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Es ist 3.30 Uhr, als der Gesangswettbewerb der Muezzin beginnt. Und mit einer Stunde ist es nicht getan, zwei müssen es an einem Freitag schon sein. Ich werde unsere Vermieterin fragen, wie die Menschen damit zurecht kommen. Beim Frühstück erfahren wir, dass die Gläubigen quasi im Halbschlaf ihr Gebet verrichten und dann sofort weiterschlafen können. Ihr belgischer Ehemann hat allerdings zwei Jahre gebraucht, bis er den Weckruf nicht mehr hört.
Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis uns das Taxi abholt. Bei Tageslicht sehen wir, dass Banyuwangi eine kunterbunte Stadt ist. Häuser, Zäune und Mauern – alles ist irgendwie mit Farben verschönert. Hier tragen die muslimischen Männer Sarong, vielleicht weil sie gerade aus der Moschee kommen.

Die Fähre soll laut Fahrplan im Viertelstunden-Takt fahren. Heute passiert das jedenfalls nicht. Als sie endlich ablegt, fährt sie in einem Tempo, dass man sie schwimmend locker überholen könnte und aus den üblichen 30 Minuten Fahrzeit das Doppelte wird. Endlich in Gilimanuk/Bali angekommen will Klaus erst noch Essen gehen. Ich dränge auf Weitergehen, was seine Laune nicht unbedingt verbessert. Wir nehmen den erstbesten Bus und bekommen die beiden „Ehrenplätze“ neben dem Fahrer. Es ist eng und heiß und die 150 Kilometer nehmen kein Ende. Obwohl die Landschaft schön ist und die vielen Tempelchen und Ahnenschreine mich begeistern, sitze ich auf heißen Kohlen, Stunde um Stunde vergeht. Nach 5 Stunden erreichen wir den Busbahnhof, jetzt sind es noch 12 Kilometer bis zum vorgebuchten Hotel. Eine weitere halbe Stunde vergeht, bis wir endlich um kurz nach 20 Uhr in unserem Hotel ankommen. Heimlich tippe ich eine 11 in mein Handy und sende die Nummer an eine bekannte WhatsApp-Adresse. Kurz darauf klopft es an unsere Zimmertür. Klaus öffnet und als er sieht, wer vor der Tür von Nummer 11 steht, taumelt er drei Schritte rückwärts. Unsere Tocher und ihr Mann kommen lachend ins Zimmer. Die lange geplante Überraschung ist uns wirklich geglückt. Die Erzählungen und Umarmungen wollen kein Ende nehmen, und der Abend im nahe gelegenen Restaurant wird lang und später im Hotelzimmer fortgesetzt.
Am nächsten Tag besuchen wir in die Innenstadt von Denpasar, um ein paar Einkäufe. erledigen. Danach fahren wir zum alten Kumbasari Marktgebäude. Für uns ist das ein vertrauter Anblick, für unsere Neuankömmlinge gibt es viel zu staunen. Unbekannte Obst- und Gemüsesorten, ein buntes Angebot an Meeresfischen – frisch, getrocknet oder bereits gekocht. Dazu kann man die Brühe in fest verknoteten Plastikbeuteln mitnehmen. Ich lasse mir ein paar Schlangenhautfrüchte einpacken. Ein kleines, etwa achtjähriges Mädchen neben mir zupft an meinem T-Shirt und deutet auf den großen Korb, den es auf dem Kopf trägt. Es will mir unbedingt meine Tüte tragen und ist traurig, dass ich nicht zustimme. Andere Lastenträger haben mehr Glück, die Körbe auf ihrem Kopf sind randvoll, und wenn sie den Kunden ihre Waren zum Auto oder Moped bringen, gibt es ein Trinkgeld. Von einem Einheimischen wurden wir gewarnt, Kindern im schulpflichtigen Alter Waren abzukaufen oder ihnen Geld zu geben. Damit mache man sich strafbar.
Wir laufen durch die Straße der Stoffhändler und werden von einem pensionierten „Hochschulprofessor“ angesprochen, der uns zum nahe gelegenen Tempel führen will.

Zunächst klärt er uns über eine auf einer Art Verkehrsinsel stehende Figur mit vier Gesichtern (Catur Muka) aus der Vielzahl der Hindu-Gottheiten auf . „Früher,“ betont er, „gab es hier täglich Autounfälle, seit die 10 Meter hohe Figur hier steht, ist nichts mehr passiert.“ Das sollte man auch bei uns an Unfallschwerpunkten einführen.
Für den Besuch im Tempel müssen wir uns Sarongs leihen. Alle Figuren und Schreine sind mit schwarz weiß karierten Tüchern umwickelt und dicht mit Opfergaben umlegt. In der nächsten Woche wird wieder ein Vollmondfest gefeiert, und die Vorbereitungen haben bereits begonnen. In einem Unterstand neben dem Tempel sind alle möglichen Gamelan-Instrumente aufgebaut. Nachdem wir den Tempel verlassen haben will unser aufdringlicher Führer uns unbedingt von seinem Cousin zu einer Veranstaltung fahren lassen, die natürlich ganz spektakulär und einzigartig ist. Wir schützen Müdigkeit vor und setzen uns in einem großen Park gegenüber auf eine Bank. Doch er gibt nicht auf und setzt sich neben uns. Wir müssen etwas energisch werden und ihm sagen, dass wir dort nicht hinwollen. Grummelnd verzieht er sich dann endlich nach einem Trinkgeld.
Auf der großen Rasenfläche ist allerhand los. Jungen spielen Fussball, Luftballonverkäufer wittern gute Geschäfte, Kleinkinder üben erste Schritte und Erwachsene sitzen plaudernd im Gras. Am anderen Ende ertönt plötzlich Musik. Neugierig laufen wir in die Richtung.

Auf einer Bühne tanzen kleine Mädchen in klassischen balinesischen Kostümen – die Gesichter auf alt geschminkt – zur traditionellen Musik. Wir staunen, wie die acht bis zwölf Jahre alten Mädchen sich bewegen, welche Mimik und Gesten sie bereits beherrschen. Eine Weile schauen wir ihnen zu, fotografieren und filmen kleine Szenen. Allerdings ist die Gamelan-Musik vom Band für unsere Ohren unerträglich laut und schrill, so dass wir es nicht bis zum Schluss aushalten.
Am nächsten Morgen holt uns ein Fahrer im Hotel ab. Durch den dichten Verkehr in Denpasar geht es an Ubud vorbei und dann nach Norden. Unzählige kleine Tempel säumen die Straßen. Viele haben diese an Frisuren erinnernden Dächer aus Zuckerpalmenfasern. Die meisten sind aus grauem Stein geschnitten. Wir sehen Reisfelder, erst flach dann in Terrassen angelegt und den Vulkan Agung, der im November mit einer gewaltigen Aschewolke auf sich aufmerksam machte und damit den Flugverkehr beeinträchtigte. Unser Ziel ist eine Villa an der Küste, die für die nächsten Tage unser Zuhause sein wird. Obwohl der tropische Garten direkt an den Strand anschließt, hat sie noch einen herrlichen Pool, den wir vier sofort ausprobieren müssen.
Fischer an unserem Strand
Am späten Nachmittag wollen wir etwas einkaufen und unser liebenswerter guter „Hausgeist“ Arif bestellt uns ein Auto – einen ehemaligen Kleinbus – in den man nur gebückt steigen kann. Der Inhalt von zwei vollen Einkaufswagen wird in unserem Fahrzeug verstaut und mit offener Tür und Fenstern geht es zurück zu unserer Villa. Nach vielen Monaten stehe ich zum ersten Mal wieder am Herd. Wie immer habe ich zuviel gekocht. Doch gerade, als Klaus beschließt, die Reste am nächsten Tag zu essen, schleichen drei ausgehungerte Gestalten durch den dunklen Garten. Erst als sie die Terrasse erreichen und ins Licht treten, erkennt Klaus in ihnen seinen Sohn, die Schwiegertochter und die schmerzlich vermisste Enkelin. Jetzt ist er vollkommen fertig mit den Nerven und springt komplett angezogen in den Pool. Wir sechs sind begeistert, dass die Überraschung perfekt gelungen ist. Und nun ist auch endlich das Geheimnis gegenüber Freunden und Bekannten gelüftet, warum wir uns so lange in Südostasien aufgehalten haben. Unsere Kinder wollten den 70sten Geburtstag ihres Vaters unbedingt mit uns feiern und Bali ist das ideale Ziel.
Wir feiern ausgelassen Geburtstag, machen einen Ausflug an die Nord-Westspitze, wo wir tauchen und schnorcheln.
Tags darauf kommt eine Masseurin zu uns ins Haus und knetet uns der Reihe nach durch. Ein Ausflug führt uns zu dem in unserer Nähe gelegenen schönsten Wasserfall der Insel. Als wir den Ausgangspunkt erreichen gibt es eine Zwangspause, weil ein Platzregen niedergeht. Wir müssen in einem kleinen Laden warten.
Dort haben wir das zweifelhafte Vergnügen, gefangene Luwaks im Käfig zu sehen. Diese Schleichkatzenart produziert den teuersten Kaffee der Welt. Die Luwaks fressen die reifen Kaffeekirschen und scheiden die unverdauten Kaffeebohnen wieder aus. Durch die Magensäure sind sie leicht fermentiert und sollen dadurch ihre Bitterstoffe verlieren. Leider sind inzwischen viele dieser possierlichen Tiere eingefangen und in Käfige gesteckt worden, wo sie mit Kaffeekirschen gemästet werden. Wir probieren den Luwak-Kaffee und finden: Es lohnt sich nicht. Uns schmeckt der Kaffee nicht besser als anderer, der nicht durch eine Katze gewandert ist. Und eine Rechtfertigung für die Gefangenschaft dieser Tiere gibt es schon gar nicht.
Als es nur noch tröpfelt, laufen wir los. Es geht ständig bergab, zum Schluss nur noch über Stufen. Es sind mindestens 100 Meter Höhenunterschied, die vom Ausgangspunkt bis zum Grund der Schlucht. Wir müssen durch einen strömenden Bach waten und halten uns alle an den Händen. Der Blick auf den Wasserfall begeistert uns. Ein Wassernebel durchnässt auch noch den letzten Rest unserer Kleidung, aber das ist allen egal, es ist so ein toller Anblick und jede Anstrengung wert. Wir schaffen den Rückweg gerade so, bevor es hier stockdunkel wird.
Am Ostersamstag ist ein besonderes Vollmondfest: Es ist der erste Frühlingsvollmond. Arif lädt uns ein dabei zu sein, aber zuvor müssen wir entsprechende Kleidung kaufen. Alle brauchen Sarongs und Schärpen. Morgens kommt Arif und hilft beim richtigen Drapieren der Sarongs. Für die Männer bringt er noch traditionelle Kopfbedeckungen mit. So ausstaffiert fährt er uns in die Stadt. Viele festlich gekleidete Menschen säumen bereits die Straße.
Selbst die Allerkleinsten sind zu unserem Entzücken entsprechend gekleidet. Wie so häufig auf Bali erschnuppern wir immer wieder den Geruch von Räucherstäbchen. Wir verstehen nicht so richtig, was hier passiert. Erst im Nachhinein erfahren wir, dass das Fest diesmal zu Ehren des Eisengottes gefeiert wird. Deshalb sind viele Autos geschmückt worden. Immer wieder kommen Gruppen vorbei, einige Männer tragen einen Schrein auf den Schultern. Erst laufen sie in die eine, dann in die andere Richtung. Später macht sich die Menschenmenge auf den Weg zum Strand. Ein riesiger Lindwurm schiebt sich durch die Reisfelder begleitet durch Gamelan Kapellen. Ab un zu kommen Mopedfahrer mit Kühlboxen vorbei und verkaufen Eis und Getränke. Nach rund 3 Kilometern erreichen wir das Ziel, den Tempel am Meer.
Hier sind etliche Verkaufsstände aufgebaut, eine Art Altar steht direkt am Strand, Opfergaben werden ins Meer getragen, kurz benetzt und dann auf dem Altar abgelegt. Man kann auch auf Bali lebende Vögel, Fische oder Grillen ind kleinen Käfigen bzw. Plastikbeuteln kaufen und zur Freude der Götter freilassen.
Im Tempel gibt es Segnungen durch Hindupriester. Sie träufeln duftendes Wasser mit einem kleinen Bambusbüschel auf die knieenden Gläubigen und kleben ihnen Reiskörner auf Stirn und Dekolleté. Die vielen glimmenden Räucherstäbchen erschweren das Atmen und die Mittagshitze im Tempelbereich, in dem sich kein Lüftchen regt, setzt uns zu. Plötzlich steht Arif neben uns und bietet an, uns am Strand entlang zu unserem Haus zu begleiten. Es geht durch schmale Gassen – an einem weiteren Tempel mit furchteinflößenden Steinfiguren vorbei – an den Strand. Ein Fischerboot liegt hier neben dem anderen, viele in leuchtenden Farben angestrichen. Das Laufen auf dem Vulkansand fällt schwer. Mit jedem Schritt sinkt man ein, der Sand bildet keinen festen Untergrund. Das letzte Stück werden wir -den Göttern sei Dank – in dem alten gelben Bus gefahren.
Und am nächsten Tag, dem Ostersonntag, müssen Tochter und Schwiegersohn schon wieder zurückfliegen. Morgens um 9 Uhr werden sie abgeholt. Den Rest der Woche lassen wir es ganz ruhig angehen, schließlich müssen wir Kraft tanken für die Weiterreise. Hier kann ich noch mal alles waschen, kleine Näharbeiten erledigen, die Koffer säubern und Prospekte und Landkarten aussortieren. Am letzten Tag lassen wir uns noch zum Fuß des Vulkans Agung fahren.

Keiner von uns verspürt auch nur die geringste Lust, den sechsstündigen Aufstieg zum Kraterrand in Angriff zu nehmen. Von unten sieht der Vulkan auch schön aus.
Am Freitag verlassen wir fünf dann endgültig die uns so lieb gewordene Villa. Arif hat wieder seinen Onkel Kadek mit der Fahrt beauftragt. Wir wollen noch einen Stopp in Ubud einlegen. Die Stadt mit den vielen Sehenswürdigkeiten bringt auch die negativen Seiten des Tourismus hervor. In der Innenstadt wechseln sich Souvenier- und Kleiderläden mit Restaurants ab. Das Straßenbild ähnelt dem von Chiang Mai in Thailand. Auch hier sieht man mehr Touristen als Einheimische. Ubud scheint das El Arenal der Australier zu sein. Wir sind froh, wieder im Auto zu sitzen.
Die Fahrt bis zum Flughafen in Denpasar zieht sich, häufig kommt der Verkehr zum Erliegen. Wir haben aber genügend Zeit eingeplant, damit wir rechtzeitig dort ankommen. Der Abschied von unseren restlichen Besuchern ist kurz und schmerzlich, wir versuchen alle, unsere Tränen zu unterdrücken und flüchten förmlich ins Auto.
Wir haben noch für drei Nächte ein Hotel in Flughafennähe gebucht; denn am 9. April verlassen wir Südostasien. Auf uns warten neue Abenteuer auf einem anderen Kontinent.

Es geht immer die Hauptstraße entlang in südlicher Richtung. Um diese Zeit ist der Verkehr auch hier unvorstellbar. Wenn es mal einen Fußgängerweg gibt, ist man auch dort nicht sicher, denn den nutzen die Mopedfahrer zum Überholen der sich immer wieder bildenden Schlangen. Wir kommen an den unterschiedlichsten Geschäften vorbei, von A wie Autos bis Z wie Zwiebeln ist alles vertreten. Sobald die dichte Bebauung vorüber ist, stehen kleine Stände am Straßenrand und setzen die Einkaufsmöglichkeiten fort. Hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Schuhe werden feilgeboten. Mietfahrräder sind auch im Angebot.
Wo wir nun schon mal hier sind, wollen wir auch weiter in die Stadt. Draußen stehen etliche Tuktuk, und die Fahrer wollen uns alle gern als Fahrgäste haben. Aber bei dem Preis von 1200 schrecken wir zurück, das ist für die halbe Strecke das Doppelte von dem, was wir am Morgen für eine Autofahrt gezahlt haben. So laufen wir einfach los. Hier gibt es Fußwege, aber es ist ratsam, genau zu schauen, wohin man tritt, mal fehlen Teile des Pflasters, mal stehen sie über. Nach einer Weile kommen wir an einen Platz, der in der Mitte ein großes Aquarium hat. In zwölf verschiedenen Becken kann man heimische oder Amazonasfische bewundern. Weiter geht es über eine Brücke. Jetzt fehlen auch wieder die Fußwege. Wir geben unser Vorhaben auf und bestellen über Pick me ein Tuktuk und lassen uns zurückfahren.
Vor uns liegt das berühmte Mount Lavinia Hotel, in dem man nachmittags einen typischen 5 o‘clock-Tea genießen kann und eine Übernachtung soviel kostet, wie unsere nächste Unterkunft für eine Woche. Ein Mann spricht uns vor dem Hotel an, er war mit einer deutschen Frau verheiratet und freut sich, seine Sprachkenntnisse anbringen zu können. Er hat ein Haus unterhalb des Hotels und bietet uns an, über sein Grundstück zu laufen. Danach nutzen wir die Bahngleise als Weg, das scheint hier normal zu sein.
Der viele Regen der letzten Tage hat das Meer aufgewühlt, und dadurch wurden große Mengen Unrat an den Strand geschwemmt. Viele fleißige Hände sind schon dabei, alles zusammen zu kehren. Immer wieder werden wir angesprochen von eifrigen jungen oder älteren Männern, die uns entweder dazu bringen wollen, in ein bestimmtes Lokal zu kommen oder ihr Haus zu besichtigen.
Anschließend überreicht er der Hausfrau die Tüte. Sie enthält Reis, Nudeln, Fischkonserven, Öl u.a. Drinnen werden uns die besten Stühle hingeschoben und ein Tuch vom gedeckten Tisch genommen. Darunter steht ein Berg dampfender, in Kokosmilch gekochter Reis, der mit Zucker und Bananen gegessen wird.
Wir nehmen jeder eine kleine Portion und sprechen mit den Bewohnern ein paar Worte, die von Mr. Irwan und seinem Mitarbeiter übersetzt werden. Bei dem Ehepaar steht ein 12jähriger Junge. Er ist ihr angenommener Sohn erfahren wir, die Eltern leben nicht mehr.
Anschließend pflanzt Klaus mit dem neuen Hausbesitzer eine Kokospalme, die wohl in drei Jahren Früchte tragen wird. Ich bin beschämt, weil mir nicht bewusst war, dass man unseren Besuch so wichtig nahm.
Weiter geht es zur nächsten Hauseinweihung, dieses Mal darf ich das Band durchschneiden, die Tür öffnen und die Lebensmittel übergeben. Ein junges Paar mit kleinem Sohn ist stolzer Besitzer. Der Junge verschläft trotz aller Bemühungen, ihn zu wecken, die gesamte Zeremonie. Heute wurden Haus Nr. 252 und 253 den neuen Eigentümern übergeben. Eine großartige Leistung, die Dank der Initiative eines engagierten Mannes und der Großzügigkeit vieler Menschen zustande kam.
Wir dürfen noch eine Vorschule besuchen, in der 4 bis 6jährige Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Alle sitzen brav an kleinen Tischen, haben Hefte vor sich und schreiben mit Bleistift etwas hinein. Klaus verteilt Kekse, und die Kleinen bleiben geduldig sitzen und warten bis sie an der Reihe sind. Das Experiment würde ich gern mal in einem deutschen Kindergarten wiederholen.
In den Schulen wird den Kindern mit Hilfe eines überdimensionalen Gebisses und einer entsprechend großen Zahnbürste die Mundhygiene erklärt und bei Handlungsbedarf werden die Kinder auch gleich zur Behandlung in die Sprechstunde bestellt. Auch Erwachsene sitzen im Warteraum. Die Zahnärztin arbeitet vormittags ehrenamtlich. Auch ihr Engagement muss man loben.
Die letzte Station unserer Besichtigungstour ist die Schule des Main-Kinzig-Kreises, die 2006 erbaut wurde. Hier können muslimische Mädchen als höchsten Abschluss das Abitur machen. Wir besichtigen das Gebäude allerdings nur von außen. Mr. Irsan hat heute noch einen wichtige Termin. Das Oberhaupt der Muslime kommt heute nach Beruwala, da muss er dabei sein. Er fährt uns zurück zu unserer Lodge, aber zuvor werden wir noch in der nächsten Woche zum Abendessen in sein Haus eingeladen.
Damit hoffen die Mitarbeiter ihre Überlebenschancen zu verbessern; denn von dem ca. 100 Eier großen Gelege überlebt in der Natur höchstens 10 %. Dann werden die niedlichen Babyschildkröten bei Nacht direkt ins Wasser gebracht und brauchen damit die Fressfeinde am Strand nicht zu fürchten. Vor denen im Meer kann sie allerdings keiner schützen.
Unser Guide holt eine Karettschildkröte aus einem Becken und gibt sie mir. Noch immer wird diese Art gefangen, um aus dem Panzer Kämme und Schmuck zu fertigen, die kein Mensch wirklich braucht. Ich halte sie, kraule sie am Hals und als ich sie wieder ins Becken setze, spritzt sie mich mit zwei Paddelschlägen richtig nass.
Während wir ihm noch zuhören, beobachte ich, wie plötzlich über uns ein Mann auf gespannten Seilen von Palme zu Palme läuft. Er schneidet sie oben an, um ihren Saft zu gewinnen, der vergoren zu Alkohol gebrannt wird.
Daraufhin holt eine der Mitarbeiterinnen ein pinkfarbenes Stück Stoff, und hier ist die echte Batik. Mit flüssigem Wachs wurden verschiedene Motive auf den Stoff gemalt, Schmetterlinge, Blumen, Ornamente und Sprenkel. Dieser Stoff wird anschließend noch dunkelblau oder schwarz gefärbt, nach dem Trocknen wird das Wachs ausgebügelt und die Motive erscheinen pink auf dunklem Grund. 


Als erstes zeigt er uns einen Eisvogel, der andere Farben hat als unsere in Deutschland.
Dann deutet er auf einen Baum, der als Schlafplatz für zig Flughunde dient. Einige fächeln sich mit einem Flügel Kühlung zu, andere hängen völlig starr.
Das nächste Objekt ist ein fetter Waran, der auf einer kleinen Müllkippe direkt am Fluss liegt. Wir sehen Leguane, verschiedene Vögel und wieder einen Waran. Laal ist unzufrieden, mindestens ein Krokodil soll es bei der Tour doch zu sehen geben. Und so steuert er das Boot in einen Seitenarm des Bentota-River und wir sind in einer anderen Welt.
Mangroven dicht an dicht, es wirkt so geheimnisvoll, dass man sich das gut als Kulisse für einen Fantasyfilm vorstellen kann. Hier sehen wir zwar kein Krokodil, aber dafür drei Affen.
Erst als wir Richtung Mündung fahren und hier wieder in einen Seitenarm abbiegen liegt hier eins der gesuchten Exemplare in der Sonne. Nun ist Laal zufrieden und fährt mit uns noch zu einem Kräutergarten.
Pflanzen, die zuhause die Wohnräume verschönern, wachsen hier einfach so. Unvermittelt wird es dunkel, und weil wir ohne Taschenlampe los gelaufen sind, müssen wir über die Hauptstraße zurück.
Auf dem Rückweg sehen wir einen Flughund, der gerade in einem Pandanussbaum landet. Er klettert durch die Zweige und frisst an den orangeroten Früchten. Inzwischen sind auch wieder mehr Menschen hier. Der Abend am Strand bietet Unterhaltung jeder Art.
Da wird Fußball oder Kricket gespielt, werden Drachen steigen gelassen, Familien sitzen zusammen auf Decken, Mütter lassen ihre Kleinen im Sand spielen, Kinder toben in den Wellen, und zwischendrin laufen immer wieder Hunde herum.
Ein Stück weiter steht eine Lagerhalle, in der Holzelefanten und andere Artikel auf zukünftige Käufer warten.
Hundert Meter weiter spielt sich ein Drama ab. Getrennt durch ein eisernes Tor hat ein Hund einen Leguan am Schwanz gepackt und versucht ihn durch das Gitter zu ziehen.
Das Reptil ist schon verletzt, macht sich aber steif. Ich will gar nicht sehen, wie das ausgeht.



In mehreren Blechkübeln stehen lediglich rote Flamingoblumen. Der Besitzer, ist nur mit einem Sarong bekleidet. Er gibt einem Mitarbeiter ein paar Anweisungen und sucht drei Flamingoblumen aus.
Der junge Mann hat inzwischen ein Bündel grüne Zweige auf den Tisch gelegt, bricht sie in der Mitte durch und macht eine Art Reisigbesen daraus. Dann verschwindet er damit hinter dem Vorhang. Nach ein paar Minuten ist der Besitzer wieder da, und in dem Gerüst stecken jetzt außer den drei ausgewählten Blumen noch etliche andere.
ie Zusammenstellung und Gestaltung ist bei uns seit Jahrzehnten aus der Mode, aber wir sind in einem anderen Land. Jetzt wird noch bedrucktes Cellophanpapier herumgeschlagen und das ganze mit rotem und gelbem Band dekoriert. Bestimmt wäre jeder selbst gepflückte Strauß aus der überreichen Natur schöner gewesen, aber egal.
Begonnen wird mit einer Pilzsuppe, dann gibt es Egghoppers (hauchdünne Crêpes, in Schalenform mit einem darin gebackenen Ei), Dhal (gelbes Linsencurry), Gemüsesalat, Kartoffeln in scharfer Soße, Nudeln mit Gemüse, Rindfleischcurry, Nudelauflauf, knusprig gebackene Hühnerschenkel, Fischcurry, Roti (Teigfladen), String-Hoppers (Nudelnester) und zum Nachtisch Karamell-Pudding und frisches Obst. Als Getränke Wassermelonen- oder Ananassaft und Wasser. Das war ein großartiger Einblick in die Küchenvielfalt Sri Lankas. Nachdem wir aufgestanden sind, setzen sich Frauen und Mädchen an den Tisch und essen das, was übrig geblieben ist.
Und hier sehen wir auch den ersten Elefanten in Sri Lanka, seine Vorderbeine sind mit Ketten gefesselt. Was für ein trauriger Anblick. Bloß nicht fotografieren; denn er steht nur hier, damit sein Besitzer kassieren kann.
Unter einem solchen Baum wurde Buddha erleuchtet und in dem Tempel werden in plastischen Schaubildern Stationen aus seinem Leben dargestellt. Ein Ableger dieses Baumes soll im 3. Jahrhundert v. Chr. per Schiff nach Sri Lanka gebracht worden sein. In Anuradhapura steht er noch heute und wird von Buddhisten verehrt. Die Pappelfeige in Beruwala soll wiederum ein Ableger dieses Bodhibaumes sein. Amith bricht zwei Blüten aus dem Strauß und wir legen sie auf einen der Altäre in diesem Tempel. Das wiederholt sich in anderen Tempeln noch ein paar Mal.
Unter der monumentalen Statue sind Räume zugänglich, wo es wieder plastische Darstellungen aus Buddhas Leben gibt.
Und hier in diesen Räumen, die man nicht mit Schuhen betreten darf, sehe ich die ersten Hundehaufen. Die Verursacher schlafen unbeeindruckt auf dem kühlen Fliesenboden. Hunde sind in Sri Lanka allgegenwärtig, laufen durch die Straßen, über die Strände, und legen sich in den offenen Restaurants auch mal unter die Tische. Nirgendwo sind wir auf die Hinterlassenschaften der Tiere gestoßen, und nun ausgerechnet hier.
Dieser 27jährige Mann hat mich beeindruckt. Er ist verheiratet und hat ein einjähriges Töchterchen. Zusammen mit seinen Eltern und seiner 10 Jahre alten Schwester lebt die kleine Familie in dem größeren Haus auf dem Grundstück. Seine ein Jahr ältere Schwesterwohnt mit Mann (ja genau, Laal) und den zwei Kinder nicht mehr im Elternhaus, ist aber jeden Tag da. Erst abends holt ihr Mann sie ab. Meistens tragen sie ihre bereits schlafenden Kinder dann zum Tuktuk. In der Familie herrscht großer Zusammenhalt, hier wird alles gemeinsam gemacht, gekocht, gewaschen, geputzt und jeder ist für die Kinder da.
Am nächsten Mittag verabschiedet er uns auf dem Bahnsteig, als wir auf den Zug nach Hikkaduwa warten. Alles Gute für Dich und die ganze liebenswerte Familie, Amith.
Zwischendurch steigen große Gruppen von Schulkindern ein. Kein Geschubse, kein Gerangel, sie gehen richtig nett miteinander um. Es wird viel gelacht, Mädchen und Jungen sitzen und stehen in Gruppen zusammen und haben sich offenbar eine Menge zu erzählen. Alle tragen adrette Schuluniformen, nur bei den Ranzen zeigt sich der persönliche Geschmack. Bei kleineren Mädchen überwiegt die Farbe pink, bei den größeren ist die ganze Farbpalette vertreten. Auch bei Marken scheint es keine Vorliebe zu geben, jeder trägt eine andere.
Der Strand ist hier sehr viel schmaler als in Bentota und immer wieder sind flache Felsen im Wasser. Manchmal haben wir nur ca. 5 m zwischen Bebauung und Meer. Als die Sonne gerade untergeht setzen wir uns in ein Strandlokal. Kurz bevor unser Essen kommt, müssen wir ins Innere flüchten, weil ein Wolkenbruch niedergeht. Aber so schnell er kam, so schnell ist er vorbei.
Innerhalb des Forts sind noch Gebäude aus der Zeit der Besetzung durch die Holländer vorhanden.
Die gewaltige Wallanlage ist ca. 3,5 km lang, aber um diese Strecke abzulaufen ist es heute einfach zu heiß. Dass es ein beliebtes Ausflugsziel ist, sieht man an den vielen Besuchern unterschiedlicher Nationalitäten und den vielen Liebespaaren, die sich unter aufgespannten Regenschirmen verstecken.
Von oben können wir sehen, dass das Kricket-Turnier vorbei ist und nun die Siegerehrung vorbereitet wird. Eine große Sache, bei der auch das staatliche Fernsehen anwesend ist.
Die katholische Kirche St. Mary‘s besuchen wir als nächstes. Obwohl Bischofssitz, ist sie doch sehr schlicht gehalten.
Als wir kommen, scheint gerade der Gottesdienst vorbei zu sein und viele junge Männer sind dabei, jede einzelne Sitzbank samt Lehne mit feuchten Tüchern abzuwischen. Galle ist voll, laut und trubelig und so nehmen wir schon am Nachmittag den Bus zurück.
Ein Geschiebe und Gedränge, Männer und Frauen wollen heute am Sonntag ihre Einkäufe machen.
Es gibt alle Arten von Obst und Gemüse, Gewürzen, Haushaltswaren, Kleidung, lebende Tiere, Trockenfisch, eben alles, was man so zum Leben braucht.
An den Ständen mit Obst und Gemüse sitzen die Händler auf dem Boden und klappern mit ihren altertümlichen Hängewaagen, indem sie Schrauben und Muttern in den Metallschalen schwenken, um die Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen.
Es ist eine Welt, die wir nicht kennen, aber niemand scheint sich zu wundern, dass wir als Europäer hier herumlaufen. Wir werden genauso zum kaufen gedrängt wie alle, die sich auf diesem Markt befinden.



Um sechs Uhr starten wir zu unserer Safari. Wir sind allein mit dem Fahrer Siri in einem umgebauten Jeep, in dem hinter der Fahrerkabine 6 erhöhte Sitze angebracht sind. Am Parkeingang steigt noch Tamil – ein Wildhüter – ein, und so fahren wir zu viert durch das Gelände. Bundala hat eine große Vielfalt an Wasser- und anderen Vögeln, und wir sehen am Morgen
Schwarzkopfibisse,


Dann kommen die Affen, zuerst sehen wir einzelne Ceylon-Hutaffen, dann immer größere Gruppen.
Einige 100 m weiter sind es Hanuman-Languren, an denen alles lang und dünn ist. Die Tiere schwingen sich von Baum zu Baum, rennen quer über den Weg, überhaupt sind sie zu dieser frühen Stunde putzmunter.
Und dann kommt er, unser erster Elefant. Ca. 50 m vom Auto entfernt überquert er den Weg. Der Fahrer gibt Gas, aber als er an der Stelle ankommt, wo der Elefant wieder im Dschungel verschwunden ist, sieht man nichts mehr von ihm und im Gebüsch scheint keine Lücke zu sein. Doch Siri ahnt schon, wohin der Elefant will, und so sehen wir ihn nochmal, als er aus dem undurchdringlich scheinenden Buschwald heraustritt. Eine Weile später haben wir das Glück, noch zwei andere dieser großen Tiere zu sehen. Zuerst laufen auch sie davon, aber Siri stellt den Motor aus, und nach einer Weile kommen die Tiere zurück auf die Lichtung und beginnen zu fressen. Was für ein herrlicher Anblick.

Kaum sind wir 100 m weit gekommen, gesellen sich zwei Hunde zu uns und begleiten uns.
Hier in der Nähe der Häuser sind etliche Fußspuren von Elefanten zu sehen. Ein Wildhüter – der auf dem Weg nach Hause ist – hält extra an um uns zu warnen, damit wir die Straße nicht verlassen. Nach einer Weile biegt ein Weg rechts ab, dem wir folgen. Da liegen ein paar schmale Boote an einem engen Wasserkanal. Währen wir noch dort stehen und uns umschauen kommt eins dieser Boote zurück.
Wir denken, dass der Mann fischen war, aber er hat Lotosblumen gepflückt.
Einer der Affen ist der Wächter, er sitzt auf der höchsten Stelle und macht seine Artgenossen durch Schreie auf die Gefahr aufmerksam. Alles was in die Höhe wächst, wird von den Affen als Zuflucht genutzt, Büsche, Pfähle, Strommasten. Das war großartig, und als wir dann auch noch die Sonnenbrille wiederfinden, sind wir vollkommen zufrieden. Der Ausflug an den See kann dieses Erlebnis nicht mehr toppen, obwohl wir auch hier viele Wasservögel und eine größere Gruppe Affen sehen.

Die Höhenlage macht sich sowohl in Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit bemerkbar, richtig angenehm. Uns ist schnell klar, dass all die Ziele der jungen Backpacker wie Little Adams Peak, und Wasserfall nicht unsere sind, aber eine Wanderung zur Neun-Bogen-Eisenbahnbrücke sollte morgen schon drin sein. Abends essen wir in einem Restaurant, in dem gerade ein Kochkurs stattfindet. Offenbar sieht man uns unser Interesse an, und so schreiben wir uns kurz entschlossen für den nächsten Abend auf die Teilnehmerliste. Hier in dieser Unterkunft haben wir schnelles Wifi, aber dafür fällt der Strom häufig aus. Ich weiß nicht, ob mir diese Variante oder das Gegenteil besser gefällt, für meinen Blog und die Kontaktpflege ist beides lästig. Und in dieser Nacht frösteln wir erstmals wieder, obwohl wir kuschelige Vliesdecken mit niedlichen Mustern bekommen haben.
Und dann geht es auch wieder bergab, und zwar ganz schön steil. Zwei Engländer kommen mir entgegen und meinen, das hier sei der leichte Part. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und drehe auf der Stelle um, langsam wieder bergauf. 
Sie haben es sich einfach gemacht, und sind den Hinweg vom Bahnhof aus auf den Schienen gelaufen. Ist zwar verboten, aber das kümmert niemanden, das macht hier jeder. Am höchsten Punkt setze ich mich auf einen Stein und warte auf Klaus, der wirklich unten an der Brücke war. 


Dafür gibt es ein Gerät, das wie eine Zitronenpresse aussieht, aber Zacken hat. Die halbierte Kokosnuss wird mit links darauf gedrückt und mit der anderen Hand fleißig die Kurbel gedreht, bis nur noch die harte Schale übrig ist. Die Küche Sri Lankas ist unglaublich scharf, aber wir kochen in abgemilderter Form. Beim Dhal wird ein halber Teelöffel Chili zugegeben, unsere Vorköchin nimmt privat 3 bis 4 gehäufte Teelöffel. Die Truppe ist etwas öde, als ob die Teilnehmer nicht zum Spaß hier sind, sondern vor einer schwierigen Prüfung stehen. Erst beim Essen lockert sich die Stimmung; ob es am Bier liegt?
Auf jeden Fall schmeckt uns was wir gekocht haben, und wir haben wirklich etwas gelernt.