Visaverlängerung (Sri Lanka)

Ein nahezu ereignisloser Tag, schlafen, lesen und schreiben. Eigentlich wollten wir heute in die Innenstadt, um unsere Visa zu verlängern. Weil es mir nicht gut geht verschieben wir die Fahrt auf den nächsten Tag. Dann allerdings erfahren wir von unseren Gastgebern, dass am Dienstag Feiertag ist und die Ämter geschlossen sind. Es ist Vollmondtag, und der wird nicht nur einmal im Jahr gefeiert, sondern gleich zwölfmal. Glückliche Arbeitnehmer. Wir verlängern unseren Aufenthalt bis zum 7.9. in der Hoffnung, am Donnerstag gesund und mit Visaverlängerung Richtung Süden reisen zu können.
Erst am späten Nachmittag gehen wir raus. Der Plan, nach Mount Lavinia zu fahren wird gleich wieder über den Haufen geworfen. Dafür ist es schon zu spät. Ich suche ein Restaurant aus, das in 2,1 km Entfernung liegen soll, und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Es geht immer die Hauptstraße entlang in südlicher Richtung. Um diese Zeit ist der Verkehr auch hier unvorstellbar. Wenn es mal einen Fußgängerweg gibt, ist man auch dort nicht sicher, denn den nutzen die Mopedfahrer zum Überholen der sich immer wieder bildenden Schlangen. Wir kommen an den unterschiedlichsten Geschäften vorbei, von A wie Autos bis Z wie Zwiebeln ist alles vertreten. Sobald die dichte Bebauung vorüber ist, stehen kleine Stände am Straßenrand und setzen die Einkaufsmöglichkeiten fort. Hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Schuhe werden feilgeboten. Mietfahrräder sind auch im Angebot.
Wir erreichen das Lokal rechtzeitig vor dem nächsten Regenschauer und sehen auch wieder die Ibisschwärme. Später folgen die Flughunde. Das Restaurant ist im ersten Stock und an zwei Seiten offen, mit Blick auf einen kleinen See. Nur Männer sitzen hier, fast alle tragen weiße Kurzarmhemden und sind damit von den Kellnern, die das gleiche tragen, nicht zu unterscheiden. Nur Klaus bekommt eine Speisekarte. Auch hier wird kein Alkohol ausgeschenkt, aber an den Tischen sehen wir, dass aus mitgebrachten Tüten hochprozentiges auf den Tisch gestellt wird. Klaus fragt jemanden am Nebentisch, und wir erfahren, dass Brandy der Favorit ist. Drei Männer am anderen Tisch haben ebenfalls eine Flasche auf dem Tisch. Sie bestellen eine Riesenportion gebratenen Reis, von dem sich alle nehmen. Als die Platte leer ist, ist es auch die Flasche zur Hälfte.
Wir bestellen eine Vorspeise, Klaus Fisch, ich Huhn. Sein Essen kommt zuerst, 10 Minuten später meins, und weitere 10 Minuten später die Vorspeise. Egal , wir essen was kommt und wann es kommt. Mit 16,50 € war es das teuerste Essen bisher, aber es war wirklich gut.
Auf dem Rückweg gehen wir noch in einen Supermarkt. Hier gibt es eine Apotheke und ich kaufe Hustensaft. Auch ein Geldautomat ist in diesem Markt vorhanden, gute Gelegenheit, nochmal Rupien abzuheben. Am Flughafen waren 20.000 = 110 € die Obergrenze, hier geht es bis zu 100.000. In einem separaten Raum mit Schalter wird Alkohol verkauft. Wir nehmen uns zwei Flaschen eiskaltes Bier als Schlummertrunk auf der Terrasse mit. Als wir zurückkommen finde ich auf meinem Handy eine Nachricht von unserem früheren Landrat, dazu mehr im nächsten Bericht.
Der Feiertag verläuft unspektakulär bis auf den Dauerregen, der in Riesenmengen vom Himmel fällt.
Am Mittwoch ist auch wieder blauer Himmel zu sehen, und wir bestellen über “Pick me“ ein Taxi; denn heute ist Schulstart und alle Tuktuk sind bereits im Einsatz. Unser Fahrer erklärt, dass er einen Umweg fahren muss, weil die Hauptstraße total verstopft ist. Aber wir kommen auf diese Weise an einem riesigen Markt vorbei und staunen, sogar auf den Eisenbahnschienen stehen Tische mit Verkaufswaren. Unsere Annahme, dass diese Strecke stillgelegt ist, erweist sich als falsch. Die Lokführer wissen was abläuft und hupen vorher laut, nach dem Signal werden die bepackten Tische schnell an die Seite getragen und, nachdem der Zug durch ist, auch wieder zurück. In dem See, an dem wir als nächstes vorbeifahren, sollen außer Krokodilen auch Piranhas leben. Was die eine Sorte nicht schafft, erledigt offenbar die andere.
Am Department of Emigration and Immigration herrscht reges Treiben. Fotografieren ist hier leider nicht erlaubt. Wir müssen auf die andere Seite des Eingangs, durch einen proppenvollen Wartesaal in den 4. Stock und jetzt geht es los: Anstellen an Schalter 1 in Büro A. Nach vorgetragenem Wunsch erhält man ein Formular, das auszufüllen und mit einem Passbild zu versehen ist. Wieder anstellen an Schalter 1 und das Formular vorzeigen. Danach erhält man einen Zettel mit einer vierstelligen Nummer und die Aufforderung, in diesem Raum noch 10 Minuten zu warten und dann in Raum B zu gehen. Dort warten ca. 80 Personen. Auf den überdimensionalen Monitoren wird nichts angezeigt, sie sind nicht mal angeschlossen. Dafür kommt in unregelmäßigen Zeitabständen ein Mitarbeiter, ruft ein paar Nummer auf und schickt die Antragsteller in einen von vier geschlossenen Büros. Immer wieder versuchen Wartende, die Routine zu umgehen, wedeln mit ihren Formularen, reden aufgeregt auf den jungen Mann ein, um sich dann doch wieder resigniert zu den anderen Wartenden zu gesellen. Als wir an der Reihe sind, fragt der zuständige Beamte, wieviel länger wir bleiben wollen. Auf die Antwort 1 Monat lächelt er wohlwollend, legt Pass und Antrag auf einen Stapel, nach 1 Minute sind wir wieder draußen. Zurück in Büro A vor Schalter 2 warten, bis die Nummer aufgerufen wird, sich Pass und Antrag aus-händigen lassen und an Schalter 3 anstellen, um die Gebühr zu bezahlen. Auch hier wieder besonders Eifrige. Ein älterer Mann im grünen Hemd hat es offenbar eilig und versucht sich vorzudrängen. 4.050 Rupien sind für jeden von uns fällig, rund € 22,00. Antrag und Pass werden in einen Wäschekorb gelegt, wir kehren zurück in den Wartebereich vor Schalter 2. Und dann endlich, 5 Stunden später bekommen wir unsere Pässe mit der Visaverlängerung ausgehändigt. Und Mr. Grünhemd sitzt noch da und wartet.
Wo wir nun schon mal hier sind, wollen wir auch weiter in die Stadt. Draußen stehen etliche Tuktuk, und die Fahrer wollen uns alle gern als Fahrgäste haben. Aber bei dem Preis von 1200 schrecken wir zurück, das ist für die halbe Strecke das Doppelte von dem, was wir am Morgen für eine Autofahrt gezahlt haben. So laufen wir einfach los. Hier gibt es Fußwege, aber es ist ratsam, genau zu schauen, wohin man  tritt, mal fehlen Teile des Pflasters, mal stehen sie über. Nach einer Weile kommen wir an einen Platz, der in der Mitte ein großes Aquarium hat. In zwölf verschiedenen Becken kann man heimische oder Amazonasfische bewundern. Weiter geht es über eine Brücke. Jetzt fehlen auch wieder die Fußwege. Wir geben unser Vorhaben auf und bestellen über Pick me ein Tuktuk und lassen uns zurückfahren.
Abends nochmal das Lokal vom ersten Abend, und am nächsten Morgen Abschied von unseren Gastgebern, die uns richtig ans Herz gewachsen sind. Wir lassen uns durch strömenden Regen zum Bahnhof von Mount Lavinia fahren. Es gibt noch einen richtigen Schalter, an dem man für Fahrkarten anstehen muss. Automatisch werden uns Karten für die zweite Klasse verkauft. 90 Rupies pro Person, ca. 50 Cent für 45 km. Weil wir noch 2 Stunden Zeit haben, lassen wir unsere Koffer bei dem freundlichen Schalterbeamten und laufen mit den Rucksäcken Richtung Strand.
Vor uns liegt das berühmte Mount Lavinia Hotel, in dem man nachmittags einen typischen 5 o‘clock-Tea genießen kann und eine Übernachtung soviel kostet, wie unsere nächste Unterkunft für eine Woche. Ein Mann spricht uns vor dem Hotel an, er war mit einer deutschen Frau verheiratet und freut sich, seine Sprachkenntnisse anbringen zu können. Er hat ein Haus unterhalb des Hotels und bietet uns an, über sein Grundstück zu laufen. Danach nutzen wir die Bahngleise als Weg, das scheint hier normal zu sein. Der viele Regen der letzten Tage hat das Meer aufgewühlt, und dadurch wurden große Mengen Unrat an den Strand geschwemmt. Viele fleißige Hände sind schon dabei, alles zusammen zu kehren. Immer wieder werden wir angesprochen von eifrigen jungen oder älteren Männern, die uns entweder dazu bringen wollen, in ein bestimmtes Lokal zu kommen oder ihr Haus zu besichtigen.
Unser Zug soll um 14.40 abfahren und ist auch fast pünktlich. Nur mit Mühe schaffen wir es, unsere Koffer und uns mit Rucksack in die überfüllten Wagons zu quetschen. Der erhoffte Sitzplatz stellt sich als illusorisch heraus. Wir stehen zwischen zwei geöffneten Türen und versuchen, uns irgendwo festzuhalten. Nach rund 90 Minuten erreichen wir unter heftigem Geschaukel und Hin- und Hergerücke unseren Bahnhof Bentota. Unser neuer Gastgeber erwartet uns schon auf dem Bahnsteig und läuft die 200 m mit uns zu seiner Lodge.
Wir haben ein kleines Häuschen mit Küche und Bad. Unser Bett ist mit Blüten geschmückt und hat ein festes Moskitonetz. Es gibt einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank und viel Platz. Wenn man sitzen will, geht man auf die Terrasse.
Wir verabreden uns mit unserem Gastgeber Amith für 17.30 Uhr zum Einkaufen. Taxifahrer ist einer seiner vielen Berufe, und er besitzt ein rotes Tuktuk. Damit knattern wir in den nächsten Ort zum Einkaufen. Erst ein Obstgeschäft, und hier decken wir uns mit Papaya, Ananas, Mango, Mangosteen und Dragonfruit ein, dann zum Supermarkt um fürs Frühstück einzukaufen.
Zum Abendessen empfiehlt Amith uns ein Restaurant, zu dem uns sein Vater um 19.30 geleiten soll. Als wir den Raum betreten, entdecken wir ihn, er arbeitet hier als Kellner. Es ist ein „besseres“ Restaurant und bietet eine schöne Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Wir entscheiden uns für King Prawns und Beine einer Seespinne. Der Kellner nennt uns den Betrag, kommt aber nach einer Weile zurück und eröffnet uns, weil wir Gäste seines Kollegen seien, bekämen wir Sonderpreise eingeräumt. Wie nett. Das Essen ist sehr, sehr gut, zu den Meeresfrüchten gibt es Gemüsereis und eine leicht scharfe Soße auf Kokosmilchbasis.

Sonntag in Boralasgamuwa (Sri Lanka)

DSC08346Die Nacht verbringen wir abwechselnd im Schlaf- und Lesemodus. Um 9 Uhr erwartet uns das Frühstück. Es gibt gebratene Eier mit Würstchen und Hühnerfleisch, gefüllte Pfannkuchen, kleine Milchbrötchen, große mit Zucker bestreute Teigstangen, jede Menge Toast und frische Früchte. Tee oder Kaffee können wir uns selbst zubereiten. Wir schaffen nicht mal die Hälfte. Danach schlafen wir einfach nochmal ein paar Stunden. Die Erkältung macht uns noch zu schaffen, außerdem haben wir viel Schlaf versäumt.

Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg, wir wollen in einen nahe gelegenen Park mit See. Aus dem auch sonntags geöffneten Supermarkt nehmen wir uns Bananen und Trinkjoghurt mit, Wasser ist sowieso schon im Rucksack. Ein geteilter Weg führt rund um den See. Die rechte Hälfte ist asphaltiert für Radfahrer, Fußgänger laufen auf Sandboden. Die Radfahrer sind deutlich in der Überzahl, es scheint ein beliebtes Sonntagsvergnügen zu sein. Viele Kinder und Jugendliche sind unterwegs und fahren um die Wette. DSC08358Auf Schildern wird vor Krokodilen gewarnt, in Sinhala und in Englisch. Die Schrift ist so schön, dass jedes Warnschild ein dekoratives Schmuckstück darstellt, über die Farbgestaltung sollte man dabei vielleicht noch mal nachdenken. Tatsächlich sehen wir ab und zu zwei Augen oder ein paar Rückenzacken. Auf der Hälfte der Strecke gibt es einen Rastplatz. Viele kleine Läden bieten die unterschiedlichsten Speisen an, und unter den Bäumen stehen Tische und Hocker aus Beton.

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Beliebter Treffpunkt an Sonntagen

Es ist ziemlich voll, und auch hier fallen wir als einzige Touristen auf. Wir teilen unseren Trinkjoghurt mit einer dürren Mutterkatze, der ich mehrmals en Schraubverschluss der Flasche fülle.

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Während ich auf dem Weg einen riesigen Papayabaum bestaune, entdeckt Klaus zwei Warane ungefähr 1 m lang, oben braun, die Unterseite gelb gemustert. Einer schwimmt durch den Graben, der andere huscht im hohen Gras davon. DSC08364Faszinierend, diese urzeitlichen Tiere in 2 m Entfernung einfach so in der Natur zu sehen. Störche, Seidenreiher, Rotlappenkiebitz, Paddyreiher, Sundastorch und andere, alle suchen und finden hier Nahrung. Als wir am See wieder Richtung Straße laufen, hören wir über uns laute Schreie. Riesige Ibisschwärme sind anscheinend auf dem Weg zu ihren Schlafbäumen.

DSC08370Wir kommen an eine kleine Straße, die von der Hauptstraße abzweigt. Viele Menschen sind hier in beide Richtungen unterwegs und wir laufen einfach mit. Nach kurzer Zeit sehen wir auf der rechten Seite Blumenstand neben Blumenstand. An einigen werden nur Lotosblüten in verschiedenen Farben verkauft. Aber zuvor biegen die Verkäuferinnen bei jeder einzelnen Knospe die oberen Blütenblätter um. DSC08371An anderen Ständen stehen mit verschiedenen Blüten gefüllte Körbchen.

DSC08389Wir laufen geradewegs auf eine Tempelanlage zu. An einem Stand werden knusprige Spiralen angeboten. Beim näheren Hinsehen entdecken wir, dass es sich um Kartoffelchips handelt. Auf einen langen Holzspieß wird eine rohe Kartoffel gesteckt, die wird – genau wie ein Radi im bayrischen Biergarten – in eine Spirale geschnitten. Danach dsc08376.jpg
auseinandergezogen und in heißem Fett frittiert.
Wir bestaunen die gleichmäßigen Kunstwerke und können beim erwartungsvollen Blick der Herstellerinnen nicht anders, als jeder einen Spieß kaufen. Ein bisschen Salz drüber, und wir essen die besten Chips aller Zeiten.

 

Die Verkaufsstände, die jetzt auf der linken Seite des Weges liegen, haben ein größeres Angebot, hier gibt es kleine Fläschchen mit Öl, Früchte, Knabberzeug und Getränke. Am letzten Stand fordert ein Mann Klaus auf, sich auf seinen Stuhl zu setzen. Er selbst stellt sich daneben und ich muss fotografieren. Ich erwarte, dass er nun Geld fordert, aber da habe ich mich getäuscht. Nun betreten wir den Innenhof der Tempelanlage. Noch knabbern wir an unseren Chips, deshalb trauen wir uns nicht weiter. Derselbe Mann kommt zu uns und fordert uns auf, einfach weiterzugehen. Na gut, wir ziehen unsere Schuhe aus und laufen weiter. dsc08378.jpgDa liegt eine Kuh, umgeben von Blumen, von denen sie gnädig ab und zu eine frisst, wahrscheinlich wäre ihr saftiges Gras lieber. Ein Stück weiter eine Menschenansammlung. Wir werden dazu geschoben, vorgelassen und stehen vor dem Monk. Er winkt Klaus heran, bindet ihm ein weißes Band ums rechte Handgelenk, verknotet es kunstvoll und legt ihm dann die Hand auf die Stirn. Danach bin ich dran. Die gleiche Prozedur, allerdings will er die Hand gar nicht mehr von meiner Stirn nehmen, streicht auch ab und zu mit dem Daumen über meine Haare. Dann deutet er auf einen Platz neben sich. Ich setze mich, dann fingert er aus seinem Gewand ein paar Geldscheine und schickt abwechselnd einige Anwesende los, Bisquits, Bananen und Wasser holen. Abwechselnd steckt er mir etwas davon entgegen, nimmt sich selbst und ich muss mit ihm zusammen essen und trinken. Zwischendurch tätschelt er immer wieder meinen Arm und murmelt: „Good, good.“ Zwischendurch bindet er wieder Bändchen um Handgelenke, lässt sich die Füße küssen und spricht ab und zu etwas in ein Mikrophon. DSC08379Er ruft einen Kindermönch herbei, der mich anschauen soll. Dann schickt er eine Frau zur mir, die gut englisch spricht, stellt ihr Fragen und lässt sich meine Antworten übersetzen. Wo ich herkomme, ob ich Kinder habe, ob ich das erste Mal in Sri Lanka bin. Dann „wahrsagt“ er, dass meine Tochter ein wunderbares Baby haben wird, und dass wir alle zusammen wiederkommen werden. Als die Menschentraube um ihn dichter wird, verdrücke ich mich.

 

 

Wir schauen uns die verschiedenen Tempel und Opferstellen an, eine eiserne, in der unzählige Flammen glimmen. Dafür werden also die kleinen Ölflaschen verkauft.

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DSC08384DSC08385DSC08380Dann verlassen wir die Anlage. Von allen Seiten werden wir angelächelt, ob es an den weißen Bändern um unsere Handgelenke liegt?

Auf dem Rückweg, es wird gerade dämmrig beobachten wir über uns die Silhouetten von fliegenden Hunden. Sie sollen ein Flügelspannweite von 1,2 m haben. Die möchte ich ja gern mal aus der Nähe sehen.

Wir nehmen uns aus einer Garküche gebratenen Reis mit Meeresfrüchten mit und essen in unserer Unterkunft.

Abflug

Tochter und Schwiegersohn haben sich Urlaub genommen, um uns zum Flughafen zu fahren. Der Flug ist schon eine halbe Stunde verspätet. Ich stehe irgendwie neben mir, als ob das ganze Vorhaben nichts mit der Person, die jetzt im Auto sitzt, zu tun hat. Beim Abschied kämpfe ich kurz mit den Tränen, dann sind unsere Beiden weg und wir durchlaufen die üblichen Prozeduren vor einem Flug. Letztendlich starten wir mit fast zweistündiger Verspätung. Die Maschine bietet angenehme Überraschungen, der Abstand der Sitzreihen ist größer als erwartet und auch ein umfangreiches Entertainprogramm steht auf großen Bildschirmen zur Verfügung. Das Personal ist sehr freundlich, das Essen schmeckt gut, mehr kann man nicht verlangen. In der Reihe hinter uns sitzt ein Ehepaar mit kleiner Tochter, die in den schrillsten Tönen laute Schreie ausstößt. Die bis an die Augen schwarz verhüllte Mutter versucht mit unendlicher Geduld, ihr Kind zu beruhigen, leider meist vergeblich. Aber irgendwann schläft die Kleine doch ein, und die schmerzenden Ohren können sich erholen.
Beim Landeanflug sehe ich Kuwait als riesige Stadt am Meer in der Dunkelheit leuchten. Beeindruckend, sogar das Wahrzeichen, die Türme mit den drei Kugeln sind deutlich zu sehen. Trotz der späten Stunde sind auf dem Flughafen viele Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten unterwegs. Das Wort „Nachtflugverbot“ gibt es hier offenbar nicht. Während der Wartezeit trinken wir was in einem der vielen Restaurants und laufen die Gänge entlangie erneute Sicherheitskontrolle erfordert Geduld. Mein kleines durchsichtiges Täschchen u.a. mit etwas Gesichtswasser, Creme und Handwaschgel gefüllt, wird genauestens untersucht. Der Sicherheitsbeamte nimmt jedes Stück einzeln in die Hand. Die zusammengeklappte Reisezahnbürste weckt sein Misstrauen bis er sich überzeugt hat, dass es ein harmloses Utensil ist. Auch dieser Flug startet mit Verspätung, es ist bereits nach 2 Uhr in der Nacht. Zur Entschädigung serviert uns die Crew um 3 Uhr das Frühstück. Wir landen in Colombo 10.15; 15 Minuten nach der geplanten Zeit.
Konfusion bei der Einreise, in etwas 15 Schlangen stehen die Reisenden an, um den Einreisestempel in ihren Pass zu bekommen. Fast alle werden abgewiesen, weil sie kein Kärtchen ausgefüllt haben. Also zurück an einen anderen Schalter, da liegen die Kärtchen massenhaft herum. Ausfüllen mit Flug- und Passnummer, Name und Adresse in Sri Lanka, wieder anstellen, dann klappt es. Wenigstens sind in der Zwischenzeit die Koffer da. Ohne Kontrolle kommen wir in die Schalterhalle, holen uns Geld am Bankautomaten und kaufen eine SIM-Karte fürs Handy. Wir sind zu müde für den Bus und fahren mit dem Taxi zu unserem Hotel. Man kann nur jedem raten, hier keinen Leihwagen zu nehmen. Der Verkehr ist mörderisch. Unzählige bunt lackierte Tuktuk drängen sich vor, springen von Lücke zu Lücke, überholen auch mal auf einer der 3spurigen Gegenfahrbahnen, hupen in einer Tour. Es scheint sich um einen Volkssport zu handeln. Unglaublich, aber wir sehen keinen einzigen Unfall, vielleicht liegt es daran, dass einige der gepflegt aussehenden kleinen Gefährte rundherum ca. 4 cm große geflügelte Totenköpfe mit gekreuzten Knochen angebracht haben. Einige funkeln mit roten Kristallen aus den Augenhöhlen. Der Fahrer bringt uns zum Hotel, wo wir schon erwartet werden. Die Besitzerin und ihr Sohn helfen uns mit dem Gepäck, und wir wollen nur noch duschen und schlafen.
Später wollen wir essen gehen. Unsere Gastgeber bestehen darauf, uns zu einem typischen Lokal in der Nähe zu fahren und uns bei der Auswahl zu beraten. Wir sind tatsächlich die einzigen Touristen. In ca. 20 Schüsseln stehen verschiedene Gerichte, und der junge Mann hinter der Glasscheibe füllt erst roten Reis auf die Teller, dann 7 verschiedene Currys mit Fleisch, Fisch oder Germüse runherum. Alkohol wird nicht angeboten, also bestellen wir eine Flasche Wasser.

Auf die Frage nach Trinkgläsern geht unsere Wirtin zu einem Wasserbecken, greift sich zwei benutzte Gläser, schwenkt sie aus und stellt sie neben unsere Teller. So geht das also. Wir sind gespannt, es schmeckt wirklich gut, aber die ungewohnte Schärfe lässt die Augen und Nase laufen. Servietten gibt es nicht, aber auf der Spüle steht ein Kasten mit DINA5 großen, etwas steifen Papierblättern, die müssen reichen. Wir beschließen, uns auf dem Rückweg aus dem nahegelegenen Supermarkt ein Bier mitzunehmen. Aber hier gibt es auch kein Bier. So feiern wir unsere Ankunft später auf der Terrasse mit Mango-Trinkjoghurt und gehen früh schlafen.

Die letzten Wochen in Deutschland

Langsam wird es ernst

Alle drei Feiern liegen hinter uns. Standesamt, Polterabend und die Hauptparty nach der kirchlichen Trauung. Wenn bei unserer Reise auch alles so wunderbar läuft, können wir mehr als glücklich sein. Und jetzt können wir uns auch wieder den Reisethemen zuwenden.
Wir brauchen neue Reisepässe, die Gültigkeit der alten endet im Laufe des nächsten Jahres, und einen internationalen Führerschein. Solange die neue Passnummer nicht bekannt ist, können wir unsere Visa für die ersten beiden Länder noch nicht beantragen. Aber zum Glück kann man das heute elektronisch innerhalb von ein paar Minuten erledigen.
Aber nach günstigen Flügen von Frankfurt nach Sri Lanka kann ich schon suchen. Kuwait Airways und Qatar Airways liegen preislich dicht beieinander, aber die politische Situation in Katar ist uns zu unsicher, so fällt die Entscheidung auf Kuwait. Am 1.9.2017 geht es definitiv los. Und dann buche ich auch noch ein Hotel in Colombo für 3 Nächte, um erst einmal „anzukommen“ und am Montag gleich unser Visum zu verlängern, damit wir nicht nach 30 Tagen ausreisen müssen.
Die Reisegarderobe muss noch aufgestockt werden. Wir wollen keine Riesensummen für die funktionale Kleidung ausgeben, deshalb fahren wir in ein bekanntes französisches Outdoor-Geschäft und finden auch viele ansprechende Teile.
Die Auslandskrankenversicherung brauchen wir noch, ein paar Impfungen stehen noch aus. Und wir erfahren, dass Tochter und Schwiegersohn sich entschlossen haben, während unserer Abwesenheit unser Haus zu bewohnen. Das ist für uns eine prima Sache, bedeutet aber, dass wir räumen müssen. Schränke und Kommoden leeren, um Platz für das junge Ehepaar zu schaffen. Ende Juli dann die Zusammenlegung zweier Haushalte. Nicht ganz einfach, denn auch in einem Haus ist der Platz begrenzt.

Auf der Zielgeraden

Klaus tüftelt an einer Lösung für unsere Koffer. Wir wollen nicht mit großen Rucksäcken unterwegs sein, sondern das meiste in einem Trolley hinter uns herziehen. Die Rollen der Koffer sind jedoch recht klein und damit zwar gut geeignet für Flughäfen und perfekt gepflasterte Wege, aber wir werden bestimmt  häufig holperige Straßen und  ungepflasterte IMG_20170901_092116Wege vorfinden. Die Lösung findet er in großen Rädern, die bei  Kinderautos benutzt werden. Auf eine Achse aus Edelstahlgriffen geschoben (Reststücke aus unserer  Küche) und mit Kabelbindern an den vorhandenen Rädern befestigt. Während der Flüge werden sie im Koffer verstaut und erst nach Ankunft wieder montiert. Die bisherigen Testläufe auf Kieswegen haben sie gut überstanden.
Ich nähe derweil Packtaschen aus Drachenstoff für die Ordnung im Koffer, stellIMG_20170901_092005e eine Medikamentenliste zusammen für alle möglichen kleinen Unpässlichkeiten und stapele die mitzunehmenden Sachen.  Noch ein Besuch bei meiner Familie zum Verabschieden, Treffen mit einigen Freunden aus demselben Grund. Immer häufiger schlaflose Nächte, Nachdenken, haben wir an alles gedacht?
Mittwoch haben wir mal zur Probe gepackt. Dank der Packbeutel lässt sich alles gut verstauen. Sogar die großen Räder passen zusammengesteckt in den Koffer.img_20170901_092302.jpg
Gestern noch die letzte Impfung, jetzt noch den Impfausweis einscannen für alle Fälle, und dann wird endgültig gepackt. Den letzten Abend verbringen wir mit Tochter und Schwiegersohn und feiern Abschied von unserer 1-monatigen „Zwangs-WG“. Die Beiden werden aufatmen, wenn sie endlich wieder ihr Zweierleben genießen können.
Jetzt geht’s los!