Dass die Kambodschaner so fröhlich und freundlich sind, nach all dem Grauen, dass sie noch bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erleben mussten, ist schon erstaunlich. Man trifft natürlich meist die jüngere Generation an, die das nicht mehr oder nur als Kind erlebt hat.
Viele schöne Ressorts sind sowohl an der Küste als auch im Landesinneren gebaut worden und die Menschen sind es Wert, dass man sie besucht und ihnen damit zu etwas Wohlstand verhilft.
In vielen Hotels und Anlagen werden Fahrräder kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Zustand ist nicht der beste, aber das ist in Südostasien ein generelles Problem. Wartung und Reparatur sind Fremdworte.
Die Hauptstraßen sind in ordentlichem Zustand, dadurch ist das Reisen recht bequem.
Das Busnetz ist gut ausgebaut, man kommt ohne Schwierigkeiten überall hin. In den Orten selbst stehen Tuktuks zur Verfügung.
Reisanbau und Kautschukplantagen sind die wichtigsten Wirtschaftszweige in diesem Land. Nach und nach besinnt man sich beim Reisanbau wieder auf alte Methoden ohne Kunstdünger-Einsatz und erzielt damit Spitzenqualität.
Obwohl unter den Roten Khmer die Religion verboten war, bekennen sich heute wieder über 90% zum Buddhismus.
Glaube und Aberglaube existieren hier quasi gleichberechtigt nebeneinander. Schon den Kindern wird durch Erzählungen von Geistern Angst eingeflößt, und die lässt sie nie wieder los.
Die Häuser werden in ländlichen Gebieten immer auf Stelzen gebaut. Dass damit eine gewisse Sicherheit bei Überschwemmungen in der Regenzeit gegeben ist, ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass man glaubt, dicht unter der Erde leben die Geister. Sie können dann nicht so schnell in die Häuser kommen.
Die Tuktuks sehen in jedem Land anders aus, hier wird eine Art Kutsche von einem Moped gezogen. Und weil dabei der Motor leicht überhitzt, haben sich die Menschen eine pragmatische Lösung einfallen lassen. Ein Wasserkanister an einer Seite lässt permanent einen leichten Wasserstrahl über den Motor rinnen, um ihn zusätzlich zu kühlen.
Siem Reap ist durch das nahe gelegene Angkor eine wohlhabende Stadt geworden. Es wird berichtet, dass eine private Organisation für die Ticketverkäufe zuständig ist. Der Staat hat lediglich Einnahmen in Höhe von einer Million US$ pro Jahr..
In ländlichen Gegenden laufen die Kinder bis zum Alter von 3 Jahren nackt herum.
Schulunterricht läuft noch nach alten Mustern. Auswendiglernen ist die Devise, Mitdenken nicht erwünscht. Uns wurde berichtet das man den Kindern oft erzählt, dass sie ihrem Land am besten dienen, wenn sie Reisbauern werden.
Die Mädchen tragen sehr konservative Schuluniformen. Bis ca. 10 Jahre tragen sie zur weißen Bluse einen dunkelblauen Faltenrock der die Knie bedeckt. Die älteren Mädchen tragen den traditionellen Wickelrock, der bis zur halben Wade reicht in derselben Farbe.
Beim Mopedfahren gibt es eine neue Variante; die kleinen Kinder stehen entweder vor oder hinter dem Fahrer auf dem Sitz und werden von ihm oder dem Beifahrer mit einer Hand festgehalten.
Auf den öffentlichen Toiletten hängen häufig Schilder (ähnlich dem abgebildeten), die verschiedene Dinge verbieten: Mit den Schuhen auf der Toilettenbrille hocken, sich in der Toilette die Füße waschen oder unter der Reinigungsdüse die Haare oder Schuhe waschen.
Es gab keine Toilettenbrille, die nicht abgeschabt gewesen wäre, was die anderen Punkte betrifft, sind die nicht so ohne weiteres zu überprüfen.
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Und auch hier das leidige Problem mit dem vielen Plastik. Gemäß einer Statistik verbrauchen die Kambodschaner 10.000 Tüten pro Kopf und Jahr. Es reicht z.B. nicht, Getränke im Plastikbecher mit Deckel zu verkaufen, das Ganze muss noch extra in eine Plastiktragehülle gepackt werden.
Manche Menschen versuchen, das Abfallproblem es auf ihre eigene Art zu lösen, indem sie alles auf einen Haufen werfen und anzünden (inklusive Dosen und Plastik). Früher, als Bananenblätter das einzige Verpackungsmaterial waren, hat das gefahrlos funktioniert.
Da wartet noch eine große Aufgabe auf die Regierung, erstens für eine funktionierende Müllabfuhr zu sorgen und zweitens die Menschen entsprechend aufzuklären.
Man sieht viele behinderte Menschen. In Angkor sahen wir zwei Bands, die nur aus Menschen bestanden, die blind waren oder denen Gliedmaßen fehlten. Aber sie spielten ihre Instrumente mit vollem Elan. Einem Mann, dem beide Hände fehlten, hatte man die Trommelstöcke mit Bändern an den Armstümpfen festgebunden.
Viele Landminen sind noch nicht aufgespürt und entschärft worden, von manchen Gebieten wird deshalb von einem Besuch abgeraten. So sind die Gräuel des Krieges mit dessen Ende noch nicht ausgestanden.
Würden wir wieder hinfahren? Auf jeden Fall. Chum riap lia Kambodscha
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Und weiter geht es zum nächsten Ziel. Um sieben Uhr werden wir bereits abgeholt, trotzdem macht man uns schon eine halbe Stunde vor der offiziellen Zeit Frühstück. Wäre das in Deutschland auch so selbstverständlich?
Die Fahrt dauert 8 Stunden und bringt uns durch Reisanbauflächen, Lotusteiche und Kautschukplantagen in drei Stunden zur Grenze. Kurz nach der Abfahrt verteilt der Beifahrer Croissants und Wasser (im Fahrpreis enthalten). Auch Formulare zum Grenzübertritt hat er dabei. Fürsorglich erkundigt er sich, ob alle ihre Pässe dabei haben.
Für den Übergang gibt es eine kurze Information: Raus aus dem Bus, zur Ausreisestelle, ein paar hundert Meter laufen und sich vor den Einreiseschaltern in Thailand anstellen. Danach 100 Meter laufen und nach links auf den Parkplatz, wo der Bus mit allem Gepäck wartet. Und genauso läuft es auch ab. Auf der kambodschanischen Seite ist kurz vor der Grenze quirliges Marktleben. Soweit wie es zulässig ist, haben Menschen ihre Verkaufsstände aufgestellt. Letzte Möglichkeit, nochmal gegrillte Heuschrecken, Grillen, Mehlwürmer oder Schnecken zu kaufen. Man läuft durch ein Spalier von Kriegsversehrten, die ihre verstümmelten Gliedmaßen präsentieren, um noch ein paar Riel zu bekommen. Lebhafter Handel findet statt, man sieht Menschen die hoch beladene Karren in beide Richtungen ziehen.
Wer durch die Passkontrolle gekommen ist und sich wieder am Bus einfindet bekommt jetzt sein Mittagessen – Gemüsereis und Gurkenscheiben. Nachdem alle wieder eingetroffen sind geht es weiter. Je näher wir der Hauptstadt kommen, umso mehr wandelt sich die Aussicht. Keine Reisfelder mehr, sondern Industriefirmen sind links und rechts der Straße zu sehen. Verbunden damit ist größerer Wohlstand; schöne Häuser, gepflegte Vorgärten und nur ab und zu dazwischen auch noch mal eine Wellblechhütte.
Nach drei Stunden kommen die Hochhäuser Bangkoks in Sicht. Die Stadt, in der 12 bis 15 Millionen Menschen leben – genau weiß das niemand, weil es kein Meldesystem gibt – hat eine Ausdehnung von 1.500 Quadratkilometern. Die Straßen sind teilweise achtspurig, und es gibt mehr Autos als Mopeds. Der Bus hält vor einem Tempel irgendwo mitten in der Stadt. Von hier sind es noch 5 Kilometer bis zu unserem Hotel.
Es liegt östlich des Menam (Fluss) Chao Praya, der ursprünglichen Lebensader von Bangkok , an einer sechsspurigen Straße. Am ersten Abend wollen wir nur die nähere Umgebung erkunden. In geringen Abständen gibt es Fußgängerbrücken, über die man auf die andere Seite gelangt. Auf einem Kreisel, dem Wongyainyai Platz, der sicher 200 Meter im Durchmesser hat, befindet sich ein Reiterstandbild und drum herum eine gepflegte Grünanlage, die man durch eine Unterführung erreicht. Hier treffen sich abends viele Menschen um Sport zu treiben (sie joggen rundherum, spielen Federball oder machen Gymnastik). Andere beten und singen gemeinsam vor einer Buddhastatue, unbeeindruckt vom rundherum tosenden Verkehr.
Der Aufgang zur nahen S-Bahn Station ist nur 50 Meter vom Hotel entfernt. Allerdings ist man dann noch lange nicht an der Station. Ein auf massiven Säulen errichteter Fußgängerweg verläuft mehrere 100 Meter zwischen zwei Schnellstraßen. Hier kann man ungefährdet vom Straßenverkehr zum Ziel gelangen und Wachmänner sorgen dafür, dass auch keine Gefährdung anderer Art stattfindet.
Am Fahrkartenautomaten tippt man auf dem Streckenplan des Touchscreen die Station an zu der man fahren möchte, gibt die Anzahl der Personenein und zahlt per Bargeld oder Kreditkarte den errechneten Betrag. Schon hat man seine Fahrkarte.
Der Zugang zu den Zügen ist versperrt. Nur wer eine Fahrkarte hat, kommt durch die Sperre. Die Züge sind von außen – einschließlich der Fenster – komplett mit mehr oder weniger bunten Motiven gestaltet. Da verlässt jeden Sprayer seine künstlerische Inspiration und er lässt die Sprühdosen stecken.
Wir fahren bis zu den Einkaufzentren in der Stadtmitte. Heute am Sonntag sind auch viele Einheimische unterwegs, die den freien Tag nutzen, um gemächlich durch die teilweise luxuriösen Mals zu schlendern, in deren Restaurants einzukehren und der Hitze des Tages in die angenehm temperierten Räumlichkeiten zu entfliehen. Auch wir nutzen nach Möglichkeit die Wege durch die großen Mals, anstatt draußen auf den Fußwegen zu laufen.
Bei unseren beiden Handys sind die Schutzgläser gebrochen und wir gehen in ein Technikkaufhaus, um Ersatz zu besorgen. Ohrenbetäubender Lärm schallt uns entgegen. Vor einer riesigen Leinwand – auf der sich Kampfszenen mit Fantasiemonstern abspielen – sitzen an die 100 Erwachsene und steuern per Handy das Geschehen.
Draußen wird es langsam dunkel und wir laufen wieder über einen speziellen Fußgängerweg in 5 Metern Höhe Richtung Zentrum. Musik schallt, fantasievoll gekleidete Menschen laufen herum und dann sehen wir auch, was der Grund ist. Die thailändisch-japanische Expo hat vor einem der großen Einkaufszentren ihre Stände aufgebaut. Im ersten Teil werden Verbrauchsgüter angeboten, im zweiten sind die Stände voll mit japanischen kulinarischen Spezialitäten. Und weil die Veranstaltung an diesem Sonntag Abend endet, versuchen alle die Lebensmittel zu herabgesetzten Preisen zu verkaufen. Natürlich können wir in diesem Schlemmerparadies nicht wiederstehen und kaufen unser Abendessen ein.
Montag ist für uns Besichtigungstag, und wir fahren zwei Stationen mit der S-Bahn und warten dann auf das Publik-Boot, um bis zum Königspalast zu fahren. Dieselbe Idee haben unzählige andere Besucher, und so müssen wir fast eine Stunde warten und finden erst auf dem zweiten Boot Platz. Die Fahrt auf dem Chao Phraya Fluss ist schon wie eine Stadtbesichtigung. Vorbei an vielen Hochhäusern, dem Gebäude mit großer Terrasse des legendären Oriental-Hotel, dem Flower-Market und einigen Tempeln erreichen wir das Gelände des Königspalastes. Die Menschen schieben sich Richtung Eingang und wir beschließen, erstmal etwas zu essen. Gestärkt machen wir uns nun auf den Weg zum Eingang. Die Enscheidung war richtig, inzwischen ist es Mittagszeit und jetzt stehen deutlich weniger Menschen in der Schlange.
Viel Pracht und Prunk haben wir inzwischen schon gesehen, aber hier ist alles noch kunstvoller, glänzender, glitzender und imposanter. Das von einer hohen Mauer umschlossene Gelände beherrbergt über 100 Gebäude und man weiß erstmal gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Außer dem Palast befindet sich hier auch der Tempel des Smaragdbuddhas (die Kopie hatten wir schon in Chiang Rai besichtigt). Die Statue sitzt im Lotussitz auf einem prächtigen Sockel und ist mit ihrem Wintergewand bekleidet.
Thronhallen sind zu besichtigen und in der Mittagshitze besuchen wir das (klimatisierte) Museum, in dem viele Kostbarkeiten ausgestellt sind.
Wieder draußen sehen wir die Wachablösung und betrachten danach die prächtigen Wandgemälde.
Außen am Palast entlang laufen wir zum Wat Pho, dem Tempel des liegenden Buddha, der mit 15 Metern Höhe und 46 Metern Länge eine Dimension hat, die wir nicht gewohnt sind. Es herrscht gewaltiger Andrang, und nachdem wir unsere Schuhe irgendwo außerhalb deponiert haben, schieben wir uns mit der Besucherschar durch den Tempel.
Erst an der Vorderseite vorbei, entlang der Füße und auf der anderen Seite des Tempel geht es an der Rückseite wieder bis zum Kopf. Hier kann man wieder die Selfie-Manie in Hochform erleben. Mehr als ein Stück Gold kann man sicherlich auf den Selfies nicht sehen, dazu ist die Statue zu gewaltig. Rechts an der Wand stehen dicht an dicht Bronzebehälter, und viele Besucher laufen mit einer Handvoll Münzgeld hier vorbei und lassen in jeden der Behälter eine Münze fallen. Es erzeugt ein gleichförmiges Geklapper.
Für heute haben wir genug besichtigt und gehen langsam zurück zum Fluss. Zusammen mit vielen anderen Touristen geht es per Boot wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt von heute morgen und dann für eine Verschnaufpause ins Hotel. Abends versuchen wir mit dem Bus nach Chinatown zu kommen. Im Hotel hat man uns den Namen der Station auf Thai aufgeschrieben. Die öffentlichen Busse überraschen uns. Sie sehen aus, als wären sie nach 60 Jahren Einsatz in Sri Lanka nach Thailand verkauft (oder verschenkt) worden. Sie haben kaputte Holzböden, große Teile an den Seiten sind ausgebessert und sie klappern so laut, dass man jeden Moment mit dem vollständigen Auseinanderbrechen rechnet. “Oh, dass ist ja der falsche Bus,“ stellen Schaffnerin und Passagiere der Linie 82 fest, nachdem mehere Personen den Zettel von allen Seite zu lesen versuchen und bedeuten uns, an der nächsten Station in die 7 zu wechseln. Bezahlen müssen wir nichts. Wir steigen also in die 7 und hier rätselt und beratschlagt man wieder. Wir zahlen 16 Baht (40 Cent) für uns beide und werden dann an irgendeiner Haltestelle herausgelassen. Hier ist alles geschlossen, Rollgitter vor den Läden, keine Restaurants, wir laufen auf die heller erleuchtete Straße zu, aber wieder dasselbe Bild. Dieser Stadtteil hat sich bereits zur Ruhe begeben. Wir versuchen uns an einem Kreisel zu orientieren und sehen verblüfft einen Bus der Linie 82 vorbeifahren. Ein Tuktuk ist die Rettung, wir lassen uns nach mereren erfolglosen Versuchen uns mit dem Fahrer zu verständigen ins Zentrum fahren. Ein Bummel über den Markt, ein Abendessen in der Garküche, gekrönt von dem köstlichsten Kokoseis das wir je gekostet haben, und dann per S-Bahn zurück zum Hotel.
Heute müssen wir uns als Erstes um Bahnkarten für die Weiterfahrt am nächsten Abend kümmern. In der Nähe des Hotels ist ein kleiner Bahnhof mit einem Gleis; dorthin laufen wir. Im Büro warten schon einige Menschen und vor dem einzigen Schalter sitzt ein Mann. Zwar können wir nicht verstehen um was es geht, aber auf jeden Fall muss es sich um einen verzwickten Fall handeln, vielleicht eine Fahrt in ein Dorf in der inneren Mandschurei? Der Beamte in sandfarbener Uniform hinter dem Schalter hat schwer zu kämpfen, holt Rat bei Kollegen, wälzt Listen und befragt den Computer. Als er nach einer halben Stunde noch nicht fertig ist, kommt der Chef des Büros in schwarzer Uniform mit drei Sternen auf den Schulterklappen, um uns nach unseren Wünschen zu fragen. Wir deuten auf die anderen Wartenden, die vor uns da waren, aber sowohl sie als auch der Chef winken ab. Wir wollen zwei Karten für den Nachtzug nach Surat Thani am nächsten Abend mit Betten auf der unteren Ebene. Wir zeigen unseren Pass vor und ruckzuck sind die Karten ausgestellt. Im Internet stand ein Preis von 30 € pro Person, wir zahlen 19,50 €. Später lesen wir, dass es keine Einheitspreise gibt. Wie ein Betrag zustande kommt – großes Fragezeichen.
Nachdem wir unsere Karten haben, laufen wir noch ein Stück auf dem Bahnsteig entlang. Er ist dicht an dicht mit Garküchen und kleinen Läden zugestellt. Ich könnte mir vorstellen, das sich so ein Angebot auch bei uns bewähren würde. Die Reisenden würden nicht mit Unmut auf Verspätungen reagieren, sondern bedauern, dass der Zug schon wieder pünktlich abfährt und man nicht in Ruhe zuende essen oder einkaufen kann.
Anschließend laufen wir über den gegenüber liegenden Markt und lassen uns anschließend mit dem Tuktuk zum Wat Arun – dem Tempel der Morgenröte – bringen. Der ist wieder ganz anders gestaltet.
Die einzelnen Gebäude haben einen schneeweißen Untergrund, auf dem Porzellanelemente angebracht sind, in Form von Blumen, Girlanden, Blättern und mehr. Wenn man sich vorstellt, dass jedes dieser Schmuckelemente einzeln von Hand gefertigt und auf Tempel oder Chedi angebracht wurde, kann man sich vor dieser Kunst nur voller Hochachtung verneigen. Die Morgensonne bringt alles in wunderbarem Licht zur Geltung.
Wir setzen mit der Fähre über auf die andere Seite des Chao Phraya und laufen durch den Blumengroßmarkt. Tagetes (Studentenblumen) sind die am meisten verwendeten Blumen zur Verehrung Buddhas. Die Blütenköpfe in leuchtendem Gelb oder Gelborange liegen hier zu Millionen herum, entweder lose in Plastikbeutel verpackt, bereits zu Ketten aufgefädelt oder zusammen mit gelackten Bananenblättern zu kunstvollen Gestecken verarbeitet. Bergeweise liegen Orchideen in allen Farben auf den Tischen. Rispen mit kleinen weißen Knospen (den Namen kenne ich nicht) werden verarbeitet. Die Frauen sitzen an den Verkaufstischen und spießen die Knospen ohne hinzusehen auf Blumendraht, der dann zu Kränzchen gebogen wird. Draußen warten Lieferwagen mit Nachschub. Unser Besuch ist nur eine Momentaufnahme von vielleicht einer halben Stunde, welch unvorstellbare Mengen an Blumen werden hier wohl im Laufe eines Jahres verkauft und woher kommen die alle?
Anschließend schlendern wir noch durch ein Viertel mit Elektronikläden. Unglaublich, was es da massenweise so alles gibt: Lautsprecher, LED’s-Beleuchtung, Leiterplatten, Computerteile, Bauelemente und, und, und.
Am Abreisetag lassen wir uns mit einem Taxi zum Hauptbahnhof fahren. In der Gepäckaufbewahrungsstelle können wir die Koffer und unsere mit Schlössern versehenen Rucksäcke gegen Gebühr unterstellen. Vom Bahnhof aus fahren wir mit der Metro zwei Stationen weit bis zum Lumpini-Park.
Er hat breite, asphaltierte Wege, viele Grünflächen und mehrere Teiche, die sich in fester Kralle von mehreren hundert Bindenvaranen befinden. Ein paar Stunden laufen wir hier herum, beobachten die Tiere, gehen noch etwas essen, dann wird es langsam Zeit, sich auf den Weg zum Bahnhof zu machen. Um 18.30 Uhr soll der Zug abfahren. Vorher müssen wir noch in die dortige Apotheke; denn bei unseren Besichtigungstouren habe ich mir zwischen all den Menschen eine dicke Erkältung eingefangen.
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Chinesisches Neujahr auf Penang (Malaysia)
Auf Gleis 10 – wo unser Zug abfahren soll – müssen erst noch zwei verspätete Züge abgefertigt werden. Eine Stunde später als geplant laufen wir zum Bahnsteig. Er liegt voller dicker weißer Pakete, die alle eingeladen werden. Es wird 20.15 Uhr, bis wir abfahren können. Der Schlafwagen hat auf jeder Seite mehrere Nischen, in denen sich zwei gegenüber liegende bequeme breite Sitze und darüber ein Bett befinden. Nach einer Weile kommt der Schaffner und fragt, ob er die Betten machen darf. Erst die oberen, dann schiebt er die Sitzflächen der beiden Sessel zusammen, drückt die Rückenlehnen herunter und auf diese Weise entsteht eine ausreichende Liegefläche. Darauf kommt eine Matratze, die er mit einem weißen Laken überzieht, das Kissen bekommt ebenfalls einen frischen weißen Bezug, er legt eine in Plastik verschweißte weiße Decke darauf (die dicken weißen Pakete waren also Bettwäsche nur für eine Nacht). Zum Schluss hängt einen grünen Vorhang vor die Bettnische. Das erinnert ein bisschen an „Manche mögen’s heiß.“ Es gibt eine kurze Verstimmung, ein französisches Paar will nicht glauben, dass wir die unteren Betten links und rechts gebucht haben, obwohl es auf unseren Fahrkarten steht. Der hinzugerufene Schaffner bestätigt die Richtigkeit, und sie klettern grummelnd ein Stockwerk höher.
Die Liegefläche ist bequem, das Bettzeug duftet angenehm frisch, aber an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Mag sein, dass meine Erkältung Schuld ist, aber der Zug holpert und rumpelt über die Gleise, dass man in seinem Bett hin- und hergeworfen wird. Als der Morgen dämmert, setze ich mich auf und schaue aus dem Fenster. Der Zug fährt durch einsame grüne Landschaft, Palmen, Zuckerrohr, bizarre Berge – einfach schön.
Kurz vor 9 Uhr erreichen wir Surat Thani. Gut, dass wir den Anschlussbus noch nicht gebucht haben, der ist schon seit einer halben Stunde weg. Der nächste soll zwei Stunden später gehen. Jetzt frühstücken wir erst einmal und lassen uns dann per Minibus zum Khao Sok Nationalpark fahren, wo wir für fünf Nächte einen Bungalow in der Nähe des Eingangs gebucht haben.
Die Anlage ist riesengroß, 16 verschieden große Holzbungalows sind großzügig darauf verteilt. Wir brauchen beide Schlaf und fallen ins Bett. Ich verbringe diesen und den nächsten Tag angeschlagen im Bett. Dann fühle ich mich wieder so, dass wir einen Spaziergang machen können.
Am nächsten Tag wollen wir im Nationalpark wandern. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Kleinstwerkstatt vorbei, in der Kautschukmilch verarbeitet wird. Wir schauen eine Weile zu, was mit der wie Sahne aussehenden Milch (sie soll auch so schmecken) passiert. Einer der Arbeiter schöpft mehrere Eimer aus einem großen in einen kleinen Bottich und fügt eine abgemessene Menge (Ameisensäure, wie wir später nachlesen) hinzu, verrührt das Ganze und gießt es randvoll in rechteckige Formen von ca. 35 x 25 cm Größe. Die werden jeweils längs und quer übereinander gestapelt. Wie lange es dann dauert, bis die Mischung fest wird, konnten wir nicht feststellen. Es muss jedoch innerhalb eines Arbeitstages passieren. Ein anderer Arbeiter nimmt von einem anderen Stapel eine Form und stürzt sie auf den Fliesenboden. Sieht lecker aus, wie eine Riesenportion Panna Cotta. Er schlägt mit einem Rohr, so lange auf die wabbelige Masse ein, bis eine Platte von zweieinhalbfacher Größe der Form entstanden ist. Die Platten werden zusammen mit einer durchlässigen Folie übereinander geschichtet bis genügend Wasser abgelaufen ist, anschließend durch eine Mangel gedreht und auf Leinen zum Trocknen aufgehängt. Fertig ist der getrocknete Rohkautschuk; es gibt ihn auch geräuchert.
Der Eintritt in den Park kostet 7,50 € pro Person. Das Geld wird gut verwendet. Es sind eine Reihe von Gebäuden entstanden: Ein Restaurant, ein Informationszentrum, eine Jugendherberge mit Campingplatz und die Wege sind durchweg gut beschildert. Nur die Geländekarte könnte etwas besser gestaltet sein. Einen Teil der Strecke soll man nur mit Führer gehen. Wir laufen jedoch ohne, noch weiß ich nicht, wie weit ich komme. Der Weg führt durch dichten Urwald. Der Hauptweg ist breit und gut zu begehen, die Abzweigungen zu den einzelnen Besichtigungspunkten führen jedoch über Stock und Stein. Am ersten Punkt – der als Badeplatz bezeichnet wird – hat sich eine vierköpfige Affenfamilie niedergelassen. Die Eltern laufen Richtung Wald, als wir uns nähern. Die beiden Jungen sind so in ihr Kletter- und Verfolgungsspiel vertieft, dass sie das gar nicht bemerken. Die beiden sind so drollig, dass ich mit der Kamera näher und näher herangehe. Plötzlich hält der größere der Beiden im Spiel inne und schaut mich irgendwie merkwürdig an. Und dann sehe ich, dass zwanzig Zentimeter vor mir Papa Makakke fauchend und mit gefletschten Zähnen auf dem Boden sitzt. Ganz langsam bewege ich mich rückwärts, bis ein paar Meter zwischen mir und dem wütenden Affen liegen. Der Schreck ist mir ganz schön in die Glieder gefahren.
Wir laufen weiter bis zum Punkt 3. Ab hier soll man nur mit Führer gehen, aber wir wollen sehen wie weit wir es zu zweit schaffen und steuern den vierten Punkt an, an dem es eine Badestelle gibt. Der Weg wird jetzt sehr viel unebener als bisher, er führt über Felsbrocken, Baumwurzeln und kleine Abhänge. Die Belohnung ist eine idylische Stelle am Fluss. Hier kann man baden und wir wollen nur noch schnell ins Wasser. Das Ufer ist ein wenig schlammig, aber das Wasser hat eine wunder bare Temperatur und fühlt sich ganz weich an. Nach uns kommen noch zwei junge Männer. Der eine starrt ins Wasser, und ruft: „Oh nein, alles voll!“ Dann kommt er zu der Stelle wo wir ins Wasser gegangen sind und starrt wieder. „Was suchen Sie?“ frage ich. „Blutegel,“ meint er und deutet ins Wasser. Da kann ich ihn beruhigen, die Blutegel sind harmlose Kaulquappen, und dann traut er sich auch ins Wasser. Bei so einem empfindsamen Gemüt behalten wir die Entdeckung von zwei Wasserschlangen dann doch lieber für uns, sonst müssen wir ihn noch wiederbeleben. Später kommt noch ein Ehepaar mit Tochter. Als sie sehen, dass wir uns im Wasser tummeln, trauen sie sich auch hinein.
Auf dem Rückweg haben wir Glück und entdecken zwei Gibbons. Die in diesem Park heimische Raflesia (größte Blüte im Pflanzenreich) sehen wir zwar nicht, aber für uns hat der sich Ausflug wirklich gelohnt.
Für den nächsten Tag haben wir eine Seetour gebucht. Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück, dann werden wir abgeholt. Der Fahrer sammelt noch verschiedene andere Touristen aus Frankreich, Rumänien und der Schweiz ein und dann fahren wir 60 km bis zum Chiao-Lan-Stausee. 1982 wurde die Staumauer gebaut und nach und nach füllten sich die Täler mit Wasser.
Dreizehn Dörfer mussten dafür umgesiedelt werden. Entstanden ist ein wunderschönes Gebiet zwischen Karstfelsen. Gut eine Stunde fahren wir mit einem Longboat, bis wir zu einem auf dem Wasser schwimmenden Ressort kommen. Dort wartet bereits das Mittagessen auf uns. Danach haben wir eine Stunde Zeit zum schwimmen im unerwartet warmen Wasser des Sees.
Und dann beginnt die Dschungel-Höhlen-Tour. Wir suchen uns aus mehreren Körben passende Gummischuhe aus (Schuhgröße 45 für Klaus gab’s natürlich nicht), fahren noch ein Stück mit dem Boot und laufen den abenteuerlichsten Pfad durch den Dschungel, den wir je gegangen sind. Der Weg ist matschig und rutschig und führt durch geheimnisvoll knarrenden und ächzenden Baumbuswald, durch Wasserlöcher und Bachläufe. Anfangs versucht man noch, am Rand der Schlammlöcher zu laufen. Später läuft man mittendurch. Einige haben einen Heidenspaß, wenn der Schlamm bis über die Knöchel reicht. Vielleicht ist das ein Ausgleich dafür, dass sie als Kinder nicht „mutkern“ (matschen) durften. Bergauf und bergab geht es eine gute Stunde lang, bis wir zum Eingang der Nam Talu Höhle kommen. Hier bleiben ein paar aus unserer Gruppe zurück, unter anderem ein Paar mit kleinem Kind.
Wir bekamen schon in unserem Ressort wasserdichte Beutel und Stirnlampen zur Verfügung gestellt, und die brauchen wir jetzt auch. Durch die trichterförmige Höhle – wir gehen an der schmalsten Stelle hinein – fließt ein Fluss. Zuerst ist er nur knietief. Das ändert sich jedoch bald. In voller Montur müssen wir ein Stück schwimmen und uns an einem Seil einen kleinen Wasserfall hochziehen. Danach ist das Wasser wieder flach. In der Dunkelheit sind die Steine nicht immer gut zu sehen, und so ist vorsichtiges Laufen zu empfehlen. Die Höhle weiter sich, zeigt Tropfsteingebilde und unzählige Fledermäuse an der Decke. Wir passieren mehrere schmale Durchgänge. Unser Führer zeigt auf einen Steinhaufen, in dem unzählige winzige Leuchtpunkte auszumachen sind. Im Schein unserer Stirnlampen erkennen wir, das hier jede Menge Spinnen hausen. Was da leuchtet sind deren Augen.
Nach 1,7 Kilometern verlassen wir die Höhle an einer anderen Stelle und müssen erneut einen schwierigen Weg laufen. Nach eineinhalb Stunden treffen wir die zurückgelassenen Leute wieder. Jetzt haben wir noch einen einstündigen Rückweg vor uns. Unser Führer, der diesen Weg bestimmt schon 5.000 mal gegangen ist, legt ein Tempo vor, dem man kaum folgen kann. Er hat Angst, das unser Boot das letzte ist, und hat wohl schon mal erlebt, dass der Motor nicht anspringen wollte. Erst als der Vater des kleinen Mädchens ihn zurecht weist, geht er etwas langsamer. Aber alles geht gut, außer unserem Boot liegen noch drei weitere hier an der Anlegestelle. Und am schwimmenden Ressort sehen wir weitere. Noch eine Viertelstunde, um sich die zurückgelassenen Sachen zu holen, den Matsch von den Füßen zu waschen und trockene Kleidung anzuziehen, dann startet das Boot und wir fahren zurück.
Weitere eineinhalb Stunden mit dem Bus, dann lassen wir uns erschöpft am Esstisch nieder, bestellen unser Abendessen und wollen uns nur noch langlegen.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker, wir packen routiniert zusammen und verlassen unseren Bungalow. Leider fühlen sich unsere gestern angekommenen Nachbarn im Bungalow nebenan gestört. Die Frau lässt eine Schimpfkanonade los und brüllt noch hinter uns her, als wir schon 50 Meter weiter sind. Jetzt weiß das ganze Ressort, dass wir abreisen.
Aus unserem Minibus genießen wir noch einmal den Blick auf die herrlichen Berge und freuen uns ganz besonders über zwei Elefanten, die in der frühen Morgenstunde in der Nähe der Straße „frühstücken.“ Der Bus fährt Richtung Südwesten, wir durchfahren Khao Lak, den Ort den wohl jeder mit der Tsunami-Katastrophe von 2004 verbindet. Außer einem Denkmal erinnert nichts mehr an das verheerende Unglück.
In Krabi gehen wir auf eine Fähre. Wir haben uns entschieden, ein paar Tage auf Koh Pu/Jum zu verbringen, einer kleinen Insel die nicht übermäßig viele Touristen anzieht. Vor der Insel stoppt die Fähre und fünf Longboote legen an Back- und Steuerbord an. Wir müssen mitten auf dem Meer umsteigen. Das Gepäck wird herübergereicht und die Fähre nimmt wieder Fahrt auf. Soweit wie möglich fährt das Boot an den Strand, trotzdem bekommen wir nasse Füsse, als wir rausspringen. Das Personal unseres Ressorts hilft mit dem Gepäck. Die Anlage beginnt mit Restaurant und Rezeption direkt am Strand, die Bungalows ziehen sich in angenehmem Abstand zueinander zwischen Bäumen und Sträuchern einen Hügel hinauf. Wir beziehen den am höchsten liegenden, ca. 20 Meter über dem Strand. Der Besitzer gibt uns Verhaltensmaßregeln mit auf den Weg: „Keine Lebensmittel im Bungalow, nichts im Badezimmer lassen und vor allem immer Fenster und Türen geschlossen halten, wenn man den Bungalow verlässt. Das gilt besonders auch für die Badezimmertür, die man von außen verriegeln kann. Die Aussenmauern des Bades sind nur halb hochgemauert und leicht überwindbar“. Die ganzen Vorsichsmahmen richten sich gegen unerwünschte Affenbesuche.
Wir haben noch Kekse im Rucksack, auch eine Tüte Mandarinen. Die wollen wir nicht wegwerfen und so schlimm kann es ja wohl nicht sein, wenn die Kekse noch in der Verpackung sind. Trotzdem versuchen wir uns nach den Anweisungen zu richten, obwohl wir nicht damit rechnen, überhaupt einen Affen zu Gesicht zu bekommen. Unsere Nachbarn zwei Häuser denken wie wir. Sie stufen die Ratschläge so ein: Kann man befolgen, kommt aber sowieso höchstens ein paar Mal im Jahr vor. Bis am nächsten Tag die kleine Tochter etwas aus dem Bungalow holen will. Sie zieht die Doppeltür nur zu, weil sie nicht an die Verriegelung kommt. Während sie im Badezimmer ist, erobert eine Gruppe Affen den Bungalow und klaut alle Tüten und Behälter wie: Zahnpastatuben, Müsliriegel, Kekse, Schokolade, Vitamin-Brausetabletten, Trinkflaschen, kurz alles was essbar sein könnte. Die arme Kleine traut sich nicht aus dem Badezimmer und muss von den Eltern gerettet werden. Die Affen sitzen keck auf dem Dach des Bungalows, die Tüte mit den Naschereien in der Hand. Was ihnen nicht schmeckt, werfen sie weg. So bekommen wir auch unsere im Bad vergessene Seife wieder zurück. Angebissen liegt sie hinter unserem Bungalow.
Danach können wir fast täglich beobachten, wie die Affen in kleinen oder größeren Gruppen auf der Suche nach offenstehenden Türen oder Fenstern in die Anlage kommen. Wenn da nichts zu machen ist, spielen sie auf und hinter der aufgehängten Wäsche Verstecken, zerren Handtüchern oder T-Shirts von der Leine und haben nur Blödsinn im Kopf. Wenn sie allerdings versuchen, das Restaurant unten am Strand zu besetzen, schießt der Besitzer mit einer Pressluft-„Uzi“ Plastikkugeln, dann verschwinden sie.
Wir verlängern unsere gebuchten fünf Tage noch um zwei weitere und verlassen die Insel mit etwas Wehmut auf dieselbe Weise, wie wir gekommen sind.
Noch eine Übernachtung in Krabi mit Abendessen auf dem Fischmarkt und dann ist es für uns Zeit, Thailand zu verlassen.
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Wir haben Tickets für den 11 Uhr Bus nach Georgetown auf der Insel Penang in Malaysia. Ein umsichtiger Fahrer steuert den Minibus, dessen Armaturenbrett zu unser aller Sicherheit mit mehreren kleinen Buddhastatuen, Elefantengöttern, Devas und einem Wackeldackel bestückt ist, durch Krabi und weiter auf der Landstraße Richtung Süden. Die charakteristischen bewachsenen Kalkfelsen, die wir in Khao Sok und in der Andamanensee gesehen haben, begleiten unseren Weg. Kurz vor der Grenze steigen wir um in einen anderen Bus, der uns bis nach Georgetown bringen wird.
Für Malaysia besteht für Reisende aus Deutschland keine Visumspflicht, so läuft die Einreise problemlos ohne große Wartezeiten. Fingerabdrücke werden eingescannt, ein Stempel kommt in den Pass, das Gepäck wird durchleuchtet, und wir sind in einem anderen Land. Die Uhr muss eine Stunde vorgestellt werden, nun sind wir Deutschland sieben Stunden voraus.
Auch in Malaysia herrscht Linksverkehr. Kurz hinter der Grenze fallen in der tropischen Vegetation schöne moderne Häuser auf. Die Ortschaften links und rechts der Straße machen einen guten Eindruck. Es ist dunkel geworden. So langsam müssten wir doch auf die Fähre kommen denken wir, dabei sind wir schon längst auf Penang. Wir sind über die 13,5 Kilometer lange Schrägseilbrücke vom Festland bei der Stadt Butterworth bis auf die Insel gefahren. Georgetown gefällt uns auf Anhieb. Eine tolle Mischung aus alten und modernen Gebäuden viele Lokale, bunte Lichter und jede Menge Menschen auf der Straße.
Der Busfahrer lässt uns vor einem Lokal aussteigen und nun stehen wir auf der Straße und haben nur noch ein paar Ringgit von unserem letzten Besuch in Kuala Lumpur. Nicht genug für ein Taxi und die Telefonkarte ist inzwischen abgelaufen. Es bleibt nur die Suche nach einem Bankautomaten (ATM). Klaus geht los, ich bewache das Gepäck. Per Taxi geht es dann zum Hotel, natürlich bezahlen wir wieder zuviel. Das Übliche, wenn man gerade angekommen ist. Ich habe dem Hotel unsere Ankunftszeit mit 20 Uhr durchgegeben, aber nun ist es schon zwei Stunden später. Gepäck ins winzige Zimmer, Hände waschen und gegenüber das erstbeste Lokal aufsuchen und das alles in fünf Minuten. Wir sind zu müde, um nochmal in den Trubel der Stadt einzutauchen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt und orientieren uns am alles überragenden KOMTAR, einem 250 Meter hohen Büroturm, dessen Besonderheit ein „Skywalk“ (ein halbrunder begehbarer Glassteg) ist. Unten befindet sich ein älteres Einkaufszentrum, doch heute sind viele der Geschäfte geschlossen. Es ist der 15. Februar, das diesjährige chinesische Silvester. Schon bei unserer Ankunft haben wir die vielen roten Lampions gesehen, die alle Straßen festlich schmücken. Weiter in der Innenstadt dasselbe Bild, die kleinen Geschäfte sind geschlossen, die großen modernen Einkaufszentren haben geöffnet und locken mit Super-Sonder-Neujahrs-Angeboten.
Georgetown, die kunterbunte Hauptstadt der Insel Penang, ist seit 2008 Weltkulturerbe. Eine großartige Stadt, in der Menschen vieler Kulturen friedlich zusammen leben und Christen, Muslime und Buddhisten ihre religiösen Bauten in unterschiedlicher Anzahl und Größe errichtet haben. Englische Gebäude aus der Kolonialzeit stehen gleichberechtigt chinesischen Geschäftshäusern gegenüber. Chinesen sind eindeutig in der Überzahl, deshalb sind auch zum wichtigsten Fest des Jahres alle von ihnen betriebenen Läden und Lokale geschlossen. Nur in Little India geht das Leben seinen gewohnten Gang. Wir kommen an ganzen Straßenzügen vorbei, die geräumt und teilweise entkernt auf den Abriss warten. Gerogetown braucht Platz für weitere imponierende Hochhäuser. Zum Glück sehen wir aber auch, dass einige von den prächtigen alten Gebäuden restauriert werden. Es wäre auch zu schade, wenn diese Stadt nur noch „modern“ wäre. Damit würde sie ihren Charakter verlieren.
Wir sind auf dem Weg zu den Jetties. Das sind lange Holzstege, die ins Meer gebaut wurden und an denen die ersten Einwanderer aus China vor ca. 100 Jahren ihre Stelzenhäuser gebaut haben. Das hatte den einfachen Grund, dass für über dem Wasser errichtete Häuser keine Steuern erhoben wurden. Diese Regelung gilt noch heute und bis jetzt tragen die Jetties den Namen des jeweiligen Clans. Sechs von ihnen existieren noch und werden weiterhin von den Nachfahren bewohnt. Inzwischen gibt es hier in einigen der Häuser Läden und Lokale, andere sind weiterhin nur Wohnhäuser. Gerade ist Ebbe und der Verfall der Jetties wird überdeutlich. Wahrscheinlich haben sie die längste Zeit existiert. Auf dem Schlickboden liegen Reste von Booten und Hütten, lange wird es nicht dauern, bis sie ganz verrottet sind.
An diesem Silvesterabend ist nicht viel los, normalerweise herrscht hier abends reger Betrieb, Menschen gehen spazieren oder essen auf dem nahen Foodmarket. Nur heute nicht, die Chinesen, verbringen den Abend nach alter Tradition zusammen mit der Familie bei einem guten Essen im Haus. Deshalb sind auch alle chinesischen Lokale geschlossen. Uns knurrt langsam der Magen, aber weit und breit kein geöffnetes Lokal. Wir steuern eines der Einkaufszentren an und Kenny Rogers (genau, der Sänger) rettet uns. Er hat eine Restaurantkette mit seinem Namen „Kenny Rogers Roaster“ das er zusammen mit dem Besitzer von „Kenntucky Fried Chicken“ gegründet hat. Spezialität sind Hähnchen. Es gibt sie gegrillt als ganzes, halbes oder viertel Tier. Dazu leckere Salate., alles frisch. Damit sind wir sehr zufrieden und laufen zurück zum Hotel.
Das erwartete Feuerwerk wird anders gezündet, als wir es uns vorstellen. Auch hier werden Raketen in den Himmel geschossen, aber jeder macht das irgendwann. Ab 22 Uhr geht es los. Über die ganze Stadt verteilt werden mal hier dann dort ein paar Raketen gezündet. Ständig knallen irgendwo ein paar Böller oder ganze Böllerketten. Es zieht sich stundenlang hin, aber es gibt keinen Höhepunkt.
Am Neujahrstag wollen wir die Jetties noch einmal im Sonnenschein und bei Flut besuchen. Mit uns sind viele andere Menschen auf die Idee gekommen und so schieben wir uns über einen Holzsteg bis zur Plattform an deren Ende.
Viele rot (Glücksfarbe) gekleidete Chinesen genießen ihren wichtigsten Feiertag mit der ganzen Familie, machen Fotos, kaufen den Kindern Süßigkeiten und strahlen mit der Sonne um die Wette. Auf dem Rückweg probieren wir Durian-Eis (Stinkfrucht). Eins ist klar, Fans werden wir nicht. Das Eis schmeckt wie süßer, cremiger Munsterkäse. Danach zieht es uns in der Altstadt; wir wollen „Street Art“ anschauen. Der Litauische Maler Ernest Zacharevic hat hier viele Kunstwerke auf Wänden und Mauern gestaltet und andere Künstler inspiriert, es ihm gleichzutun. Aus Stahlstäben gebogene und geschweißte Motive sieht man auch sehr häufig. Auf rund 4 Kilometern kann man in der Altstadt nach den Kunstwerken suchen.
Häufig haben wir bemerkt, das abends vor einigen Häusern Räucherstäbchen abgebrannt werden. Heute sind es Räucherstäbe oder Räucherstämme, die bunt gefärbt und verziert vor Häusern und Tempeln für Glück im neuen Jahr sorgen sollen. Wir laufen zur Promenade am Meer, hier sind bei leichtem Wind die 33 Grad gut zu ertragen.
Direkt neben unserem Hotel gibt es ein italienisches Lokal, das auf seiner Festtagsspeisekarte ausgewählte Spezialitäten anbietet. Wir entscheiden uns für Surf and Turf (Steak mit Minihummer) und dazu einen guten chilenischen Weißwein. Schließlich muss man die Feste feiern wie sie fallen. Der Wirt – begeistert über unsere Menüwahl und das wir aus Deutschland kommen – spendiert uns noch eine Portion Tiramisu, köstlich.
Am nächsten Tag wollen wir den kleinsten Nationalpark der Welt besuchen. Er liegt 50 Kilometer entfernt im Norden der Insel Penang. Am Busbahnhof herrscht Gedränge, viele Menschen wollen heute raus aus der Stadt. Es ist nicht unbedingt der Nationalpark, den sie ansteuern wollen, aber ein paar Kilometer davor liegt ein beliebter Ferienort mit Straßenlokalen, Souvenirläden und Strandzugang. Drei Busse halten gar nicht erst an, weil sie schon überfüllt sind. In den vierten quetschen wir uns mit vielen anderen Fahrgästen rein. Nachdem wir Georgetown verlassen haben, können wir zwei Sitzplätze ergattern. Das lässt die wilde Fahrt etwas leichter erscheinen. Wie erwartet, steigen über 90 % der Fahrgäste in Batu Ferringi aus.
Es ist Mittagszeit, als wir am Ziel aussteigen. Erst müssen wir uns stärken und gehen in ein Lokal. Alle Tische sind besetzt, bis auf einen. Dort setzen wir uns hin, aber niemand kommt. Nach einer Weile winken wir einer Bedienung zu. Sie fordert uns auf, uns an einen anderen, inzwischen freien Tisch zu setzen. An unserem bisherigen Tisch wird nicht bedient. Das müssen auch alle nach uns kommenden Gäste feststellen. An großen runden Tischen sitzen festlich gekleidete Großfamilien. Die Kleinsten haben die Aufgabe, allen Erwachsenen am Tisch rote Umschläge mit Geldgeschenken zu überreichen. Dass mitten im zur Straße offenen Restaurant ein Auto parkt, wundert niemanden außer uns. Wir dürfen noch miterleben, dass der Besitzer mit seiner Familie nach dem Essen ins Auto steigt und mit Hilfe mehrerer Kellner wieder auf die Straße geleitet wird. Jetzt können die Tische auch wieder etwas großzügiger gestellt werden.
Der Parkeingang ist nicht weit vom Lokal entfernt. Es kostet keinen Eintritt, man muss sich nur in ein Buch einschreiben und später wieder austragen, damit man weiß, dass niemand verloren gegangen ist. Es geht ein Stück am Meer entlang, Affen turnen in den Bäumen. Zwei Wege sind leider wegen beschädigter Brücken gesperrt, es bleibt nur der Weg links in den Regenwald. Es geht zunächst über Stufen bergauf, danach über Stock und Stein. In der Wärme strengt das ständige Bergauflaufen ziemlich an. Wir rasten in einer kleinen Hütte. Mehrere zurückkommende Wanderer warnen uns davor, noch weiter zu gehen. Der Endpunkt ist noch zwei Stunden entfernt, und dann muss man denselben Weg zurück. Da es inzwischen 16 Uhr ist, müssen wir nicht lange überlegen und treten den Rückweg an.
Als wir das Meer wieder erreichen, kommen uns mehrere Familien entgegen. Sie wollen nach der Ausrüstung zu urteilen ein Picknick veranstalten. Offenbar wissen das die Affen und lauern auf Beute. Wenn Kinder etwas Essbares in den Händen halten, ist es ruckzuck geklaut und die Kinder fangen laut an zu weinen. Zwei Mütter schnappen sich ihre Kleinen, halten sie fest an sich gedrückt und laufen eilig den Weg entlang. Ein Affe fällt wegen seines sonderbaren Verhaltens auf. Als wir näher kommen sehen wir, dass ihm beide Hände fehlen, wie das wohl passiert ist?
Der Bus zurück ist noch voller, als auf dem Hinweg. Wir sind so eingekeilt, dass man in den Kurven wenigstens nicht umfallen kann. So viel Körperkontakt ist für uns ungewohnt. Hier sind keine Individuen unterwegs, sondern nur noch eine homogene Masse.
Abends wollen wir zum Essen nicht mehr sehr weit laufen, und finden in der Nebenstraße ein wieder geöffnetes chinesisches Lokal. Die junge Bedienung berät uns ausgezeichnet und wir bestellen eine Auswahl der Spezialitäten. Alles schmeckt uns. Wir sind mitten beim Essen, als nebenan ein Nachbar eine Böllerkette zündet. Innerhalb weniger Minuten sind wir von dichtem Nebel umhüllt. Die Besitzer des Lokals sind wütend, die Gäste auch. Aber dafür werden uns im beginnenden Jahr des Hundes dieselben nicht beißen und auch böse Geister dürften nun ihre Chancen – uns etwas anzutun – eingebüßt haben.
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Wir warten auf unser Taxi, als es plötzlich knallt. Schon vor fünf Minuten ist mir ein Autofahrer aufgefallen, der sich unsicher an sein Lenkrad klammert. Er dreht den Kopf nach links und rechts auf der Suche nach einem Parkplatz. Dann hält er vor dem Restaurant gegenüber von unserem Hotel, lässt Frau und Tochter aussteigen und sucht erneut eine Stelle, wo er sein Auto abstellen kann. Dreimal versucht er zu parken, dreimal gibt er auf, um dann an derselben Stelle – wo Frau und Tochter ausgestiegen sind – anzuhalten und die Tür aufzureißen. Ein Mopedfahrer kann nicht mehr ausweichen, fährt gegen die Tür und stürzt. Laut weinend liegt er auf der Straße und umklammert sein Knie. Schnell sind ein paar Leute da, richten sein Moped auf, sammeln den heruntergefallenen Zeitungsstapel auf und versuchen, ihm auf die Beine zu helfen. Der Verursacher klopft an ihm herum, befühlt ihn hier und da und hat auch sofort ein wirksames Schmerzmittel in der Hand: mehrere Geldscheine, die rasch in der Tasche des Verletzten landen und eine Wunderheilung bewirken. Den Ausgang bekommen wir nicht mehr mit, das Taxi ist da.
Mit der Fähre geht es von Georgetown auf die andere Seite nach Butterworth. Vom Terminal aus fahren ständig Busse durch ein Riesenbaustelle zum Busterminal. Wir hatten im Internet unsere Fahrkarten gebucht, konnten sie aber nirgends ausdrucken. Unsere Sorge war umsonst, hier wird auch die elektronische Version akzeptiert. Wir fahren durch Butterworth, überall Baustellen. Gegenüber Georgetown – der schönen Schwesterstadt auf Penang – besteht hier erheblicher Nachholbedarf. Die Fahrt bringt uns über die Autobahn zügig voran. Als wir die Küstenstadt Lumut erreichen, genügt ein Telefonanruf bei unserem Vermieter und fünf Minuten später werden wir an der Bushaltestelle abgeholt. Wir haben in einem Hochhaus ein Appartement gemietet. Es gibt eine Küche ohne Herd, aber dafür steht direkt neben dem Bett eine Waschmaschine.
Der Ausblick von unserem Balkon in der 13. Etage erfreut uns die nächsten Tage. Lumut selbst hat nicht viel zu bieten, die meisten Touristen nutzen nur den Fährhafen, um auf die Insel Pulau Pankor zu kommen, die ein beliebtes Ziel an Malaysias Westküste ist. Wir haben keine Zeit um auf die Insel zu fahren, wir waschen. Nach vielen Handwäschen machen wir Generalreinigung einschließlich der Schuhe.
Und dann macht Klaus Ohr mal wieder Probleme. Eine Klinik ist in der nächsten Stadt, die Chance nutzen wir. Wir sind sprachlos, was wir da vorfinden, ein hochmodernes Krankenhaus. Aufnahme, fünf Minuten später Voruntersuchung, kurz darauf der Facharzt. Er schreibt ein Rezept aus, und als wir in die Apotheke im selben Gebäude kommen, liegen die Medikamente unter seinem Namen schon bereit.
Zurück wollen wir mit Uber fahren. Leider ist nach der Bestellung des Autos der Akku im Handy leer. In einem Laden gegenüber vom Krankenhaus ist man gern bereit, das Handy kurz an den Strom anzuschließen. Im Display ist zu sehen, dass das bestellte Auto durch sämtliche Straßen in den Nähe kurvt, aber der Fahrer findet uns nicht, obwohl ich gut sichtbar am Straßenrand warte. Auch ein zweiter Versuch schlägt fehl. Eine Stunde später: Ein Angestellter aus dem Handyladen hat Feierabend; er erbarmt sich und fährt uns zurück. Er nimmt kein Geld und lässt sich auch nicht von uns ins Restaurant einladen. Wir können ihm nur herzlich danken und seine Hilfsbereitschaft loben.
Der nächste Tag beschert uns ein Wiedersehen mit Kuala Lumpur. Der Bus fährt um 7.30 Uhr in Lumut ab und wir sind gegen 13 Uhr in unserem Hotel. Unser Zimmer ist noch nicht bezugsfertig und wir wollen den Nachmittag am liebsten in einem der großen Parks in der Innenstadt verbringen. Nur eine Station mit dem öffentliche Nahverkehr, dann steigen wir an der großen Moschee aus, um zum Vogelpark zu laufen. Wir laufen schon eine Weile, als wir auf einen dieser kleinen offenen Busse treffen. Der Fahrer bietet uns eine Fahrt für 3 € durch die Parklandschaft an. Bei 35 Grad keine schlechte Idee.
Wie gut sie wirklich ist merken wir erst, als uns die Entfernung bewusst wird. Es geht an einem großen Teich vorbei zum Hirschgehege (Eintritt frei). Hier steigen wir aus und laufen zwischen den Volieren auf angelegten Wegen zum Gehege der Hirsche und wieder zurück. Der Fahrer nimmt uns auf seiner nächsten Runde mit zum Vogelpark. Schweißnass fehlt uns plötzlich die Motivation, in dem großen Gelände herumzulaufen. Auf dem Stadtplan sah alles so überschaubar aus, aber in Wirklichkeit ist die Parklandschaft riesig. Also zurück ins Hotel und eine kühle Dusche genießen. Abends noch ein wenig herumlaufen. Es ist sehr viel angenehmer ohne Sonnenschein, obwohl es nicht merklich kühler ist.
Am nächsten Morgen geht es auch wieder früh los. Eine vierstündige Bus- mit anschließender dreistündiger Bootsfahrt auf dem Sungei (Fluss) Tembeling soll uns in den Taman Negara (übersetzt Nationalpark) mit dem ältesten Regenwald der Welt (130 Millionen Jahre alt) bringen .
Der Fluss fließt durch einsames Gebiet. Die Freude ist groß, als ich einen spielenden Otter in Ufernähe entdecke. Auf halber Strecke auf dem Fluss geht ein tropischer Regen nieder. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil unserer Hartschalenkoffer gegenüber den Rucksäcken. Als es anfängt zu schütten, steuert der Bootsführer das Ufer an und bringt gemeinsam mit den Backpackern deren Rucksäcke ins Heck und deckt sie notdürftig mit einer Plane ab. Unsere Koffer können im Bug liegenbleiben. Das Dach über uns schützt nicht wirklich, der Regen kommt von allen Seiten und peitscht uns ins Gesicht. Wir suchen Schutz unter unserem Regenschirm. Unsere Mitfahrer und wir erreichen völlig durchnässt Kuala Tahan, das Dorf am Eingang des Parks. Unser Boot macht an einem schwimmenden Restaurant fest. Hier warten wir, bis es nur noch tröpfelt und machen uns über steile Treppen auf den Weg zu unsrer kleinen Lodge direkt am Ufer des Flusses. Während die Backpacker ihr tropfendes Gepäck schultern, sind unsere Koffer nur von außen nass.
Tags darauf sehen wir uns den Ort genauer an. Es gibt viele kleine Agenturen für Trekkingtouren in den Tahan Negara. Von einem halben bis zu drei Tagen mit Übernachtung im Zelt ist alles im Angebot. Wir entscheiden uns für die kürzeste Version und sollen am nächsten Tag um 9.15 Uhr wieder an der Agentur sein. Von den schwimmenden Restaurants legen kleine Fährboote nach Bedarf ab, um die Gäste auf die andere Seite zu bringen.
Man zahlt pro Person 1 Ringgit (20 Cent). Eine steile Treppe führt zum Eingang des Nationalparks und einem sehr großen Ressort mit über 100 Bungalows. Für das Gepäck gibt es hier einen „Aufzug.“ Die Eintrittskarte kostet ebenfalls 1 Ringgit und gilt maximal einen Monat. Sollte man bei einer Kontrolle keine Karte vorzeigen können, sind 10.000 Ringgit fällig, ersatzweise bis zu 2 Jahren Gefängnis!?
Mit einem Führer gehen wir und drei junge Franzosen auf die Tour. Das Hauptmerkmal dieser Führung liegt auf der Pflanzenwelt.
Er zeigt uns Ingwer und Hibiskus, die Nationalblume Malaysias. Beide werden auch zur Heilung von Krankheiten eingesetzt. Ingwer gegen Magenprobleme, Erkältungen und Fieber. Die Blätter des Hibiskus sind ebenfalls fiebersenkend. Von einer anderen Pflanze werden die Blätter zerknüllt, ein bisschen Wasser dazu und dann solange zwischen den Händen gerieben, bis ein üppiger Schaum entsteht. Dieser wirkt blutstillend oder gegen den Juckreiz nach Insektenstichen. Wir sehen Rattan, der dicht mit Stacheln bestückt ist, die lang und spitz wie Stecknadeln sind. Hat die aufwärts strebende Ranke Halt gefunden, fallen die Stacheln ab. Armdicke Lianen hängen immer wieder quer über unseren Weg, der zuerst über bequeme Stufen und später steil bergauf durch unwegsames Gelände geht. Lianen haben innen Wasseradern. Ist die Flüssigkeit klar, kann man sie trinken. Wenn sie allerdings rot oder milchig ist, ist sie giftig. Auch verschiedene Bambusarten sind wasserspendend und können Menschen helfen im Dschungel zu überleben.
Während Bambus bis zu 1,5 Meter pro Tag wachsen kann, schaffen manche der Urwaldriesen gerade mal 2,5 Zentimeter pro Jahr. Je geringer das Wachstum, umso dichter das Holz, das auch unbehandelt resistent gegen Fäulnis und Insektenfraß ist. Einige Pflanzen haben so große Blätter, dass sie von Menschen als Sonnen- oder Regenschutz verwendet werden. Während dieser interessanten Erzählungen sind wir an dem angesteuerten Aussichtspunkt angekommen. Von hier aus sieht man auf der anderen Flussseite ein Dorf, das noch von Ureinwohnern, den Orang Asli bewohnt wird. Sie pflegen noch viele ihrer Traditionen, wie die Jagd mit dem Blasrohr aus Bambus. Die Pfeilspitzen werden mit einer giftigen Latexmilch präpariert. So erbeuten sie Affen, Vögel und Flughunde, die auf ihrem Speisezettel die Eiweißlieferanten sind.
Weiter führt der Weg zum nächsten Höhepunkt, dem Canopy-Trail, einem Baumwipfelpfad der in bis zu 60 Meter Höhe verläuft. Elf verschieden lange, auf- oder abwärts geneigte Stege, versehen mit einem Drahtnetz an beiden Seiten führen über 500 Meter weit durch den Urwald. Ein Teilstück endet und beginnt immer auf der Plattform um einen Baum. Im Abstand von 10 Metern zum Vordermann betritt man die schwankenden Stege. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, in dieser Höhe zu laufen aber keinesfalls ein unsicheres. Über eine leiterähnliche Treppe geht es zum Boden zurück. Das hat richtig Spaß gemacht. Bewohner dieser Baumwipfelzone bekamen wir allerdings nicht zu Gesicht. Und jetzt liegt nur noch der Rückweg über unzählige Stufen bergab vor uns.
Am nächsten Tag machen wir uns allein auf den Weg. Wir kaufen am Parkeingang eine Landkarte und laufen los, zuerst am Tahan Fluss (kleiner Nebenfluss) entlang, dann über Stufen bergauf. Es folgt ein Naturpfad über Wurzeln, Baumstämme, Schlammlöcher und Felsbrocken. Entgegen kommende junge Wanderer bitten uns, sehr vorsichtig zu sein, der Weg sei nicht ungefährlich. Scheinbar zweifelten sie an unserer Trittsicherheit. Wir sind gerührt und geben uns wirklich alle Mühe, ihnen zuliebe wieder heil zurück zu kommen.
Wenn uns im letzten Jahr jemand gefragt hätte: „Würdet ihr allein in den Urwald gehen?“ Wir hätten vehement den Kopf geschüttelt. Undenkbar! Und nun laufen wir hier alleine eine Strecke von 8 Kilometern, machen ab und zu auf einem dicken Baumstamm sitzend eine Pause und fühlen uns total sicher. Der letzte Kilometer fällt uns zwar nicht leicht, aber das liegt am kräftezehrenden Weg und der nun merklich größeren Mittagshitze. Eines ist uns klar geworden: Wilde Tiere, Schlangen und Urwaldvögel bekommt man auch hier nur durch lange Expeditionen tief in den Urwald und mit viel Geduld beim Ansitzen vor die Kamera.
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Auf der Rückfahrt nach Kuala Lumpur verzichten wir auf das Boot und fahren direkt mit dem Bus von unserer Unterkunft ab. Links und rechts sieht man über weite Strecken Palmölplantagen. Malaysia und Indonesien sind die Weltmarktführer bei Palmöl. Ständig begegnen uns LKWs, beladen mit den Palmfrüchten auf dem Weg zur Ölmühle. Nach vier Stunden sind wir schon wieder in Kuala Lumpur. Wir bleiben eine Nacht und einen Tag in der Stadt, in der wir uns schon beinahe zuhause fühlen. Am Abend gegen 22 Uhr fliegen wir in einer Stunde nach Medan auf Sumatra. Durch die Zeitverschiebung kommen wir zur selben Zeit an, in der wir abgeflogen sind. Indonesien hat merkwürdige Visabestimmungen. Es gibt ein kostenloses Visum für 30 Tage, das nicht verlängerbar ist. Weiß man schon, dass die 30 Tage nicht ausreichen, gibt es auch eine Bezahlversion. Die kann man dann nochmals um 30 Tage verlängern und wiederum für die neuen 30 Tage bezahlen. Das Ganze ist hoch kompliziert und mit viel Rennerei verbunden. Leider kann man nicht direkt ein 60 Tagesvisum erhalten. Eine Schlupflochvariante ist die kostenlose 30 Tages-Einreise, kurze Ausreise in ein anderes Land und erneute kostenlose 30 Tages-Einreise. Dafür haben wir uns entschieden und sind jetzt gespannt, wie es am Einreiseschalter abläuft. Der Beamte hinter dem Schalter will nicht mal unser Rückflug-Ticket sehen, blättert interessiert im Reisepass und freut sich, dass er zu den vielen Stempeln auch einen indonesischen setzen darf. So einfach kann es sein.
Unser Hotel in Flughafennähe überrascht uns. Die Rezeption ist in einer besseren Baracke untergebracht, aber unser Gepäck wird im Messing-Gepäckwagen transportiert. Es geht durch eine weitläufige Grünanlage, an Bungalows vorbei zu zwei gegenüberliegenden Blocks. Springbrunnen in der Mitte, Grünpflanzen, ein Fahrstuhl und ein sehr großes Zimmer mit schönem Bad. Am nächsten Morgen sehen wir die ganze Anlage bei Tageslicht. In unseren Augen alles etwas merkwürdig. Auf den Rasenflächen stehen über einen Meter große Figuren mit den Gesichtern der chinesischen Tierkreiszeichen, dort ist ein kleiner Tempelberg, hier ein Bonsaigarten, ein Säulengang mit Gesichtern der Tierkreiszeichen, rings um das große Gelände eine hohe Mauer. Viele Menschen sind mit Gartenarbeit beschäftigt, überall wird gefegt oder geharkt. Das ganze wirkt wie ein für die Elite gedachtes Refugium. Fragen können wir allerdings niemanden, die Menschen hier sprechen kaum englisch.
Der Bus zu unserem nächsten Ziel sollte schon um 7.30 Uhr in Medan abfahren – zu früh für uns nach der späten Ankunft am Vorabend – deshalb lassen wir uns im Taxi fahren. Wir können kaum glauben, dass die Fahrzeit fünf Stunden betragen soll, schließlich sind es nur 90 Kilometer Wegstrecke. Leider stimmt es, das liegt an den schlechtesten Straßen, auf denen wir bis jetzt unterwegs waren. Schlaglöcher von einem halben Meter Tiefe sind keine Seltenheit. Dabei sind wir nicht mal auf einer Nebenstraße unterwegs. Hier fahren, besser schleichen ständig LKWs voll beladen mit Palmfrüchten.
Mehrere Telefonate sind nötig, damit der Fahrer weiß, wo er uns hinbringen soll. Kurz vor Bukit Lawang biegt er links auf einen Parkplatz. Zwei Männer auf Mopeds erwarten uns schon. Als sie unsere Koffer sehen, müssen sie erstmal beratschlagen.
Schließlich versuchen sie, beide Koffer auf den Rücksitz eines Mopeds zu legen. Im Nu kommen noch drei Männer dazu, die nicht nur gute Ratschläge haben, sondern beherzt mit anpacken und das Gepäck mit Gurten festzurren. Einer der Helfer winkt mich heran, er wird mich auf dem Rücksitz seines Mopeds zur Unterkunft bringen. Der ältere der beiden wartenden Männer fährt mit Klaus. Rund drei Kilometer geht es auf der Straße zurück, dann biegen die Mopeds rechts ab in einen achtzig Zentimeter breiten Weg. Vorbei geht es an Gärten, über eine Hängebrücke und dann auf einer Strecke, die absolut motorcross-tauglich ist, durch Kautschukplantagen. Bergauf und bergab, über winzige Holzbrücken, durch Schlaglöcher, über einen 40 Zentimeter breiten Betonstreifen bis an das Ufer eines Flusses. Ich gestehe, der Schweiß den ich mir von der Stirne wische, hat eine leichte Rotfärbung (Blut geschwitzt). Mein Fahrer verabschiedet sich. Unser Bungalow liegt erhöht auf der anderen Seite des Flusses und bevor ich noch darüber nachdenken kann, wie wir dahin kommen, schultern die zwei Männer je einen Koffer und durchqueren den Fluss.
Wir hinterher, das Wasser reicht bis über die Knie. Mit nassen Schuhen und Hosen kommen wir in unserem Heim für die nächsten 5 Tage an. Wir melden uns gleich für den nächsten Tag zu einer Dschungeltour an. Irwan, der Besitzer unseres Häuschens und sein Mitarbeiter Selamat werden uns begleiten.
Um sieben Uhr werden wir geweckt, Irwan backt für Papa/Mama (so werden wir genannt) Bananenpfannkuchen zum Frühstück. Dann geht es los. Wieder dieselbe Strecke wie gestern auf dem Moped. Heute sind wir schon etwas entspannter. Die beiden halten an einem kleinen Laden. Wir sollen neue Schuhe aus Latex bekommen. Bei mir klappt das, für Klaus Füße gibt es nichts, die Schuhe gibt es nur bis Größe 42.
Ist auch besser so, wir würden uns bei dem Preis von 10.000 IDR pro Paar noch ruinieren. Kleiner Scherz, es sind die Zahlen bei denen man erst einmal zusammenzuckt, aber umgerechnet sind es nur 0,60 €.
Über eine Hängebrücke laufen wir zum Nationalpark und treffen gleich nach ein paar hundert Metern auf eine Gruppe Thomas-Languren. Diese flinken Primaten rennen die Bäume rauf und runter, schwingen sich an ihren langen Armen von Ast zu Ast und stoßen durchdringende Schreie aus. Wir würden ihnen noch stundenlang zuschauen, aber wir haben noch eine weite Strecke vor uns. Da wir nur zu viert unterwegs sind, bestimmen wir das Tempo. Es geht natürlich wieder bergauf. Aber als wir eine halbe Stunde später eine Orang Utan Mutter mit Kind sehen, ist alle Anstrengung vergessen.
Keine fünf Meter von uns entfernt hängt sie im Baum und ihr Junges turnt in ihrer Nähe herum. Drei weitere Gruppen mit Führer sind auch an dieser Stelle zu finden und natürlich wollen alle so viele Fotos wie nur möglich. Als sie versuchen, den Beiden näher zu kommen, ziehen sie sich ohne Hektik tiefer und tiefer in den Urwald zurück.
Kurze Zeit später kommen wir dazu, wie ein junges Männchen im Baum sitzt. Einer der Führer legt kleine Obststückchen auf eine Astgabel in zwei Meter Höhe und der Orang Utan kommt tatsächlich herunter und holt sie sich. Zwischen ihm und uns ist gerade noch ein Meter Platz. Die Orang Utan (Baummenschen) auf Sumatra unterscheiden sich von ihren Verwandten auf Borneo durch einen zierlicheren Körperbau und intensiv rötliches Fell.
Unsere beiden Begleiter führen uns steil bergab zu einem kleinen Flusslauf. Semalat pflückt ein paar große Blätter, die als Sitzunterlage und Platzdeckchen dienen, dann wird das Mittagessen serviert: Nasi Goreng und Obst.
Wie angenehm, hier zu sitzen. Es ist schattig, der Bach plätschert, Schmetterlinge gauckeln herum und die Zikaden präsentieren ein erstaunlich vielseitiges Konzert.
Auf dem Rückweg treffen wir eine Gruppe Makaken. Mit einem Sicherheitsabstand von ein paar Metern gehen wir am grimmig blickenden Männchen vorbei.
Als uns einen Kilometer vor dem Ausgang noch eine große Gruppe Thomas Languren mit ihren Kapriolen unterhält, sind wir überglücklich, dass wir so viele Tiere gesehen haben.
Bevor wir zurück fahren, gibt es noch eine Pause in Bukit Lawang und dann ab aufs Moped. Irsan hat inzwischen Lebensmittel eingekauft, damit er unser Abendessen kochen kann. Auch zwei Literflaschen Benzin hat er besorgt, damit der Generator nach Eintritt der Dunkelheit ein paar Stunden elektrischen Strom produziert. Sobald das Licht angeht, hängen wir alle elektrischen Geräte an die Steckdose. Ist das Benzin verbraucht, wird es stockdunkel.
Wir sind gerade mit dem Abendessen fertig, als es anfängt zu blitzen und zu donnern. Und dann kommt ein Tropenregen herunter, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Es hört sich nicht an, als ob jemand eine Dusche über dem Haus aufgedreht hat, eher wie eine Löschübung der Feuerwehr mit zehn Schläuchen. Wir müssen die überdachte Terrasse verlassen und ins Innere unserer Dschungelhütte flüchten, weil der Regen quer kommt. Das Gewitter tobt über Stunden und in dieser Nacht steigt der Wasserstand des Flusses um beinahe zwei Meter. Die Orang Utans schützen sich vor solchen Regengüssen, indem sie große Blätter abreißen und sich darunter kauern. Gut, dass wir bereits gestern die Tour gemacht haben, heute kämen wir gar nicht über den Fluss. Irwan – unser Vermieter – kennt jede Stelle und traut sich 50 Meter weiter schon mittags wieder durch stark strömendes, hüfthohes Wasser um Lebensmittel für uns einzukaufen.
Wir suchen uns eine geeignete Stelle, um auf indonesische Art unsere Wäsche im Fluss zu waschen. Gegen Abend ist der Wasserstand fast wieder normal. Junge Leute aus dem Ort treffen sich gern an dieser Flussbiegung um zu schwimmen, zu picknicken oder sich zu waschen. In dieser Nacht bleibt es trocken und Frösche und Zikaden unterhalten uns mit einem furiosen Konzert.
jeden Nachmittag kommen Bambus-Flößer vorbei
auch der Rinderhirte lässt sich regelmäßig blicken
Vor unserer Hütte sind Aschespuren zu sehen, sie stammen vom letzten Ausbruch des Sinabung der rund 100 Kilometer von hier entfernt ist. Wir wollen auf eigene Faust eine kleine Tour machen. „Geht nicht zu weit,“ warnt Semalat, der heute wieder mal gekommen ist, um Irwan zu helfen: „manchmal kommen Orang Utans aus dem Urwald ans Flussufer.“ Wir versprechen es. Auf unserer Seite des Flusses laufen wir durch Kautschuk- und Palmölplantagen ein Stück in den Urwald hinein.
Zurück wollen wir über den Fluss auf die andere Seite. Wir kommen an einem Haus vorbei, Wäsche hängt auf der Leine, zwei kleine Jungen spielen halbnackt auf der Erde, die Mutter schneidet Gemüse klein. Die etwa 5jährige Tochter kommt uns mit einem Eimerchen entgegen. Darin Zahnbürste und Zahnpasta, Seife und Waschlappen. Das Handtuch hängt über ihrer Schulter. Aufgeregt deutet sie auf meine Füße: Blutegel! Zwei der heimtückischen Blutsauger haben sich bereits an meinem Knöchel festgebissen.
Nachdem ich sie abgezogen habe, blutet es munter weiter. Der von diesen Viechern injizierte Blutverdünner behält 20 Minuten lang seine Wirkung. So lange dauert es in der Regel, bis sie sich vollgesaugt haben.
Als wir zurück sind, hat Irwan uns bereits den mittäglichen Obstteller hingestellt und mit Bananenblättern abgedeckt. Abends nochmal ein Tropenregen, aber unsere Abreise am nächsten Morgen wird dadurch nicht gefährdet.
Vorsorglich verbringen wir die letzte Nacht im Dorf Bukit Lawang. Unser Bus geht am nächsten Morgen schon um 8.30 Uhr und sollte es nochmal so ein heftiges Gewitter geben, wäre uns vielleicht der Weg versperrt. Irwan hat ein Haus im Dorf und vermietet darin zwei Zimmer. Für den Umzug verzichtet er auf den dritten Fahrer. Selamat und er tragen wieder unsere Koffer über den Fluss. Koffer vorn zwischen die Beine des Fahrers, wir auf den Rücksitz und zum letzten Mal fahren wir auf dieser Strecke für Könner. Sein Haus liegt zwischen vielen anderen und wir sehen vom Balkon aus das normale Leben. Hinter jedem Haus ein Fischteich, darin kann man sowohl sich als auch die Wäsche waschen, und zu Essen ist auch noch was drin.
Abends lassen wir uns zum Essen in den Ort fahren. Die vielen Hotels und Gästehäuser links und rechts am Flussufer leuchten bis zum Stromausfall romantisch in der Dunkelheit.
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Selamat muss heute Morgen Irwan vertreten, der bereits wieder im Haus am Fluss arbeitet. Er holt ein Tuktuk und begleitet uns auf dem Moped zur Bushaltestelle. Etliche Mopeds mit geflochtenen Doppelkörben sind schon unterwegs. Toll, was man darin alles transportieren kann: Kinder, Tiere, Palmölfrüchte, Bambusstangen und vieles mehr. Wir frühstücken erst einmal – ohne Bananenpfannkuchen können wir die Fahrt keinesfalls antreten. Pünktlich um 8.30 Uhr geht es los. Mit uns fahren drei richtig nette junge Frauen. Zwei aus Luxemburg und eine aus Deutschland. Wir unterhalten uns angeregt, bis alle drei uns in Medan verlassen. Schade, mit solch einer Begleitung vergeht die Zeit wie im Flug. Unser Fahrer steuert ein Lokal an, er braucht dringend etwas zu essen, wir auch. Es gibt keine Speisekarte, wir dürfen uns selbst aus den Töpfen bedienen. Fünf Stunden Fahrzeit haben wir noch vor uns. Auch hier sind die Straßen in keinem guten Zustand. Aber unser Fahrer schafft das, von morgens 8.30 Uhr bis 17 Uhr mit einer kleinen Mittagspause. Respekt. Langsam führt die Straße bergauf bis auf 1200 Meter. Dann geht es in langgezogenen Kurven bergab zum 850 Meter hoch gelegenen Toba-See. Etliche Makaken hocken auf der Leitplanke in der Hoffnung auf rausgeworfene Lebensmittelreste. Gebannt schauen wir aus dem Fenster. Wir haben den größten Kratersee der Erde vor uns. Mit 87 Kilometern Länge und 27 Kilometern Breite ist er mehr als dreimal so groß wie der Bodensee. Seine Tiefe beträgt beeindruckende 500 Meter. Entstanden ist der See nach dem Ausbruch des Vulkans Toba vor 74.000 Jahren. Die gewaltige Eruption hatte das Potential den überwiegenden Teil der Menschheit auf der nördlichen Halbkugel auszurotten. Zumindest steht sie unter dem Verdacht Auslöser einer Eiszeit gewesen zu sein, die große Teile der Nordhalbkugel erstarren ließ. Was genau die Auswirkungen waren, versuchen die Wissenschaftler mit neuesten Untersuchungsmethoden herauszufinden. Die in der Mitte gelegene Insel Samosir in der Größe von Ibiza ist unser Ziel. Eine richtige Insel ist Samosir erst seit 1906, als ein 20 Meter breiter Kanal durch die 200 Meter breite Landbrücke gegraben wurde.
Um 6 Uhr legt das Boot ab und der „erste Offizier“ fragt jeden Fahrgast, wo er auf Samosir wohnt. Begleitet von lauter Rock-Musik tuckert das Boot zur Insel und steuert den Anleger des ersten Hotels an. Einige Gäste steigen aus und die Fahrt geht weiter. Nach dem dritten Stopp hatte das Boot schon wieder abgelegt, als ein Pärchen feststellt, dass es vergessen hat auszusteigen. Alles kein Problem, das Boot fährt eine Kurve und legt erneut an Haltepunkt 3 an. Etwas später sind auch wir an unserem Gästehaus angelangt. Vom Anleger ziehen wir unsere Koffer ein paar Meter auf dem gepflasterten Weg nach oben. Bequemer geht es nicht. Unsere Terrasse ist 10 Meter vom Ufer entfernt, eine Lage die an einem der italienischen Seen für uns unbezahlbar wäre.
Zum Abendessen gehen wir in ein Lokal gleich nebenan. Es wurde in einem der Internetportale lobend erwähnt. Wir wundern uns nur kurz, dass wir die einzigen Gäste sind. Aus der Küche hört man laute Streitereien. Ein Kind wird verhauen, es brüllt gegen das Geschrei der Erwachsenen an. Hätten wir nicht schon bestellt, würden wir jetzt aufstehen und gehen. Ein weiteres Mal wird man uns hier nicht sehen. Wir verbringen ein paar entspannte Tage in Tuktuk mit Schwimmen und Laufen. Das Wasser des Sees ist kristallklar und hat eine angenehme Temperatur.
Bei einer kleinen Wanderung sehen wir Kakaobäume; erst vereinzelt, dann Plantagen. Die Bäume sind nicht höher als 2,50 Meter, das macht die Ernte einfacher. Kakaobäume können gleichzeitig blühen und Früchte tragen. Die gelben bis roten Früchte werden bis zu einem halben Kilo schwer. Dann werden sie einzeln mit der Machete vom Stamm geschlagen ohne die Baumrinde zu verletzen. Bis leckere Schokolade daraus wird, sind noch viele Arbeitsschritte nötig.
Weil wir noch etwas mehr von Samosir sehen wollen, mieten wir uns ein Moped und fahren die Küstenstraße entlang. Hier herrscht nicht so dichter Verkehr wie anderswo, so dass wir den Mut fassen – ausgestattet mit wuchtigen Helmen – selbst zu fahren. Genauer gesagt, Klaus fährt und ich sitze hinter ihm. Anfangs etwas verkrampft, dann immer mutiger geht es erst nach Norden, dann nach Westen auf einer der Küstenlinie folgenden Straße. Links sehen wir, wie steil der Hang abfällt. Das Innere Samosirs ist nur zu Fuß oder wahrscheinlich auch mit geländegängigen Motorrädern zu erreichen. Häufig sehen wir die typischen Holzhäuser mit dem schrägen Spitzgiebel, zum Teil noch traditionell verziert. Hier lebt das Volk der Batak, die hauptsächlich Christen sind. Vor hundert Jahren sollen sie noch Menschenfresser gewesen sein.
Sicherheitshalber machen wir in einem veganen Restaurant Rast. Es ist uns von einem deutschen Paar (keine Veganer) wärmstens empfohlen worden und wir werden nicht enttäuscht, das Essen schmeckt unglaublich gut. Dazu kommt der schön gestaltete Garten mit Blick auf den See. Einfach ein Ort zum Entspannen – wunderbar. Am letzten Abend noch einen marinierten gegrillten Fisch aus dem See mit Blick auf denselben.
Die Abfahrt lässt uns wieder schmunzeln. Wir werden am Anleger unseres Hotels abgeholt und das Boot steuert die nächsten Hotels auf der nur dem Kapitän bekannten Liste an. Es geht auch heute nicht ohne ein paar „Schleifen“, wenn Fahrgäste unpünktlich sind, wird umgedreht. Ganz zum Schluss fahren wir noch mal fast die halbe Strecke zurück; denn ein Motorrad muss noch mit. Drei Mann befördern es auf das Boot und schieben es auf die linke Laufseite, hier kommt jetzt niemand mehr durch. Am Hafen in Parapat auf dem Festland herrscht ein riesiges Gedränge. Der Markt schließt direkt an den Anleger an. Wir ziehen unsere Koffer slalomartig über den matschigen Boden bis zum Café mit angeschlossener Reiseagentur, wo wir vor fünf Tagen schon die Tickets für die Weiterfahrt nach Medan gekauft haben. Autos und die rostigen öffentlichen Busse versuchen – umrundet von Mopeds – aus dem Gedränge herauszukommen. Vom etwas erhöhten Platz im Café aus beobachten wir das Treiben. Das ist der urigste Markt, den wir bisher zu sehen bekommen haben. Hier wird nicht nach Sorten getrennt, alle Stände stehen wild durcheinander.
Ich wage noch einen kurzen Rundgang durch den gegenüberliegenden Fischmarkt. Obwohl ich mit meinem Rucksack nicht wirklich schwer als Reisende zu erkennen bin, versuchen alle mir irgendwelche noch lebenden Fische zu verkaufen. Anschließend laufe ich noch 100 Meter durch Matsch und Sand, um den Fischgeruch von den Sohlen zu bekommen. Kurz nach der Abfahrt müssen wir eine Engstelle passieren. Ein Holzlaster ist umgestürzt, zu unserem Glück auf die gegenüberliegende Seite, so dass wir die Unfallstelle gerade noch passieren können. Wie es den entgegenkommenden Lastern wohl ergeht? Unseren Van teilen wir uns mit drei jungen Frauen, einem jungen und einem alten Mann. Der sitzt neben mir und hält sich mit der linken Hand krampfhaft am Türgriff fest. Kurze Zeit später ist er eingeschlafen und sein Arm fällt herunter und seine Hand prallt auf den neben ihm befestigten Feuerlöscher. Er jammert leise und reibt die schmerzende Stelle. Nachdem das dreimal passiert ist und seine Begleiterinnen auf dem Rücksitz selig schlummern und deshalb nichts mitbekommen, befestige ich eine Schlaufe am Griff und er hängt dankbar seinen Arm hinein. Vorsorglich polstere ich noch den Feuerlöscher mit einem mehrfach zusammengelegten Tuch. Klaus tauscht während einer Pause den Platz mit ihm. An der anderen Seite ist kein Feuerlöscher und oh Wunder, seine Hand fällt nicht ein einziges Mal runter dafür schläft er mit dem Kopf auf meiner Schulter. Am nächsten Tag fliegen wie zurück nach Kuala Lumpur. Eine asiatische Airline – vergleichbar mit dem Standard von Ryan Air – hat das Motto: „Jeder kann fliegen“ gewählt. Das können wir wirklich bestätigen. Offenbar sind einige der Passagiere das erste Mal am Flughafen. Vor den Rolltreppen staut es sich. Die leicht zu erkennenden Erstflieger beäugen misstrauisch die Rolltreppe. Sie müssen sich wohl erst vergewissern, dass nicht plötzlich eine Stufe fehlt und sie ins Leere stürzen. Aber irgendwann haben es doch alle geschafft und sitzen in der Maschine. Zum letzten Mal Kuala Lumpur. Wir wohnen wieder in Brickfield (Little India) mit kurzem Zugang zur Monorail. Dort bewegen wir uns inzwischen mit schlafwandlerischer Sicherheit. Verschiedene technische Kleinigkeiten sind zu besorgen, und günstiger als hier werden wir die später wohl nicht mehr bekommen. Beim Herumlaufen kommen wir zu einer großen Shopping-Mal. Erstaunt registrieren wir, dass der Boden ab und zu vibriert und ein Grollen zu hören ist. Des Rätsels Lösung: Im Gebäude fährt eine Achterbahn, sogar ein Looping ist eingebaut. Etliche andere Fahrattraktionen sind aufgebaut. Kinder zerren ihre Eltern in Richtung Kasse, sie wollen unbedingt mit dem ein oder anderen Karussell fahren. Eine Tafel mit Größenschema macht allerdings manche Hoffnung zunichte. In die heißbegehrte Achterbahn dürfen Kinder erst ab 1,40 Meter Körpergröße.
Den Abend – es ist mein Geburtstag – verbringen wir in einem japanischen Lokal. Vor unseren Augen werden kleine Spießchen mit den unterschiedlichsten Fleisch und Gemüsesorten gegrillt. Ein schönes Erlebnis und ein gut schmeckendes dazu.
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Ein Taxifahrerin bringt uns zum Flughafen. Zwei Stunden dauert der Flug nach Jakarta. Erst an der Küste der Insel Sumatra entlang, dabei überqueren wir den Äquator, der leider nicht mit einer „Bojenkette“ markiert ist, dann über das Meer mit Blick auf die „tausend“ Inseln. Wunderschön!
Kaum hat das Flugzeug Bodenkontakt, klicken schon die Sicherheitsgurte und die Reisenden zerren ihr Gepäck aus den Fächern. In der schwankenden Maschine geht das Gedränge Richtung Tür los. Dabei dauert es auch jetzt mindestens noch eine viertel Stunde, bis wir am Rüssel festmachen. Wenigstens klatschen die Menschen bei der Landung nicht, nur weil der Pilot seinen Job gemacht hat. Auf diesem Flughafen – er gehört zu den größten in Asien – läuft man gefühlt einen Viertelmarathon, bis man zur Passkontrolle kommt. Auch heute verläuft die Einreise ohne Probleme. Gut, dass wir uns für die Variante Ausreise in ein anderes Land entschieden haben. Die zwanzig Kilometer in die Innenstadt legen wir mit dem Taxi zurück. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist hier noch ausbaufähig. Unser Hotel liegt in Chinatown, nahe der Altstadt. Kleinste Läden, Garküchen, Reparaturbetriebe liegen dicht an dicht nebeneinander. Die Straßen sind im denkbar schlechten Zustand. Abends um zehn Uhr beginnt ein Bagger vor dem Hotel die Straße aufzureißen. Doch kurz nach Mitternacht hört er auf und lässt uns schlafen. Am nächsten Tag wollen wir uns einen kleinen Einblick in Indonesiens Hauptstadt verschaffen. Ein wenig Respekt haben wir vor der Größe. Jakarta (früher Djarkarta) ist die größte Stadt in Südostasien; der Ballungsraum umfasst geschätzte 40 Millionen Einwohner und ist der zweitgrößte weltweit. In Jakarta selbst vermischen sich die Einflüsse der Einwanderer aus unterschiedlichen Völkern in den vergangenen Jahrhunderten in Bezug auf Lebensweise, Küche, Religion und Architektur.
Aber zuerst müssen wir eine neue SIM-Karte besorgen und gehen über die Brücke, die bereits ein kleines Kaufhaus ist, auf die andere Seite. Dieses Technik-Kaufhaus hat auch seine besten Zeiten hinter sich. Der nächste Weg führt am Rand einer Hauptstraße ohne Bürgersteig zum Bahnhof. Wir wollen Fahrkarten für die Weiterfahrt mit dem Zug kaufen. Der Bahnhof in der Altstadt verkauft aber nur Karten für den Nahverkehr. Wir müssen in die Innenstadt zu einem anderen Bahnhof. Für diesen weiten Weg nehmen wir ein Taxi.
Wir kommen an einem großen eingezäunten Park vorbei, in dem das Nationaldenkmal (Monumen Nasional = Monas) steht, ein 137 Meter hoher Obelisk. Auf der Spitze thront eine 14 Meter hohe Bronzeflamme, die mit 35 Kilogramm Gold überzogen ist. Eingeweiht wurde das Denkmal 1975 als Erinnerung an den Kampf um die Unabhängigkeit von den Niederlanden. Am Bahnhof die nächste Enttäuschung, es gibt keine Fahrkarten mehr. Alle Plätze sind bereits reserviert. Stehplätze sind nicht vorgesehen.
Der Vergleich zwischen Malaysias und Indonesiens Hauptstadt kommt uns zu dieser Zeit gewaltig vor. Das ändert sich erst, als wir nachmittags in die neue Innenstadt fahren. Hier steht Hochhaus an Hochhaus und im Zentrum verteilt gibt es über 70 Einkaufszentren von hochmodern bis in die Jahre gekommen. Hier fließt offenbar alles Geld hin, da bleibt für die maroden Randbezirke nichts mehr übrig. Es ist uns immer ein Rätsel, wie die Menschen hier mit den gewaltigen Unterschieden zurecht kommen. Auf der einen Seite die glitzernden Shopping-Paläste, blitzsauber und von Sicherheitskräften bewacht und kontrolliert, auf der anderen Seite die erbärmlichsten Quartiere mit dem Gestank aus den mit dicken Betonplatten abgedeckten Abwassergräben. Die Rückfahrt wollen wir mit einem der öffentlichen Busse antreten. Die richtige Linie ist schnell gefunden. In der Mitte der breiten Straßen sind die An- und Abfahrtsstellen. Sie sind nur über Fußgängerbrücken erreichbar. Die Busspuren verlaufen links und rechts davon, getrennt durch halbmeter hohe Barrieren. Am Schalter bekommen wir für 40.000 IDR (2,40 €) eine Fahrkarte für zwei, Format und Material entsprechen einer Scheckkarte. Sie wird am Eingang elektronisch gelesen, vorher wird die Sperre nicht freigegeben. Wir folgen den anderen Fahrgästen die Schräge aufwärts. auf dem Metallboden klingen die Schritte der vielen Menschen, als ob wir uns in einer Dampfschmiede befinden. Dann geht es über Treppen wieder abwärts in die Mitte zur Busstation. Unter der untersten Treppe liegt ein großer Teppich, darauf etliche liegende Menschen in ihr Gebet versunken. Später stellen wir fest, dass es an jeder Haltestelle eine Gebetsecke gibt.
In den Haltestellen wartet man auf einer erhöhten Plattform auf den Bus. Zum Einsteigen macht man einen großen Schritt über den 60 Zentimeter tiefen Abgrund. Stufen gibt es nicht. Weil unser Bus nicht kommt, haben wir Gelegenheit den Feierabendverkehr eine Weile zu beobachten. Die Autos stauen sich, schließlich trägt Jakarta den Titel „Welthauptstadt des Staus“ und es geht nur sehr zäh voran. Zu zäh für Einige, und so nutzen sie dreist die Busspur, um an den stehenden Autos vorbei zu kommen. Werden Sie erwischt, kostet das 500.000 IDR (30 €), aber nach den Automarken zu urteilen, zahlen sie die Strafe aus der Portokasse. Inzwischen haben acht Busse hier gehalten, bis der erste – der in unsere Richtung fährt – zur Haltestelle kommt. Aber er ist so überfüllt, dass wir lieber noch warten. Wir haben es nicht so eilig. Am nächsten Morgen nehmen wir den Bus in die andere Richtung. Wieder bekommen wir wieder eine „Scheckkarte“, wahrscheinlich hätte man die alte aufladen lassen könnem, kombinieren wir. Informationen bekommen wir nirgends. Die Mitarbeiter im Hotel fahren wohl nicht mit dem Bus, denn sie wissen das nicht. Und die Leute die fahren, sprechen kein englisch; genauso wie die an den Verkaufsstellen.
Wir wollen ins alte BATAVIA, die frühere Hauptstadt Niederländisch-Indiens, bis Indonesien unabhängig und Batavia in Jakarta umbenannt wurde. Batavia war die „Königin des Ostens“ wegen ihrer großzügig angelegten Straßen und herrlichen Gebäude, die von den Niederländern erst im Stil ihrer Heimat, später im javanischen Stil errichtet wurden. Allerdings trug sie noch den nicht schmeichelhaften Beinamen „Kirchhof Europas“, weil es unter den Neuankömmlingen aus Europa eine hohe Sterblichkeitsrate gab. Auf dem großen Platz vor dem ehemaligen Rathaus, das heute ein Museum beherbergt, ist was los. Leuchtend bunt lackierte Fahrräder werden von kleinen Mädchen gefahren. Sie tragen große Hüte, die zur Farbe des Rades passen und ein seliges Lächeln im Gesicht. Sie gehören zu einer Schulklasse, die einen Ausflug in die 2 Busstunden entfernte Hauptstadt unternommen hat. Und nach dem sicherlich für die meisten öden Museumsbesuch dürfen sie sich hier austoben. Es gibt den ein oder anderen Zusammenstoß, aber die Freude über das Erlebnis überwiegt eventuelle Schmerzen.
Auf dem weiteren Weg zum alten Hafen kommen wir an etlichen kleinen Schiffsausrüster Betrieben vorbei. Die Zeit der Segelmacher ist endgültig vorbei, aber man ist flexibel und hat sich stattdessen auf die Herstellung von Markisen, Sonnenschirmen, Schutzhüllen und anderen Dingen spezialisiert. Wir dürfen gegen geringes Eintrittsgeld in den alten Hafen laufen. Hier liegen die alten hölzernen Lastenkähne die noch immer ihren Dienst tun. Während wir stehen und staunen, kommt ein alter Mann auf uns zu und bietet uns an, uns mit seinem Boot durch den Hafen bis zum Hotel Maritim zu fahren, dort könnten wir auch etwas zu Essen bekommen. Beherzt klettern wir in das einen Meter unter uns liegende Boot und es geht los. Was hier an Schiffen zu sehen ist, ist kaum zu glauben. Ausnahmslos „Seelenverkäufer“ liegen am Kai. Hauptsächlich werden hier Frachten zu den anderen Inseln verschifft. Eins sieht verrotteter aus, als das andere. Einige werden gerade beladen.
Häufig bringen Männer die Lasten auf die Schiffe, ab und zu sieht man einen Kran. Wir fahren die gesamte Länge der festgemachten Lastschiffe ab und biegen rechts in den größeren Hafen ein. Unser Bootsführer hält an der Kaimauer. Über Stücke von alten LKW-Reifen, die dort befestigt sind klettern wir an Land. Das Hotel liegt keine 50 Meter von uns entfernt, ist aber von dieser Seite von einer hohen Mauer umgeben. Wir hoffen, dass sich an der Gartenseite ein Eingangstor zum Garten befindet, vergebens. Zwischen mit allerlei Lasten beladenen LKWs bahnen wir uns unseren Weg über den mit Zementstaub bedeckten Weg.
Die hier arbeitenden Männer staunen uns an. Wir fragen nach dem Eingang zum Hotel, zuerst versteht uns niemand, dann deutet jemand ans Ende der Mauer. Aber auch dort gibt es keine Möglichkeit, zum Hotel zu gelangen. Jetzt wollen wir nur noch aus dem quirligen Hafenbetrieb heraus und irgendwann ist der uns gezeigte Ausgang auch der Richtige.
Wir besuchen das Marinemuseum, im Gebäude gab es vor einiger Zeit einen Dachstuhlbrand, so dass ein Teil abgesperrt ist. Im Erdgeschoss sind verschiedene Schiffe aus vergangenen Zeiten zu sehen, im Obergeschoss Szenen der Vergangenheit mit lebensgroßen Figuren der Entdecker, Händler und Gouverneure nachgestellt. Von dem eigentlichen Batavia ist ansonsten nicht mehr viel übrig geblieben. Die Fortifikation ist abgetragen und einige alte Lagerhäuser werden zwar irgendwie genutzt wirken aber schäbig oder verfallen. Auf dem Rückweg kommen wir noch an der alten holländischen Holzdrehbrücke vorbei, bevor wir mit dem Bus zurück zu unserem Hotel fahren.
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Wir wollten eigentlich durch ganz Java mit der Eisenbahn „Kerata Api“, dem Feuerwagen fahren. Problem: Für die erste Etappe nach Bandung gibt es wegen des Wochenendes schon keine Karten mehr. Wir müssen deshalb auf den Bus umsteigen. Unser Taxifahrer kennt einen kleines Busunternehmen, das die Strecke bedient ohne dass man umsteigen muss. Der Bus fährt erst um 14.30 Uhr, die Zeit bis zur Abfahrt wollen wir im 200 Meter entfernten Einkaufszentrum verbringen. Der Weg dorthin ist auch – wie so häufig – nach internationalem Standard für Sehbehinderte markiert. Ein ca. 20 Zentimeter breiter geriffelter Streifen verläuft mittig auf dem Bürgersteig. Allerdings: Wenn dann die Bordsteinkante plötzlich kniehoch zur Strasse abfällt, ein Loch im Fußweg klafft, ein Verkehrsschild dort steht oder in der Mitte jemand seinen Stand aufgebaut hat ist das für die Betroffenen halt Pech.
Auch in Jakarta sind die Einkaufszentren ein beliebter klimatisierter Platz für Familien, um den Sonntag zu verbringen.
Im Erdgeschoss ist ein kleiner Tiermarkt aufgebaut. Hier kann sich jeder den passenden Hausgenossen aussuchen, von Kaninchen über Igel, Vögel, Hunde und Katzen bis hin zu Schildkröten, Schlangen, Geckos, Waranen, Agamen und Spinnen ist alles in verschiedenen Größen, Farben und Arten vorhanden. Eine Frau neben mir blickt auf eine kleinfingerbreite grüne Baumschlange, sie schüttelt sich, kann sich aber nicht von der Stelle bewegen. Fasziniert starrt sie auf das Reptil und immer wieder durchläuft ein Schauer ihren Körper, bis sie von ihrem Begleiter weggezogen wird.
Unser Bus startet etwas verzögert, weil ein heftiger Tropenregen einsetzt. Die getönten Scheiben des Busses vermitteln eine Weltuntergangsstimmung und der Parkplatz wird schnell zum Teich. Aber es klärt sich schnell auf und wir erreichen Bandung nach fünf Stunden Fahrt. Der bestellte Taxi-Fahrer findet uns nicht, aber wir haben mal wieder Glück. Eine der Mitreisenden wird von ihrem Mann mit dem Auto abgeholt und will uns unbedingt zu unserem Hotel bringen. Nachdem wir schon eine Stunde gewartet haben, nehmen wir das Angebot dankbar an.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Bandung hat den Beinamen „Paris von Java“. Vielleicht suchen wir an den falschen Stellen, aber der Vergleich mit der französischen Metropole ist für uns nicht nachvollziehbar.
Schon am nächsten Morgen um 8.30 Uhr geht es weiter. Wir haben Fahrkarten 1. Klasse gekauft. Zwischen den Gleisen hat jemand liebevoll Grünflächen und Beete angelegt. Wo Bäume und Sträucher gepflanzt sind, gibt es runde Abgrenzungen mit weißen Kieselsteinen. Wahrscheinlich gilt der Bahnhof in Bandung deshalb als der schönste auf Java. Die Fahrt ist sehr angenehm, die Schienen sind in gutem Zustand, die bequemen Sessel lassen sich in Schlafposition stellen und kleine Kissen gehören zu jedem Platz. Alle halbe Stunde wird etwas zu Essen oder Trinken angeboten. Draußen gleiten die Reisfelder in allen Wachstumsstadien vorüber. Einer der 38 Vulkane raucht, ein Anblick faszinierend und beklemmend zugleich.
Yogyarkarta (oder Yokja) erreichen wir am späten Nachmittag. Im Bahnhof wollen wir gleich Fahrkarten für die Weiterfahrt kaufen. Wir werden zu einem Gebäude außerhalb geschickt. Groß prangt die Aufschrift „Tickets“ am Gebäude. Wir nehmen gleich den rechten der drei Eingänge und werden höflich gebeten, den nächsten, mittleren zu nehmen. Hier aber schickt man uns zum linken Eingang, dort nachdem wir unseren Wunsch geäußert haben wieder zum mittleren, wo man uns etwas ungehalten mitteilt, dass wir doch schon zum linken Eingang geschickt worden seien. Jetzt werde ich etwas bestimmter in meiner Bitte um zwei Fahrkarten für den übernächsten Tag. Sofort kommt eine „höher gestellter“ Mitarbeiter, hört sich an was wir wollen und plötzlich klappt es. Anschließend kommt wieder das Spiel mit dem Taxi. Der Fahrer schreibt: „Ich bin hier, wo seid ihr?“ Wir antworten: „Wir sind hier am Eingang, wo bist Du?“ Das geht noch ein paar Mal hin und her, dann erfahren wir, er steht vor dem Hotel Manara. Rundherum sind große Hotels, aber auf keinem entdecken wir den Namen. Erst die Rückfrage bei einem der vor dem Bahnhof stehenden Männer bringt Aufschluss. Das Manara ist das kleinste Hotel, der Name von unserem Standort hinter einer mannshohen Mauer nicht zu sehen, aber genau dort steht das Taxi. Tja, so geht es.
Wir fahren durch die Hauptstraße der lebhaften Universitätsstadt. Endlich gibt es auch wieder Bürgersteige und hier wird eifrig flaniert. Auf der rechten Straßenseite reiht sich Pferdekutsche an Pferdekutsche. Die zierlichen Tiere tragen Scheuklappen, damit ihnen der brausende Verkehr keine Angst macht. Abends reihen wir uns dann in die Masse der Fußgänger ein. Sofort hat man uns natürlich als Touristen identifiziert. Mehrmals werden wir eingeladen, uns eine Batik-Kunstausstellung anzusehen. Heute sei der letzte Tag, morgen zöge der Kunstbetrieb bereits weiter nach Bandung.
Wir vertrösten den Mann, wir wollen erst etwas essen. Kaum sind wir wieder auf der Straße hat uns schon wieder jemand am Wickel. Etwas widerwillig laufen wir mit in den ersten Stock eines Hauses, um die Werke der Schüler des „Kunstlehrers“ der Universität anzusehen. Wir sagen sofort, dass wir nichts kaufen werden. Als wir das wirklich nicht tun, wird der Kunstlehrer ungehalten. Wir flüchten in eine Seitenstraße, der erste „Kunstlehrer“ fährt uns allerdings mit dem Moped hinterher. Wieder dasselbe Spiel: „Nur anschauen, nichts kaufen,“ und dann doch die Wut über unsere „Sturheit“. Es gibt wirklich schöne, kunstvolle Batiken zu sehen, aber wir können und wollen sie nicht mitnehmen. Die „Kunstgalerien“ sind natürlich reine Touristenläden und die Bilder schön aber doch irgendwie Massenware.
Batik (javanisch mbatik) ist eine alte Handwerkstechnik, die in Indonesien ihren Ursprung hat und „Schreiben mit Wachs“ bedeutet. Mit dem Tjanting – einem kleinen Kännchen mit verschieden breiten Tüllen – werden Muster mit flüssigem Bienenwachs auf Stoff aufgetragen und der Stoff anschließend eingefärbt. Die mit Wachs bemalten Stellen nehmen die Farbe nicht an und bleiben hell. Diese Vorgänge werden mehrmals mit entsprechender Zeichnung wiederholt, damit die klassischen verschiedenfarbigen Muster entstehen. Gefärbt wird immer von hell nach dunkel.
Morgens um 4.30 Uhr schrecken wir aus dem Schlaf hoch. Wir haben das Gefühl, nicht allein in unserem Zimmer zu sein. In voller Lautstärke singen die Muezzin der drei in der Nähe gelegenen Moscheen eine Stunde lang gegeneinander an. Jeder etwas anderes und jeder versucht scheinbar, die anderen zu übertönen. Nachdem sich der Herzschlag wieder beruhigt hat, lesen wir eine Weile und können dann doch noch ein bisschen schlafen .
Wir laufen los, um den Kraton (Sultanspalast) zu besichtigen. Er ist durch ein Museum ergänzt. Die große Anlage hat zum großen Teil nur von prächtig verzierten Säulen getragene Dächer. Die meisten Bereiche darf man nicht betreten. Auf Fotografien bekommen Besucher Einblick in das Leben am Sultanspalast. Vor der Anlage liegt eine große Grünfläche, die von der Bevölkerung als Sport- und Ausflugsplatz genutzt wird. Die zwei großen Bäume sind Wohnsitz verschiedener Geister.
Mit einer Moped-Rikscha lassen wir uns zum Wasserschloss bringen, das dem Sultan mit seinem Harem als Lustschloss diente. Ach wär das schön, wenn wir jetzt die Wasserbecken nutzen könnten.
Am nächsten Morgen wieder dasselbe Spektakel; lautstarke Gesänge um 4.30 Uhr. Weil unser Zug aber schon um 7.00 Uhr abfährt ist damit auch für heute die Nacht zuende. Dieses Mal haben wir Fahrkarten dritter Klasse, aber von der häufig beschriebenen „Holzklasse“ ist nicht viel übrig geblieben. Auf gepolsterten Zweierbänken sitzen wir uns gegenüber, und während der 14 Stunden dauernden Fahrt haben wir die vier Plätze für uns. Da kann man ab und zu die Füße hochlegen oder sich quer auf die Bank legen. Auch in diesem Zug, für den wir nur einen Bruchteil des letzten Fahrpreises zahlen, gibt es aufmerksames Personal. Die Mitarbeiter sind tatsächlich während der gesamten Fahrzeit im Einsatz.
Der Zug fährt von der Südküste nach Surabaya zur Nordküste und dann nach Osten. Wir sehen viele Vulkane und noch mehr große, kunstvolle Moscheen. Auf Java liegt der Anteil der Muslime bei 91 %.
Die Taxifahrt zu unserem Homestay dauert noch mal eine halbe Stunde. Wir sind so ausgehungert, dass wir gleich nach unserer Ankunft wieder loslaufen, um das nächste Restaurant aufzusuchen. Direkt vor unserer Nase wird beim ersten Lokal die Tür zugeschlossen, aber ein paar hundert Meter weiter bekommen wir in einem mit bunten Lichtern geschmückten Lokal noch etwas zu essen.
Dieses Mal haben wir ein komfortables Haus für uns allein. Ein großes Schlafzimmer mit Tisch und Sesseln, eine überdachte Terrasse ebenfalls mit Sitzgruppe und ein schönes Badezimmer. Das belgisch/indonesische Ehepaar ist überaus sympathisch und wir bekommen köstliches Frühstück.
Spaziergang in der Nähe unseres Hotels
Banyuwangi – ganz im Osten Javas und Fährhafen nach Bali – liegt bereits am Meer und wir nehmen uns vor, einen Spaziergang zum Strand zu machen. Wir schlagen die uns genannte Richtung ein und kommen nach den 10 veranschlagten Minuten nicht an den Strand sondern zu einem kleinen Bach, an dem gerade mehrere Männer arbeiten. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir ein Dorf. Eine Horde Kinder läuft neben uns her und ein paar besonders kecke testen, wie gut ihre englischen Vokabeln sind. Das Dorf liegt hinter uns und wir passieren noch die Müllkippe, auf der gerade ein Feuer schwelt. Noch immer ist kein Strand in Sicht. Die dunklen Wolken am Himmel geben das Signal zur Umkehr. Nach 10 Metern geht mein Schuh kaputt. Eine Weile laufe ich barfuß, dann nimmt uns ein Einheimischer im Auto mit.
Wir gehen in das kleine Ecklokal, für das es gestern zu spät war. Merkwürdig, vorne prasselt bereits der Regen auf die Hauptstraße, während es am zweiten Ausgang, der in eine Nebenstraße führt, noch ein paar Minuten trocken bleibt. Das Essen – Sepia und unbekannter Fisch – ist lecker. Zwischen den tiefen Pfützen suchen wir uns anschießend einen Weg zu unserer Unterkunft und kommen nass bis auf die Haut dort an.
Am Abend gehen wir dann noch einmal in dieses Lokal und werden wie Stammgäste begrüßt.
Die Nacht verbringen wir abwechselnd im Schlaf- und Lesemodus. Um 9 Uhr erwartet uns das Frühstück. Es gibt gebratene Eier mit Würstchen und Hühnerfleisch, gefüllte Pfannkuchen, kleine Milchbrötchen, große mit Zucker bestreute Teigstangen, jede Menge Toast und frische Früchte. Tee oder Kaffee können wir uns selbst zubereiten. Wir schaffen nicht mal die Hälfte. Danach schlafen wir einfach nochmal ein paar Stunden. Die Erkältung macht uns noch zu schaffen, außerdem haben wir viel Schlaf versäumt.
Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg, wir wollen in einen nahe gelegenen Park mit See. Aus dem auch sonntags geöffneten Supermarkt nehmen wir uns Bananen und Trinkjoghurt mit, Wasser ist sowieso schon im Rucksack. Ein geteilter Weg führt rund um den See. Die rechte Hälfte ist asphaltiert für Radfahrer, Fußgänger laufen auf Sandboden. Die Radfahrer sind deutlich in der Überzahl, es scheint ein beliebtes Sonntagsvergnügen zu sein. Viele Kinder und Jugendliche sind unterwegs und fahren um die Wette. Auf Schildern wird vor Krokodilen gewarnt, in Sinhala und in Englisch. Die Schrift ist so schön, dass jedes Warnschild ein dekoratives Schmuckstück darstellt, über die Farbgestaltung sollte man dabei vielleicht noch mal nachdenken. Tatsächlich sehen wir ab und zu zwei Augen oder ein paar Rückenzacken. Auf der Hälfte der Strecke gibt es einen Rastplatz. Viele kleine Läden bieten die unterschiedlichsten Speisen an, und unter den Bäumen stehen Tische und Hocker aus Beton.
Es ist ziemlich voll, und auch hier fallen wir als einzige Touristen auf. Wir teilen unseren Trinkjoghurt mit einer dürren Mutterkatze, der ich mehrmals en Schraubverschluss der Flasche fülle.
Während ich auf dem Weg einen riesigen Papayabaum bestaune, entdeckt Klaus zwei Warane ungefähr 1 m lang, oben braun, die Unterseite gelb gemustert. Einer schwimmt durch den Graben, der andere huscht im hohen Gras davon. Faszinierend, diese urzeitlichen Tiere in 2 m Entfernung einfach so in der Natur zu sehen. Störche, Seidenreiher, Rotlappenkiebitz, Paddyreiher, Sundastorch und andere, alle suchen und finden hier Nahrung. Als wir am See wieder Richtung Straße laufen, hören wir über uns laute Schreie. Riesige Ibisschwärme sind anscheinend auf dem Weg zu ihren Schlafbäumen.
Wir kommen an eine kleine Straße, die von der Hauptstraße abzweigt. Viele Menschen sind hier in beide Richtungen unterwegs und wir laufen einfach mit. Nach kurzer Zeit sehen wir auf der rechten Seite Blumenstand neben Blumenstand. An einigen werden nur Lotosblüten in verschiedenen Farben verkauft. Aber zuvor biegen die Verkäuferinnen bei jeder einzelnen Knospe die oberen Blütenblätter um. An anderen Ständen stehen mit verschiedenen Blüten gefüllte Körbchen.
Wir laufen geradewegs auf eine Tempelanlage zu. An einem Stand werden knusprige Spiralen angeboten. Beim näheren Hinsehen entdecken wir, dass es sich um Kartoffelchips handelt. Auf einen langen Holzspieß wird eine rohe Kartoffel gesteckt, die wird – genau wie ein Radi im bayrischen Biergarten – in eine Spirale geschnitten. Danach
auseinandergezogen und in heißem Fett frittiert.
Wir bestaunen die gleichmäßigen Kunstwerke und können beim erwartungsvollen Blick der Herstellerinnen nicht anders, als jeder einen Spieß kaufen. Ein bisschen Salz drüber, und wir essen die besten Chips aller Zeiten.
Die Verkaufsstände, die jetzt auf der linken Seite des Weges liegen, haben ein größeres Angebot, hier gibt es kleine Fläschchen mit Öl, Früchte, Knabberzeug und Getränke. Am letzten Stand fordert ein Mann Klaus auf, sich auf seinen Stuhl zu setzen. Er selbst stellt sich daneben und ich muss fotografieren. Ich erwarte, dass er nun Geld fordert, aber da habe ich mich getäuscht. Nun betreten wir den Innenhof der Tempelanlage. Noch knabbern wir an unseren Chips, deshalb trauen wir uns nicht weiter. Derselbe Mann kommt zu uns und fordert uns auf, einfach weiterzugehen. Na gut, wir ziehen unsere Schuhe aus und laufen weiter. Da liegt eine Kuh, umgeben von Blumen, von denen sie gnädig ab und zu eine frisst, wahrscheinlich wäre ihr saftiges Gras lieber. Ein Stück weiter eine Menschenansammlung. Wir werden dazu geschoben, vorgelassen und stehen vor dem Monk. Er winkt Klaus heran, bindet ihm ein weißes Band ums rechte Handgelenk, verknotet es kunstvoll und legt ihm dann die Hand auf die Stirn. Danach bin ich dran. Die gleiche Prozedur, allerdings will er die Hand gar nicht mehr von meiner Stirn nehmen, streicht auch ab und zu mit dem Daumen über meine Haare. Dann deutet er auf einen Platz neben sich. Ich setze mich, dann fingert er aus seinem Gewand ein paar Geldscheine und schickt abwechselnd einige Anwesende los, Bisquits, Bananen und Wasser holen. Abwechselnd steckt er mir etwas davon entgegen, nimmt sich selbst und ich muss mit ihm zusammen essen und trinken. Zwischendurch tätschelt er immer wieder meinen Arm und murmelt: „Good, good.“ Zwischendurch bindet er wieder Bändchen um Handgelenke, lässt sich die Füße küssen und spricht ab und zu etwas in ein Mikrophon. Er ruft einen Kindermönch herbei, der mich anschauen soll. Dann schickt er eine Frau zur mir, die gut englisch spricht, stellt ihr Fragen und lässt sich meine Antworten übersetzen. Wo ich herkomme, ob ich Kinder habe, ob ich das erste Mal in Sri Lanka bin. Dann „wahrsagt“ er, dass meine Tochter ein wunderbares Baby haben wird, und dass wir alle zusammen wiederkommen werden. Als die Menschentraube um ihn dichter wird, verdrücke ich mich.
Wir schauen uns die verschiedenen Tempel und Opferstellen an, eine eiserne, in der unzählige Flammen glimmen. Dafür werden also die kleinen Ölflaschen verkauft.
Dann verlassen wir die Anlage. Von allen Seiten werden wir angelächelt, ob es an den weißen Bändern um unsere Handgelenke liegt?
Auf dem Rückweg, es wird gerade dämmrig beobachten wir über uns die Silhouetten von fliegenden Hunden. Sie sollen ein Flügelspannweite von 1,2 m haben. Die möchte ich ja gern mal aus der Nähe sehen.
Wir nehmen uns aus einer Garküche gebratenen Reis mit Meeresfrüchten mit und essen in unserer Unterkunft.