Hauptstadt Belmopan – Hauptstadt? (Belize)

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Die Woche in San Pedro ist vorbei und wir stehen am Bootsanleger an der Ostküste der Insel.

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Blick zurück auf San Pedro

Ein Wassertaxi bringt uns mit Zwischenstopp in Caye Caulker (auch eine beliebte Urlaubsinsel) in 1 ¼ Stunden nach Belize City.
Die mit über 60.000 Einwohnern größte Stadt in Belize war bis 1970 Hauptstadt. Ein Hurrikan hat sie in den 1960er Jahren dem Erdboden gleich gemacht, daraufhin entschloss man sich, eine neue Hauptstadt 80 Kilometer weiter im Landesinneren zu errichten: Belmopan. Ein Kunstname aus Belize und Mopan (dem Namen eines lokalen Flusses), da wollen wir hin.
Bei der Ankunft ist am Bootsanleger in Belize City richtig Betrieb: Verkäufer, Tourenanbieter, Taxifahrer und Kellner, alle rufen durcheinander und hoffen, dass die Neuankömmlinge einen Teil ihrer Dollars hier lassen. Am Ende finden sich alle Passagiere an einem U-förmig umzäunten Bereich ein, wo sie gegen Vorlage der Gepäckabschnitte ihr Gepäck erhalten.
P1010110Auf dem Weg zum ein Kilometer entfernten Busbahnhof kehren wir noch in einem netten Lokal am Haulover-Creek (Mündung des Belize-River) ein. Hier sitzen viele Landsleute beim Mittagessen. Da sie nur leichtes Gepäck dabei haben und sich offenbar alle kennen liegt die Vermutung nahe, dass es Ausflügler vom Kreuzfahrtschiff sind, das vor der Küste ankert. Nach einem kleinen Imbiss geht es für uns weiter.
Ein dunkelhäutiger Mann mit Dreadlocks sieht uns wohl an, dass wir uns nicht auskennen und ist sofort bereit, uns zum Busterminal zu führen. Fahrkarten gibt es nicht am Schalter, man steigt einfach in den schon dort wartenden Chickenbus. So werden in Mittelamerika die Busse genannt, die Menschen und Waren (manchmal eben auch lebende Hühner) transportieren. Oft handelt es sich um ehemalige Schulbusse aus den USA.
 

Die meisten Plätze sind bereits besetzt, kurz vor Abfahrt steigen noch ein paar Händler ein um Nüsse, Kekse, Tamales (in Maisblättern gekochter fester Maisbrei) und Getränke zu verkaufen und dann geht es auch schon los. Alle Fenster sind offen, eine bessere Klimaanlage gibt es nicht. Auf Handzeichen hält der Bus und nimmt Passagiere – manchmal nur wenige 100 Meter weiter – mit oder lässt sie aussteigen. Die Straße zur Hauptstadt ist in gutem Zustand und spornt den Fahrer zu Höchstleistungen an. Er nimmt die Strecke mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h, erlaubt sind höchstens 90 km/h. Die Landschaft ist sattgrün und wird langsam hügelig. Ab und zu sind Orte mit hübschen Häusern zu sehen. Als wir an einer Plantage vorbei kommen, riecht es im ganzen Bus nach Orangenblüten. Nach 90 Minuten Fahrzeit sind wir am Ziel.
Unsere Unterkunft liegt im Vorort Salvapan, die vier Kilometer sind mit dem Taxi schnell zurückgelegt.
 

Sogenannte Tiny-Houses stehen in einem schön angelegten Garten, eins davon bewohnen wir in den nächsten Tagen. Findelwelpe Duddy und zwei Katzen leisten uns dabei Gesellschaft. Am Abend essen wir in einem Lokal in der Nähe für ein Viertel der bisherigen Preise.
 

Am nächsten Tag fahren wir zum Guanacaste Nationalpark, der gleich am Stadtrand gelegen ist. Der Ranger ist noch nicht da, wir sollen einfach schon mal reingehen, bezahlen können wir später. Wege durch den Park sind in zwei unterschiedlich langen Rundwegen angelegt. Der Park hat seinen Namen von einem Guanacaste-Baum, der laut Legende hierher geflohen ist, weil er dreistämmig und weniger wertvoll war. Mit einer Höhe von bis zu 40 Metern ist er der größte Baum in Mittelamerika. Die weit ausladende Krone auf dem kräftigen Stamm macht ihn zu einem beliebten Schattenspender, der gerne in Parks gepflanzt wird. Sein Holz wird für Möbel oder als Bauholz verwendet.
Auf den Parkwegen herrscht schon reger Betrieb, hier wird geharkt und gefegt, als würde hoher Besuch erwartet. Wir kommen mit Devin ins Gespräch, der uns von einer wunderbaren Schwimmstelle unten am Fluss erzählt und von all den Tieren, die in diesem Park leben. Wir sehen allerdings nichts von Jaguar, Tapir, Nasenbären und was sonst noch so alles hier zuhause ist.
 

 
Bestimmt wagen sie sich nur heraus, wenn der Park geschlossen ist. Das ist bestimmt auch besser so. Bis zu 10 cm breite Spuren – auf denen nicht ein Grashälmchen wächst und kein Steinchen liegt – machen uns neugierig, was mag da entlang gelaufen sein?
 

Blattschneiderameisen sind des Rätsels Lösung. Sie schleppen die Blattschnipsel in ihre riesigen unterirdischen Bauten, wo sie die Blätter zerkauen und damit einen Pilz mästen, der die ganze Kolonie ernährt.
Die Namen der hier wachsenden Bäume sind uns alle fremd und größere Palmwedel als hier haben wir noch nie gesehen.
P1010153Die Badestelle sieht wirklich verlockend aus, aber Badesachen haben wir nicht dabei. Wir sitzen nur eine Weile auf der Holzplattform und schauen auf den Fluss. Als wir zurück zum Besucherzentrum kommen, können wir die 5 BZ $ Eintrittsgeld pro Person bezahlen und uns die interessante Ausstellung ansehen.
 

Devin hat uns erzählt, dass die zweite Runde nicht begehbar ist, weil eine Brücke erst repariert werden muss. Der Mann an der Kasse weiß allerdings nichts davon und zeigt uns den Weg. Dreihundert Meter weiter wissen wir: Devin hat Recht, aber unser Forscherdrang ist durch solche Kleinigkeiten nicht zu bremsen, und so balancieren wir auf den Betonstützen über den Bach. Hier sieht es ganz anders aus. Schön wild ist es hier, nichts gefegt und geharkt und wir sind ganz allein unterwegs.
 

 
Am Ausgang hängt ein sehr großes Plakat auf dem Papageien abgebildet sind. „Lasst sie frei fliegen,“ steht darunter. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zurück in der Innenstadt laufen wir über den Markt und decken uns mit Obst ein: Soursop, Guave, Orangen, Ananas, Papaya, Wassermelone und Sapote. Einige kaufen wir bereits geschält und in mundgerechten Stücken. Für das viele Obst zahlen wir keine 3 €. Auf dem Rückweg spricht uns ein junges Paar an, das auf der Suche nach dem Markt ist. Die beiden kommen aus Hamburg und schnell sind wir mitten in einer Unterhaltung. Finja und Kevin sind fast ausschließlich per Anhalter unterwegs bund schlafen im Zelt. Ihr Tagesbudget ist extrem niedrig, kaum zu glauben wie sie das schaffen. Sie erzählen so spannend, dass wir sie gleich zu einem Getränk einladen, wir möchten einfach noch mehr hören. Südamerika haben sie hinter sich und sind gerade durch Mittelamerika gereist auf der Strecke, die wir vor uns haben. Bis zum Jahresende wollen sie weiterreisen und dabei die USA und Kanada kennenlernen. Ich bewundere das sympathische Paar über alle Maßen für den Mut, die Energie und die Bereitschaft auf so vieles Materielle zu verzichten, aber ich möchte nicht mit den Müttern der Beiden tauschen.
 

Und weiter durch das „Zentrum“ der 20.000 Einwohner zählenden Hauptstadt. Es gibt ringsherum ein paar Regierungsgebäude und großzügige Villen, die besonders großzügig mit Stacheldraht und allem möglichen gesichert sind. Doch wo sind die netten kleinen Läden, die Cafes und Restaurants und wo der Supermarkt, der ein größeres Warenangebot hat, von einer Mall ganz zu schweigen? Alles, was man von einer Hauptstadt erwartet, fehlt hier. Wir gehen extra zu Fuß zurück, um nichts zu übersehen – haben wir auch nicht.
Heute ist ein richtiger Glückstag. Am späten Nachmittag kommen neue Gäste an. Sabine und Kalli aus Holland sind auf einem schweren Motorrad schon 13 Monate unterwegs. Sie sind gut zwei Jahrzehnte jünger als wir und haben ihr Haus und fast allen Besitz verkauft, um Geld für ihren Reisetraum zu haben. Bis nach Mitternacht sitzen wir mit Beiden im Garten; erzählen und schwelgen in Erinnerungen. Hin und wieder holt uns Duddy mit einem Biss in Wade, Ferse oder Zeh in die Gegenwart zurück. Er ist so ein wonniger Hund, aber er braucht dringend Erziehung.
 

Am nächsten Tag können wir in unserem Garten einen spannenden Kampf beobachten: Die kleinere der Katzen hat eine Schlange aufgespürt.
P1000304Immer wieder attackiert sie das zusammen gerollte Reptil (30 bis 40 cm lang), aber das schnellt jedes Mal wie eine gespannte Feder nach vorn, um seinerseits die Katze zu erwischen. Als wir der Verwalterin die Fotos zeigen ist sie entsetzt, es handelt sich um eine sehr giftige Lanzenotter. Wenn ich sehe, dass der Gärtner barfuß seiner Arbeit nachgeht, wird mir ganz anders. Aber das sei nicht gefährlich versichern mir beide. Wenn die Schlange die Schwingungen durch menschliche Schritte spürt, sucht sie sowieso das Weite, na hoffentlich.
Am Abend sehen wir im Schein der Taschenlampe viele kleine leuchtende Pünktchen im Gras. Komisch, es hat doch gar nicht geregnet. Beim genauen Hinschauen entdecken wir die Verursacher, es sind ca. 1 Euro große Spinnen, deren Augen das Licht reflektieren. Für meine Gartendekoration möchte ich doch lieber etwas anderes.

Ambergris Caye / La Isla Bonita (Belize) „Oh, Madonna“

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Wir geben unseren Leihwagen pünktlich in Chetumal ab. Alles läuft ohne Probleme, höflich und freundlich ist in 5 Minuten alles erledigt. Der Taxifahrer, mit dem wir zur Busstation fahren möchten, erklärt uns wortreich, dass heute kein Bus nach Corozal/Belizeführe. Für 200 Pesos (9 €) würde er uns bis zur mexikanischen Grenze fahren. Wir können die Richtigkeit an Ort und Stelle nicht überprüfen und stimmen zu.

Bei der Ausreise aus Mexiko sind 568 Pesos pro Person fällig. Eigentlich ist das nicht richtig, denn man muss nur eine Einreisegebühr zahlen, die bereits im Preis des Flugtickets enthalten ist. Aber die Grenzbeamten bei Chetumal haben diese Einnahmequelle aufgetan und wollen keinesfalls darauf verzichten. Brav blättern wir die Scheine hin, bekommen eine briefmarkengroße Quittung und einen netten Gruß mit auf den Weg.

Hier wartet schon der belizische Kollege unseres Fahrers. Man ist sich einig: Heute fährt kein Bus. Mitgegangen, mitgefangen; wir laden unser Gepäck ins Auto und werden zur Einreisestelle gefahren. Mit unserem Gepäck müssen wir durch die Grenzkontrolle. Ein Beamter händigt uns ein Formular mit den üblichen Fragen aus: Name, Heimatadresse, Wohnort, Passnummer, Staatsangehörigkeit und der nächsten Adresse in Belize. „Name des Hotels reicht,“ erklärt er lächelnd. Seine Kollegin am Schalter sieht das aber ganz anders. Mit mürrischer Mine pocht sie auf das Formular: „Da fehlt die Adresse des Hotels!“ Was sie alles wissen will, wie lange wir bleiben wollen, warum wir überhaupt hier sind und einiges anderes. Akribisch schaut sie sich jede Seite im Reisepass an und herrscht uns an, wie wir aus Mexiko ausreisen konnten, wo wir doch gar nicht eingereist seien. Hier irrt die Dame, irgendwann erkennt sie dann das alles seine Richtigkeit hat und haut einen Stempel in die Pässe. Die Kollegin an der Gepäckkontrolle ist dann wieder die Freundlichkeit in Person.

Zurück zu unserem Taxi und nun sind wir in Belize, dass zwischen Mexiko und Guatemala liegt und bis 1981 Britisch Honduras hieß. Bereits 2.000 Jahre v. Chr. war das Gebiet von den Maya besiedelt. Zu einer wechselhaften Geschichte mit Kriegen, Eroberungen, Piraterie und Ausbeutung gesellte sich im 18. Jahrhundert auch noch der Handel mit afrikanischen Sklaven. Am Ende des damaligen Jahrhunderts betrug deren Anteil drei Viertel an der Gesamtbevölkerung. Die Maya wurden dabei nicht mitgezählt. Heute liegt der Anteil der Menschen mit afrikanischen Wurzeln bei rund einem Drittel der knapp 400.000 Einwohner. Belize ist in etwa so groß wie Hessen, nur dass in dem deutschen Bundesland 12,5 mal so viele Menschen leben.

Für die ersten drei Tage bleiben wir in Corozal, einer grenznahen Stadt am Meer. Die Hotelbesitzerin – eine ca. 60 jährige Maya – erzählt uns die Geschichte, besser Legende der Entstehung ihres Volkes. Beim Spaziergang durch die Stadt kommen wir zum Kulturzentrum, das in der ehemaligen Markthalle untergebracht is

Ausgestattet mit Stadtplan und Landkarte laufen wir zurück zum Hotel und gleich darauf ans gegenüber liegende Meer, es ist einfach zu verlockend. Strand gibt es hier nicht, aber an einer Stelle hat das Wasser die Ufermauer durchbrochen und hier vergnügen sich schon etliche Kinder. Sie sind erstaunt, dass Menschen in unserem Alter ins Wasser gehen. Noch größer ist die Verwunderung als sie merken, dass wir schwimmen können. Die wachsamen Mütter der planschenden Kinder sitzen auf der Mauer und schauen dem fröhlichen Treiben zu. Überaus freundlich werden wir begrüßt und ein wenig ausgefragt. Die Menschen in Belize sprechen fast alle drei Sprachen: Spanisch, kriol und englisch, weil das die Amtssprache ist.

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Am Abend im Restaurant kommt der Manager zu uns an den Tisch, er ist gebürtiger Türke, hat aber im Alter von acht Jahren sein Heimatland verlassen. Er lebt sehr zufrieden in Belize und beantwortet auch gern unsere Fragen, z.B. nach den vielen chinesischen Supermärkten in der Stadt, die vielen Einheimischen ein Dorn im Auge sind. Weil sich die Ladenbesitzer zusammen tun und ihr Waren in großen Mengen einkaufen, können sie die Preise der lokalen Händler unterbieten. Viele von denen mussten schon aufgeben oder haben nur noch einen Marktstand.

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Auf dem Rückweg bewundern wir den „Supermond“, der einen langen silbernen Streifen auf das Wasser malt.

Entgegen unserer Gewohnheit stehen wir heute mal früh auf. Um 6.30 Uhr verlassen wir das Hotel. Die nette Besitzerin fährt uns mit ihrem eigenen Auto zum Bootsanleger. Es sind schon etliche Menschen dort, unsere Koffer werden gleich auf einen Wagen geladen und zum Boot transportiert. Zusammen mit anderen Gepäckstücken, Bergen von Toilettenpapier, mehreren Kartons, einer Waschmaschine und einem Kindersitz verschwindet alles nach und nach im Inneren des Bootes.

Dann dürfen auch wir an Bord. Wir wollen nach San Pedro auf der Insel Ambergris Caye. Eine Woche werden wir auf dieser karibischen Insel verbringen, der Madonna mit „La Isla Bonita“ ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Das ist aber nicht der Grund für die Wahl (wir wussten es gar nicht), es ist einfach die am nächsten gelegene Insel.

Wer behauptet: „Wasser hat keine Balken,“ muss sich irren. Bei der Geschwindigkeit hat man das Gefühl, über Bahnschwellen zu brettern. Zwei Stunden braucht das Boot, um mit einer Zwischenstation die cirka 70 Kilometer bis nach San Pedro zurückzulegen. Hätte nicht einer der letzten Hurrikans einen Teil der Westseite abgerissen und so einen Wasserweg bis San Pedro geschaffen, müsste man um die Insel herum auf die andere Seite fahren.

Nach einem kurzen Weg sind wir mitten im Zentrum. Uns gehen die Augen über. Auf diesen Betrieb hat uns niemand vorbereitet.

Eine lange Schlange von Golf-Carts fährt an uns vorbei. Sie sind das angesagteste Gefährt auf der Insel. Nur die Taxifahrer haben „richtige“ Autos. Eines von denen bringt uns zum Hotel. Wir lassen unser Gepäck zurück und machen einen ersten Erkundungsgang.

Herrlicher Duft lockt uns in ein Cafe. Gerade wird hier Kaffee geröstet. Die amerikanische Besitzerin erzählt uns, dass sie seit 6 Jahren ihren Betrieb hier hat. Sie verwendet ausschließlich Bohnen aus Guatemala und auch nur von einer Sorte. Müssen wir natürlich probieren. Er schmeckt gut. Noch besser fände ich ihn, wenn er in einer Tasse statt eines Pappbechers serviert würde.

Am Strand wartet eine Enttäuschung auf uns. Was wir hier sehen, will irgendwie nicht mit der Vorstellung von Karibik übereinstimmen. Über die vielen Hotels muss man ja wohl hinweg sehen, aber was da alles ins Wasser gebaut wurde: Bars, Tauchschulen, Buden für alle Arten von Vergnügungstouren. Es sieht aus, als wäre die Stadt aus allen Nähten geplatzt und brauche nun Ausweichquartiere auf dem Wasser.

Am Ufer türmen sich Berge von Braunalgen. Zwar stand in einigen Reiseberichten etwas von Seegrasvorkommen, aber was hier im Wasser und an Land ist, übersteigt jedes Vorstellungsvermögen. Vermutet wird, dass diese Algen aus der Sargassosee kommen und sich jetzt an karibischen Stränden breit machen. Einmal auf den Strand gespült, beginnen sie zu verrotten und setzen Amoniak und Schwefelwasserstoff frei. Dabei stinken sie nach faulen Eiern und können Kopfschmerzen, Unwohlsein, Augentränen und Asthma auslösen. Was wird nicht alles versucht, dieser Plage Herr zu werden: Zäune im Wasser sollen sie aufhalten – erfolglos. Jeden Tag sind etliche Menschen damit beschäftigt, die Pflanzen zusammen zu rechen. Teils werden sie vor Ort in tiefen Gruben verbuddelt, teils mit allen möglichen Gefährten abtransportiert. LKW-weise werden sie ins Inland gebracht und dort von Landwirten als Dünger verwendet. Direkt vom Strand aus ins Wasser zu gehen, ist unmöglich. Wir hatten uns so auf eine Woche mit schwimmen und schnorcheln gefreut. Kann man alles machen, aber nur per Boot und die Preise sind total überhöht. Halbtägige Schnorcheltouren kosten zwischen 35 und 75 US$ pro Person, Tauchen ist natürlich noch teurer.


Hätten wir doch bloß vorher gründlicher gelesen, aber das Zauberwort: KARIBIK hat wohl die Sinne vernebelt. Nun sitzen wir eine Woche auf dieser Insel fest und müssen das Beste daraus machen. Trotz Braunalgen laufen wir am liebsten am Strand entlang und beobachten die Seevögel; denn auf den Hauptstraßen fahren die Golf-Karts beinahe Stoßstange an Stoßstange hintereinander und verbreiten ihre Dieselabgase. Offenbar gehört es dazu, bereits am Morgen als Fahrer oder Beifahrer eine offene Bierflasche in der Hand zu halten. Das Land jenseits der zukünftigen Mauer stellt hier den Löwenanteil der Touristen und bei dem wenigen Jahresurlaub den sie haben, wollen die Menschen in der knappen Zeit: Fun, Fun, Fun. Die Preise spielen dabei offenbar keine Rolle, sonst könnten die Restaurants nicht zwischen 25 und 50 Belize Dollar (2 BZ$ = 1 US$) für eine Pizza verlangen.

In Zukunft werden wir noch mehr auf die golden Regel achten: Meide Orte, die durch Filme, Songs oder Bücher weltbekannt geworden sind.

San Ignacio und Xunantunich (Belize)

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Der Abschied von unserem Häuschen in Belmopan fällt uns echt schwer. Wir haben uns so wohl gefühlt, aber so geht es, wenn man auf Reisen ist.
Die Strecke zu unserem nächsten Ziel ist nicht weit, eine Stunde braucht der Bus nach San Ignacio im Westen von Belize. Es wird wieder bergig, schöne große Grundstücke und hübsche bunte Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. In dieser Jahreszeit blühen viele Büsche und Bäume und dann noch das Pink, Gelb, Orange, Grün und Türkis der Häuser. Unweigerlich muss man lächeln, man kann gar nicht anders.

Auch San Ignacio ist hügelig und weil kein Taxi in der Nähe ist, ziehen wir unsere Koffer den Berg hoch zu unserem Hotel. Verschachtelte Treppen führen in die oberste Etage. Auf die Klimaanlage verzichten wir, pro Person und Tag werden dafür 10 US$ fällig. Strom ist teuer in Belize und wir helfen uns mit dem altbewährten Durchzug. Vom Zimmer aus sind wir mit in paar Schritten auf der Dachterrasse. Zwar wird die in erster Linie zum Wäsche trocknen benutzt, aber der Rundumblick ist trotzdem großartig. San Ignacio ist nicht größer als Belmopan, wirkt aber städtischer. Der Markt ist größer, es gibt mehr Geschäfte und Restaurants.

Abends im vollen Lokal bieten wir einem Paar einen Platz an unserem Tisch an. Natürlich kommen wir ins Gespräch mit den Landsleuten aus Dresden. Sie sind wie wir Langzeitreisende, nur um etliches jünger. Wir erzählen uns gegenseitig unsere Pläne und berichten von bereits Erlebtem. Sie haben ebenfalls Calakmul in Mexiko besucht und dabei viele Tukane gesehen. Ich bin richtig neidisch. Jeden Tag hoffe ich einen dieser Vögeln mit dem markanten Schnabel zu sehen, bisher vergeblich.
Am nächsten Morgen noch einmal das gleiche Spiel. Im Lokal ist es proppenvoll, wir müssen warten. Da es nur Vierertische gibt, biete ich den nach uns Kommenden „Asyl“ am nächsten frei werdenden Tisch an. Es ist ein junges Paar aus der Schweiz, das uns nun gegenüber sitzt. Auch diese Beiden sind bereits seit längerer Zeit unterwegs. Sie haben sich ein altes VW-Postfahrzeug zum Wohnmobil ausgebaut und von Bremerhaven nach Tacoma an der Westküste der Vereinigten Staaten verschifft. Durch die USA und Mexiko haben sie es bis hierher geschafft. Wir sind so ins Gespräch vertieft, dass es beinahe 12 Uhr ist, als wir uns trennen. Hoffentlich sehen wir die Beiden wieder, Martin und Ladina haben uns so gut gefallen.
Für unseren ursprünglichen Plan – die Mayastätte Cahal Pech – ist es jetzt zu heiß. Wir gehen zum Schwimmen zum Fluss. An dieser tiefen Stelle sind wir allein, nur ab und zu kommt ein Boot vorbei. Am nächsten Wochenende ist Maya-Kanu-Wettbewerb, dafür wird trainiert. Und damit die Vorbereitung optimal verläuft, saust ein kleines ferngesteuertes Boot mit einer montierten Action-Camera hinterher und drum herum.

Zurück laufen wir über eine Eisen-Hängebrücke, die in ca. 15 Meter Höhe den Fluss überspannt. Erbaut wurde sie 1949, weil die Holzbrücke auf der anderen Seite nur gut 1 Meter über dem Wasser liegt und bei Hochwasser regelmäßig weggespült wird. Nach der Brücke geht es wieder bergauf und hier weist ein Schild die steile Straße hinauf nach links – der Fluchtweg bei Überschwemmung. Derjenige, der das Schild in 20 Meter Höhe über dem Fluss angebracht hat, muss ein Pessimist sein. Später erfahren wir, das ein Hochwasser vor etlichen Jahren die eiserne Brücke überflutete und einen großen Teil der Stadt unter Wasser setzte. Von wegen Pessimist, nur wir konnten uns so eine Wasserhöhe nicht vorstellen.

Am späten Nachmittag hat es etwas abgekühlt und wir machen uns auf den Weg nach Cahal Pech. Es geht ständig bergauf, das letzte Stück richtig steil. Als wir es geschafft haben, können wir gleich wieder umdrehen, gerade hat der Ticketschalter zu gemacht. Dafür belohnen wir uns mit einem leckeren Essen in einem hübschen Lokal, das uns das nette Paar aus der Schweiz empfohlen hat. Der hochgelobte Schokoladenkuchen passt leider nicht mehr hinterher, wir müssen also noch einmal wiederkommen.
Zwölf Kilometer weiter Richtung Westen liegt die Mayastätte Xunantunich. Schon einig Menschen haben uns erzählt, sie sei etwas ganz Besonderes. Ein Bus fährt ganz in die Nähe, und er steht sogar gerade an der Haltestelle. Eine Mutter mit ca. 18 Monate altem Söhnchen steigt auch ein. Kaum setzt sich der Bus in Bewegung, beginnt der Kleine zu weinen. Aus Weinen wird Schreien und schließlich Gebrüll. Der Fahrer hupt dagegen an, aber der Junge ist steigerungsfähig, er produziert ein sirenenartiges Geschrille. Die Hupe ist an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, der Schreihals nicht. Schließlich schnappt die Frau ihr Kind und steigt aus. Draußen und drinnen herrscht nun himmlische Ruhe und man sieht rundherum ein erleichtertes Aufblicken.

Kurze Zeit später hält der Bus am Mopan-Fluss. Eine Fähre mit Handkurbel-Antrieb bringt uns ans andere Ufer. Jetzt noch eine Meile bergauf. Gleich am Eingang ist ein kleines Besucherzentrum, in dem man sich über die „Steinerne Frau“ informieren kann. Ein Stück dahinter sehen wir die ersten Ruinen der ca. 1.300 Jahre alten Anlage. Etliche Gruppen sind schon mit Fremdenführern unterwegs. Dichter grüner Rasen überzieht das ganze Gelände wie ein Teppichboden. Die Pyramiden sind in gefälligem Abstand zu einander um sechs Plazas errichtet. Die meisten darf man besteigen, auch den größten und schönsten Tempel El Castillo, der das vollständigste Relief aller bekannten Pyramiden aufweist. Was man heute sieht, ist allerdings eine Nachbildung die vor das Original gesetzt wurde, um das unersetzliche Kunstwerk zu schützen. In 40 Metern Höhe haben wir einen herrlichen Blick auf die Anlage und bis weit hinüber nach Guatemala. „Sehen Sie nur,“ sagt ein Fremdenführer, „alles was grün ist gehört zu Belize. Das Graue ist Guatemala. Nächstes Jahr wird dort eine Mauer stehen.“ „Und Guatemala wird dafür bezahlen,“ ergänze ich. Wir zwinkern uns zu.
Was für ein schöner Ort. Wir sind für den Rest des Tages in gehobener Stimmung und dann noch Schokoladenkuchen.
P1010318Der Kellner erzählt uns, wie seine Oma Kakao kocht. Als wir erklären, dass wir den als Kinder ganz genauso zubereitet bekamen, ist er verblüfft: Ein Maya-Rezept, das man in Deutschland kennt.
P1010322Letztes Frühstück bei POP’s mit den köstlichen Fry Jacks (frittierten Teigtaschen). Dann laufen wir zum Busbahnhof. Während wir um die linke Ecke biegen, kommt von rechts der Bus. Das war Maßarbeit. Wir müssen zurück nach Belmopan, um dort in den Bus nach Punta Gorda im Süden des Landes zu steigen. Kurz vorher fragt der Schaffner, wo wir hinwollen. Und das Unglaubliche passiert, der nächste Bus wartet auf uns. Im Nu sind die Koffer umgeladen und wir erwischen den letzten freien Platz.

Rund 90 Kilometer fahren wir über den Hummingbird Highway durch die Ausläufer der Maya Mountains. Eine wunderschöne Strecke bis in die Nähe von Dargriga, dann ist es noch doppelt so weit bis nach Punta Gorda, der südlichsten Stadt in Belize. In vielen Teilen des Landes leben Mennoniten, während dieser Fahrt fallen sie uns das erste Mal auf. Einige Buspassagiere gehören diesen Religionsgruppen an, und ab und zu überholt der Bus ein Pferdefuhrwerk, das von einem Mann mit Latzhose, langem Bart und breitkrempigen Strohhut gesteuert wird.
Nach knapp sieben Stunden sind wir am Ziel. Punta Gorda liegt am Meer und ist die Hauptstadt der Provinz Toledo mit rund 6.000 Einwohnern. Den größten Bevölkerungsanteil haben die Garifunas, Nachkommen afrikanischer Sklaven und karibischer Indios. Die Stadt hat nicht viel zu bieten, Touristen verirren sich nur selten hier her und die Verwaltung hat die weit abgelegene Stadt vermutlich sehr oft bei der Verteilung von Steuergeldern vergessen.

Am nächsten Tag findet auf dem zentralen Platz eine Wahlveranstaltung statt. Bis zu unserem Hotelzimmer hören wir die Redner, verstehen können wir allerdings nichts, sie sprechen einen lokalen Dialekt. Später sehen wir, dass es darum geht das Land neu aufzuteilen. Aus den jetzt existierenden sechs Provinzen sollen nur noch zwei werden. Offenbar verspricht sich gerade der Süden davon Vorteile, denn heute wurden keine Kosten gescheut, den Menschen die Vorteile deutlich zu machen. Die Kinder stehen staunend vor einer riesigen Hüpfburg. Erst als wir vom Frühstück zurückkommen haben sich die ersten hinein gewagt.
Morgen werden wir Belize in Richtung Guatemala verlassen. Gerne möchten wir das restliche Geld in US Dollar umtauschen. Dafür müssen wir erst die Tickets für das Boot kaufen und unsere Reisepässe bei der Bank vorlegen. Nachdem ein Stapel Formulare ausgefüllt und abgestempelt ist, erhalten wir unsere 50 US $. Ein Auto auf Kredit zu kaufen ist vermutlich einfacher.

Livingston und Rio Dulce (Guatemala)

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Heute heißt es „Good bye, Belize.“ Das Boot soll um 14 Uhr den Hafen in Punta Gorda verlassen. Pünktlich finden wir uns am umzäunten Gelände ein. Ein paar Touristen warten bereits. Nach ca. 30 Minuten werden wir zum Ausreiseschalter gewunken. Um 80 Belize $ ärmer aber mit je einem neuen Stempel im Pass warten wir auf das Boot. Die Zeit verrinnt, wir stehen am Pier und nach und nach kommen weitere Passagiere hinzu. Ein Pick-up lädt 44 Kartons mit gezuckerter Kondensmilch ab, ein Boot aus der Gegenrichtung legt an, und dann dürfen wir unser Boot besteigen. Es ist rundherum offen, aber wenigstens ein Sonnendach ist vorhanden. Rettungswesten werden ausgeteilt, dann geht es los.

Bei zwei Meter hohen Wellen ist es ganz schön hart, wenn das Boot in ein Wellental knallt. Schwarze Plastikplanen werden verteilt, damit man sich vor dem Spritzwasser schützen kann.

Immer wieder treffen wir auf breite Streifen von Braunalgen. Erst kurz vor der Küste von Guatemala verschwinden sie plötzlich. Nach dem wilden Ritt legt das Boot nach ca. einer Stunde in Livingston an. Diese Stadt ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen, es gibt keine Straßenverbindung zu anderen Städten.

Nach der Ankunft das übliche Gewimmel. Tuctuc-Fahrer (ja, hier werden sie mit „C“ geschrieben) wollen gleich die Gäste einsammeln, aber bei den Touristen haben sie noch kein Glück. Erst einmal müssen wir die Einreiseformalitäten erledigen. Bergauf und ca. 100 Meter weiter an der linken Seite liegt das Imigration-Office. Vermutlich hat man hier vor kurzem auf elektronische Datenerfassung umgestellt. Der Beamte hinter dem Schalter müht sich zehn Minuten mit dem ersten Pass ab, legt ihn auf einen Scanner, drückt Tasten und wird immer hektischer. Schließlich trägt er die Daten per Hand in ein Formular ein, haut seinen Stempel in den Pass und atmet erleichtert auf. Danach geht alles ganz schnell, diese Vorgehensweise ist er gewohnt und erledigt sie mit jahrelanger Routine.

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Nun kommt auch ein Tuctuc-Fahrer zu seinen Fahrgästen. Vier Kilometer sind es bis zu unserem Hotel, lässt er uns wissen und knattert los. Bergauf und bergab geht es. Wir können kaum glauben, dass diese Gefährte es schaffen, voll beladen die nächste Steigung zu erklimmen. Doch mit einem letzten Schnaufer nimmt es dann doch die letzten Meter bis zur Kuppe. Ein langes gerades Stück Strecke folgt. „La Pista,“ erklärt der Fahrer stolz. Das war die Start- und Landebahn für Militärflugzeuge. Danach ist Schluss mit lustig, jetzt geht es über ein Schotterpiste mit Löchern und Steinen in der Größe von Straußeneiern. Wie schon bei der Bootsfahrt beißt man am besten die Zähne zusammen um nicht mit blutiger Zunge anzukommen. Umsichtig kurvt der Fahrer um die größten Schlaglöcher und die entgegen kommenden Kollegen tun es ihm gleich. Was für ein Glück, dass alle so gute Bremsen haben.

Als er an einer Flussmündung anhält, können wir nicht glauben, dass das unser Ziel sein soll. Und wo bitte ist unser Hotel? Hilfsbereite Menschen deuten eifrig auf die gegenüber liegende Seite. Also los, ein Schräge hinauf, über die schwankende Hängebrücke und auf der anderen Seite wieder eine Schräge hinunter.

Dann noch 300 Meter am Strand entlang und „schon“ sind wir da. Ein kleines Ressort am Strand mit einzelnen Häuschen und zweigeschossigen größeren Häusern erwartet uns. Wir bekommen eines der Häuschen zugewiesen, die Wände sind aus Rundhölzern, das Dach aus Palmwedeln, die Fensteröffnungen mit Fliegengitter versehen. Vier Betten und ein halbhohes Schränkchen sind die einzigen Einrichtungsgegenstände. Aber wir haben ein eigenes Badezimmer.

Das Meer hat genau die richtige Temperatur. Auch nach über einer Stunde beginnt man nicht zu frösteln. Herrlich, auf dem Rücken zu liegen und den Seevögeln zuzuschauen. Pelikane und Fregattvögel gleiten häufig in nur wenigen Metern Höhe über die Wasseroberfläche.

Um eine SIM-Card zu kaufen und Bargeld zu holen lassen wir uns wieder nach Livingston fahren. Rund 18.000 Einwohner zählt die Stadt und die setzen sich aus Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft zusammen. Eine sympathische und hübsche Stadt, die wir nach drei Tagen verlassen.

Wieder steht uns eine Bootsfahrt bevor. Livingston liegt an der Mündung des Rio Dulce. Auf diesem Fluss werden wir ins Landesinnere fahren.

Das Boot hat dieselbe Größe, wie das mit dem wir von Belize gekommen sind. Anfangs ist der Fluss höchstens 50 Meter breit und die Fahrt verläuft angenehm ruhig. Links und rechts an den Ufern sitzen Mengen von Reihern und Kormoranen in den Bäumen. Auch Pelikane haben hier ihr Brutgebiet. Nach und nach wird der Fluss bis zu 200 Meter breit und damit auch welliger und die Fahrt ruppiger. Am Ufer sind hin und wieder kleine Hotels auszumachen. Die Landschaft ist herrlich, im Hintergrund die Berge, links und rechts üppiges Grün und wir mitten im klaren blauen Wasser. Viel zu schnell haben wir die 40 Kilometer hinter uns gelassen und kommen in Frontera Rio Dulce an. Wir steigen direkt in ein Wassertaxi und lassen uns zu einer kleinen Lodge an einem Seitenarm des Rio Dulce bringen, die nur per Boot zu erreichen ist.

Eine Woche werden wir hier im Naturschutzgebiet verbringen. Vom Bootssteg aus kann man direkt ins Wasser springen.

Kajaks liegen bereit, um die Nebenarme zu erkunden, und abends genießen wir die Kochkunst von Liesel, der Besitzerin. Sie hat fast alle Plastikartikel aus diesem kleinen Hotel verbannt. Als Trinkhalme werden Makkaroni verwendet. Die benutzten bekommen Fische oder Vögel. Morgens ab vier Uhr geben die Brüllaffen Konzerte. Sie müssen direkt auf dem Baum vor unserem Zimmer sitzen. Wir hören sie häufig, bekommen sie aber nie zu Gesicht.

An einem der Tage fahren wir mit dem Boot zur Stadt. Kurz vor dem Hafen taucht neben unserem Boot ein Manati (Seekuh) aus dem Wasser auf. Das nennt man Glück! Was für ein Betrieb in der Stadt, dicke Lastwagen fahren nicht gerade in Schrittgeschwindigkeit auf der Hauptstraße, auf der links und rechts Marktstände aufgebaut sind. Viel Platz zum Laufen bleibt nicht und man muss höllisch aufpassen. Zum Glück ist es nicht weit, bis zur Abfahrtstelle eines Colectivo (Kleinbus), mit dem wir zum Wasserfall Agua Caliente fahren wollen. Hier wird uns wieder gezeigt, dass ein Bus mit 14 Sitzplätzen viel mehr Kapazität hat. 25 Passagiere zähle ich im Bus. Wie viele auf dem Dach sitzen, kann ich nicht feststellen. Die in Asien verwendeten Kinderhocker als Zusatzbestuhlung  scheinen hier noch nicht bekannt zu sein, dafür beherrscht man hier die Kunst, mindestens fünf Passagiere aus der Tür hängend zu transportieren.

Nach ungefähr 30 Kilometern wird uns bedeutet, hier auszusteigen. Sofort stürzen eine Frau und mehrere Kinder mit Kokosnüssen auf uns zu. Sie sind enttäuscht, dass wir nichts kaufen und fragen nach Schreibstiften. Haben wir auch nicht dabei. Der Mann, der die Eintrittskarten verkauft, verscheucht sie. Ein Stück weiter werden Bananenpfannkuchen angeboten. Wir kaufen ein paar und essen sie gleich auf dem Weg.

Nach 10 Minuten sind wir da. Aus 15 Metern Höhe stürzt ca. 60 Grad heißes Wasser in den Fluss. Je nachdem, wie nahe man dem Wasserfall kommt, kann man sich seine Badetemperatur selbst aussuchen. Auch aus dem Boden sprudelt es an manchen Stellen unangenehm heiß. Das ist aber an den aufsteigenden Blasen gut zu erkennen und zu umgehen. Nicht nur, dass man hier bei idealer Temperatur im Wasser sitzen kann, sondern es gibt auch kleine Fische, die nur darauf warten, Hautschuppen abzuknabbern. Nicht unangenehm, aber es kitzelt ganz schön.

Auf dem Rückweg fragt uns ein Mann, ob wir mit dem Colectivo fahren wollen. Dann deutet er auf seine Uhr. Wir sind offenbar spät dran. Er nimmt sich sofort der Sache an und läuft Richtung Straße. Tatsächlich hält der kleine Bus gerade. Wir sind bestimmt noch 200 Meter entfernt, aber hier wartet man auf Passagiere. Und als Belohnung bekommt unser Begleiter vom Busfahrer einen Schein zugesteckt.

Wir sind tatsächlich in einem Chickenbus gelandet. Ich sitze neben zwei Maya-Frauen in landestypischer Tracht, die während der Fahrt ihre Kinder stillen. Eine hat zwei Beutel dabei, aus denen Hühner ihre Köpfe strecken. Empörtes Gegacker, wenn in Kurven der kleine Sohn auf die Beutel fällt. Der Busfahrer hält auf Handzeichen. Eigentlich ist der Bus voll, aber die sechs am Straßenrand wartenden Personen kommen auch noch unter.

Zurück in der Stadt laufen wir auf die Brücke, die an der engsten Stelle des Flusses gebaut wurde. Kurz dahinter beginnt der Lago Izabal, der größte See Guatemalas. Flächenmäßig ist er größer als der Bodensee. Durch den Rio Dulce gibt es eine Verbindung zum Meer. Fluss und Meer werden heute so wie früher als Rückzugsgebiet genutzt. Heute bringen Freizeitkapitäne ihre kostspieligen Motor- und Segelyachten vor Hurrikans in Sicherheit, früher suchte man hier Schutz vor Piraten. Eigentlich wollen wir um 17 Uhr abgeholt werden, aber das klappt heute nicht. Ein paar Whats-App und ein Telefonat später – inzwischen sind eineinhalb Stunden vergangen und es ist dunkel geworden – kommt unser Boot. Die Tochter der Besitzerin feiert heute Hochzeit, da ist die Organisation ein wenig durcheinander geraten. Für die Wartezeit werden wir mit einer Bootsfahrt vorbei an wunderschön gelegenen und beleuchteten Häusern belohnt. Dazu über uns ein wunderbarer Sternenhimmel.

Die Sinterterrassen von Semuc Champey (Guatemala)

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Die Zeit im Schlemmerparadies ist nun auch zu Ende. Von Liesel haben wir uns schon gestern verabschiedet, sie muss nach Guatemala City. Ihre hilfsbereiten Mitarbeiter kümmern sich darum, dass wir rechtzeitig mit dem Boot zum Backpacker Hotel gebracht werden, wo uns ein Shuttle abholen wird.

In den zwei Stunden bis zur Abfahrt geht Klaus noch zum Frisör, stocken wir unseren Bargeldvorrat auf und lassen uns im Sundog Cafe leckere Brote für die Busfahrt machen.

Im Kleinbus sitzen bereits drei Personen, und viel mehr scheinen es nicht zu werden, denn der Fahrer verstaut unsere Koffer auf dem Rücksitz und nicht auf dem Dach. Die ersten Kilometer fahren wir dieselbe Strecke wie zum warmen Wasserfall. Bis El Estor ist die Straße in gutem Zustand. Aber als wir das Ende des Lago Izabal erreichen, rumpeln wir wieder über eine Schotterpiste. Die linke Fahrbahn ist betoniert, und wenn es möglich ist, fährt unser Busfahrer auf der falschen Seite. Kurz darauf müssen wir die Komfortzone verlassen, es geht auf unbefestigter Straße durch die Berge. Schmale Straßen, viele Kurven, ärmliche Dörfer aber eine wunderschöne Landschaft.

Die vielen Berge präsentieren sich gewellt, gefältelt oder geknifft mit spitzen Zacken oder gerundet. Sie sind alle bis zu den Gipfeln bewachsen. In einem kleinen Dorf machen wir eine kurze Pause. Hunde räkeln sich im Staub der Straße. Sofort sind wir von ein paar Kindern umringt, die ein wenig verschämt um ein paar Münzen bitten. Die Mädchen tragen ab etwa 10 Jahren die knöchellangen weiten Röcke aus gewebten Maya – Stoffen. Die etwas älteren sind anscheinend dafür zuständig, Trinkwasser von der einzigen Wasserstelle im Ort zu holen. Sie balancieren die vollen amphorenartigen Plastikgefäße auf dem Kopf und bringen sie zu den entfernten Häusern.

Weiter geht es über die holperige Strecke. Männer mit Schaufeln stehen ab und zu auf der Straße. Sie schütten die tiefsten Löcher zu, dafür steckt ihnen unser Fahrer einen Schein zu. Schneller als 30 Stundenkilometer kann er trotzdem nicht fahren. Wir sind mitten im Dschungel, unvermittelt stoßen wir immer wieder auf Dörfer.

Unvorstellbar, wie die Menschen hier leben. An einer ärmlichen Kate hält unser Busfahrer an, um Kürbisse einzukaufen. Die hochschwangere Frau ist von vier Kindern umringt. Ob das alle sind?

Inzwischen ist es 17.30 Uhr und die Kinder kommen uns in den kleinen Ansiedlungen gruppenweise in ihren Schuluniformen entgegen. Unterricht wird hier vor- und nachmittags abgehalten. Die Nachmittagsgruppe hat nun auch Schulschluss. Noch mehrere Kilometer von der Schule entfernt sieht man sie nach Hause laufen. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Stadt Santa Maria Cahabon. Schmale asphaltierte Straßen führen in engen Kurven bergauf und bergab. Es sieht aus, als würde der Bus mitten durch den Markt fahren. Schade, dass wir hier nicht anhalten. Es ist bestimmt ein Erlebnis in dieser Stadt herumzulaufen und Touristen scheinen hier auch selten herzukommen.

Wir haben gedacht, schlimmer kann die Strecke nicht werden, aber da haben wir uns getäuscht. Die letzten 40 Kilometer fahren wir durch eine Großbaustelle. Hier wird vermutlich eine Straße gebaut, die Touristen schneller zur Attraktion Semuc Champey bringt. Der Bus quält sich über die aufgerissene Erde. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jetzt bei 10 Stundenkilometern. Man kann den Busfahrer nur bewundern, er weiß stets, auf welcher Seite der zukünftigen Straße er am besten voran kommt. Hin und wieder tauchen im Scheinwerferlicht ein paar Gesichter auf. Vereinzelte Lichter zeigen, dass irgendwo noch Ansiedlungen sein müssen.

Nach sechs Stunden – es ist inzwischen 20 Uhr – haben wir die 150 Kilometer Fahrstrecke geschafft und den Ort Lanquin erreicht. Ein paar Jugendliche stürzen auf den Bus zu und wollen wissen, in welchem Hotel wir gebucht haben. Sie dirigieren uns zu wartenden Pick-ups mit fantasievollen Aufbauten. Nach und nach versammeln sich 10 Fahrzeuge auf dem Platz.

Wir müssen warten, ein weiterer Shuttlebus ist unterwegs. Die nächste halbe Stunde vertreibt uns eine lautstarke Abendandacht(?) in der Kirche gegenüber. Lied folgt auf Lied, begleitet von rhythmischem Klatschen, gesprochen wird nicht. Dann kommt der Bus und wir haben umsonst gewartet, kein weiterer Fahrgast außer uns Vieren will in unser Hotel. Für die letzten 10 Kilometer brauchen wir noch mal 40 Minuten. Das Auto hat getönte Scheiben, gut dass wir heute Vollmond haben, sonst könnte man gar nichts erkennen. Übervorsichtig lenkt der Fahrer das Auto auf eine Brücke, nachdem wir glücklich das andere Ende erreicht haben, sind wir endlich da. Wir freuen uns schon darauf, morgen alles bei Tageslicht zu sehen.

Unsere Erwartung hinsichtlich Lage und Aussicht wird noch übertroffen. Das Hotel liegt hoch über dem Fluss Cahabon und wir sehen vom Restaurant aus die Brücke, über die wir gestern gekommen sind. Die Schatten darauf sehen aus wie Löcher. Es sind Löcher, wie wir später feststellen. Die linke Fahrbahn ist unbefahrbar, die rechte nur unwesentlich besser. Eifrige Kinder machen uns auf die Lücken aufmerksam. Wahrscheinlich achten ihrer Meinung nach Touristen nie auf den Weg und stürzen hier reihenweise in den Fluss.

Wir laufen ein Stück am rechten Ufer entlang, als Manuel sich zu uns gesellt und als Begleiter anbietet. Wir nehmen ihn mit, zahlen am Kassenhäuschen 10 Quetzales (1,15 €) Eintritt pro Person und laufen den angelegten Weg weiter zum Wasserfall, der unterhalb der Sehenswürdigkeit Semuc Champey liegt.

Das Wasser ist unerwartet kühl, aber das hält uns nicht davon ab, hier schwimmen zu gehen. Rechts ist ein großes ruhiges Becken, das von oben rieselnde Wasser ist etwa 5 Grad wärmer. Links kommt der Fluss aus einer Felsspalte und erzeugt eine starke Strömung. Manuel bleibt besorgt an meiner Seite. Erst als er überzeugt ist, dass ich eine sichere Schwimmerin bin, geht er seinem Vergnügen nach. Er hangelt sich am Seil den Felsen hinauf und springt mitten in die Strömung.

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Er begleitet uns zurück zum Hotel und zeigt uns unterwegs Kardamompflanzen. Die Ernte ist schon vorbei, aber eine grüne Beere findet er noch. Die Kerne schmecken würzig und ein bisschen scharf. Am nächsten Morgen will er um 9 Uhr im Hotel sein und uns nach Semuc Champey begleiten.

Wir erwarten abends unsere Reisebekanntschaft Vanessa. Am Rio Dulce haben wir uns das erste Mal getroffen und zufällig dasselbe Hotel in derselben Zeit gebucht. Wir sind schon unverbindlich für eine gemeinsame Wandertour verabredet.

Der nächste Morgen bringt trübes und regnerisches Wetter, und wir beschließen, die Tour zu verschieben und unseren Aufenthalt um einen Tag zu verlängern. Auf Manuel müssen wir dabei verzichten, er hat sich bereits mit einer Gruppe verabredet.

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Und so sitzen wir im strömenden Regen auf unserer überdachten Terrasse und schauen auf große Kakaobäume, die voller Früchte hängen. Als der Regen gegen Abend nachlässt, laufen wir einen knappen Kilometer weiter zu einem anderen Hotel. Vanessa hat erfahren, dass das Essen dort besser sein soll, als in unserem Hotel, außerdem wohnt eine andere Reisebekanntschaft von uns Dreien dort.

Das mit dem Essen stimmt wirklich. Und als Golan, der charismatische Besitzer, uns später noch zu unserem Hotel fahren lässt und Vanessa einen Gutschein für einen besonderen Nachtisch für den nächsten Tag zusteckt, ist es beschlossene Sache: „Wir kommen wieder.“

Nach dem Frühstück geht es pünktlich um 8 Uhr morgens los. Der Eingang zum Park Semuc Champey liegt nur 100 Meter von unserem Hotel entfernt. Schon um diese Zeit haben die Mayas Stände aufgebaut. Da wird Obst und Gemüse geschnitten, Fleisch und Fisch gebraten und landen Tortillas auf den heißen Platten.

Wir kaufen Wasser und Obst und laufen den gekennzeichneten Weg zum Mirador, dem 350 Meter höher gelegenen Aussichtspunkt. Es geht ständig bergauf, mal sind es Felsenstufen, mal Holztreppen. Schweißtreibend und anstrengend ist das für uns. Vanessa, die nicht mal halb so alt ist wie wir, bewältigt das alles spielerisch. Am Rand des Weges sitzen schon Mayafrauen und bieten Kokosnüsse zum trinken an. Sie müssen mit ihrer Last auch hier hoch gelaufen sein. Als wir die Aussichtsplattform erreichen, sind wir wirklich die ersten Touristen und haben den Blick ganz für uns allein. Wunderschön liegen die wassergefüllten Sinterterrassen unter uns im Sonnenlicht.

Das Ganze ist eine geologische Besonderheit. Vor den Terrassen verschwindet der Fluss in den Felsen unterhalb der Sinterterrassen und kommt erst ein paar hundert Meter weiter am vorgestern besuchten Wasserfall wieder heraus. Die Becken werden von kleinen Nebenflüssen, die aus den Bergen kommen gefüllt. Der Name Semuc Champey bedeutet in der Mayasprache „der Fluss der verschwindet.“

Nachdem wir uns satt gesehen haben und die erste Gruppe kommt, gehen wir auf einem anderen Weg bergab zu den Wasserbecken. Es ist äußerst rutschig auf den Steinen und ich bin wieder mal glücklich über die in Mexiko gekauften Badeschuhe. Wir packen unsere Sachen in die hölzernen Schließfächer, bringen das mitgebrachte Vorhängeschloss an und stürzen uns ins Wasser. Ein Becken nach dem anderen wird durchschwommen.

Wir sitzen auf Steinen und es dauert nur ein paar Minuten, bis ein paar kleine Fische kommen und anfangen, an unseren Füßen und Beinen zu knabbern. Als es nach zwei Stunden immer voller wird und der Geräuschpegel steigt, ist für uns die Zeit zum Aufbrechen gekommen. Der Rückweg ist längst nicht mehr so anstrengend, wie der Hinweg. Trotzdem sind wir ziemlich kaputt, als wir den Ausgang erreichen. Wir nehmen uns von den Ständen noch etwas zu Essen mit, und dann wollen wir nur noch die Beine hochlegen.

Am Abend wollen wir nochmal ins Hotel Greengos. Wir werden gleich wiedererkannt und freundlich begrüßt. Der spendierte Nachtisch namens „Hummustella“ ist eine Kalorienbombe aus einer Schicht Nutella, gekrönt von Erdnussbutter und übergossen mit einer zartbitteren Schokosoße. Dazu gibt es heißes Pittabrot. Es schmeckt unglaublich gut. Einer der Mitarbeiter gibt uns Tipps zur Stadt Coban, die wir am nächsten Tag besuchen wollen. Zwei Gäste des Hotels bekommen das mit und bieten uns an, uns in ihrem Auto am nächsten Morgen mitzunehmen. Golan lässt uns wieder zurückfahren und wir nehmen eine wunderbare Erinnerung an diesen Ort und seine besondere Atmosphäre mit.