Unser Tuktuk-Fahrer vom Samstag fährt uns vom Hotel zur Busstation.
Sofort rennen ihm etliche Männer entgegen, die wissen wollen wohin es geht. Einige wenden sich sofort enttäusch ab, als sie das Ziel erfahren, andere wollen uns überreden, woanders hin zu fahren. Zum Schluss bleiben zwei übrig, die uns zu einem Kleinbus bringen.
Die Koffer kommen zusammen mit Säcken und Paketen aufs Dach. Pünktlich um 11 Uhr geht es los. Nach 100 Metern stoppt der Bus und die zwei Gehilfen, die sich schon um uns gekümmert haben, rennen draußen herum und versuchen weitere Menschen dazu zu bringen nach Monywa zu fahren. Das wiederholt sich noch etliche Male, der Bus stoppt, die beiden schreien das Fahrziel in die Gegend und dann wird es wirklich so voll, dass einer der beiden vor der Flussbrücke zurückbleibt und der andere auf dem Dach mitfahren muss. Wir überqueren den mächtigen Irrawaddy und bestaunen mal wieder die angebotenen Waren links und rechts der Straße.
Ab und zu kommen uns Ochsengespanne entgegen. Nach ungefähr 1 ½ Stunden gibt es wieder eine Essenspause vor einem Lokal, nach 15 min geht es weiter. Nach und nach wird es leerer, und der Dachhocker kann wieder neben Klaus Platz nehmen. Exzessiv kaut er Betelnüsse und spuckt den roten Speichel in eine leider durchsichtige Tüte. Nach und nach kommt eine ganze Menge zusammen. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb schauen wir stur zur anderen Seite und versuchen auch die Nase zusammen zu kneifen. In Myanmar ist die Droge so sehr verbreitet, dass Männer nur deshalb attraktiv wirken, weil sie weiße Zähne haben. Das ständige Ausspucken, die roten Münder und Zähne, die schadhaften Gebisse sind einfach nur abstoßend. Die vielen roten Flecke auf Straßen und Wegen lassen anfangs an Messerstechereien oder Tieropfer denken, aber es sind die Rückstände der Betel-Junkies.
Irgendwann ist auch diese Fahrt vorbei, wir erreichen Monywa, die Stadt mit dem größten stehenden Buddha der Welt (130 m) und wir lassen uns von einem Tuktuk zum Hotel bringen. Wir verabreden uns mit unserem Tuktuk-Fahrer für den nächsten Tag zu einem Ausflug zu den Hpo Win Daung Höhlen.
Er holt uns pünktlich ab und wir rasen mit 20 km/Stunde über die Landstraße, überqueren zuerst den Chindwin, der in den Irrawaddy mündet und etwa 10 mal so breit ist, wie der Rhein bei Mainz, und später noch einen Nebenfluss.
Zwischendurch sehen wir ein paar Menschen mitten auf der Straße hocken. Keine Absperrung, kein Warnhinweis, keine Warnweste, kein Aufpasser. In kleinen Körben haben sie Asphalt und bessern die schlimmsten Straßenschäden aus. Wo vorher tiefe Löcher waren, sind jetzt Beulen.
Und etliche Kilometer weiter sehen wir, wie Straßenbau in Myanmar funktioniert. Am Straßenrand liegen auf einer Seite Stein- und auf der anderen Sandhaufen. Männer und Frauen in der typischen Hockhaltung sortieren die kleineren Steine in gelbe Plastikbehälter von der Größe einer Auflaufform. Andere schaufeln Sand in ebensolche Behälter. Beides tragen sie zu einer nur für sie plausiblen Stelle und kippen die Behälter dort aus. Die großen Steine werden ein Stück weit auf der einen Fahrbahnseite und dann in Flächen von ca. 3 auf 8 Meter ausgebreitet. Dann ist ein ebenso großes Stück ausgelassen, usw. Später kommt noch eine Straßenwalze zum Einsatz, die jeweils diese paar Quadratmeter bearbeitet. Warum nicht durchgängig gearbeitet wird, kann uns niemand erklären.
Als wir die Höhlen erreichen, sind wir erstmal über den Betrieb dort erstaunt, es ist mal wieder ein Riesenfest, dieses Mal zu Ehren einer der Devas (überirdische, göttergleiche Wesen, die Gott dienen),
was die Anwesenheit etlicher Marktbeschicker erfordert
Das Angebot geht über Spielzeug, Kleidung, Werkzeug neu und gebraucht und natürlich Lebensmittel frisch und verarbeitet. Zum ersten Mal sehen wir hier große Schüsseln voller gekochter weißer Stangen. Die Frauen schälen sie und legen sie in andere Schüsseln mit Essigwasser. Es riecht leicht säuerlich: „Das sind ganz frische Bambussprossen,“ erfahren wir.
Üppige Blumenkränze sind auch im Angebot und werden eifrig gekauft. Frauen und Männer tragen sie auf dem Kopf. Auch uns werden sie angeboten, ein: „Nein danke,“ wird widerspruchslos akzeptiert. Unser Fahrer hat uns seine Schwester als Führerin empfohlen und so lassen wir uns von dieser liebenswerten, klugen jungen Frau einiges erklären, was für uns unbekannt ist.
Die beinahe 800 Grotten sind zwischen dem 14. Und 18. Jahrhundert aus Sandstein herausgearbeitet worden und in ihnen stehen, sitzen oder liegen unzählige Buddha-Statuen von winzig klein bis sehr sehr groß.
Die Höhlen sind zum Teil mit Malereien ausgeschmückt.
Während ihrer Besatzungszeit durch die Briten wurde dieser Tempel gebaut.
Die beiden zusammengeklappten Regenschirme oben in der Mitte unter den britischen Insignien bedeuten, dass das Land nicht mehr unter dem Schutz des Königs steht.
Das Gelände ist riesig, und ohne unsere ortskundige Führerin würden wir vieles gar nicht finden oder in von außen unscheinbare Grotten erst gar nicht hineingehen. Immerhin muss man jedesmal die Schuhe ausziehen.
Auf diesem Gelände leben rund 700 Affen, aber weil es am Vorabend ein großes lautes Fest mit Feuerwerk gab, haben sich fast alle in die umliegenden Wälder verzogen.
Nur ein paar besonders dreiste sind geblieben. Als wir einen steilen Weg herunterklettern, sitzt über uns einer auf einem Ast. „Schaut ihm bloß nicht in die Augen,“ rät Khaing-mar „er ist Einzelgänger und sehr aggressiv.“ Natürlich gehorchen wir aufs Wort.
Drei Stunden hat sie uns über das Gelände geführt. In dieser Zeit sind wir etliche Male angesprochen worden, ob wir uns fotografieren lassen würden.
Viele Menschen aus der Umgebung sind extra zum Fest angereist und haben offenbar noch nicht viele Touristen gesehen. Auch eine Schulklasse, kurz vor dem Abschluss, ist hier und jedes einzelne Mädchen möchte ein Bild zusammen mit uns.
Und heute erfahren wir auch, was es mit dem Verbeugen vor uns auf sich hat. Wir sind durch unser Alter Buddha schon näher und stellvertretend verbeugt man sich vor uns, was sich für diejenigen positiv auf das nächste Leben auswirkt.
Nach dem Ende der Führung treffen wir unseren Fahrer in einem Lokal. Wir suchen vor der Rückfahrt nochmal die Toilette auf. Dazu müssen wir durch die Küche nach draußen. Auf der nackten Erde hocken drei Mädchen; zwei pellen Zwiebeln, eine frittiert Erdnüsse. Gut, dass man nicht immer alles weiß.
Bei der Rückfahrt machen wir an einem ehemaligen Kupferbergwerk Halt. In einer Hütte aus Palmenzweigen haust auf dem Gelände eine Familie und wäscht aus dem Abraum der Mine noch Kupfer aus. Keine Ahnung, wie sie hier in der Einsamkeit ihr Leben fristen. Das Wasser ist ungenießbar, das nächste Geschäft viele Kilometer entfernt. Man wird immer nachdenklich, wenn man sieht, wie hart manche für ihr Leben schuften müssen.
mit diesem Gefährt waren wir 80 km unterwegs
Nach sieben Stunden sind wir zurück, vier davon sind wir in diesem Gefährt durchgerüttelt worden. Wir sehnen uns nach einer Dusche und einem festen Untergrund, auf dem sich unsere Innereien wieder an ihren angestammten Platz begeben können.
Abends essen wir im Hotel. Ich habe Fleischeslust und bestelle Hackbällchen vom Schwein und „deutschen Kartoffelsalat.“ Natürlich wird er nicht an den meiner Mutter heranreichen, aber gespannt sind wir schon, nach welchem Rezept hier gekocht wird. Die Hackbällchen sind unglaublich, klein wie Rumkugeln, außen knusprig und das Fleisch ist intensiv mit Ingwer gewürzt. So Leckere habe ich die noch nirgends gegessen. Und der Kartoffelsalat? Es kommt eine Platte mit ordentlich im Rechteck gestapelten Pommes Frites und darüber wurde etwas Mayonnaise gespritzt?!