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Myanmar ist ein Land im Aufbruch. Jeder hat ein Handy oder Smartphone, das Telekommunikationsnetz ist inzwischen sehr gut ausgebaut. Für wenig Geld kann man sich eine SIM-Card mit reichlich Datenvolumen kaufen.
Das Moped ist das Fahrzeug des kleinen Mannes. Die Infrastruktur ist allerdings bis auf wenige Schnellstrassen noch stark zurückgeblieben. Die Ampeln zählen in großen Leuchtziffern die verbleibende Zeit bis zum Wechsel von Rot nach Grün in Sekunden herunter.
Die Menschen sind unglaublich freundlich, hilfsbereit und gutwillig. Schnell wird einem eine helfende Hand gereicht, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Trinkgeld wird manchmal sogar zurückgewiesen oder mit Erstaunen angenommen. Wir werden immer und überall angelächelt, man verbeugt sich vor uns oder will unbedingt ein Foto mit uns zusammen.
Die Religion spielt eine übermächtige Rolle. In einem Land, das wahrscheinlich über die größte Menge an Tempeln und Pagoden verfügt, auch kein Wunder. Selbst die Ärmsten opfern Buddha oder den Devas. Überall in den Tempeln sehen wir Geld in gläsernen Kästen oder bei den Statuen. Blattgold wird manches Mal in solchen Mengen verwendet, dass die ursprünglichen Figuren kaum noch erkennbar sind.
Die Kinder sind überall dabei, werden aber nicht kontrolliert oder ständig beschützt. Da fährt ein Steppke auf einem Dreirad auf einen Graben zu. Die Mutter sagt nichts, zieht ihn nicht zurück, hat ihn aber im Auge. Mir stockt schon der Atem, aber 5 cm bevor es tief runtergeht, stoppt der Kleine und dreht um. Und was sie sich einfallen lassen zum Spielen. Da sind Jungen unterwegs, die eine Sechskantmutter an einem Nylonfaden hinter sich herziehen. Ob sie sich vorstellen, einen Hund an der Leine zu haben? Oder Drachen steigen lassen. Sie haben eine dicke Spule, die 20 cm im Durchmesser hat, darauf eine endlose Schnur. Und der Drachen? Ein kleines viereckiges Stück Plastiktüte an ein Bambuskreuz gebunden. Der Schnurbesitzer kann bestimmen und eine Horde Kinder rennt begeistert hinter ihm her.
Die Informationen wie man von A nach B kommt bekommt man in jedem Hotel. Die Angestellten wissen wo der Bus abfährt, wann es losgeht und was es kostet.
Die Pünktlichkeit, bestellt man sich ein Taxi oder ähnliches für 9 Uhr, ist der Fahrer spätestens 10 Minuten vorher da.
Die Fahrzeuge sind oft aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt, je nach Zweck und Vorhandensein.
Die Hunde sind allerorten, sie leben ihr Leben wie sie es wollen. Sie sind selbstbewußt aber nicht aggressiv, liegen mitten auf der Straße und lassen sich nicht mal durch Hupen verscheuchen. Selbst der Bus fährt dann einen Bogen. Irgendwo steht immer ein Teller mit Essensresten. Manche sehen furchtbar aus, das Fell wie von Motten zerfressen aber es gibt viele richtig nett aussehende. Sie vermehren sich wann und wo sie wollen, und die Ergebnisse sind oft herzallerliebst. Wir stehen an der Straße, als etwas meine Ferse kitzelt. Ein kleiner runder Welpe, der mich erst treuherzig anschaut und dann erschrocken über seine eigene Courage die Flucht ergreift. Ein anderer folgt uns 150 m weit, um dann doch plötzlich erschrocken stehen zu bleiben und dann zurück zu rennen. Dass man sich in solch ein Tier verguckt und es mitnimmt, ist nur zu verständlich. Aber groß angelegte Rettungsaktionen für Myanmar-Hunde sind bestimmt nicht nötig, denen geht es hier sehr gut. Irgendwann muss der Staat wahrscheinlich die Vermehrung kontrollien.
Die Müllautos in den Städten kündigen ihr Kommen durch elektronische Popmusik an, woraufhin die Menschen mit Körben und Säcken auf die Straße eilen, die Sachen hochreichen und die geleerten Behälter zurückbekommen. Das könnte ich mir bei uns auch gut vorstellen, vielleicht mit: „Atemlos durch die Nacht.“
Die Stufen einer Treppe haben nie, wirklich nie eine einheitliche Höhe. Da sind einige 22 cm hoch, die nächste dann 15. Man sollte niemals eine Treppe benutzen, ohne die Augen nach unten zu richten.
Die Menge an Tankstellen hat uns erstaunt, vor allem deshalb, weil Benzin rationiert ist.
Die Serviettenbehälter auf den Restauranttischen enthalten meist eine Rolle Toilettenpapier.
Siphons sind unbekannt, das Wasser aus dem Waschbecken läuft in ein gerades Rohr und das wird dann zu einem Loch im Boden oder in der Wand geführt. Kann vorkommen, dass die Ausrichtung verdreht ist, und man beim Händewaschen oder Zähne putzen nasse Füße bekommt.
Verständigung auf englisch ist manchmal ein Problem, geht aber dann irgendwie doch mit Hand und Fuß. Mitdenken ist bei vielen unbekannt. Man tut was man aufgetragen bekommt falls man es richtig verstanden hat. Man fragt aber nie zurück um Klarheit zu schaffen. Wir bestellen uns etwas zu Essen, bekommen zwei Teller, zweimal Besteck, eine Serviette und ein Glas. Wenn wir zu zweit unterschiedliche Getränke bestellen, bekommen wir oft nur das erstgenannte, nach Reklamieren kommt dann alles doppelt nochmal. Noch schlimmer, wenn man beim Bestellen erst Ananassaft sagte und dann doch lieber Mangosaft möchte, dann kommt beides. „Transferleistungen“ sind meist nicht möglich.
Frauen scheint man für das „starke“ Geschlecht zu halten. Kommen wir zu einem Hotel stürzen zwei Mann auf Klaus – der ja nicht gerade schwächlich wirkt – zu, um ihm mit dem Gepäck zu helfen. Mir traut man zu, allein damit fertig zu werden.
Neue Reifen, egal ob für Fahrrad, Moped oder Auto, werden in einer Art „Geschenkpapier“ verpackt angeboten.
Die Menschen nutzen jede Mitfahrgelegenheit, um von A nach B zu kommen. Wenn man in Europa erstmal erkannt hat, wieviel Platz auf Bussen, LKWs und Transportern bisher ungenutzt ist, kann man das Verkehrsaufkommen erstens um mehr als die Hälfte reduzieren und braucht zweitens keine Autobahnerweiterung.
Häufig wird vor einem Lokal, einem Laden oder einem Haus gefegt, aber das Zusammengekehrte bleibt liegen. Ein Windstoß stellt den vorherigen Zustand wieder her, also greift man erneut zum Besen. Eine Müllschaufel und ein Eimer könnten schnell Abhilfe schaffen.
Der Abfall ist das große Problem: Müll landet auf Straßen, Wegen und in Flüssen. Das Bewußtsein zur Müllvermeidung ist einfach nicht vorhanden, und da alles in Plastiktüten gepackt wird, kommt eine Menge zusammen. Selbst an schönen Orten muss man über den rumliegenden Unrat hinwegschauen. Hier muss auch von der Regierung und die der Schule das Bewusstsein geschärft werden. Tja, so sehen das natürlich wir Europäer.
Die Elendsquartiere am Stadtrand sind schwer auszuhalten, aber die Menschen leben mit einer Leichtigkeit in bitterster Armut, Dreck und Chaos, so dass man das Gefühl hat sie brauchen nicht mehr. Die Reisbauer sind auch sehr arm und leben noch sehr oft in einfachen, palmgedeckten Bambushütten.
Bürgersteige gibt es in Städten, unter ihnen ist die offene Kanalisation, in die das Abwasser aus den Häusern fließt. Abgedeckt wird sie durch große, schwere Platten oder auch nicht. Der Geruch ist entsprechend. Ein Stück intakter Bürgersteig lädt sofort dazu ein, dort eine kleine Garküche zu errichten oder Autos oder Mopeds abzustellen; alle Fußgänger laufen deshalb auf der Straße.
Wenn irgend etwas fertig ist, bleibt es danach sich selbst überlassen. Wartung oder auch Reparaturen gibt es nicht, da es anscheinend niemanden stört wenn irgenwo was defekt ist, so lange es noch irgenwie seinen Zweck erfüllt.
Würden wir wieder hinfahren? Auf jeden Fall.
Thwa:bi Myanmar
Ihr Lieben, das klingt ja unglaublich interessant und man spürt, dass Eure Berichterstattung doch von den „klassischen“ Zeitungsartikeln stark abweicht. Nun habt Ihr schon fast drei Monate um und seid immer noch voll Aktivität dabei – müsst Ihr nicht mal langsam ähem Urlaub machen und eine Weile verweilen? Unglaublich, wie Ihr das alles wuppt, Chapeau.
Viel Spaß weiterhin und danke für die interessanten Beiträge… viele Grüße Sigrid und Dieter
Danke Euch beiden Lieben, ihr habt ja so Recht, wir müssen auch mal verweilen. Damit haben wir schon begonnen und wir werden ab Dienstag eine ganze Woche in einer Stadt verbringen. Mal sehen, wie wir die Ruhe aushalten.