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Selamat muss heute Morgen Irwan vertreten, der bereits wieder im Haus am Fluss arbeitet. Er holt ein Tuktuk und begleitet uns auf dem Moped zur Bushaltestelle. Etliche Mopeds mit geflochtenen Doppelkörben sind schon unterwegs.
Toll, was man darin alles transportieren kann: Kinder, Tiere, Palmölfrüchte, Bambusstangen und vieles mehr. Wir frühstücken erst einmal – ohne Bananenpfannkuchen können wir die Fahrt keinesfalls antreten. Pünktlich um 8.30 Uhr geht es los. Mit uns fahren drei richtig nette junge Frauen. Zwei aus Luxemburg und eine aus Deutschland. Wir unterhalten uns angeregt, bis alle drei uns in Medan verlassen. Schade, mit solch einer Begleitung vergeht die Zeit wie im Flug.
Unser Fahrer steuert ein Lokal an, er braucht dringend etwas zu essen, wir auch. Es gibt keine Speisekarte, wir dürfen uns selbst aus den Töpfen bedienen. Fünf Stunden Fahrzeit haben wir noch vor uns. Auch hier sind die Straßen in keinem guten Zustand. Aber unser Fahrer schafft das, von morgens 8.30 Uhr bis 17 Uhr mit einer kleinen Mittagspause. Respekt.
Langsam führt die Straße bergauf bis auf 1200 Meter. Dann geht es in langgezogenen Kurven bergab zum 850 Meter hoch gelegenen Toba-See. Etliche Makaken hocken auf der Leitplanke in der Hoffnung auf rausgeworfene Lebensmittelreste. Gebannt schauen wir aus dem Fenster. Wir haben den größten Kratersee der Erde vor uns. Mit 87 Kilometern Länge und 27 Kilometern Breite ist er mehr als dreimal so groß wie der Bodensee. Seine Tiefe beträgt beeindruckende 500 Meter. Entstanden ist der See nach dem Ausbruch des Vulkans Toba vor 74.000 Jahren. Die gewaltige Eruption hatte das Potential den überwiegenden Teil der Menschheit auf der nördlichen Halbkugel auszurotten. Zumindest steht sie unter dem Verdacht Auslöser einer Eiszeit gewesen zu sein, die große Teile der Nordhalbkugel erstarren ließ. Was genau die Auswirkungen waren, versuchen die Wissenschaftler mit neuesten Untersuchungsmethoden herauszufinden.
Die in der Mitte gelegene Insel Samosir in der Größe von Ibiza ist unser Ziel. Eine richtige Insel ist Samosir erst seit 1906, als ein 20 Meter breiter Kanal durch die 200 Meter breite Landbrücke gegraben wurde.
Um 6 Uhr legt das Boot ab und der „erste Offizier“ fragt jeden Fahrgast, wo er auf Samosir wohnt. Begleitet von lauter Rock-Musik tuckert das Boot zur Insel und steuert den Anleger des ersten Hotels an. Einige Gäste steigen aus und die Fahrt geht weiter. Nach dem dritten Stopp hatte das Boot schon wieder abgelegt, als ein Pärchen feststellt, dass es vergessen hat auszusteigen. Alles kein Problem, das Boot fährt eine Kurve und legt erneut an Haltepunkt 3 an. Etwas später sind auch wir an unserem Gästehaus angelangt. Vom Anleger ziehen wir unsere Koffer ein paar Meter auf dem gepflasterten Weg nach oben. Bequemer geht es nicht. Unsere Terrasse ist 10 Meter vom Ufer entfernt, eine Lage die an einem der italienischen Seen für uns unbezahlbar wäre.
Zum Abendessen gehen wir in ein Lokal gleich nebenan. Es wurde in einem der Internetportale lobend erwähnt. Wir wundern uns nur kurz, dass wir die einzigen Gäste sind. Aus der Küche hört man laute Streitereien. Ein Kind wird verhauen, es brüllt gegen das Geschrei der Erwachsenen an. Hätten wir nicht schon bestellt, würden wir jetzt aufstehen und gehen. Ein weiteres Mal wird man uns hier nicht sehen.
Wir verbringen ein paar entspannte Tage in Tuktuk mit Schwimmen und Laufen. Das Wasser des Sees ist kristallklar und hat eine angenehme Temperatur.
Bei einer kleinen Wanderung sehen wir Kakaobäume; erst vereinzelt, dann Plantagen. Die Bäume sind nicht höher als 2,50 Meter, das macht die Ernte einfacher. Kakaobäume können gleichzeitig blühen und Früchte tragen. Die gelben bis roten Früchte werden bis zu einem halben Kilo schwer. Dann werden sie einzeln mit der Machete vom Stamm geschlagen ohne die Baumrinde zu verletzen. Bis leckere Schokolade daraus wird, sind noch viele Arbeitsschritte nötig.
Weil wir noch etwas mehr von Samosir sehen wollen, mieten wir uns ein Moped und fahren die Küstenstraße entlang. Hier herrscht nicht so dichter Verkehr wie anderswo, so dass wir den Mut fassen – ausgestattet mit wuchtigen Helmen – selbst zu fahren. Genauer gesagt, Klaus fährt und ich sitze hinter ihm. Anfangs etwas verkrampft, dann immer mutiger geht es erst nach Norden, dann nach Westen auf einer der Küstenlinie folgenden Straße. Links sehen wir, wie steil der Hang abfällt. Das Innere Samosirs ist nur zu Fuß oder wahrscheinlich auch mit geländegängigen Motorrädern zu erreichen. Häufig sehen wir die typischen Holzhäuser mit dem schrägen Spitzgiebel, zum Teil noch traditionell verziert. Hier lebt das Volk der Batak, die hauptsächlich Christen sind. Vor hundert Jahren sollen sie noch Menschenfresser gewesen sein.
Sicherheitshalber machen wir in einem veganen Restaurant Rast. Es ist uns von einem deutschen Paar (keine Veganer) wärmstens empfohlen worden und wir werden nicht enttäuscht, das Essen schmeckt unglaublich gut. Dazu kommt der schön gestaltete Garten mit Blick auf den See. Einfach ein Ort zum Entspannen – wunderbar. Am letzten Abend noch einen marinierten gegrillten Fisch aus dem See mit Blick auf denselben.
Die Abfahrt lässt uns wieder schmunzeln. Wir werden am Anleger unseres Hotels abgeholt und das Boot steuert die nächsten Hotels auf der nur dem Kapitän bekannten Liste an. Es geht auch heute nicht ohne ein paar „Schleifen“, wenn Fahrgäste unpünktlich sind, wird umgedreht. Ganz zum Schluss fahren wir noch mal fast die halbe Strecke zurück; denn ein Motorrad muss noch mit. Drei Mann befördern es auf das Boot und schieben es auf die linke Laufseite, hier kommt jetzt niemand mehr durch.
Am Hafen in Parapat auf dem Festland herrscht ein riesiges Gedränge. Der Markt schließt direkt an den Anleger an. Wir ziehen unsere Koffer slalomartig über den matschigen Boden bis zum Café mit angeschlossener Reiseagentur, wo wir vor fünf Tagen schon die Tickets für die Weiterfahrt nach Medan gekauft haben. Autos und die rostigen öffentlichen Busse versuchen – umrundet von Mopeds – aus dem Gedränge herauszukommen. Vom etwas erhöhten Platz im Café aus beobachten wir das Treiben. Das ist der urigste Markt, den wir bisher zu sehen bekommen haben. Hier wird nicht nach Sorten getrennt, alle Stände stehen wild durcheinander.
Ich wage noch einen kurzen Rundgang durch den gegenüberliegenden Fischmarkt. Obwohl ich mit meinem Rucksack nicht wirklich schwer als Reisende zu erkennen bin, versuchen alle mir irgendwelche noch lebenden Fische zu verkaufen. Anschließend laufe ich noch 100 Meter durch Matsch und Sand, um den Fischgeruch von den Sohlen zu bekommen.
Kurz nach der Abfahrt müssen wir eine Engstelle passieren. Ein Holzlaster ist umgestürzt, zu unserem Glück auf die gegenüberliegende Seite, so dass wir die Unfallstelle gerade noch passieren können. Wie es den entgegenkommenden Lastern wohl ergeht? Unseren Van teilen wir uns mit drei jungen Frauen, einem jungen und einem alten Mann. Der sitzt neben mir und hält sich mit der linken Hand krampfhaft am Türgriff fest. Kurze Zeit später ist er eingeschlafen und sein Arm fällt herunter und seine Hand prallt auf den neben ihm befestigten Feuerlöscher. Er jammert leise und reibt die schmerzende Stelle. Nachdem das dreimal passiert ist und seine Begleiterinnen auf dem Rücksitz selig schlummern und deshalb nichts mitbekommen, befestige ich eine Schlaufe am Griff und er hängt dankbar seinen Arm hinein. Vorsorglich polstere ich noch den Feuerlöscher mit einem mehrfach zusammengelegten Tuch. Klaus tauscht während einer Pause den Platz mit ihm. An der anderen Seite ist kein Feuerlöscher und oh Wunder, seine Hand fällt nicht ein einziges Mal runter dafür schläft er mit dem Kopf auf meiner Schulter.
Am nächsten Tag fliegen wie zurück nach Kuala Lumpur. Eine asiatische Airline – vergleichbar mit dem Standard von Ryan Air – hat das Motto: „Jeder kann fliegen“ gewählt. Das können wir wirklich bestätigen. Offenbar sind einige der Passagiere das erste Mal am Flughafen. Vor den Rolltreppen staut es sich. Die leicht zu erkennenden Erstflieger beäugen misstrauisch die Rolltreppe. Sie müssen sich wohl erst vergewissern, dass nicht plötzlich eine Stufe fehlt und sie ins Leere stürzen. Aber irgendwann haben es doch alle geschafft und sitzen in der Maschine.
Zum letzten Mal Kuala Lumpur. Wir wohnen wieder in Brickfield (Little India) mit kurzem Zugang zur Monorail. Dort bewegen wir uns inzwischen mit schlafwandlerischer Sicherheit. Verschiedene technische Kleinigkeiten sind zu besorgen, und günstiger als hier werden wir die später wohl nicht mehr bekommen. Beim Herumlaufen kommen wir zu einer großen Shopping-Mal. Erstaunt registrieren wir, dass der Boden ab und zu vibriert und ein Grollen zu hören ist. Des Rätsels Lösung: Im Gebäude fährt eine Achterbahn, sogar ein Looping ist eingebaut. Etliche andere Fahrattraktionen sind aufgebaut. Kinder zerren ihre Eltern in Richtung Kasse, sie wollen unbedingt mit dem ein oder anderen Karussell fahren. Eine Tafel mit Größenschema macht allerdings manche Hoffnung zunichte. In die heißbegehrte Achterbahn dürfen Kinder erst ab 1,40 Meter Körpergröße.
Den Abend – es ist mein Geburtstag – verbringen wir in einem japanischen Lokal. Vor unseren Augen werden kleine Spießchen mit den unterschiedlichsten Fleisch und Gemüsesorten gegrillt. Ein schönes Erlebnis und ein gut schmeckendes dazu.