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Die Stadt Esperance empfiehlt, vor Durchquerung der Nullarbor-Ebene nochmal Kraft und Energie zu tanken, also die Landschaft zu genießen, Lebensmittel einzukaufen, sich mit Wasser einzudecken und natürlich den Benzintank aufzufüllen. Das haben wir in den letzten beiden Tagen gemacht, denn was uns bevorsteht, gilt als besondere Herausforderung.
Nach dem Frühstück geht es los. Weit kommen wir nicht, ein paar hundert Meter von unserem Übernachtungsplatz entfernt werden wir von der Polizei angehalten: Alkoholkontrolle, morgens um 10 Uhr. Klaus muss ins Röhrchen pusten, natürlich zeigt das Messgerät nach zwei Tassen Kaffee nichts an. Der nette Beamte wünscht uns noch einen schönen Tag und winkt den nächsten Autofahrer heraus. Wenn das Messgerät 0,5 Promille oder mehr anzeigt, ist der Führerschein weg.
Wir fahren rund 200 Kilometer Richtung Norden an großen Salzseen vorbei nach Norseman. Dort kaufen wir noch frisches Obst. Eine andere Kundin wünscht mir einen schönen Muttertag (?) und dann geht es nach Osten durch die Wüste. Der Eyre Highway führt durch das 1.200 Kilometer lange Nullarbor vom lateinischen Nulla arbor = kein Baum und durchquert die trockenste Region Australiens. Schilder weisen jetzt nicht mehr auf streunende Rinder und Schafe hin, sondern auf Wildkamele, Wombats und natürlich Kängurus.
Die Strecke bietet einige Besonderheiten:
Die längste schnurgerade Straße Australiens ist Teil des Eyre Highway. Sie ist 90 Meilen lang, entspricht 146,6 Kilometer. Und hier kann man wunderbar beobachten, was für vorsichtige Autofahrer die Australier in der überwiegenden Mehrheit sind. Meistens fahren wir mit einem Tempo zwischen 80 und 90 Stundenkilometern. Das hat sich als angenehmste Geschwindigkeit mit dem Camper herausgestellt. Manchmal kommt es vor, dass ein Autofahrer an uns vorbei will. Auf dieser geraden Straße kann man kilometerweit schauen. Sobald am Horizont nur ein Pünktchen zu sehen ist, traut sich niemand zu überholen. Wenn dann alles frei ist, wird nicht etwa aufs Gas getreten und stark beschleunigt, nein man wird mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 110 kmh überholt. Hier ist man sehr gelassen unterwegs. Ob man 10 Minuten früher oder später ankommt, spielt bei den großen Entfernungen keine Rolle.
Der längste 18 Loch Golfplatz der Welt zieht sich an der Strecke entlang. Da die Löcher 100 Kilometer weit auseinander liegen, muss man die Distanz mit dem Auto zurücklegen. Um alle Löcher zu bespielen, müssen die Spieler mit bis zu 7 Tagen rechnen. Golf ist in Australien kein exklusiver Sport, es gibt viele öffentliche Plätze, wo jeder spielen kann.
Die Straße verläuft mit mehr oder weniger großem Abstand zur Südküste auf einem 200.000 Quadratkilometer großen Kalkplateau. Verschiedene Aussichtspunkte gewähren immer andere interessante Blickwinkel in Ost- und Westrichtung. Nach Süden ist nur Meer zu sehen. Wenn man in der richtigen Jahreszeit hier ist, hat man gute Chancen, Wale zu sehen.
Am späten Nachmittag erreichen wir Cocklebiddy. Müßig, diesen Ort zu beschreiben, das Schild sagt alles , was man wissen muss. Zwei Bewohner wurden allerdings nicht erwähnt. Es sind Keilschwanzadler, die in einer großen (für diese Vögel natürlich nicht ausreichenden) Voliere leben. Weil man erzählte, dass sie Lämmer schlagen (gibt es eine bessere Legitimation zum abknallen) stand diese Spezies kurz vor der Ausrottung. Durch intensive Aufklärungsarbeit konnte das zum Glück verhindert werden.
Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg. Wir wollen die Nullarbor-Wüste zügig durchfahren. Bereits auf den ersten 20 Kilometern sehen wir mehr als 20 tote Kängurus. Ich habe gelesen, dass sie ein bisschen dumm seien und noch kurz vor einem herandonnernden Roadtrain über die Straße hüpfen wollen. Die Fahrer dieser wuchtigen Transportmaschinen können natürlich nicht bremsen. Einige haben 24 Achsen, jede mit 4 Reifen bestückt. Da hat auch das bis zu zwei Meter große Riesenkänguru nicht den Hauch einer Chance. Auf einem dieser Kadaver sitzen zwei Keilschwanzadler. Sie lassen sich bei ihrer Mahlzeit durch die vorbei fahrenden Autos nicht stören. Später sehen wir, dass auch Krähen frisches Kängurufleisch nicht verschmähen.
Nach beinahe 300 Kilometern überqueren wir die Grenze nach Süd-Australien.In dieses Bundesland können wir einfach einreisen; nur LKWs werden kontrolliert.
Das nächste Roadhouse auf unserer Strecke gefällt uns nicht besonders. Wir tanken hier nur, mit 2 $ pro Liter (1,20 €) den teuersten Sprit unserer bisherigen Reise. Am wenigsten haben wir in Perth mit 1,33 $ bezahlt. Es ist noch eine gute Stunde Zeit, bis die Sonne untergeht. Das nächste Roadhouse ist 70 Kilometer entfernt, das ist noch gut zu schaffen. Aber hier stimmt was nicht, es stehen zwar ein paar Autos auf dem sogenannten Campground, aber das eigentliche Roadhouse ist rundherum mit Maschendraht umspannt, die Türen sind mit Brettern vernagelt. Uns beschleicht ein mulmiges Gefühl, und wir fahren weiter. Sieben Kilometer vom Highway entfernt erreichen wir kurz nach Sonnenuntergang über eine Staubstraße ein Farmstay. Vor der Scheune steht ein Flugzeug, eine Sandpiste ist Start- und Landebahn. Die 2.500 Schafe sind irgendwo auf einer der Weiden. Ein reizendes Ehepaar (Freunde der Besitzer, die gerade Urlaub machen) begrüßt uns und geleitet uns sogar zu unserem Platz. In der Campingküche sitzen schon zwei Paare ums offene Feuer, genießen ihren Sun downer und erzählen von ihren Reiseabenteuern.
„Schauen Sie sich Fowlers Bay an,“ empfiehlt uns die nette Vertretungswirtin noch am nächsten Morgen, bevor wir aufbrechen. Das bedeutet weitere Kilometer auf der Staubstraße zur Küste. Aber die Straße ist in einem guten Zustand, so dass wir keine Mühe haben, den kleinen Ort hinter den weißen Dünen zu erreichen. Nach einem Spaziergang fahren wir zurück zum Highway und weiter nach Ceduna zum Endpunkt der Nullarbor-Wüste. Kurz vor der Stadt plötzlich eine Schranke. Alle Fahrzeuge werden kontrolliert, Obst und Gemüse beschlagnahmt. Die Angst vor Fruchtfliegen ist groß. Während unserer Mittagspause vor einer Stunde haben wir die letzten Bananen und Äpfel vertilgt, wir dürfen passieren.
In Ceduna – der für ihre Austern berühmten Kleinstadt mit großem Hafen – bleiben wir über Nacht. Zum Einkaufen ist es schon zu spät, die Fischgeschäfte schließen um 17 Uhr. Aber am nächsten Morgen kaufen wir bei Baldy – einem langhaarigen tätowierten Fischer – Austern und Shrimps für unser Abendessen im 470 Kilometer entfernten Port Augusta. Dazu brauchen wir noch einen Weißwein, und so stellen wir unseren Camper nach Ankunft dort nur auf dem zugewiesenen Platz ab und laufen in einem weiten Bogen in die Innenstadt.
Lautes Vogelgekreische macht uns auf ein paar Bäume aufmerksam. Das wollen wir von nahem sehen. Eine Vielzahl weißer Kakadus ist für den unbeschreiblichen Lärm verantwortlich.
In Port Augusta endet der von Westen kommende Eyre Highway und beginnt der nach Darwin führende Stuart Highway. Außerdem halten im Bahnhof die Fernzüge „The Ghan“ (Süd-Nord-Verbindung) und „Indian Pacific“ (West-Ost-Verbindung). Es gibt noch ein paar alte Gebäude in der über 160 Jahre alten Stadt und natürlich die zeitgemäßen Ladenketten. Gut so, denn wir brauchen dringend Socken, die über die Knöchel reichen, es wird Winter.
Unser heutiges Ziel ist die Hauptstadt Südaustraliens: Adelaide, genannt nach der deutschen Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen, die durch Eheschließung mit Wilhelm Heinrich Königin von England wurde. Wir haben uns für einen außerhalb am Meer liegenden Campingplatz entschieden, von dort können wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt fahren.
Ab dem Vorort Glenelg fährt eine Straßenbahn 11 Kilometer bis in die Innenstadt. Für 10 $ = 6 € bekommt man eine Tageskarte. Im Innenstadtbereich, der von bis zu 600 Meter breiten Parkanlagen (bestehend aus 27 Einzelparks) umschlossen ist, kann man kostenlos fahren. Das Angebot wird viel und gern genutzt. Hier im Zentrum leben nur ca. 20.000 Einwohner. Die in den rund herum liegenden 250 Ortschaften lebenden Menschen rechnet man einfach zu den Einwohnern dazu. So kommt man auf eine für eine Hauptstadt angemessene Zahl von über 1 Million. Adelaide ist eine sehr angenehme Stadt mit breiten Straßen, vielen Geschäften, Museen, Galerien und schönen Restaurants, von den Parks ganz zu schweigen. Die Menschen scheinen aus allen Teilen der Welt zu kommen. Wir laufen durch die belebte Innenstadt und suchen nach einiger Zeit vor einem heftigen Regenschauer Schutz in die Markthalle, einem riesigen Schlemmerparadies.
Am nächsten Morgen frühstücken wir in der Campingküche, als wir Besuch von einem schwarz weißen Vogel bekommen. Er läuft durch die ganze Küche, pickt hier und dort etwas auf, stellt sich vor den Herd und tut das, was er seinem Namen nach (Flötenvogel) tun muss, er flötet uns etwas vor, dreht sich um und läuft wieder hinaus.
Wir wollen nicht bis zum Highway, denn dann müssten wir wieder durch Adelaide fahren. Im Atlas suchen wir uns eine Querverbindung aus.
Die schmale Straße führt uns in ein bergiges Gebiet mit hübschen gemauerten Häusern, umgeben von großzügigen Gärten mit Bäumen die sich mit Herbstlaub schmücken. Rinderherden der unterschiedlichsten Rassen grasen an den Hängen, die Pferde tragen schon Wintermäntel. Wir haben das Gefühl, durch ein Bilderbuch zu fahren. So etwas gibt es doch in Wirklichkeit gar nicht.
In Strathalbyn halten wir an. Die dortige Kirche sieht aus, als ob sie komplett aus England hierher verschickt worden ist. Während wir über den Bach und durch die Grünanlagen laufen, sprechen uns zwei Männer an, die natürlich sofort gemerkt haben, dass sie es mit Ausländern zu tun haben. Wir erzählen ein bisschen von uns, bekommen von den beiden noch ein paar Ratschläge und setzen unseren Weg fort in Richtung Murray Bridge. Wir haben im Handy ein Ziel angegeben, aber es will uns dauernd zum Umkehren animieren. Eine viertel Stunde später wissen wir auch weshalb, wir stehen vor einem Fluss ohne Brücke. Erst nach ein paar Minuten sehen wir, dass hier eine Fähre die Fahrzeuge von einem Ufer zum anderen bringt.
Während wir noch eine Information über die vermutlich astronomischen Preise, suchen legt die Fähre an. Als erstes Fahrzeug können wir gar nichts anderes tun, als loszufahren. Die Fähre wird mit zwei Stahlseilen über den Fluss gezogen und kostet NICHTS.
Wir fahren den Prinzess-Highway an der Küste entlang in Richtung Süden. In Kingston S.E. stehen wir plötzlich vor einem Riesenhummer.
Leider ist keine Saison, so dass wir wir die Spezialität des Ortes nicht probieren können. Nach Robe müssen wir laut Tipp unserer Bekanntschaft aus Strathalbyn unbedingt fahren. Am Straßenrand läuft ein junger Schnabeligel, eines der eierlegenden Säugetiere Australiens. Allein dafür hat sich der Abstecher gelohnt. Nachdem wir ihn fotografiert haben, fahren wir weiter zu unserem heutigen Campingplatz nach Millicent.











Irgendwas bringt dieses ungewöhnliche Bauwerk, das auf den Entwurf eines dänischen Architekten zurück geht, in mir zum Beben. So groß haben wir sie uns nicht vorgestellt. Wir laufen die Treppen rauf und drum herum, von jeder Seite sieht sie anders aus. Die Geschichte der Entstehung ist außerordentlich spannend; denn die vorher noch nie gebaute Form erforderte Berechnungen, die kein Mensch ausführen konnte. Auch hier – ich denke an die Elbphilharmonie – überstiegen die tatsächlichen Kosten die veranschlagten um ein vielfaches. Es gab großen Unmut und Schuldzuweisungen, und heute ist Sydney ohne seine Oper undenkbar. Der Architekt allerdings verließ Sydney nach einem Streit mit seinen Auftraggebern und kehrte nie wieder zurück.
Auf der Hauswand läuft ein Zeichentrickfilm, es ist die Geschichte von Snugglepot und Cuddlepie. Mit dieser genau 100 Jahre alten Erzählung von May Gibbs über zwei aus einem Gummibaum geschlüpften Babies und ihre aufregenden Abenteuer sind alle australischen Kinder aufgewachsen und deshalb stehen Groß und Klein hier und schauen sich diesen Film im überdimensionalen Format begeistert an. Eine tolle Idee.
Über den Erfinder, die Auswirkungen auf Schiffbau und Schifffahrt und die anderen Nutzungsmöglichkeiten für diese „Normbehälter“, z.B. im Baubereich. 
Der am Ufer des Avon stehende Bogen der Erinnerung – zum Gedenken an die Gefallenen der verschiedenen Kriege – war beim Erdbeben ebenfalls eingestürzt. 2016 wiedereröffnet hat er nun eine weitere Bedeutung bekommen. Wer Christchurch früher gesehen hat, wird es kaum wiedererkennen.
Wir kommen am Forsyth-See vorbei, der die Heimat einer Kolonie Trauerschwäne ist. Langsam wird die Straße schmaler, die Kurven enger und wir stellen fest: „Freie Fahrt für freie Bürger“ wird hier anders interpretiert. Die Geschwindigkeit ist begrenzt, dafür der Straßenrand nicht. Obwohl es links steil bergab geht, hat man auf Leitplanken oder andere Schutzmaßnahmen verzichtet. Nur die üblichen Begrenzungspfähle stehen im Abstand von 25 Metern neben der Straße. 
Während wir frühstücken fällt mir gegenüber unter einem Baum eine Bewegung auf. Beim Näherkommen sehe ich, dass eine Pelzrobbe sich hier häuslich niedergelassen hat. Unbemerkt von den vielen Spaziergängern liegt sie hier. Nur die Hunde, die morgens ausgeführt werden, bellen sie an, aber auch das verstehen ihre Herrchen und Frauchen nicht und ziehen sie an der Leine weiter, ohne den merkwürdigen Besucher zu bemerken.
Auf der Bundesstraße 1 geht es weiter Richtung Moeraki. Auf einem vorgeschobenen Kap mit Leuchtturm ist eins von mehreren Brutgebieten der seltenen Gelbaugen-Pinguine. Auf einer engen unbefestigten Straße fahren wir bis zum Parkplatz. Vor dort führt ein schmaler Fußweg bis zum Meer.
Ein Stück weiter liegen auf einem grasbewachsenen Vorsprung ein paar Pelzrobben herum. Als wir zurücklaufen hören wir noch immer einige Pinguine rufen.
Am nächsten Morgen fahren wir zu den Boulders, merkwürdigen runden Felsen, die am Strand liegen. Gerade ist Ebbe, so dass wir über den Strand laufen und diese überdimensionalen Kanonenkugeln aus der Nähe betrachten können. Bei den aufgebrochenen Kugeln ist die kristallisierte Innenseite gut zu sehen. Mit viel Fantasie könnte man glauben, Außerirdische hätten bei Nacht und Nebel einen Globus ihres Heimatplaneten hinterlassen.

Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diese Ecke und kehren am regnerischen Sonntag nach Nelson zurück, immer wieder begleitet von großartigen Regenbögen. In Nelson scheint die Sonne. Am Sonntag haben viele Geschäfte geöffnet und so flanieren die Menschen durch die Geschäftsstraßen, sitzen in Cafés oder kommen mit vollen Tüten aus Boutiquen und Supermärkten. Eine schöne Stadt mit perfekter Lage. 

Eine Gruppe junger Menschen sitzt gemütlich im warmen Wasser, den gut gefüllten Bierkasten in Reichweite.
Wir fahren weiter in Richtung Norden und abends stehen wir mit unserem Camper so dicht am Rotorua See, dass wir Enten und Schwäne streicheln könnten, ohne das Auto zu verlassen.

