diesem Jahr Mitte Februar) gefeiert wird, ist es anders. Dann gibt es Feuerwerk und ausgelassene Feiern, wie es auch bei uns üblich ist, nur dauert die Feier fünf Tage, in denen dann auch die Geschäfte geschlossen sind.

Da der Bus erst am Abend fährt, lassen wir unser Gepäck in der Obhut unseres ersten Hotels, wo man uns auch die Bustickets gebucht hatte. Wir nutzen die Zeit, um noch mal am Strand entlang zu laufen und den hohen Wellen zuzuschauen. Unser „Stammlokal“ bietet auch Liegen am Strand an. Wir werden eingeladen, noch ein paar Stunden hier zu verbringen. Unter vielen Umarmungen und Freundschaftsbekundungen verabschieden wir uns von den Leuten, bei denen wir so schöne Stunden verbracht und gut gegessen haben.

Bei dieser weiten Strecke ist es sinnvoll, im Schlafbus zu fahren. Meinem Loblied über die tollen Straßen in Vietnam muss ich eine weitere Strophe hinzufügen. Südlich von Hoi An sind die Straßen mit Schlaglöchern übersät. Entsprechend rumpelig ist die 14-stündige Fahrt und an Schlafen ist kaum zu denken. Als wir morgens um sieben Uhr in Da Lat ankommen fallen sofort die vielen Blumenrabatten auf.

Da Lat ist die Blumenstadt Vietnams, rings um die Stadt reihen sich so viele Gewächshäuser aneinander, dass ganze Hügel damit bedeckt sind. Weltweit werden Blumen und Gemüse exportiert. Hier auf 1.500 Metern Höhe gibt es einerseits das richtige Klima und andererseits auch den fruchtbaren Boden.

Um das Wachstum zu beschleunigen, erhellen unzählige Lampen bei Nacht die Gewächshäuser. Was tagsüber abstoßend wirkt, lässt Nachts die Herzen der Romantiker höher schlagen. Von denen soll es hier ja viele geben. Wie wir erfahren haben, ist Da Lat der beliebteste Ort für Hochzeitsreisen in Vietnam.

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oder man heiratet gleich hier

Der Ort wurde Anfang des vergangenen Jahrhunderts von der französischen Kolonialmacht gegründet. Das angenehme Klima lockte bald reiche Menschen – vor allem aus Saigon – an, die sich hier Sommerhäuser bauen ließen. Da die Stadt im Vietnamkrieg nicht zerstört wurde, kann man noch heute viele dieser Prachtbauten bestaunen.

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Aber auch in der Gegenwart entstehen wunderschöne Villen. Der einträgliche Handel mit Blumen und Gemüse macht es möglich. Leider sind wir eine Woche zu spät hier. Ende Dezember fand hier das Flower-Festival Da Lat statt. Noch sind trotz Aufräumarbeiten viele der fantasievollen Dekorationen erhalten.

Noch einige Ansichten von Da Lat.

ein Kaffeehaus am Shoppingcenter
links: Shoppingcenter Mitte: der „Eiffelturm“ von Da Lat Rechts: Stadtansicht

In der Nähe unserer Unterkunft kommen wir an einer Kunstausstellung vorbei. Draußen sind Skulpturen aus Marmor zu sehen. Wir werden gebeten, uns auch drinnen umzusehen. Doch hier sind keine weiteren Skulpturen ausgestellt, sondern Bilder. Doch diese Kunstwerke wurden nicht von Malern, sondern von Stickerinnen geschaffen. Was hier unter deren geschickten Fingern entsteht, ist unvorstellbar. Mit Fäden und Nadeln zaubern sie Gemälde, so fein, so exakt, dass man ganz nah herangehen muss, um überhaupt zu erkennen, dass hier feinste Seiden in unendlichen Schattierungen dicht an dicht die Bilder ergeben. Abgesehen davon, dass die meisten Motive nicht nach unserem Geschmack sind, muss man doch die großartige Arbeit und Kunstfertigkeit bewundern. Die Preise sind erstaunlich niedrig, wenn man bedenkt, dass stundenlange Arbeit darin steckt. Sie beginnen bei rund 30 €. Allerdings entdecken wir bei einem Bild, ca. 170 x 110 cm groß einen Milliardenbetrag, ca. 60.000 €. Bei diesem Bild – eine ländliche Szene mit blühenden Bäumen, Bach, Reisfeldern und Wasserbüffeln – ist kein Fitzelchen des Stoffes mehr zu sehen. Jeder Millimeter ist bestickt. Leider war fotografieren nicht erlaubt, so dass keines dieser Kunstwerke hier zu sehen ist.

Hier der Link zu der Ausstellung.

Saigon und das Mekong-Delta (Vietnam)

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Normalerweise klappt hier alles; heute allerdings nicht. Durch Vermittlung eines Holländers, der seit drei Jahren hier lebt, wurden unsere Tickets für die Fahrt nach Saigon gebucht und ein Taxi für 9:15 Uhr zu unserer Unterkunft bestellt. Es kommt nicht. Wir warten 10 Minuten, dann geht Klaus noch mal zurück, um den nicht englisch sprechenden Mitarbeiterinnen der Unterkunft verständlich zu machen, dass sie uns ein Taxi bestellen sollen. In diesem Moment kommt aber der Fahrer. Ich winke, sage ihm, er möge einen Moment warten, laufe Klaus hinterher und als wir beide zurückkommen, ist er weg. Nochmal dieselbe Prozedur. Das Taxi kommt, der Fahrer (es ist derselbe, quittiert aber unsere Fragen nach dem Warum mit einem Lächeln) heizt dann aber die 8 Kilometer mit Dauerhupen zur Busstation. Noch 5 Minuten, um das reservierte Ticket abzuholen, den richtigen Bus zu finden und einzusteigen. Geschafft!
Dieses Mal haben wir darauf geachtet, dass wir nicht die oberen Sitze belegen, sondern in der ersten Etage liegen. Von Da Lat aus geht es über eine Autobahn nach Südwesten. Die Landschaft erinnert stark an den Schwarzwald. Stetig fährt der Bus von 1.500 m Höhe bergab. Nach den vielen Kiefer-Bäumen schließen sich endlose Anbauflächen mit Gemüse an. Dann folgen üppig weißblühende Büsche. Im nächsten Ort sind Planen am Straßenrand ausgebreitet, auf denen kleine dunkle Kugeln zum Trocknen liegen. Kurzes Rätseln, ja natürlich, es sind Kaffeekirschen, die hier vor jedem Haus liegen. Stadt für Stadt, Ort für Ort wird hier mit Kaffee Geld verdient. Vor jeder Behausung, egal ob Hütte oder Palast werden freie Flächen genutzt, um den Ernteertrag entsprechend aufzubereiten.

Es gibt die Nass- und Trockenaufbereitung, hier wird letztere angewendet. Erst jetzt bekomme ich eine Ahnung, welche Mengen an Kaffee für den weltweiten Bedarf benötigt werden. Hier im Land des zweitgrößten Kaffeeproduzenten (rund 1 Mio. t pro Jahr) liegen Tonnen von den Früchten auf der Straße. Auf nacktem Beton oder Planen, sie werden gewendet, umgeschichtet Hühner scharren darin herum, sie müssen vor Regen geschützt werden. Irgendwo steht auch eine Maschine, die die Kerne von den Fruchthüllen befreit. Nach einem weiteren Arbeitsschritt, der die Kerne von der Pergamenthülle befreit, muss alles in Säcke verpackt und abtransportiert werden. Danach erst wird das kostbare Rohmaterial verschifft, bevor es im Importland gemischt, geröstet, gemahlen und verpackt wird. Aber hier, wo die meiste Arbeit anfällt, verdienen die Menschen das wenigste Geld damit. Die blühenden Sträucher, an denen wir vor einiger Zeit vorbei fuhren, sind natürlich Kaffeebüsche.
Die Fahrt geht weiter durch hübsche Städte. Es ist merklich wärmer, wir sind im Tiefland angekommen und hier wird Reis im großen Stil angebaut. Gegen 15 Uhr sehen wir die Skyline von Saigon (keiner der Vietnamesen mit denen wir sprechen, verwendet den offiziellen Namen Ho-Chi-Minh-Stadt) und dann dauert es noch 2 Stunden, bis wir in der Innenstadt ankommen. Am Stadtrand müssen wir in einen Minibus wechseln. Schon seit Da Lat sitzt neben uns im Bus eine Vietnamesin. Als sie einsteigt, trägt sie ihre Atemschutzmaske, eine Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung, die von den Augenbrauen über die Ohren bis an die Schultern reichte. Nach und nach legt sie diese Kleidungsstücke ab. Die Frisur darunter entspricht genau der Kopfbedeckung. Wahrscheinlich nimmt sie die beim Frisör nie ab und lässt nur alles abschneiden, was unten rausguckt. Ganz zum Schluss spricht sie uns auf englisch an und will wissen, wo wir wohnen. Der Zufall will es, dass ihre Wohnung nur 50 Hausnummern von unserem Hotel entfernt ist. Sie bietet an, uns den Weg zu zeigen, und wir versuchen – unsere Koffer hinter uns herzerrend – sie nicht aus den Augen zu verlieren. Ungefähr einen Kilometer folgen wir ihr durch die Stadt. Dann erreichen wir unser kleines Hotel in der Altstadt. Es ist nach sechs Uhr, also schon dunkel als wir loslaufen, um ein Restaurant zu suchen. Vorbei an unzähligen Straßenlokalen mit Kinderhockern erreichen wir eine vierspurige Straße.

Über den Straßenverkehr in Saigon wurde schon viel geschrieben, aber wirklich verstehen kann man das erst, wenn man mittendrin ist. Die 8 Millionen Einwohner der Stadt besitzen 5 Millionen Mopeds bzw. Roller. Wenn man bedenkt, dass 1/3 der Einwohner unter 14 Jahre alt ist, hat quasi jeder Erwachsene so ein Gefährt. Und alle scheinen gleichzeitig unterwegs zu sein. Es gibt in den Hauptstraßen extra abgeteilte Bahnen für die zweirädrigen Fortbewegungsmittel, aber was hier Gesetz ist, wird noch lange nicht befolgt.
Das Lokal, für das wir uns heute entscheiden, ist offensichtlich hier sehr beliebt. An den ca. 50 Tischen nur zwei Touristenpaare, der Rest Einheimische. Alles ist straff durchorganisiert. Direkt an der zur Straße offenen Seite stehen in Eimern die Getränke, in anderen liegen Eiswürfel. Viele Bedienstete wuseln herum. Unmittelbar, nachdem man bestellt hat, stehen Gläser mit Eiswürfeln und Getränke auf dem Tisch.
DSC02208Während wir dort sitzen, kommt ein Mopdfahrer direkt vors Lokal gefahren. Auf dem Rücksitz sind 6 große Säcke gestapelt, aus denen es gewaltig tropft. Er liefert den Nachschub an Eiswürfeln. Während der nächsten Tage sehen wir diesen Lieferservice öfter. Die Speisekarte bietet typisches vietnamesisches Essen, alle Arten von Meeresfrüchten, Schnecken, Wildschwein zubereitet auf Hundeart (oder war es umgekehrt). Am Nebentisch feiern ca. zehn Personen Geburtstag. Der Tisch bietet kaum Platz für die vielen verschiedenen Gerichte, aber die Torte hat einen hervorgehobenen Platz, die Kerzen darauf werden angezündet, dann ertönt das international bekannte „Happy Birthday“. Nahezu jeder zweite Ton ist richtig. Und damit ist die Feier beendet und sie brechen auf. Zurück bleiben auf dem Tisch unzählige Platten und Teller, unter dem Tisch die leeren Bierdosen.

von fleißigen Frauen geschälter Knoblauch — Mamas Schuhe faszinieren kleine Mädchen

Beobachtungen am Rande

Auf dem Rückweg machen wir einen Umweg durch die bei Backpackern sehr beliebte Straße Pham Ngu Lao. Hier drängeln sich die Menschen in der Fußgängerzone – umrundet von Mopedfahrern – vor den Tür an Tür liegenden Bars, Pubs und Lokalen. Die Bässe der Technomusik wummern. Was für ein Glück, dass unser Hotel nicht in Hörweite liegt. Das ist definitiv nicht unsere Welt.
Wir machen uns auf den Weg zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten Saigons. In der Stadt sind viele Bereiche abgesperrt. Hier wird mit japanischer Hilfe eine U-Bahn gebaut. Das ist auch dringend nötig, der Verkehr kommt in den Stoßzeiten regelmäßig zum Erliegen.
Wir schlendern durch die Ben Than Markthalle mit ihren Schneidern, Obst- und Gemüseständen, Souvenirs und Kaffeeverkauf.

Dann durch die Fußgängerzone, vorbei am Bitexco-Tower bis zum Saigon-Fluss, ein Stück am Ufer entlang, die Prachtstraße hinauf.

Wir sehen das Opernhaus, gerade kommen die ersten Besucher. Auffallend ist, wie elegant alle gekleidet sind. Hier geht man nicht in Alltagskleidung aus.
P1090259Wir folgen der Straße weiter bis zur Basilika Notre Dame, die mit französischen Materialien erbaut und 1883 eröffnet wurde. Sie wird zur Zeit renoviert und kann nur von außen besichtigt werden.

Dafür gehen wir gegenüber in das Hauptpostamt, das – von einem französischen Architekten entworfen – zwischen 1886 und 1891 erbaut wurde. Obwohl es einen musealen Charakter hat, mit Souvenirshop an beiden Seiten des Eingangs, fungiert es nach wie vor als Postamt. Links und rechts gibt es noch die Telefonzellen, in denen man früher Gespräche anmelden musste. Leider sind die alten Apparate durch Tastentelefone ersetzt worden.
Wir kommen zum Wiedervereinigungspalast, wo 1975 das Ende Vietnamkrieges beschlossen wurde. Langsam wird es dunkel, unser Weg führt an einem eingezäunten Park vorbei.
DSC02246In einer innen liegenden Musikschule findet heute Abend ein Konzert statt. Auch hier fallen uns die eleganten Besucher auf.
Angelockt von den Meeresfrüchten landen wir kurz vor unserem Hotel in einem der kleinen gesichtslosen  Seafood-Lokale. Die noch vorhandenen Plakate lassen erkennen, dass hier bis vor kurzem ein Frisörladen war. Die Einrichtung besteht aus den üblichen kleinen Tischchen und Hockern.

Wir wollen es heute mal darauf ankommen lassen, und das Essen ist auch richtig lecker. Eine Gruppe drängt herein, schnell sind von einem Stapel noch ein ein Tisch und ein paar Hocker herbeigezaubert; hier und dort ein bisschen rücken, und schon finden weitere Gäste Platz.
Nach drei Tagen haben wir genug von Saigon und wählen als nächstes Ziel die Stadt Ben Tre  im Mekongdelta. Dafür wollen wir heute die Tickets kaufen und machen uns auf den Weg zum Büro unserer Buslinie.

Wir laufen durch eine knapp zwei Meter breite Gasse und landen mitten im Leben der Einheimischen. Kleine Straßenküchen finden auch hier noch Platz. Ein paar Lädchen gibt es und durch die offenen Türen können wir sehen, wie die Menschen ihren Sonntag verbringen. Auf Matten oder Matratzen liegend – ansonsten gibt es weder Tisch noch Stuhl – blicken sie fasziniert auf ihre ausladenden Flachbildschirme und verfolgen die tägliche Telenovela oder ein Sportprogramm.
Schließlich landen wir in der Annahmestelle für Güter, die ebenfalls mit den Bussen transportiert werden. Keiner der Angestellten spricht oder versteht englisch. Ein Kunde erbarmt sich und deutet uns die Richtung an. Im nächsten Büro will man uns zwar keine Tickets verkaufen, drückt uns aber einen Zettel in die Hand. Wir verstehen nur so viel, dass wir morgen um zwölf Uhr – eine Stunde vor Abfahrt des Busses – hier sein sollen. Mit dem guten Gefühl, alles erledigt zu haben, gehen wir in den nahegelegenen Park. Wir sitzen kaum auf einer der vielen Bänke, als uns ein zehnjähriges Mädchen anspricht. Sie möchte sich mit uns auf englisch unterhalten. Ich biete ihr den Platz neben uns an, und wir führen das übliche Gespräch. Kurze Zeit später kommt ein junger Mann dazu, dieser wiederum will deutsch mit uns reden. Gar nicht einfach, beiden gerecht zu werden, spreche ich englisch, bittet der Mann mich deutsch zu sprechen, tue ich das, vernachlässige ich das Mädchen.
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Am Rand des Parks befindet sich ein großes Zelt mit dem Food-Market. Alles was hier angeboten wird, sieht ausgesprochen appetitlich aus. Leider sind wir überhaupt nicht hungrig und beschließen, am Abend dort zu essen. Nachdem wir etliche Stunden später die verklebten Tische und den vielen Müll rundherum sehen, entscheiden wir uns anders.
Um halb zwölf sind wir am nächsten Morgen an der Busstation, nur um zu erfahren, dass wir zum drei Kilometer entfernten Ticketschalter müssen. Von dort fährt ein Shuttlebus zur großen Busstation. Es wird knapp, aber wir schaffen es gerade so. Der Bus hat normale Sitze, genau richtig für die dreistündige Fahrt nach Ben Tre im Mekongdelta.
Links und rechts der Straße frische grüne Reisfelder, und mittendrin immer mal wieder ein oder mehrere Gräber. Da könnte man einen deutschen Schlager doch noch ergänzen mit: „Ein Grab im Reisfeld….“
Ich hatte eine E-Mail an unsere Unterkunft gerichtet mit der Frage, ob man uns abholen könnte. Und da steht wirklich ein Mann an der Haltestelle und fragt, ob wir ein Homestay gebucht hätten. Wir denken natürlich, das er von unserer Unterkunft ist, aber als ich den Namen nenne, schüttelt er mit dem Kopf. Immerhin erklärt er dem Fahrer des Shuttlebusses, wo er uns absetzen soll.
Wir lassen die Stadt hinter uns und fahren auf schmalen Wegen bis zu einer Einbuchtung. Da steht derselbe Mann, er wolle unsere Unterkunft kontaktieren, verspricht er und wir sollen inzwischen in dem kleinen Lädchen was trinken. Er telefoniert und sagt, dass wir in 10 Minuten abgeholt werden. Inzwischen entpuppt er sich als smarter Schlepper; denn er will uns ein Ausflugsprogramm verkaufen. Als wir nicht anbeißen verschwindet er mit grimmiger Miene. Die 10 Minuten sind um, aber niemand kommt.  Die Frau aus dem Lädchen bietet uns erst eine Pomelo, dann eine Guave an. Geld will sie dafür nicht annehmen.
Schließlich machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Wen wir auch fragen, niemand weiß, wo unser Homestay ist. In einem Frisörladen bitten wir darum, dass jemand die Nummer des Homestays anruft, und nun kommen nach 10 Minuten wirklich zwei Frauen auf zwei Mopeds. Sie waren von unserem Schlepper natürlich nicht angerufen worden. Die vorher versprochene Abholung hing wahrscheinlich von einer erfolgreichen Buchung ab. Die ältere nimmt einen Koffer, die jüngere Klaus auf den Rücksitz. Beide müssen nochmal zurückkommen, um mich und den anderen Koffer zu transportieren. 4 Kilometer sind es auf einer schmalen Betonstraße.

Der Schlammspringer fühlt sich wohl

Unsere Unterkunft liegt auf einem verwilderten Grundstück mit kleinen Kanälen. Drei Zimmer werden vermietet, sie sehen aus wie Pferdeboxen Modell „Sägerau für das robuste Tier“. Zwischen den Räumen eine oben offene Trennwand, die Tür quietscht auf Eisenrollen (Klaus schafft sofort Abhilfe mit Kokosöl). Die schmuddelige Dusche, Toilette und Waschbecken sind ein Stück entfernt. Zwei Nächte werden wir schon durchstehen. Während wir uns einrichten kommt ein deutsches Paar auf Fahrrädern, das die Kammer direkt neben uns bezieht. Der Frau geht es gar nicht gut. Zum Glück ist unsere Reiseapotheke dank der Beratung von Fachmann Manuel, einem Freund unserer Tochter, perfekt ausgestattet. Und so kann ich ihr wenigstens soweit helfen, dass sie am nächsten Tag die 100 Kilometer per Rad in Angriff nehmen kann.
Die Besitzer unserer sind sehr nett, die jüngere Frau und ihre Schwester sprechen gut englisch, beide haben studiert. Um so unverständlicher ist der erbärmliche Zustand der Anlage. Anscheinend ist dieser ihnen absolut gleichgültig.
DSC02308.JPGDie Mutter kocht ungewöhnlich gut, und wir lassen uns abends einen Elefantenohrfisch schmecken. Das funktioniert so: Ein Blatt Reispapier hinlegen, darauf kleingeschnittene Gurke und Ananas, ein paar Reisnudeln und Stücke vom heißen Fisch. Dann zusammenrollen und in die leicht scharfe Soße stippen – lecker.
Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder und radeln über die Betonstraßen – auf denen im noch feuchten Zustand etliche Hunde ihre Fußabdrücke hinterlassen haben – zwischen Kanälen und Grundstücken in die nähere Umgebung.

Es ist so schön friedlich hier, üppig grün, viele Pflanzen und Blumen. An einem breiteren Kanal liegen links und rechts zwei Höfe, in denen im großen Stil Kokosnüsse verarbeitet werden.

Haufenweise liegen die faserigen Hüllen herum, die für Seile oder Matten verwendet werden. Aus den harten Schalen wird Grillkohle gemacht, das Kokoswasser wird in Behältern gesammelt und das Fruchtfleisch geht an die hiesige Fabrik, die für ihre Kokosbonbons berühmt ist.
Leider wird der hintere Reifen an meinem Rad platt, eine Luftpumpe haben wir nicht, kommen aber glücklicherweise an zwei Stellen vorbei, wo mit alten und neuen Reifen gehandelt wird. Hier gibt es Druckluft und wir beeilen uns zurückzukommen, bevor ich endgültig einen Platten habe. Das Essen schmeckt auch heute wieder ausgezeichnet. Trotzdem freuen wir uns darauf, morgen früh abzureisen.