Schildkrötenfarm (Sri Lanka)

Für 14 Uhr haben wir uns mit Amith verabredet, er will uns zu einer Schildkrötenfarm bringen. Aber zuerst muss er sein Tuktuk volltanken. Beinahe 3,6 l passen in den Tank und Amith zahlt dafür 2,30 €. Dann geht es in Richtung Süden zur Farm.

Wir zahlen 2.000 Rupies und bekommen eine Einzelführung. Zuerst erklärt uns der Guide, dass 5 verschiedene Arten von Meeresschildkröten in Sri Lanka ihre Eier ablegen: Olive Ridley Turtle (Oliv-Bastardschildkröten), Green Turtle (Suppenschildkröte), Hawksbill Turtle (echte Karettschildkröte), Leather back Turtle (Lederschildkröte) und Loggerhead Turtle (unechte Karettschildkröte). Die Leute hier wissen, zu welcher Zeit das in etwa stattfindet, halten in der Zeit Nachtwache und graben die Gelege wieder aus. Danach werden die Eier auf ihrem eigenen Gelände in einer großen Sandgrube wieder einen halben Meter tief vergraben. Wenn sie das nicht tun, werden die Gelege von Menschen ausgegraben, die die Eier gern als Ergänzung ihres Speisezettels nehmen.

Nach 48 Tagen schlüpfen die Kleinen und werden noch für ein paar Tage in einem Becken auf dem Gelände gehalten, bis sie etwas kräftiger sind.

P1060563.JPGDamit hoffen die Mitarbeiter ihre Überlebenschancen zu verbessern; denn von dem ca. 100 Eier großen Gelege überlebt in der Natur höchstens 10 %. Dann werden die niedlichen Babyschildkröten bei Nacht direkt ins Wasser gebracht und brauchen damit die Fressfeinde am Strand nicht zu fürchten. Vor denen im Meer kann sie allerdings keiner schützen.

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Auch größere Exemplare anderer Gattungen sind hier untergebracht. Sie wurden von Fischern gebracht, teils weil sie verstümmelt waren durch Schiffsschrauben oder auch Haiangriffe oder weil sie den Fischern ins Netz gegangen waren. Die Leute der Schildkrötenfarm sind dankbar dafür, denn auch das Fleisch ausgewachsener Schildkröten wird gern gegessen.

p1060565.jpgUnser Guide holt eine Karettschildkröte aus einem Becken und gibt sie mir. Noch immer wird diese Art gefangen, um aus dem Panzer Kämme und Schmuck zu fertigen, die kein Mensch wirklich braucht. Ich halte sie, kraule sie am Hals und als ich sie wieder ins Becken setze, spritzt sie mich mit zwei Paddelschlägen richtig nass.

In einem weiteren Becken lebt eine Albino-Schildkröte, die auf den schönen Namen „Heino“ hört. Als ich nach ihr greife schreit der Guide in gespieltem Entsetzen auf, plötzlich spricht er auch deutsch: „Nein, auf keinen Fall herausnehmen, sie hat doch keine Sonnenbrille auf!“

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Bis zu drei Jahre dürfen die Schildkröten hier bleiben, dann müssen sie wieder freigelassen werden. Für die eine, die anstelle von Beinen nur noch Stummel hat, wird das den sicheren Tod bedeuten.

P1060572Während wir ihm noch zuhören, beobachte ich, wie plötzlich über uns ein Mann auf gespannten Seilen von Palme zu Palme läuft. Er schneidet sie oben an, um ihren Saft zu gewinnen, der vergoren zu Alkohol gebrannt wird.

Ein kleiner Hund fällt uns auf. Der Welpe ist ca. 3 Monate alt und wurde in der Schildkrötenfarm abgegeben, weil ihn jemand in der Nähe ausgesetzt hatte. Die alte Hündin hat ihn sofort adoptiert, und es ist nett anzusehen, wie der Kleine und sie miteinander spielen.

Zum Abschied warnt mich unser Guide noch vor den Beachboys. Auf meinen Hinweis, dass ich ja wohl nicht mehr zu deren Zielgruppe gehöre, meint er grinsend: „Du bist blond.“

Amith fährt mit uns noch zu einer Batikwerkstatt. Wir beobachten die Herstellung von Tischdecken. Auf in sich gemustertem orangeroten Stoff sind 6 gelbe Quadrate, ca. 30 x 30 cm aufgedruckt. In diese werden mittels Siebdruckverfahren gelbe Elefanten aufgebracht. Bügeln fixiert die Farbe. Ich bin etwas enttäuscht, dass ist doch keine Batik.

P1060576Daraufhin holt eine der Mitarbeiterinnen ein pinkfarbenes Stück Stoff, und hier ist die echte Batik. Mit flüssigem Wachs wurden verschiedene Motive auf den Stoff gemalt, Schmetterlinge, Blumen, Ornamente und Sprenkel. Dieser Stoff wird anschließend noch dunkelblau oder schwarz gefärbt, nach dem Trocknen wird das Wachs ausgebügelt und die Motive erscheinen pink auf dunklem Grund.

Auf dem Rückweg hält Amith an einem Obststand und kommt mit zwei geöffneten Kokosnüssen, in denen jeweils ein Strohhalm steckt, zurück. Was für ein aufmerksamer junger Mann. Wir genießen das Kokoswasser auf dem Rückweg zu unserem Häuschen.

Und weil die Sonne scheint, wollen wir endlich an den Strand. Am ersten Stück sind vielleicht 50 Personen unterwegs, aber als wir weiterlaufen in Richtung Norden, sind wir ganz allein. Nach den vielen Regenfällen der letzten Tage ist das Meer noch immer aufgewühlt, aber wir wollen einfach nur im Sand sitzen und aufs Wasser schauen. Allerdings bleiben wir nicht lange allein, heimlich still und leise hat sich ein Hund angeschlichen und es sich hinter mir gemütlich gemacht.

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Auch am einsamsten Strand
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bleibt man nicht lange allein

 

3 Antworten auf „Schildkrötenfarm (Sri Lanka)“

  1. Liebe Linde,
    ich wünsche euch eine wunderschöne Reise. Sri Lanka war meine erste Fernreise; das war 1980. Und die anhänglichen Hunde gab es damals auch schon. Auf unserem Rückflug war ein kleiner an Bord.
    Liebe Grüße und bitte viel schreiben
    Elke (mittlerweile in Wasserburg a. Inn)

  2. Hallo Ihr Lieben, die Schildkröten sind zu schön. Bitte nicht auffassen. Liebe Grüße und weiterhin schöne und interessante Erlebnisse und Begegnungen . Gaby und Gerhard.

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