Mae Sot und Tak = Thailand

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Die früher so gefährliche, enge und kurvenreiche Straße nach Miawaddy ist deutlich entschärft worden. Fuhren früher die Fahrzeuge an ungeraden Tagen Richtung Grenze und an geraden zurück, können sie heute auf zwei Spuren in beide Richtungen fahren. Unser anfangs recht forscher Fahrer hat deutlich Respekt vor diesem früher sehr unfallträchtigen Stück und fährt bedächtig und vorausschauend.
Diesen Grenzübergang, der jahrelang geschlossen war, hatten wir uns klein, ruhig und wenig frequentiert vorgestellt. Und nun das, die Stadt ist groß, voller Geschäfte und mit sehr viel Verkehr. Unser Fahrer bringt uns bis kurz vor die Grenzstation und kehrt dann um. Wir versuchen unsere restlichen Kyatt noch in thailändische Baht zu tauschen und steuern die nächste Bank an. Der Sicherheitsbeamte deutet ein Stück die Straße zurück auf die gegenüberliegende Seite zu einer anderen Bank, dort wiederum werden wir zurück geschickt zu einer Wechselstube, die direkt neben der ersten Bank ist. Anscheinend gibt man sich in den Banken nicht mit solchen Dingen ab.
Ein Mann spricht uns an, er würde uns für 500 Baht in unser Hotel in Mae Sot fahren. Wir zeigen ihm den Namen auf dem Handy, er kennt es nicht, ruft einen Kollegen hinzu und nach einigem Hin und Her nickt er bestätigend. Die Frau in der Wechselstube redet auf ihn ein und er reduziert den Preis auf 400 Baht (ca. 10 €). Zuvor müssen wir zu Fuß zum Ausreiseschalter, hier klappt alles problemlos. Der Mann kommt mit seinem Taxi hinterher und fährt uns ein paar hundert Meter weiter. Dort müssen wir uns für die Einreise nach Thailand registrieren lassen. Als deutsche Staatsbürger brauchen wir keine Visagebühren zu zahlen. Rein ins wartende Taxi, und schon geht es mit Spurwechsel von rechts nach links über die Brücke der Freundschaft, die den Maenam Moei überspannt, nach Thailand. Die Stadt auf der anderen Seite des Flusses hat ein anderes Gesicht. Gute Straßen, gepflegte Häuser, so gut wie kein Müll und eine Vielzahl von richtigen Geschäften. Sogar ein riesiger Baumarkt, den man mit dem Auto durchfahren kann liegt an der vierspurigen Straße. Der Fahrer stoppt nach einer Weile, deutet schräg nach hinten und behauptet. „Hotel!“
Wir sind ganz sicher: Das kann nicht stimmen. Nach vielem Hin und Zurück, Fragen und nochmal Fragen erreichen wir nach einer Stunde unser 15 km von der Grenze entferntes Hotel. Jetzt verlangt er plötzlich 800 Baht, weil er so lange unterwegs war. Er bekommt 700 und damit mehr als genug.

Das so schwer zu findende Hotel ist ein echter Glücksgriff. Es liegt in einer gepflegten tropischen Parkanlage mit vielen großblättrigen Teakbäumen, einigen Teichen, einem schönen Pool und bietet Unterkünfte in einzeln stehenden Bungalows und etwas größeren Holzhäusern. Wir beziehen unseren Bungalow und gehen erstmal schwimmen.
Ein älterer Engländer warnt uns, hier bloß nicht zu essen. „Die tun hier Sachen rein, die unglaublich lecker sind und Dich dann dick machen,“ erzählt er augenzwinckernd. Na, das werden wir ausprobieren. Beim Abendessen lernen wir den Manager Kick kennen, einen unglaublich symphatischen und pfiffigen jungen Mann. Jefrey hat nicht übertrieben, das Essen ist wirklich lecker. Dazu kann man draußen sitzen mit Blick aufs Wasser.
In unserem Bungalow hören wir Geräusche, Tok-kee, tok-kee, tok-ke, aah. Ganz klar, das ist ein Tokay oder Tokee, ein Riesengecko der 35 cm groß wird. Wir sind Geckofreunde und entsprechend begeistert. In diesem Land gelten sie als Glücksbringer. Sie halten das Haus frei von Ungeziefer, mehr kann man gar nicht wollen. Leider gelingt es uns weder heute noch in den nächsten Tagen, ihn zu sehen, aber er stellt sich Abend für Abend ein und spricht mit uns.
Kick hat Schweißperlen auf der Stirn. Morgen soll hier eine Hochzeitsfeier mit 220 Gästen stattfinden, und nun schüttet es dermaßen, dass die Gäste morgen auf der Rasenfläche nasse Füße bekommen. Also muss er umdisponieren. Ein großer Pavillon wird auf den asphaltierten Weg gestellt, in die kleineren auf dem Rasen kommen dann die Küche und Getränkeversorgung usw. Die überdachte Bühne für die Band kann bleiben wo sie ist. Als wir abends vom Essen zurück zum Bungalow laufen, wird noch gearbeitet. Stapelweise stehen rote Plastikstühl dort. Und als wir morgens zum Frühstück laufen, ist das Zelt bereits gefüllt. Die Stühle haben weiße Hussen und goldfarbene Schleifen bekommen, die Tische Spitzentischdecken. Das schlichte Untendrunter ist nicht mehr zu ahnen. Die elegant gekleideten Gäste essen bereits warm, trinken Bier und sind allerbester Stimmung. Eine Band spielt westliche Popmusik, aber das  Brautpaar ist noch nicht zu sehen. Wir wollen dort als Fremde nicht stören und halten uns fern. Und nachmittags ist schon alles vorbei. Das ist hier so üblich wird uns auf unsere Nachfrage versichert.

Bilder entstanden auf unserer Wanderung

Es ist so schön in dieser Anlage, dass wir statt der gebuchten zwei Tage unseren Aufenthalt auf vier Tage ausdehnen. Schwimmen, gut essen, einmal eine Radtour und einmal eine Wanderung, mehr machen wir nicht.

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Bananenblüte


Und dann, an unserem letzten Tag erzählt uns Kick begeistert, dass heute seine guten Freunde, zwei Holländer, zurückkommen und wir sie unbedingt kennen lernen müssen. Wie Recht er hat. Gerda und Maarten sind ein Ehepaar in den 60ern. Ein fröhliches, liebenswertes Paar, das seit ein paar Jahren über den Winter sechs Monate in diesem Ressort verbringt. Einerseits entfliehen sie dem auch in Holland ungemütlichen Winter und andererseits haben sie hier eine Menge auf die Beine gestellt. Sie unterstützen eine Schule, in der aus Myanmar stammende Kinder unterrichtet werden. Wir erfahren erst jetzt, dass alle Frauen die in diesem Hotel arbeiten mit einer Ausnahme Burmesen sind. Der Bürgerkrieg in Myanmar mit der Volksgruppe der Kayah ließ ab 1980 viele Menschen über die Grenze nach Thailand fliehen. Dort leben sie in einer Region, die sie nur mit Genehmigung verlassen dürfen. Hier in diesem Hotel finden ca. 45 von ihnen gut bezahlte Arbeit. Sie können kostenlos in einfachen Unterkünften außerhalb wohnen und werden im Hotel verpflegt. Sie arbeiten 7 Tage die Woche von morgens um 6 bis um 10 Uhr und dann wieder von 16 bis 22 Uhr. Für die Zeit dazwischen wird gewechselt. Pro Monat gibt es 2 Tage Urlaub, die in dem jeweiligen Monat genommen werden müssen. Die Kinder dieser und anderer Frauen, die derselben Volksgruppe angehören, werden in der Schule unterrichtet. Sie sprechen kein oder nur sehr wenig Thai und werden an einer anderen Schule deshalb gar nicht aufgenommen. Maarten gibt den Angestellten und auch den Kindern Englischunterricht. Gerda ist unglaublich rührig, sie hat keine Hemmungen Leute anzusprechen und um Spenden zu bitten. So hat sie eine reiche Gönnerin aufgetan, die statt ihr ganzes Geld in die Spielbank zu tragen, einen Teil davon Gerda zur Verfügung stellt. Sie kauft davon Lebensmittel für die 200 Schüler ein und unterstützt auch noch ein Waisenhaus.
Am nächsten Morgen herrscht gedrückte Stimmung in der Rezeption. Eine Angestellte hat vergessen, unsere Busfahrkarten für 10.30 Uhr zu bestellen, und nun muss sie mit dem Auto nach Mae Sot zum Busbahnhof fahren, um ihr Versäumnis gut zu machen. Dort soll sie um 10 Uhr auf uns warten. Gerda und Maarten bringen uns zur Busstation, weil sie anschließend auf den Markt wollen, um wieder für „ihre“ Schule einzukaufen. Susu kommt uns mit hochrotem Kopf entgegen: Der Bus fährt schon um 10 Uhr und wartet nur noch auf uns. Mit Hilfe der Holländer ist unser Gepäck ruckzuck verstaut und wir hasten in den Bus. Wir haben wieder mal bemerkenswerte Menschen kennen gelernt.


Die durch schöne Landschaft führende Straße Richtung Chiang Mai wird „professionell“ vierspurig ausgebaut. Schließlich ist sie eine wichtige Handelsverbindung zwischen Myanmar und Thailand. Zweimal muss der Bus an einer Kontrollstation halten, ein Polizist lässt sich Ausweise zeigen, bei uns winkt er lächelnd ab. Die Kontrolle gilt den Menschen aus Myanmar, die die Grenzregion nicht verlassen dürfen.
Kurz nach 12 Uhr sind wir in Tak und reiben uns verwundert die Augen. Kein Mensch nimmt Notiz von uns, niemand bietet an, uns zu fahren. Wir müssen uns erstmal auf die Suche nach Taxen machen. An einer Ecke stehen ein paar, aber die Fahrer wirken nicht besonders interessiert. Und wieder sitzen wir mit unserem Gepäck auf engstem Raum, aber die 3 km bis zum Hotel geht das schon.
Am Eingang des White House Hotel grinst eine Pegasus-Statue. Das Hotel macht seinem Namen alle Ehre. Hier ist wirklich alles weiß und pikobello sauber.
Nachmittags machen wir uns auf den Weg zu einem kleinen Café. Es liegt an einem Teich und bietet köstliche Törtchen an. Außerhalb Frankreichs haben wir nie so gute gegessen.
Wir wollen in die Innenstadt von Tak und warten gegenüber an der Bushaltestelle. Nach einer Weile stoppt ein PKW. Die junge Fahrerin – Studentin an Technischen Hochschule – fragt wo wir hinwollen. Sie spricht nur wenig Englisch, und wir machen ihr mühsam begreiflich, dass wir in die Innenstadt wollen. Sie fährt uns bis zu einem großen Hotel, direkt neben der Stadtverwaltung und erklärt uns, dass wir hier später am einfachsten ein Taxi finden.


Durch kleine Straßen laufen wir bis zum Ping-Fluss (Mae Nam Ping) und dann an ihm entlang bis zu einer Fußgänger-Hängebrücke. Wir laufen im Sonnenuntergang über den schwankenden Steg auf die andere Seite und wieder zurück und dann über den Nachtmarkt. Hier gibt es eine große Auswahl an Essständen, da können wir nicht widerstehen. So gegen neun machen wir uns erfolglos auf die Suche nach einem Taxi. Ach ja, an dem großen Hotel sollen sie stehen, aber da ist nichts. Der Wachmann vor dem Hotel versucht uns zu sagen, dass wir morgen eins bekommen könnten, er muss uns falsch verstanden haben. Also fragen wir nochmal an der Rezeption nach. Hier bestätigt man uns, dass es so spät weder Taxi noch Tuktuk gibt. Wir können es kaum glauben, und reagieren leicht panisch. Wie kommen wir denn jetzt zu unserem Hotel? Die Lösung ist greifbar nahe, gerade kommt der Gepäckboy in weinroter Livree mit Goldtressen und –knöpfen vorbei. Auf Nachfrage der Empfangsdame erklärt er sich bereit, uns auf seinem Moped zu fahren. Vorne er, elegant und mit Helm, dahinter ich, die Füße hinter Klaus Waden gehakt, der sich hinter mich klemmt und seine Füße auf die Rasten stellt. Schade, dass bei solch denkwürdigen Ereignissen nie ein Fotograf zugegen ist.

Am nächsten Tag mieten wir ein Auto mit Fahrer und lassen uns 50 km weit zum Bhumibol-Staussee fahren. Er liegt in einem Nationalpark und ist ein beliebter Ausflugsort für die Einheimischen, die ihrem im letzten Jahr verstorbenen König, dem Namensgeber des Staudamms, noch immer große Verehrung entgegen bringen. Hier wird der Ping-Fluss zur Energieerzeugung für Bangkok  aufgestaut. Eigentlich wollten wir dort eine Wanderung machen, aber es gibt zumindest von hier aus keine Wege durch den Dschungel. Also fahren wir mit einem Boot zu einem 15 Minuten entfernten schwimmenden Restaurant, das neben einem Inselberg im See vertaut ist.
DSC00665Der Fisch aus dem See, der Klaus serviert wird, hätte eine vierköpfige Familie satt gemacht, Klaus zum Glück auch.

Gestärkt besuchen wir das Kloster auf dem Eiland in dem ein einzelner Mönch lebt.


Abends ist am Pool wieder Partystimmung. Eine Schulklasse mit zwei Lehrern verbringt hier einige Tage. Die Jugendlichen genießen es, im warmen Wasser zu toben, sich zu necken, ein bisschen zu flirten. Die Mädchen sind noch kindlich eitel, ein Handspiegel liegt am Rand des Pools und wird immer wieder „befragt.“ Eins dieser Mädchen kann ich von unserem Balkon aus im gegenüber liegenden hellerleuchteten Hotelzimmer beobachten. Die junge Dame kämmt sich 15 Minuten lang die Haare, macht immer wieder ein paar Tanzschritte vor dem Spiegel, und kontrolliert wie sich die Haare dabei bewegen. Nach 5 Minuten am Pool war sowieso alles umsonst, da liegt sie im Wasser. Keins der Mädchen trägt einen Badeanzug oder Bikini. Sie sind mit Shorts und T-Shirt im Wasser, oder mit Leggins bzw. langem Rock. Die Jungen tragen Badeshorts, wie bei uns.
Nach einem weiteren Besuch im kleinen Café (dieses Mal müssen wir nicht im Voraus zahlen) laufen wir zum nahe gelegenen See.

Vorbei an einer Sauerkonserven-Fabrik, kommen wir erst an einem Lotusteich vorbei und gelangen dann zum See. Einige junge Leute sitzen am Ufer und warten auf den Sonnenuntergang, andere Joggen um den See oder trainieren an Freiluftkraftgeräten. Gegenüber ist die Technische Universität und wir fragen einen der Wachmänner, ob wir quer über den Campus zu unserem Hotel gehen dürfen. Er nickt, und wir laufen zuerst am Sportplatz vorbei, dann an mehreren Einfamilienhäusern, bis linker Hand der Neubau des Audimax auftaucht, links und rechts die Institutsgebäude. Noch ein Stück weiter ist die von uns angesteuerte Straße. Nur ist das Ausgangstor verschlossen. Zurücklaufen kommt nicht in Frage. Über das Tor mit seinen spitzen Streben wollen wir auch nicht klettern, also versuchen wir es nach rechts und laufen nochmal die gleiche Weite um dann endlich doch zu einem hell beleuchteten Ausgangstor zu gelangen.
Auf der Straße ein Riesenlärm. In jedem Baum der Hauptstraße hat sich ein Vogelschwarm niedergelassen und nun versuchen sie offenbar, sich gegenseitig zu übertönen. So muss es sich im September in Rom anhören, wenn Millionen Stare auf dem Weg in den Süden dort Station machen. Inzischen wissen wir, dass es „Hirtenmaina“ sind, die ursprünglich in Asien vorkommen.

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