Sihanoukville (Kambodscha) 

Am Neujahrstag fahren wir weiter nach Sihanoukville. Erst geht es flott voran, doch auf ca. 30 Kilometern ist die Asphaltdecke abgetragen worden, dadurch brauchen wir mehr als drei Stunden für die 100 Kilometer lange Strecke. Der Bus fährt zum Fähranleger, denn die meisten Leute wollen direkt weiter auf eine der vorgelagerten Inseln. Doch wir haben einen Zwangsaufenthalt wegen meiner Kamera. Drei Tage haben wir in dieser merkwürdigen Stadt eingeplant. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft lassen wir den Fahrer gleich am Fotogeschäft halten. Doch hier erfahren wir, Reparaturen werden nur in der Hauptstadt durchgeführt. Ich bin sehr enttäuscht, aber da kann man nichts machen.  

Die Strecke zu unserem Hotel im Stadtteil Otres führt auf guter Straße mit breiten Bürgersteigen vorbei an unzähligen Hochhäusern in allen baulichen Zuständen, fertig, neu begonnen, begonnen und niemals fertiggestellt. An den vielen Hotels und Casinos chinesische Schriftzeichen und rote Seidenlampions, doch dazwischen auch immer wieder kleine ärmliche Hütten mit Wellblechdach. Der Fahrer biegt auf die Straße ein, die am Meer entlangführt. Und hier ist kein Durchkommen mehr, die Menschen treffen sich in großen Gruppen am Strand, um den Neujahrstag zu feiern. Sie sitzen auf Decken mitten auf der Promenade und machen Picknick. Etliche stehen an den Garküchen an oder kaufen sich bei einem der fahrbaren Geschäfte Kleidung. Für uns geht es im Schneckentempo vorwärts, bis wir von der Strandstraße nach links abbiegen können. Einen knappen Kilometer vom Otres-Strand befindet sich unser Hotel. Eine neue betonierte Straße führt bis vor den Garten. Auch hier ist ehemaliges Sumpfgebiet zugeschüttet worden, nur ein hinter dem Hotel entlangfließende Flussarm ist verschont geblieben.  

Badefreuden

Der Hotelbesitzer ist Italiener und hat ein paar 100 Meter weiter ein zweites Hotel übernommen, hier treffen sich die Gäste abends, um bei Cocktails, Pasta, Pizza und Bier den Abend ausklingen zu lassen. Immer beobachtet von einem Halsbandsittich, der eine zweifelhafte Freiheit genießt. Seine Käfigtür steht immer offen, aber seine Flügel sind gestutzt worden. 

Klaus will den Fotoapparat auseinandernehmen und versuchen, ihn zu reparieren. Vorher macht er noch ein paar Probeaufnahmen und – oh Wunder, plötzlich geht er wieder. Weg sind die roten Streifen, die Aufnahmen sind klar und deutlich, welches Glück und welch eine Freude!  

Jetzt haben wir noch zwei Tage in der Stadt, die während der französischen Kolonialzeit den hier lebenden Besatzern die Cote d’Azur ersetzten sollte. Zwischenzeitlich von den Roten Khmer Kampong Saom genannt, bekam sie 1997 den Namen des verehrten König Sihanouk zurück und ist heute mit weit über 200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Die kleinen Gästehäuser und Lokale an den eigentlich schönen Stränden mussten weichen, um Platz für den offenbar planlosen Städtebau mit gigantischen und teils unbewohnten Hochhäusern zu schaffen. Unsere Nachbarn, ein reizendes (geflüchtetes) russisches Ehepaar mit kleinem Sohn erzählen vom total zugemüllten Strand. Da müssen wir also nicht hin. Wir sitzen auf dem Balkon mit Blick ins Grüne, gehen Tickets für die Fähre am übernächsten Tag kaufen und besorgen uns am Geldautomaten genügend Bargeld für zwei Wochen auf Koh Rong.  

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