„The Prom“ und der Weg nach Sydney (Australien)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Die Dame in der Touristen-Information hatte uns empfohlen, von unserem Campingplatz in Springvale an die Bucht zu fahren und von Mentone nach Frankston die Küstenstraße zu nehmen. Heute, am Sonntagmorgen werden am endlos langen Strand in Mentone die Hunde ausgeführt.

P1110341

Ein paar abgehärtete Menschen gehen schwimmen, ein Mann trinkt seinen Kaffee im Meer.  Der Strand ist sauber und aufgeräumt, wir sehen auch gerade, wie ein paar junge Leute in gleichen T-Shirts Zigarettenkippen einsammeln. Auf Schildern werden die Raucher gebeten, die Kippen nicht einfach wegzuwerfen, oder besser noch, aufs Rauchen zu verzichten. Der Strand ist einladend, aber nicht so besonders, dass wir uns länger hier aufhalten. Über Dandenong fahren wir nach San Remo(!).

Als wir über die Brücke nach Philip Island fahren, sehen wir am Strand eine große Gruppe, es ist Fütterungszeit für Pelikane. In vielen Orten füttert man Tiere an, um eine Attraktion für die Touristen zu haben. Im Besucherzentrum erklärt man uns, dass man mit einem Kombi-Ticket vier Attraktionen besichtigen kann:
Auf einer Farm beim Melken von Kühen und Scheren von Schafen zusehen.
Im Koala Conservation Center die putzigen Tiere streicheln.
Die Zwergpinguine bei der Heimkehr vom Meer von einem Platz an der Seite beobachten, gegen einen saftigen Aufpreis bekommt man Plätze in Front zur Küste, dann kann man sie von vorn sehen.
Die Robbenkolonie bei den Nobbies besuchen.

Wir fahren zuerst mal nach Cowes, den größten Ort auf der Insel, und entschließen uns dann zur Weiterfahrt. Es kommt uns alles ein wenig rummelig vor.

Die nächste Empfehlung der netten Dame von der Touristik-Information in Melbourne lautete: „Besuchen Sie unbedingt das Wilsons Promontory, wenn Sie Natur lieben.“ Das tun wir, und deshalb folgen wir auch ihrer Empfehlung. Die Halbinsel (160 Kilometer von Melbourne entfernt) ist der südlichste Punkt des australischen Festlandes. Bereits 1898 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt und umfasst rund 500 km². Fast jeder Bewohner des Bundesstaates Victoria war schon mal hier, und „The Prom“, wie dieser Nationalpark liebevoll genannt wird, liegt den Einwohnern sehr am Herzen. Versuche, hier einen Golfplatz oder ein Hotelressort zu errichten, sind auf erbitterten Widerstand gestoßen und aufgegeben worden.

Als wir den Eingang erreichen, ist es kurz vor 16 Uhr, und das Büro ist nicht mehr besetzt. Der Zugang zum Park ist kostenlos, nur für die Übernachtung auf dem Campground zahlt man. Die Tankanzeige steht bereits auf Reserve und im Park gibt es keine Tankstelle, da drehen wir sicherheitshalber um. Nachdem wir getankt haben, finden wir noch einen herrlich gelegenen Caravan-Park an der Küste in Yanakie, nur vier Kilometer vom Parkeingang entfernt.

Am nächsten Morgen fahren wir das Stück zurück.

Nach ca. zehn Kilometern sehen wir auf einer Wiese Kängurus und Emus. Nur drei Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz davor. Das wollen wir uns aus der Nähe ansehen. Als wir uns den Tieren nähern sehen wir, dass die Kängurus markiert sind. Verschieden farbige Puschel in den Ohren und ein Halsband lassen sie wie Haustiere wirken. Auf einer Infotafel erfahren wir dann allerdings, dass sie zu Forschungszwecken markiert wurden, sie sind nicht zahm.

P1110435

Es gibt einen 2,5 Kilometer langen Rundweg, den wir natürlich laufen wollen. Und hier sehen wir weitere Kängurus, markierte und unmarkierte. Sie hocken im niedrigen Buschwerk und fressen oder käuen im Liegen wieder. Nur wenn man direkt an ihnen vorbei geht, erkennt man sie. Kein Wunder, dass wir bisher so wenige gesehen haben, sie sind perfekt getarnt. Das ein oder andere hüpft auf zwei Beinen mit langen Sprüngen davon, dabei können sie bis zu 50 kmh schnell sein. Bis zu 1,5 Meter hoch und 13,5 Meter lang (gemessen bei einem grauen Riesenkänguru) können diese Sprünge sein. Zäune können sie also nicht von den Straßen fernhalten. Mindestens fünfzig dieser Tiere haben wir während unseres Rundganges gesehen, dazu noch verschiedene Singvögel und natürlich die Emus.

Die Straße im Park wird kurvenreicher, je näher wir der Bergkette kommen. Wir halten an einem Aussichtspunkt zum fotografieren.

Zum nächsten, genannt Squeaky Beach muss man ein paar hundert Meter laufen. Der Strand quietscht wirklich beim darüber laufen. Eine traumhafte Bucht, türkisblaues Wasser, schneeweißer Quarzsand und rote Granitfelsen an der Seite, rundgewaschen im Laufe der Jahrtausende.

Tidal River ist der letzte Punkt, den man per Auto erreichen kann. Hier ist das Besucherzentrum, der große Caravan- und Campingplatz, und hier beginnen die meisten Wanderwege. „Sie hätten gestern ruhig kommen können,“ sagt die nette Dame im Büro: „wenn hier niemand mehr ist, bezahlt man einfach am nächsten Tag.“ Jetzt wissen wir Bescheid.

Wir stellen unser Auto auf einen Parkplatz und brechen zu einer der ausgeschilderten Wanderungen auf.

Die Landschaft ähnelt der Tasmaniens sehr stark, schließlich handelt es sich dort um dieselbe Landmasse. Die Verbindung ist durch Absenkung  vom Meer überflutet wurden.

P1110405

Auf dem Weg zum Kap sehen wir einen Kookaburra (lachender Hans), den australischen Nationalvogel ganz nahe auf einem Pfosten sitzen. Der Ausblick von der Spitze des Kaps ist herrlich, wir kraxeln auf den Granitbrocken herum und machen uns dann mit einem Schlenker zum Strand auf den Rückweg.

Ein letzter Halt ist an der Whisky Bay. Auch diese Bucht hat interessante Felsen und einen schönen Strand. Jetzt, am Ende der Saison haben wir den Platz für uns, aber in der Hochsaison herrscht hier bestimmt Gedränge. Wir müssen weiter und fahren Richtung Parkausgang, als mir links im Gras ein dickes Fellbündel auffällt: Ein Wombat!

P1110418

Den Camper parken und aus dem Auto springen, ist eins. Vorsichtig nähern wir uns dem fressenden Plüschtier, als ein Auto heran braust und der bis dahin unbeeindruckte Wombat die Flucht ergreift. Nach ein paar Kilometern haben wir nochmals Glück,

DSC06774

dieses Mal ist es ein Jungtier, das sich am Straßenrand den Bauch vollschlägt.

Wir fahren noch zwei Stunden bis nach Toora. Hier gibt es wieder ein Hallenbad mit Whirlpool. Nach der Wanderung und dem inzwischen einsetzenden Regen kommt uns das warme Wasser gerade recht.

Der Eigner unseres Campingplatzes in Yanakie hatte uns von Raymond Island erzählt, einer Insel auf der wilde Koalas leben. Die wollen wir unbedingt sehen und fahren durch die Region Gippsland nach Paynesville.

Mit der Fähre geht es in ein paar Minuten auf die Insel. Für Fußgänger ist das kostenlos, nur wer sein Auto mitnehmen will muss bezahlen. Es gibt einen markierten Koala-Weg, dem wir folgen. Die Freude ist groß, als Klaus den ersten Koala schlafend in einer Astgabel eines Eukalyptusbaumes entdeckt. Ich sehe den nächsten, und dann kommen wir mit zählen nicht mehr nach.

Die Tiere klemmen sich zwischen ein paar Äste und schlafen, immerhin 19 Stunden täglich. Zwischendurch werden vom sicheren Platz aus alle erreichbaren Blätter vertilgt, bevor man sich ganz langsam einem anderen Ast zuwendet. Etliche Bäume tragen Manschetten aus Plastik oder Blech, damit die Koalas nicht hinaufklettern können. Die Bäume müssen sich erholen. Wir sehen auch einige, die nicht mehr zu retten sind. Und als Zugabe entdecken wir dann noch Kängurus, und vor dem Camper warten zwei hungrige Trauerschwäne, was für ein schönes Erlebnis. Wir sind abends in Lake Entrances noch ganz begeistert.

historisches Bauwerk in den Gippslands

Den nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden. In dem Ort Eden gibt es ein Museum, das dem Orka oder Killerwal gewidmet ist. Eden liegt auf einem hügeligen Kap. Teilweise geht es ganz schön steil bergauf oder bergab.

DSC06815

Auch zum Museum ist der Weg stark ansteigend. Diese kleinen Museen sind etwas Besonderes, alle Mitarbeiter sind mit Herzblut dabei und freuen sich besonders über Besucher, die von soweit herkommen.

diese Rheuma-Therapie hat es mir angetan

Danach geht es weiter nach Narooma, einer Stadt, in der seit über 100 Jahren Austern gezüchtet werden. Abends machen wir noch einen Spaziergang am Meer entlang, als wir einen dunklen Schatten im Wasser sehen.

Ein Stück weiter, im Schein der Straßenlampen erkennen wir einen Rochen. Plötzlich sind es ungefähr zehn Tiere, die hier nahe am Ufer wie im Rausch hin und her gleiten. Mit einer Spannweite von mehr als eineinhalb Metern sind sie sehr beeindruckend. Der Angler, der am Cleaning-Point seinen gefangenen Lachs ausnimmt, schuppt und wäscht, kann unsere Begeisterung nicht teilen, wahrscheinlich weil Rochen unter strengem Schutz stehen und nicht gefangen werden dürfen. Aber wir sind begeistert, wie sorgfältig er anschließend den Platz putzt, bevor er mit seinem Fang ins Auto klettert und verschwindet. Zurück im Camper lassen wir uns unsere Meeresfrüchteplatte schmecken.

Nun sind wir mit ein paar Abstechern auf dem Weg nach Sydney. In Hyams in der Jervis Bay soll der weißeste Strand der Welt sein.

Den schauen wir uns doch noch an. Uns fehlt zwar Vergleichsmaterial, doch glauben wir, dass der Squeaky Beach ebenso weiß ist.

Wir fahren die landschaftlich sehr reizvolle Pazifik-Küstenstraße entlang und wechseln aus Zeitgründen auf die Autobahn. Für die letzte Nacht wollen wir uns schon einen Platz in der Nähe von Sydney suchen. Doch endet unsere Tour anders, als gedacht. Schon seit zwei Tagen merken wir, dass die Kupplung schleift. Dass wir noch so hohe Berge vor uns haben, kommt völlig überraschend für uns. Bergauf gibt es ein Problem. Das Auto fährt nur noch im ersten und zweiten Gang und die Qualmwolke, die es hinter sich herzieht, trägt nicht zu unserer Beruhigung bei. Klaus schleicht hinter einem LKW die Steigung hoch und kann auf einen Parkplatz einbiegen. Der Anruf bei unserem Vermieter hat die strikte Anweisung zur Folge: „Fahren Sie nicht weiter, wir schicken Hilfe.“ Es dauert zwanzig Minuten, dann kommt ein australischer „Gelber Engel“ und leitet uns auf einer steilen Straße durch dichten Wald ein paar Kilometer bergab zur Küste auf einen Campingplatz in Wollongong.

Am nächsten Morgen um zehn Uhr steht ein Abschleppwagen vor unserem Platz. Ein paar Minuten später steht unser Camper hinten auf dem LKW wir sitzen mit im Führerhaus und unterhalten uns angeregt mit dem Fahrer. Unter anderem erzählt er uns, dass der Zusammenstoß eines Autos mit einem Wombat sehr böse Folgen hat. Die Tiere seien so muskulös, dass man das Gefühl habe, gegen eine Betonkugel zu fahren. Gut für uns und den Wombat, dass das nicht passiert ist.

Und so endet unsere Wohnmobiltour. Bestimmt ist das für das Fahrzeug trotz einer Fahrleistung von 360.000 Kilometern noch nicht das Ende. So eine Kupplung ist schnell ersetzt, und teuer ist es auch nicht, erfahren wir.

Jetzt freuen wir uns auf die drei Tage in Sydney.

In Sydney (Australien)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

 
DSC06926
Mit zwei Koffern und zwei Rucksäcken haben wir den Camper bezogen. Jetzt stehen dort plötzlich vier Rucksäcke, zwei Koffer, eine Stofftasche und eine Kiste mit Lebensmitteln. Merkwürdig, unser Gepäck hat sich vermehrt, obwohl wir viele der extra für den Camper gekauften Dinge in der Vermietstation lassen. 
In den vergangenen 52 Tagen sind wir 12.500 Kilometer gefahren und haben dafür 1.520 Liter Benzin getankt, von 1,32 $ bis 2,00 $ beliefen sich die Preise für einen Liter. Von allem was wir gesehen haben, möchten wir keinen einzigen Kilometer missen, selbst die Strecke in Broome als wir im Sand stecken blieben, war rückblickend ein Erlebnis.
Und nun beziehen wir für einen günstigen Preis ein erstaunlich luxuriöses Appartement in der Nähe des Flughafens. In den 65 m² verlaufen wir uns fast nach der Zeit auf engstem Raum.
Wir sind in ein paar Minuten an der Metro Station und können im 12 Minuten-Takt in die Innenstadt fahren. Mit der aufladbaren Magnetkarte ist das alles sehr unkompliziert.
Der Samstag ist grau in grau, uns zieht es trotzdem ins Zentrum. Die elektronische Schranke an der Metro bucht 2,42 $ von unserem Guthaben ab. Von der Station Central läuft man an der Bucht entlang, immer die Harbor Bridge im Blick.

P1110480
Menschen auf der Harbor Bridge

Auch an diesem ungemütlichen Tag sind viele Menschen unterwegs. Restaurants und Geschäfte reihen sich an der Uferpromenade aneinander. Als wir um die Ecke biegen und plötzlich die Oper vor uns sehen, schießen mir die Tränen in die Augen.
DSC06932Irgendwas bringt dieses ungewöhnliche Bauwerk, das auf den Entwurf eines dänischen Architekten zurück geht, in mir zum Beben. So groß haben wir sie uns nicht vorgestellt. Wir laufen die Treppen rauf und drum herum, von jeder Seite sieht sie anders aus. Die Geschichte der Entstehung ist außerordentlich spannend; denn die vorher noch nie gebaute Form erforderte Berechnungen, die kein Mensch ausführen konnte. Auch hier – ich denke an die Elbphilharmonie – überstiegen die tatsächlichen Kosten die veranschlagten um ein vielfaches. Es gab großen Unmut und Schuldzuweisungen, und heute ist Sydney ohne seine Oper undenkbar. Der Architekt allerdings verließ Sydney nach einem Streit mit seinen Auftraggebern und kehrte nie wieder zurück.
Wir haben richtig Glück, seit Ende Mai läuft die Vivid, ein jährliches Ereignis mit Licht, Musik und Kunst. Um 17 Uhr geht es mit Musik los.

Ein paar Bands spielen zur Unterhaltung der Wartenden. Punkt 18 Uhr beginnt die eigentliche Show. Die Dächer der Oper werden zur Projektionsfläche für fantastische bewegte farbige Muster.

Die Harbor Bridge erstrahlt in immer anderen Farbkombinationen. Die ringsum liegenden Hochhäuser werden in unterschiedlichen Farbtönen angeleuchtet. Der botanische Garten – der an das Gelände der Oper anschließt – ist bei freiem Eintritt in diese Zauberwelt eingebunden.

Immer neue überraschende Objekte tauchen vor uns auf. Die Rasenflächen sind mit Schaumgummiplatten belegt, damit die vielen Besucher keine bleibenden Schäden hinterlassen. Auf großen Rasenflächen sind Stände aufgebaut. Verkauft werden alle möglichen kleinen Gerichte und Getränke, sogar Glühwein ist im Angebot. Mehrere Toilettenwagen stehen zur kostenlosen Benutzung bereit. Auf einem Gebäude, das an Dornröschens Schloss erinnert, werden Videos projiziert, die von Studenten der Kunstakademie geschaffen wurden. In einem Teich stehen dicht an dicht Leuchtkugeln in Tennisballgröße auf langen schwankenden Stäben. In unterschiedlichen Intervallen wechseln sie die Farbe, dazu läuft eine Erzählung vom Band, untermalt von Effekten aus der Nebelmaschine.
Nach einer großen Runde kommt man zu einer Hauptstraße. Viele Menschen in Leuchtwesten weisen die Besucher in die richtige Richtung und regeln den Autoverkehr entsprechend. Auf dem Rückweg zur Metro kommen wir am ehemaligen Zollhaus vorbei. Eine Schar Menschen, Erwachsene und Kinder hat sich hier versammelt.
P1110531Auf der Hauswand läuft ein Zeichentrickfilm, es ist die Geschichte von Snugglepot und Cuddlepie. Mit dieser genau 100 Jahre alten Erzählung von May Gibbs über zwei aus einem Gummibaum geschlüpften Babies und ihre aufregenden Abenteuer sind alle australischen Kinder aufgewachsen und deshalb stehen Groß und Klein hier und schauen sich diesen Film im überdimensionalen Format begeistert an. Eine tolle Idee.
Der Sonntag bringt dann wieder Sonnenschein und natürlich nehmen wir auch heute wieder die Metro. An der Station St. James (Hydepark) steigen wir aus.

Alle Geschäfte sind geöffnet, Straßenmusiker beleben die Szene und es herrscht reger Betrieb in der Innenstadt.
Wir laufen zum Darling Harbor Viertel, das natürlich am Wasser liegt und kommen

vorbei am Aquarium, Tierpark und Wachsfigurenkabinett bis zu einer Haltestelle der Fähre. Mit der geht es zurück zur Central-Station. Und vom Wasser aus hat man dann auch den Blick, der auf Millionen Ansichtskarten zu sehen ist: Die Oper hinter der Habor Bridge. An diesem sonnigen Tag sind doppelt so viele Menschen unterwegs wie gestern. Kreuz und quer laufen wir durch das Zentrum, sehen Museen, Theater und Kinos, laufen durch Chinatown und die Market-Hall.
 
Am Montag lassen wir unser Gepäck im Hotel, um ein letztes Mal in die Innenstadt zu fahren. Gestern waren alle Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos. Erstaunlich, Australien hat nur gut ein Drittel unserer Bevölkerung, die Steuern sind niedriger, trotzdem ist der öffentliche Nahverkehr viel günstiger und strecken- oder tageweise sogar kostenlos. Wie machen die das? Heute ist die Metro brechend voll und es kostet auch wieder Geld.

Einmal möchte ich ins QVB (Queen Victoria Building), ein prächtiges Einkaufszentrum im neoromanischen Stil vom Ende des 19. Jahrhunderts. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt, bis man in die Schaufenster der luxuriösen Boutiquen schaut, aber mich interessiert die Architektur am meisten. Dann laufen wir zum Marinemuseum, wo gerade außerhalb eine öffentliche Ausstellung zum Thema „Container“ stattfindet, natürlich in Containern.
DSC07082Über den Erfinder, die Auswirkungen auf Schiffbau und Schifffahrt und die anderen Nutzungsmöglichkeiten für diese „Normbehälter“, z.B. im Baubereich.
Weiter zum Fischmarkt, der auch zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt gehört.

Rundherum gibt es Lokale und einige Menschen sitzen draußen – umlagert von Möwen und Ibissen, die auf milde Gaben hoffen – und verzehren ihr Mittagessen. Eine der Möwen ist besonders dreist und klaut mir den Rest meines Sandwiches direkt aus der Hand.

In der Halle finden wir ein Schlemmerparadies für Fisch- und Meeresfrüchte-Liebhaber. Austern aus verschiedenen Gegenden liegen geöffnet auf blauen Tabletts. Shrimps in allen Größen, Krabben, Muscheln, Krebse und Fische, alles ist auf Eis arrangiert und sieht überaus appetitlich aus. Verkäufer und die Mehrzahl der Kunden sind asiatischer Herkunft. Auch in der Halle kann man essen, es gibt eine Sushi- und eine Lobster-Bar. Jakobsmuscheln werden mit einem Brenner gratiniert und einzeln verkauft und Austern sind ebenfalls stückweise erhältlich.
Ein letzter Blick auf all diese Köstlichkeiten, dann müssen wir aber zurück, unser Gepäck abholen und mit der Metro zum internationalen Flughafen fahren.
Der Schalter unserer günstigen Fluglinie (wir hatten noch zwei Gutscheine vom letzten verspäteten Flug) liegt gefühlte 10 Kilometer vom Eingang entfernt. „Sie haben ein Flugticket für die Ausreise aus Neuseeland?“ fragt der Mitarbeiter am Schalter. Wir schütteln den Kopf. Klar, irgendwann hatte ich das gelesen, aber vollständig vergessen. Ohne ein gültiges Rückflugticket werden wir nicht mitgenommen, was viele Ärgernisse nach sich zieht:

  1. Unser Flug verfällt ersatzlos
  2. Unser gebuchtes Hotel verfällt ersatzlos
  3. Unser gemieteter Camper wartet nur bis zum Ende der gemieteten Zeit auf uns.

Jetzt ist guter Rat teuer. Im Flughafen gibt es ein Reisebüro, dahin bewegen wir uns im Laufschritt.
Eine sehr kompetente junge Dame beratschlagt mit uns, wie es weitergehen kann.
Weiterreise nach Mexiko (nächstes Ziel auf unserer Wunschliste) klappt nicht, weil alle Flüge eine Zwischenlandung in USA haben und wir noch kein ESTA (Electronic System for Travel Authorization = Genehmigung, ein Flugzeug mit Ziel USA zu betreten) haben. Direktflug nach Chile oder Argentinien scheidet aus Kostengründen aus. Rückflug nach Sydney ist die einzige Möglichkeit, die sich auf die Schnelle ergibt. Leider fallen bei einer Stornierung Gebühren an. Wenn wir allerdings selbst buchen, könnten wir kostenlos stornieren.
Dieser Versuch schlägt fehl, die Verbindung bricht immer wieder zusammen, so dass wir doch zurück zu der netten Dame gehen und den Flug nach Sydney buchen. Während sie alle Daten in den Computer eingibt, hastet Klaus noch mal zurück zum Abfertigungsschalter, um Bescheid zu sagen, dass wir noch kommen.
Geschafft, wir haben die Tickets, die Koffer sind aufgegeben, nur noch durch die Passkontrolle, die hier ohne menschliche Mitarbeit stattfindet: Pass auf den Scanner legen, mit unbewegtem Gesicht in die Kamera schauen, und nach einem kurzen Moment öffnet sich die Schranke. Jetzt noch die Sicherheitskontrolle durchlaufen, dann heißt es: „Goodbye Australia!“
DSC07548

Von Christchurch nach Omarama (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Nach dreieinhalb Stunden Flug, durch die Zeitverschiebung jedoch fünfeinhalb Stunden später, erreichen wir Christchurch. Schon im Flugzeug haben wir Formulare bekommen, in denen speziell nach mitgebrachten Pflanzenteilen oder Lebensmitteln gefragt wird. Ich habe schon überall „NEIN“ angekreuzt, dann fällt mir ein, dass ich noch Gewürze im Gepäck habe, und korrigiere das. Vielleicht hat auch die Durchsage, dass falsche Angaben mit Geldstrafen zwischen 400 und 10.000 $ geahndet werden, meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen.
Bei der Einreise wird dieser Zettel genauestens angeschaut. Der Zollbeamte, ein Mann mittleren Alters, will ganz genau wissen was wir dabei haben. Rosmarin, Thymian und Pfefferkörner lässt er durchgehen. Trotz der Versicherung, dass ich unsere Trekkingsandalen in der Maschine gewaschen habe muss Klaus den Koffer öffnen; er will die Schuhe sehen. Zufrieden mit dem Ergebnis ist er dann beim Einpacken und Verschließen des Koffers behilflich und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Neuseeland. Alles geht bestimmt aber sehr freundlich vonstatten. Um 2 Uhr nachts verlassen wir mit den letzten Passagieren die Einreisekontrolle.
Am Ausgang ist eine Tafel angebracht, auf der die Hotels in Christchurch aufgeführt sind. Hinter jedem Namen steht eine Nummer, bei unserem die 27. Die rufen wir mit dem daneben stehenden Telefon an und sind mit der Rezeption unseres gebuchten Hotels verbunden. „Wir schicken Ihnen sofort einen Wagen,“ lautet die Antwort und kurze Zeit später sind wir dann im Hotel. Weil wir so spät kommen, dürfen wir das Zimmer morgens eine Stunde länger bewohnen.
Um 12 Uhr werden wir mit dem Auto von der Vermietstation im Hotel abgeholt. Dann dauert es noch eine ganze Weile, bis wir unser neues rollendes Heim bekommen; die Computer sind ausgefallen und die Mitarbeiter müssen alle schon gespeicherten Angaben nochmal per Hand aufnehmen. Schließlich ist auch das geschafft und wir können vom Hof fahren. Dieses Mal haben wir uns für ein größeres Fahrzeug (mit Toilette) entschieden, 7 Meter lang, 2 Meter breit und 3 Meter hoch ist das Vehikel. Heute geht es nur ein paar Kilometer weit, bis zu einem in der Stadt liegenden Campingplatz. Drei Tage bleiben wir in Christchurch, um uns einzurichten, Lebensmittel einzukaufen und die Stadt zu erkunden. Im nahe gelegenen Einkaufszentrum sind am Nachmittag viele Schüler unterwegs. An unterschiedlichen Uniformen kann man erkennen, zu welcher Schule sie gehören. Schottenkaros in klassischen Farben und Mustern gehören zu jeder Kombination.

Im Kaufhaus entdecke ich später eine ganze Abteilung mit Kleidung für Kindergarten- und Schulkinder, getrennt nach den einzelnen Schulen. Die passenden Schuhe stehen gleich im nächsten Regal. Ich glaube, dass diese Regelung für Eltern und Kinder viele Vorteile bringt. Niemand wird gehänselt, weil er die „falsche“ Jeans oder Schuhe einer Marke trägt, die nicht „in“ ist.
Nach den verheerenden Erdbeben 2010 und 2011, bei denen 185 Menschen ihr Leben verloren und 70% der Gebäude zerstört wurden ist der Wiederaufbau in Christchurch schon weit fortgeschritten. Viele supermoderne Gebäude sind entstanden.

Einige alte Fassaden stehen noch, von der Rückseite durch Container gestützt. Überhaupt ist aus dem seinerzeit schnell geschaffenen Provisorium aus Containern durch die begeisterte Zustimmung der Menschen eine dauerhafte Einrichtung geworden.

Cafés, Bars und Shops haben ihr dauerhaftes Zuhause in bunten Containern gefunden.
P1110597Der am Ufer des Avon stehende Bogen der Erinnerung – zum Gedenken an die Gefallenen der verschiedenen Kriege – war beim Erdbeben ebenfalls eingestürzt. 2016 wiedereröffnet hat er nun eine weitere Bedeutung bekommen. Wer Christchurch früher gesehen hat, wird es kaum wiedererkennen.
Eine restaurierte Straßenbahn fährt Touristen auf einer 2,5 Kilometer langen Schleife durch die Innenstadt. Den Weg kann man auch ganz bequem laufen.

Auf dem Platz vor der „Christchurch Cathedral“, die noch immer ohne ihren Turm dasteht, ist eine Schulklasse damit beschäftigt, Informationen zu sammeln. Die Kinder lesen aufmerksam die Texte auf den Informationstafeln, fotografieren oder machen sich Notizen. Ob die Kathedrale an dieser Stelle wieder aufgebaut wird, ist bis heute noch unklar, die noch stehenden Reste sollen jedenfalls abgerissen werden.
Busfahren ist in Christchurch eine beinahe neue Erfahrung. Der Busbahnhof ist eins der neuen großartigen Bauwerke. Rund zwanzig Halteboxen können an dem in Bumerang-Form gestalteten Gebäude angefahren werden. Glastüren öffnen sich automatisch beim Ein- und Aussteigen und die Passagiere stehen nicht im Freien, sondern haben eine geschlossene große helle Wartehalle mit Sitzbereichen, wo sie ihre Handys laden können. In kleinen Läden kann man Essen und Getränke kaufen oder gleich dort verzehren. Und wenn der Bus kommt, stellen sich alle in einer Reihe hintereinander an, niemand drängelt. Wunderbar, man kann aussteigen, ohne sich den Weg freikämpfen zu müssen.
In der Nacht trommelt der Regen auf das Dach unseres Campers und wir befürchten, dass wir auf unsere Fahrt auf die Banks-Halbinsel verzichten müssen. Doch als wir um 10 Uhr den Caravan-Park verlassen, kämpft sich die Sonne langsam durch die Wolken und je weiter wir nach Osten fahren, umso schöner wird es.
Wir staunen über die vielen mehrere Meter hohen und bis zu zwei Meter breiten Hecken, die Weiden und Gebäuden als Windschutz dienen. Bei einer kann man sehen wie hoch die Leiter ist, die der Farmer beim beschneiden eingesetzt hat. Bis vier Meter Höhe ist die Hecke akkurat gestutzt, darüber sprießen die Koniferen in alle Richtungen.
DSC07130 - KopieWir kommen am Forsyth-See vorbei, der die Heimat einer Kolonie Trauerschwäne ist. Langsam wird die Straße schmaler, die Kurven enger und wir stellen fest: „Freie Fahrt für freie Bürger“ wird hier anders interpretiert. Die Geschwindigkeit ist begrenzt, dafür der Straßenrand nicht. Obwohl es links steil bergab geht, hat man auf Leitplanken oder andere Schutzmaßnahmen verzichtet. Nur die üblichen Begrenzungspfähle stehen im Abstand von 25 Metern neben der Straße.

Die Aussicht ist auf jeden Fall spektakulär, eingebettet zwischen alten Bergen vulkanischen Ursprungs liegt eine große Bucht. Die Stadt Akaroa am östlichen Ufer ist unser Ziel. 1838 ließ sich der französische Kapitän eines Walfangschiffes hier ein Stück Land reservieren. 1840 trafen die ersten Siedler aus Frankreich ein und gründeten die Stadt Akaroa.

Noch heute sind viele französische Namen zu finden, aber die Sprache der Einwohner ist inzwischen durchweg englisch.

Von unserem über der Bucht gelegenen Campingplatz mit toller Aussicht führt ein steiler Fußweg in den Ort. Wir kommen am Bowling-Platz vorbei. Ein paar Männer spielen und wir schauen ihnen eine Weile zu. Es erinnert eher an Boule, als an das uns bekannte Spiel mit Kegeln und Kugel. Es gibt eine kleine weiße Holzkugel, die auf dem Kunstrasen ans andere Ende geworfen wird. Die beiden aus drei Personen bestehenden Mannschaften versuchen, ihre eigenen verzierten sechs Holzkugeln die etwa die Größe von Pampelmusen haben so nahe wie möglich an die Zielkugel zu bringen. Sie darf allerdings nicht getroffen werden.DSC07138 - KopieEine der Sehenswürdigkeiten, die St. Patrick Pfarrkirche ist zur Zeit in weiße Folie eingewickelt, wahrscheinlich hat auch sie bei dem Erdbeben Schäden davon getragen, schließlich lag das Epizentrum seinerzeit unter der Halbinsel. Viele hübsche Lokale mit kleinen Gärten liegen link und rechts der Hauptstraße. Die Hänge hinauf stehen Häuser mit unverbaubarem Blick auf die Bucht. In der Saison verzehnfacht sich die Einwohnerzahl auf 7.000. Gute 70 Kilometer von Christchurch entfernt haben sich vermögende Stadtbewohner hier Wochenendhäuser gebaut. Der Blick in den Sternenhimmel in der Nacht ist unglaublich schön.
Noch eine Rundfahrt am nächsten Morgen, dann fahren wir den größten Teil der Strecke zurück und halten uns Richtung Süden. Die Entfernungen sind – im Gegensatz zu Australien – wieder überschaubar. Auf der Bundesstraße herrscht moderater Verkehr und so erreichen wir am Nachmittag die Stadt Oamaru. Wir haben gelesen, dass hier eine Kolonie Zwergpinguine leben soll und die möchten wir gern sehen. Von unserem Caravanplatz direkt am Meer machen uns gleich auf den Weg zum Pinguin-Center.

Auf halber Strecke sehen wir auf einem alten Pier eine große Anzahl Vögel sitzen. Es müssen einige hundert sein, die meisten sind Shags aus der Familie der Kormorane, die bereits ihr Nachtquartier aufgesucht haben.
Im Pinguin Center werden wir zu einer Terrasse geleitet und hören einen Vortrag zur Lebensweise der Tiere und zur Arbeit der Mitarbeiter in der Aufzuchtstation. Die Tiere werden hier nicht gefüttert, ihnen wird nur ein geschützter Bereich zum Schlafen und Brüten geboten. Unbeeindruckt liegt währenddessen eine Pelzrobbe dicht hinter dem Geländer und riecht wie ein Fass verdorbener Fisch.
Die Zwergpinguine oder blauen Pinguine leben an vielen Küstenabschnitten in Neuseeland. Aber nur in Oamaru kehren sie abends in Gruppen von ihrem täglichen Fischfang zurück. Wenn es bereits dunkel ist, sammeln sie sich im Uferbereich. Es kommt uns vor wie ein Zauberkunststück, gerade war der Strand noch leer, und nach der nächsten Welle stehen dort 15 bis 20 dieser niedlichen Tiere. Gemeinsam klettern sie die Felsen hoch, verharren kurz und watscheln dann zu einem Eingang. Mehrmals wiederholt sich das Schauspiel mit einer unterschiedlichen Anzahl von Tieren. Einer nimmt einen anderen Weg, er klettert an der Seite hoch, läuft an der Robbe vorbei und hüpft durch den Zaun. Zwei Meter vor der Terrasse mit den Besuchern bleibt er stehen, seine 20 bis 25 cm zur vollen Größe aufgerichtet und schaut sich an, was da für komische Wesen auf den Stufen hocken. Danach läuft er weiter zu seinem Schlafplatz. Nach eineinhalb Stunden sind 80 Tiere zurückgekommen. Während ihrer Jagd nach Beute legen sie bis zu 100 Kilometer zurück und können 60 Meter tief tauchen. Sie sind total erschöpft und brauchen die Nacht zur Erholung. Die finden sie in einem abgetrennten Bereich, den die Besucher nicht betreten können. Etliche Bruthöhlen – sie erinnern stark an die Häuser der Hobbits – sind ins Erdreich eingegraben und werden von vielen Tieren gern angenommen, einige legen ihre Eier jedoch an anderer Stelle und brüten dann auch dort. Kurz bevor die Sonne aufgeht laufen sie den Weg zurück ins Meer. Fotografieren ist hier leider strengstens verboten.
DSC07167 - KopieWährend wir frühstücken fällt mir gegenüber unter einem Baum eine Bewegung auf. Beim Näherkommen sehe ich, dass eine Pelzrobbe sich hier häuslich niedergelassen hat. Unbemerkt von den vielen Spaziergängern liegt sie hier. Nur die Hunde, die morgens ausgeführt werden, bellen sie an, aber auch das verstehen ihre Herrchen und Frauchen nicht und ziehen sie an der Leine weiter, ohne den merkwürdigen Besucher zu bemerken.
Die Stadt Oamara wurde 1859 gegründet und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der dort vorkommende Kalkstein ist gut zu bearbeiten und wurde bei vielen älteren Gebäuden verbaut. Seit der Hafen geschlossen ist, hat die Stadt ihre einstige wirtschaftliche Bedeutung verloren. Doch setzt man geschickt auf Tourismus, indem eine alte Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen und ein markierter Rundweg durch die Stadt angelegt wurde.

Er führt durch das Hafengebiet, wo in ehemaligen Lagerhallen viele nette Cafés, Geschäfte und Restaurants entstanden sind. Das hervorragend ausgestattete Besucherzentrum hat auch am Sonntag geöffnet und die Dame gibt uns wertvolle Tipps und eine Menge an Material mit. Der Rundgang führt weiter an den alten Häusern aus Limestone (Kalkstein) vorbei durch einen wunderbaren Park.

Nach dem Überqueren der Eisenbahnschienen kommen wir zum alten Friedhof, der sich wellenförmig über zwei Hügel den Hang hochzieht. Mindestens vier Generationen sind hier bestattet worden, und wir verbringen einige Zeit damit, die Inschriften der Grabsteine zu lesen.

Ganze Romane erzählen sie; einer Familie sind zum Beispiel innerhalb eines Jahres zwei Kinder gestorben, die Mutter überlebte sie auch nur um ein Jahr.
Durch ein schönes Wohngebiet, in dem kein Haus dem anderen gleicht, geht es weiter den Hügel hoch.

Doch auch was in den Vorgärten der Häuser wächst, ist faszinierend. Hier ist Spätherbst und Narzissen, Rhododendron und Azaleen beginnen zu blühen. Hortensien und Rosen sind bereits verblüht. Wie eigenartig, dass es Pflanzen gibt, die noch immer die Wachstumsperioden der nördlichen Halbkugel haben. Oben angekommen haben wir einen großartigen Überblick über die Bucht.
Während wir auf einer Bank die Aussicht genießen, kommt ein Paar mit Hund den Weg vom Hafen hoch gelaufen. Wir unterhalten uns eine Weile. Die Frau erzählt begeistert von der historischen Kirche, die bereits 120 Jahre alt ist und muss dann lachen weil ihr einfällt, dass 120 Jahre für eine Kirche in Europa nichts ungewöhnliches ist.
Der Weg bergab durch den dicht begrünten Hügel zeigt uns immer wieder neue Ausblicke. Wir werfen einen letzten Blick auf die Robbe und fahren dann weiter. Die Dame in der Touristeninformation hatte uns einen Rundweg empfohlen, der den Waitaki River entlang ins Landesinnere führt. Leider beginnt es zu regnen und bis wir unseren Campingplatz in Omarama erreichen, hört es auch nicht mehr auf.

Clay Cliffs, Pinguine, Dunedin und der Milford Sound (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Am Morgen hat der Regen aufgehört. Es ist noch neblig, aber helle Stellen lassen auf die Sonne hoffen. In der Nähe sind die Clay Cliffs, eine rund 2 Millionen Jahre alte Felsformation, da wollen wir hin. Das Gebiet ist in Privatbesitz und bevor man durch das Tor fährt, liest man ein Schild mit der Aufforderung 5 $ Eintritt pro Auto in die daneben angebrachte Box zu werfen, andernfalls könnte man Ärger mit der Polizei bekommen. Die Box ist bis obenhin voll mit Geldscheinen. Wie man da feststellen kann, wer bezahlt hat und wer nicht, ist mir ein Rätsel. Wir werfen den Betrag fürsorglich in Münzen in die Box, damit sie die bis oben reichenden Scheine herunterdrücken. Zu leicht wären etliche aus dem Schlitz herauszufingern.
Die Straße ist unbefestigt, aber unser Camper hat ganz offensichtlich gute Stoßdämpfer und so ist die Strecke gut zu befahren.

Nach einigen Kilometern sehen wir dann bizarre Felsen mit farbigen Streifen, die unterschiedlichen Schichtungen aus Geröll und Ton erkennen lassen. Ab jetzt geht es zu Fuß weiter. Es muss in den vergangenen Tagen ordentlich geregnet haben, die Wassermassen haben tiefe Gräben in das Erdreich gezogen, Erosion wie aus dem Lehrbuch. Es geht ständig bergauf, und je näher wir den Felsen kommen, umso mehr Geröll liegt auf dem Weg. Durch schmale Durchgänge klettern wir höher und höher, bis es irgendwann so steil wird, dass bei jedem Schritt die Steine unter unseren Füßen wegrollen. Langsam hat sich die Sonne durch den Nebel gekämpft und wir haben zwischen den Felsspalten schöne Ausblicke in die Landschaft. Wir sind schon wieder auf dem Rückweg, als uns mehrere Besucher entgegen kommen. Schön, dass wir das alles für uns allein hatten.

Von hier aus fahren wir eine Landstraße entlang und kommen nach einiger Zeit zu den Elephant-Rocks, verwitterten grauen Kalksteinfelsen die man bei Nebel durchaus für Elefanten halten könnte. Doch für uns lacht die Sonne und wir können – wieder gegen eine kleine Eintrittsgebühr – auf einer großen Wiese herumlaufen, aus der die Felsen mehrere Meter hoch herausragen. Die ganze Gegend ist von diesen merkwürdigen Steinen durchzogen. Ein paar Kilometer weiter besichtigen wir eine Ausgrabungsstelle, an der das Skelett eines Walfisches freigelegt wurde. Gut geschützt liegt es noch hier unter einer Plexiglashaube.
In vielen Kurven fahren wir durch das hügelige Land, links und rechts sind riesige Schafherden auf den Weiden zu sehen. Einige sind richtig neugierig, sie heben die Köpfe wenn wir angefahren kommen und schauen uns hinterher. Hier sind keine Lämmer zu sehen, vielleicht kommen die ja im hiesigen Frühjahr zur Welt.
P1110698Auf der Bundesstraße 1 geht es weiter Richtung Moeraki. Auf einem vorgeschobenen Kap mit Leuchtturm ist eins von mehreren Brutgebieten der seltenen Gelbaugen-Pinguine. Auf einer engen unbefestigten Straße fahren wir bis zum Parkplatz. Vor dort führt ein schmaler Fußweg bis zum Meer.

Es ist nach 16 Uhr und die Pinguine kehren nach und nach aus dem Meer zurück. Sie sind größer und schwerer als die Zwergpinguine und kommen meist einzeln an. Zielstrebig beginnen sie den steilen Aufstieg und begeben sich in ihr Revier, das sie als Paar bewohnen. Ist der Partner noch nicht zurück, stoßen sie laute Rufe aus und warten ungeduldig auf die Rückkehr. Manche laufen sogar den Weg wieder hinunter, um zu schauen ob ein neu angelandeter Pinguin der schmerzlich vermisste Partner ist. Die Begrüßung ist so liebevoll und herzlich, manch ein Mensch könnte neidisch werden.P1110686Ein Stück weiter liegen auf einem grasbewachsenen Vorsprung ein paar Pelzrobben herum. Als wir zurücklaufen hören wir noch immer einige Pinguine rufen.DSC07296Am nächsten Morgen fahren wir zu den Boulders, merkwürdigen runden Felsen, die am Strand liegen. Gerade ist Ebbe, so dass wir über den Strand laufen und diese überdimensionalen Kanonenkugeln aus der Nähe betrachten können. Bei den aufgebrochenen Kugeln ist die kristallisierte Innenseite gut zu sehen. Mit viel Fantasie könnte man glauben, Außerirdische hätten bei Nacht und Nebel einen Globus ihres Heimatplaneten hinterlassen.
In der Nähe liegt eine empfohlene Rundtour. Bei Trotters Gorge halten wir an und laufen einen Wanderweg bis zu einer Höhle. Der Weg führt durch dichte Vegetation und geht leicht bergauf. Als wir auf einem Schild lesen, dass der Weg ab hier bei Nässe gefährlich ist, kehren wir um. Der Mann, der uns in Tarnanzug und Gummistiefeln entgegen kommt meint allerdings, dass sei übertrieben. Zu spät, jetzt gehen wir auch nicht mehr zurück. Ein neugieriger kleiner Vogel folgt uns ein Stück, setzt sich vor uns auf den Weg, dreht und wendet sich, fliegt hin und her und auf und ab. Er ist groß wie eine Meise und hat einen auffälligen Schwanz aus schwarzen und weißen Federn, den er wie einen Fächer aufstellen kann; Fantail = Fächerschwanz ist sein Name und wir werden ihm bei jeder Wanderung begegnen.
Die schmale Straße führt zwischen Felsen hindurch, dazwischen steht der Stechginster in voller Blüte und lässt eher an Frühsommer als Frühwinter denken. Am Nachmittag erreichen wir Dunedin, die schottisch geprägte Stadt an der Südostküste. Wir brauchen wieder einige Lebensmittel und gehen in den Supermarkt. Einkaufen ist in Neuseeland wie auch in Australien ein Erlebnis. Einerseits das Warenangebot, aber was uns immer wieder begeistert, ist der Service. Neben der Kasse ist ein Drehkreuz mit Plastiktüten befestigt. Sorgfältig werden die vom Scanner erfassten Lebensmittel in die Tüten gepackt. Dabei achtet man auf die richtige Sortierung wie kalt zu kalt, Fisch separat usw. Wehe man legt selbst Hand an, das wird von den Damen und Herren an der Kasse nicht gern gesehen. Erst wenn alles sinnvoll und umsichtig verpackt ist, darf man die Tüten in den Einkaufswagen legen.

Zum Übernachten fahren wir über eine Brücke auf die Otago Halbinsel. Die Straße führt gute 10 Kilometer direkt am Meer entlang. Auch hier verzichtet man auf irgendwelche Begrenzungen. Wir fahren begeistert die kurvenreiche Strecke. Auch eine Buslinie gibt es hier, im 30 Minuten Takt verkehrt der Bus nach und von Dunedin. Die Wartehäuschen sind fantasievoll bemalt, jedes mit einem anderen Motiv.
Nach unserer Übernachtung in Portobello fahren wir weiter ans Kap. Pinguine gibt es auch hier, aber am Vormittag sind sie im Meer unterwegs.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Königs-Albatros, für den es hier ein geschütztes Gebiet gibt. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann ein hiesiger Lehrer sich über Jahrzehnte intensiv mit diesen Vögeln zu beschäftigen. Er hat damit so wertvolle Forschungsarbeit geleistet, dass das Wissen über diese Vögel bis heute darauf aufbaut. Als wir erfahren, dass es nicht sicher ist, ob wir überhaupt Albatrosse zu Gesicht bekommen, sparen wir uns die 40 $ Eintrittspreis pro Person und kehren zurück nach Dunedin.
 

Hier wurde 1861 die erste Universität Neuseelands gegründet. Vom Oktagon – dem Zentrum der 120.000 Einwohner zählenden Stadt – laufen wir zur St. Pauls Kathedrale, in der mir besonders ein Glasfenster gefallen hat, das einen starken Bezug zur hiesigen Gegend hat, weder Albatros, noch Pinguin oder Pelzrobbe fehlen in der Darstellung. Eine Statue des schottischen Dichters Robert Burns, Schöpfer des Liedes „Auld Lang Syne“ steht ganz in der Nähe. Wir laufen zum Bahnhof, der den Titel „meistfotografiertes Gebäude Neuseelands“ trägt und aus Basalt und Oamaru-Kalkstein im flämischen Renaissance-Stil vor über 100 Jahren errichtet wurde. Durch seine Größe und und die Kombination aus dunklen und hellen Steinen zieht er alle Blicke auf sich.
Wir wollen heute noch möglichst weit nach Westen und fahren über Milton, Clinton und Gore nach Lumsden. Der dortige Caravan-Park hat bereits für den Winter seinen Betrieb eingestellt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als nach Sonnenuntergang noch weitere 70 Kilometer weiter zu fahren. Unser Camper ist „self contained“ (er verfügt über ein geschlossenes Abwassersystem) und hat damit die Zulassung für „Freedom-Camping“ – also Übernachten auf freien Park- oder Stellplätzen – aber uns ist das zu kalt, wir brauchen Strom. Der Himmel zeigt zuerst ein spektakuläres Rot, um sich dann in Nebel zu hüllen. Dadurch brauchen wir eineinhalb Stunden bis Te Anau am gleichnamigen See und sind froh, dass der Heizlüfter wohlige Wärme im Camper verbreitet. Als wir dann noch feststellen, dass hier sogar die Waschräume geheizt sind, haben wir die anstrengend Fahrt schnell vergessen.
Am Morgen fahren wir zum Milford Sound. Die Strecke führt am Ufer des Anau Lake entlang und dann ins Gebirge. Dass die Berge hier so steil sind und die Straße sich in engen Kurven bis auf 1000 Meter Höhe windet, kommt unerwartet.

Ebenso der Tunnel in dieser Höhe, der nur eine Fahrspur hat, die durch Ampelsteuerung mal in die eine, dann in die andere Richtung freigegeben wird. Wir haben Rot und müssen warten. Sofort sind ein paar Keas – die frechsten Vögel Neuseelands – da und hoffen auf Futter. Zwar stehen überall Hinweisschilder, dass Füttern verboten ist, aber danach richten sich längst nicht alle Menschen. Deshalb fordern die Papageienvögel recht aufdringlich das, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Wenn sie sich langweilen, vergreifen sie sich gern am Dichtungsgummi der Fensterscheiben von geparkten Autos oder öffnen geschickt unbewachte Rucksäcke. Wir schauen ihnen zu, bis die Ampel auf Grün springt und fahren dann durch einen Tunnel, der dem  ADAC-Tunnel- Prüfteam die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben würde, so eng, so dunkel ist die schmale Röhre.
Auf der anderen Seite geht es ebenso steil wieder bergab. Schneereste links und rechts der Straße zeigen, dass hier schon der Winter Einzug gehalten hat. Die Region gehört zu den regenreichsten der Welt, entsprechend ist die Vegetation.

Den Milford Sound – einen 14 Kilometer langen Fjord kann man nur vom Boot aus richtig sehen, die Berge links und rechts sind steil und dicht bewachsen, laufen ist hier unmöglich und so kaufen wir uns für die Nachmittagstour Tickets. Dick eingepackt in zwei Vlies- und eine Regenjacke und ausgestattet mit Mütze und Handschuhen gehen wir mit vielleicht 20 Passagieren an Bord. Der Kapitän erklärt Landschaft, Sehenwürdigkeiten – wie Wasserfälle und macht auf Tiere aufmerksam. Delfine tauchen am Ende des Fjords auf, Seebären spielen im Wasser und als Zugabe sehen wir noch zwei Königs-Albatrosse. Als wir ganz nah an einen starken Wasserfall fahren, werden uns dicke rote Regenjacken angeboten. Danach tut ein heißer Tee gut, den man sich selbst zubereiten kann. Um halb fünf legt das Boot wieder an und völlig durchfroren entschließen wir uns, die gut 75 Kilometer lange Strecke nach Te Anau zurückzufahren. Hier gibt es nur Stellplätze ohne Stromanschluss, aber ein warmer Camper ist zu verlockend. Wir durchfahren den Tunnel 30 Minuten bevor er für diesen Tag um 18 Uhr geschlossen wird. Kaum ein anderes Auto ist zu dieser Zeit in der Dunkelheit noch unterwegs. Ein Opossum überquert vor uns die Straße. Nur weil ich einen Schlenker fahre, entgeht es dem sicheren Tod. Glück gehabt, kleines Pelztier.

Queenstown, Gletscher und die Great Ocean Road (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Nach dem Frühstück schauen wir uns noch ein wenig in der kleinen Stadt Te Anau um. Im Sommer ist hier ein Paradies für Wassersportler, Angler und Wanderer. Um diese Jahreszeit haben die Bewohner die Stadt fast für sich.

Wir haben ein paar technische Probleme mit unserem Camper und einen Termin in einer Werkstatt in Queenstown vereinbart. Die Fahrt geht zurück nach Lumsden und dann nordwärts am Ufer des Lake Wakatipu entlang durch Franklin bis nach Queenstown. Zuerst fahren wir in die Werkstatt, wo uns zumindest in einer Sache geholfen wird. Dann suchen wir uns einen Platz zum Übernachten. Die Stadt liegt eingebettet zwischen Bergen am Ufer des Sees. Vor allem junge Leute lieben diese Stadt, die den Beinamen Abenteuerhauptstadt der Welt trägt. Hier wurde Bungee-Jumping entwickelt und ist bis heute eine Hauptattraktion der Stadt. Von einem der Berggipfel kann man mit dem Gleitschirm fliegen. Und natürlich ist in den Bergen in dieser Jahreszeit Wintersport möglich. In der Stadt reiht sich Geschäft an Geschäft. Andenken und Sportmode wechseln sich dabei ab. Natürlich gibt es auch Lokale jeglicher Art, in einigen sitzen die Gäste sogar noch draußen. Soviel Touristen haben wir bisher in keiner anderen Stadt gesehen. Auch der Caravan-Park ist in unseren Augen ungewöhnlich voll.

Als wir am Seeufer entlang laufen, wird ein merkwürdiges Gebilde aus dem Wasser gezogen; ein zwei bis drei Meter langer Haifisch aus Kunststoff mit einer Glaskuppel anstelle der Rückenflosse. Zwei junge Männer erzählen uns, dass es so etwas nur hier gibt. Ein Passagier setzt sich in den Fischbauch und saust dann über und unter der Wasseroberfläche durch den See. Irgendwann schießt der grinsende Hai dann 1,50 Meter hoch in die Luft und knallt wieder aufs Wasser.
DSC07470
Weiter am See entlang kommen wir zu einer Gedenktafel. Francis St. Ormer aus Marseilles hat es im 19. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Er hatte die Idee und als Ratsherr auch die Möglichkeit, das bis dahin unbegrünte Seeufer mit Bäumen zu verschönern und begann zu pflanzen. Nach seinem Tod führten andere seine Mission fort. Queenstown verdankt ihm einen herrlichen Park, der Einheimische und Besucher erfreut.
DSC07472

Queenstown liegt wunderschön, aber die meisten Highlights dieser Stadt sprechen uns nicht besonders an. Für uns reicht ein Tag hier und so fahren wir am Samstagmorgen nach Wanaka. Wir meiden die kurze Strecke durch die Berge, zu viele Menschen sind hier bereits mit Skiern oder Snowboards unterwegs. Wir fahren zuerst nach Cromwell. Geheimnisvoll wabert der Nebel durch das Tal. Verschwommen tauchen links und rechts der Straße Weingärten auf. Die Weingüter haben so prosaische Namen wie: Nasse Jacke oder Verrückter Hund. Als wir Wanaka am gleichnamigen See erreichen, ist die Sonne endgültig herausgekommen. Auch diese Stadt ist offenbar ein beliebter Ausflugsort für Wochenenden. Besonders Familien mit Kindern zieht es wegen eines Vergnügungsparks hier her.

Wir halten an einem Parkplatz, von wo aus man zu den Blue Pools laufen kann. Der Weg ist einfach fantastisch, wir kommen uns vor wie in der Filmkulisse vom „Herrn der Ringe“, alle Bäume mit dickem Moos bewachsen, große Baumfarne und ein angelegter Weg, bei dem die Holzplanken noch zusätzlich mit Kaninchendraht belegt sind, damit man bei Nässe nicht rutscht. Unser kleiner Freund, der Fantail ist auch wieder da und begleitet uns über die Hängebrücken bis zum klaren, heute blaugrünen Wasser.

Heute fahren wir noch weiter bis nach Haast, einer Stadt einige Kilometer von der Westküste entfernt. In dieser Nacht, gießt es wie aus Kübeln.

Am Morgen sieht der Himmel aus, als wüsste er nicht, wie Regen geht. Nach ein paar Kilometern sind wir an der Küste und halten am Ship Creek. Von hier aus kann man zwei Rundtouren laufen, die eine geht durch den Regenwald, die andere an der Küste entlang. Wir entschließen uns für den Regenwald und sind schnell gefangen genommen von dem herrlichen Weg. Auch hier wurden Stege angelegt, damit man durch das sumpfige Gebiet laufen kann, ohne die Pflanzen zu zerstören oder stecken zu bleiben. Der Weg schlängelt sich unter dichten Bäumen hindurch. Er gefällt uns so gut, dass wir anschließend auch noch den Küstenweg laufen.

Unser nächstes Ziel ist das Gletschergebiet und wir erreichen am Nachmittag den Ort Fox, wo wir direkt den Weg zum Gletscher nehmen. Die Zufahrtsstraße ist eng und immer wieder gibt es einspurige Stellen, die mit 10 kmh befahren werden müssen. Dabei hat der abfließende Verkehr immer Vorfahrt. Der große Parkplatz ist jetzt um 16 Uhr schon ziemlich leer. Für den steinigen Weg zum Gletscher und zurück braucht man heute eine Stunde und zwanzig Minuten verkündet die Informationstafel. Das müsste noch zu schaffen sein, die Sonne geht kurz nach 17 Uhr unter, dann ist es noch hell genug für den Rest des Rückweges. Es geht stetig bergauf, am Rand des Fox-River entlang. Ein paar Rinnsale müssen wir überqueren, mal über Brücken, mal über Steine. Und dann haben wir es geschafft, der Aussichtsbalkon ist zwar immer noch 450 Meter vom Gletscher entfernt, aber näher kommt man ihm nur in Begleitung von ausgebildeten Bergführern. Damit niemand auf die Idee kommt, doch über die Absperrung zu klettern, hängen zur Abschreckung Zeitungsartikel auf der Infotafel, die von tragischen Todesfällen berichten. Als wir bereits die Hälfte des Rückwegs geschafft haben, kommen uns noch etliche Wanderer entgegen, die auch um diese Zeit den Weg noch wagen wollen.

Nach der Übernachtung in Fox wollen wir am nächsten Morgen auch noch zum Franz Josef Gletscher. Der Weg zum dorthin ist 4 Kilometer lang und führt durch Regenwald. Näher als bis auf 750 Meter kommt man aber nicht heran. An diesem strahlenden Tag stört nur das Dröhnen der Hubschrauber, die Touristen über das Gletschergebiet fliegen. Wir sind uns einig, dass sich Gletscher doch unheimlich ähnlich sehen und verzichten auf den Weg. In einem knappen Kilometer Entfernung gibt es einen Aussichtspunkt, von dort schauen wir uns Franz Josef an. Eigentlich sieht er aus wie Fox. Noch ein Abstecher zum Peters Pool, einem kleinen spiegelglatten See, in dem sich das Panorama spiegelt. Als wir zum Parkplatz zurückkommen, tollen dort drei Keas herum.

Wir übernachten in Greymouth und stocken unsere Vorräte auf, bevor wir weiterfahren. Die Küstenstraße wird zu den zehn schönsten der Welt gerechnet. Viele Male fahren wir auf Parkplätze, um Zeit zum fotografieren und anschauen zu haben.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke nach Westport liegt Punakaiki mit seinen Pancake Rocks (Pfannkuchenfelsen) und den Blowholes (Blaslöchern). Ein Rundweg führt durch große Stauden von Neuseeland-Flachs zu verschiedenen Aussichtsstellen. Der Kalkstein ist so verwittert, dass es aussieht, als liegt Schicht für Schicht übereinander – wie Pfannkuchen eben. Wenn hohe Wellen in die ausgewaschenen Felsen strömen, bläst das Wasser Fontänen hoch wie ein Wal. Von unserem Aussichtsbalkon sehen wir, wie manche Welle Gischt in Regenbogenfarben hinter sich herzieht.

Der Caravan-Park in Westport wirkt etwas herunter gekommen. Gammelige Wohnwagen, die wahrscheinlich auseinanderfallen, wenn man sie von der Stelle bewegt und Wohnmobile, die seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut werden haben hier Wurzeln geschlagen. Als Neuankömmling fühlt man sich etwas fehl am Platze. Aber für eine Nacht ist das kein Problem.

Jetzt, wo die Nächte kälter sind, ist es interessant zu sehen, wie die campingerfahrenen Frauen morgens in die Waschräume kommen. Sie tragen 2 Zentimeter dicke flauschige Schlafanzüge und darüber ebensolche Bademäntel mit Kapuze. Von einem Bären sind sie nur durch Farbe und Muster zu unterscheiden, beliebt sind Leopardenmuster in rosa oder flieder. Es gibt auch die passenden Hausschuhe.

Die Straße, die von Westport beinahe 100 Kilometer nach Norden führt, endet bei Kohaihai am Heaphy Track. Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter. Man muss also die ganze Strecke wieder zurückfahren, um weiter nach Norden oder Osten zu kommen. Trotzdem entschließen wir uns, diese Gegend zu besuchen. Wir haben ein bisschen darüber gelesen und wollen uns die Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen.

Die Häuser links und rechts der Straße werden kleiner und wirken ärmlich. Bei Weimangaroa führt eine Straße sieben Kilometer weit in die Berge auf 600 Meter Höhe nach Denniston. Hier begann man 1880 sehr hochwertige Kohle abzubauen. Über eine Schrägseilbahn wurde die Kohle ins Tal transportiert, von wo aus sie per Eisenbahn weiterbefördert wurde. Der Bau dieser Seilbahn muss den Menschen alles abverlangt haben, dieses unwegsame Gelände, der Höhenunterschied, man kann nur staunen.

Beinahe 90 Jahre lang lebten hier auf dem Plateau bis zu 1400 Menschen. Es gab eine Schule und Häuser für die Arbeiter und ihre Familien. Das Haus des Direktors hatte viele Schlafzimmer und schon ein Badezimmer, um die von Zeit zu Zeit kommenden Besitzer der Mine zu beherbergen. Heute sieht man nur noch die Grundmauern. Nur die Verladestation ist noch gut erhalten.

Ein paar Kilometer weiter beginnt in Ngakawau der Charming Crek Walkway. Er soll zu den schönsten Wanderwegen der Südinsel gehören. Da er nicht als Rundweg angelegt ist, wollen wir nur ein paar Kilometer laufen.

Der Weg folgt einer alten Eisenbahnstrecke für den Kohle- und Holztransport am Rande eines Flusses. Wir laufen zunächst auf ebener Strecke, danach wird es kurvenreicher und der Weg beginnt zu steigen. Ein kleiner Tunnel ist zu durchlaufen, mal sind die Schienen unter Geröll verborgen, dann wieder sichtbar. Als wir am Wegesrand einen leeren Kinderwagen stehen sehen, wundern wir uns. Einen Kilometer weiter kennen wir die Zusammenhänge. Zwei junge Mütter kommen uns mit vier kleinen Kindern entgegen, die ältesten im Kindergartenalter, die jüngeren noch keine zwei Jahre alt. Wir sind schon etwas erstaunt, wie unbefangen die Frauen die Kleinen hier in diesem steilen Gelände laufen lassen. Ein paar Meter tiefer tost der Fluss, wie schnell kann ein Kind stolpern und den Abhang herunterrollen. Sie versichern uns, ihre Kinder lieben diesen Weg, besonders die Hängebrücke, die wir als nächstes überqueren. Wir wünschen ihnen noch eine sichere Rückkehr und laufen über die Brücke und durch einen weiteren Tunnel und bestaunen den Wasserfall, der nun vor uns liegt. Wir laufen noch bis zu einer Mühle und kehren dann um. Das schönste Stück des Weges haben wir jetzt sowieso geschafft. Als wir zum Parkplatz zurückkehren ist das Auto der Frauen nicht mehr dort.

DSC07652

Wir fahren nach Seddonville, hier endet der Wanderweg. Wir suchen uns einen Caravan-Park, um hier die Nacht zu verbringen. Das Haus mit Empfangsbüro, Aufenthalts- und Waschräumen war früher die Schule. Wir schlafen trotzdem gut.

 

Ein Country Music Museum und der Tasman Nationalpark (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Von Seddonville geht es am Morgen zurück auf die Bundesstraße 67, die sich hier durch die Berge windet, um dann in Little Wanganui wieder auf die Küste zu treffen. Am Strand liegen Unmengen von Treibholz, oft liegt das Holz direkt am linken Straßenrand. An manchen Stellen türmt es sich sogar auf der rechten Seite. Zeitweilig muss der Seegang so stark sein, dass die Straße komplett überschwemmt und unpassierbar ist.

Karamea ist mit ein paar hundert Einwohnern die letzte „größere“ Stadt an der Westküste. Die letzten Kilometer nach Kohaihai geht es über eine Staubstraße, und dann ist die Welt hier für Autofahrer zu Ende. Ein naturbelassener Campingplatz liegt zwischen Meer und Mündung des Kohaihai-Flusses. Von hier aus gibt es mehrere Wanderwege in die Berge u.a. den 80 km langen Heaphy Track zur Golden Bay im Norden. Der Bus einer Mädchenschule aus Nelson steht hier. Ich muss sofort an meine Nichte Lea denken, die 10 Monate im Schüleraustausch an dieser Schule verbracht hat. Wahrscheinlich haben die Kinder Wanderwoche; sie sind jedenfalls nirgends zu sehen. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir um.
Es geht dieselbe Strecke zurück. Schon auf dem Hinweg war uns in Hector der Hinweis auf ein Country Music Museum aufgefallen, das wollen wir uns heute anschauen.

Barry Skinner, der Gründer und Besitzer ist begeistert, denn Besucher aus Deutschland hat er nicht oft. Erstaunlich was er in mehr als drei Jahrzehnten an Bildern, Autogrammen, Platten und Instrumenten zusammengetragen hat. Zwölf Jahre hatte er eine Radio-Sendung und natürlich ist Barry auch Musiker. Seine Hände sind durch eine Krankheit geschwollen, die Finger krumm, aber Western (Steel) Gitarre kann er noch spielen. Drei Räume hat er in seinem Haus für alle Trophäen freigemacht. Er und seine Frau Jude brauchen nicht mehr viel Platz für sich. Nur ungern lässt er uns nach eineinhalb Stunden weiterfahren.
Von Westport aus fahren wir in das Tal des Buller-Flusses. Immer wieder überqueren wir einspurige Brücken oder passieren Engstellen. In der Dämmerung erreichen wir Murchison. Es ist mal wieder Zeit für große Wäsche. Wir haben uns einen schlechten Tag ausgesucht, am Abend fällt mehrmals der Strom aus, es wird kalt im Camper, die Gasheizung allein schafft es nicht bei 5 grad Außentemperatur, dass der Innenraum gemütlich warm wird. Aber der Ausfall war relativ kurz, uns wird es wieder warm und der Wäschetrockner läuft auch wieder.

Am nächsten Tag kommen wir mittags in Nelson an. Wieder ein Termin in einer Werkstatt. Unser Kühlschrank ist von der Übernahme an ein Gefrierschrank, alles was man hineinpackt kommt steinhart wieder raus. Der Techniker wundert sich: „Da haben Sie aber Glück, normalerweise funktionieren die Kühlschränke nie!“ Es ist alles relativ, ich stelle mir unter Glück jedenfalls was anderes vor, als bei der Kälte am Schinken zu lutschen. Helfen kann man uns hier auch nicht.
Unser letztes Wochenende auf der Südinsel wollen wir im Abel Tasman Nationalpark verbringen. Von Nelson aus führt die Straße an der Tasman-Bucht entlang durch Mapua und Motueka in die Berge. Das erste Stück dieser am Freitag Nachmittag stark befahrenen Straße ist nur einspurig. Im zwölf Minuten Rhythmus wechselt die Ampel von Rot auf Grün. LKWs mit Anhänger quälen sich die Steigungen hinauf, die Straße ist – vermutlich durch starke Regenfälle – erheblich beschädigt. Durch Unterspülung sind große Stücke der linken Spur weggebrochen. Nachdem die Engstelle passiert ist, wird es nicht wirklich besser, die Straße ist eng mit vielen Serpentinen und zumindest die ersten 300 Höhenmeter haben keine Begrenzung zu den Abhängen. Dann sind ab und zu ein paar Bretter in Kniehöhe an Pfosten genagelt, bevor es richtige Leitplanken gibt. Meine Lieblingsstelle ist eine 360 Grad Kurve, bei der nach Dreiviertel der Rundung die Leitplanke eingespart wurde. Wenn ein Auto hier geradeaus fährt oder bei Glätte rutscht, geht es 200 Meter tief. Allerdings gibt es eine wirklich gute Sache: Vor jeder Kurve steht ein Schild mit der empfohlenen Geschwindigkeit. Das geht von 85 kmh bis zu 15 kmh, je nachdem, wie eng die Biegung ist. Nachdem wir in 600 Meter Höhe den Pass erreicht haben, geht es auf der anderen Seite genauso kurvig bergab.

Im Tahara Tal liegen die Pupu Springs, eine Quelle die 14.000 Liter Wasser pro Sekunde ausstößt. Ein Wanderweg führt bergab durch ein uriges Waldgebiet auf eine Plattform. Von hier aus hat man einen ungestörten Blick auf den Quelltopf mit kristallklarem Wasser. Es ist ein heiliger Ort für die Maori und die Besucher werden aufgefordert, das Wasser nicht zu berühren.
Wir fahren zum Übernachten nach Pohara am Rande der Golden Bay. Der Besitzer unseres Caravan-Parks gibt uns gute Tipps für Ausflüge am nächsten Tag. Gleich nach dem Frühstück fahren wir zum Grove-Park.

Ein wunderbares Fleckchen Erde mit Baumfarnen und seltenen Palmen, so urwüchsig, dass man sich nicht wundern würde, käme plötzlich ein Dinosaurier um die Ecke.

Der nächste Halt ist bei den Labyrinth Rocks, einem natürlichen Irrgarten, den offenbar Kinder ganz besonders lieben. Überall in kleinen Felsennischen sind Spielzeuge versteckt, Pferde, Löwen, Puppen, alles in Miniaturgröße. Ob sie für Schnitzeljagden hingestellt wurden, oder den Kindern und Erwachsenen als Orientierungshilfe dienen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls werden die Besucher mit einem Hinweisschild am Eingang gebeten, nichts mitzunehmen.

Das nächste Mal fahren wir in Milnthorpe von der Straße ab. Der Küstenwanderweg soll besonders schön sein. Er ist es wirklich, nicht einfach nur gerade am Strand entlang. Die Bucht zwischen bewaldeten Hügeln ist groß und weit und zur Zeit ist Ebbe. Man kann kilometerweit laufen und hat ständig neue Ausblicke. Wir begegnen einigen Menschen, die diesen wunderschönen Tag hier genießen.
Nach einem kurzen Halt in Collingwood fahren wir über eine Straße mit 13 einspurigen Brücken nach Puponga. Auf dem Parkplatz stehen schon an die zwanzig Fahrzeuge. Hier bläst ein heftiger Wind; wir sind am nördlichsten Punkt der Südinsel angelangt. Der Weg geht über Viehweiden, mehrmals müssen wir die Zäune auf Treppen überqueren. Neben dem schmalen Pfad geht es steil bergab. Kühe und Schafe stehen hier so sicher, als hätten sie verschieden lange Beine, die der Neigung des Hanges perfekt angepasst sind.

Nachdem wir ein Wäldchen durchlaufen haben, beginnt der Strand. Breit und lang mit markanten Felsen hier am Cape Farewell, einfach wunderschön. Durch die beginnende Flut können wir nicht mehr zum Pillar Point laufen, wo das beliebteste Fotomotiv der Golden Bay zu finden ist. In einer großen Runde durchlaufen wir die Dünen und kehren zu unserem Auto zurück.
Wir fahren nochmal denselben Weg zurück, um in Pohara zu übernachten. Abends gehen wir ins nahe gelegene Lokal „Blauer Pinguin“. Die Gäste sitzen in Wintermänteln und Daunenjacken hier an den Tischen – das Lokal ist nicht geheizt. Nur ein großer Kamin in der Mitte spendet ein wenig Wärme. Der am nächsten gelegene Tisch ist belegt, eine Radlergruppe hat sich hier niedergelassen, sammelt aber nach 5 Minuten die Sachen zusammen, bereit zum Aufbruch. Schnell sichern wir uns den Tisch und kommen dabei noch mit zwei Mitgliedern der Gruppe ins Gespräch. Sie wollen jetzt, um 19 Uhr noch über die steile, kurvige Passstraße bis nach Nelson fahren. Alle vier haben Lampen an ihren Helmen und die Trinkflaschen sind aufgefüllt. Wir wünschen ihnen eine gute und sichere Fahrt, dann sind sie aus der Tür. Während wir essen und auch später im Camper muss ich immer wieder an die Frau und die drei Männer denken.
Währenddessen steigt die Spannung im Lokal, es wird ein Footballspiel zwischen Neuseeland und Frankreich übertragen. Zwei große Fernseher bieten von nahezu jedem Platz die Möglichkeit, dem Spiel zu folgen. Ich kenne weder die Regeln, noch interessiert es mich, aber Stöhnen, Seufzen oder Jubeln informieren stetig über den rauen Spielverlauf.
DSC07804Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diese Ecke und kehren am regnerischen Sonntag nach Nelson zurück, immer wieder begleitet von großartigen Regenbögen. In Nelson scheint die Sonne. Am Sonntag haben viele Geschäfte geöffnet und so flanieren die Menschen durch die Geschäftsstraßen, sitzen in Cafés oder kommen mit vollen Tüten aus Boutiquen und Supermärkten. Eine schöne Stadt mit perfekter Lage.
Wir wollen jedoch am nächsten Tag mit der Fähre auf die Nordinsel übersetzen und fahren lieber weiter. Statt über die Bundesstraße 6 nehmen wir ab Havelock den Weg durch die Berge nach Picton.

DSC07824
„Holzhafen“ bei Picton

In Bezug auf Kurven übertrifft sie die Straße in die Golden Bay noch. Doch immer wieder bringt uns die Landschaft in Neuseeland zum Staunen.
In Picton fahren wir gleich zum Hafen, um unser Ticket für die Überfahrt am nächsten Tag zu lösen. Wir bekommen einen Spezialpreis für Rentner und noch einen Winterrabatt. Am Abend haben wir Besuch in unserem Camper. Eine schwarze Katze kommt ganz selbstverständlich herein und liegt schlafend neben mir auf der Bank, bis wir das Bett machen.
Um 13 Uhr müssen wir am Hafen sein, Zeit genug für einen Bummel durch Picton. Bestimmt ist im Sommer hier mehr los, doch in dieser Jahreszeit stehen viele Geschäfte leer und überhaupt wirkt die Stadt ziemlich verschlafen.
Wir fahren eine halbe Stunde zu früh an die Fähre, sind aber beileibe nicht die ersten. Hier ist alles perfekt organisiert. An einer Schranke geben wir unser Ticket ab und bekommen einen Boardingpass sowie ein grünes Schild, auf dem eine Gasflasche abgebildet ist. Wenn der Verschluss der Flasche geschlossen ist, sollen wir es an den Rückspiegel hängen. Wir bekommen eine Fahrspur genannt und stellen uns an. Nochmal fragt ein Mitarbeiter alle Fahrer eines Wohnmobils, ob die Gasflaschen auch wirklich zu sind, dann werden die Fahrzeuge in den Bauch der Fähre dirigiert. Es geht ohne Drängelei und sehr gelassen zu.
Während der dreieinhalb Stunden, die die Überfahrt nach Wellington dauert, stehen den Passagieren verschiedene Aufenthaltsräume zur Verfügung. Es gibt Räume für Eltern mit Kindern, Speiseräume, Aussichtsräume, sogar Kabinen und das offene Deck. Von dort aus verfolgen wir das Ablegen der Fähre von der herrlichen Südinsel.
 
DSC08241
Unsere Route auf der Südinsel

Vulkane und heiße Quellen (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Als wir Wellington erreichen ist es schon dunkel und wir fahren auf dem schnellsten Weg zu einem Caravan-Park. Am nächsten Tag haben wir mal wieder einen Werkstatt-Termin und hier – in der Hauptstadt – bekommen wir einen nagelneuen Kühlschrank. Während der eingebaut wird, gehen wir zum Einkaufen in einen Supermarkt in der Nähe. Danach wollen wir uns die Innenstadt anschauen. Doch wir finden keinen Parkplatz. Für die Parkhäuser ist das Auto zu hoch, für die Parkplätze zu lang. Nach etlichen Versuchen geben wir auf.

Noch eine Runde durch das Zentrum. Neuseeländer scheinen Frostschutzmittel im Blut zu haben, das Thermometer zeigt 8,5 Grad an, und wir sehen Menschen in Shorts und Trägertop. Sehr gerne werden auch Flip Flops an nackten Füßen, Shorts, Daunenjacke und Pudelmütze kombiniert. Die Schulkinder stemmen ihre nackten bläulichen Knie trotzig gegen den scharfen Wind.
Hier auf der Nordinsel herrscht viel mehr Verkehr, als auf der Südinsel. Vor allem der Bereich rund um die Hauptstadt ist dicht besiedelt. Erst nach rund 50 Kilometern lässt der Verkehr nach. Wir sind hungrig, aber nirgends ist ein Rastplatz zu finden. Kurz entschlossen biegen wir in ein Wohngebiet ab. Vor einem der schönen Häuser parken wir und verzehren unser Mittagessen. Das scheint niemanden zu stören, jedenfalls fordert uns niemand auf, unverzüglich weiter zu fahren. Heute geht es noch bis zur Stadt Wanganui zu einem Campingplatz am Whanganui-Fluss. Schön ist es hier am drittlängsten Fluss Neuseelands, aber länger als eine Nacht können wir nicht bleiben.
Am Morgen wollen wir zum Taranaki (Mount Egmont), dem im Westen gelegenen 2.518 Meter hohen Vulkan.

Malerisch erhebt sich der Spitzkegel schneebedeckt aus der Ebene. Wir fahren bis in den Nationalpark, je höher wir kommen umso mehr Schnee liegt links und rechts der Straße. Auf dem Parkplatz ist es stellenweise gefährlich glatt. Erstaunlich viele Autos sind hier und die Insassen haben offenbar die Absicht, den Berg ganz oder teilweise zu besteigen. Das ist nichts für uns, mit unseren Sportschuhen sind wir sowieso nicht richtig ausgestattet. Als ich auf einen Aushang im Fenster des geschlossenen Informationszentrum lese, dass es an diesem Berg schon 86 Tote gab, fühle ich mich ermuntert, schleunigst zum Auto zurückzukehren und dem Vulkan den Rücken zu kehren.
Wir nehmen in Strathford die 155 Kilometer lange Strecke über den „Vergessene Welt Highway“ durch herrliches Hügelland. Das Land ist sehr fruchtbar, es gibt genügend Niederschläge. Zaunpfähle und Strommasten haben ein Polster aus Moos und erwecken den Eindruck, als hätten sie wieder ausgeschlagen.

Die Berge sehen aus, als wären sie komplett mit grünem Velours überzogen. Wir müssen einfach immer wieder stehen bleiben und uns umschauen. An den weißen Tupfen auf dem leuchtenden Grün erkennt man Schafe, soweit das Auge reicht. Im Hintergrund der schneebedeckte Tarankai. In der Gegenrichtung drei weitere Vulkane im Tongariro Nationalpark, ebenfalls schon mit weißer Decke. Die Straße verläuft in einem Flusstal, manchmal sieht man links unten Eisenbahnschienen, die dann wieder im Tunnel verschwinden. Ein Teil der Strecke kann mit einer Draisine befahren werden. Mit ein paar hundert Dollar ist man dabei.
Elf Kilometer dieser Straße sind nicht asphaltiert. Es ist zwar die am wenigsten befahrene Straße Neuseelands, trotzdem sind heute erstaunlich viele Autos unterwegs. Selbst ein großer LKW mit Anhänger biegt hinter uns in die Straße ein. Als wir den engen Moki Tunnel durchfahren, der heute Hobbits Hole heißt, kann ich mir nicht vorstellen, dass solch ein großes Fahrzeug hier durchkommt. Irrtum, fünf Minuten später hat er uns eingeholt und wir lassen ihn an einer Haltebucht vorbeifahren. Eine Staubwolke verrät uns noch einige Zeit, wie weit er bereits gekommen ist. Gegen Abend erreichen wir am Ende der 155 Kilometer Taumarunui, hier bleiben wir heute Nacht.
In der Nähe liegt der Tongariro Nationalpark, sowohl Weltkultur- als auch Weltnaturerbe. Drei aktive Vulkane: Tongariro (1968 Meter), Ngauruhoe (2291 Meter) und Ruapehu (2797 Meter) sind Zentrum des Parks. Sie werden von den Maori als Heiligtum verehrt und es war ihr Bestreben, dieses Gebiet unter besonderen Schutz zu stellen. Am heutigen Tag geht der Schutz allerdings so weit, dass das ganze Gebiet in Wolken gehüllt ist. Wir fahren rund um den Park und sehen – nichts. Dabei wollten wir so gern den Schicksalsberg (Ngauruhoe) aus dem Film „Herr der Ringe“ in Natura sehen.
Und dann ist es der andere Vulkan, über den eine tragische Geschichte zu erzählen ist. Wir haben gerade das Städtchen Tangiwai hinter uns gelassen, als wir auf eine Gedenkstelle aufmerksam werden. Am Weihnachtsabend des Jahres 1953 brach der Ruapehu aus und sein Kratersee ergoss sich mit Schlamm- und Geröllmassen in den Whangaehu-Fluss. Die dort installierte Eisenbahnbrücke hielt den Massen nicht Stand und brach zusammen, kurz bevor der Nachtexpress Wellington – Auckland die Stelle erreichte. Ein Autofahrer versuchte zwar noch den Lokführer zu warnen, aber der konnte nicht mehr vor der Einsturzstelle anhalten. Mehrere Waggons stürzten in den Fluss und wurden mitgerissen. Dadurch verloren 151 Personen ihr Leben. Noch heute wird der Opfer gedacht. An jedem 24. Dezember verlangsamt der Zug auf der neu errichteten Brücke seine Fahrt und einer der Eisenbahner wirft einen Blumenstrauß in den Fluss.
Als wir am Ufer des größten Sees Neuseelands (Lake Taupo) auf die Stadt Taupo zufahren, sehen wir am Horizont Dampfwolken in den Himmel steigen. Am nächsten Tag haben wir Gelegenheit, der Sache auf den Grund zu gehen. Der Taupo-See ist vulkanischen Ursprungs, er ist durch einen gigantischen Vulkanausbruch vor 26.500 Jahren entstanden. In der ganzen Gegend gibt es heiße Quellen, die auch in großen Geothermie-Anlagen zur Energiegewinnung genutzt werden. Wir fahren zum Thermalpark. Hier gibt es noch öffentlich zugängliche heiße Quellen.
DSC07925Eine Gruppe junger Menschen sitzt gemütlich im warmen Wasser, den gut gefüllten Bierkasten in Reichweite.
Am Ufer des Waikato Flusses verläuft ein Wanderweg bis zu den Huka Wasserfällen.

Am gegenüber liegenden Ufer werden gerade etliche Kajaks ausgeladen, eine Schulklasse hat heute einen Ausflug aufs Wasser. Immer wieder steigen kleine Dampfwolken aus dem breiten Fluss auf. Der Weg schlängelt sich durch einen herrlichen Wald. Nach vier Kilometern haben wir unser Ziel erreicht. Wir treffen auf viele Ausflügler, denn der Parkplatz ist nur 100 Meter entfernt. Mit 220.000 Litern pro Sekunde schießt das gletscherblaue Wasser des Waikato Fluss (der Abfluss des Lake Taupo) durch die Verengung von 100 auf 15 Meter Breite. Dahinter schäumt es und sieht aus wie ein Sahnesee. Ausflugsboote fahren bis in die Nähe des Wasserfalls, und machen im aufspritzenden Wasser unter dem Gekreische der Passagiere eine scharfe Kurve. Wir laufen unseren Wanderweg zurück, das Felsen-Bassin ist inzwischen von einer anderen Gruppe besetzt.
Durch den Geothermie-Park verläuft eine Straße, von der aus man links und rechts die dicken Edelstahlrohre sehen kann. Aus einigen zischt und qualmt es.

Von einem Aussichtspunkt können wir einen Teil der riesigen Anlage überblicken. Anschließend fahren wir weiter zu den Craters of the Moon (Mondkratern), einem abgetrennten Gebiet, dass man nach Zahlung von 8 $ pro Person durch den Kiosk betreten kann. Nachdem 1991 ein paar parkende Autos in dem Gelände eingebrochen sind, achtet man sehr auf Sicherheit. Zwischen Büschen und Sträuchern sind Holzstege verlegt, über die man gefahrlos zu den einzelnen Aussichtspunkten gelangt.

Die Sonne steht schon tief und der an vielen Stellen aus der Erde austretende Dampf lässt alles so geheimnisvoll wirken, als sei man in einer anderen Welt. Um 17, also zur Sonnenuntergangszeit schließt der Park seine Türen. Aber damit nicht genug, auch die einzige Zufahrtsstrecke wird mit einer Schranke geschlossen. Schilder weisen darauf hin, dass die Uhrzeit „scharf“ eingehalten wird. Damit auch wirklich niemand „versehentlich“ versäumt, den Park zu verlassen, ertönt eine halbe Stunde vorher eine Sirene.
Am nächsten Morgen haben wir den Orakei Korako Thermal Park auf dem Programm. Wir müssen durch dichten Nebel oder Dampf fahren – vielleicht ist es auch eine Kombination aus beidem – und befürchten schon, nicht viel zu sehen. Doch ein paar Kilometer vor unserer Ankunft hat die Sonne sich durchgesetzt. Mit einem Boot setzen wir über den Ohakuri See und folgen den Richtungspfeilen über die wieder perfekt angelegten Wege.

Die täglich aus Erdspalten strömenden 20 Millionen Liter heißes Wasser haben Seen, Schlammlöcher, Geysire und Sinterterrassen in fantastischen Farben und Formen geschaffen. In der Nähe wird es richtig warm. Holzstege führen bergauf und bergab und weiten sich zu Aussichtsplattformen. Der Rückweg führt durch einen herrlichen Wald.
DSC08059Wir fahren weiter in Richtung Norden und abends stehen wir mit unserem Camper so dicht am Rotorua See, dass wir Enten und Schwäne streicheln könnten, ohne das Auto zu verlassen.

Hundertwasser, Glühwürmchen und Auckland (Neuseeland)

(Wegen der Bilder ist diese Seite mit einer älteren Version verlinkt)

Kalt war es heute Nacht, die Bäume sehen am Morgen aus, als seien sie schneebedeckt, aber es ist Rauhreif.

Wir fahren an die Ostküste in die Stadt Tauranga und anschließend zum auf einer Halbinsel gelegenen Mount Manganui. Bei Temperaturen um die 10 Grad und herrlichem Sonnenschein sind viele Menschen am beliebten Strandabschnitt unterwegs oder besuchen das Thermalbad mit seinen heißen Quellen. Wir fahren an der Küste auf die Coromandel Halbinsel. Als wir merken, dass die Straße wieder sehr kurvenreich wird und damit viel Zeit beansprucht, entschließen wir uns nicht bis Coromandel sondern auf dem schnellsten Weg an Auckland vorbei nach Norden zu fahren. Es sind über 300 Kilometer, die wir bis Mangawhai zurücklegen, und die letzten Kilometer fahren wir in der Dunkelheit. Es ist nicht einfach, im Dunklen den richtigen Stellplatz in den Caravan-Parks zu finden. Um ein Haar wären wir dieses Mal im aufgeweichten Boden stecken geblieben.

Morgens laufen wir noch zwei Stunden am herrlichen Strand entlang und fahren dann weiter nach Whangarei. Eine hübsche Stadt an einer Meeresbucht.

Wir schlendern am Hafen mit beeindruckenden Yachten vorbei. Eine Baustelle erregt unsere Aufmerksamkeit. Hier entsteht gerade ein Gebäude im Hundertwasserstil, in dem Kunstwerke der Maori und natürlich auch seine Werke ausgestellt werden sollen. Der österreichische Künstler hat sich in den 70er Jahren eine Farm in der Nähe gekauft, auf der er auch seine letzte Ruhe fand. Die Neuseeländer wussten lange Zeit nicht, wer da bei ihnen lebte und haben ihn außer beim Bau einer städtischen Toilettenanlage in Kawakawa nicht zum Zuge kommen lassen. Jetzt wird sein Stil heftig kopiert, mal gelungen, mal eher nicht. Der Eingangsbereich zum zukünftigen Museum ist bereits fertiggestellt.

Im Uhrenmuseum treffen wir eine Dänin, die vor 18 Jahren mit ihrem Mann nach Neuseeland ausgewandert ist. Außer ihrer Arbeit im Museum ist Anne auch als Fremdenführerin tätig und hat für uns auch gleich ein paar Ausflugstipps. Wir unterhalten uns eine Weile über Maoris und Europäer (die anderen Einwohner Neuseelands), dann muss sie sich einer Besuchergruppe widmen und wir nehmen uns ihren ersten Tipp, die Whangarei Heads – Berge mit ausgeprägten Zacken – vor.

DSC08104

Am nächsten Morgen fahren wir zu den Abbey Caves. Millionen von Glühwürmchen leben in diesen Höhlen. Sie sitzen an Höhlendecke und -wänden. Die Weibchen sondern klebrige Fäden ab. Durch das Licht angelockte Insekten bleiben hängen und werden verspeist. Auch die kleineren Männchen orientieren sich am Licht. Sie haben nach dem Larvenstadium weder Fress- noch Verdauungsorgane und sterben nach drei Tagen, in denen sie für Nachwuchs sorgen. Der Weg zu den Höhlen geht ständig bergab, an faszinierenden Bäumen vorbei. Der Abstieg zur ersten Höhle führt einige Meter ziemlich steil über spitze und nasse Felsbrocken zu einer eineinhalb Meter hohen Öffnung. Nur zu zweit und ohne Führer ist uns das einfach zu gefährlich. Wir wissen nicht, wie es da unten in der Finsternis bis zu den Glühwürmchen weitergeht, alles ist rutschig von vorangegangenen Regenfällen. Die beiden anderen Höhlen wirken auch nicht sehr Vertrauen erweckend, so bleibt es bei einem Rundweg auf matschigen Wegen über Viehweiden, zwischen Felsen mit schöner Aussicht in die Landschaft.

Anschließend fahren wir nach Kawakawa. Die einzige Sehenswürdigkeit der Kleinstadt ist tatsächlich die öffentliche Hundertwasser-Toilettenanlage.

Die Benutzung ist kostenlos und trotzdem ist alles sauber und gepflegt. An den umliegenden Lokalen wurde auch einiges gehundertwassert. Wenn Friedensreich das sehen könnte. Eine Kuriosität ist die Eisenbahn. Die Schienen verlaufen in der Mitte der Hauptstraße durch den Ort. Inzwischen werden sie aber nur am Wochenende  von einer Museumsbahn befahren,

Wir fahren über eine Straße mit vielen Abbruchstellen weiter nach Paihia und von dort Richtung Westküste.

Die Fahrt durch den Waipoua Nationalpark mit seinen Kauribäumen ist wieder traumhaft schön. Der Caravan Park am Rande des Trounson Parks ist selbst eine Sehenswürdigkeit. Zwanzig verschiedene Baumarten wachsen hier und unterhalb der Flussbrücke können wir in der Dunkelheit dann doch noch unsere Glühwürmchen sehen. Leicht grünlich schimmert ihr Licht. Es gibt auch welche, die blau oder pink leuchten.

Vor Betreten des Trounson Parks müssen wir unsere Schuhe desinfizieren und gründlich abbürsten. Die mächtigen Kauribäume haben eine Schwachstelle, ihr dicht unter der Erdoberfläche verlaufendes Wurzelwerk. Das Gewicht eines Menschen kann die zarten und zerbrechlichen Versorgungswurzeln dauerhaft so schädigen und mit Pilzsporen infizieren, dass der Baum abstirbt. Deshalb ist der Rundweg durch den Park ein höher gelegter Holzsteg. Das gut zu verarbeitende, in einem warmen Rotton schimmernde Holz wurde in der Vergangenheit für Haus- und Schiffbau verwendet. Heute stehen Kauribäume unter strengem Schutz. Nur Maoris dürfen diese Bäume auf Antrag fällen, wenn daraus traditionelle Kunstgegenstände geschnitzt werden. Das Harz der Bäume sieht aus wie Bernstein und wird zu Schmuckstücken verarbeitet.

Den letzten Abend im Camper verbringen wir in Orewa, einer schönen Stadt an der Hibiskus-Küste, beliebter Ausflugsort für die Auckländer. Und dann ist die Zeit mit unserem Camper auch schon zu Ende. Eine Chorfreundin gab mir den guten Rat mit auf die Reise: „Egal, wie lange ihr in Neuseeland bleiben wollt, plant eine Woche länger ein.“ Haben wir gemacht Moni, es wurden fünf statt vier Wochen, aber es reicht nicht. Wahrscheinlich reicht es nie. Am Freitag geben wir unseren Camper nach 32 Tagen zurück. Wir sind 5.400 Kilometer gefahren und haben 590 Liter Diesel verbraucht. Dafür wird jetzt noch eine Dieselsteuer fällig: 6,22 $ pro 100 gefahrene Kilometer.

Jetzt haben wir noch vier Tage in Auckland. Wir haben ein kleines Appartement in einer hauptsächlich von Studenten bewohnten Anlage gemietet. Manche registrieren erstaunt die älteren Besucher und fragen, wo wir herkommen.

Die Millionenstadt Auckland liegt auf einem Feld mit 53 erloschenen Vulkanen. Wir sind auf keiner Straße gelaufen, die keine Erhebung hat. Irgendwo geht es immer bergauf. Das Straßenbild ist multikulturell, die Restaurants sind zu mindestens 80 % asiatisch. Auch die Menschen auf der Straße stammen in großer Zahl von diesem Kontinent und die Bewohner und Besucher sind überwiegend jung. Universität und Fachhochschulen haben einen Großteil hierher gelockt.

In der Innenstadt ist auf einem Platz vor dem Theater eine überdachte Eisfläche. Egal zu welcher Tageszeit wir hier vorbei kommen, immer sind begeisterte Menschen auf dem Eis. In einigen Lokalen werden jetzt „Weihnachtsmenüs“ angeboten. Nur in der kalten Jahreszeit schmecken gebratene Gänse und Puten richtig gut.

dsc08247.jpg

Am Hafen ist der Rumpf eines Segelschiffes in der Klasse des Amerika-Cup zu bewundern. Solche Boote haben wir schon im Fernsehen gesehen, aber die Länge von 42 Metern wirkt noch viel beeindruckender, wenn man darunter steht.

Sonntag laufen wir durch einen Park ins Museum. Der Eintritt ist für die Einwohner der Stadt kostenlos, Neuseeländer zahlen einen geringen Betrag und ausländische Touristen 25 $. Viele Familien sind mit ihren Kindern hier, vom Baby bis zum Teenager ist jede Altersgruppe vertreten. Im ersten Stock ist ein Kinderbereich mit eigenen Exponaten, Experimenten und Betreuung.

Wir staunen über die Kunstfertigkeit, mit der die Menschen aus Polynesien praktische und schmückende Gegenstände aus Naturmaterialien hergestellt haben. Muscheln, Kokosnussschalen, Wal- und Haifischzähne und die Fasern vieler Pflanzen wurden verarbeitet. Bauwerke der Maori mit filigranen Schnitzereien sind zu sehen. Boote mit ihren aus Pflanzenfasern gewebten Segeln, die zum fischen und Handel treiben genutzt wurden sind zu sehen. Eine ganze Abteilung ist den Vulkanen gewidmet. In einem Häuschen wird alle zwölf Minuten ein virtueller Vulkanausbruch gezeigt, passend dazu bebt das Haus. Die anwesenden Kinder lachen noch bei den ersten leichten Stößen, aber als die Geräusche lauter und die Bewegungen heftiger werden, flüchten sich einige doch auf den Schoß der Eltern. Das Schlussbild zeigt einen Stadtteil, nachdem sich die pyroklastische Wolke verzogen hat. Außer Asche ist da kaum noch etwas, so ähnlich muss es in Pompeji gewesen sein.

komische Vögel

In der Innenstadt reiht sich Geschäft an Geschäft, aber ein Shopping-Center gibt es hier nicht. Internationale Luxusmarken sind hier auch vertreten, aber größtenteils findet man Marken, die bei uns unbekannt sind. Wir stöbern eine Weile in einem japanischen Geschäft herum. Das Angebot reicht von A wie Augenbrauenstift bis Z wie Zwiebelschneider. Interessant, was in anderen Ländern für Utensilien in der Küche verwendet werden und welche Schreibmaterialien und Schönheitsartikel es gibt. Besonders gefallen hat mir ein selbstklebender „Teppichboden“ in Form einer Toilettenbrille. Gut für die Hocker, aber was machen die Sitzer?

Am Dienstag, dem 10. 7. lassen wir uns um 16 Uhr zum Flughafen fahren. Hier verläuft die Abfertigung ganz anders als bisher gesehen. An vielen Terminals drucken sich die Fluggäste ihre Bordkarte und Gepäckaufkleber selbst aus, marschieren damit zum Schalter und legen nur noch ihre Koffer auf das Transportband. Ein Stück weiter schiebt man seinen Pass in den Scanner, schaut unbeweglich in die Kamera und dann öffnen sich die Türen zur Sicherheitskontrolle, die noch von echten Menschen vorgenommen wird.

DSC08243

unsere Route auf der Nordinsel

Unser Flugzeug, ein Dreamliner, steht schon auf dem Rollfeld, als wir informiert werden, dass wir nochmal zurück zum Rüssel fahren. Es steigen noch ein paar Passagiere zu (scheinbar VIPs) und dann startet unser zwölfstündiger Flug nach Los Angeles mit zwei Stunden Verspätung um 21.30 Uhr. Ich kann in Flugzeugen kaum schlafen, aber es gibt 92 Filme in deutscher Sprache zur Auswahl, vier schaue ich mir in dieser Nacht – die es eigentlich gar nicht gibt – an. Wir überfliegen die Datumsgrenze und kommen am Dienstag, dem 10. 7. um 15 Uhr, also noch vor unserer gestrigen Abflugzeit in Auckland, in LA an.