Kampot (Kambodscha) 

Als wir aus unserem Hotel auschecken, will ich Klaus noch auf einem der geschnitzten Prunksessel fotografieren. Aber oh Schreck, auf dem Display erscheint alles rotgestreift. Eigentlich müssten wir sofort wieder zum Fotogeschäft laufen, aber die Busfahrkarten sind gekauft und das nächste Hotel ist auch bereits gebucht. Pünktlich um 9.15 Uhr sind wir am Busbahnhof, wo wir schon von einem Tuk Tuk und einem anderen Fahrgast erwartet werden. Das verspricht spannend zu werden, aber solche Dinge bringen hier niemanden aus der Ruhe. Das Tuk Tuk hat einen Dachgepäckträger, auf den kommen die Koffer, die Rucksäcke verschwinden hinter der Rückbank, Klaus und der andere Tourist sitzen auf der Rückbank und ich habe den Vorzug, direkt neben dem Fahrer zu sitzen. Zwar nur 5 Minuten lang, dann sind wir beim Minibus angelangt, aber das wollte ich schon längst mal ausprobieren. Nachdem alle Fahrgäste eingetrudelt sind, geht es Richtung Südwesten los. Es dauert, bis wir aus der Hauptstadt heraus sind, aber dann läuft es. Unterwegs finde ich heraus, dass auch in Sihanoukville ein Fotogeschäft mit Reparaturservice ist, eine Erleichterung.  Vier Stunden später erreichen wir  Kampot. Auch in dieser Stadt sind wir auf unserer ersten Reise schon gewesen und ich bin gespannt, ob wir noch etwas wiedererkennen. Der Kreisel mit der riesigen Durianfrucht in der Mitte ist zumindest unverändert.  

Nachdem wir uns eingerichtet haben, packen wir unsere Schmutzwäsche zusammen und laufen zum Zentrum. Die Promenade, die ich in so angenehmer Erinnerung habe, ist von einem Bauzaun versperrt, sie wird neu gepflastert. Auf dem Bürgersteig ist mal wieder alles mit Garküchen und Autos oder Mopeds zugestellt, bleibt für uns nur die Straße. Und hier findet sich ein Stück weiter ein merkwürdiges Hindernis. Ein weißes Zelt – umgeben von Edelstahlgeländern – nimmt die Hälfte der Straße ein, hier wird später eine Hochzeit gefeiert. Während der Fahrt sind wir an einigen dieser Zelte vorbeigekommen. Und was machen die Autofahrer? Nichts! Geduldig passieren sie die Engstelle in beide Richtungen, nicht einmal wird die Hupe eingesetzt.  

Im Zentrum mit den französischen Häuserzeilen kommt mir keins der Lokale oder Geschäfte bekannt vor. Bestimmt mussten viele wegen der umsatzarmen Zeit in der Coronapandemie aufgeben und jetzt versuchen andere hier ihr Glück. Diese Stadt ist schon seit Jahren ein beliebter Wohnort für Menschen aus Europa oder Australien, deren Rente in der Heimat nicht zum Leben reicht. Während wir beim letzten Mal ausschließlich Männer gesehen haben, begegnen uns jetzt auch mehrere Paare. Sie nicken uns freundlich zu, ob sie in uns neue Gemeindemitglieder vermuten? In dieser bei Touristen aller Altersgruppen beliebten Stadt am Preaek Thom River, der nach 5 Kilometern in den Golf von Siam mündet, gibt es Restaurants mit Gerichten aus vielen Teilen der Welt. Eine schöne Abwechslung nach vielen Wochen mit asiatischem Essen. Ein Käsebrötchen zum Frühstück kann glücklich machen.  

Mit einem „Roemork“ – ein Moped mit Anhänger in Kutschenform- lassen wir uns zu einer 25 Kilometer entfernten Pfefferfarm bringen. In der Region wurde bis zur Machtergreifung durch die Roten Khmer 1975 in großem Stil Pfeffer angebaut. Pol Pot ließ nahezu eine Million Pflanzen vernichten, weil das Land entsprechend seiner Vision vom Bauernstaat für den Anbau von Reis und Gemüse gebraucht wurde. Der Pfeffer verschwand vom Weltmarkt. Erst im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts begannen Bauern wieder mit dem Anbau der Pflanzen. Heute hat sich der hier angebaute Pfeffer bei Köchen und Liebhabern guter Gewürze seinen Platz zurückerobert. Beim Rundgang über die Farm sehen wir, dass Pfeffer wie Hopfen an Stäben in die Höhe wächst. Jetzt in der Trockenzeit muss alle 3 Tage gewässert werden. Der Einsatz von chemischem Dünger oder Insektenschutz ist nach den strengen Regeln der KPPA (Kampot Pepper Promotion Association) verboten, beides muss aus natürlichen Materialien hergestellt werden. Geerntet wird zweimal im Jahr, und eine Pflanze kann 30 Jahre lang Früchte tragen. Wir verkosten alle vier Pfefferarten, grün, rot, weiß und schwarz. Erstaunlich, dass ein und dieselbe Frucht je nach Reifegrad so unterschiedlich schmeckt. Auf der Plantage wachsen außerdem Durianbäume. Sie brauchen allerdings noch eine Weile, bis die Früchte geerntet werden können. Noch hängen sie in kirschgroßen Büscheln an den Bäumen.  

Kleine Pfefferkunde:
Grün =        unreif, frisch bis zu drei Tage haltbar, leicht zitronig im Geschmack. Sonst wird er eingelegt oder gefriergetrocknet
Schwarz = unreif geerntet, kurz bevor er gelb wird. Auf Bambusmatten in der Sonne getrocknet hält er sich mehrere Jahre
Weiß =        reifer, geschälter Pfeffer. Die roten Pfefferbeeren werden eingeweicht, bis die rote Schale abfällt, danach mehrere Tage in der Sonne getrocknet
Rot =           reif, ungeschält. Muss geerntet werden, kurz bevor die Beeren zu faulen beginnen. In der Sonne getrocknet und handverlesen
Köche aus aller Welt sind wieder auf Kampot-Pfeffer aufmerksam geworden. Gleiches gilt für das Salz aus den umliegenden Salinen
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An Silvester laufen wir über den Marktplatz, verschiedene Fahrgeschäfte sind aufgebaut, einige werden noch mit Farbe ausgebessert und verschönert. In den umliegenden Geschäften nimmt die Anzahl der roten Kleidungsstücke wegen der Feierlichkeiten zu. Und um Mitternacht knallt es heftig, es ist kein Feuerwerkt mit Raketen wie bei uns, nur Böller werden begeistert gezündet, damit die bösen Geister gar nicht erst auf die Idee kommen, mit ins neue Jahr zu kommen. Und sollten es doch welche schaffen, muss der Hase mit ihnen fertig werden. 

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