Unser Vermieter besitzt ein Tuktuk und fährt uns zum Busbahnhof Kandy. Das ist ein Gewimmel, an die hundert Busse sammeln sich auf diesem Platz, kommen an, fahren ab, kurven um andere herum.
Nicht einfach, hier den Überblick zu behalten. Aber sofort ist einer der verlässlichen Schlepper an unserer Seite. „Wohin?“ fragt er, „Dambullah,“ antworten wir und natürlich weiß er Bescheid und lotst uns durch die kreuz und quer stehenden Busse zu einer Stelle wo ein Kleinbus steht. Tatsächlich, der fährt nach Dambullah, ist klimatisiert und hält nicht überall. Erst müssen die Koffer verstaut werden. Auch hier ist vorne neben dem Fahrer Platz, aber entsprechend dem Kleinbus auch nur ein kleiner; denn daneben sitzt noch ein Fahrgast. Der macht sich auch prompt an unseren Kofferrädern sein blütenweißes Hemd schmutzig. Kümmert aber niemanden.
Es dauert noch eine Weile bis zur Abfahrt, Zeit das Leben und Treiben zu beobachten. Busbahnhöfe sind ein eigener Kosmos.
Winzige Geschäfte mit allem, was der Reisende brauchen könnte, Obst- und Getränkeverkäufer, und natürlich auch kleine Restaurants. Eins davon ist einen Meter von meinem Fenster entfernt.
Der Besitzer steht davor und reinigt mit Hölzchen und Fingern hingebungsvoll sein Gebiss. Kurz darauf steht er hinter der Theke und steckt Backwaren mit genau der Hand in eine Tüte. Guten Appetit.
Der Bus verlässt Kandy, was für ein Unterschied zwischen der wohlhabenden Innenstadt und den Randbezirken. Die Sri Lanker sind fleißige Menschen. Jeder versucht irgendwie, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und dabei sind der Fantasie und dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Die Art der Geschäfte tritt immer gruppenweise auf. Autoersatzteile zum Beispiel. Ein Geschäft mit Türen, ein weiteres mit Frontpartien, wieder eins mit Kofferraumdeckeln, eins mit kompletten LKW-Fahrerkabinen usw. Alle sind gebraucht, in den verschiedensten Farben und von unterschiedlichen Herstellern. Es gibt Geschäfte mit Kleidung,
Hochzeitsausstatter, Fliesen, Sanitärartikeln, Holz, Eisenwaren, Haushaltswaren und natürlich Obst und Gemüse. Selbst in den entlegendsten Gebieten steht irgendwo am Straßenrand ein Büdchen mit Obst. Scheint zu funktionieren. Warum allerdings mitten im Landesinneren Verkaufsstände mit Schwimmreifen und Gummibadetieren aufgebaut sind kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber die Marktleute wissen bestimmt was sie tun.
Als wir unser Ziel erreichen, sind am Straßenrand Stände mit Moskitonetzen, Kopfkissen, Fußmatten und Bettvorlegern an der Reihe.
Dieses Mal wohnen wir in einem Homestay mit zwei Schlafzimmern. Der junge Mann und seine Mutter reißen sich ein Bein aus, um ihre Gäste zufrieden zu stellen. Sie scheinen ehrgeizig zu sein, auf dem großen Grundstück entstehen gerade drei neue Zimmer mit Bad. Es gibt eine kleine Speisekarte mit Gerichten zu unglaublich niedrigen Preisen. Auf die Frage, wann wir essen können heißt es: „Jederzeit,“ Mama kocht auf Zuruf. Und die Portionen sind immer um die Hälfte zu groß. Danach kommen noch verschiedene Obstsorten auf den Tisch. Beim Frühstück ist es nicht anders, ein zweiter Tisch muss dazu geschoben werden, damit alles angebotene Platz findet. Pro Nacht zahlen wir inklusive Frühstück 13 €.
Am nächsten Tag wollen wir nach Sigiriya zum Löwenfelsen, einem 200 m hohen Monolith aus Granit. Der hat eine lange Geschichte und ist eine der Attraktionen im kulturellen Dreieck.
Im 5. Jahrhundert n.C. wurde auf dem Felsen ein Palast errichtet und rundherum entstand eine Stadt mit Lustgärten. Umgeben ist die Anlage von einem Wassergraben. Heute ist sie Weltkulturerbe und steht somit bei fast jedem Touristen auf der Besuchsliste. Obwohl empfohlen wird, für einen Besuch den frühen Morgen oder den späten Nachmittag zu wählen, fahren wir gegen 11 Uhr los. Es ist bewölkt und dadurch nicht ganz so heiß. Der Eintritt kostet stolze 30 $, für Einheimische übrigens 50 Rupien (28 Cent)!
Nachdem man den Wassergraben überquert hat, läuft man durch die Lustgärten mit Wasserspielen, alles nur noch als Ruinen vorhanden, aber sehr gepflegt und gut beschrieben. Lästig sind die vielen jungen Männern an den Treppenstufen, die einem „hilfreich“ die Hände entgegen strecken und vor den ach so gefährlichen und rutschigen Stufen warnen. Alle wollen uns als Guide gegen Bares nach oben begleiten. Doch unsere Trekkingsandalen haben ausgezeichnete Sohlen und obwohl die Stufen nass sind rutscht da gar nichts. Als mich einer am Arm packt und: „Come on, baby“, ruft, werde ich wütend. „Fass mich nicht an“, zische ich, „sehe ich vielleicht aus, als ob ich Hilfe brauche?“ Von da an ist Ruhe.
Es sollen 1200 Stufen nach oben führen, aber entweder schaffe ich das, oder nicht. Da braucht mir keiner dieser Männer die Hand zu halten. Ungefähr auf halber Strecke gelangt man über eine Wendeltreppe unter einen Felsvorsprung, hier sind Fresken von rund 20 meist barbusigen Frauen zu bewundern, die sogenannten Wolkenmädchen.
Es gilt strenges Fotografierverbot, Schilder mit abgebildeten Handschellen machen klar, dass man sich unbedingt daran halten sollte.
Kurz darauf erreicht man das Löwentor, von dem nur noch zwei steinerne Pranken erhalten sind. Wahrscheinlich führte der Weg durch ein geöffnetes Maul, wie es heute noch bei vielen Tempeln zu sehen ist. Der letzte Teil des Aufstiegs führt über Stahltreppen. Und dann stehen wir mit höchstens noch 15 anderen Besuchern oben. Ich bin ganz schön stolz auf uns.
Hier sind die Grundmauern des früheren Palastes zu sehen. Auf verschiedenen Ebenen standen andere Gebäude und Zisternen.
Eine Weile laufen wir herum und sehen uns von diesem erhöhten Platz die Umgebung an, dann geht es an den Abstieg. Als wir fast wieder unten sind macht keiner der Männer, die immer noch auf zu begleitende Personen warten, Anstalten mir die Hand zu reichen. Auf der umgebenden Mauer toben ein paar Languren herum.
Sie scheinen Spaß daran zu haben, auf der Mauer Anlauf zu nehmen, und dann mit einem Riesensatz den Durchgang zu überspringen. Auch Weibchen mit einem Jungen unter dem Bauch machen bei diesem Spiel mit. Wir schauen ihnen eine Weile zu und laufen dann Richtung Ausgang. Und – es ist gleich 16 Uhr – wieder kommen uns zwei Schulklassen entgegen, die jetzt erst mit der Besichtigung beginnen.
Im Wassergraben widmet sich ein Mann ausgiebig seiner Körperpflege. Die überall aufgestellten Warnhinweise auf Krokodile scheinen ihn nicht zu beunruhigen.
Am nächsten Tag fahren wir in die Innenstadt von Dambullah.
Klaus muss zum Frisör. Ich darf mit hinein in diesen Männerladen. Junge Männer lassen sich ihre Frisuren millimetergenau ziselieren und betrachten sich anschließend kritisch von allen Seiten im Spiegel. Bei Klaus wird erst die Schermaschine angesetzt, dann mit der Schere geschnitten, anschließend gepudert und zum Schluss vollendet ein Rasiermesser das Werk. Aber damit nicht genug, eine Handvoll Haarwasser/Öl-Gemisch wird auf dem Kopf verteilt und kräftig einmassiert. Auch die Arme werden in die Massage mit einbezogen. Während sie arbeiten schauen Frisöre und Kunden fasziniert auf den Fernseher, in dem eine indische Telenovela läuft. Ich verstehe zwar nichts, aber die Story scheint herzzerreißend zu sein. Am Ende zahlt Klaus 500 Rupien. Die einheimischen Männer zahlen nur 200. Das ist in Sri Lanka an der Tagesordnung, mit Ausnahme von Supermärkten, wo alle Artikel ausgezeichnet sind, zahlen Ausländer grundsätzlich mehr.
Nach einer kleinen Stärkung laufen wir über den Markt in Richtung Goldener Tempel. Dabei kommen wir am Großmarkt vorbei.
Hier stehen mit Obst und Gemüse vollbeladene LKW, Klein- und Kleinstlastwagen und natürlich Tuktuks mit ausgebauter Rückbank in langen Schlangen, um ihre Waren abzuliefern. Wir schlängeln uns durch und staunen.
Irgendwie rührend anzusehen, dass da ein Kleinstbauer seine paar Bananenstauden verkauft.
Der goldene Tempel und ein großer goldener Buddah stehen vor einem einzelnen Felsen. Wir sehen uns alles nur von außen an, auch hier sind wieder Touristenpreise fällig und wir verzichten, ein paar Fotos von der vergoldeten Pracht genügen uns heute.
Jetzt bin ich froh, dass es mal wieder gelungen ist, zwei Beiträge in den Blog aufzunehmen. Manches Mal ist das Internet so schwankend, dass die Verbindung immer wieder zusammenbricht. Vor drei Tagen haben wir mit dem Versuch begonnen, zwei Flüge zu buchen, bis es uns vorgestern nach einem weiteren halben Tag endlich gelungen ist. Gestern hatten wir von vormittags bis abends um 7 Uhr überhaupt keinen Strom, weil rundherum Bäume beschnitten werden mussten.