Phnom Penh (Kambodscha) 

Bereits um 5.45 Uhr stehen wir mit unserem Gepäck auf der Straße und warten auf den Bus. Als unsere Koffer hinten eingeladen werden, liegen dort bereits ein paar Säcke mit Reis. Das bleibt nicht das Einzige, was außer den Passagieren in die Hauptstadt transportiert wird. Der Fahrer sammelt Menschen und ihre Lasten (Holzkohle, Gemüse, Kartons, Reis, Zuckerrohr) während einer Runde durch Kratie ein und biegt dann auf die Hauptstraße ein. Bald geht die Sonne über den Reisfeldern auf und beleuchtet das frische Grün. Alle möglichen Fahrzeuge fahren in dieselbe Richtung wie wir, beladen mit Melonen und anderen Ernteerzeugnissen. Manche Mopeds haben einen geschweißten Beiwagen, an dessen Gestänge unzählige Tüten mit Essen hängen.

Nach zwei Stunden gibt es eine Frühstückspause, und gegen 11 Uhr kommt Phnom Penh (2,3 Mill. Ew.) in Sicht. Auf den ersten Blick kennen wir die Stadt, in der wir vor fünf Jahren schon einmal waren, nicht wieder. Was hier alles neu entstanden ist, kann man kaum glauben. Großzügig angelegte Wohnanlagen, Hochhäuser, breite Straßen, ein völlig neues Stadtviertel im am Westufer des Mekong entstanden. Mit aus dem Mekong gebaggerten Sand sind die Feuchtgebiete zugeschüttet worden, um neuen Baugrund zu erschließen. Die Menschen, die vorher am und vom Wasser gelebt haben, indem sie Wasserspinat geerntet und Fische gefangen haben, sind vertrieben worden. Das Geld für diesen gigantischen Umbau kommt aus China. 

Erst als der Bus am Ziel ankommt, das direkt neben der Art-Deco Markthalle liegt, kennen wir uns wieder aus. Wir wohnen nur ein paar hundert Meter entfernt, stellen unsere Koffer ins Zimmer und laufen direkt wieder los zum Fotogeschäft. Das hat am heutigen Sonntag bis 13 Uhr geöffnet und wir können noch die Kamera abgeben. Schon am Nachmittag wird uns per SMS mitgeteilt, dass eine Reparatur erfolgversprechend ist, 45 $ kostet und am nächsten Nachmittag beendet sein wird. 

Abends gehen wir in ein chinesisches Lokal. Bei so vielen Gerichten auf der Speisekarte fällt uns die Entscheidung schwer. Während wir unschlüssig blättern, bekommen wir Tee, geröstete Erdnüsse und Porzellangeschirr hingestellt. Die Gerichte kosten ab 5 US$, das ist mindestens doppelt so teuer wie in Laos, aber wir sind überaus zufrieden. Ähnlichkeiten mit chinesischen Restaurants in Deutschland sind vermutlich nicht beabsichtigt. 

Am Montag laufen wir durch eine gepflegte Grünanlage vorbei an neuen Hochhäusern, der amerikanischen Botschaft und schönen Hotels zum Wat Phnom, einem Stupa auf künstlichem Hügel. Um den Hügel herum liegt ein Park. Wir sitzen eine Weile auf einer Bank im Schatten und beobachten die Menschen. Viele laufen in gebückter Haltung an uns vorbei (Ehrfurcht vor dem Alter) und kaum ein Kind geht an uns vorbei, ohne zu grüßen oder zu winken. Dann laufen wir die von siebenköpfigen Kobras bewachten Treppen hinauf zum Tempel. Die hölzernen Wände sind mit Szenen aus Buddhas Leben kunstvoll bemalt und vermitteln das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Ständig bringen Gläubige neue Opfergaben. Wat Phnom ist der wichtigste Tempel der Stadt.  

Wir laufen weiter zum Tonle Sap, dem Fluss, der den gleichnamigen See speist und der sich hier mit dem Mekong vereint. Das Hotel am Ende der Landzunge zwischen beiden Wasserläufen war bei unserem letzten Besuch noch im Bau.

Die Schiffe, die flussaufwärts fahren, kommen kaum von der Stelle und auch diejenigen, die in anderer Richtung unterwegs sind, haben Schwierigkeiten den Kurs in der starken Strömung zu halten. Auf der Promenade gibt es wenig Schatten, trotzdem sind viele Menschen unterwegs. Diejenigen die Zeit haben sitzen auf den Bänken, die anderen versuchen, ihnen etwas zu verkaufen. 

In einer Grünanlage ist schon alles für das chinesische Neujahrsfest vorbereitet. Rote Seidenlampions bilden Kegel und mehrere gigantische goldene Hasen stehen und sitzen bereit, um das Neue Jahr, das unter ihrer Obhut steht, willkommen zu heißen.  

Wir sind pünktlich am Fotogeschäft, aber die Kamera ist doch noch nicht fertig. Im Inneren ist mehr Staub, als es vorher den Anschein hatte. Den Mitarbeitern ist das unsagbar peinlich, aber ich hatte mich sowieso auf mehrere Tage eingestellt und versichere mehrfach, dass es kein Problem sei. Schon am nächsten Morgen kommt die Nachricht, dass die Reparatur erfolgreich ausgeführt worden ist. Wir machen uns gleich auf den Weg, kürzen die Strecke durch die Markthalle ab und sehen gerade, wie Stangeneis angeliefert wird. Eine Metallschiene führt vom Lieferwagen auf den Boden der Halle, der ein Stück weit von einer Plane bedeckt ist. Mit Schwung glitschen die ca. 1,20 Meter langen Eisstangen über Plane und nackten Boden bis zu einem Stand, wo sie mit einer Säge zerteilt und weiter zerkleinert werden, bevor sie in mehrere Gefriertruhen landen. Hoffentlich sollen sie nicht irgendwelche Getränke kühlen.  

Die Kamera ist fertig, ich mache gleich im Geschäft ein paar Bilder und bin sehr froh, dass alles funktioniert 

Mit der Kamera in der Hand geht es gleich weiter, Richtung Königspalast. Es ist eine große Anlage, ein Teil des Palastes kann besichtigt werden, der andere bleibt unzugänglich, seine Majestät legt verständlicherweise Wert auf Privatsphäre. König Sihamoni ist ein Feingeist, der seine Schulbildung in Europa erworben hat. Er hat Ballett getanzt und während der Zeit als sein Land von einem mordenden Diktator beherrscht worden ist als Lehrer in Paris gearbeitet. Seit 2004 ist er wieder als König eingesetzt.  Das vordere Gebäude ist schon festlich geschmückt, eine elektrische Wunderkerze gaukelt Funken vor. Die blitzsaubere Straße ist abgesperrt, und die Menschen sitzen auf den Bürgersteigen und schauen sich das Gebäude von außen an. Der Eintrittspreis von 10 US$ ist für die meisten wohl unerschwinglich. 

Auf dem Rückweg landen wir im Rotlichtviertel, wo die Frauen beisammensitzen und auf Kundschaft warten. Unbehelligt laufen wir durch die Straße. Ein Stück weiter setzen wir uns in ein Lokal und werden mit überschwänglicher Höflichkeit bedient. Der Tintenfisch mit frischem Kampotpfeffer ist schmeckt unglaublich gut.  

Vor einigen Läden wird jetzt abends noch der Bürgersteig geschrubbt, das Ladenschild poliert, aufgeräumt und alles mit roten Lampions und Bändern dekoriert. Alles für das kommende Neue Jahr.

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