Um kurz vor 10 fährt der Bus schräg gegenüber vom Hotel ab. Inzwischen sind wir schon geübt, trotzdem gibt es mit unseren Koffern wieder eine neue Anweisung. Die Hälfte der Rückbank wird schon von einem Spielzeugauto eingenommen, feuerrot und mit einem deutschen Kennzeichen. Die daneben sitzenden Fahrgäste müssen sich einen anderen Platz suchen. Dann kommen unsere beiden Koffer nebst Klaus auf den freien Platz. Wir sind kaum 30 Minuten gefahren, als der Bus stoppt und in eine enge Gasse rückwärts einbiegt. Schlagartig ist der Bus leer, bis auf uns. Erstaunt registrieren wir, dass die Fahrgäste sich an den Verkaufsbuden mit Essen und Trinken eindecken, auch eine Toilette muss in der Nähe sein. Nach und nach kommen sie – mit Flaschen und Essen versorgt – zurück. Die Zeit, bis alle wieder auf ihren Plätzen sitzen, nutzt ein einarmiger Bettler. Er steigt vorne ein , stellt sich in den Mittelgang und beginnt zu singen, dabei schlägt er einen Schellenkranz gegen seinen Armstumpf. Sein Gebiss ist lückenhaft, um genau zu sein, ist oben nur noch 4 rechts und links vorhanden. Aber besonders die Kinder honorieren seine Darbietung mit begeisterter Aufmerksamkeit. Die Eltern stecken ihnen Geldstücke zu, die sie dem Mann dann stolz reichen. Ich gebe ihm einen 20 Rupien Schein zu, was mein Sitznachbar mit einem anerkennenden Lächeln kommentiert. Ein weiterer Einarmiger steigt ein, ein Krokodil ist Verursacher dieser Behinderung, erklärt er uns. Er bekommt natürlich auch etwas. 
Bis zum Umsteigen verläuft die Fahrt wie gewohnt, aber nach dem Buswechsel geht es in die Berge, denn unser Ziel Ella liegt auf über 1000 m Höhe. Wie gut, dass der Bus untermotorisiert, und damit dem Fahrer die Möglichkeit zu riskanten Manövern genommen ist. Dafür sind die Autos jetzt im Vorteil und nutzen jede noch so unübersichtliche Kurve, um an dem roten Bus vorbei zu kommen. Ab und zu kann man tief in den Abgrund blicken, nichts für ängstliche Gemüter. Wir kommen nach zweieinhalb Stunden Fahrt im Zielort an und reiben uns erstmal die Augen. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, dass die Einheimischen in der Minderheit sind. Ella scheint ein Magnet für Backpacker zu sein. Überall laufen junge Menschen mit riesigen Rucksäcken herum. Wir suchen zuerst mal eine Bar auf, wir brauchen etwas zu essen. Laut Internet ist unsere Unterkunft nur 280 m entfernt, das können wir doch zu Fuß schaffen. Erst geht es bergauf dann bergab und wieder bergauf. Da kommt uns eine Frau entgegengelaufen, und als sie sicher ist, dass wir die erwarteten Gäste sind, schnappt sie sich kurz entschlossen meinen Koffer, hebt ihn auf den Kopf und läuft in ihren Flip-Flops trittsicher wie eine Gämse den schmalen steilen Weg hoch. Trotz besserer Schuhe bin ich nicht so schnell wie sie.
Wir beziehen unser Zimmer im Haus der Tochter und machen dann einen Spaziergang durch Ella.

Die Höhenlage macht sich sowohl in Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit bemerkbar, richtig angenehm. Uns ist schnell klar, dass all die Ziele der jungen Backpacker wie Little Adams Peak, und Wasserfall nicht unsere sind, aber eine Wanderung zur Neun-Bogen-Eisenbahnbrücke sollte morgen schon drin sein. Abends essen wir in einem Restaurant, in dem gerade ein Kochkurs stattfindet. Offenbar sieht man uns unser Interesse an, und so schreiben wir uns kurz entschlossen für den nächsten Abend auf die Teilnehmerliste. Hier in dieser Unterkunft haben wir schnelles Wifi, aber dafür fällt der Strom häufig aus. Ich weiß nicht, ob mir diese Variante oder das Gegenteil besser gefällt, für meinen Blog und die Kontaktpflege ist beides lästig. Und in dieser Nacht frösteln wir erstmals wieder, obwohl wir kuschelige Vliesdecken mit niedlichen Mustern bekommen haben.
Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Brücke. Die Strecke ist 4 km lang, und wir laufen los und wimmeln alle Fahrangebote ab.

Es geht meist bergauf, an einem kleinen See vorbei, durch ein Teefeld. Bergauf laufen gehört nicht zu meinen Stärken, und so geht Klaus schon mal voraus.
Und dann geht es auch wieder bergab, und zwar ganz schön steil. Zwei Engländer kommen mir entgegen und meinen, das hier sei der leichte Part. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und drehe auf der Stelle um, langsam wieder bergauf.

Zwei junge Frauen aus Belgien holen mich ein, vielleicht sind sie auch froh über eine kleine Verschnaufpause, jedenfalls bleiben sie stehen und wir plaudern eine ganze Weile sehr angeregt miteinander.
Sie haben es sich einfach gemacht, und sind den Hinweg vom Bahnhof aus auf den Schienen gelaufen. Ist zwar verboten, aber das kümmert niemanden, das macht hier jeder. Am höchsten Punkt setze ich mich auf einen Stein und warte auf Klaus, der wirklich unten an der Brücke war.



Das muss belohnt werden, und darum setzen wir uns in eins der vielen kleinen Lokale und bestellen uns Mango-Lassi.
Um 18 Uhr beginnt der Kochkurs. Wir sind sechs Teilnehmer, zwei Schweizerinnen, ein Paar aus England und wir. Wir haben eine Kursleiterin, die von ihrem Mann unterstützt wird. Gekocht wird Reis mit Fischcurry, Dhal, Kartoffeln, Bohnengemüse, Salat und Papadam.
Die Teilnehmer pellen und schneiden Zwiebeln und Knoblauch, hacken Chilischoten und Tomaten und raspeln Kokosnuss.
Dafür gibt es ein Gerät, das wie eine Zitronenpresse aussieht, aber Zacken hat. Die halbierte Kokosnuss wird mit links darauf gedrückt und mit der anderen Hand fleißig die Kurbel gedreht, bis nur noch die harte Schale übrig ist. Die Küche Sri Lankas ist unglaublich scharf, aber wir kochen in abgemilderter Form. Beim Dhal wird ein halber Teelöffel Chili zugegeben, unsere Vorköchin nimmt privat 3 bis 4 gehäufte Teelöffel. Die Truppe ist etwas öde, als ob die Teilnehmer nicht zum Spaß hier sind, sondern vor einer schwierigen Prüfung stehen. Erst beim Essen lockert sich die Stimmung; ob es am Bier liegt?
Auf jeden Fall schmeckt uns was wir gekocht haben, und wir haben wirklich etwas gelernt.

Glück gehabt, zwar werden wir die nächsten 6 ½ Stunden rückwärts fahren, aber alles ist besser als stehen.
Viele Einheimische sind mit im Zug und vertreiben sich die Zeit mit Singen und Klatschen. Ihr Repertoire ist unerschöpflich, so werden wir bestens unterhalten. Als wir dann durch den ersten Tunnel fahren, hört der Gesang abrupt auf, dafür setzt ein lautes Huhu-Geheule ein, das wiederholt sich bei jedem Tunnel.
Nach einiger Zeit fahren wir durch die ersten Tee-Plantagen und sehen Pflücker bei der Arbeit.
Dazwischen immer wieder Wasserläufe und Wasserfälle, an denen einheimische Frauen Wäsche waschen und Männer Kanister füllen.

Verhungern oder verdursten muss auch niemand, alle möglichen Arten von Proviant und Getränken werden verkauft. Es duftet herrlich, und die offenbar noch warmen Gebäckstücke finden reißenden Absatz. Wir geben uns mit einem Beutel Ananasstückchen zufrieden.
Auf dem Weg zu unserem Hotelchen kommen wir am Kandy-Lake vorbei. Ein künstlicher See, den der letzte König vor dem Zahntempel, dem größten Heiligtum der Buddhisten in Sri Lanka, anlegen ließ.
Auch hier wieder viele Stände, an denen die Gläubigen ihre Opfergaben kaufen können. Alles noch schöner, noch aufwändiger als wir es bisher gesehen haben.
Der Tempelbezirk ist durch hohe Zäune abgesperrt, und an den Eintrittskassen drängen sich die Menschen. Wir laufen am Tempel vorbei, bis zum Ende des Sees und biegen in eine Geschäftsstraße ein. Schon seit Tagen gibt es Probleme mit der Internetverbindung, wir brauchen einen externen WLAN-Adapter und bekommen ihn auch tatsächlich in einem der vielen Handy-Läden. Handys sind allgegenwärtig. Alle Menschen, mit denen wir zu tun hatten, benutzen sie fleißig. Auch das kleinste Hotel oder Homestay bietet kostenloses WLAN an, was in Deutschland noch lange nicht selbstverständlich ist.
Es scheint sich zu lohnen, denn Sonntag ist Familientag.
Und natürlich will er mich doch überzeugen, mir einen Sari zuzulegen. Wenigstens anprobieren soll ich ihn, er sucht einen seidenen in blau/rot heraus und knotet, fältelt und wickelt mich darin ein. „Er braucht nur ganz wenig Platz,“ erwidert er auf meinen Einwand keinen zu haben.

Die Küchen sind offen und wirken klinisch sauber. Man kann zusehen, wie die Mahlzeit zubereitet wird. Alles ist perfekt organisiert, und als ich Fotos mache, winken die Köche mir fröhlich zu. Leckeres Essen.

Da gibt es Kanonenkugelbäume, die an den Stämmen gleichzeitig mit merkwürdigen Blüten an die hundert harte bis zu 24 cm Durchmesser dicke Kugeln tragen.

Oder Brettwurzelbäume,
die lange Allee mit den eleganten, über 20 m hohen Palmyrah-Palmen,




Kakteen und
Orchideen.
Nicht einfach, hier den Überblick zu behalten. Aber sofort ist einer der verlässlichen Schlepper an unserer Seite. „Wohin?“ fragt er, „Dambullah,“ antworten wir und natürlich weiß er Bescheid und lotst uns durch die kreuz und quer stehenden Busse zu einer Stelle wo ein Kleinbus steht. Tatsächlich, der fährt nach Dambullah, ist klimatisiert und hält nicht überall. Erst müssen die Koffer verstaut werden. Auch hier ist vorne neben dem Fahrer Platz, aber entsprechend dem Kleinbus auch nur ein kleiner; denn daneben sitzt noch ein Fahrgast. Der macht sich auch prompt an unseren Kofferrädern sein blütenweißes Hemd schmutzig. Kümmert aber niemanden.
Winzige Geschäfte mit allem, was der Reisende brauchen könnte, Obst- und Getränkeverkäufer, und natürlich auch kleine Restaurants. Eins davon ist einen Meter von meinem Fenster entfernt.
Der Besitzer steht davor und reinigt mit Hölzchen und Fingern hingebungsvoll sein Gebiss. Kurz darauf steht er hinter der Theke und steckt Backwaren mit genau der Hand in eine Tüte. Guten Appetit.
Dieses Mal wohnen wir in einem Homestay mit zwei Schlafzimmern. Der junge Mann und seine Mutter reißen sich ein Bein aus, um ihre Gäste zufrieden zu stellen. Sie scheinen ehrgeizig zu sein, auf dem großen Grundstück entstehen gerade drei neue Zimmer mit Bad. Es gibt eine kleine Speisekarte mit Gerichten zu unglaublich niedrigen Preisen. Auf die Frage, wann wir essen können heißt es: „Jederzeit,“ Mama kocht auf Zuruf. Und die Portionen sind immer um die Hälfte zu groß. Danach kommen noch verschiedene Obstsorten auf den Tisch. Beim Frühstück ist es nicht anders, ein zweiter Tisch muss dazu geschoben werden, damit alles angebotene Platz findet. Pro Nacht zahlen wir inklusive Frühstück 13 €.
Am nächsten Tag wollen wir nach Sigiriya zum Löwenfelsen, einem 200 m hohen Monolith aus Granit. Der hat eine lange Geschichte und ist eine der Attraktionen im kulturellen Dreieck.
Im 5. Jahrhundert n.C. wurde auf dem Felsen ein Palast errichtet und rundherum entstand eine Stadt mit Lustgärten. Umgeben ist die Anlage von einem Wassergraben. Heute ist sie Weltkulturerbe und steht somit bei fast jedem Touristen auf der Besuchsliste. Obwohl empfohlen wird, für einen Besuch den frühen Morgen oder den späten Nachmittag zu wählen, fahren wir gegen 11 Uhr los. Es ist bewölkt und dadurch nicht ganz so heiß. Der Eintritt kostet stolze 30 $, für Einheimische übrigens 50 Rupien (28 Cent)!
Es sollen 1200 Stufen nach oben führen, aber entweder schaffe ich das, oder nicht. Da braucht mir keiner dieser Männer die Hand zu halten. Ungefähr auf halber Strecke gelangt man über eine Wendeltreppe unter einen Felsvorsprung, hier sind Fresken von rund 20 meist barbusigen Frauen zu bewundern, die sogenannten Wolkenmädchen.
Kurz darauf erreicht man das Löwentor, von dem nur noch zwei steinerne Pranken erhalten sind. Wahrscheinlich führte der Weg durch ein geöffnetes Maul, wie es heute noch bei vielen Tempeln zu sehen ist. Der letzte Teil des Aufstiegs führt über Stahltreppen. Und dann stehen wir mit höchstens noch 15 anderen Besuchern oben. Ich bin ganz schön stolz auf uns.
Eine Weile laufen wir herum und sehen uns von diesem erhöhten Platz die Umgebung an, dann geht es an den Abstieg. Als wir fast wieder unten sind macht keiner der Männer, die immer noch auf zu begleitende Personen warten, Anstalten mir die Hand zu reichen. Auf der umgebenden Mauer toben ein paar Languren herum.
Sie scheinen Spaß daran zu haben, auf der Mauer Anlauf zu nehmen, und dann mit einem Riesensatz den Durchgang zu überspringen. Auch Weibchen mit einem Jungen unter dem Bauch machen bei diesem Spiel mit. Wir schauen ihnen eine Weile zu und laufen dann Richtung Ausgang. Und – es ist gleich 16 Uhr – wieder kommen uns zwei Schulklassen entgegen, die jetzt erst mit der Besichtigung beginnen.
Klaus muss zum Frisör. Ich darf mit hinein in diesen Männerladen. Junge Männer lassen sich ihre Frisuren millimetergenau ziselieren und betrachten sich anschließend kritisch von allen Seiten im Spiegel. Bei Klaus wird erst die Schermaschine angesetzt, dann mit der Schere geschnitten, anschließend gepudert und zum Schluss vollendet ein Rasiermesser das Werk. Aber damit nicht genug, eine Handvoll Haarwasser/Öl-Gemisch wird auf dem Kopf verteilt und kräftig einmassiert. Auch die Arme werden in die Massage mit einbezogen. Während sie arbeiten schauen Frisöre und Kunden fasziniert auf den Fernseher, in dem eine indische Telenovela läuft. Ich verstehe zwar nichts, aber die Story scheint herzzerreißend zu sein. Am Ende zahlt Klaus 500 Rupien. Die einheimischen Männer zahlen nur 200. Das ist in Sri Lanka an der Tagesordnung, mit Ausnahme von Supermärkten, wo alle Artikel ausgezeichnet sind, zahlen Ausländer grundsätzlich mehr.
Hier stehen mit Obst und Gemüse vollbeladene LKW, Klein- und Kleinstlastwagen und natürlich Tuktuks mit ausgebauter Rückbank in langen Schlangen, um ihre Waren abzuliefern. Wir schlängeln uns durch und staunen.


Es liegt in zweiter Reihe am Strand und von den 12 Zimmern in einer rundherum durch Mauern geschlossenen Anlage sind gerade mal 2 besetzt.
Am Strand liegen Kühe. Die können hier ein selbstbestimmtes Leben führen, laufen frei herum, haben die Kälber bei sich, überqueren die Straßen, wann und wie schnell es ihnen passt, und jeder nimmt Rücksicht.
Am Wochenende fahren viele Busse die Einheimischen aus der Umgebung an diesen Strand. Die schmale Straße ist links und rechts von Verkaufsbuden gesäumt, in denen Getränke, Süßigkeiten, Knabbereien, Spielzeug und Trockenfisch? angeboten werden. Viele der Frauen sind schwarz verhüllt. Diejenigen, die dem Hinduglauben angehören, tragen Saris, mit denen sie auch ins Wasser gehen. Dieser Strand könnte wunderschön sein, wenn nur nicht überall Abfall herumliegen würde. Plastiktüten und –flaschen, Zigarettenschachteln und –kippen, Kekstüten, Verpackungen und Reste von allem, was mit an den Strand gebracht wurde. Und zwischendrin die Kuhfladen. Also Augen halbzu, und einen der raren Schattenplätze gesucht. Wir sind gerade das zweite Mal im Wasser, als eine Gruppe Jugendlicher auf unseren Schattenbaum zusteuert. Sie sehen uns, winken, schnappen sich die Badetasche und tragen sie direkt an den Strand. Dann machen sie es sich unter dem Baum gemütlich.
Es ist heiß und staubig. Vor der Markthalle steht eine Gruppe Axishirsche. Ausgerechnet hier, mitten in der Stadt umtost vom Verkehr. In den Nationalparks gelten sie als die scheuesten Tiere überhaupt. Wir kaufen uns etwas Obst, was der Marktfrau einiges Kopfzerbrechen bereitet. Sie bietet uns 4 Mandarinen für 100 Rupien an. Wir wollen 6 und sagen 150. Der Mann am Nachbarstand hat einen Taschenrechner und muss das für sie ausrechnen. Auch für die zu ermittelnde Summe aus 1000 plus 150 braucht sie seine Unterstützung.
Abends lassen wir uns den Grill mit Fisch und Seafood vollpacken, schließlich ist Sonntag.
Die putzigen Welpen dazwischen lassen uns auch in anderer Hinsicht dahin schmelzen.
Im Garten beobachten wir ein Agamen-Paar. Er versucht sie durch seinen blauen Kopf und Hals zu beeindrucken. Sie schaut ihm interessiert zu.
dort wird getrommelt und dazwischen die Bäckerei-Tuktuks,
die man durch ihre elektronischen Erkennungsmelodien sofort wahrnimmt. Die Mischung von „It’s a small world“ und „Für Elise“, wenn zwei oder mehr dieser praktischen Fahrzeuge sich begegnen, tut allerdings manchmal in den Ohren weh.
Abends lassen wir uns zum letzten Mal Tiger-Prawns und Kalamari vom Grill in unserem Lieblingsrestaurant Nilaa schmecken. Dann schreiben wir noch unseren Kommentar auf die grün gestrichene Wand und verabschieden uns aufs herzlichste von Priyan und seinen Mitarbeitern.
Aber irgendwann hat auch der letzte die andere Straßenseite erreicht und weiter geht die wilde Fahrt. Ein Paar mit zwei Kindern ist im Bus. Der Junge turnt auf einem Sitz herum, sorgenvoll vom Schaffner beäugt. Wie schnell kann er sich bei einem Bremsmanöver verletzen. Als die Eltern keine Anstalten machen, ihren ausgelassenen Sprössling zu bändigen, setzt sich der Schaffner neben ihn und spricht leise auf ihn ein, bis der Junge setzt sich brav hinsetzt.
Die Landschaft ist hügelig, dazwischen immer wieder Seen und trockene Senken, die vom bevorstehenden Monsun erneut gefüllt werden müssen. Ab und zu stehen Warnschilder mit Elefantenmutter und –kalb am Straßenrand, aber leider will heute kein Dickhäuter die Straße überqueren.
In Vavuniya ist Endstation. Als wir aussteigen, werden wir vom Schaffner des Busses nach Jaffna in Empfang genommen. Vermutlich hat ihn der Kollege per Handy informiert. Und so haben wir quasi einen fliegenden Wechsel. Zeitweilig herrscht drangvolle Enge. Jeder Sitz wird besetzt, und wenn wir beide plus ein weiterer Fahrgast in einer 3er Reihe sitzen, wird es ganz schön eng. Pro Sitzplatz stehen 38 cm! zur Verfügung. Auch das Unterhaltungsprogramm, ein Film á la Gräfin Marizza mit Marika Röck mit viel Gesang und Tanz, nur auf indisch, vermag uns nicht abzulenken von dem Gefühl, in einer Sardinenbüchse zu stecken. Je weiter wir in Richtung Norden kommen, um so mehr verändern sich Land und Leute. In der Nordprovinz leben seit dem Bürgerkrieg nur wenige Muslime und Buddhisten. Die Frauen tragen Saris oder schmale Hosen und Kaftane und sind damit flott auf dem Moped unterwegs.
Der Bus fährt über den vor Jahren heiß umkämpften Elefantenpaß und wir erreichen Jaffna gegen 15 Uhr. An vielen Häusern sehen wir Einschußlöcher und auch viele verlassene – ehemals wunderschöne Villen – die von der Vegetation langsam überwuchert werden.
Die Gruppe der Freundinen hat sich für pink/gold entschieden. Auch die Männer sind festlich in seidene Sarongs in creme/gold und Hemden in pink gekleidet.
Das geschmückte Auto steht bereit, aber leider sehen wir die Hauptpersonen nicht, die werden vermutlich irgendwo abgeholt. Die Gäste steigen in einen bereit stehenden Kleinbus und fahren davon. Und wir machen uns auf den Weg zur Hauptpost, um unser Paket aufzugeben.
Am Rand sitzen und stehen viele Personen und schauen interessiert zu. Vermutlich Familienangehörige und Freunde der Fahrschüler.
Eindeutig falsch, es ist zwar vieles verboten, aber hinein darf man, und sogar kostenlos.




Ein Mann sitzt an einer alten Nähmaschine und betreibt Upcycling. Er näht aus gebrauchten Textilien Sattelüberzüge für Fahrräder und möchte unbedingt von uns fotografiert werden.
Es wird zwar langsam dunkel, aber die Straße ist nicht übermäßig befahren.
Die Landschaft ist weiterhin flach und karg.
Über eine ca. 2 km lange Brücke erreichen wir die Mannar-Insel. 
Ei
Das eigentliche Zentrum Mannars scheint um den Busbahnhof herum zu liegen. Viel mehr ist nicht zu sehen.
Als wir durch das Fischerviertel laufen, wird uns geraten, auf keinen Fall bei Dunkelheit noch hier zu sein. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, aber auch da ist nicht wirklich was vorhanden. Ein Imbiss muss es heute Abend tun. Enttäuscht laufen wir zurück.
Anuradhapura war Jahrhunderte lang Königssitz und damit Hauptstadt. Wir machen einen langen Spaziergang in die Innenstadt. Der heilige Bodhibaum und der Tempelbezirk sind nicht unser Ziel, wir haben keinen Zugang zur buddhistischen Religion. Viel lieber durchstreifen wir die Nebenstraßen und –gassen.



Amüsiert betrachte ich eine muslimische Familie mit einem Neugeborenen. Das Baby weint, und die junge Mutter schaukelt es solange, bis es eingeschlafen ist. Dann nimmt ihr eine ältere Frau – ich tippe auf die Schwiegermutter – das Kind ab, das daraufhin wieder zu schreien beginnt. Nun ist die Mutter dran, aber sobald es ruhig ist, verlangt die Ältere es wieder. So geht es zig mal hin und her. Und jetzt zeigt sich auch, wie praktisch doch so ein Kopftuch ist, als das Baby spuckt wischt die Ältere dem Säugling mit Mamas grünem Tuch schnell mal den Mund ab. Die Kinder werden in Raum 23 behandelt. Dort versuchen besorgte Eltern immer wieder, sich vorzudrängeln. Sie werden abgewiesen, das Nummernsystem scheint zu funktionieren.
Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Tage beschert uns ein leichtes Afrika-Gefühl. Ein kleines Häuschen mit überdachter Veranda auf einem wunderschönen, leicht verwilderten Grundstück, die tragenden weißen Säulen mit braunen Mustern. Unser Gastgeber Sereno, der gemeinsam mit seiner Partnerin Kumari die kleine Anlage betreibt fragt, ob wir schwimmen gehen wollen. Schon, aber wo. Er läuft mit uns ein paar hundert Meter weit bis zu einem Fluss.
„Krokodile,“ frage ich. Er lacht, hier sei es ungefährlich, erklärt er uns, und geht zum Beweis gleich ins Wasser. Das hat eine herrliche Temperatur und fühlt sich auf der Haut wie Samt an. Wir schwimmen ans andere Ufer. Kurz darauf sind zwei Kinder da, dann kommt ihre Mutter mit einer großen Schüssel und wäscht im Fluss stehend die Wäsche. Danach wäscht sie dem Jungen und sich gründlich die Haare. Das mache ich morgen auch.
Als erstes die kunstvollen Nester von Webervögeln.
Bald sehen wir den ersten Pelikan,
ein Fischadler-Paar, Black-Nack-Störche, Ibisse, Reiher,
es müssen ein paar hundert sein. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Eine Frau schneidet die wie Palmwedel aussehenden aber mit heftigen Dornen bewehrten Zweige und schält sie gleich. Aus denen werden Körbe geflochten.
Ein Mann ist im Lotosteich unterwegs und schneidet Knospen in Mengen.
Bei der Gelegenheit werden gleich noch ein paar Fische herausgeholt.
Dort auf dem Weg, den wir gestern morgen gelaufen sind, trabt ein junger Elefant. Und keiner hat die Kamera griffbereit. Klaus nestelt seine heraus und versucht ihn noch zu erwischen. Jetzt sind wir hellwach.
Noch ein paar Kilometer bis zum Wilpattu Nationalpark. Eine Straße verläuft gerade durch den Park, eine richtige Waschbrettpiste. Anders als Bundala hat Wilpattu viel mehr dichten Dschungel. Als wir das erste Rudel Axishirsche sehen, sind wir begeistert.
Während dieser Safari sehen wir so viele Rudel, es müssen mehrere hundert Tiere sein. Auch die ersten Vögel erscheinen, Fischadler, Pfauen,
Ceylonhähne,
Bienenfresser und viele andere. Und dann beginnt es zu regnen. Erst bleiben wir unbeeindruckt, aber als der Regen heftig vom Himmel fällt, rollen wir die leider nicht ganz durchsichtige Folie vor unserem Aussichtsfenster herunter. Der Regen läuft in Strömen herunter und uns auf die Füße. Zwischenzeitlich hört es auf zu regnen, aber jedes Mal, wenn wir unter den niedrigen Ästen hindurch fahren, kriegt einer von uns eine kalte Dusche. Mehrere Male rollen wir die Folie rauf und runter; denn fotografieren ist durch sie nicht möglich. Irgendwann haben wir keinen trockenen Faden mehr am Körper.
Ein besonders cleverer Axishirsch hat sich von seiner Gruppe abgesondert und versucht von den vielen Leckerbissen etwas zu erbetteln. Er lässt sich streicheln und aus der Hand füttern. Sein asymmetrisches Geweih fühlt sich ganz warm an, das überrascht mich. Er klaut einem Touristen seine Sandwichverpackung aus der Hand und versucht die Plastikfolie zu fressen, die anscheinend gut riecht. Einer der Guides rennt hinter ihm her und versucht sie ihm abzunehmen. Hoffentlich hat er Erfolg.
Zwei Mütter mit ihren Jungen. Wie schön, sie drehen uns zwar schnell den Rücken zu, und einer der Kleinen versteckt sich hinter einem Busch, aber wir bleiben so lange stehen und beobachten sie, bis sie im dichten Buschwerk verschwinden.

Hier hat der Sturm 3 Bäume umgeworfen, die jetzt auf der Fahrbahn liegen. Die Polizei räumt – unterstützt von ein paar Männern – die Straße.