in Bentota. Amith will uns unbedingt den großen Tempel in Beruwala zeigen und steht um 14 Uhr mit seinem Tuktuk bereit. Schon lange vor Erreichen der Anlage sehen wir die riesige Buddhastatue.
Und hier sehen wir auch den ersten Elefanten in Sri Lanka, seine Vorderbeine sind mit Ketten gefesselt. Was für ein trauriger Anblick. Bloß nicht fotografieren; denn er steht nur hier, damit sein Besitzer kassieren kann.
Amith kauft einen Strauß Lotosblumen. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen durch den strömenden Regen zu einem Tempel, der um einen riesigen Bodhibaum (Pappelfeige) gebaut ist.
Unter einem solchen Baum wurde Buddha erleuchtet und in dem Tempel werden in plastischen Schaubildern Stationen aus seinem Leben dargestellt. Ein Ableger dieses Baumes soll im 3. Jahrhundert v. Chr. per Schiff nach Sri Lanka gebracht worden sein. In Anuradhapura steht er noch heute und wird von Buddhisten verehrt. Die Pappelfeige in Beruwala soll wiederum ein Ableger dieses Bodhibaumes sein. Amith bricht zwei Blüten aus dem Strauß und wir legen sie auf einen der Altäre in diesem Tempel. Das wiederholt sich in anderen Tempeln noch ein paar Mal.
Unter der monumentalen Statue sind Räume zugänglich, wo es wieder plastische Darstellungen aus Buddhas Leben gibt.
Und hier in diesen Räumen, die man nicht mit Schuhen betreten darf, sehe ich die ersten Hundehaufen. Die Verursacher schlafen unbeeindruckt auf dem kühlen Fliesenboden. Hunde sind in Sri Lanka allgegenwärtig, laufen durch die Straßen, über die Strände, und legen sich in den offenen Restaurants auch mal unter die Tische. Nirgendwo sind wir auf die Hinterlassenschaften der Tiere gestoßen, und nun ausgerechnet hier.
Und jetzt noch ein paar Worte über Amith.
Dieser 27jährige Mann hat mich beeindruckt. Er ist verheiratet und hat ein einjähriges Töchterchen. Zusammen mit seinen Eltern und seiner 10 Jahre alten Schwester lebt die kleine Familie in dem größeren Haus auf dem Grundstück. Seine ein Jahr ältere Schwesterwohnt mit Mann (ja genau, Laal) und den zwei Kinder nicht mehr im Elternhaus, ist aber jeden Tag da. Erst abends holt ihr Mann sie ab. Meistens tragen sie ihre bereits schlafenden Kinder dann zum Tuktuk. In der Familie herrscht großer Zusammenhalt, hier wird alles gemeinsam gemacht, gekocht, gewaschen, geputzt und jeder ist für die Kinder da.
Amith ist fleißig, um 8 Uhr steht er mit seinem Tuktuk am Bahnhof und wartet auf Fahrgäste. Um 10 Uhr geht er rüber ins Restaurant zum putzen, und von 12 bis 2 Uhr ist er Kellner. Ab 14 Uhr steht er uns zur Verfügung. Soll er uns irgendwo hinfahren, möchten wir was sehen? Wir müssen was einkaufen, kein Problem, er fährt uns. Unterwegs fragt er, was wir brauchen. Und kaum sind wir im Supermarkt, schnappt er sich den Korb und packt alles ein, was ich ihm unterwegs gesagt hatte. Beim letzten Mal war Bacon alle, also packt er jetzt welchen in den Korb. Nichts entgeht ihm, und selbstverständlich trägt er die Einkäufe zu seinem Gefährt. Um 19 Uhr muss er allerdings schon wieder im Restaurant sein, um zu kellnern. Und das alles sieben Tage die Woche bei immer guter Laune.
Heute Abend soll er uns die Rechnung fertig machen. Für all seine Fahrten und Aufmerksamkeiten verlangt er nichts extra, aber das regeln wir schon.
Am nächsten Mittag verabschiedet er uns auf dem Bahnsteig, als wir auf den Zug nach Hikkaduwa warten. Alles Gute für Dich und die ganze liebenswerte Familie, Amith.
Hikkaduwa, Galle und ein Markt (Sri Lanka)
Um 13.40 Uhr soll der Zug in Bentota abfahren, und zum zweiten Mal sind wir überrascht, wie pünktlich er ist. Dieses Mal – wir fahren 3. Klasse – haben wir genügend Platz.
Zwischendurch steigen große Gruppen von Schulkindern ein. Kein Geschubse, kein Gerangel, sie gehen richtig nett miteinander um. Es wird viel gelacht, Mädchen und Jungen sitzen und stehen in Gruppen zusammen und haben sich offenbar eine Menge zu erzählen. Alle tragen adrette Schuluniformen, nur bei den Ranzen zeigt sich der persönliche Geschmack. Bei kleineren Mädchen überwiegt die Farbe pink, bei den größeren ist die ganze Farbpalette vertreten. Auch bei Marken scheint es keine Vorliebe zu geben, jeder trägt eine andere.
Unsere Unterkunft ist 1,5 km vom Bahnhof Hikkaduwa entfernt, also lassen wir uns mit dem bewährten Tuktuk fahren. Ein Koffer wird hinter den Rücksitz geklemmt, der andere steht zwischen uns auf dem Sitz. Wir haben ein schönes Zimmer mit breitem Bett, sehr geschmackvollem Badezimmer, winzigem Balkon und wieder mit Klimaanlage. Wir stellen sie auf 28 Grad ein und haben damit eine angenehme Temperatur.
Der Strand ist hier sehr viel schmaler als in Bentota und immer wieder sind flache Felsen im Wasser. Manchmal haben wir nur ca. 5 m zwischen Bebauung und Meer. Als die Sonne gerade untergeht setzen wir uns in ein Strandlokal. Kurz bevor unser Essen kommt, müssen wir ins Innere flüchten, weil ein Wolkenbruch niedergeht. Aber so schnell er kam, so schnell ist er vorbei.
Der Geschäftsführer unseres kleinen Hotels macht uns am nächsten Morgen, als wir zum Strand wollen, darauf aufmerksam, dass große Schildkröten am Strand seien. Wir können uns zunächst keinen Reim darauf machen. Wir schwimmen im angenehm temperierten Wasser, aber als wir einen kleinen Menschenauflauf sehen werden wir neugierig und laufen hin. Und tatsächlich, hier ist eine ca. 1 m lange Suppenschildkröte direkt am Strand. Sie läßt sich mit Algen und Seegras füttern, wird aber in der Brandung ganz schön hin und hergeschaukelt. Irgendwann reicht es ihr, und sie paddelt ein Stückchen raus. Insgesamt sehen wir immer wieder mal eine Flosse oder einen Kopf auftauchen und machen insgesamt vier von diesen herrlichen Tieren aus. Ein Einheimischer erzählt, dass es insgesamt sechs seien, die durch regelmäßige Fütterung standorttreu seien. Das ist natürlich eine Attraktion.
Am nächsten Tag wollen wir einen Besuch in Galle machen, um uns das von Portugiesen errichtete und von Holländern ausgebaute Fort anzusehen. Knappe 100 m von unserem Hotel entfernt ist die Bushaltestelle, alle 15 Minuten fährt ein Bus ab. Die Fahrt kostet 22 Cent pro Person und dauert ungefähr 45 Minuten.
Der Busbahnhof ist in der Nähe des Forts und aus dem ersten Stock des Terminals haben wir einen guten Blick auf das Fort und den davor liegenden Sportplatz, wo heute der Sieger der College-Kricket-Meisterschaften gekürt wird.
Innerhalb des Forts sind noch Gebäude aus der Zeit der Besetzung durch die Holländer vorhanden.
Die gewaltige Wallanlage ist ca. 3,5 km lang, aber um diese Strecke abzulaufen ist es heute einfach zu heiß. Dass es ein beliebtes Ausflugsziel ist, sieht man an den vielen Besuchern unterschiedlicher Nationalitäten und den vielen Liebespaaren, die sich unter aufgespannten Regenschirmen verstecken.
Von oben können wir sehen, dass das Kricket-Turnier vorbei ist und nun die Siegerehrung vorbereitet wird. Eine große Sache, bei der auch das staatliche Fernsehen anwesend ist.
Die katholische Kirche St. Mary‘s besuchen wir als nächstes. Obwohl Bischofssitz, ist sie doch sehr schlicht gehalten.
Als wir kommen, scheint gerade der Gottesdienst vorbei zu sein und viele junge Männer sind dabei, jede einzelne Sitzbank samt Lehne mit feuchten Tüchern abzuwischen. Galle ist voll, laut und trubelig und so nehmen wir schon am Nachmittag den Bus zurück.
In der Nacht hat es wieder heftig geregnet und der Himmel ist grau von Wolken. Also heute nicht ins Meer, dafür laufen wir am Strand entlang bis ins Zentrum, das rund um den Bahnhof liegt. Wir wollen noch einen Spanngurt besorgen, aber so etwas kennt man hier nicht. Dafür landen wir plötzlich auf dem Wochenmarkt und sind in einer anderen Welt.
Ein Geschiebe und Gedränge, Männer und Frauen wollen heute am Sonntag ihre Einkäufe machen.
Es gibt alle Arten von Obst und Gemüse, Gewürzen, Haushaltswaren, Kleidung, lebende Tiere, Trockenfisch, eben alles, was man so zum Leben braucht.
An den Ständen mit Obst und Gemüse sitzen die Händler auf dem Boden und klappern mit ihren altertümlichen Hängewaagen, indem sie Schrauben und Muttern in den Metallschalen schwenken, um die Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen.
Es ist eine Welt, die wir nicht kennen, aber niemand scheint sich zu wundern, dass wir als Europäer hier herumlaufen. Wir werden genauso zum kaufen gedrängt wie alle, die sich auf diesem Markt befinden.
Weil wir keine Lust haben, uns durch die Menschenmassen zurück zu kämpfen, verlassen wir das Gelände über eine Seitenstraße. Leider war unser Besuch in der Stadt nicht erfolgreich, aber der Spaß, den wir hatten wiegt das allemal auf.
Nach einer kleinen Pause machen wir noch einen Spaziergang durch das Wohngebiet unmittelbar am Hotel. Schöne Häuser in schönen Gärten. Wir werden angesprochen, ob wir zum Tempel wollen. Wollen wir nicht, aber alle schauen uns so erwartungsvoll an, dass wir nicht nein sagen können. Also lassen wir uns hinführen. Unser Begleiter läuft einfach durch einen Garten und wir hinterher. Über ein Feld mit Zimtpflanzen, und dann sind wir am Hintereingang des Tempels. Hier verabschiedet sich der nette Mann und wir verlassen das Tempelgelände auf der Vorderseite. Am Flüsschen entlang laufen wir zurück und sehen in der Dämmerung die größte Gruppe von Flughunden, die wir bisher hatten. An mehreren Bäumen hängen sie wie übergroße Birnen, ab und an lässt sich einer fallen, fliegt eine Runde, um sich an einen anderen Ast zu hängen. Es sieht aus wie das Aufwärmtraining vor dem großen Start.
Als wir unserem Strand näher kommen, steht dort wieder eine Menschengruppe: „Schildkrötenalarm!“ Vier Tiere sind am Strand und lassen sich mit Algen und Seegras füttern, so bekomme ich doch noch ein paar Fotos.
Auf Safari (Sri Lanka)
Heute haben wir eine lange Fahrt vor uns, von Hikkaduwa geht es per Bus ca. 150 km weit. Das erste Stück nach Galle kennen wir bereits, das haben wir vorgestern schon mal zurückgelegt. Doch dieses Mal mit Gepäck. Wir glauben mitgedacht zu haben und steigen hinten in den Bus ein, weil der Einstieg breiter ist. Falsch, jetzt müssen die Koffer durch den wirklich schmalen Mittelgang während der Fahrt nach vorne zum Fahrer gebracht werden. Neben ihm befindet sich eine Art Laufstall, in den werden die Koffer gelegt. Bus fahren in Sri Lanka ist auch eine besondere Erfahrung. Die Fahrkünste der Tuktuk-Fahrer haben wir schon mehrfach bewundert, aber die Busfahrer toppen die noch. Offenbar wurden alle auf Pünktlichkeit eingeschworen, deshalb muss das Ein- und Aussteigen wirklich flott vonstatten gehen. Kaum hat der letzte Fahrgast einen Fuß auf dem Trittbrett, braust der Fahrer wieder los, angefeuert von einem lautstarken: „Allez, allez!“ des Schaffners (klingt zumindest so). Über der Windschutzscheibe ist innen ein knallbuntes, heftig blinkendes Leuchtdisplay mit Buddhabildern angebracht, wohl zum Schutz der Insassen. Den Fahrgenuss erhöht ein repräsentativer Querschnitt durch die Popmusik des Landes. Alle möglichen Stilrichtungen sind auszumachen. Mal klingt es griechisch, dann italienisch wie aus den 50ern, türkisch, mexikanisch u.a.
In Galle haben wir nach der 45minütigen Fahrt über eine Stunde Aufenthalt, bis der Schnellbus in Richtung Kataragama abfährt. Aber die Zeit vergeht beim Beobachten des regen Treibens hier am Busbahnhof wie im Flug. Unser Bus ist schon 25 Minuten vor Abfahrt da, so dass wir unsere Koffer bequem verstauen und uns einen Sitzplatz suchen können. Gute Entscheidung direkt hier am Startort einzusteigen, denn der Bus wird rappelvoll. Jeder Sitzplatz ist besetzt und im Gang stehen die Fahrgäste dicht gedrängt. War der andere Busfahrer schon ein ganz forscher, stellt dieser hier ihn weit in den Schatten. Schnellbus bedeutet offenbar nicht nur, dass der Bus nicht an jeder Haltestelle anhält, sondern dass er so oft wie möglich rechts fährt (Linksverkehr). Dazu setzt er seine durchdringende Hupe ständig ein. Es ist unglaublich, dass es bei der hiesigen Fahrweise nicht ständig Unfälle gibt. Wir kommen wirklich ohne Zwischenfall in Hambantota an. Unsere gebuchte Lodge liegt allerdings 15 km außerhalb, so dass wir in ein Tuktuk steigen. Später stellen wir fest, dass unser Bus genau diese Strecke genommen hat und direkt am Hotel eine Haltestelle ist. Sinhala müsste man sprechen.
Unsere Lodge ist dafür nur knapp 2 km vom Bundala Nationalpark entfernt, der der eigentliche Grunde für unsere Fahrt hierher ist. Das Klima hier an der Südküste unterscheidet sich sehr von dem im Westen. Es ist warm, aber die Luft ist trocken und es weht ein frischer Wind. Auch die Vegetation ist eine andere. Hier wachsen Kakteen, und es blüht nicht so üppig, wie wir es bisher gesehen haben. Beim Abendessen treffen wir ein Paar aus London, das ebenfalls für ein Jahr auf Reisen ist. Die Zwei sind um die dreißig und total reise-begeistert. Sie arbeiten einige Monate, gönnen sich nichts, um dann wieder für lange Zeit unterwegs zu sein. Wir verbringen einen interessanten Abend mit den Engländern.
Um sechs Uhr starten wir zu unserer Safari. Wir sind allein mit dem Fahrer Siri in einem umgebauten Jeep, in dem hinter der Fahrerkabine 6 erhöhte Sitze angebracht sind. Am Parkeingang steigt noch Tamil – ein Wildhüter – ein, und so fahren wir zu viert durch das Gelände. Bundala hat eine große Vielfalt an Wasser- und anderen Vögeln, und wir sehen am Morgen
Schwarzkopfibisse,
Störche,
Papageien,
Pelikane,
Reiher in allen Farben, Löffler, Pfauen, Eisvögel, Kiebitze, Bienenfresser, Rallen und einige, deren Namen wir nicht kennen.
Dann kommen die Affen, zuerst sehen wir einzelne Ceylon-Hutaffen, dann immer größere Gruppen.
Einige 100 m weiter sind es Hanuman-Languren, an denen alles lang und dünn ist. Die Tiere schwingen sich von Baum zu Baum, rennen quer über den Weg, überhaupt sind sie zu dieser frühen Stunde putzmunter.
Und dann kommt er, unser erster Elefant. Ca. 50 m vom Auto entfernt überquert er den Weg. Der Fahrer gibt Gas, aber als er an der Stelle ankommt, wo der Elefant wieder im Dschungel verschwunden ist, sieht man nichts mehr von ihm und im Gebüsch scheint keine Lücke zu sein. Doch Siri ahnt schon, wohin der Elefant will, und so sehen wir ihn nochmal, als er aus dem undurchdringlich scheinenden Buschwald heraustritt. Eine Weile später haben wir das Glück, noch zwei andere dieser großen Tiere zu sehen. Zuerst laufen auch sie davon, aber Siri stellt den Motor aus, und nach einer Weile kommen die Tiere zurück auf die Lichtung und beginnen zu fressen. Was für ein herrlicher Anblick.
Der Park grenzt an den Ozean, und wir machen auf einer Klippe eine kurze Rast. Von hier oben sehen wir eine Meeresschildkröte in dem aufgewühlten Wasser. Danach fahren wir zu einer Lagune. Hier wird Salz gewonnen, wir fahren auf einem schmalen Pfad zwischen den Salzwasserbecken entlang und bis zu einer weiteren Lagune, die nur durch einen Dünenstreifen vom Ozean getrennt ist.
Ein ideales Revier für Salzwasserkrokodile, und zwar eine ganze Menge. Ganz schön große Tiere sind dabei. Gut, dass wir in unserem sicheren Auto sitzen. Auf der Rückfahrt sehen wir noch Mangusten, Leguane und wieder die verschiedensten Vögel. Als wir nach 4,5 Stunden zurück in unserer Lodge sind, haben wir das Gefühl, etwas wunderschönes erlebt zu haben. Wir lassen uns das Frühstück schmecken und sichten unsere Fotoausbeute.
Am späten Nachmittag haben wir Lust auf einen Spaziergang und laufen ein Stück die Zufahrt zum Nationalpark.
Kaum sind wir 100 m weit gekommen, gesellen sich zwei Hunde zu uns und begleiten uns.
Hier in der Nähe der Häuser sind etliche Fußspuren von Elefanten zu sehen. Ein Wildhüter – der auf dem Weg nach Hause ist – hält extra an um uns zu warnen, damit wir die Straße nicht verlassen. Nach einer Weile biegt ein Weg rechts ab, dem wir folgen. Da liegen ein paar schmale Boote an einem engen Wasserkanal. Währen wir noch dort stehen und uns umschauen kommt eins dieser Boote zurück.
Wir denken, dass der Mann fischen war, aber er hat Lotosblumen gepflückt.
Am nächsten Morgen wollen wir mit dem Bus fahren zu zwei nahegelegenen Seen fahren. Klaus vermisst seine Sonnenbrille, die kann er nur bei unserem gestrigen Spaziergang verloren haben, und so gehen wir nochmal denselben Weg. Und sofort ist auch wieder einer der Hunde von gestern an unserer Seite. Doch heute wird er auf eine harte Probe gestellt. Horden von Affen sind unterwegs. Sie rennen kreuz und quer über den Weg, und der Hund hetzt hinterher. Allerdings hat er immer das Nachsehen.
Einer der Affen ist der Wächter, er sitzt auf der höchsten Stelle und macht seine Artgenossen durch Schreie auf die Gefahr aufmerksam. Alles was in die Höhe wächst, wird von den Affen als Zuflucht genutzt, Büsche, Pfähle, Strommasten. Das war großartig, und als wir dann auch noch die Sonnenbrille wiederfinden, sind wir vollkommen zufrieden. Der Ausflug an den See kann dieses Erlebnis nicht mehr toppen, obwohl wir auch hier viele Wasservögel und eine größere Gruppe Affen sehen.
Abends haben wir wieder Gesellschaft; ein holländisches Paar ist eingezogen, wir essen zusammen und haben eine fröhliche Unterhaltung. Sie waren bereits in Ella, wohin wir morgen aufbrechen wollen.
Kochkurs in Ella (Sri Lanka)
Um kurz vor 10 fährt der Bus schräg gegenüber vom Hotel ab. Inzwischen sind wir schon geübt, trotzdem gibt es mit unseren Koffern wieder eine neue Anweisung. Die Hälfte der Rückbank wird schon von einem Spielzeugauto eingenommen, feuerrot und mit einem deutschen Kennzeichen. Die daneben sitzenden Fahrgäste müssen sich einen anderen Platz suchen. Dann kommen unsere beiden Koffer nebst Klaus auf den freien Platz. Wir sind kaum 30 Minuten gefahren, als der Bus stoppt und in eine enge Gasse rückwärts einbiegt. Schlagartig ist der Bus leer, bis auf uns. Erstaunt registrieren wir, dass die Fahrgäste sich an den Verkaufsbuden mit Essen und Trinken eindecken, auch eine Toilette muss in der Nähe sein. Nach und nach kommen sie – mit Flaschen und Essen versorgt – zurück. Die Zeit, bis alle wieder auf ihren Plätzen sitzen, nutzt ein einarmiger Bettler. Er steigt vorne ein , stellt sich in den Mittelgang und beginnt zu singen, dabei schlägt er einen Schellenkranz gegen seinen Armstumpf. Sein Gebiss ist lückenhaft, um genau zu sein, ist oben nur noch 4 rechts und links vorhanden. Aber besonders die Kinder honorieren seine Darbietung mit begeisterter Aufmerksamkeit. Die Eltern stecken ihnen Geldstücke zu, die sie dem Mann dann stolz reichen. Ich gebe ihm einen 20 Rupien Schein zu, was mein Sitznachbar mit einem anerkennenden Lächeln kommentiert. Ein weiterer Einarmiger steigt ein, ein Krokodil ist Verursacher dieser Behinderung, erklärt er uns. Er bekommt natürlich auch etwas.
Bis zum Umsteigen verläuft die Fahrt wie gewohnt, aber nach dem Buswechsel geht es in die Berge, denn unser Ziel Ella liegt auf über 1000 m Höhe. Wie gut, dass der Bus untermotorisiert, und damit dem Fahrer die Möglichkeit zu riskanten Manövern genommen ist. Dafür sind die Autos jetzt im Vorteil und nutzen jede noch so unübersichtliche Kurve, um an dem roten Bus vorbei zu kommen. Ab und zu kann man tief in den Abgrund blicken, nichts für ängstliche Gemüter. Wir kommen nach zweieinhalb Stunden Fahrt im Zielort an und reiben uns erstmal die Augen. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, dass die Einheimischen in der Minderheit sind. Ella scheint ein Magnet für Backpacker zu sein. Überall laufen junge Menschen mit riesigen Rucksäcken herum. Wir suchen zuerst mal eine Bar auf, wir brauchen etwas zu essen. Laut Internet ist unsere Unterkunft nur 280 m entfernt, das können wir doch zu Fuß schaffen. Erst geht es bergauf dann bergab und wieder bergauf. Da kommt uns eine Frau entgegengelaufen, und als sie sicher ist, dass wir die erwarteten Gäste sind, schnappt sie sich kurz entschlossen meinen Koffer, hebt ihn auf den Kopf und läuft in ihren Flip-Flops trittsicher wie eine Gämse den schmalen steilen Weg hoch. Trotz besserer Schuhe bin ich nicht so schnell wie sie.
Wir beziehen unser Zimmer im Haus der Tochter und machen dann einen Spaziergang durch Ella.
Die Höhenlage macht sich sowohl in Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit bemerkbar, richtig angenehm. Uns ist schnell klar, dass all die Ziele der jungen Backpacker wie Little Adams Peak, und Wasserfall nicht unsere sind, aber eine Wanderung zur Neun-Bogen-Eisenbahnbrücke sollte morgen schon drin sein. Abends essen wir in einem Restaurant, in dem gerade ein Kochkurs stattfindet. Offenbar sieht man uns unser Interesse an, und so schreiben wir uns kurz entschlossen für den nächsten Abend auf die Teilnehmerliste. Hier in dieser Unterkunft haben wir schnelles Wifi, aber dafür fällt der Strom häufig aus. Ich weiß nicht, ob mir diese Variante oder das Gegenteil besser gefällt, für meinen Blog und die Kontaktpflege ist beides lästig. Und in dieser Nacht frösteln wir erstmals wieder, obwohl wir kuschelige Vliesdecken mit niedlichen Mustern bekommen haben.
Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Brücke. Die Strecke ist 4 km lang, und wir laufen los und wimmeln alle Fahrangebote ab.
Es geht meist bergauf, an einem kleinen See vorbei, durch ein Teefeld. Bergauf laufen gehört nicht zu meinen Stärken, und so geht Klaus schon mal voraus.
Und dann geht es auch wieder bergab, und zwar ganz schön steil. Zwei Engländer kommen mir entgegen und meinen, das hier sei der leichte Part. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und drehe auf der Stelle um, langsam wieder bergauf.
Zwei junge Frauen aus Belgien holen mich ein, vielleicht sind sie auch froh über eine kleine Verschnaufpause, jedenfalls bleiben sie stehen und wir plaudern eine ganze Weile sehr angeregt miteinander.
Sie haben es sich einfach gemacht, und sind den Hinweg vom Bahnhof aus auf den Schienen gelaufen. Ist zwar verboten, aber das kümmert niemanden, das macht hier jeder. Am höchsten Punkt setze ich mich auf einen Stein und warte auf Klaus, der wirklich unten an der Brücke war.
Das muss belohnt werden, und darum setzen wir uns in eins der vielen kleinen Lokale und bestellen uns Mango-Lassi.
Um 18 Uhr beginnt der Kochkurs. Wir sind sechs Teilnehmer, zwei Schweizerinnen, ein Paar aus England und wir. Wir haben eine Kursleiterin, die von ihrem Mann unterstützt wird. Gekocht wird Reis mit Fischcurry, Dhal, Kartoffeln, Bohnengemüse, Salat und Papadam.
Die Teilnehmer pellen und schneiden Zwiebeln und Knoblauch, hacken Chilischoten und Tomaten und raspeln Kokosnuss.
Dafür gibt es ein Gerät, das wie eine Zitronenpresse aussieht, aber Zacken hat. Die halbierte Kokosnuss wird mit links darauf gedrückt und mit der anderen Hand fleißig die Kurbel gedreht, bis nur noch die harte Schale übrig ist. Die Küche Sri Lankas ist unglaublich scharf, aber wir kochen in abgemilderter Form. Beim Dhal wird ein halber Teelöffel Chili zugegeben, unsere Vorköchin nimmt privat 3 bis 4 gehäufte Teelöffel. Die Truppe ist etwas öde, als ob die Teilnehmer nicht zum Spaß hier sind, sondern vor einer schwierigen Prüfung stehen. Erst beim Essen lockert sich die Stimmung; ob es am Bier liegt?
Auf jeden Fall schmeckt uns was wir gekocht haben, und wir haben wirklich etwas gelernt.
Bahnfahrt, Kandy und ein botanischer Garten (Sri Lanka)
Um 9 Uhr soll uns ein Tuktuk zum Bahnhof fahren. Der Besitzer ist der Nachbar, also eigentlich ideal, wenn ja wenn das Gefährt nur anspringen würde. Es ist störrisch wie ein Esel und das Gesicht unseres Gastgebers wird immer besorgter. Dann, nach mehrfachem bedenklichen Röcheln und einem heftigen Schnaufer geht es doch los. Die verlorene Zeit muss unbedingt wieder eingeholt werden, und so heizt der junge Fahrer um die Kurven, dass wir trotz der Enge mit unserem Gepäck auf der Rückbank hin- und hergeschleudert werden. Aber wir sind rechtzeitig am Bahnhof. Für die Fahrt zweiter Klasse nach Kandy zahlen wir 400 Rupien für uns beide (2,20 €). Der Bahnsteig ist mehr als voll, und der Fahrkarten-Kontrolleur – ja den gibt es hier noch – schickt uns weiter nach links. Viele Rucksackreisende stehen schon hier, aber auch viele mit kleinem Gepäck. Als der Zug hält, habe ich den Einstieg direkt vor mir, und schon bin ich mit meinem Koffer drin und belege zwei Plätze.
Glück gehabt, zwar werden wir die nächsten 6 ½ Stunden rückwärts fahren, aber alles ist besser als stehen.
Viele Einheimische sind mit im Zug und vertreiben sich die Zeit mit Singen und Klatschen. Ihr Repertoire ist unerschöpflich, so werden wir bestens unterhalten. Als wir dann durch den ersten Tunnel fahren, hört der Gesang abrupt auf, dafür setzt ein lautes Huhu-Geheule ein, das wiederholt sich bei jedem Tunnel.
Die Fahrt ist sehr interessant, die Strecke Ella-Kandy soll die schönste des Landes sein.
Nach einiger Zeit fahren wir durch die ersten Tee-Plantagen und sehen Pflücker bei der Arbeit.
Die Vegetation ist unglaublich abwechslungsreich, haushohe Rhododendronbüsche, Baumfarne, Eukalyptuswälder, viele mit Brandschäden, riesengroße Bäume, eine unbeschreibliche Vielfalt.
Dazwischen immer wieder Wasserläufe und Wasserfälle, an denen einheimische Frauen Wäsche waschen und Männer Kanister füllen.
Wir fahren durch Städte und Orte, mal ist Markt, dann ein Sportturnier. Es folgen große Gemüsefelder mit Weißkohl, Frühlingszwiebeln, Möhren, Kartoffeln, Lauch, Blumenkohl u.a., immer nur eine Sorte. Es wird gehackt, gegossen und geerntet. Manche Häuser stehen so dicht an den Bahngleisen, dass man den Leuten in die Fenster sehen kann. Überall hängt Wäsche, und wenn man keine Leine hat, nutzt man Büsche oder Gras, um die nasse Wäsche zu trocknen.
Im Zug ein ständiges Aus- und Zusteigen.
Verhungern oder verdursten muss auch niemand, alle möglichen Arten von Proviant und Getränken werden verkauft. Es duftet herrlich, und die offenbar noch warmen Gebäckstücke finden reißenden Absatz. Wir geben uns mit einem Beutel Ananasstückchen zufrieden.
Als wir gegen 16 Uhr Kandy, die alte Königsstadt, erreichen, sind wir wir 500 m niedriger als in Ella. Das Klima ist zwar immer noch kühler als an der Küste, aber die Frische von Ella fehlt.
Auf dem Weg zu unserem Hotelchen kommen wir am Kandy-Lake vorbei. Ein künstlicher See, den der letzte König vor dem Zahntempel, dem größten Heiligtum der Buddhisten in Sri Lanka, anlegen ließ.
Nach einer Erfrischungspause machen wir uns auf den Weg zu einem Restaurant, das laut einer Karte im Internet 600 m von unserem Hotel entfernt sein soll. Nachdem wir eine viertel Stunde gelaufen sind und immer noch nicht dort sind, lassen wir uns fahren. Gute Wahl, denn es geht ganz schön bergauf, und das ohne Bürgersteig. Das Lokal ist voll, viele Touristen, aber auch „besser gestellte“ Einheimische sind hier. Es gibt eine große Terrasse mit einem tollen Ausblick auf die Stadt und die umgebenden Berge, leckeres Essen und eiskaltes Bier.
Am Sonntag machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Eine große Menschenmenge, fast alle weiß gekleidet, ist auf dem Weg zum Zahntempel, einem der größten Heiligtümer der Buddhisten.
Auch hier wieder viele Stände, an denen die Gläubigen ihre Opfergaben kaufen können. Alles noch schöner, noch aufwändiger als wir es bisher gesehen haben.
Der Tempelbezirk ist durch hohe Zäune abgesperrt, und an den Eintrittskassen drängen sich die Menschen. Wir laufen am Tempel vorbei, bis zum Ende des Sees und biegen in eine Geschäftsstraße ein. Schon seit Tagen gibt es Probleme mit der Internetverbindung, wir brauchen einen externen WLAN-Adapter und bekommen ihn auch tatsächlich in einem der vielen Handy-Läden. Handys sind allgegenwärtig. Alle Menschen, mit denen wir zu tun hatten, benutzen sie fleißig. Auch das kleinste Hotel oder Homestay bietet kostenloses WLAN an, was in Deutschland noch lange nicht selbstverständlich ist.
Zurück zum See, an dieser Seite stehen dichtgedrängt die Verkaufsstände mit Eis, Süßigkeiten, Obst und Spielzeug.
Es scheint sich zu lohnen, denn Sonntag ist Familientag.
Ein Stück weiter sehen wir das erste große und moderne Einkaufszentrum. Es ist klimatisiert, blitzsauber und in der oberen Etage ist ein riesengroßes Restaurant. Wir wollen einfach nur mal herumbummeln und uns einen Eindruck über das komplexe Warenangebot verschaffen. Kleidung, Schuhe, Elektronik, Schmuck, Spielzeug, Taschen, Koffer, ein Angebot wie es auch bei uns üblich ist. Auffällig ist das viele Personal. Bereits am Eingang eines Geschäftes stehen in elegante Saris gekleidete Empfangsdamen, die nach den Wünschen fragen und sofort einen der vielen Verkäufer herbeirufen. Ein besonderes Highlight ist ein Spezialgeschäft für Saris. Was für Farben, was für Muster, da muss ich natürlich vor dem Schaufenster stehen bleiben. Und sofort kommt einer der Verkäufer heraus und lädt uns ein, uns „nur“ umzuschauen. Es gibt Baumwoll- und Seidensaris, die dazu passenden Tops, und einige fertige Kleidungsstücke. Das Geschäft ist riesengroß und – wie der Verkäufer behauptet – eines der führenden des Landes. Ich bin sofort bereit, ihm das zu glauben.
Und natürlich will er mich doch überzeugen, mir einen Sari zuzulegen. Wenigstens anprobieren soll ich ihn, er sucht einen seidenen in blau/rot heraus und knotet, fältelt und wickelt mich darin ein. „Er braucht nur ganz wenig Platz,“ erwidert er auf meinen Einwand keinen zu haben.
Wir laufen rüber zum Markt, der auch wieder eine große Faszination ausübt.
Was es hier alles gibt, und anders als auf dem Sonntagsmarkt in Bentota, werden hier die Waren viel ansprechender präsentiert. Äpfel und Mandarinen sind zu Pyramiden gestapelt, Trauben werden an Bändern zu einer Riesentraube gebündelt, Bananen hängen sowieso an der kompletten Staude usw.
Als wir uns hungrig gelaufen haben, kehren wir zurück zum großen Restaurant im Einkaufszentrum, in dem man indisch, chinesisch, italienisch und thailändisch essen kann. Klaus entscheidet sich für italienisch, ich für thailändisch, und wir stellen uns vor der entsprechenden Küche an.
Die Küchen sind offen und wirken klinisch sauber. Man kann zusehen, wie die Mahlzeit zubereitet wird. Alles ist perfekt organisiert, und als ich Fotos mache, winken die Köche mir fröhlich zu. Leckeres Essen.
Zurück laufen wir an der anderen Seite des Sees. Wir kommen an einem eingezäunten großen Spielplatz vorbei. Wer ihn betreten will, muss Eintritt zahlen, trotzdem ist er voll mit spielenden Kindern und ihren Eltern und Großeltern. Ein besonders cleverer Mann hat direkt am Zaun Spielzeug ausgestellt und wittert ein gutes Geschäft.
Im Umgang mit Kindern sind die Sri Lanker unglaublich liebevoll und geduldig.
Babys und Kleinkinder werden getragen. Kinderwagen haben wir nirgends gesehen. Quengelnde oder weinende Kinder werden geschaukelt, gestreichelt oder abgelenkt. Sie werden zum Kindergarten und zur Schule begleitet und wieder abgeholt. Nie haben wir erlebt, dass jemand mit einem Kind geschimpft hat.Und die größeren Kinder erleben wir als selbstbewusst, offen, friedfertig und kontaktfreudig.
Am nächsten Tag machen wir uns per Bus auf den Weg zum Königlichen Botanischen Garten. Vorbei geht die Fahrt an vielen Ministerien in die Universitätsstadt Peradeniya.
Die Anlage dieses 60 Hektar großen Areals geht zurück bis ins Jahr 1371. Besonders eindrucksvoll sind die vielen riesigen Bäume.
Da gibt es Kanonenkugelbäume, die an den Stämmen gleichzeitig mit merkwürdigen Blüten an die hundert harte bis zu 24 cm Durchmesser dicke Kugeln tragen.
Oder Brettwurzelbäume,
die lange Allee mit den eleganten, über 20 m hohen Palmyrah-Palmen,
hohe schlanke Bäume, wo Bienen in schwindelnder Höhe ihre Waben an die Äste kleben, Urwaldriesen, die so ehrfurchteinflößend sind, dass man nicht begreifen kann, dass irgendwo derartig prächtige Bäume gefällt werden, nur um Möbel oder Terrassenbeläge daraus herzustellen.
In diesem Park, der an drei Seiten vom Mahaweli-River umgeben ist, lebt eine Population von rund 24.000 Flughunden.
Das muss ein Spektakel sein, wenn sie sich in der Dämmerung zur Nahrungssuche auf den Weg machen. Es gibt aber auch noch verschiedene Gewächshäuser, unter anderem mit
Kakteen und
Orchideen.
Als wir den Park gegen 16 Uhr verlassen, kommt eine Schulklasse zur Besichtigung. Das wäre bei uns undenkbar, aber hier werden Ausflüge anscheinend nur außerhalb der Unterrichtszeit unternommen.
Dambullah, im kulturellen Dreieck (Sri Lanka)
Unser Vermieter besitzt ein Tuktuk und fährt uns zum Busbahnhof Kandy. Das ist ein Gewimmel, an die hundert Busse sammeln sich auf diesem Platz, kommen an, fahren ab, kurven um andere herum.
Nicht einfach, hier den Überblick zu behalten. Aber sofort ist einer der verlässlichen Schlepper an unserer Seite. „Wohin?“ fragt er, „Dambullah,“ antworten wir und natürlich weiß er Bescheid und lotst uns durch die kreuz und quer stehenden Busse zu einer Stelle wo ein Kleinbus steht. Tatsächlich, der fährt nach Dambullah, ist klimatisiert und hält nicht überall. Erst müssen die Koffer verstaut werden. Auch hier ist vorne neben dem Fahrer Platz, aber entsprechend dem Kleinbus auch nur ein kleiner; denn daneben sitzt noch ein Fahrgast. Der macht sich auch prompt an unseren Kofferrädern sein blütenweißes Hemd schmutzig. Kümmert aber niemanden.
Es dauert noch eine Weile bis zur Abfahrt, Zeit das Leben und Treiben zu beobachten. Busbahnhöfe sind ein eigener Kosmos.
Winzige Geschäfte mit allem, was der Reisende brauchen könnte, Obst- und Getränkeverkäufer, und natürlich auch kleine Restaurants. Eins davon ist einen Meter von meinem Fenster entfernt.
Der Besitzer steht davor und reinigt mit Hölzchen und Fingern hingebungsvoll sein Gebiss. Kurz darauf steht er hinter der Theke und steckt Backwaren mit genau der Hand in eine Tüte. Guten Appetit.
Der Bus verlässt Kandy, was für ein Unterschied zwischen der wohlhabenden Innenstadt und den Randbezirken. Die Sri Lanker sind fleißige Menschen. Jeder versucht irgendwie, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und dabei sind der Fantasie und dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Die Art der Geschäfte tritt immer gruppenweise auf. Autoersatzteile zum Beispiel. Ein Geschäft mit Türen, ein weiteres mit Frontpartien, wieder eins mit Kofferraumdeckeln, eins mit kompletten LKW-Fahrerkabinen usw. Alle sind gebraucht, in den verschiedensten Farben und von unterschiedlichen Herstellern. Es gibt Geschäfte mit Kleidung,
Hochzeitsausstatter, Fliesen, Sanitärartikeln, Holz, Eisenwaren, Haushaltswaren und natürlich Obst und Gemüse. Selbst in den entlegendsten Gebieten steht irgendwo am Straßenrand ein Büdchen mit Obst. Scheint zu funktionieren. Warum allerdings mitten im Landesinneren Verkaufsstände mit Schwimmreifen und Gummibadetieren aufgebaut sind kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber die Marktleute wissen bestimmt was sie tun.
Als wir unser Ziel erreichen, sind am Straßenrand Stände mit Moskitonetzen, Kopfkissen, Fußmatten und Bettvorlegern an der Reihe.
Dieses Mal wohnen wir in einem Homestay mit zwei Schlafzimmern. Der junge Mann und seine Mutter reißen sich ein Bein aus, um ihre Gäste zufrieden zu stellen. Sie scheinen ehrgeizig zu sein, auf dem großen Grundstück entstehen gerade drei neue Zimmer mit Bad. Es gibt eine kleine Speisekarte mit Gerichten zu unglaublich niedrigen Preisen. Auf die Frage, wann wir essen können heißt es: „Jederzeit,“ Mama kocht auf Zuruf. Und die Portionen sind immer um die Hälfte zu groß. Danach kommen noch verschiedene Obstsorten auf den Tisch. Beim Frühstück ist es nicht anders, ein zweiter Tisch muss dazu geschoben werden, damit alles angebotene Platz findet. Pro Nacht zahlen wir inklusive Frühstück 13 €.
Am nächsten Tag wollen wir nach Sigiriya zum Löwenfelsen, einem 200 m hohen Monolith aus Granit. Der hat eine lange Geschichte und ist eine der Attraktionen im kulturellen Dreieck.
Im 5. Jahrhundert n.C. wurde auf dem Felsen ein Palast errichtet und rundherum entstand eine Stadt mit Lustgärten. Umgeben ist die Anlage von einem Wassergraben. Heute ist sie Weltkulturerbe und steht somit bei fast jedem Touristen auf der Besuchsliste. Obwohl empfohlen wird, für einen Besuch den frühen Morgen oder den späten Nachmittag zu wählen, fahren wir gegen 11 Uhr los. Es ist bewölkt und dadurch nicht ganz so heiß. Der Eintritt kostet stolze 30 $, für Einheimische übrigens 50 Rupien (28 Cent)!
Nachdem man den Wassergraben überquert hat, läuft man durch die Lustgärten mit Wasserspielen, alles nur noch als Ruinen vorhanden, aber sehr gepflegt und gut beschrieben. Lästig sind die vielen jungen Männern an den Treppenstufen, die einem „hilfreich“ die Hände entgegen strecken und vor den ach so gefährlichen und rutschigen Stufen warnen. Alle wollen uns als Guide gegen Bares nach oben begleiten. Doch unsere Trekkingsandalen haben ausgezeichnete Sohlen und obwohl die Stufen nass sind rutscht da gar nichts. Als mich einer am Arm packt und: „Come on, baby“, ruft, werde ich wütend. „Fass mich nicht an“, zische ich, „sehe ich vielleicht aus, als ob ich Hilfe brauche?“ Von da an ist Ruhe.
Es sollen 1200 Stufen nach oben führen, aber entweder schaffe ich das, oder nicht. Da braucht mir keiner dieser Männer die Hand zu halten. Ungefähr auf halber Strecke gelangt man über eine Wendeltreppe unter einen Felsvorsprung, hier sind Fresken von rund 20 meist barbusigen Frauen zu bewundern, die sogenannten Wolkenmädchen.
Es gilt strenges Fotografierverbot, Schilder mit abgebildeten Handschellen machen klar, dass man sich unbedingt daran halten sollte.
Kurz darauf erreicht man das Löwentor, von dem nur noch zwei steinerne Pranken erhalten sind. Wahrscheinlich führte der Weg durch ein geöffnetes Maul, wie es heute noch bei vielen Tempeln zu sehen ist. Der letzte Teil des Aufstiegs führt über Stahltreppen. Und dann stehen wir mit höchstens noch 15 anderen Besuchern oben. Ich bin ganz schön stolz auf uns.
Hier sind die Grundmauern des früheren Palastes zu sehen. Auf verschiedenen Ebenen standen andere Gebäude und Zisternen.
Eine Weile laufen wir herum und sehen uns von diesem erhöhten Platz die Umgebung an, dann geht es an den Abstieg. Als wir fast wieder unten sind macht keiner der Männer, die immer noch auf zu begleitende Personen warten, Anstalten mir die Hand zu reichen. Auf der umgebenden Mauer toben ein paar Languren herum.
Sie scheinen Spaß daran zu haben, auf der Mauer Anlauf zu nehmen, und dann mit einem Riesensatz den Durchgang zu überspringen. Auch Weibchen mit einem Jungen unter dem Bauch machen bei diesem Spiel mit. Wir schauen ihnen eine Weile zu und laufen dann Richtung Ausgang. Und – es ist gleich 16 Uhr – wieder kommen uns zwei Schulklassen entgegen, die jetzt erst mit der Besichtigung beginnen.
Im Wassergraben widmet sich ein Mann ausgiebig seiner Körperpflege. Die überall aufgestellten Warnhinweise auf Krokodile scheinen ihn nicht zu beunruhigen.
Am nächsten Tag fahren wir in die Innenstadt von Dambullah.
Klaus muss zum Frisör. Ich darf mit hinein in diesen Männerladen. Junge Männer lassen sich ihre Frisuren millimetergenau ziselieren und betrachten sich anschließend kritisch von allen Seiten im Spiegel. Bei Klaus wird erst die Schermaschine angesetzt, dann mit der Schere geschnitten, anschließend gepudert und zum Schluss vollendet ein Rasiermesser das Werk. Aber damit nicht genug, eine Handvoll Haarwasser/Öl-Gemisch wird auf dem Kopf verteilt und kräftig einmassiert. Auch die Arme werden in die Massage mit einbezogen. Während sie arbeiten schauen Frisöre und Kunden fasziniert auf den Fernseher, in dem eine indische Telenovela läuft. Ich verstehe zwar nichts, aber die Story scheint herzzerreißend zu sein. Am Ende zahlt Klaus 500 Rupien. Die einheimischen Männer zahlen nur 200. Das ist in Sri Lanka an der Tagesordnung, mit Ausnahme von Supermärkten, wo alle Artikel ausgezeichnet sind, zahlen Ausländer grundsätzlich mehr.
Nach einer kleinen Stärkung laufen wir über den Markt in Richtung Goldener Tempel. Dabei kommen wir am Großmarkt vorbei.
Hier stehen mit Obst und Gemüse vollbeladene LKW, Klein- und Kleinstlastwagen und natürlich Tuktuks mit ausgebauter Rückbank in langen Schlangen, um ihre Waren abzuliefern. Wir schlängeln uns durch und staunen.
Irgendwie rührend anzusehen, dass da ein Kleinstbauer seine paar Bananenstauden verkauft.
Der goldene Tempel und ein großer goldener Buddah stehen vor einem einzelnen Felsen. Wir sehen uns alles nur von außen an, auch hier sind wieder Touristenpreise fällig und wir verzichten, ein paar Fotos von der vergoldeten Pracht genügen uns heute.
Jetzt bin ich froh, dass es mal wieder gelungen ist, zwei Beiträge in den Blog aufzunehmen. Manches Mal ist das Internet so schwankend, dass die Verbindung immer wieder zusammenbricht. Vor drei Tagen haben wir mit dem Versuch begonnen, zwei Flüge zu buchen, bis es uns vorgestern nach einem weiteren halben Tag endlich gelungen ist. Gestern hatten wir von vormittags bis abends um 7 Uhr überhaupt keinen Strom, weil rundherum Bäume beschnitten werden mussten.
Tempel, Tiere, Nilaveli (Sri Lanka)
Von der Busstation in Dambullah geht es Richtung Trincomalee. Zwei Backpacker mit entsprechend großen Rucksäcken und eine Frau mit mehreren Säcken Gemüse sind unter den Wartenden. Und dieses Mal wird der Kofferraum des Busses für all die sperrigen Gepäckstücke geöffnet. Busse werden ja fleißig genutzt, und manches Mal müssen sie auch Gegenstände mitnehmen, die anders nicht an ihr Ziel zu bekommen sind. Erst vor kurzem stiegen wir in einen Bus, wo im Mittelgang ein Stapel ca. 3 m langer Holzbretter lag. Die Mitfahrenden kletterten kommentarlos über das Hindernis, niemand war erstaunt oder verärgert. Irgendwann stoppte der Bus, und der Schaffner half dem dort wartenden Mann, die Bretter auszuladen.
Die ca. 90 km lange Fahrt dauert an die 3 Stunden. In Trincomalee, der glücklosen Hauptstadt der Ostprovinz mit ihrem großen Naturhafen, wechseln wir in ein Tuktuk und lassen uns zu unserem Hotel in Nilaveli fahren.
Es liegt in zweiter Reihe am Strand und von den 12 Zimmern in einer rundherum durch Mauern geschlossenen Anlage sind gerade mal 2 besetzt.
Am Strand liegen Kühe. Die können hier ein selbstbestimmtes Leben führen, laufen frei herum, haben die Kälber bei sich, überqueren die Straßen, wann und wie schnell es ihnen passt, und jeder nimmt Rücksicht.
Natürlich werden wir wieder angesprochen. Wir sollen eine Schifffahrt machen, zum Nationalpark Pigeon Island fahren, ein bestimmtes Restaurant besuchen oder mit einem Tuktuk fahren. Wollen wir alles nicht, deshalb bedanken wir uns freundlich für die Angebote und vertrösten auf später.
Das Meer hat die richtige Wohlfühltemperatur, und so lassen wir uns von den stürmischen Wellen hin- und herschaukeln und immer wieder umwerfen.
Als wir im Hotelrestaurant unser Essen aussuchen, hören wir Musik mit Trommeln. Der Kellner erklärt, dass heute in dem Hindu-Tempel in unmittelbarer Nähe eine Zeremonie stattfindet. Da müssen wir doch hin. Als wir ankommen, macht sich gerade eine Gruppe auf den Weg zum Strand. Zuerst tragen vier Männer eine brennende Fackel ins Meer, dann folgt eine Gruppe von Frauen, die ein großes Gebilde (wahrscheinlich Blumen) trägt und auf die Wellen setzt. Wir können die Einzelheiten in der Dunkelheit nicht erkennen. Näher trauen wir uns nicht heran, und mit Blitzlicht zu fotografieren auch nicht, wir wollen auf keinen Fall stören.
Am nächsten Tag ist der Strand in dem ca. 50 m kurzen überwachten Abschnitt schwarz von Menschen.
Am Wochenende fahren viele Busse die Einheimischen aus der Umgebung an diesen Strand. Die schmale Straße ist links und rechts von Verkaufsbuden gesäumt, in denen Getränke, Süßigkeiten, Knabbereien, Spielzeug und Trockenfisch? angeboten werden. Viele der Frauen sind schwarz verhüllt. Diejenigen, die dem Hinduglauben angehören, tragen Saris, mit denen sie auch ins Wasser gehen. Dieser Strand könnte wunderschön sein, wenn nur nicht überall Abfall herumliegen würde. Plastiktüten und –flaschen, Zigarettenschachteln und –kippen, Kekstüten, Verpackungen und Reste von allem, was mit an den Strand gebracht wurde. Und zwischendrin die Kuhfladen. Also Augen halbzu, und einen der raren Schattenplätze gesucht. Wir sind gerade das zweite Mal im Wasser, als eine Gruppe Jugendlicher auf unseren Schattenbaum zusteuert. Sie sehen uns, winken, schnappen sich die Badetasche und tragen sie direkt an den Strand. Dann machen sie es sich unter dem Baum gemütlich.
Am Spätnachmittag laufen wir Richtung Landstraße, ca. 800 m weit. Wir treffen Kühe auf dem Weg zum Stall und viele Einheimische. Ein etwa 10jähriges Mädchen spricht uns auf englisch an. Wie wir heißen, woher wir kommen und wohin wir gehen, will sie wissen. Sie will uns unbedingt mitnehmen zu ihrem Elternhaus, uns die sieben Kühe, zwei Hunde und Katzen zeigen. Und nebenbei erfahren vir, dass sowohl Papa als auch großer Bruder Tuktuk-Fahrer sind. Wenn das kein geschicktes Verkaufsgespräch ist; die Kleine wird es mal weit bringen.
Wir landen in einem kleinen Lokal in der Nähe unseres Hotels. Draußen steht ein Grill und auf dem Tischchen davor liegt das Angebot des Tages an Fisch und Meeresfrüchten. Das sieht ja alles sehr verlockend aus, aber wir haben nur noch wenig Bargeld und suchen uns in der Speisekarte ein günstiges Gericht aus. Der Besitzer merkt, dass wir hin und her überlegen und sagt sofort: „Sucht Euch aus, was ihr wollt und bezahlt morgen.“ Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, und schon landen unsere Wunschstücke auf dem Grill. Und dann hat er auch noch kaltes Bier. Darf er eigentlich gar nicht verkaufen, denn als Tamile bekommt er keine Lizenz, aber das ist uns und den anderen Gästen egal. Wir sind so angetan von dem leckeren Essen und seinem Vertrauen in unsere Ehrlichkeit, dass der Besitzer in uns Stammkunden für die Dauer unseres Aufenthaltes gefunden hat.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Trincomalee. Wir brauchen Bargeld, um unsere Schulden zu bezahlen.
Es ist heiß und staubig. Vor der Markthalle steht eine Gruppe Axishirsche. Ausgerechnet hier, mitten in der Stadt umtost vom Verkehr. In den Nationalparks gelten sie als die scheuesten Tiere überhaupt. Wir kaufen uns etwas Obst, was der Marktfrau einiges Kopfzerbrechen bereitet. Sie bietet uns 4 Mandarinen für 100 Rupien an. Wir wollen 6 und sagen 150. Der Mann am Nachbarstand hat einen Taschenrechner und muss das für sie ausrechnen. Auch für die zu ermittelnde Summe aus 1000 plus 150 braucht sie seine Unterstützung.
Weiter gehts zum Fort Frederick. Es liegt auf einer Anhöhe und beherbergt eine Militärbasis. Außerdem wurde auf dem Felsen ein Hindu-Tempel mit riesengroßer Shiva-Figur, an der Stelle errichtet, wo vor Jahrhunderten der 1000-Säulen-Tempel von den Portugiesen ins Meer gestoßen wurde. Fotografieren ist bei militärischen Anlagen strengstens verboten. Schade, hier stehen so schöne uralte Bäume und auch Axishirsche leben hier. Das Wegwerfen von Abfall steht – mit dem Hinweis auf die Gesundheit der Tiere – unter Strafe. Es sollte einfach mehr Axishirsche auf Sri Lanka geben. Der Weg zum Tempel ist auch hier von Verkaufsbuden gesäumt. Anders als bei buddhistischen Tempeln allerdings nicht mit Opfergaben, sondern mit allem, was die Tempelbesucher einschließlich ihrer Kinder gebrauchen könnten. Als wir endlich oben ankommen heißt es Schuhe ausziehen. Der Mann, der über die Einhaltung wacht, sagt uns aber sofort, dass wir das unmöglich schaffen können, denn der Boden ist so heiß, dass die Fußsohlen garantiert anfangen zu qualmen. Die Sri Lanker, die soviel barfuß laufen, haben offenbar eine Zentimeter dicke Hornhaut, so dass sie völlig entspannt hier herumschlendern. Für uns hat sich das allerdings erledigt.
Abends lassen wir uns den Grill mit Fisch und Seafood vollpacken, schließlich ist Sonntag.
Und für die nächsten Tage ist Baden angesagt, das Einzige, was man bei 35 Grad machen kann. Schnell haben die streunenden Hunde uns bemerkt und suchen unsere Gesellschaft.
Die putzigen Welpen dazwischen lassen uns auch in anderer Hinsicht dahin schmelzen.
Im Garten beobachten wir ein Agamen-Paar. Er versucht sie durch seinen blauen Kopf und Hals zu beeindrucken. Sie schaut ihm interessiert zu.
Am Donnerstag ist wieder Vollmondtag. War es am Wochenende schon voll, so sind an diesem Feiertag ca. 50 Busse mit der entsprechenden Besuchermenge angekommen.
Hier läuft laute Musik,
dort wird getrommelt und dazwischen die Bäckerei-Tuktuks,
die man durch ihre elektronischen Erkennungsmelodien sofort wahrnimmt. Die Mischung von „It’s a small world“ und „Für Elise“, wenn zwei oder mehr dieser praktischen Fahrzeuge sich begegnen, tut allerdings manchmal in den Ohren weh.
Es wird gekocht, die Kinder toben herum, und jetzt löst sich auch das Rätsel um den Trockenfisch. Viele kommen aus dem Landesinneren und kaufen für zuhause gern einen Vorrat ein.
Abends lassen wir uns zum letzten Mal Tiger-Prawns und Kalamari vom Grill in unserem Lieblingsrestaurant Nilaa schmecken. Dann schreiben wir noch unseren Kommentar auf die grün gestrichene Wand und verabschieden uns aufs herzlichste von Priyan und seinen Mitarbeitern.
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Jaffna, das Fort und die Post (Sri Lanka)
Um halb neun holt uns der Cousin von Priyan mit seinem Tuktuk ab, um uns nach Trincomalee zur Busstation zu fahren. Er stoppt noch mal vor dem Restaurant, hier werden wir dann endgültig verabschiedet. „Gebt mir, was ihr denkt,“ sagt der Fahrer am Ziel, „ihr seid Freunde.“ Er bekommt natürlich den gleichen Betrag, den wir für die Hinfahrt vor einer Woche bezahlt haben.
Ein Schaffner drängt uns zu seinem Bus, wir müssen zwar umsteigen, aber er sagt uns rechtzeitig Bescheid. Machen wir, denn der direkte Bus kommt erst in zwei Stunden. Die Koffer sollen hinten im Laderaum verstaut werden, aber der ist so schmutzig, dass selbst der Schaffner zurückschreckt. An einem Marktstand versucht er dem Händler ein paar Kartons abzuluchsen, aber da beißt er auf Granit. Daraufhin versucht er es erfolglos mit Fegen. Jemand muss einen Eimer Wasser holen, aber der verwandelt die Staubschicht nur in eine Schlammpfütze. Nun landen die Koffer doch im Innenraum.
Die Fahrt führt auf der A12 gleich ins Landesinnere. Plötzlich eine Vollbremsung und Dauergehupe. Mitten auf der Straße steht eine Büffelherde wie eine schwarze Mauer. Da kann der Fahrer noch soviel Lärm machen, sie sind einfach nicht aus der Ruhe zu bringen.
Aber irgendwann hat auch der letzte die andere Straßenseite erreicht und weiter geht die wilde Fahrt. Ein Paar mit zwei Kindern ist im Bus. Der Junge turnt auf einem Sitz herum, sorgenvoll vom Schaffner beäugt. Wie schnell kann er sich bei einem Bremsmanöver verletzen. Als die Eltern keine Anstalten machen, ihren ausgelassenen Sprössling zu bändigen, setzt sich der Schaffner neben ihn und spricht leise auf ihn ein, bis der Junge setzt sich brav hinsetzt.
Die Landschaft ist hügelig, dazwischen immer wieder Seen und trockene Senken, die vom bevorstehenden Monsun erneut gefüllt werden müssen. Ab und zu stehen Warnschilder mit Elefantenmutter und –kalb am Straßenrand, aber leider will heute kein Dickhäuter die Straße überqueren.
In Vavuniya ist Endstation. Als wir aussteigen, werden wir vom Schaffner des Busses nach Jaffna in Empfang genommen. Vermutlich hat ihn der Kollege per Handy informiert. Und so haben wir quasi einen fliegenden Wechsel. Zeitweilig herrscht drangvolle Enge. Jeder Sitz wird besetzt, und wenn wir beide plus ein weiterer Fahrgast in einer 3er Reihe sitzen, wird es ganz schön eng. Pro Sitzplatz stehen 38 cm! zur Verfügung. Auch das Unterhaltungsprogramm, ein Film á la Gräfin Marizza mit Marika Röck mit viel Gesang und Tanz, nur auf indisch, vermag uns nicht abzulenken von dem Gefühl, in einer Sardinenbüchse zu stecken. Je weiter wir in Richtung Norden kommen, um so mehr verändern sich Land und Leute. In der Nordprovinz leben seit dem Bürgerkrieg nur wenige Muslime und Buddhisten. Die Frauen tragen Saris oder schmale Hosen und Kaftane und sind damit flott auf dem Moped unterwegs.
Die Landschaft ist trocken, wir sehen Palmenplantagen und abgeerntete Felder.
Der Bus fährt über den vor Jahren heiß umkämpften Elefantenpaß und wir erreichen Jaffna gegen 15 Uhr. An vielen Häusern sehen wir Einschußlöcher und auch viele verlassene – ehemals wunderschöne Villen – die von der Vegetation langsam überwuchert werden.
Nach einer kurzen Pause im Hotel fahren wir wieder in die Innenstadt, wir wollen einige Dinge besorgen. Jaffna, deren Einwohnerzahl nach dem Bürgerkrieg um ein Drittel geschrumpft ist, hat eine unglaubliche Ladendichte. Wir schauen uns alles aufmerksam an. Die drei Kühe auf einer kleinen Verkehrsinsel scheint außer uns niemand beachtenswert zu finden.
Das Shoppingcenter ist enttäuschend, im Erdgeschoß ein Supermarkt, in der ersten Etage vielleicht 10 Geschäfte und im zweiten Stock eine Eisdiele und ein amerikanisches Fastfood-Restaurant. Aber nicht das mit dem großen M.
Im Supermarkt suche ich ein paar typische Gewürze und Tee aus, die will ich morgen per Paket nach Deutschland schicken. Auf Nachfrage packt man uns alles in einen Karton.
Abends essen wir in unserem Hotel. Erst dauert es 1 ¾ Stunden, bis das Essen kommt, und dann ist es so scharf, dass ich das Gefühl habe, meine Zunge wirft Blasen. Der Hotelchef entschuldigt sich und läßt uns noch eine Platte mit Papayastücken bringen.
Um 6 Uhr werde ich durch Gelächter und Geplapper wach. Anscheinend laufen Kinder durch den Hotelflur. Als wir später zum Frühstück gehen sitzen junge Frauen und Mädchen in wunderschönen Saris auf dem Boden und trinken Tee. Sie haben ihre Haare verschwenderisch mit frischen Blumen geschmückt. Heute wird das Baby einer Freundin getauft, erfahren wir. Alle Frauen tragen die gleiche Kleidung, eine Gruppe trägt blau/rot. Vom Alter her könnten es Familienmitglieder sein.
Die Gruppe der Freundinen hat sich für pink/gold entschieden. Auch die Männer sind festlich in seidene Sarongs in creme/gold und Hemden in pink gekleidet.
Das geschmückte Auto steht bereit, aber leider sehen wir die Hauptpersonen nicht, die werden vermutlich irgendwo abgeholt. Die Gäste steigen in einen bereit stehenden Kleinbus und fahren davon. Und wir machen uns auf den Weg zur Hauptpost, um unser Paket aufzugeben.
Direkt am Eingang ist ein Shop. Wir brauchen einen Klebestift und fragen bei der Gelegenheit, an welchen Schalter wir müssen. „Genau an diesen,“ meint der junge Mann, lässt sich den Kasten aushändigen und packt alles aus. Tee ok, aber die Gewürze: Zimtstangen, Muskatnüsse, Nelken, Pfeffer und Kardamom legt er an die Seite und behauptet, das dürfe man nicht verschicken, nur gemahlene Gewürze seien erlaubt??? Er ruft einen Kollegen, der eine Kollegin und die noch einen Kollegen. Der fordert uns auf, mit ihm in ein Büro zu kommen, wo offenbar die Abteilungsleiterin sitzt. Von ihr bekommen wir dieselbe Auskunft. Man sieht uns unsere Bestürzung an, deshalb geht der Kollege mit uns noch in einen anderen Gebäudeteil. Supervisor und Assistent sind nicht anwesend, also weiter zum Customs Büro. Dort sitzt ein wichtig aussehender Mann, dem erzähle ich, dass wir auf Weltreise sind und unserer Tochter in Deutschland ein kleines Präsent schicken wollen. „OK,“ sagt er, „machen Sie das.“ Der letzte Kollege läuft mir uns zurück, übermittelt mündlich die Erlaubnis, und dann klappt es. „Der Karton taugt nichts,“ wird uns mitgeteilt. Also kaufen einen neutralen weißen. Alles wird eingepackt und auf die Waage gestellt, etwas über 2 kg. Wir sollen etwas rausnehmen, meint der erste Kollege, dann würde das Porto günstiger. Machen wir. Nun wird der Kasten rundherum mit Klebestreifen fest verschlossen, am zweiten Schalter mit Briefmarken beklebt, am dritten als Einschreiben notiert, und am vierten abgegeben. ERLEDIGT. Das machen wir so schnell nicht wieder.
Die Hauptpost liegt in der Nähe des alten Forts, und wir machen uns auf den Weg dorthin. Wir kommen an einem Platz vorbei, auf dem Fahrtraining oder –prüfung stattfindet. Mopeds, Tuktuks, Autos und ein Bus umkurven Plastikkegel vorwärts und rückwärts.
Am Rand sitzen und stehen viele Personen und schauen interessiert zu. Vermutlich Familienangehörige und Freunde der Fahrschüler.
Nach einer Information aus dem Internet soll das im Bürgerkrieg stark beschädigte Fort nicht zu besichtigen sein.
Eindeutig falsch, es ist zwar vieles verboten, aber hinein darf man, und sogar kostenlos.
Danach vorbei an der Bibliothek, die im Krieg mit ihren kostbaren 90.000 Büchern ausgebrannt und inzwischen wieder aufgebaut ist – Tamilen und Singhalesen haben jeweils eine eigene Version der Geschichte – erreichen wir die Altstadt.
Irgendwann biegen wir in eine schmale Gasse ein und landen bei winzigen Werkstätten, wo vom Schuh, über den Wecker bis hin zu Elektrogeräten alles repariert wird.
Ein Mann sitzt an einer alten Nähmaschine und betreibt Upcycling. Er näht aus gebrauchten Textilien Sattelüberzüge für Fahrräder und möchte unbedingt von uns fotografiert werden.
Abendessen wollen wir in einem gut bewerteten vegetarischen Restaurant in der Nähe des großen Tempels. Wir entschließen uns, die 3 km zu laufen.
Es wird zwar langsam dunkel, aber die Straße ist nicht übermäßig befahren.
Über 100 Gäste finden im Lokal Platz. Es gibt indisches Essen und leckere Fruchtsäfte und Lassis. Besteck wird nicht ausgeteilt, deshalb werden die auch hier im Lokal installierten Handwaschbecken eifrig genutzt. Das Essen wird auf Bananenblättern und die Getränke in Marmeladengläsern serviert. So spart man bei der Ausstattung und beim Abwasch.
Wir frühstücken zusammen mit einem Mitte 70jährigen Mann aus Jaffna, der inzwischen in Georgien lebt und mit dem wir schon gestern ein interessantes Gespräch hatten. Er war und ist für bekannte Organisationen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Vereinten Nationen tätig und erzählt uns viel über die politischen Strömungen im Land.
Während wir dort sitzen, transportiert draußen ein Mann ein Doppelbett auf einem Fahrrad, er sitzt einfach mittendrin. Nie mehr gehe ich ohne Fotoapparat frühstücken.
Mannar, Esel und Anuradhapura (Sri Lanka)
Morgens nehmen wir den Bus von Jaffna nach Mannar. Heute kein Film, dafür nervtötende Musik. Die Frauen singen in unnatürlich hoher Stimmlage, wie man es im Süden Indiens liebt. Eine ganze Weile holpert der Bus über einen schmalen Sanddamm. Am Ende steht auf der linken Seite ein Hindutempel. Davor ist ein Scheiterhaufen aufgeschichtet, unter dem es schon qualmt. Mit leichtem Grausen denke ich an die früher üblichen Witwenverbrennungen. Direkt daneben liegt eine große Müllkippe!?
Kurz darauf beginnt eine neue Straße. Ein ganz anderes Fahrgefühl.
Die Landschaft ist weiterhin flach und karg.
Über eine ca. 2 km lange Brücke erreichen wir die Mannar-Insel.
Wir kommen nachmittags an und lassen uns mit einem Tuktuk zur gebuchten Unterkunft bringen. Der Fahrer hat einen speziellen Geschmack. Der Himmel des Gefährts ist mit Pelz verkleidet. Es sieht aus, als hätten zehn Mungos dafür ihr Leben lassen müssen. Nach einer Griffprobe bin ich beruhigt, es ist Kunstpelz; die Haare bewegen sich wellenförmig im Fahrtwind.
Unsere Unterkunft ist nicht weit entfernt. Der Fahrer ist unsicher, er weiß nicht, ob das die richtige Adresse ist. Da das Haus aussieht wie auf den Fotos im Internet, mache ich kurz entschlossen das Tor auf. Ein vorbeikommender Radfahrer ist entsetzt, dass sei falsch, behauptet er. Während wir draußen vor dem wieder geschlossenen Tor diskutieren, kommt von hinten eine junge Frau. Wir sind doch richtig, daraufhin verschwinden Radfahrer und Tuktukfahrer schleunigst.
Dieses Mal haben wir eine richtige Bruchbude erwischt. Es ist schmutzig, winzig und riecht muffig. Das Badezimmer ist außerhalb des Hauses, und nach dem ersten Blick beschließe ich, hier auf keinen Fall zu duschen. Zum Glück haben wir nur eine Nacht gebucht. Erstmal wollen wir uns die Stadt ansehen, und dann entscheiden, ob wir uns vor Ort eine andere Unterkunft suchen.
Auf unserem Weg in die Innenstadt begegnen uns Esel, sie wurden seinerzeit von den Holländern mitgebracht, aber die Sri Lanker haben sie nie als Arbeitstiere genutzt. So hat sich eine Population frei lebender Tiere auf der Insel entwickelt.
Einige sind offenbar irgendwann mal angefahren worden, und zu sehen, wie sie sich mühsam mit drei gesunden und einem verkrüppelten Bein fort bewegen, treibt mir die Tränen in die Augen.
Das eigentliche Zentrum Mannars scheint um den Busbahnhof herum zu liegen. Viel mehr ist nicht zu sehen.
Die meisten Häuser wirken ziemlich herunter gekommen, nur die Moschee mit ihrer vergoldeten Kuppel bildet eine Ausnahme. Auch die Markthalle hätte dringend einen Anstrich nötig.
Als wir durch das Fischerviertel laufen, wird uns geraten, auf keinen Fall bei Dunkelheit noch hier zu sein. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, aber auch da ist nicht wirklich was vorhanden. Ein Imbiss muss es heute Abend tun. Enttäuscht laufen wir zurück.
Am nächsten Morgen bestellen wir uns ein Tuktuk. Auch dieses hat einen Kunstpelzhimmel. Er ist pink und die roten Kunstledersitze haben ein Pythonmuster. Ob sich Mannars Damenwelt vom eigenwilligen Geschmack des jungen Fahrers beeindrucken lässt?
Anuradhapura ist unser Ziel. Langsam verändert sich das Landschaftsbild, das Karge macht zunehmend wieder tropischem Bewuchs Platz. Gleich wirkt alles viel aufgeräumter, vielleicht, weil nicht mehr so viel Abfall herumliegt, oder weil er unter dem dichten Grün verschwindet.
Anuradhapura war Jahrhunderte lang Königssitz und damit Hauptstadt. Wir machen einen langen Spaziergang in die Innenstadt. Der heilige Bodhibaum und der Tempelbezirk sind nicht unser Ziel, wir haben keinen Zugang zur buddhistischen Religion. Viel lieber durchstreifen wir die Nebenstraßen und –gassen.
Für den Abend haben wir uns aus einer Rangliste ein gutes Lokal ausgesucht, und wir werden nicht enttäuscht. Es schmeckt prima, da wollen wir am nächsten Abend noch mal hin.
Klaus hat schon seit Tagen Ohrenschmerzen, und ín der Nacht ist es schlimmer geworden. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum privat geführten Königs-Hospital. Er wird in eine Liste eingetragen, bekommt die Nummer 3 und die Anweisung, um 18.30 wieder zu kommen.
Als wir kurz vorher dort sind, ist der Wartebereich bereits voll. Wir gehen wieder zur Anmeldung und werden von einer Krankenschwester zu einem Wartezimmer ein paar Häuser weiter geführt. Sie schiebt sich mit uns im Schlepptau zur hiesigen Anmeldung vor, der Name wird auf einer Liste abgehakt, und wir zur Apotheke im selben Raum geschickt. Dort muss Klaus erklären, warum er hier ist, und ein Schreibheft kaufen. Wir wundern uns, bekommen aber auf unsere Fragen keine richtige Antwort, nur dass er das brauchen wird, erfahren wir. Du musst bestimmt 100 mal schreiben: „Ich darf keine Wattestäbchen benutzen“, necke ich ihn. Ein junger Mann geht mit uns zurück zur Anmeldung, und nennt einen Betrag von 1.200 Rupien (6,60 €). Nach dem Bezahlen begleitet uns die Krankenschwester in den Wartebereich ein Stockwerk höher und bedeutet uns, vor Behandlungsraum 25 zu warten.
Über 50 Wartende vor fünf Behandlungszimmern, davon mehr als ein Dutzend Kinder von ca. 10 Tagen bis zu 10 Jahren. Sie sind krank und müde und dem entsprechend quengelig. Aber sie werden geduldig geschaukelt und hin- und hergetragen.
Amüsiert betrachte ich eine muslimische Familie mit einem Neugeborenen. Das Baby weint, und die junge Mutter schaukelt es solange, bis es eingeschlafen ist. Dann nimmt ihr eine ältere Frau – ich tippe auf die Schwiegermutter – das Kind ab, das daraufhin wieder zu schreien beginnt. Nun ist die Mutter dran, aber sobald es ruhig ist, verlangt die Ältere es wieder. So geht es zig mal hin und her. Und jetzt zeigt sich auch, wie praktisch doch so ein Kopftuch ist, als das Baby spuckt wischt die Ältere dem Säugling mit Mamas grünem Tuch schnell mal den Mund ab. Die Kinder werden in Raum 23 behandelt. Dort versuchen besorgte Eltern immer wieder, sich vorzudrängeln. Sie werden abgewiesen, das Nummernsystem scheint zu funktionieren.
Inzwischen sind wir an der Reihe, und die mit einem Sari bekleidete Ärztin lässt sich die Beschwerden schildern und notiert alles in das mitgebrachte Schreibheft. Nach inspizieren der beiden Gehörgänge und Behandlung des betroffenen Gehörgangs kann Klaus wieder Stereo hören. Auch die verordneten Medikamente werden aufgeschrieben, ein Stempel darunter und fertig. In der Apotheke legt man das Heft vor und bekommt die Medikamente. Und der Patient behält das Heft und hat seine Akte immer zur Verfügung. So einfach kann es sein, auch ohne Krankenkarte.
Eluvamkulam, die ins Wasser gefallene Safari und Negombo (Sri Lanka)
Die Busfahrt nach Puttalam verläuft normal, auch die Musik ist wieder erträglich. Wir sind nicht mehr so weit im Norden. Nach gut 1 ½ Stunden sind wir am Zwischenziel. Weiter geht es mit einem Kleinbus. Der fährt um 1.30 ab, um kurz darauf an einem anderen Platz noch bis 2 Uhr zu warten. Und dann wird es richtig voll. Wir sitzen eng nebeneinander auf einem zweier Sitz und haben unsere Rucksäcke auf dem Schoß. Wenn man denkt, da kann unmöglich noch jemand zusteigen, wird man jedesmal eines besseren belehrt. Die Fahrgäste quetschen sich klaglos in den Gang, Gepäckstücke landen auf unseren vorne liegenden Koffern. Nach 20 Minuten steigen ca. 10 Leute aus, aber dafür 25 Schulkinder zu. Unglaublich, das wäre was für „Wetten, dass“ gewesen.
Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Tage beschert uns ein leichtes Afrika-Gefühl. Ein kleines Häuschen mit überdachter Veranda auf einem wunderschönen, leicht verwilderten Grundstück, die tragenden weißen Säulen mit braunen Mustern. Unser Gastgeber Sereno, der gemeinsam mit seiner Partnerin Kumari die kleine Anlage betreibt fragt, ob wir schwimmen gehen wollen. Schon, aber wo. Er läuft mit uns ein paar hundert Meter weit bis zu einem Fluss.
„Krokodile,“ frage ich. Er lacht, hier sei es ungefährlich, erklärt er uns, und geht zum Beweis gleich ins Wasser. Das hat eine herrliche Temperatur und fühlt sich auf der Haut wie Samt an. Wir schwimmen ans andere Ufer. Kurz darauf sind zwei Kinder da, dann kommt ihre Mutter mit einer großen Schüssel und wäscht im Fluss stehend die Wäsche. Danach wäscht sie dem Jungen und sich gründlich die Haare. Das mache ich morgen auch.
Morgens um 6 sind wir mit Sereno verabredet, er will mit uns Vögel beobachten gehen. Anfangs sehen wir nicht viele, aber während des Rundgangs entdecken wir immer mehr.
Als erstes die kunstvollen Nester von Webervögeln.
Bald sehen wir den ersten Pelikan,
ein Fischadler-Paar, Black-Nack-Störche, Ibisse, Reiher,
es müssen ein paar hundert sein. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Aber wir sind nicht allein zu dieser frühen Stunde unterwegs.
Eine Frau schneidet die wie Palmwedel aussehenden aber mit heftigen Dornen bewehrten Zweige und schält sie gleich. Aus denen werden Körbe geflochten.
Ein Mann ist im Lotosteich unterwegs und schneidet Knospen in Mengen.
Ist nicht erlaubt, nur als Opfergabe für Buddha. Aber vielleicht hat er eine große Bitte oder etwas gut zu machen.
Bei der Gelegenheit werden gleich noch ein paar Fische herausgeholt.
Als uns Kumari nach unserer Rückkehr nach über drei stunden dann noch mit einem leckeren Frühstück erwartet, sind wir vollauf zufrieden.
Nachmittags gehen wir nochmal zum Fluss. Auf dem Weg liegt frischer Elefantendung, wenn man sich vorstellt, dass die gestern Abend denselben Weg benutzt haben, wie wir. Und kaum am Ufer angekommen, fliegt ein Pfau von der anderen Seite über das Wasser. Wie schön er aussieht, sein glitzerndes Gefieder, die Flügel rostrot und die langen Schwanzfedern schwingen in leichten Wellenbewegungen.
Am nächsten Morgen steht um 5.30 Uhr ein Tee für uns bereit. Kumari ist um 3 Uhr aufgestanden und hat einen Korb mit Frühstück und Lunch für uns vorbereitet. Kurz vor sechs ist der Jeepfahrer da und dann geht es auch schon los. Er ist gerade mal ein paar 100 m gefahren, wir kämpfen noch mit der Morgenmüdigkeit, da stoppt er plötzlich.
Dort auf dem Weg, den wir gestern morgen gelaufen sind, trabt ein junger Elefant. Und keiner hat die Kamera griffbereit. Klaus nestelt seine heraus und versucht ihn noch zu erwischen. Jetzt sind wir hellwach.
Noch ein paar Kilometer bis zum Wilpattu Nationalpark. Eine Straße verläuft gerade durch den Park, eine richtige Waschbrettpiste. Anders als Bundala hat Wilpattu viel mehr dichten Dschungel. Als wir das erste Rudel Axishirsche sehen, sind wir begeistert.
Während dieser Safari sehen wir so viele Rudel, es müssen mehrere hundert Tiere sein. Auch die ersten Vögel erscheinen, Fischadler, Pfauen,
Ceylonhähne,
Bienenfresser und viele andere. Und dann beginnt es zu regnen. Erst bleiben wir unbeeindruckt, aber als der Regen heftig vom Himmel fällt, rollen wir die leider nicht ganz durchsichtige Folie vor unserem Aussichtsfenster herunter. Der Regen läuft in Strömen herunter und uns auf die Füße. Zwischenzeitlich hört es auf zu regnen, aber jedes Mal, wenn wir unter den niedrigen Ästen hindurch fahren, kriegt einer von uns eine kalte Dusche. Mehrere Male rollen wir die Folie rauf und runter; denn fotografieren ist durch sie nicht möglich. Irgendwann haben wir keinen trockenen Faden mehr am Körper.
Gegen 9 Uhr machen wir eine Frühstückspause. Dafür gibt es eine Rundhütte mit umlaufenden Bänken. Vielleicht acht Fahrzeuge sind hier, und die Hütte ist bereits voll. Ein besonders cleverer Axishirsch hat sich von seiner Gruppe abgesondert und versucht von den vielen Leckerbissen etwas zu erbetteln. Er lässt sich streicheln und aus der Hand füttern. Sein asymmetrisches Geweih fühlt sich ganz warm an, das überrascht mich. Er klaut einem Touristen seine Sandwichverpackung aus der Hand und versucht die Plastikfolie zu fressen, die anscheinend gut riecht. Einer der Guides rennt hinter ihm her und versucht sie ihm abzunehmen. Hoffentlich hat er Erfolg.
Safari im Regen macht keinen Spaß, so entscheiden wir, es bei einer Halbtagestour zu belassen. Unser Fahrer hat vollstes Verständnis. Wir sehen zwei Sambahirsche und einen kleinen Muntjac und dann, als wir kurz vor dem Zugangstor zum Park sind, doch noch Elefanten.
Zwei Mütter mit ihren Jungen. Wie schön, sie drehen uns zwar schnell den Rücken zu, und einer der Kleinen versteckt sich hinter einem Busch, aber wir bleiben so lange stehen und beobachten sie, bis sie im dichten Buschwerk verschwinden.
Zurück in unserem Häuschen wollen wir nur trockene Kleidung und ein Bett.
Nachmittags laufen wir mit Sereno über das große Grundstück bis runter zum Fluss.
Hier kommen gern Elefanten von der anderen Seite rüber. Auf seinem Grundstück haben sie schon an die zwanzig Palmen umgeworfen, um an die leckeren Blattaustriebe zu gelangen. Zwar versuchen einige Farmer sie durch Elektrozäune am Betreten ihrer Plantagen zu hindern, aber so ein Elefant ist nicht blöd, er holt sich eine bereits umgestoßene Palme und wirft sie auf den Zaun. So kann er gefahrlos über den Zaun und sich bedienen.
Nachdem wir wieder einen interessanten Abend mit dem perfekt englisch sprechenden, weit gereisten und gebildeten Sereno – der hier eine neue Aufgabe gefunden hat – verbracht haben, beobachten wir zum letzten Mal, wie er zu seinem Haus weiter unten in der Nähe des Flusses läuft, wie immer verfolgt von sechs weißen Katzen.
Den letzten und vorletzten Tag wollen wir in Negombo verbringen, damit wir näher am Flughafen sind. Während wir fahren setzt heftiger Regen mit Sturm ein, und ca. 30 min. vor unserem Ziel gibt es einen Stau.
Hier hat der Sturm 3 Bäume umgeworfen, die jetzt auf der Fahrbahn liegen. Die Polizei räumt – unterstützt von ein paar Männern – die Straße.
Das Restaurant im Hotel ist an drei Seiten offen, und man musste Planen spannen, damit den Gästen nicht das Essen vom Teller geweht wird.
Das erhoffte letzte Bad im Meer kann auch an unserem letzten Tag nicht stattfinden, wieder Regen und Sturm. Der Nachmittagsspaziergang lässt unsere leichte Wehmut darüber rasch verschwinden, der Strand liegt voller Müll, für uns wenig einladend.
Unser Flug nach Malaysia geht um 0.25 Uhr und wir lassen uns mit dem Taxi um 22 Uhr abholen und die 14 km zum Flughafen bringen. Wir sind überrascht, wie viele Menschen um diese Uhrzeit hier unterwegs sind. Insgesamt dreimal wird unser Gepäck einem Sicherheitscheck unterzogen. Hier ist man also besonders gründlich.
Die Maschine startet pünktlich. Ein letzter Blick auf Colombo aus der Luft lässt Sri Lankas Hauptstadt aussehen wie einen Sternenhimmel mit unzähligen weißen Lichtpunkten, nur durchbrochen von langen gelben Linien, den beleuchteten Straßen.