Die letzten Wochen in Deutschland

Langsam wird es ernst

Alle drei Feiern liegen hinter uns. Standesamt, Polterabend und die Hauptparty nach der kirchlichen Trauung. Wenn bei unserer Reise auch alles so wunderbar läuft, können wir mehr als glücklich sein. Und jetzt können wir uns auch wieder den Reisethemen zuwenden.
Wir brauchen neue Reisepässe, die Gültigkeit der alten endet im Laufe des nächsten Jahres, und einen internationalen Führerschein. Solange die neue Passnummer nicht bekannt ist, können wir unsere Visa für die ersten beiden Länder noch nicht beantragen. Aber zum Glück kann man das heute elektronisch innerhalb von ein paar Minuten erledigen.
Aber nach günstigen Flügen von Frankfurt nach Sri Lanka kann ich schon suchen. Kuwait Airways und Qatar Airways liegen preislich dicht beieinander, aber die politische Situation in Katar ist uns zu unsicher, so fällt die Entscheidung auf Kuwait. Am 1.9.2017 geht es definitiv los. Und dann buche ich auch noch ein Hotel in Colombo für 3 Nächte, um erst einmal „anzukommen“ und am Montag gleich unser Visum zu verlängern, damit wir nicht nach 30 Tagen ausreisen müssen.
Die Reisegarderobe muss noch aufgestockt werden. Wir wollen keine Riesensummen für die funktionale Kleidung ausgeben, deshalb fahren wir in ein bekanntes französisches Outdoor-Geschäft und finden auch viele ansprechende Teile.
Die Auslandskrankenversicherung brauchen wir noch, ein paar Impfungen stehen noch aus. Und wir erfahren, dass Tochter und Schwiegersohn sich entschlossen haben, während unserer Abwesenheit unser Haus zu bewohnen. Das ist für uns eine prima Sache, bedeutet aber, dass wir räumen müssen. Schränke und Kommoden leeren, um Platz für das junge Ehepaar zu schaffen. Ende Juli dann die Zusammenlegung zweier Haushalte. Nicht ganz einfach, denn auch in einem Haus ist der Platz begrenzt.

Auf der Zielgeraden

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Klaus tüftelt an einer Lösung für unsere Koffer. Wir wollen nicht mit großen Rucksäcken unterwegs sein, sondern das meiste in einem Trolley hinter uns herziehen. Die Rollen der Koffer sind jedoch recht klein und damit zwar gut geeignet für Flughäfen und perfekt gepflasterte Wege, aber wir werden bestimmt  häufig holperige Straßen und  ungepflasterte Wege vorfinden. Die Lösung findet er in großen Rädern, die bei  Kinderautos benutzt werden. Auf eine Achse aus Edelstahlgriffen geschoben (Reststücke aus unserer  Küche) und mit Kabelbindern an den vorhandenen Rädern befestigt. Die bisherigen Testläufe auf Kieswegen haben sie gut überstanden.
Ich nähe derweil Packtaschen aus Drachenstoff für die Ordnung im Koffer, stelle eine Medikamentenliste zusammen für alle möglichen kleinen Unpässlichkeiten und stapele die mitzunehmenden Sachen.  Noch ein Besuch bei meiner Familie zum Verabschieden, Treffen mit einigen Freunden aus demselben Grund. Immer häufiger schlaflose Nächte, Nachdenken, haben wir an alles gedacht?
Mittwoch haben wir mal zur Probe gepackt. Dank der Packbeutel lässt sich alles gut verstauen. Sogar die großen Räder passen zusammengesteckt in den Koffer.
Gestern noch die letzte Impfung, jetzt noch den Impfausweis einscannen für alle Fälle, und dann wird endgültig gepackt. Den letzten Abend verbringen wir mit Tochter und Schwiegersohn und feiern Abschied von unserer 1-monatigen „Zwangs-WG“. Die Beiden werden aufatmen, wenn sie endlich wieder ihr Zweierleben genießen können.
Jetzt geht’s los!

Abflug

Tochter und Schwiegersohn haben sich Urlaub genommen, um uns zum Flughafen zu fahren. Der Flug ist schon eine halbe Stunde verspätet. Ich stehe irgendwie neben mir, als ob das ganze Vorhaben nichts mit der Person, die jetzt im Auto sitzt, zu tun hat. Beim Abschied kämpfe ich kurz mit den Tränen, dann sind unsere Beiden weg und wir durchlaufen die üblichen Prozeduren vor einem Flug. Letztendlich starten wir mit fast zweistündiger Verspätung. Die Maschine bietet angenehme Überraschungen, der Abstand der Sitzreihen ist größer als erwartet und auch ein umfangreiches Entertainprogramm steht auf großen Bildschirmen zur Verfügung. Das Personal ist sehr freundlich, das Essen schmeckt gut, mehr kann man nicht verlangen. In der Reihe hinter uns sitzt ein Ehepaar mit kleiner Tochter, die in den schrillsten Tönen laute Schreie ausstößt. Die bis an die Augen schwarz verhüllte Mutter versucht mit unendlicher Geduld, ihr Kind zu beruhigen, leider meist vergeblich. Aber irgendwann schläft die Kleine doch ein, und die schmerzenden Ohren können sich erholen.
Beim Landeanflug sehe ich Kuwait als riesige Stadt am Meer in der Dunkelheit leuchten. Beeindruckend, sogar das Wahrzeichen, die Türme mit den drei Kugeln sind deutlich zu sehen. Trotz der späten Stunde sind auf dem Flughafen viele Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten unterwegs. Das Wort „Nachtflugverbot“ gibt es hier offenbar nicht. Während der Wartezeit trinken wir was in einem der vielen Restaurants und laufen die Gänge entlangie erneute Sicherheitskontrolle erfordert Geduld. Mein kleines durchsichtiges Täschchen u.a. mit etwas Gesichtswasser, Creme und Handwaschgel gefüllt, wird genauestens untersucht. Der Sicherheitsbeamte nimmt jedes Stück einzeln in die Hand. Die zusammengeklappte Reisezahnbürste weckt sein Misstrauen bis er sich überzeugt hat, dass es ein harmloses Utensil ist. Auch dieser Flug startet mit Verspätung, es ist bereits nach 2 Uhr in der Nacht. Zur Entschädigung serviert uns die Crew um 3 Uhr das Frühstück. Wir landen in Colombo 10.15; 15 Minuten nach der geplanten Zeit.
Konfusion bei der Einreise, in etwas 15 Schlangen stehen die Reisenden an, um den Einreisestempel in ihren Pass zu bekommen. Fast alle werden abgewiesen, weil sie kein Kärtchen ausgefüllt haben. Also zurück an einen anderen Schalter, da liegen die Kärtchen massenhaft herum. Ausfüllen mit Flug- und Passnummer, Name und Adresse in Sri Lanka, wieder anstellen, dann klappt es. Wenigstens sind in der Zwischenzeit die Koffer da. Ohne Kontrolle kommen wir in die Schalterhalle, holen uns Geld am Bankautomaten und kaufen eine SIM-Karte fürs Handy. Wir sind zu müde für den Bus und fahren mit dem Taxi zu unserem Hotel. Man kann nur jedem raten, hier keinen Leihwagen zu nehmen. Der Verkehr ist mörderisch. Unzählige bunt lackierte Tuktuk drängen sich vor, springen von Lücke zu Lücke, überholen auch mal auf einer der 3spurigen Gegenfahrbahnen, hupen in einer Tour. Es scheint sich um einen Volkssport zu handeln. Unglaublich, aber wir sehen keinen einzigen Unfall, vielleicht liegt es daran, dass einige der gepflegt aussehenden kleinen Gefährte rundherum ca. 4 cm große geflügelte Totenköpfe mit gekreuzten Knochen angebracht haben. Einige funkeln mit roten Kristallen aus den Augenhöhlen. Der Fahrer bringt uns zum Hotel, wo wir schon erwartet werden. Die Besitzerin und ihr Sohn helfen uns mit dem Gepäck, und wir wollen nur noch duschen und schlafen.
Später wollen wir essen gehen. Unsere Gastgeber bestehen darauf, uns zu einem typischen Lokal in der Nähe zu fahren und uns bei der Auswahl zu beraten. Wir sind tatsächlich die einzigen Touristen. In ca. 20 Schüsseln stehen verschiedene Gerichte, und der junge Mann hinter der Glasscheibe füllt erst roten Reis auf die Teller, dann 7 verschiedene Currys mit Fleisch, Fisch oder Germüse runherum. Alkohol wird nicht angeboten, also bestellen wir eine Flasche Wasser.

Auf die Frage nach Trinkgläsern geht unsere Wirtin zu einem Wasserbecken, greift sich zwei benutzte Gläser, schwenkt sie aus und stellt sie neben unsere Teller. So geht das also. Wir sind gespannt, es schmeckt wirklich gut, aber die ungewohnte Schärfe lässt die Augen und Nase laufen. Servietten gibt es nicht, aber auf der Spüle steht ein Kasten mit DINA5 großen, etwas steifen Papierblättern, die müssen reichen. Wir beschließen, uns auf dem Rückweg aus dem nahegelegenen Supermarkt ein Bier mitzunehmen. Aber hier gibt es auch kein Bier. So feiern wir unsere Ankunft später auf der Terrasse mit Mango-Trinkjoghurt und gehen früh schlafen.

Sonntag in Boralasgamuwa (Sri Lanka)

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Die Nacht verbringen wir abwechselnd im Schlaf- und Lesemodus. Um 9 Uhr erwartet uns das Frühstück. Es gibt gebratene Eier mit Würstchen und Hühnerfleisch, gefüllte Pfannkuchen, kleine Milchbrötchen, große mit Zucker bestreute Teigstangen, jede Menge Toast und frische Früchte. Tee oder Kaffee können wir uns selbst zubereiten. Wir schaffen nicht mal die Hälfte. Danach schlafen wir einfach nochmal ein paar Stunden. Die Erkältung macht uns noch zu schaffen, außerdem haben wir viel Schlaf versäumt.

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Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg, wir wollen in einen nahe gelegenen Park mit See. Aus dem auch sonntags geöffneten Supermarkt nehmen wir uns Bananen und Trinkjoghurt mit, Wasser ist sowieso schon im Rucksack. Ein geteilter Weg führt rund um den See. Die rechte Hälfte ist asphaltiert für Radfahrer, Fußgänger laufen auf Sandboden. Die Radfahrer sind deutlich in der Überzahl, es scheint ein beliebtes Sonntagsvergnügen zu sein. Viele Kinder und Jugendliche sind unterwegs und fahren um die Wette. Auf Schildern wird vor Krokodilen gewarnt, in Sinhala und in Englisch. Die Schrift ist so schön, dass jedes Warnschild ein dekoratives Schmuckstück darstellt, über die Farbgestaltung sollte man dabei vielleicht noch mal nachdenken. Tatsächlich sehen wir ab und zu zwei Augen oder ein paar Rückenzacken. Auf der Hälfte der Strecke gibt es einen Rastplatz. Viele kleine Läden bieten die unterschiedlichsten Speisen an, und unter den Bäumen stehen Tische und Hocker aus Beton.

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Beliebter Treffpunkt an Sonntagen

Es ist ziemlich voll, und auch hier fallen wir als einzige Touristen auf. Wir teilen unseren Trinkjoghurt mit einer dürren Mutterkatze, der ich mehrmals en Schraubverschluss der Flasche fülle.

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Während ich auf dem Weg einen riesigen Papayabaum bestaune, entdeckt Klaus zwei Warane ungefähr 1 m lang, oben braun, die Unterseite gelb gemustert. Einer schwimmt durch den Graben, der andere huscht im hohen Gras davon. DSC08364Faszinierend, diese urzeitlichen Tiere in 2 m Entfernung einfach so in der Natur zu sehen. Störche, Seidenreiher, Rotlappenkiebitz, Paddyreiher, Sundastorch und andere, alle suchen und finden hier Nahrung. Als wir am See wieder Richtung Straße laufen, hören wir über uns laute Schreie. Riesige Ibisschwärme sind anscheinend auf dem Weg zu ihren Schlafbäumen.

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Wir kommen an eine kleine Straße, die von der Hauptstraße abzweigt. Viele Menschen sind hier in beide Richtungen unterwegs und wir laufen einfach mit. Nach kurzer Zeit sehen wir auf der rechten Seite Blumenstand neben Blumenstand. An einigen werden nur Lotosblüten in verschiedenen Farben verkauft. Aber zuvor biegen die Verkäuferinnen bei jeder einzelnen Knospe die oberen Blütenblätter um. DSC08371An anderen Ständen stehen mit verschiedenen Blüten gefüllte Körbchen.

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Wir laufen geradewegs auf eine Tempelanlage zu. An einem Stand werden knusprige Spiralen angeboten. Beim näheren Hinsehen entdecken wir, dass es sich um Kartoffelchips handelt. Auf einen langen Holzspieß wird eine rohe Kartoffel gesteckt, die wird – genau wie ein Radi im bayrischen Biergarten – in eine Spirale geschnitten. Danach
auseinandergezogen und in heißem Fett frittiert.
Wir bestaunen die gleichmäßigen Kunstwerke und können beim erwartungsvollen Blick der Herstellerinnen nicht anders, als jeder einen Spieß kaufen. Ein bisschen Salz drüber, und wir essen die besten Chips aller Zeiten.

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Die Verkaufsstände, die jetzt auf der linken Seite des Weges liegen, haben ein größeres Angebot, hier gibt es kleine Fläschchen mit Öl, Früchte, Knabberzeug und Getränke. Am letzten Stand fordert ein Mann Klaus auf, sich auf seinen Stuhl zu setzen. Er selbst stellt sich daneben und ich muss fotografieren. Ich erwarte, dass er nun Geld fordert, aber da habe ich mich getäuscht. Nun betreten wir den Innenhof der Tempelanlage. Noch knabbern wir an unseren Chips, deshalb trauen wir uns nicht weiter. Derselbe Mann kommt zu uns und fordert uns auf, einfach weiterzugehen. Na gut, wir ziehen unsere Schuhe aus und laufen weiter. Da liegt eine Kuh, umgeben von Blumen, von denen sie gnädig ab und zu eine frisst, wahrscheinlich wäre ihr saftiges Gras lieber. Ein Stück weiter eine Menschenansammlung. Wir werden dazu geschoben, vorgelassen und stehen vor dem Monk. Er winkt Klaus heran, bindet ihm ein weißes Band ums rechte Handgelenk, verknotet es kunstvoll und legt ihm dann die Hand auf die Stirn. Danach bin ich dran. Die gleiche Prozedur, allerdings will er die Hand gar nicht mehr von meiner Stirn nehmen, streicht auch ab und zu mit dem Daumen über meine Haare. Dann deutet er auf einen Platz neben sich. Ich setze mich, dann fingert er aus seinem Gewand ein paar Geldscheine und schickt abwechselnd einige Anwesende los, Bisquits, Bananen und Wasser holen. Abwechselnd steckt er mir etwas davon entgegen, nimmt sich selbst und ich muss mit ihm zusammen essen und trinken. Zwischendurch tätschelt er immer wieder meinen Arm und murmelt: „Good, good.“ Zwischendurch bindet er wieder Bändchen um Handgelenke, lässt sich die Füße küssen und spricht ab und zu etwas in ein Mikrophon. Er ruft einen Kindermönch herbei, der mich anschauen soll. Dann schickt er eine Frau zur mir, die gut englisch spricht, stellt ihr Fragen und lässt sich meine Antworten übersetzen. Wo ich herkomme, ob ich Kinder habe, ob ich das erste Mal in Sri Lanka bin. Dann „wahrsagt“ er, dass meine Tochter ein wunderbares Baby haben wird, und dass wir alle zusammen wiederkommen werden. Als die Menschentraube um ihn dichter wird, verdrücke ich mich.

Wir schauen uns die verschiedenen Tempel und Opferstellen an, eine eiserne, in der unzählige Flammen glimmen. Dafür werden also die kleinen Ölflaschen verkauft.

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DSC08384DSC08385DSC08380Dann verlassen wir die Anlage. Von allen Seiten werden wir angelächelt, ob es an den weißen Bändern um unsere Handgelenke liegt?

Auf dem Rückweg, es wird gerade dämmrig beobachten wir über uns die Silhouetten von fliegenden Hunden. Sie sollen ein Flügelspannweite von 1,2 m haben. Die möchte ich ja gern mal aus der Nähe sehen.

Wir nehmen uns aus einer Garküche gebratenen Reis mit Meeresfrüchten mit und essen in unserer Unterkunft.

Visaverlängerung (Sri Lanka)

Ein nahezu ereignisloser Tag, schlafen, lesen und schreiben. Eigentlich wollten wir heute in die Innenstadt, um unsere Visa zu verlängern. Weil es mir nicht gut geht verschieben wir die Fahrt auf den nächsten Tag. Dann allerdings erfahren wir von unseren Gastgebern, dass am Dienstag Feiertag ist und die Ämter geschlossen sind. Es ist Vollmondtag, und der wird nicht nur einmal im Jahr gefeiert, sondern gleich zwölfmal. Glückliche Arbeitnehmer. Wir verlängern unseren Aufenthalt bis zum 7.9. in der Hoffnung, am Donnerstag gesund und mit Visaverlängerung Richtung Süden reisen zu können.
Erst am späten Nachmittag gehen wir raus. Der Plan, nach Mount Lavinia zu fahren wird gleich wieder über den Haufen geworfen. Dafür ist es schon zu spät. Ich suche ein Restaurant aus, das in 2,1 km Entfernung liegen soll, und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Es geht immer die Hauptstraße entlang in südlicher Richtung. Um diese Zeit ist der Verkehr auch hier unvorstellbar. Wenn es mal einen Fußgängerweg gibt, ist man auch dort nicht sicher, denn den nutzen die Mopedfahrer zum Überholen der sich immer wieder bildenden Schlangen. Wir kommen an den unterschiedlichsten Geschäften vorbei, von A wie Autos bis Z wie Zwiebeln ist alles vertreten. Sobald die dichte Bebauung vorüber ist, stehen kleine Stände am Straßenrand und setzen die Einkaufsmöglichkeiten fort. Hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Schuhe werden feilgeboten. Mietfahrräder sind auch im Angebot.
Wir erreichen das Lokal rechtzeitig vor dem nächsten Regenschauer und sehen auch wieder die Ibisschwärme. Später folgen die Flughunde. Das Restaurant ist im ersten Stock und an zwei Seiten offen, mit Blick auf einen kleinen See. Nur Männer sitzen hier, fast alle tragen weiße Kurzarmhemden und sind damit von den Kellnern, die das gleiche tragen, nicht zu unterscheiden. Nur Klaus bekommt eine Speisekarte. Auch hier wird kein Alkohol ausgeschenkt, aber an den Tischen sehen wir, dass aus mitgebrachten Tüten hochprozentiges auf den Tisch gestellt wird. Klaus fragt jemanden am Nebentisch, und wir erfahren, dass Brandy der Favorit ist. Drei Männer am anderen Tisch haben ebenfalls eine Flasche auf dem Tisch. Sie bestellen eine Riesenportion gebratenen Reis, von dem sich alle nehmen. Als die Platte leer ist, ist es auch die Flasche zur Hälfte.
Wir bestellen eine Vorspeise, Klaus Fisch, ich Huhn. Sein Essen kommt zuerst, 10 Minuten später meins, und weitere 10 Minuten später die Vorspeise. Egal , wir essen was kommt und wann es kommt. Mit 16,50 € war es das teuerste Essen bisher, aber es war wirklich gut.
Auf dem Rückweg gehen wir noch in einen Supermarkt. Hier gibt es eine Apotheke und ich kaufe Hustensaft. Auch ein Geldautomat ist in diesem Markt vorhanden, gute Gelegenheit, nochmal Rupien abzuheben. Am Flughafen waren 20.000 = 110 € die Obergrenze, hier geht es bis zu 100.000. In einem separaten Raum mit Schalter wird Alkohol verkauft. Wir nehmen uns zwei Flaschen eiskaltes Bier als Schlummertrunk auf der Terrasse mit. Als wir zurückkommen finde ich auf meinem Handy eine Nachricht von unserem früheren Landrat, dazu mehr im nächsten Bericht.
Der Feiertag verläuft unspektakulär bis auf den Dauerregen, der in Riesenmengen vom Himmel fällt.
Am Mittwoch ist auch wieder blauer Himmel zu sehen, und wir bestellen über “Pick me“ ein Taxi; denn heute ist Schulstart und alle Tuktuk sind bereits im Einsatz. Unser Fahrer erklärt, dass er einen Umweg fahren muss, weil die Hauptstraße total verstopft ist. Aber wir kommen auf diese Weise an einem riesigen Markt vorbei und staunen, sogar auf den Eisenbahnschienen stehen Tische mit Verkaufswaren. Unsere Annahme, dass diese Strecke stillgelegt ist, erweist sich als falsch. Die Lokführer wissen was abläuft und hupen vorher laut, nach dem Signal werden die bepackten Tische schnell an die Seite getragen und, nachdem der Zug durch ist, auch wieder zurück. In dem See, an dem wir als nächstes vorbeifahren, sollen außer Krokodilen auch Piranhas leben. Was die eine Sorte nicht schafft, erledigt offenbar die andere.
Am Department of Emigration and Immigration herrscht reges Treiben. Fotografieren ist hier leider nicht erlaubt. Wir müssen auf die andere Seite des Eingangs, durch einen proppenvollen Wartesaal in den 4. Stock und jetzt geht es los: Anstellen an Schalter 1 in Büro A. Nach vorgetragenem Wunsch erhält man ein Formular, das auszufüllen und mit einem Passbild zu versehen ist. Wieder anstellen an Schalter 1 und das Formular vorzeigen. Danach erhält man einen Zettel mit einer vierstelligen Nummer und die Aufforderung, in diesem Raum noch 10 Minuten zu warten und dann in Raum B zu gehen. Dort warten ca. 80 Personen. Auf den überdimensionalen Monitoren wird nichts angezeigt, sie sind nicht mal angeschlossen. Dafür kommt in unregelmäßigen Zeitabständen ein Mitarbeiter, ruft ein paar Nummer auf und schickt die Antragsteller in einen von vier geschlossenen Büros. Immer wieder versuchen Wartende, die Routine zu umgehen, wedeln mit ihren Formularen, reden aufgeregt auf den jungen Mann ein, um sich dann doch wieder resigniert zu den anderen Wartenden zu gesellen. Als wir an der Reihe sind, fragt der zuständige Beamte, wieviel länger wir bleiben wollen. Auf die Antwort 1 Monat lächelt er wohlwollend, legt Pass und Antrag auf einen Stapel, nach 1 Minute sind wir wieder draußen. Zurück in Büro A vor Schalter 2 warten, bis die Nummer aufgerufen wird, sich Pass und Antrag aus-händigen lassen und an Schalter 3 anstellen, um die Gebühr zu bezahlen. Auch hier wieder besonders Eifrige. Ein älterer Mann im grünen Hemd hat es offenbar eilig und versucht sich vorzudrängen. 4.050 Rupien sind für jeden von uns fällig, rund € 22,00. Antrag und Pass werden in einen Wäschekorb gelegt, wir kehren zurück in den Wartebereich vor Schalter 2. Und dann endlich, 5 Stunden später bekommen wir unsere Pässe mit der Visaverlängerung ausgehändigt. Und Mr. Grünhemd sitzt noch da und wartet.
Wo wir nun schon mal hier sind, wollen wir auch weiter in die Stadt. Draußen stehen etliche Tuktuk, und die Fahrer wollen uns alle gern als Fahrgäste haben. Aber bei dem Preis von 1200 schrecken wir zurück, das ist für die halbe Strecke das Doppelte von dem, was wir am Morgen für eine Autofahrt gezahlt haben. So laufen wir einfach los. Hier gibt es Fußwege, aber es ist ratsam, genau zu schauen, wohin man  tritt, mal fehlen Teile des Pflasters, mal stehen sie über. Nach einer Weile kommen wir an einen Platz, der in der Mitte ein großes Aquarium hat. In zwölf verschiedenen Becken kann man heimische oder Amazonasfische bewundern. Weiter geht es über eine Brücke. Jetzt fehlen auch wieder die Fußwege. Wir geben unser Vorhaben auf und bestellen über Pick me ein Tuktuk und lassen uns zurückfahren.
Abends nochmal das Lokal vom ersten Abend, und am nächsten Morgen Abschied von unseren Gastgebern, die uns richtig ans Herz gewachsen sind. Wir lassen uns durch strömenden Regen zum Bahnhof von Mount Lavinia fahren. Es gibt noch einen richtigen Schalter, an dem man für Fahrkarten anstehen muss. Automatisch werden uns Karten für die zweite Klasse verkauft. 90 Rupies pro Person, ca. 50 Cent für 45 km. Weil wir noch 2 Stunden Zeit haben, lassen wir unsere Koffer bei dem freundlichen Schalterbeamten und laufen mit den Rucksäcken Richtung Strand.
Vor uns liegt das berühmte Mount Lavinia Hotel, in dem man nachmittags einen typischen 5 o‘clock-Tea genießen kann und eine Übernachtung soviel kostet, wie unsere nächste Unterkunft für eine Woche. Ein Mann spricht uns vor dem Hotel an, er war mit einer deutschen Frau verheiratet und freut sich, seine Sprachkenntnisse anbringen zu können. Er hat ein Haus unterhalb des Hotels und bietet uns an, über sein Grundstück zu laufen. Danach nutzen wir die Bahngleise als Weg, das scheint hier normal zu sein. Der viele Regen der letzten Tage hat das Meer aufgewühlt, und dadurch wurden große Mengen Unrat an den Strand geschwemmt. Viele fleißige Hände sind schon dabei, alles zusammen zu kehren. Immer wieder werden wir angesprochen von eifrigen jungen oder älteren Männern, die uns entweder dazu bringen wollen, in ein bestimmtes Lokal zu kommen oder ihr Haus zu besichtigen.
Unser Zug soll um 14.40 abfahren und ist auch fast pünktlich. Nur mit Mühe schaffen wir es, unsere Koffer und uns mit Rucksack in die überfüllten Wagons zu quetschen. Der erhoffte Sitzplatz stellt sich als illusorisch heraus. Wir stehen zwischen zwei geöffneten Türen und versuchen, uns irgendwo festzuhalten. Nach rund 90 Minuten erreichen wir unter heftigem Geschaukel und Hin- und Hergerücke unseren Bahnhof Bentota. Unser neuer Gastgeber erwartet uns schon auf dem Bahnsteig und läuft die 200 m mit uns zu seiner Lodge.
Wir haben ein kleines Häuschen mit Küche und Bad. Unser Bett ist mit Blüten geschmückt und hat ein festes Moskitonetz. Es gibt einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank und viel Platz. Wenn man sitzen will, geht man auf die Terrasse.
Wir verabreden uns mit unserem Gastgeber Amith für 17.30 Uhr zum Einkaufen. Taxifahrer ist einer seiner vielen Berufe, und er besitzt ein rotes Tuktuk. Damit knattern wir in den nächsten Ort zum Einkaufen. Erst ein Obstgeschäft, und hier decken wir uns mit Papaya, Ananas, Mango, Mangosteen und Dragonfruit ein, dann zum Supermarkt um fürs Frühstück einzukaufen.
Zum Abendessen empfiehlt Amith uns ein Restaurant, zu dem uns sein Vater um 19.30 geleiten soll. Als wir den Raum betreten, entdecken wir ihn, er arbeitet hier als Kellner. Es ist ein „besseres“ Restaurant und bietet eine schöne Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Wir entscheiden uns für King Prawns und Beine einer Seespinne. Der Kellner nennt uns den Betrag, kommt aber nach einer Weile zurück und eröffnet uns, weil wir Gäste seines Kollegen seien, bekämen wir Sonderpreise eingeräumt. Wie nett. Das Essen ist sehr, sehr gut, zu den Meeresfrüchten gibt es Gemüsereis und eine leicht scharfe Soße auf Kokosmilchbasis.

Beruwala (Sri Lanka)

Als mein genialer Chorleiter von unseren Reiseplänen erfuhr schlug er vor, Kontakt mit unserem früheren Landrat, Herrn Eyerkaufer, aufzunehmen. Dieser hat auf Sri Lanka nach der Tsunami-Katastrophe mit Hilfe von Spendern aus dem Main-Kinzig-Kreis ein Hilfsprojekt gestartet. Schon Anfang Juni ergab sich die Gelegenheit, Karl Eyerkaufer nach einem Chorkonzert anzusprechen. Wir bekamen seine Visitenkarte und versprachen, uns mit Reisedetails bei ihm zu melden.

Ein paar Wochen vor Abreise teilte ich ihm mit, dass wir am 1.9. abfliegen und beabsichtigen, am 5.9. weiter nach Beruwala zu fahren. Daraufhin bekamen wir einige Broschüren und den Namen seines Ansprechpartners genannt. Wir dachten, wir reisen hin und melden uns mal bei Mr. Irwan, der uns dann, wenn es in seinen Zeitplan passt, das Projekt zeigt.

Umso größer mein Erstaunen, als ich am Abend des 5. von Herrn Eyerkaufer eine E-Mail bekam, wo wir denn blieben. Ich entschuldigte mich, erklärte den Grund für die Verzögerung und Klaus rief sofort Mr. Irsan an. Wir hatten uns gerade für ein Appartement in Bentota entschieden, von dort wollten wir mit Tuktuk nach Beruwala fahren. Wir verabreden uns für Freitagmorgen um 9 Uhr am Bahnhof.

Auf die Minute pünktlich ist er mit einem weiteren Kollegen da. Wir fahren nach Beruwala und machen einen Stopp am Supermarkt. Mit drei Tüten kehren die beiden Männer zurück. Wir verlassen die Hauptstraße und fahren ins Hinterland. Irgendwo im Nirgendwo halten wir an. Klaus bekommt eine der Tüten in die Hand gedrückt, und uns dämmert, dass das hier eine offizielle Angelegenheit wird. Und wirklich, wir sind Ehrengäste bei der Eröffnung eines neuen Hauses. Die Großfamilie hat sich versammelt und begrüßt uns respektvoll. Am Haus sind ein paar Luftballons aufgehängt und ein Band ist quer über die Eingangstür gespannt worden. Klaus bekommt eine Schere und darf das Band durchschneiden und die Tür öffnen.

2017-09-08 18.18.07Anschließend überreicht er der Hausfrau die Tüte. Sie enthält Reis, Nudeln, Fischkonserven, Öl u.a. Drinnen werden uns die besten Stühle hingeschoben und ein Tuch vom gedeckten Tisch genommen. Darunter steht ein Berg dampfender, in Kokosmilch gekochter Reis, der mit Zucker und Bananen gegessen wird.

2017-09-08 18.23.50Wir nehmen jeder eine kleine Portion und sprechen mit den Bewohnern ein paar Worte, die von Mr. Irwan und seinem Mitarbeiter übersetzt werden. Bei dem Ehepaar steht ein 12jähriger Junge. Er ist ihr angenommener Sohn erfahren wir, die Eltern leben nicht mehr.

2017-09-08-18-34-13.jpgAnschließend pflanzt Klaus mit dem neuen Hausbesitzer eine Kokospalme, die wohl in drei Jahren Früchte tragen wird. Ich bin beschämt, weil mir nicht bewusst war, dass man unseren Besuch so wichtig nahm.

2017-09-08 18.44.37Weiter geht es zur nächsten Hauseinweihung, dieses Mal darf ich das Band durchschneiden, die Tür öffnen und die Lebensmittel übergeben. Ein junges Paar mit kleinem Sohn ist stolzer Besitzer. Der Junge verschläft trotz aller Bemühungen, ihn zu wecken, die gesamte Zeremonie. Heute wurden Haus Nr. 252 und 253 den neuen Eigentümern übergeben. Eine großartige Leistung, die Dank der Initiative eines engagierten Mannes und der Großzügigkeit vieler Menschen zustande kam.

2017-09-08-19-02-03.jpgWir dürfen noch eine Vorschule besuchen, in der 4 bis 6jährige Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Alle sitzen brav an kleinen Tischen, haben Hefte vor sich und schreiben mit Bleistift etwas hinein. Klaus verteilt Kekse, und die Kleinen bleiben geduldig sitzen und warten bis sie an der Reihe sind. Das Experiment würde ich gern mal in einem deutschen Kindergarten wiederholen.

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Weiter geht es zur Dentist School. Hier hängt im Behandlungsraum ein Bild von Karl Eyerkaufer. Eine Zahnärztin behandelt gerade eine Schülerin.

2017-09-08 19.20.05In den Schulen wird den Kindern mit Hilfe eines überdimensionalen Gebisses und einer entsprechend großen Zahnbürste die Mundhygiene erklärt und bei Handlungsbedarf werden die Kinder auch gleich zur Behandlung in die Sprechstunde bestellt. Auch Erwachsene sitzen im Warteraum. Die Zahnärztin arbeitet vormittags ehrenamtlich. Auch ihr Engagement muss man loben.

2017-09-08 19.31.21Die letzte Station unserer Besichtigungstour ist die Schule des Main-Kinzig-Kreises, die 2006 erbaut wurde. Hier können muslimische Mädchen als höchsten Abschluss das Abitur machen. Wir besichtigen das Gebäude allerdings nur von außen. Mr. Irsan hat heute noch einen wichtige Termin. Das Oberhaupt der Muslime kommt heute nach Beruwala, da muss er dabei sein. Er fährt uns zurück zu unserer Lodge, aber zuvor werden wir noch in der nächsten Woche zum Abendessen in sein Haus eingeladen.

Was für ein interessanter, berührender Tag.

Schildkrötenfarm (Sri Lanka)

Für 14 Uhr haben wir uns mit Amith verabredet, er will uns zu einer Schildkrötenfarm bringen. Aber zuerst muss er sein Tuktuk volltanken. Beinahe 3,6 l passen in den Tank und Amith zahlt dafür 2,30 €. Dann geht es in Richtung Süden zur Farm.

Wir zahlen 2.000 Rupies und bekommen eine Einzelführung. Zuerst erklärt uns der Guide, dass 5 verschiedene Arten von Meeresschildkröten in Sri Lanka ihre Eier ablegen: Olive Ridley Turtle (Oliv-Bastardschildkröten), Green Turtle (Suppenschildkröte), Hawksbill Turtle (echte Karettschildkröte), Leather back Turtle (Lederschildkröte) und Loggerhead Turtle (unechte Karettschildkröte). Die Leute hier wissen, zu welcher Zeit das in etwa stattfindet, halten in der Zeit Nachtwache und graben die Gelege wieder aus. Danach werden die Eier auf ihrem eigenen Gelände in einer großen Sandgrube wieder einen halben Meter tief vergraben. Wenn sie das nicht tun, werden die Gelege von Menschen ausgegraben, die die Eier gern als Ergänzung ihres Speisezettels nehmen.

Nach 48 Tagen schlüpfen die Kleinen und werden noch für ein paar Tage in einem Becken auf dem Gelände gehalten, bis sie etwas kräftiger sind.

P1060563.JPGDamit hoffen die Mitarbeiter ihre Überlebenschancen zu verbessern; denn von dem ca. 100 Eier großen Gelege überlebt in der Natur höchstens 10 %. Dann werden die niedlichen Babyschildkröten bei Nacht direkt ins Wasser gebracht und brauchen damit die Fressfeinde am Strand nicht zu fürchten. Vor denen im Meer kann sie allerdings keiner schützen.

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Auch größere Exemplare anderer Gattungen sind hier untergebracht. Sie wurden von Fischern gebracht, teils weil sie verstümmelt waren durch Schiffsschrauben oder auch Haiangriffe oder weil sie den Fischern ins Netz gegangen waren. Die Leute der Schildkrötenfarm sind dankbar dafür, denn auch das Fleisch ausgewachsener Schildkröten wird gern gegessen.

p1060565.jpgUnser Guide holt eine Karettschildkröte aus einem Becken und gibt sie mir. Noch immer wird diese Art gefangen, um aus dem Panzer Kämme und Schmuck zu fertigen, die kein Mensch wirklich braucht. Ich halte sie, kraule sie am Hals und als ich sie wieder ins Becken setze, spritzt sie mich mit zwei Paddelschlägen richtig nass.

In einem weiteren Becken lebt eine Albino-Schildkröte, die auf den schönen Namen „Heino“ hört. Als ich nach ihr greife schreit der Guide in gespieltem Entsetzen auf, plötzlich spricht er auch deutsch: „Nein, auf keinen Fall herausnehmen, sie hat doch keine Sonnenbrille auf!“

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Bis zu drei Jahre dürfen die Schildkröten hier bleiben, dann müssen sie wieder freigelassen werden. Für die eine, die anstelle von Beinen nur noch Stummel hat, wird das den sicheren Tod bedeuten.

P1060572Während wir ihm noch zuhören, beobachte ich, wie plötzlich über uns ein Mann auf gespannten Seilen von Palme zu Palme läuft. Er schneidet sie oben an, um ihren Saft zu gewinnen, der vergoren zu Alkohol gebrannt wird.

Ein kleiner Hund fällt uns auf. Der Welpe ist ca. 3 Monate alt und wurde in der Schildkrötenfarm abgegeben, weil ihn jemand in der Nähe ausgesetzt hatte. Die alte Hündin hat ihn sofort adoptiert, und es ist nett anzusehen, wie der Kleine und sie miteinander spielen.

Zum Abschied warnt mich unser Guide noch vor den Beachboys. Auf meinen Hinweis, dass ich ja wohl nicht mehr zu deren Zielgruppe gehöre, meint er grinsend: „Du bist blond.“

Amith fährt mit uns noch zu einer Batikwerkstatt. Wir beobachten die Herstellung von Tischdecken. Auf in sich gemustertem orangeroten Stoff sind 6 gelbe Quadrate, ca. 30 x 30 cm aufgedruckt. In diese werden mittels Siebdruckverfahren gelbe Elefanten aufgebracht. Bügeln fixiert die Farbe. Ich bin etwas enttäuscht, dass ist doch keine Batik.

P1060576Daraufhin holt eine der Mitarbeiterinnen ein pinkfarbenes Stück Stoff, und hier ist die echte Batik. Mit flüssigem Wachs wurden verschiedene Motive auf den Stoff gemalt, Schmetterlinge, Blumen, Ornamente und Sprenkel. Dieser Stoff wird anschließend noch dunkelblau oder schwarz gefärbt, nach dem Trocknen wird das Wachs ausgebügelt und die Motive erscheinen pink auf dunklem Grund.

Auf dem Rückweg hält Amith an einem Obststand und kommt mit zwei geöffneten Kokosnüssen, in denen jeweils ein Strohhalm steckt, zurück. Was für ein aufmerksamer junger Mann. Wir genießen das Kokoswasser auf dem Rückweg zu unserem Häuschen.

Und weil die Sonne scheint, wollen wir endlich an den Strand. Am ersten Stück sind vielleicht 50 Personen unterwegs, aber als wir weiterlaufen in Richtung Norden, sind wir ganz allein. Nach den vielen Regenfällen der letzten Tage ist das Meer noch immer aufgewühlt, aber wir wollen einfach nur im Sand sitzen und aufs Wasser schauen. Allerdings bleiben wir nicht lange allein, heimlich still und leise hat sich ein Hund angeschlichen und es sich hinter mir gemütlich gemacht.

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Auch am einsamsten Strand

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bleibt man nicht lange allein

 

Bootstour (Sri Lanka)

Für heute, Sonntag schlägt uns Amith eine Bootstour auf dem Bentota-River vor. Natürlich kennt er wieder jemanden, der uns einen Sonderpreis machen wird. Und da wir sowieso gern Boot fahren, willigen wir ein unter der Bedingung, dass die Sonne scheint. Das scheint für Amith selbstverständlich zu sein. Ich habe da meine Zweifel; denn in der Nacht schüttet es dermaßen, dass es sich anhört, als prasselten Steine aufs Dach.
Doch wie versprochen hat sich das gute Wetter eingestellt und heute steigen wir zu seinem Schwager Laal ins Tuktuk. Zuerst fährt er mit uns zu der vor einigen Jahren am Flussufer errichteten Buddhastatue,
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und ein Stückchen weiter ist der Bootsanleger. Wir stellen überrascht fest, dass außer uns niemand auf dem Boot und Laal auch unser Guide ist. Der Mann hat Augen wie ein Luchs.
P1060609Als erstes zeigt er uns einen Eisvogel, der andere Farben hat als unsere in Deutschland.
P1060611Dann deutet er auf einen Baum, der als Schlafplatz für zig Flughunde dient. Einige fächeln sich mit einem Flügel Kühlung zu, andere hängen völlig starr.
P1060614Das nächste Objekt ist ein fetter Waran, der auf einer kleinen Müllkippe direkt am Fluss liegt. Wir sehen Leguane, verschiedene Vögel und wieder einen Waran. Laal ist unzufrieden, mindestens ein Krokodil soll es bei der Tour doch zu sehen geben. Und so steuert er das Boot in einen Seitenarm des Bentota-River und wir sind in einer anderen Welt.
P1060648Mangroven dicht an dicht, es wirkt so geheimnisvoll, dass man sich das gut als Kulisse für einen Fantasyfilm vorstellen kann. Hier sehen wir zwar kein Krokodil, aber dafür drei Affen.
P1060679_1Erst als wir Richtung Mündung fahren und hier wieder in einen Seitenarm abbiegen liegt hier eins der gesuchten Exemplare in der Sonne. Nun ist Laal zufrieden und fährt mit uns noch zu einem Kräutergarten.
Nach einer überaus freundlichen Begrüßung werden unsere Beine mit einer Creme-Öl-Mischung eingerieben; denn hier gibt es eine Menge stechender und blutsaugender Insekten. Davor soll uns die Behandlung schützen. Dann geht es kreuz und quer durch den Garten. Wir sehen Zimtpflanzen, Vanille, wilde Kartoffeln, schwarze Mandeln, drei verschiedene Kokospalmen, Papaya und andere. Unser Begleiter erzählt uns, wogegen Extrakte oder Öle dieser Pflanzen allein und in Kombination wirken. In diesem Garten steht auch ein 560 Jahre alter Sandelholzbaum. Um den aus der Nähe zu betrachten und zu berühren müssen wir die Schuhe ausziehen.
Anschließend geleitet uns Herr Kumarasingha, der sich als Kräuterarzt bezeichnet, in eine Hütte, wo zwei seiner Mitarbeiter uns ca. Eine halbe Stunde lang den Rücken, die Arme und den Kopf massieren. Manchmal tut es richtig weh, aber danach stellt sich ein wohliges Gefühl ein.
Natürlich empfiehlt der Kräuterarzt uns auch verschiedene seiner Produkt, wobei er aber auch sagt, dieses braucht ihr nicht oder jenes macht nur bei jüngeren Leuten Sinn. Und von einigen seiner Sachen sind wir auch wirklich überzeugt und lassen sie uns einpacken. Auf jeden Fall war das eine sehr eindrucksvolle Führung und Herr Kumarasingha ist sehr überzeugend.
Und bald darauf ist auch das Ende der Bootstour gekommen. Zwei Stunden sollte die Tour dauern, nun war es doppelt so lange.
Gegen Abend laufen wir durch unser Wohngebiet, biegen in eine kleine Seitenstraße ein und sind im Urwald.
2017-09-10 02.40.39Pflanzen, die zuhause die Wohnräume verschönern, wachsen hier einfach so. Unvermittelt wird es dunkel, und weil wir ohne Taschenlampe los gelaufen sind, müssen wir über die Hauptstraße zurück.

Strand, Tempel und Dinner (Sri Lanka)

Strahlender Sonnenschein, und so packen wir Badesachen ein und laufen an den Strand. Nur wenige Menschen sind heute da. Noch immer kommen größere Wellen an den Strand gerollt, und wir merken schnell, dass eine heftige Strömung herrscht, deshalb gehen wir nicht weit rein. Die Wellen werfen uns um, kullern uns über den Boden, einfach unberechenbar. Aber die Wassertemperatur ist wunderbar. Auch beim Herauslaufen kein Frösteln. Das mag ich so.
2017-09-11 02.49.22Auf dem Rückweg sehen wir einen Flughund, der gerade in einem Pandanussbaum landet. Er klettert durch die Zweige und frisst an den orangeroten Früchten. Inzwischen sind auch wieder mehr Menschen hier. Der Abend am Strand bietet Unterhaltung jeder Art.
2017-09-11 02.31.44Da wird Fußball oder Kricket gespielt, werden Drachen steigen gelassen, Familien sitzen zusammen auf Decken, Mütter lassen ihre Kleinen im Sand spielen, Kinder toben in den Wellen, und zwischendrin laufen immer wieder Hunde herum.
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Am nächsten Morgen machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum buddhistischen Tempel. Alle paar Meter werden wir angesprochen: „Komm in meinen Basar, willst Du eine Bootstour machen, steig in mein Tuktuk.“ Höflich aber bestimmt sagen wir jedes Mal: „Nein Danke, wir wollen nur einen Spaziergang machen.“ In einer Mädchenschule ist gerade die Pause zu Ende und die Schülerinnen laufen in ihren weißen Kleidern gerade wieder in die Klasse.
DSC08487Ein Stück weiter steht eine Lagerhalle, in der Holzelefanten und andere Artikel auf zukünftige Käufer warten.
DSC08488Hundert Meter weiter spielt sich ein Drama ab. Getrennt durch ein eisernes Tor hat ein Hund einen Leguan am Schwanz gepackt und versucht ihn durch das Gitter zu ziehen. DSC08491Das Reptil ist schon verletzt, macht sich aber steif. Ich will gar nicht sehen, wie das ausgeht.
Einen halben Kilometer weiter riecht es plötzlich intensiv nach Karamel. Wir gehen dem Geruch nach und landen in einem kleinen Raum, in dem mit einer alten Ölpresse Kokosöl hergestellt wird.
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An der Tempelanlage sind wir die einzigen Besucher, und so kann sich einer der Mönche nur mit uns beschäftigen. Er hat keinen Zahn mehr im Mund, das macht die Verständigung schwierig. Aber er läuft mit uns überall herum und zeigt uns die Sehenswürdigkeiten.
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Auf dem Rückweg kommen wir am Kindergarten vorbei. Hier ist für heute Schluss, und die Mädchen und Jungen werden mit allen möglichen Gefährten abgeholt.

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Selbst die 4 bis 6-jährigen Jungen tragen schon Krawatte

Nachmittags fährt Amith mit uns nach Alutgama in ein Blumengeschäft. Wir wollen für die Abendeinladung einen Strauß kaufen. Der Laden – wir hätten ihn allein nie gefunden – verblüfft uns.
DSC08513In mehreren Blechkübeln stehen lediglich rote Flamingoblumen. Der Besitzer, ist nur mit einem Sarong bekleidet. Er gibt einem Mitarbeiter ein paar Anweisungen und sucht drei Flamingoblumen aus.
DSC08512Der junge Mann hat inzwischen ein Bündel grüne Zweige auf den Tisch gelegt, bricht sie in der Mitte durch und macht eine Art Reisigbesen daraus. Dann verschwindet er damit hinter dem Vorhang. Nach ein paar Minuten ist der Besitzer wieder da, und in dem Gerüst stecken jetzt außer den drei ausgewählten Blumen noch etliche andere.
DDSC08514ie Zusammenstellung und Gestaltung ist bei uns seit Jahrzehnten aus der Mode, aber wir sind in einem anderen Land. Jetzt wird noch bedrucktes Cellophanpapier herumgeschlagen und das ganze mit rotem und gelbem Band dekoriert. Bestimmt wäre jeder selbst gepflückte Strauß aus der überreichen Natur schöner gewesen, aber egal.
Zwanzig nach sechs machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof, wo wir von Mr. Irsan abgeholt werden. Acht Tuktuk stehen dort und alle Fahrer würden uns liebend gerne fahren, wohin auch immer. Wir erklären die Situation und einer der Männer erzählt, dass er mal drei Monate in Holland gelebt hat, nahe der deutschen Grenze. Früher sagt er seien viele deutsche Touristen gekommen, aber seit 10 Jahren gäbe es einen stetigen Rückgang. Dafür kämen viele Russen und Araber, die unfreundlich seien. Und er lobt, dass die Deutschen nach der Tsunami-Katastrophe viel Hilfe geleistet hätten.
Dann kommen unsere Abholer und es geht durch den dichten Feierabendverkehr nach Beruwala. Im Haus ist der Tisch gedeckt für vier Personen, also für uns, Mr. Irsan und seinen Mitarbeiter. Für seinen hinzugekommenen 19jährigen Sohn wird ein weiterer Teller hingestellt. Wir bekommen Besteck, die anderen essen mit den Fingern. Der Tisch ist voller Köstlichkeiten.
IMG_20170912_192505Begonnen wird mit einer Pilzsuppe, dann gibt es Egghoppers (hauchdünne Crêpes, in Schalenform mit einem darin gebackenen Ei), Dhal (gelbes Linsencurry), Gemüsesalat, Kartoffeln in scharfer Soße, Nudeln mit Gemüse, Rindfleischcurry, Nudelauflauf, knusprig gebackene Hühnerschenkel, Fischcurry, Roti (Teigfladen), String-Hoppers (Nudelnester) und zum Nachtisch Karamell-Pudding und frisches Obst. Als Getränke Wassermelonen- oder Ananassaft und Wasser. Das war ein großartiger Einblick in die Küchenvielfalt Sri Lankas. Nachdem wir aufgestanden sind, setzen sich Frauen und Mädchen an den Tisch und essen das, was übrig geblieben ist.
Später setzen sie sich zu uns und stellen Fragen. Sie sind sehr interessiert daran, wie wir leben und was es mit unserer Reise auf sich hat. Gegenseitig zeigen wir Fotos von der Hochzeit unserer Töchter. Mr. Irsan und sein Mitarbeiter waren schon gemeinsam mit ihren Frauen in Deutschland und erzählen begeistert von ihren Eindrücken. Wenn sie mal wieder in unserer Heimat sind, werden sie unsere Gäste sein, das ist beschlossene Sache. Der Abschied fällt überaus herzlich aus.

Bentota (Sri Lanka)

in Bentota. Amith will uns unbedingt den großen Tempel in Beruwala zeigen und steht um 14 Uhr mit seinem Tuktuk bereit. Schon lange vor Erreichen der Anlage sehen wir die riesige Buddhastatue.
dsc08523.jpgUnd hier sehen wir auch den ersten Elefanten in Sri Lanka, seine Vorderbeine sind mit Ketten gefesselt. Was für ein trauriger Anblick. Bloß nicht fotografieren; denn er steht nur hier, damit sein Besitzer kassieren kann.
Amith kauft einen Strauß Lotosblumen. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen durch den strömenden Regen zu einem Tempel, der um einen riesigen Bodhibaum (Pappelfeige) gebaut ist.
dsc08515.jpgUnter einem solchen Baum wurde Buddha erleuchtet und in dem Tempel werden in plastischen Schaubildern Stationen aus seinem Leben dargestellt. Ein Ableger dieses Baumes soll im 3. Jahrhundert v. Chr. per Schiff nach Sri Lanka gebracht worden sein. In Anuradhapura steht er noch heute und wird von Buddhisten verehrt. Die Pappelfeige in Beruwala soll wiederum ein Ableger dieses Bodhibaumes sein. Amith bricht zwei Blüten aus dem Strauß und wir legen sie auf einen der Altäre in diesem Tempel. Das wiederholt sich in anderen Tempeln noch ein paar Mal.
DSC08519Unter der monumentalen Statue sind Räume zugänglich, wo es wieder plastische Darstellungen aus Buddhas Leben gibt.
dsc08520.jpgUnd hier in diesen Räumen, die man nicht mit Schuhen betreten darf, sehe ich die ersten Hundehaufen. Die Verursacher schlafen unbeeindruckt auf dem kühlen Fliesenboden. Hunde sind in Sri Lanka allgegenwärtig, laufen durch die Straßen, über die Strände, und legen sich in den offenen Restaurants auch mal unter die Tische. Nirgendwo sind wir auf die Hinterlassenschaften der Tiere gestoßen, und nun ausgerechnet hier.
Und jetzt noch ein paar Worte über Amith.
DSC08525Dieser 27jährige Mann hat mich beeindruckt. Er ist verheiratet und hat ein einjähriges Töchterchen. Zusammen mit seinen Eltern und seiner 10 Jahre alten Schwester lebt die kleine Familie in dem größeren Haus auf dem Grundstück. Seine ein Jahr ältere Schwesterwohnt mit Mann (ja genau, Laal) und den zwei Kinder nicht mehr im Elternhaus, ist aber jeden Tag da. Erst abends holt ihr Mann sie ab. Meistens tragen sie ihre bereits schlafenden Kinder dann zum Tuktuk. In der Familie herrscht großer Zusammenhalt, hier wird alles gemeinsam gemacht, gekocht, gewaschen, geputzt und jeder ist für die Kinder da.
Amith ist fleißig, um 8 Uhr steht er mit seinem Tuktuk am Bahnhof und wartet auf Fahrgäste. Um 10 Uhr geht er rüber ins Restaurant zum putzen, und von 12 bis 2 Uhr ist er Kellner. Ab 14 Uhr steht er uns zur Verfügung. Soll er uns irgendwo hinfahren, möchten wir was sehen? Wir müssen was einkaufen, kein Problem, er fährt uns. Unterwegs fragt er, was wir brauchen. Und kaum sind wir im Supermarkt, schnappt er sich den Korb und packt alles ein, was ich ihm unterwegs gesagt hatte. Beim letzten Mal war Bacon alle, also packt er jetzt welchen in den Korb. Nichts entgeht ihm, und selbstverständlich trägt er die Einkäufe zu seinem Gefährt. Um 19 Uhr muss er allerdings schon wieder im Restaurant sein, um zu kellnern. Und das alles sieben Tage die Woche bei immer guter Laune.
Heute Abend soll er uns die Rechnung fertig machen. Für all seine Fahrten und Aufmerksamkeiten verlangt er nichts extra, aber das regeln wir schon.
DSC08530Am nächsten Mittag verabschiedet er uns auf dem Bahnsteig, als wir auf den Zug nach Hikkaduwa warten. Alles Gute für Dich und die ganze liebenswerte Familie, Amith.

Hikkaduwa, Galle und ein Markt (Sri Lanka)

Um 13.40 Uhr soll der Zug in Bentota abfahren, und zum zweiten Mal sind wir überrascht, wie pünktlich er ist. Dieses Mal – wir fahren 3. Klasse – haben wir genügend Platz.
DSC08536Zwischendurch steigen große Gruppen von Schulkindern ein. Kein Geschubse, kein Gerangel, sie gehen richtig nett miteinander um. Es wird viel gelacht, Mädchen und Jungen sitzen und stehen in Gruppen zusammen und haben sich offenbar eine Menge zu erzählen. Alle tragen adrette Schuluniformen, nur bei den Ranzen zeigt sich der persönliche Geschmack. Bei kleineren Mädchen überwiegt die Farbe pink, bei den größeren ist die ganze Farbpalette vertreten. Auch bei Marken scheint es keine Vorliebe zu geben, jeder trägt eine andere.
Unsere Unterkunft ist 1,5 km vom Bahnhof Hikkaduwa entfernt, also lassen wir uns mit dem bewährten Tuktuk fahren. Ein Koffer wird hinter den Rücksitz geklemmt, der andere steht zwischen uns auf dem Sitz. Wir haben ein schönes Zimmer mit breitem Bett, sehr geschmackvollem Badezimmer, winzigem Balkon und wieder mit Klimaanlage. Wir stellen sie auf 28 Grad ein und haben damit eine angenehme Temperatur.
DSC08539Der Strand ist hier sehr viel schmaler als in Bentota und immer wieder sind flache Felsen im Wasser. Manchmal haben wir nur ca. 5 m zwischen Bebauung und Meer. Als die Sonne gerade untergeht setzen wir uns in ein Strandlokal. Kurz bevor unser Essen kommt, müssen wir ins Innere flüchten, weil ein Wolkenbruch niedergeht. Aber so schnell er kam, so schnell ist er vorbei.
Der Geschäftsführer unseres kleinen Hotels macht uns am nächsten Morgen, als wir zum Strand wollen, darauf aufmerksam, dass große Schildkröten am Strand seien. Wir können uns zunächst keinen Reim darauf machen. Wir schwimmen im angenehm temperierten Wasser, aber als wir einen kleinen Menschenauflauf sehen werden wir neugierig und laufen hin. Und tatsächlich, hier ist eine ca. 1 m lange Suppenschildkröte direkt am Strand. Sie läßt sich mit Algen und Seegras füttern, wird aber in der Brandung ganz schön hin und hergeschaukelt. Irgendwann reicht es ihr, und sie paddelt ein Stückchen raus. Insgesamt sehen wir immer wieder mal eine Flosse oder einen Kopf auftauchen und machen insgesamt vier von diesen herrlichen Tieren aus. Ein Einheimischer erzählt, dass es insgesamt sechs seien, die durch regelmäßige Fütterung standorttreu seien. Das ist natürlich eine Attraktion.
Am nächsten Tag wollen wir einen Besuch in Galle machen, um uns das von Portugiesen errichtete und von Holländern ausgebaute Fort anzusehen. Knappe 100 m von unserem Hotel entfernt ist die Bushaltestelle, alle 15 Minuten fährt ein Bus ab. Die Fahrt kostet 22 Cent pro Person und dauert ungefähr 45 Minuten.
Der Busbahnhof ist in der Nähe des Forts und aus dem ersten Stock des Terminals haben wir einen guten Blick auf das Fort und den davor liegenden Sportplatz, wo heute der Sieger der College-Kricket-Meisterschaften gekürt wird.
P1060706Innerhalb des Forts sind noch Gebäude aus der Zeit der Besetzung durch die Holländer vorhanden.
P1060718Die gewaltige Wallanlage ist ca. 3,5 km lang, aber um diese Strecke abzulaufen ist es heute einfach zu heiß. Dass es ein beliebtes Ausflugsziel ist, sieht man an den vielen Besuchern unterschiedlicher Nationalitäten und den vielen Liebespaaren, die sich unter aufgespannten Regenschirmen verstecken.
DSC08559Von oben können wir sehen, dass das Kricket-Turnier vorbei ist und nun die Siegerehrung vorbereitet wird. Eine große Sache, bei der auch das staatliche Fernsehen anwesend ist.
P1060702Die katholische Kirche St. Mary‘s besuchen wir als nächstes. Obwohl Bischofssitz, ist sie doch sehr schlicht gehalten.
DSC08556Als wir kommen, scheint gerade der Gottesdienst vorbei zu sein und viele junge Männer sind dabei, jede einzelne Sitzbank samt Lehne mit feuchten Tüchern abzuwischen. Galle ist voll, laut und trubelig und so nehmen wir schon am Nachmittag den Bus zurück.
In der Nacht hat es wieder heftig geregnet und der Himmel ist grau von Wolken. Also heute nicht ins Meer, dafür laufen wir am Strand entlang bis ins Zentrum, das rund um den Bahnhof liegt. Wir wollen noch einen Spanngurt besorgen, aber so etwas kennt man hier nicht. Dafür landen wir plötzlich auf dem Wochenmarkt und sind in einer anderen Welt.
DSC08579Ein Geschiebe und Gedränge, Männer und Frauen wollen heute am Sonntag ihre Einkäufe machen.
DSC08589 Es gibt alle Arten von Obst und Gemüse, Gewürzen, Haushaltswaren, Kleidung, lebende Tiere, Trockenfisch, eben alles, was man so zum Leben braucht.
DSC08572An den Ständen mit Obst und Gemüse sitzen die Händler auf dem Boden und klappern mit ihren altertümlichen Hängewaagen, indem sie Schrauben und Muttern in den Metallschalen schwenken, um die Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen.
DSC08584Es ist eine Welt, die wir nicht kennen, aber niemand scheint sich zu wundern, dass wir als Europäer hier herumlaufen. Wir werden genauso zum kaufen gedrängt wie alle, die sich auf diesem Markt befinden.

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Zierfische sind sehr beliebt

Weil wir keine Lust haben, uns durch die Menschenmassen zurück zu kämpfen, verlassen wir das Gelände über eine Seitenstraße. Leider war unser Besuch in der Stadt nicht erfolgreich, aber der Spaß, den wir hatten wiegt das allemal auf.

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Mädchen in Sonntagskleidern

Nach einer kleinen Pause machen wir noch einen Spaziergang durch das Wohngebiet unmittelbar am Hotel. Schöne Häuser in schönen Gärten. Wir werden angesprochen, ob wir zum Tempel wollen. Wollen wir nicht, aber alle schauen uns so erwartungsvoll an, dass wir nicht nein sagen können. Also lassen wir uns hinführen. Unser Begleiter läuft einfach durch einen Garten und wir hinterher. Über ein Feld mit Zimtpflanzen, und dann sind wir am Hintereingang des Tempels. Hier verabschiedet sich der nette Mann und wir verlassen das Tempelgelände auf der Vorderseite. Am Flüsschen entlang laufen wir zurück und sehen in der Dämmerung die größte Gruppe von Flughunden, die wir bisher hatten. An mehreren Bäumen hängen sie wie übergroße Birnen, ab und an lässt sich einer fallen, fliegt eine Runde, um sich an einen anderen Ast zu hängen. Es sieht aus wie das Aufwärmtraining vor dem großen Start.
Als wir unserem Strand näher kommen, steht dort wieder eine Menschengruppe: „Schildkrötenalarm!“ Vier Tiere sind am Strand und lassen sich mit Algen und Seegras füttern, so bekomme ich doch noch ein paar Fotos.
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