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Die jungen Damen in unserem Hotel verabschieden uns so gefühlvoll, als ob sie uns ganz besonders ins Herz geschlossen hätten.
Unser Tuktuk kommt pünktlich, um uns zum Busbahnhof zu bringen. Nur der Bus ist es nicht. Er kommt zwar an, fährt aber nicht weiter. Niemand kann uns irgend etwas sagen, weil wir kein Thai können und die Thai kein englisch sprechen. Eine junge Frau, ebenfalls Fahrgast nach Chiang Mai schaltet sich ein und nun wissen wir, der Bus hat einen Defekt. Wir bekommen das Geld erstattet und müssen auf eine andere Linie umbuchen. Eine Stunde später ist der aus Bangkok kommende Doppelstock-Bus da, und es kann endlich losgehen. Auf jedem Sitz eine Decke und eine Flasche Wasser. Die bereits im Bus sitzenden Fahrgäste haben eine Box mit einem Mittagsimbiss vor sich.
Wieder geht es durch Berge auf einer sehr gut ausgebauten, autobahnähnlichen Straße. Um vier Uhr verteilt der Schaffner Kekspackungen, Trinkpäckchen und Erfrischungstücher – alles im Gesamt-Fahrpreis von 580 Baht (€ 16,80) für 265 km enthalten. Der Service ist besser als im Flugzeug. Als wir Chiang Mai erreichen, ist bereits Feierabendverkehr. Vom Busbahnhof sind wir in 5 Minuten per Tuktuk vor unserer Airbnb-Unterkunft in einem ganz neuen Appartementhaus und werden von Alessandro (einem Schweizer) erwartet, der uns unsere Wohnung im siebten und Pool und Sauna im zweiten Stock zeigt.
Wir wollen es sieben Tage ganz ruhig angehen lassen, mal die Koffer richtig auspacken, alles in einer für uns normalen Waschmaschine waschen, wenn nötig ausbessern, uns selbst Frühstück machen und im großzügig bemessenen Pool schwimmen. Ein Einkaufszentrum ist in drei Minuten zu erreichen, ein weiteres ca. 15 Minuten entfernt. Wir machen uns gleich zum nahe gelegenen auf den Weg. Die Bäckerei hat sogar anderes Brot als Toast. Nicht, dass wir bisher gelitten hätten, aber wir freuen uns schon und dann gibt es auch noch eine ansehnliche Käseabteilung. Auch die Weinabteilung ist gut bestückt, aber bei Preisen ab 15 € die Flasche verzichten wir.
In den nächsten Tagen laufen wir bei Temperaturen um die 30 Grad zum vor kurzem eröffneten Einkaufszentrum.
Der viertelstündige Weg ist wenig fußgängerfreundlich, der Bürgersteig hat Löcher oder hochstehende Hindernisse und wird gebraucht, um Werbeplakate und Verkehrsschilder aufzustellen, außerdem Rohre oder anderes Baumaterial zu lagern.
Vor dem Einkaufszentrum stehen alle Zeichen auf Weihnachten, der kegelförmige Baum wird bestückt, überall stehen Kästen, liegen künstliche Tannenzweige und irgendwelche putzigen Tiere herum. Und drinnen geht es weiter, Jingle Bells dröhnt in unseren Ohren, und uns gehen fast die Augen über bei all den Steppjacken, Daunenwesten, Rollkragenpullovern und Schaftstiefeln. Um die Kunden in Kauflaune zu versetzen, regelt die Klimaanlage auf gefühlte 16 Grad herunter.
Wir suchen Ersatz für einen defekten E-Reader, leider erfolglos. Aber es gibt einen guten Bäcker und beinahe mehr Lokale als Geschäfte. Offenbar ist japanisches Essen derzeit der Hit, besonders beliebt Shabu Shabu, eine Art Fondue – in Brühe gegartes Fleisch und/oder Fisch und Gemüse. Im Einkaufszentrum sind in einer Etage mindestens 20 japanische Restaurants, die in den Schaufenstern kunstvoll aus Plastik nachgebildete Speisen zeigen. Da wollen wir in einem der nächsten Tage mal essen.
In die Innenstadt von Chang Mai, die auch am Ping-Fluss liegt, fahren wir mit Uber, einer Organisation die Privatleute mit PKW als Fahrer beschäftigt. Man gibt sein Fahrziel im Smartphone ein, der Abholstandort wird angezeigt und der kürzeste Weg in km errechnet. Die Kilometer werden mit einem bestimmten Faktor multipliziert und der Fahrpreis angezeigt. Zu diesem Betrag wird man an den gewählten Ort,mit dem PKW gefahren. Der Preis ist die Hälfte von dem, was die Tuktuk-Fahrer verlangen.
Wir bummeln durch die Altstadt, besichtigen Tempel . Wir wollen gerade durch das Eingangstor des Wat Phra Singh (königlicher Tempel Erster Klasse, von denen es nur ca. 100 im ganzen Land gibt) laufen, als uns beinahe ein Tross Fahrrad-Rikschas über die Füße rollt. Eine über 20 köpfige Gruppe, Angehörige eines exklusiven Clubs, kommt uns entgegen. Die meist wohlgenährten Personen werden von spindeldürren Thais mit Muskelkraft wie in „guter alter Zeit“ durch die Stadt kutschiert. Mit stoischer Ruhe fahren die vielen Mopeds, PKW und SUVs hinterher. Ein Gehupe wie in Myanmar kennt man hier nicht.
Drei Tempel sind genug für einen Tag, und deshalb schauen wir auch mal wieder interessiert in die Schaufenster. Das Angebot ist ganz auf Tourismus abgestimmt; Kleidung, Schmuck, Accessoires, viel Kitsch und wenig Kunst. Jede Menge Restaurants, Massagesalons, Spas und Schönheitskliniken, in denen man bleichen, straffen, raffen und ausbügeln lassen kann.
Und Chiang Mai hat eine Vielzahl von Märkten;
Tagmärkte,
Nachtmärkte,
Blumenmärkte,
Kleidermärkte und dazwischen immer wieder Stände mit Gegrilltem, Frittiertem, Gebackenem und vielen anderen Zubereitungsarten;
auch Insekten von Heuschrecke bis Skorpion sind dabei. Man hat das Gefühl die Innenstadt ist ein einziger, riesiger Einkaufs- und Essbereich, durchsetzt von Hotels. Man fragt sich wer all die Waren kaufen soll oder kann.
Am vollsten ist der Sonntags-Nachtmarkt in der Altstadt. Man kann froh sein, wenn nach dem Besuch noch alle Knöpfe an Hemd oder Bluse sind. Der am Tha Phae Tor der Altstadt beginnende Markt folgt der Rachadamneon-Strasse. Die angrenzenden Tempel sind auch mit eingebunden. Auf deren Gelände stehen dicht an dicht Kunstgewerbe- und sehr, sehr viele Fress-Stände.
Hatten wir schon bei unserem ersten Stadtbesuch das Gefühl, dass wesentlich mehr Ausländer als Einheimische diese Stadt bevölkern, so verstärkt sich auf diesem Markt der Eindruck noch. Dabei schnappen wir so oft deutsche Worte auf, wie noch nie während unserer ganzen Reise. Chiang Mai ist eindeutig ein „Must be“- Ort, in dem man mal gewesen sein muss. Die meisten Touristen kommen aus Europa, USA und China. Hinzu kommen die Überwinterer und Langzeittouristen, meist Rentner. Es gibt auch viele sogenannte „Digital-Nomaden“, die von hier aus arbeiten dank der guten Internet-Infrastruktur.
Einige Männer demonstrieren ihre innige Verbundenheit zum Gastland mit der Wahl ihrer Beinkleider. Shorts und Hosen zeigen große oder kleine Elefantenmuster in blau/weiß, weinrot/gelb, grün/rot, weiß/schwarz usw. oder man trägt Sarong.
Gerne würden wir den Tempel auf dem Doi Suthep Berg besichtigen, und gleichzeitig die Aussicht auf Chiang Mai und das Umland genießen, aber der Berg ist ständig von Wolken umgeben, somit ist zumindest letzteres nicht möglich.
Als kleinen Trost besuchen wir das hiesige 3D-Museum „Art in Paradise“. Es handelt sich um speziell gestaltete Wandbilder, in der die Kunst der Darstellung der räumlichen Perspektive besonders genutzt wird. Die Bilder sind bekannten Gemälden, klassischen Skulpturen und vielen anderen Sehenswürdigkeiten sowie Szenen aus Filmen nachempfunden. Eine Person kann vor diesen Bildern an richtiger Stelle posieren, fotografiert von einem markierten Punkt aus, entsteht eine scheinbar räumliche Darstellung. Die Ergebnisse sind zum Teil richtig witzig und zeigen nebenbei wie bei Filmaufnahmen mit diesen Effekten gearbeitet wird.
Sonntag machen wir noch mal einen langen Spaziergang durch die Stadt bis zum Flower-Market, einem riesigen Gartenmarkt, der fast einen Besuch im botanischen Garten ersetzt.
Begegnung mit Menschen mit besonderem Hobby
im Café des Flower Market
Chiang Mai hat uns zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert. Wir sind einfach keine Großstädter, und die vielen speziell auf Touristen abgestimmten Einrichtungen verdecken bestimmt vieles vom ursprünglichen Charme. Wir haben eine Woche gehabt und für uns war das genug. Und zum Abschied essen wir dann wirklich Shabu Shabu.