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So gut uns Broome auch gefällt, wir müssen weiter. Schließlich haben wir uns eine ganz schöne Strecke vorgenommen, die wir in 8 Wochen zurücklegen wollen.
Bevor wir uns aber auf den Weg in Richtung Süden machen, fahren wir noch an die Westspitze der Halbinsel. Bei extremer Ebbe sind dort Saurier-Fußspuren zu sehen. Das Glück werden wir heute nicht haben, aber trotzdem ist dieser Endpunkt spektakulär. Ockerfarbene und rostrote Felsen türmen sich vor dem türkisblauen Meer auf. Wir klettern begeistert herum und fotografieren.
Wir sind noch so gefangen genommen von dem schönen Anblick, dass wir beim Losfahren nicht aufpassen und auf der unbefestigten Straße in die falsche Richtung fahren. Zwar bemerken wir den Fehler ziemlich schnell, aber wenden ist unmöglich. Recht bald geraten wir in losen Sand. Die ersten Male kann Klaus dank einer lang zurückliegenden „Erfahrung“ mit einem Jeep in den Dünen von Furteventura geschickt meistern. Doch irgendwann nutzen auch seine Fahrkünste nicht mehr, wir stecken fest. Während wir überlegen, was zu tun ist, hält ein Mann mit seinem hochbeinigen, 4WD Fahrzeug neben uns und bietet sofort seine Hilfe an. Er ist mit Klappspaten, Abschleppband und Walky Talky für solche Fälle perfekt ausgestattet. Wir leider nicht, an unserem Camper ist keine Abschleppöse zu finden. Beide Männer liegen im Sand und suchen nach einer geeigneten Stelle, das Band an unserem Auto zu befestigen. Mit Leichtigkeit zieht der starke Wagen uns aus den Sanddüne, aber der Fahrer weiß, es kommt noch mal eine Stelle, in der wir garantiert wieder stecken bleiben würden. So bringt er uns auch noch über diese Gefahrenstelle und verabschiedet sich freundlich und ohne etwas für seine Hilfe zu verlangen. Tausend Dank, Marvin.
Bei dem Manöver ist im Camper nichts mehr am ursprünglichen Platz, die Koffer sind heruntergefallen, die festgesteckten Körbchen ebenfalls. Der Inhalt liegt bunt gemischt herum. Dazu überall der rote Sand. Wir fahren zurück zum Cable Beach, dort gibt es Duschen am Strand, das reicht für die erste grobe Reinigung von Klaus, fürs Auto benutzen wir den Handfeger.
Die Straße führt durch ein großes Sumpfgebiet, ein idealer Platz für Wasservögel aller Art.
Wir brauchen noch einen elektrischen Adapter für den Camper und im gut ausgestatteten Laden entdecke ich auch eine Abteilung mit Outdoor-Kleidung. Klaus hat ein Poloshirt in der Hand und fragt nach einer größeren Ausgabe. „It`s leidi“, antwortet die Verkäuferin. Wir stehen auf dem Schlauch, bis wir kapieren, das es ein Hemd für Damen (Lady) ist.
Mit Verzögerung setzen wir unseren Weg in Richtung Port Hedland fort. Unser geplantes Ziel erreichen wir heute nicht mehr, aber ein Stück wollen wir wenigstens noch weiterfahren. Wir übernachten wieder am Highway auf einem der ausgewiesenen Rastplätze. Der Platz ist schön, aber es wimmelt von Mücken und Käfern, wir können nicht mal draußen essen. Durch die kleinesten Ritzen kommen die Insekten. Direkt nach Sonnenaufgang fahren wir weiter, ohne zu frühstücken.
Das holen wir eine Stunde später an einem Rasthof (Roadhouse) nach. Hier könne wir einen Roadtrain mit drei Anhängern bestaunen, aber es gibt noch eine weitere Sehenswürdigkeit. Die Besitzer haben offenbar eine Vorliebe für Pfauen, mindestens 20 dieser Vögel laufen hier frei herum. Neben dem Gebäude wurde ein kleines Museum errichtet. Es gibt noch einige verrostete alte Gegenstände: Eine Tanksäule, einen Kühlschrank und verschiedene Geräte. An der Wand hängen Zeitungsartikel aus den 80er Jahren, die von den verheerenden Auswirkungen zweier Taifune berichten. Offenbar war diese Raststätte auch betroffen.
Wir lassen Port Hedland – eine Stadt mit großem Hafen für die Verschiffung von Eisenerz und Salz links, genauer gesagt rechts liegen und fahren weiter auf dem Highway. Hier herrscht viel Verkehr, die Roadtrains mit drei Anhängern sind leer zu den Minen und beladen zum Hafen unterwegs. Dann müssen wir noch vor einer Bahnschranke halten und haben das Vergnügen, einen der 300 Meter langen Güterzüge an uns vorbeifahren zu sehen.
Das Landesinnere ist unser Ziel, wir wollen in den Karijini National Park (zweitgrößter Westaustraliens) und haben noch etliche Kilometer vor uns. In der Region Pilbara, in der auch der Nationalpark liegt, gibt es große Eisenerzvorkommen. Als uns ein PKW entgegenkommt mit dem Warnhinweis auf einen Transport mit Überbreite, denke ich mir nicht viel dabei. Ich steuere unsern Camper ganz nach links und gehe mit der Geschwindigkeit runter. Der nächste PKW warnt mich mit der Lichthupe, so dass ich auf den hier glücklicherweise vorhandenen Seitenstreifen lenke, und dann kommt die Überbreite auf uns zu.
Das Fahrzeug nimmt exakt beide Spuren ein, da bleibt mir noch nachträglich die Luft weg.
Die Landschaft ist flach, man kann unendlich weit gucken. Wo und warum hier ein Nationalpark sein soll, ist momentan noch unverständlich. Doch allmählich kommen wir in hügeliges Gebiet und kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir den Campingplatz. Trotzdem können wir uns nicht vorstellen, dass es hier spektakuläre Schluchten gibt.
Am nächsten Morgen melden wir uns erst mal an, am Vorabend war das Büro bereits geschlossen. Wir bekommen Informationen über den Park, Pläne der Umgebung und einige Tipps für Ausflüge. Hier befinden wir uns auf einem Plateau in 600 Metern Höhe.
Vom Parkplatz aus kommen wir nach 100 Metern an eine Aussichtsplattform und schauen genau in einen Naturpool, der ca. 60 Meter unter uns liegt. Hier vergnügen sich schon ein paar Familien mit Kindern. Das Gekreische ist bis zu uns herauf zu hören. Der Weg hinunter ist mit Schwierigkeitsstufe 4 von 5 bezeichnet. Aber da habe ich mir umsonst Gedanken gemacht, unsere Dschungeltouren haben uns für solche Pfade fit gemacht.
Unten in der Schlucht angekommen entschließen wir uns, den 1,5 stündigen Wanderweg zum anderen Felsenpool zu laufen. Hier am Grund ist es schattig und auch die lästigen Fliegen sind uns nicht gefolgt. Das Gestein in diesem Nationalpark ist über 2,5 Milliarden Jahre alt und gehört damit zum ältesten der Erde. Die Zuflüsse des Fortescue River haben sich 100 Meter tief eingegraben und bizarre Schluchten in herrlichen Farben und wunderbare Felsenpools geschaffen, die das ganze Jahr über Wasser bereit halten. Nach dem Weg über Steine und durch Wasserläufe erreichen wir den Pool mit den Fortescue-Fällen. Hier legen wir auch eine Badepause ein. Das Wasser ist erfrischend kühl. Dort komme ich mit einer Australierin ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass ihr neuseeländischer Ehemann als Mechaniker für eine Minengesellschaft die großen Maschinen wartet und die Familie mit den vier Kindern seit 3,5 Jahren in einem großen Wohnmobil lebt und jeweils dorthin fährt, wo der Mann Arbeitseinsätze hat. Da Australien zwar Bildungs- aber keine Schulpflicht hat, können die Kinder entweder eine virtuelle Schule besuchen oder von den Eltern mit vom Staat zur Verfügung gestellten Lehrmaterial unterrichtet werden. Zur Zeit sind Herbstferien, deshalb sind so viele Familien mit Kindern unterwegs.
Der zweite Pool, den wir besuchen, ist noch größer und das Wasser noch etwas kälter als im ersten. Trotzdem schwimmen wir einmal bis zum Wasserfall und wieder zurück. Auf dem Rückweg entdecken wir in einer Baumgruppe eine große Kolonie fliegende Hunde.
Für den Aufstieg sind hier bequeme Treppen angebracht, und alle Stufen haben eine einheitliche Höhe. Trotz dieser Erleichterung bin ich oben schon geschafft, und dann noch der Weg zurück unter brennender Sonne. Ein uns entgegenkommender Mann weist uns auf die tollen Farben hin, durch den kürzlich gefallenen Regen ist frisches Grün gewachsen. „Das sieht man hier sehr selten,“ erzählt er und ich verspreche, viele Fotos zu machen.
Abends wird es recht frisch und wir sind froh, dass eine Steppdecke zur Ausstattung unseres Campers gehört. In der Nacht heulen die Dingos, sie müssen ganz in der Nähe sein. Da ist es schon ein beruhigendes Gefühl, Metall- und keine Zeltwände um sich herum zu haben.
Bevor wir den Nationalpark endgültig verlassen, fahren wir noch zum Besucherzentrum und schauen uns die Informationstafeln an. Wir bekommen den Hinweis auf eine weitere spektakuläre Schlucht, die wollen wir uns auf jeden Fall noch ansehen. Auf dem Weg dorthin läuft vor unserem Auto ein Emu über die Straße. Er verharrt noch einen Moment, bevor er im dichten Gebüsch verschwindet.
Die Joffre-Schlucht ist wirklich noch beeindruckender, über große Felsenstufen (Schwierigkeitsstufe 5) erreicht man das tief liegende Badeparadies, beginnend mit einem runden Becken mit einer Kiesbank in der Mitte, dann folgt ein tiefer Pool, der an einer schmalen Felsbarriere endet. Dahinter verläuft ein sehr enger Flusslauf, der sich wiederum in einen Pool erweitert. Überall wird gebadet, von den Felsen gesprungen oder man sonnt sich auf den Steinplatten. Der Weg ist wirklich anstrengend, und weil ich gestern zuviel Sonne abbekommen habe und mich mit Kopfschmerzen plage, verzichten wir auf den beschwerlichen Weg. Ist wahrscheinlich auch besser so, wir haben ja noch immer einen weiten Weg vor uns.
Vielen Dank, Ihr Beiden, für die plastische Schilderung Eures Abenteuers West-Australien – da werden bei mir viele Erinnerungen geweckt, bin ich doch teilweise auf den gleichen Straßen unterwegs gewesen 🙂 Viel Freude und schöne Erlebnisse noch!