Halb elf werden wir abgeholt, unser Bus geht um elf Uhr. Als wir am Busbahnhof ankommen, sind mehrer Männer schon dabei, Körbe auf den Minibus zu laden.
Wir sehen nur, dass sie mit Bananenblättern ausgelegt und bedeckt sind, erst als aus einem Korb etwas herausfällt und sich als ein Stapel Betelpfefferblätter* entpuppt wird uns klar, dass wir heute mit einem „Drogen-Kurier“ unterwegs sein werden. Weit über zwanzig Körbe werden auf das Dach gehievt und übereinander gestapelt, da liegen noch Pakete und Säcke und unsere Koffer müssen auch mit. Und dann kommen noch zwei spanische Paare, die wir gestern schon in unserem Hotel gesehen haben mit vier Koffern. Aber irgendwie findet alles seinen Platz. Zum Schluss kommt erst eine grüne Plane und dann noch ein grobes Netz darüber, damit auch wirklich alles oben bleibt.
Nebenan wird gerade ein Motorrad vom Dach heruntergeholt. Hier ist wirklich alles möglich.
Und dann steigen alle ein. Alle zwölf Plätze sind besetzt, aber der Fahrer will sich zusätzliche Einnahmen nicht entgehen lassen, und so werden irgendwoher blaue Plastik-Kinderhocker gezaubert, und es gibt Platz für weitere 5 Personen, auf die Rückbank kann sich noch jemand quetschen und zwei Kinder werden auch noch untergebracht. Wir sitzen mal wieder Haut an Haut und die Fahrt geht ohne Pause in drei Stunden bis ans Ziel. Dort wartet bereits ein Taxi-Van auf die Spanier. Kurzentschlossen fordert der Fahrer uns zum Mitfahren auf. Wir müssen zwar in die entgegen gesetzte Richtung, aber das erledigt er geschickt in einem Aufwasch.
Unser Hotel hat eine schöne große Gartenanlage mit Bungalows, in denen jeweils vier Zimmer sind. Alle sind um den großen Pool herum angeordnet. Abends essen wir in einem Lokal, das sich der Ausbildung von Jugendlichen annimmt. Sie tragen weinrote Polohemden mit der Aufschrift „Student“. Es gibt ein paar Profis, von denen die jungen Leute lernen. Der Service ist wie immer in Myanmar noch zu verbessern. Obwohl fünf untätig herumstehen, kommt niemand auf die Idee, uns schon mal die Speisekarte zu bringen. Aber das Essen schmeckt gut.
Wir hatten uns für den neuen Tag E-Bikes bestellt. Ich hatte mir Fahrräder vorgestellt, aber es sind Mopeds und man kann zu zweit darauf fahren.
Das muss Klaus übernehmen, ich lasse mich von ihm in der Gegend herumfahren. Diese kleinen Flitzer sind prima, völlig lautlos saust man mit bis zu 40 km/Stunde herum.
Das Gelände mit den angeblich 4.444 Pagoden ist unser Ziel. Über Asphaltstraßen und Schotter- und Sandwege geht es kreuz und quer durch das Gelände.
Wir halten an den verschiedenen Pagoden und Tempeln und fahren dann zu den vom Hotel empfohlenen und besonders sehenswerten.
Auch hier können wir eine Kloster-Höhle besichtigen, in verschiedenen Nischen stehen Betten, und die werden ganz offensichtlich noch benutzt.
Einer der großen Tempel wird gerade restauriert, wir schauen ihn von außen an, es sind so viele Besucher hier, denen ein Besuch der Buddhastatue wirklich wichtig ist, dass wir denen den Platz nicht wegnehmen wollen.
der Dhamma-ya-zi-ka Tempel trägt wegen Erdbebenschäden gerade ein Gerüst aus Bambus, aber das macht ihn irgendwie geheimnisvoll
Der nächste, der Dhamma-yan-ghi Tempel ist besonders alt und soll wenig besucht werden, aber das trifft heute keinesfalls zu. Bus für Bus werden Menschenmassen hierher gebracht. Es gibt mal wieder ein Fest, und es ist einen Tag vor Vollmondtag. Deshalb fahren wir noch ein wenig herum zu den kleineren unbedeutenden Pagoden. Als wir zu unserem Hotel zurückfahren schafft unser Gefährt mit Mühe und Not den letzten kleinen Anstieg; die Batterie ist leer. Wir könnten jetzt ein neues Fahrzeug bekommen oder die Batterie aufladen lassen, aber für heute reicht es. Wir wollen gerne in den Pool und genießen es, das große Becken für uns allein zu haben.
Abends laufen wir ca 1,5 km zu einer Straße, in der sich ein Lokal ans andere reiht. Dazwischen Shops mit mehr oder weniger schönen Dingen.
In die traditionellen Schirme – die auf einfarbigen Stoffen schwarze Malereien haben – habe ich mich verliebt, und würde am liebsten hemmungslos einkaufen, aber….
Auf dem Rückweg kommen wir an einem großen Reisebus vorbei. Die Menschen richten sich gerade auf dem Bürgersteig vor einem Hotel mit Decken ihr Nachtlager. Die Kinder schlafen schon, die Erwachsenen sitzen noch auf kleinen Plastikhockern und unterhalten sich. Sie sind bestimmt wegen des Festes gekommen, haben aber wahrscheinlich nicht das Geld für eine Übernachtung im Hotel.
Am nächsten Tag geht es nochmal per E-Bike zu den Pagoden, natürlich schafft man es nicht, alle zu sehen, aber es ist unglaublich, was Menschen hier im Laufe der Jahrhunderte geschaffen haben
Die meisten sind aus roten Ziegelsteinen gebaut, einige weiße gibt es und auch Blattgold kommt hin und wieder zum Einsatz. Uns fällt auf, dass den Buddhastatuen häufig Geldscheine in die geöffnete Hand gelegt wird. Auch den Löwen, die als König der Tiere Buddha nahe stehen, werden Scheine in die immer offenen Mäuler gesteckt. Dasselbe bei Kobras, die sich nach der Erzählung aufgebläht über Buddha aufrichteten, um ihn bei seiner Meditation vor dem niedergehenden Regen zu schützen, sind die Mäuler voller Geld.
Es sind leider wieder zu viele Menschen unterwegs und auf den Sandwegen schlucken wir eine Menge Staub. Deshalb freuen wir uns nochmal über die Möglichkeit zum schwimmen und die Natur zu genießen bevor es morgen früh auf den langen Weg zum Inle-See geht.
So ihr Lieben,
jetzt habe ich euch eingeholt auf eurer Reise :-)! Auch mich hat Bagan begeistert. Vor allem der Blick über die Ebene, wenn der rote Ziegel der vielen Pagoden im Morgendunst zu leuchten beginnt. Oder abends der Blick von der höchsten Pagode gen Westen über den Fluss, wenn die Sonne hinter den Hügeln verschwindet. Immer wieder erstaunlich, was die alten Kulturen mit Blick auf ihre Götter und Könige geschaffen haben…
Wir freuen uns sehr über Dein Interesse und darüber, dass wir bei Dir Erinnerungen wecken konnten. Mal sehen, was wir aus den einzelnen Gedächtnisschubladen noch hervorlocken können.
Es ist schön, die eigenen Eindrücke bestätigt bekommen.
Herzliche Grüße
Linde und Klaus
Hallo Ihr beiden Weltenbummler
ich habe gerade einige Eurer Berichte „nachgeholt“, da die letzten Tage bei uns ziemlich eng strukturiert waren.
Ich wundere mich immer wieder wie Du, Linde, noch Zeit findest solche interessanten Reiseberichte zu verfassen.
Hier ist es nasskalt und in den Läden klingeln schon die Weihnachtsglöckchen.
Horst scheint die schlimmste Krise überwunden zu haben und soll nach nun 2 Wochen von Intensiv- auf Normalstation verlegt werden. Wir hatten ernsthafte Sorgen, dass er die beiden OPs nicht überleben würde.
Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Reise und freue mich auf Eure Berichte.
Liebe Grüsse von Christa und Werner
Liebe Christa, welch ein Schock, so etwas von Horst zu lesen. Inzwischen wissen wir ja mehr und senden ihm natürlich auch auf diesem Wege die besten Genesungswünsche. Bleibt bloß alle gesund.
Dir und Werner die besten Grüße und ebenfalls an die ganze Truppe