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Die Dame in der Touristen-Information hatte uns empfohlen, von unserem Campingplatz in Springvale an die Bucht zu fahren und von Mentone nach Frankston die Küstenstraße zu nehmen. Heute, am Sonntagmorgen werden am endlos langen Strand in Mentone die Hunde ausgeführt.

Ein paar abgehärtete Menschen gehen schwimmen, ein Mann trinkt seinen Kaffee im Meer. Der Strand ist sauber und aufgeräumt, wir sehen auch gerade, wie ein paar junge Leute in gleichen T-Shirts Zigarettenkippen einsammeln. Auf Schildern werden die Raucher gebeten, die Kippen nicht einfach wegzuwerfen, oder besser noch, aufs Rauchen zu verzichten. Der Strand ist einladend, aber nicht so besonders, dass wir uns länger hier aufhalten. Über Dandenong fahren wir nach San Remo(!).
Als wir über die Brücke nach Philip Island fahren, sehen wir am Strand eine große Gruppe, es ist Fütterungszeit für Pelikane. In vielen Orten füttert man Tiere an, um eine Attraktion für die Touristen zu haben. Im Besucherzentrum erklärt man uns, dass man mit einem Kombi-Ticket vier Attraktionen besichtigen kann:
Auf einer Farm beim Melken von Kühen und Scheren von Schafen zusehen.
Im Koala Conservation Center die putzigen Tiere streicheln.
Die Zwergpinguine bei der Heimkehr vom Meer von einem Platz an der Seite beobachten, gegen einen saftigen Aufpreis bekommt man Plätze in Front zur Küste, dann kann man sie von vorn sehen.
Die Robbenkolonie bei den Nobbies besuchen.
Wir fahren zuerst mal nach Cowes, den größten Ort auf der Insel, und entschließen uns dann zur Weiterfahrt. Es kommt uns alles ein wenig rummelig vor.
Die nächste Empfehlung der netten Dame von der Touristik-Information in Melbourne lautete: „Besuchen Sie unbedingt das Wilsons Promontory, wenn Sie Natur lieben.“ Das tun wir, und deshalb folgen wir auch ihrer Empfehlung. Die Halbinsel (160 Kilometer von Melbourne entfernt) ist der südlichste Punkt des australischen Festlandes. Bereits 1898 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt und umfasst rund 500 km². Fast jeder Bewohner des Bundesstaates Victoria war schon mal hier, und „The Prom“, wie dieser Nationalpark liebevoll genannt wird, liegt den Einwohnern sehr am Herzen. Versuche, hier einen Golfplatz oder ein Hotelressort zu errichten, sind auf erbitterten Widerstand gestoßen und aufgegeben worden.
Als wir den Eingang erreichen, ist es kurz vor 16 Uhr, und das Büro ist nicht mehr besetzt. Der Zugang zum Park ist kostenlos, nur für die Übernachtung auf dem Campground zahlt man. Die Tankanzeige steht bereits auf Reserve und im Park gibt es keine Tankstelle, da drehen wir sicherheitshalber um. Nachdem wir getankt haben, finden wir noch einen herrlich gelegenen Caravan-Park an der Küste in Yanakie, nur vier Kilometer vom Parkeingang entfernt.
Am nächsten Morgen fahren wir das Stück zurück.
Nach ca. zehn Kilometern sehen wir auf einer Wiese Kängurus und Emus. Nur drei Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz davor. Das wollen wir uns aus der Nähe ansehen. Als wir uns den Tieren nähern sehen wir, dass die Kängurus markiert sind. Verschieden farbige Puschel in den Ohren und ein Halsband lassen sie wie Haustiere wirken. Auf einer Infotafel erfahren wir dann allerdings, dass sie zu Forschungszwecken markiert wurden, sie sind nicht zahm.

Es gibt einen 2,5 Kilometer langen Rundweg, den wir natürlich laufen wollen. Und hier sehen wir weitere Kängurus, markierte und unmarkierte. Sie hocken im niedrigen Buschwerk und fressen oder käuen im Liegen wieder. Nur wenn man direkt an ihnen vorbei geht, erkennt man sie. Kein Wunder, dass wir bisher so wenige gesehen haben, sie sind perfekt getarnt. Das ein oder andere hüpft auf zwei Beinen mit langen Sprüngen davon, dabei können sie bis zu 50 kmh schnell sein. Bis zu 1,5 Meter hoch und 13,5 Meter lang (gemessen bei einem grauen Riesenkänguru) können diese Sprünge sein. Zäune können sie also nicht von den Straßen fernhalten. Mindestens fünfzig dieser Tiere haben wir während unseres Rundganges gesehen, dazu noch verschiedene Singvögel und natürlich die Emus.
Die Straße im Park wird kurvenreicher, je näher wir der Bergkette kommen. Wir halten an einem Aussichtspunkt zum fotografieren.
Zum nächsten, genannt Squeaky Beach muss man ein paar hundert Meter laufen. Der Strand quietscht wirklich beim darüber laufen. Eine traumhafte Bucht, türkisblaues Wasser, schneeweißer Quarzsand und rote Granitfelsen an der Seite, rundgewaschen im Laufe der Jahrtausende.
Tidal River ist der letzte Punkt, den man per Auto erreichen kann. Hier ist das Besucherzentrum, der große Caravan- und Campingplatz, und hier beginnen die meisten Wanderwege. „Sie hätten gestern ruhig kommen können,“ sagt die nette Dame im Büro: „wenn hier niemand mehr ist, bezahlt man einfach am nächsten Tag.“ Jetzt wissen wir Bescheid.
Wir stellen unser Auto auf einen Parkplatz und brechen zu einer der ausgeschilderten Wanderungen auf.
Die Landschaft ähnelt der Tasmaniens sehr stark, schließlich handelt es sich dort um dieselbe Landmasse. Die Verbindung ist durch Absenkung vom Meer überflutet wurden.

Auf dem Weg zum Kap sehen wir einen Kookaburra (lachender Hans), den australischen Nationalvogel ganz nahe auf einem Pfosten sitzen. Der Ausblick von der Spitze des Kaps ist herrlich, wir kraxeln auf den Granitbrocken herum und machen uns dann mit einem Schlenker zum Strand auf den Rückweg.
Ein letzter Halt ist an der Whisky Bay. Auch diese Bucht hat interessante Felsen und einen schönen Strand. Jetzt, am Ende der Saison haben wir den Platz für uns, aber in der Hochsaison herrscht hier bestimmt Gedränge. Wir müssen weiter und fahren Richtung Parkausgang, als mir links im Gras ein dickes Fellbündel auffällt: Ein Wombat!

Den Camper parken und aus dem Auto springen, ist eins. Vorsichtig nähern wir uns dem fressenden Plüschtier, als ein Auto heran braust und der bis dahin unbeeindruckte Wombat die Flucht ergreift. Nach ein paar Kilometern haben wir nochmals Glück,

dieses Mal ist es ein Jungtier, das sich am Straßenrand den Bauch vollschlägt.
Wir fahren noch zwei Stunden bis nach Toora. Hier gibt es wieder ein Hallenbad mit Whirlpool. Nach der Wanderung und dem inzwischen einsetzenden Regen kommt uns das warme Wasser gerade recht.
Der Eigner unseres Campingplatzes in Yanakie hatte uns von Raymond Island erzählt, einer Insel auf der wilde Koalas leben. Die wollen wir unbedingt sehen und fahren durch die Region Gippsland nach Paynesville.
Mit der Fähre geht es in ein paar Minuten auf die Insel. Für Fußgänger ist das kostenlos, nur wer sein Auto mitnehmen will muss bezahlen. Es gibt einen markierten Koala-Weg, dem wir folgen. Die Freude ist groß, als Klaus den ersten Koala schlafend in einer Astgabel eines Eukalyptusbaumes entdeckt. Ich sehe den nächsten, und dann kommen wir mit zählen nicht mehr nach.
Die Tiere klemmen sich zwischen ein paar Äste und schlafen, immerhin 19 Stunden täglich. Zwischendurch werden vom sicheren Platz aus alle erreichbaren Blätter vertilgt, bevor man sich ganz langsam einem anderen Ast zuwendet. Etliche Bäume tragen Manschetten aus Plastik oder Blech, damit die Koalas nicht hinaufklettern können. Die Bäume müssen sich erholen. Wir sehen auch einige, die nicht mehr zu retten sind. Und als Zugabe entdecken wir dann noch Kängurus, und vor dem Camper warten zwei hungrige Trauerschwäne, was für ein schönes Erlebnis. Wir sind abends in Lake Entrances noch ganz begeistert.
historisches Bauwerk in den Gippslands
Den nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden. In dem Ort Eden gibt es ein Museum, das dem Orka oder Killerwal gewidmet ist. Eden liegt auf einem hügeligen Kap. Teilweise geht es ganz schön steil bergauf oder bergab.

Auch zum Museum ist der Weg stark ansteigend. Diese kleinen Museen sind etwas Besonderes, alle Mitarbeiter sind mit Herzblut dabei und freuen sich besonders über Besucher, die von soweit herkommen.
diese Rheuma-Therapie hat es mir angetan
Danach geht es weiter nach Narooma, einer Stadt, in der seit über 100 Jahren Austern gezüchtet werden. Abends machen wir noch einen Spaziergang am Meer entlang, als wir einen dunklen Schatten im Wasser sehen.
Ein Stück weiter, im Schein der Straßenlampen erkennen wir einen Rochen. Plötzlich sind es ungefähr zehn Tiere, die hier nahe am Ufer wie im Rausch hin und her gleiten. Mit einer Spannweite von mehr als eineinhalb Metern sind sie sehr beeindruckend. Der Angler, der am Cleaning-Point seinen gefangenen Lachs ausnimmt, schuppt und wäscht, kann unsere Begeisterung nicht teilen, wahrscheinlich weil Rochen unter strengem Schutz stehen und nicht gefangen werden dürfen. Aber wir sind begeistert, wie sorgfältig er anschließend den Platz putzt, bevor er mit seinem Fang ins Auto klettert und verschwindet. Zurück im Camper lassen wir uns unsere Meeresfrüchteplatte schmecken.
Nun sind wir mit ein paar Abstechern auf dem Weg nach Sydney. In Hyams in der Jervis Bay soll der weißeste Strand der Welt sein.
Den schauen wir uns doch noch an. Uns fehlt zwar Vergleichsmaterial, doch glauben wir, dass der Squeaky Beach ebenso weiß ist.
Wir fahren die landschaftlich sehr reizvolle Pazifik-Küstenstraße entlang und wechseln aus Zeitgründen auf die Autobahn. Für die letzte Nacht wollen wir uns schon einen Platz in der Nähe von Sydney suchen. Doch endet unsere Tour anders, als gedacht. Schon seit zwei Tagen merken wir, dass die Kupplung schleift. Dass wir noch so hohe Berge vor uns haben, kommt völlig überraschend für uns. Bergauf gibt es ein Problem. Das Auto fährt nur noch im ersten und zweiten Gang und die Qualmwolke, die es hinter sich herzieht, trägt nicht zu unserer Beruhigung bei. Klaus schleicht hinter einem LKW die Steigung hoch und kann auf einen Parkplatz einbiegen. Der Anruf bei unserem Vermieter hat die strikte Anweisung zur Folge: „Fahren Sie nicht weiter, wir schicken Hilfe.“ Es dauert zwanzig Minuten, dann kommt ein australischer „Gelber Engel“ und leitet uns auf einer steilen Straße durch dichten Wald ein paar Kilometer bergab zur Küste auf einen Campingplatz in Wollongong.
Am nächsten Morgen um zehn Uhr steht ein Abschleppwagen vor unserem Platz. Ein paar Minuten später steht unser Camper hinten auf dem LKW wir sitzen mit im Führerhaus und unterhalten uns angeregt mit dem Fahrer. Unter anderem erzählt er uns, dass der Zusammenstoß eines Autos mit einem Wombat sehr böse Folgen hat. Die Tiere seien so muskulös, dass man das Gefühl habe, gegen eine Betonkugel zu fahren. Gut für uns und den Wombat, dass das nicht passiert ist.
Und so endet unsere Wohnmobiltour. Bestimmt ist das für das Fahrzeug trotz einer Fahrleistung von 360.000 Kilometern noch nicht das Ende. So eine Kupplung ist schnell ersetzt, und teuer ist es auch nicht, erfahren wir.
Jetzt freuen wir uns auf die drei Tage in Sydney.



Irgendwas bringt dieses ungewöhnliche Bauwerk, das auf den Entwurf eines dänischen Architekten zurück geht, in mir zum Beben. So groß haben wir sie uns nicht vorgestellt. Wir laufen die Treppen rauf und drum herum, von jeder Seite sieht sie anders aus. Die Geschichte der Entstehung ist außerordentlich spannend; denn die vorher noch nie gebaute Form erforderte Berechnungen, die kein Mensch ausführen konnte. Auch hier – ich denke an die Elbphilharmonie – überstiegen die tatsächlichen Kosten die veranschlagten um ein vielfaches. Es gab großen Unmut und Schuldzuweisungen, und heute ist Sydney ohne seine Oper undenkbar. Der Architekt allerdings verließ Sydney nach einem Streit mit seinen Auftraggebern und kehrte nie wieder zurück.
Auf der Hauswand läuft ein Zeichentrickfilm, es ist die Geschichte von Snugglepot und Cuddlepie. Mit dieser genau 100 Jahre alten Erzählung von May Gibbs über zwei aus einem Gummibaum geschlüpften Babies und ihre aufregenden Abenteuer sind alle australischen Kinder aufgewachsen und deshalb stehen Groß und Klein hier und schauen sich diesen Film im überdimensionalen Format begeistert an. Eine tolle Idee.
Über den Erfinder, die Auswirkungen auf Schiffbau und Schifffahrt und die anderen Nutzungsmöglichkeiten für diese „Normbehälter“, z.B. im Baubereich. 
Der am Ufer des Avon stehende Bogen der Erinnerung – zum Gedenken an die Gefallenen der verschiedenen Kriege – war beim Erdbeben ebenfalls eingestürzt. 2016 wiedereröffnet hat er nun eine weitere Bedeutung bekommen. Wer Christchurch früher gesehen hat, wird es kaum wiedererkennen.
Wir kommen am Forsyth-See vorbei, der die Heimat einer Kolonie Trauerschwäne ist. Langsam wird die Straße schmaler, die Kurven enger und wir stellen fest: „Freie Fahrt für freie Bürger“ wird hier anders interpretiert. Die Geschwindigkeit ist begrenzt, dafür der Straßenrand nicht. Obwohl es links steil bergab geht, hat man auf Leitplanken oder andere Schutzmaßnahmen verzichtet. Nur die üblichen Begrenzungspfähle stehen im Abstand von 25 Metern neben der Straße. 
Während wir frühstücken fällt mir gegenüber unter einem Baum eine Bewegung auf. Beim Näherkommen sehe ich, dass eine Pelzrobbe sich hier häuslich niedergelassen hat. Unbemerkt von den vielen Spaziergängern liegt sie hier. Nur die Hunde, die morgens ausgeführt werden, bellen sie an, aber auch das verstehen ihre Herrchen und Frauchen nicht und ziehen sie an der Leine weiter, ohne den merkwürdigen Besucher zu bemerken.
Auf der Bundesstraße 1 geht es weiter Richtung Moeraki. Auf einem vorgeschobenen Kap mit Leuchtturm ist eins von mehreren Brutgebieten der seltenen Gelbaugen-Pinguine. Auf einer engen unbefestigten Straße fahren wir bis zum Parkplatz. Vor dort führt ein schmaler Fußweg bis zum Meer.
Ein Stück weiter liegen auf einem grasbewachsenen Vorsprung ein paar Pelzrobben herum. Als wir zurücklaufen hören wir noch immer einige Pinguine rufen.
Am nächsten Morgen fahren wir zu den Boulders, merkwürdigen runden Felsen, die am Strand liegen. Gerade ist Ebbe, so dass wir über den Strand laufen und diese überdimensionalen Kanonenkugeln aus der Nähe betrachten können. Bei den aufgebrochenen Kugeln ist die kristallisierte Innenseite gut zu sehen. Mit viel Fantasie könnte man glauben, Außerirdische hätten bei Nacht und Nebel einen Globus ihres Heimatplaneten hinterlassen.

Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diese Ecke und kehren am regnerischen Sonntag nach Nelson zurück, immer wieder begleitet von großartigen Regenbögen. In Nelson scheint die Sonne. Am Sonntag haben viele Geschäfte geöffnet und so flanieren die Menschen durch die Geschäftsstraßen, sitzen in Cafés oder kommen mit vollen Tüten aus Boutiquen und Supermärkten. Eine schöne Stadt mit perfekter Lage. 

Eine Gruppe junger Menschen sitzt gemütlich im warmen Wasser, den gut gefüllten Bierkasten in Reichweite.
Wir fahren weiter in Richtung Norden und abends stehen wir mit unserem Camper so dicht am Rotorua See, dass wir Enten und Schwäne streicheln könnten, ohne das Auto zu verlassen.

