In Sydney (Australien)

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Mit zwei Koffern und zwei Rucksäcken haben wir den Camper bezogen. Jetzt stehen dort plötzlich vier Rucksäcke, zwei Koffer, eine Stofftasche und eine Kiste mit Lebensmitteln. Merkwürdig, unser Gepäck hat sich vermehrt, obwohl wir viele der extra für den Camper gekauften Dinge in der Vermietstation lassen. 
In den vergangenen 52 Tagen sind wir 12.500 Kilometer gefahren und haben dafür 1.520 Liter Benzin getankt, von 1,32 $ bis 2,00 $ beliefen sich die Preise für einen Liter. Von allem was wir gesehen haben, möchten wir keinen einzigen Kilometer missen, selbst die Strecke in Broome als wir im Sand stecken blieben, war rückblickend ein Erlebnis.
Und nun beziehen wir für einen günstigen Preis ein erstaunlich luxuriöses Appartement in der Nähe des Flughafens. In den 65 m² verlaufen wir uns fast nach der Zeit auf engstem Raum.
Wir sind in ein paar Minuten an der Metro Station und können im 12 Minuten-Takt in die Innenstadt fahren. Mit der aufladbaren Magnetkarte ist das alles sehr unkompliziert.
Der Samstag ist grau in grau, uns zieht es trotzdem ins Zentrum. Die elektronische Schranke an der Metro bucht 2,42 $ von unserem Guthaben ab. Von der Station Central läuft man an der Bucht entlang, immer die Harbor Bridge im Blick.

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Menschen auf der Harbor Bridge

Auch an diesem ungemütlichen Tag sind viele Menschen unterwegs. Restaurants und Geschäfte reihen sich an der Uferpromenade aneinander. Als wir um die Ecke biegen und plötzlich die Oper vor uns sehen, schießen mir die Tränen in die Augen.
DSC06932Irgendwas bringt dieses ungewöhnliche Bauwerk, das auf den Entwurf eines dänischen Architekten zurück geht, in mir zum Beben. So groß haben wir sie uns nicht vorgestellt. Wir laufen die Treppen rauf und drum herum, von jeder Seite sieht sie anders aus. Die Geschichte der Entstehung ist außerordentlich spannend; denn die vorher noch nie gebaute Form erforderte Berechnungen, die kein Mensch ausführen konnte. Auch hier – ich denke an die Elbphilharmonie – überstiegen die tatsächlichen Kosten die veranschlagten um ein vielfaches. Es gab großen Unmut und Schuldzuweisungen, und heute ist Sydney ohne seine Oper undenkbar. Der Architekt allerdings verließ Sydney nach einem Streit mit seinen Auftraggebern und kehrte nie wieder zurück.
Wir haben richtig Glück, seit Ende Mai läuft die Vivid, ein jährliches Ereignis mit Licht, Musik und Kunst. Um 17 Uhr geht es mit Musik los.

Ein paar Bands spielen zur Unterhaltung der Wartenden. Punkt 18 Uhr beginnt die eigentliche Show. Die Dächer der Oper werden zur Projektionsfläche für fantastische bewegte farbige Muster.

Die Harbor Bridge erstrahlt in immer anderen Farbkombinationen. Die ringsum liegenden Hochhäuser werden in unterschiedlichen Farbtönen angeleuchtet. Der botanische Garten – der an das Gelände der Oper anschließt – ist bei freiem Eintritt in diese Zauberwelt eingebunden.

Immer neue überraschende Objekte tauchen vor uns auf. Die Rasenflächen sind mit Schaumgummiplatten belegt, damit die vielen Besucher keine bleibenden Schäden hinterlassen. Auf großen Rasenflächen sind Stände aufgebaut. Verkauft werden alle möglichen kleinen Gerichte und Getränke, sogar Glühwein ist im Angebot. Mehrere Toilettenwagen stehen zur kostenlosen Benutzung bereit. Auf einem Gebäude, das an Dornröschens Schloss erinnert, werden Videos projiziert, die von Studenten der Kunstakademie geschaffen wurden. In einem Teich stehen dicht an dicht Leuchtkugeln in Tennisballgröße auf langen schwankenden Stäben. In unterschiedlichen Intervallen wechseln sie die Farbe, dazu läuft eine Erzählung vom Band, untermalt von Effekten aus der Nebelmaschine.
Nach einer großen Runde kommt man zu einer Hauptstraße. Viele Menschen in Leuchtwesten weisen die Besucher in die richtige Richtung und regeln den Autoverkehr entsprechend. Auf dem Rückweg zur Metro kommen wir am ehemaligen Zollhaus vorbei. Eine Schar Menschen, Erwachsene und Kinder hat sich hier versammelt.
P1110531Auf der Hauswand läuft ein Zeichentrickfilm, es ist die Geschichte von Snugglepot und Cuddlepie. Mit dieser genau 100 Jahre alten Erzählung von May Gibbs über zwei aus einem Gummibaum geschlüpften Babies und ihre aufregenden Abenteuer sind alle australischen Kinder aufgewachsen und deshalb stehen Groß und Klein hier und schauen sich diesen Film im überdimensionalen Format begeistert an. Eine tolle Idee.
Der Sonntag bringt dann wieder Sonnenschein und natürlich nehmen wir auch heute wieder die Metro. An der Station St. James (Hydepark) steigen wir aus.

Alle Geschäfte sind geöffnet, Straßenmusiker beleben die Szene und es herrscht reger Betrieb in der Innenstadt.
Wir laufen zum Darling Harbor Viertel, das natürlich am Wasser liegt und kommen

vorbei am Aquarium, Tierpark und Wachsfigurenkabinett bis zu einer Haltestelle der Fähre. Mit der geht es zurück zur Central-Station. Und vom Wasser aus hat man dann auch den Blick, der auf Millionen Ansichtskarten zu sehen ist: Die Oper hinter der Habor Bridge. An diesem sonnigen Tag sind doppelt so viele Menschen unterwegs wie gestern. Kreuz und quer laufen wir durch das Zentrum, sehen Museen, Theater und Kinos, laufen durch Chinatown und die Market-Hall.
 
Am Montag lassen wir unser Gepäck im Hotel, um ein letztes Mal in die Innenstadt zu fahren. Gestern waren alle Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos. Erstaunlich, Australien hat nur gut ein Drittel unserer Bevölkerung, die Steuern sind niedriger, trotzdem ist der öffentliche Nahverkehr viel günstiger und strecken- oder tageweise sogar kostenlos. Wie machen die das? Heute ist die Metro brechend voll und es kostet auch wieder Geld.

Einmal möchte ich ins QVB (Queen Victoria Building), ein prächtiges Einkaufszentrum im neoromanischen Stil vom Ende des 19. Jahrhunderts. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt, bis man in die Schaufenster der luxuriösen Boutiquen schaut, aber mich interessiert die Architektur am meisten. Dann laufen wir zum Marinemuseum, wo gerade außerhalb eine öffentliche Ausstellung zum Thema „Container“ stattfindet, natürlich in Containern.
DSC07082Über den Erfinder, die Auswirkungen auf Schiffbau und Schifffahrt und die anderen Nutzungsmöglichkeiten für diese „Normbehälter“, z.B. im Baubereich.
Weiter zum Fischmarkt, der auch zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt gehört.

Rundherum gibt es Lokale und einige Menschen sitzen draußen – umlagert von Möwen und Ibissen, die auf milde Gaben hoffen – und verzehren ihr Mittagessen. Eine der Möwen ist besonders dreist und klaut mir den Rest meines Sandwiches direkt aus der Hand.

In der Halle finden wir ein Schlemmerparadies für Fisch- und Meeresfrüchte-Liebhaber. Austern aus verschiedenen Gegenden liegen geöffnet auf blauen Tabletts. Shrimps in allen Größen, Krabben, Muscheln, Krebse und Fische, alles ist auf Eis arrangiert und sieht überaus appetitlich aus. Verkäufer und die Mehrzahl der Kunden sind asiatischer Herkunft. Auch in der Halle kann man essen, es gibt eine Sushi- und eine Lobster-Bar. Jakobsmuscheln werden mit einem Brenner gratiniert und einzeln verkauft und Austern sind ebenfalls stückweise erhältlich.
Ein letzter Blick auf all diese Köstlichkeiten, dann müssen wir aber zurück, unser Gepäck abholen und mit der Metro zum internationalen Flughafen fahren.
Der Schalter unserer günstigen Fluglinie (wir hatten noch zwei Gutscheine vom letzten verspäteten Flug) liegt gefühlte 10 Kilometer vom Eingang entfernt. „Sie haben ein Flugticket für die Ausreise aus Neuseeland?“ fragt der Mitarbeiter am Schalter. Wir schütteln den Kopf. Klar, irgendwann hatte ich das gelesen, aber vollständig vergessen. Ohne ein gültiges Rückflugticket werden wir nicht mitgenommen, was viele Ärgernisse nach sich zieht:

  1. Unser Flug verfällt ersatzlos
  2. Unser gebuchtes Hotel verfällt ersatzlos
  3. Unser gemieteter Camper wartet nur bis zum Ende der gemieteten Zeit auf uns.

Jetzt ist guter Rat teuer. Im Flughafen gibt es ein Reisebüro, dahin bewegen wir uns im Laufschritt.
Eine sehr kompetente junge Dame beratschlagt mit uns, wie es weitergehen kann.
Weiterreise nach Mexiko (nächstes Ziel auf unserer Wunschliste) klappt nicht, weil alle Flüge eine Zwischenlandung in USA haben und wir noch kein ESTA (Electronic System for Travel Authorization = Genehmigung, ein Flugzeug mit Ziel USA zu betreten) haben. Direktflug nach Chile oder Argentinien scheidet aus Kostengründen aus. Rückflug nach Sydney ist die einzige Möglichkeit, die sich auf die Schnelle ergibt. Leider fallen bei einer Stornierung Gebühren an. Wenn wir allerdings selbst buchen, könnten wir kostenlos stornieren.
Dieser Versuch schlägt fehl, die Verbindung bricht immer wieder zusammen, so dass wir doch zurück zu der netten Dame gehen und den Flug nach Sydney buchen. Während sie alle Daten in den Computer eingibt, hastet Klaus noch mal zurück zum Abfertigungsschalter, um Bescheid zu sagen, dass wir noch kommen.
Geschafft, wir haben die Tickets, die Koffer sind aufgegeben, nur noch durch die Passkontrolle, die hier ohne menschliche Mitarbeit stattfindet: Pass auf den Scanner legen, mit unbewegtem Gesicht in die Kamera schauen, und nach einem kurzen Moment öffnet sich die Schranke. Jetzt noch die Sicherheitskontrolle durchlaufen, dann heißt es: „Goodbye Australia!“
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Von Christchurch nach Omarama (Neuseeland)

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Nach dreieinhalb Stunden Flug, durch die Zeitverschiebung jedoch fünfeinhalb Stunden später, erreichen wir Christchurch. Schon im Flugzeug haben wir Formulare bekommen, in denen speziell nach mitgebrachten Pflanzenteilen oder Lebensmitteln gefragt wird. Ich habe schon überall „NEIN“ angekreuzt, dann fällt mir ein, dass ich noch Gewürze im Gepäck habe, und korrigiere das. Vielleicht hat auch die Durchsage, dass falsche Angaben mit Geldstrafen zwischen 400 und 10.000 $ geahndet werden, meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen.
Bei der Einreise wird dieser Zettel genauestens angeschaut. Der Zollbeamte, ein Mann mittleren Alters, will ganz genau wissen was wir dabei haben. Rosmarin, Thymian und Pfefferkörner lässt er durchgehen. Trotz der Versicherung, dass ich unsere Trekkingsandalen in der Maschine gewaschen habe muss Klaus den Koffer öffnen; er will die Schuhe sehen. Zufrieden mit dem Ergebnis ist er dann beim Einpacken und Verschließen des Koffers behilflich und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Neuseeland. Alles geht bestimmt aber sehr freundlich vonstatten. Um 2 Uhr nachts verlassen wir mit den letzten Passagieren die Einreisekontrolle.
Am Ausgang ist eine Tafel angebracht, auf der die Hotels in Christchurch aufgeführt sind. Hinter jedem Namen steht eine Nummer, bei unserem die 27. Die rufen wir mit dem daneben stehenden Telefon an und sind mit der Rezeption unseres gebuchten Hotels verbunden. „Wir schicken Ihnen sofort einen Wagen,“ lautet die Antwort und kurze Zeit später sind wir dann im Hotel. Weil wir so spät kommen, dürfen wir das Zimmer morgens eine Stunde länger bewohnen.
Um 12 Uhr werden wir mit dem Auto von der Vermietstation im Hotel abgeholt. Dann dauert es noch eine ganze Weile, bis wir unser neues rollendes Heim bekommen; die Computer sind ausgefallen und die Mitarbeiter müssen alle schon gespeicherten Angaben nochmal per Hand aufnehmen. Schließlich ist auch das geschafft und wir können vom Hof fahren. Dieses Mal haben wir uns für ein größeres Fahrzeug (mit Toilette) entschieden, 7 Meter lang, 2 Meter breit und 3 Meter hoch ist das Vehikel. Heute geht es nur ein paar Kilometer weit, bis zu einem in der Stadt liegenden Campingplatz. Drei Tage bleiben wir in Christchurch, um uns einzurichten, Lebensmittel einzukaufen und die Stadt zu erkunden. Im nahe gelegenen Einkaufszentrum sind am Nachmittag viele Schüler unterwegs. An unterschiedlichen Uniformen kann man erkennen, zu welcher Schule sie gehören. Schottenkaros in klassischen Farben und Mustern gehören zu jeder Kombination.

Im Kaufhaus entdecke ich später eine ganze Abteilung mit Kleidung für Kindergarten- und Schulkinder, getrennt nach den einzelnen Schulen. Die passenden Schuhe stehen gleich im nächsten Regal. Ich glaube, dass diese Regelung für Eltern und Kinder viele Vorteile bringt. Niemand wird gehänselt, weil er die „falsche“ Jeans oder Schuhe einer Marke trägt, die nicht „in“ ist.
Nach den verheerenden Erdbeben 2010 und 2011, bei denen 185 Menschen ihr Leben verloren und 70% der Gebäude zerstört wurden ist der Wiederaufbau in Christchurch schon weit fortgeschritten. Viele supermoderne Gebäude sind entstanden.

Einige alte Fassaden stehen noch, von der Rückseite durch Container gestützt. Überhaupt ist aus dem seinerzeit schnell geschaffenen Provisorium aus Containern durch die begeisterte Zustimmung der Menschen eine dauerhafte Einrichtung geworden.

Cafés, Bars und Shops haben ihr dauerhaftes Zuhause in bunten Containern gefunden.
P1110597Der am Ufer des Avon stehende Bogen der Erinnerung – zum Gedenken an die Gefallenen der verschiedenen Kriege – war beim Erdbeben ebenfalls eingestürzt. 2016 wiedereröffnet hat er nun eine weitere Bedeutung bekommen. Wer Christchurch früher gesehen hat, wird es kaum wiedererkennen.
Eine restaurierte Straßenbahn fährt Touristen auf einer 2,5 Kilometer langen Schleife durch die Innenstadt. Den Weg kann man auch ganz bequem laufen.

Auf dem Platz vor der „Christchurch Cathedral“, die noch immer ohne ihren Turm dasteht, ist eine Schulklasse damit beschäftigt, Informationen zu sammeln. Die Kinder lesen aufmerksam die Texte auf den Informationstafeln, fotografieren oder machen sich Notizen. Ob die Kathedrale an dieser Stelle wieder aufgebaut wird, ist bis heute noch unklar, die noch stehenden Reste sollen jedenfalls abgerissen werden.
Busfahren ist in Christchurch eine beinahe neue Erfahrung. Der Busbahnhof ist eins der neuen großartigen Bauwerke. Rund zwanzig Halteboxen können an dem in Bumerang-Form gestalteten Gebäude angefahren werden. Glastüren öffnen sich automatisch beim Ein- und Aussteigen und die Passagiere stehen nicht im Freien, sondern haben eine geschlossene große helle Wartehalle mit Sitzbereichen, wo sie ihre Handys laden können. In kleinen Läden kann man Essen und Getränke kaufen oder gleich dort verzehren. Und wenn der Bus kommt, stellen sich alle in einer Reihe hintereinander an, niemand drängelt. Wunderbar, man kann aussteigen, ohne sich den Weg freikämpfen zu müssen.
In der Nacht trommelt der Regen auf das Dach unseres Campers und wir befürchten, dass wir auf unsere Fahrt auf die Banks-Halbinsel verzichten müssen. Doch als wir um 10 Uhr den Caravan-Park verlassen, kämpft sich die Sonne langsam durch die Wolken und je weiter wir nach Osten fahren, umso schöner wird es.
Wir staunen über die vielen mehrere Meter hohen und bis zu zwei Meter breiten Hecken, die Weiden und Gebäuden als Windschutz dienen. Bei einer kann man sehen wie hoch die Leiter ist, die der Farmer beim beschneiden eingesetzt hat. Bis vier Meter Höhe ist die Hecke akkurat gestutzt, darüber sprießen die Koniferen in alle Richtungen.
DSC07130 - KopieWir kommen am Forsyth-See vorbei, der die Heimat einer Kolonie Trauerschwäne ist. Langsam wird die Straße schmaler, die Kurven enger und wir stellen fest: „Freie Fahrt für freie Bürger“ wird hier anders interpretiert. Die Geschwindigkeit ist begrenzt, dafür der Straßenrand nicht. Obwohl es links steil bergab geht, hat man auf Leitplanken oder andere Schutzmaßnahmen verzichtet. Nur die üblichen Begrenzungspfähle stehen im Abstand von 25 Metern neben der Straße.

Die Aussicht ist auf jeden Fall spektakulär, eingebettet zwischen alten Bergen vulkanischen Ursprungs liegt eine große Bucht. Die Stadt Akaroa am östlichen Ufer ist unser Ziel. 1838 ließ sich der französische Kapitän eines Walfangschiffes hier ein Stück Land reservieren. 1840 trafen die ersten Siedler aus Frankreich ein und gründeten die Stadt Akaroa.

Noch heute sind viele französische Namen zu finden, aber die Sprache der Einwohner ist inzwischen durchweg englisch.

Von unserem über der Bucht gelegenen Campingplatz mit toller Aussicht führt ein steiler Fußweg in den Ort. Wir kommen am Bowling-Platz vorbei. Ein paar Männer spielen und wir schauen ihnen eine Weile zu. Es erinnert eher an Boule, als an das uns bekannte Spiel mit Kegeln und Kugel. Es gibt eine kleine weiße Holzkugel, die auf dem Kunstrasen ans andere Ende geworfen wird. Die beiden aus drei Personen bestehenden Mannschaften versuchen, ihre eigenen verzierten sechs Holzkugeln die etwa die Größe von Pampelmusen haben so nahe wie möglich an die Zielkugel zu bringen. Sie darf allerdings nicht getroffen werden.DSC07138 - KopieEine der Sehenswürdigkeiten, die St. Patrick Pfarrkirche ist zur Zeit in weiße Folie eingewickelt, wahrscheinlich hat auch sie bei dem Erdbeben Schäden davon getragen, schließlich lag das Epizentrum seinerzeit unter der Halbinsel. Viele hübsche Lokale mit kleinen Gärten liegen link und rechts der Hauptstraße. Die Hänge hinauf stehen Häuser mit unverbaubarem Blick auf die Bucht. In der Saison verzehnfacht sich die Einwohnerzahl auf 7.000. Gute 70 Kilometer von Christchurch entfernt haben sich vermögende Stadtbewohner hier Wochenendhäuser gebaut. Der Blick in den Sternenhimmel in der Nacht ist unglaublich schön.
Noch eine Rundfahrt am nächsten Morgen, dann fahren wir den größten Teil der Strecke zurück und halten uns Richtung Süden. Die Entfernungen sind – im Gegensatz zu Australien – wieder überschaubar. Auf der Bundesstraße herrscht moderater Verkehr und so erreichen wir am Nachmittag die Stadt Oamaru. Wir haben gelesen, dass hier eine Kolonie Zwergpinguine leben soll und die möchten wir gern sehen. Von unserem Caravanplatz direkt am Meer machen uns gleich auf den Weg zum Pinguin-Center.

Auf halber Strecke sehen wir auf einem alten Pier eine große Anzahl Vögel sitzen. Es müssen einige hundert sein, die meisten sind Shags aus der Familie der Kormorane, die bereits ihr Nachtquartier aufgesucht haben.
Im Pinguin Center werden wir zu einer Terrasse geleitet und hören einen Vortrag zur Lebensweise der Tiere und zur Arbeit der Mitarbeiter in der Aufzuchtstation. Die Tiere werden hier nicht gefüttert, ihnen wird nur ein geschützter Bereich zum Schlafen und Brüten geboten. Unbeeindruckt liegt währenddessen eine Pelzrobbe dicht hinter dem Geländer und riecht wie ein Fass verdorbener Fisch.
Die Zwergpinguine oder blauen Pinguine leben an vielen Küstenabschnitten in Neuseeland. Aber nur in Oamaru kehren sie abends in Gruppen von ihrem täglichen Fischfang zurück. Wenn es bereits dunkel ist, sammeln sie sich im Uferbereich. Es kommt uns vor wie ein Zauberkunststück, gerade war der Strand noch leer, und nach der nächsten Welle stehen dort 15 bis 20 dieser niedlichen Tiere. Gemeinsam klettern sie die Felsen hoch, verharren kurz und watscheln dann zu einem Eingang. Mehrmals wiederholt sich das Schauspiel mit einer unterschiedlichen Anzahl von Tieren. Einer nimmt einen anderen Weg, er klettert an der Seite hoch, läuft an der Robbe vorbei und hüpft durch den Zaun. Zwei Meter vor der Terrasse mit den Besuchern bleibt er stehen, seine 20 bis 25 cm zur vollen Größe aufgerichtet und schaut sich an, was da für komische Wesen auf den Stufen hocken. Danach läuft er weiter zu seinem Schlafplatz. Nach eineinhalb Stunden sind 80 Tiere zurückgekommen. Während ihrer Jagd nach Beute legen sie bis zu 100 Kilometer zurück und können 60 Meter tief tauchen. Sie sind total erschöpft und brauchen die Nacht zur Erholung. Die finden sie in einem abgetrennten Bereich, den die Besucher nicht betreten können. Etliche Bruthöhlen – sie erinnern stark an die Häuser der Hobbits – sind ins Erdreich eingegraben und werden von vielen Tieren gern angenommen, einige legen ihre Eier jedoch an anderer Stelle und brüten dann auch dort. Kurz bevor die Sonne aufgeht laufen sie den Weg zurück ins Meer. Fotografieren ist hier leider strengstens verboten.
DSC07167 - KopieWährend wir frühstücken fällt mir gegenüber unter einem Baum eine Bewegung auf. Beim Näherkommen sehe ich, dass eine Pelzrobbe sich hier häuslich niedergelassen hat. Unbemerkt von den vielen Spaziergängern liegt sie hier. Nur die Hunde, die morgens ausgeführt werden, bellen sie an, aber auch das verstehen ihre Herrchen und Frauchen nicht und ziehen sie an der Leine weiter, ohne den merkwürdigen Besucher zu bemerken.
Die Stadt Oamara wurde 1859 gegründet und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der dort vorkommende Kalkstein ist gut zu bearbeiten und wurde bei vielen älteren Gebäuden verbaut. Seit der Hafen geschlossen ist, hat die Stadt ihre einstige wirtschaftliche Bedeutung verloren. Doch setzt man geschickt auf Tourismus, indem eine alte Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen und ein markierter Rundweg durch die Stadt angelegt wurde.

Er führt durch das Hafengebiet, wo in ehemaligen Lagerhallen viele nette Cafés, Geschäfte und Restaurants entstanden sind. Das hervorragend ausgestattete Besucherzentrum hat auch am Sonntag geöffnet und die Dame gibt uns wertvolle Tipps und eine Menge an Material mit. Der Rundgang führt weiter an den alten Häusern aus Limestone (Kalkstein) vorbei durch einen wunderbaren Park.

Nach dem Überqueren der Eisenbahnschienen kommen wir zum alten Friedhof, der sich wellenförmig über zwei Hügel den Hang hochzieht. Mindestens vier Generationen sind hier bestattet worden, und wir verbringen einige Zeit damit, die Inschriften der Grabsteine zu lesen.

Ganze Romane erzählen sie; einer Familie sind zum Beispiel innerhalb eines Jahres zwei Kinder gestorben, die Mutter überlebte sie auch nur um ein Jahr.
Durch ein schönes Wohngebiet, in dem kein Haus dem anderen gleicht, geht es weiter den Hügel hoch.

Doch auch was in den Vorgärten der Häuser wächst, ist faszinierend. Hier ist Spätherbst und Narzissen, Rhododendron und Azaleen beginnen zu blühen. Hortensien und Rosen sind bereits verblüht. Wie eigenartig, dass es Pflanzen gibt, die noch immer die Wachstumsperioden der nördlichen Halbkugel haben. Oben angekommen haben wir einen großartigen Überblick über die Bucht.
Während wir auf einer Bank die Aussicht genießen, kommt ein Paar mit Hund den Weg vom Hafen hoch gelaufen. Wir unterhalten uns eine Weile. Die Frau erzählt begeistert von der historischen Kirche, die bereits 120 Jahre alt ist und muss dann lachen weil ihr einfällt, dass 120 Jahre für eine Kirche in Europa nichts ungewöhnliches ist.
Der Weg bergab durch den dicht begrünten Hügel zeigt uns immer wieder neue Ausblicke. Wir werfen einen letzten Blick auf die Robbe und fahren dann weiter. Die Dame in der Touristeninformation hatte uns einen Rundweg empfohlen, der den Waitaki River entlang ins Landesinnere führt. Leider beginnt es zu regnen und bis wir unseren Campingplatz in Omarama erreichen, hört es auch nicht mehr auf.

Clay Cliffs, Pinguine, Dunedin und der Milford Sound (Neuseeland)

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Am Morgen hat der Regen aufgehört. Es ist noch neblig, aber helle Stellen lassen auf die Sonne hoffen. In der Nähe sind die Clay Cliffs, eine rund 2 Millionen Jahre alte Felsformation, da wollen wir hin. Das Gebiet ist in Privatbesitz und bevor man durch das Tor fährt, liest man ein Schild mit der Aufforderung 5 $ Eintritt pro Auto in die daneben angebrachte Box zu werfen, andernfalls könnte man Ärger mit der Polizei bekommen. Die Box ist bis obenhin voll mit Geldscheinen. Wie man da feststellen kann, wer bezahlt hat und wer nicht, ist mir ein Rätsel. Wir werfen den Betrag fürsorglich in Münzen in die Box, damit sie die bis oben reichenden Scheine herunterdrücken. Zu leicht wären etliche aus dem Schlitz herauszufingern.
Die Straße ist unbefestigt, aber unser Camper hat ganz offensichtlich gute Stoßdämpfer und so ist die Strecke gut zu befahren.

Nach einigen Kilometern sehen wir dann bizarre Felsen mit farbigen Streifen, die unterschiedlichen Schichtungen aus Geröll und Ton erkennen lassen. Ab jetzt geht es zu Fuß weiter. Es muss in den vergangenen Tagen ordentlich geregnet haben, die Wassermassen haben tiefe Gräben in das Erdreich gezogen, Erosion wie aus dem Lehrbuch. Es geht ständig bergauf, und je näher wir den Felsen kommen, umso mehr Geröll liegt auf dem Weg. Durch schmale Durchgänge klettern wir höher und höher, bis es irgendwann so steil wird, dass bei jedem Schritt die Steine unter unseren Füßen wegrollen. Langsam hat sich die Sonne durch den Nebel gekämpft und wir haben zwischen den Felsspalten schöne Ausblicke in die Landschaft. Wir sind schon wieder auf dem Rückweg, als uns mehrere Besucher entgegen kommen. Schön, dass wir das alles für uns allein hatten.

Von hier aus fahren wir eine Landstraße entlang und kommen nach einiger Zeit zu den Elephant-Rocks, verwitterten grauen Kalksteinfelsen die man bei Nebel durchaus für Elefanten halten könnte. Doch für uns lacht die Sonne und wir können – wieder gegen eine kleine Eintrittsgebühr – auf einer großen Wiese herumlaufen, aus der die Felsen mehrere Meter hoch herausragen. Die ganze Gegend ist von diesen merkwürdigen Steinen durchzogen. Ein paar Kilometer weiter besichtigen wir eine Ausgrabungsstelle, an der das Skelett eines Walfisches freigelegt wurde. Gut geschützt liegt es noch hier unter einer Plexiglashaube.
In vielen Kurven fahren wir durch das hügelige Land, links und rechts sind riesige Schafherden auf den Weiden zu sehen. Einige sind richtig neugierig, sie heben die Köpfe wenn wir angefahren kommen und schauen uns hinterher. Hier sind keine Lämmer zu sehen, vielleicht kommen die ja im hiesigen Frühjahr zur Welt.
P1110698Auf der Bundesstraße 1 geht es weiter Richtung Moeraki. Auf einem vorgeschobenen Kap mit Leuchtturm ist eins von mehreren Brutgebieten der seltenen Gelbaugen-Pinguine. Auf einer engen unbefestigten Straße fahren wir bis zum Parkplatz. Vor dort führt ein schmaler Fußweg bis zum Meer.

Es ist nach 16 Uhr und die Pinguine kehren nach und nach aus dem Meer zurück. Sie sind größer und schwerer als die Zwergpinguine und kommen meist einzeln an. Zielstrebig beginnen sie den steilen Aufstieg und begeben sich in ihr Revier, das sie als Paar bewohnen. Ist der Partner noch nicht zurück, stoßen sie laute Rufe aus und warten ungeduldig auf die Rückkehr. Manche laufen sogar den Weg wieder hinunter, um zu schauen ob ein neu angelandeter Pinguin der schmerzlich vermisste Partner ist. Die Begrüßung ist so liebevoll und herzlich, manch ein Mensch könnte neidisch werden.P1110686Ein Stück weiter liegen auf einem grasbewachsenen Vorsprung ein paar Pelzrobben herum. Als wir zurücklaufen hören wir noch immer einige Pinguine rufen.DSC07296Am nächsten Morgen fahren wir zu den Boulders, merkwürdigen runden Felsen, die am Strand liegen. Gerade ist Ebbe, so dass wir über den Strand laufen und diese überdimensionalen Kanonenkugeln aus der Nähe betrachten können. Bei den aufgebrochenen Kugeln ist die kristallisierte Innenseite gut zu sehen. Mit viel Fantasie könnte man glauben, Außerirdische hätten bei Nacht und Nebel einen Globus ihres Heimatplaneten hinterlassen.
In der Nähe liegt eine empfohlene Rundtour. Bei Trotters Gorge halten wir an und laufen einen Wanderweg bis zu einer Höhle. Der Weg führt durch dichte Vegetation und geht leicht bergauf. Als wir auf einem Schild lesen, dass der Weg ab hier bei Nässe gefährlich ist, kehren wir um. Der Mann, der uns in Tarnanzug und Gummistiefeln entgegen kommt meint allerdings, dass sei übertrieben. Zu spät, jetzt gehen wir auch nicht mehr zurück. Ein neugieriger kleiner Vogel folgt uns ein Stück, setzt sich vor uns auf den Weg, dreht und wendet sich, fliegt hin und her und auf und ab. Er ist groß wie eine Meise und hat einen auffälligen Schwanz aus schwarzen und weißen Federn, den er wie einen Fächer aufstellen kann; Fantail = Fächerschwanz ist sein Name und wir werden ihm bei jeder Wanderung begegnen.
Die schmale Straße führt zwischen Felsen hindurch, dazwischen steht der Stechginster in voller Blüte und lässt eher an Frühsommer als Frühwinter denken. Am Nachmittag erreichen wir Dunedin, die schottisch geprägte Stadt an der Südostküste. Wir brauchen wieder einige Lebensmittel und gehen in den Supermarkt. Einkaufen ist in Neuseeland wie auch in Australien ein Erlebnis. Einerseits das Warenangebot, aber was uns immer wieder begeistert, ist der Service. Neben der Kasse ist ein Drehkreuz mit Plastiktüten befestigt. Sorgfältig werden die vom Scanner erfassten Lebensmittel in die Tüten gepackt. Dabei achtet man auf die richtige Sortierung wie kalt zu kalt, Fisch separat usw. Wehe man legt selbst Hand an, das wird von den Damen und Herren an der Kasse nicht gern gesehen. Erst wenn alles sinnvoll und umsichtig verpackt ist, darf man die Tüten in den Einkaufswagen legen.

Zum Übernachten fahren wir über eine Brücke auf die Otago Halbinsel. Die Straße führt gute 10 Kilometer direkt am Meer entlang. Auch hier verzichtet man auf irgendwelche Begrenzungen. Wir fahren begeistert die kurvenreiche Strecke. Auch eine Buslinie gibt es hier, im 30 Minuten Takt verkehrt der Bus nach und von Dunedin. Die Wartehäuschen sind fantasievoll bemalt, jedes mit einem anderen Motiv.
Nach unserer Übernachtung in Portobello fahren wir weiter ans Kap. Pinguine gibt es auch hier, aber am Vormittag sind sie im Meer unterwegs.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Königs-Albatros, für den es hier ein geschütztes Gebiet gibt. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann ein hiesiger Lehrer sich über Jahrzehnte intensiv mit diesen Vögeln zu beschäftigen. Er hat damit so wertvolle Forschungsarbeit geleistet, dass das Wissen über diese Vögel bis heute darauf aufbaut. Als wir erfahren, dass es nicht sicher ist, ob wir überhaupt Albatrosse zu Gesicht bekommen, sparen wir uns die 40 $ Eintrittspreis pro Person und kehren zurück nach Dunedin.
 

Hier wurde 1861 die erste Universität Neuseelands gegründet. Vom Oktagon – dem Zentrum der 120.000 Einwohner zählenden Stadt – laufen wir zur St. Pauls Kathedrale, in der mir besonders ein Glasfenster gefallen hat, das einen starken Bezug zur hiesigen Gegend hat, weder Albatros, noch Pinguin oder Pelzrobbe fehlen in der Darstellung. Eine Statue des schottischen Dichters Robert Burns, Schöpfer des Liedes „Auld Lang Syne“ steht ganz in der Nähe. Wir laufen zum Bahnhof, der den Titel „meistfotografiertes Gebäude Neuseelands“ trägt und aus Basalt und Oamaru-Kalkstein im flämischen Renaissance-Stil vor über 100 Jahren errichtet wurde. Durch seine Größe und und die Kombination aus dunklen und hellen Steinen zieht er alle Blicke auf sich.
Wir wollen heute noch möglichst weit nach Westen und fahren über Milton, Clinton und Gore nach Lumsden. Der dortige Caravan-Park hat bereits für den Winter seinen Betrieb eingestellt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als nach Sonnenuntergang noch weitere 70 Kilometer weiter zu fahren. Unser Camper ist „self contained“ (er verfügt über ein geschlossenes Abwassersystem) und hat damit die Zulassung für „Freedom-Camping“ – also Übernachten auf freien Park- oder Stellplätzen – aber uns ist das zu kalt, wir brauchen Strom. Der Himmel zeigt zuerst ein spektakuläres Rot, um sich dann in Nebel zu hüllen. Dadurch brauchen wir eineinhalb Stunden bis Te Anau am gleichnamigen See und sind froh, dass der Heizlüfter wohlige Wärme im Camper verbreitet. Als wir dann noch feststellen, dass hier sogar die Waschräume geheizt sind, haben wir die anstrengend Fahrt schnell vergessen.
Am Morgen fahren wir zum Milford Sound. Die Strecke führt am Ufer des Anau Lake entlang und dann ins Gebirge. Dass die Berge hier so steil sind und die Straße sich in engen Kurven bis auf 1000 Meter Höhe windet, kommt unerwartet.

Ebenso der Tunnel in dieser Höhe, der nur eine Fahrspur hat, die durch Ampelsteuerung mal in die eine, dann in die andere Richtung freigegeben wird. Wir haben Rot und müssen warten. Sofort sind ein paar Keas – die frechsten Vögel Neuseelands – da und hoffen auf Futter. Zwar stehen überall Hinweisschilder, dass Füttern verboten ist, aber danach richten sich längst nicht alle Menschen. Deshalb fordern die Papageienvögel recht aufdringlich das, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Wenn sie sich langweilen, vergreifen sie sich gern am Dichtungsgummi der Fensterscheiben von geparkten Autos oder öffnen geschickt unbewachte Rucksäcke. Wir schauen ihnen zu, bis die Ampel auf Grün springt und fahren dann durch einen Tunnel, der dem  ADAC-Tunnel- Prüfteam die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben würde, so eng, so dunkel ist die schmale Röhre.
Auf der anderen Seite geht es ebenso steil wieder bergab. Schneereste links und rechts der Straße zeigen, dass hier schon der Winter Einzug gehalten hat. Die Region gehört zu den regenreichsten der Welt, entsprechend ist die Vegetation.

Den Milford Sound – einen 14 Kilometer langen Fjord kann man nur vom Boot aus richtig sehen, die Berge links und rechts sind steil und dicht bewachsen, laufen ist hier unmöglich und so kaufen wir uns für die Nachmittagstour Tickets. Dick eingepackt in zwei Vlies- und eine Regenjacke und ausgestattet mit Mütze und Handschuhen gehen wir mit vielleicht 20 Passagieren an Bord. Der Kapitän erklärt Landschaft, Sehenwürdigkeiten – wie Wasserfälle und macht auf Tiere aufmerksam. Delfine tauchen am Ende des Fjords auf, Seebären spielen im Wasser und als Zugabe sehen wir noch zwei Königs-Albatrosse. Als wir ganz nah an einen starken Wasserfall fahren, werden uns dicke rote Regenjacken angeboten. Danach tut ein heißer Tee gut, den man sich selbst zubereiten kann. Um halb fünf legt das Boot wieder an und völlig durchfroren entschließen wir uns, die gut 75 Kilometer lange Strecke nach Te Anau zurückzufahren. Hier gibt es nur Stellplätze ohne Stromanschluss, aber ein warmer Camper ist zu verlockend. Wir durchfahren den Tunnel 30 Minuten bevor er für diesen Tag um 18 Uhr geschlossen wird. Kaum ein anderes Auto ist zu dieser Zeit in der Dunkelheit noch unterwegs. Ein Opossum überquert vor uns die Straße. Nur weil ich einen Schlenker fahre, entgeht es dem sicheren Tod. Glück gehabt, kleines Pelztier.

Queenstown, Gletscher und die Great Ocean Road (Neuseeland)

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Nach dem Frühstück schauen wir uns noch ein wenig in der kleinen Stadt Te Anau um. Im Sommer ist hier ein Paradies für Wassersportler, Angler und Wanderer. Um diese Jahreszeit haben die Bewohner die Stadt fast für sich.

Wir haben ein paar technische Probleme mit unserem Camper und einen Termin in einer Werkstatt in Queenstown vereinbart. Die Fahrt geht zurück nach Lumsden und dann nordwärts am Ufer des Lake Wakatipu entlang durch Franklin bis nach Queenstown. Zuerst fahren wir in die Werkstatt, wo uns zumindest in einer Sache geholfen wird. Dann suchen wir uns einen Platz zum Übernachten. Die Stadt liegt eingebettet zwischen Bergen am Ufer des Sees. Vor allem junge Leute lieben diese Stadt, die den Beinamen Abenteuerhauptstadt der Welt trägt. Hier wurde Bungee-Jumping entwickelt und ist bis heute eine Hauptattraktion der Stadt. Von einem der Berggipfel kann man mit dem Gleitschirm fliegen. Und natürlich ist in den Bergen in dieser Jahreszeit Wintersport möglich. In der Stadt reiht sich Geschäft an Geschäft. Andenken und Sportmode wechseln sich dabei ab. Natürlich gibt es auch Lokale jeglicher Art, in einigen sitzen die Gäste sogar noch draußen. Soviel Touristen haben wir bisher in keiner anderen Stadt gesehen. Auch der Caravan-Park ist in unseren Augen ungewöhnlich voll.

Als wir am Seeufer entlang laufen, wird ein merkwürdiges Gebilde aus dem Wasser gezogen; ein zwei bis drei Meter langer Haifisch aus Kunststoff mit einer Glaskuppel anstelle der Rückenflosse. Zwei junge Männer erzählen uns, dass es so etwas nur hier gibt. Ein Passagier setzt sich in den Fischbauch und saust dann über und unter der Wasseroberfläche durch den See. Irgendwann schießt der grinsende Hai dann 1,50 Meter hoch in die Luft und knallt wieder aufs Wasser.
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Weiter am See entlang kommen wir zu einer Gedenktafel. Francis St. Ormer aus Marseilles hat es im 19. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Er hatte die Idee und als Ratsherr auch die Möglichkeit, das bis dahin unbegrünte Seeufer mit Bäumen zu verschönern und begann zu pflanzen. Nach seinem Tod führten andere seine Mission fort. Queenstown verdankt ihm einen herrlichen Park, der Einheimische und Besucher erfreut.
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Queenstown liegt wunderschön, aber die meisten Highlights dieser Stadt sprechen uns nicht besonders an. Für uns reicht ein Tag hier und so fahren wir am Samstagmorgen nach Wanaka. Wir meiden die kurze Strecke durch die Berge, zu viele Menschen sind hier bereits mit Skiern oder Snowboards unterwegs. Wir fahren zuerst nach Cromwell. Geheimnisvoll wabert der Nebel durch das Tal. Verschwommen tauchen links und rechts der Straße Weingärten auf. Die Weingüter haben so prosaische Namen wie: Nasse Jacke oder Verrückter Hund. Als wir Wanaka am gleichnamigen See erreichen, ist die Sonne endgültig herausgekommen. Auch diese Stadt ist offenbar ein beliebter Ausflugsort für Wochenenden. Besonders Familien mit Kindern zieht es wegen eines Vergnügungsparks hier her.

Wir halten an einem Parkplatz, von wo aus man zu den Blue Pools laufen kann. Der Weg ist einfach fantastisch, wir kommen uns vor wie in der Filmkulisse vom „Herrn der Ringe“, alle Bäume mit dickem Moos bewachsen, große Baumfarne und ein angelegter Weg, bei dem die Holzplanken noch zusätzlich mit Kaninchendraht belegt sind, damit man bei Nässe nicht rutscht. Unser kleiner Freund, der Fantail ist auch wieder da und begleitet uns über die Hängebrücken bis zum klaren, heute blaugrünen Wasser.

Heute fahren wir noch weiter bis nach Haast, einer Stadt einige Kilometer von der Westküste entfernt. In dieser Nacht, gießt es wie aus Kübeln.

Am Morgen sieht der Himmel aus, als wüsste er nicht, wie Regen geht. Nach ein paar Kilometern sind wir an der Küste und halten am Ship Creek. Von hier aus kann man zwei Rundtouren laufen, die eine geht durch den Regenwald, die andere an der Küste entlang. Wir entschließen uns für den Regenwald und sind schnell gefangen genommen von dem herrlichen Weg. Auch hier wurden Stege angelegt, damit man durch das sumpfige Gebiet laufen kann, ohne die Pflanzen zu zerstören oder stecken zu bleiben. Der Weg schlängelt sich unter dichten Bäumen hindurch. Er gefällt uns so gut, dass wir anschließend auch noch den Küstenweg laufen.

Unser nächstes Ziel ist das Gletschergebiet und wir erreichen am Nachmittag den Ort Fox, wo wir direkt den Weg zum Gletscher nehmen. Die Zufahrtsstraße ist eng und immer wieder gibt es einspurige Stellen, die mit 10 kmh befahren werden müssen. Dabei hat der abfließende Verkehr immer Vorfahrt. Der große Parkplatz ist jetzt um 16 Uhr schon ziemlich leer. Für den steinigen Weg zum Gletscher und zurück braucht man heute eine Stunde und zwanzig Minuten verkündet die Informationstafel. Das müsste noch zu schaffen sein, die Sonne geht kurz nach 17 Uhr unter, dann ist es noch hell genug für den Rest des Rückweges. Es geht stetig bergauf, am Rand des Fox-River entlang. Ein paar Rinnsale müssen wir überqueren, mal über Brücken, mal über Steine. Und dann haben wir es geschafft, der Aussichtsbalkon ist zwar immer noch 450 Meter vom Gletscher entfernt, aber näher kommt man ihm nur in Begleitung von ausgebildeten Bergführern. Damit niemand auf die Idee kommt, doch über die Absperrung zu klettern, hängen zur Abschreckung Zeitungsartikel auf der Infotafel, die von tragischen Todesfällen berichten. Als wir bereits die Hälfte des Rückwegs geschafft haben, kommen uns noch etliche Wanderer entgegen, die auch um diese Zeit den Weg noch wagen wollen.

Nach der Übernachtung in Fox wollen wir am nächsten Morgen auch noch zum Franz Josef Gletscher. Der Weg zum dorthin ist 4 Kilometer lang und führt durch Regenwald. Näher als bis auf 750 Meter kommt man aber nicht heran. An diesem strahlenden Tag stört nur das Dröhnen der Hubschrauber, die Touristen über das Gletschergebiet fliegen. Wir sind uns einig, dass sich Gletscher doch unheimlich ähnlich sehen und verzichten auf den Weg. In einem knappen Kilometer Entfernung gibt es einen Aussichtspunkt, von dort schauen wir uns Franz Josef an. Eigentlich sieht er aus wie Fox. Noch ein Abstecher zum Peters Pool, einem kleinen spiegelglatten See, in dem sich das Panorama spiegelt. Als wir zum Parkplatz zurückkommen, tollen dort drei Keas herum.

Wir übernachten in Greymouth und stocken unsere Vorräte auf, bevor wir weiterfahren. Die Küstenstraße wird zu den zehn schönsten der Welt gerechnet. Viele Male fahren wir auf Parkplätze, um Zeit zum fotografieren und anschauen zu haben.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke nach Westport liegt Punakaiki mit seinen Pancake Rocks (Pfannkuchenfelsen) und den Blowholes (Blaslöchern). Ein Rundweg führt durch große Stauden von Neuseeland-Flachs zu verschiedenen Aussichtsstellen. Der Kalkstein ist so verwittert, dass es aussieht, als liegt Schicht für Schicht übereinander – wie Pfannkuchen eben. Wenn hohe Wellen in die ausgewaschenen Felsen strömen, bläst das Wasser Fontänen hoch wie ein Wal. Von unserem Aussichtsbalkon sehen wir, wie manche Welle Gischt in Regenbogenfarben hinter sich herzieht.

Der Caravan-Park in Westport wirkt etwas herunter gekommen. Gammelige Wohnwagen, die wahrscheinlich auseinanderfallen, wenn man sie von der Stelle bewegt und Wohnmobile, die seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut werden haben hier Wurzeln geschlagen. Als Neuankömmling fühlt man sich etwas fehl am Platze. Aber für eine Nacht ist das kein Problem.

Jetzt, wo die Nächte kälter sind, ist es interessant zu sehen, wie die campingerfahrenen Frauen morgens in die Waschräume kommen. Sie tragen 2 Zentimeter dicke flauschige Schlafanzüge und darüber ebensolche Bademäntel mit Kapuze. Von einem Bären sind sie nur durch Farbe und Muster zu unterscheiden, beliebt sind Leopardenmuster in rosa oder flieder. Es gibt auch die passenden Hausschuhe.

Die Straße, die von Westport beinahe 100 Kilometer nach Norden führt, endet bei Kohaihai am Heaphy Track. Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter. Man muss also die ganze Strecke wieder zurückfahren, um weiter nach Norden oder Osten zu kommen. Trotzdem entschließen wir uns, diese Gegend zu besuchen. Wir haben ein bisschen darüber gelesen und wollen uns die Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen.

Die Häuser links und rechts der Straße werden kleiner und wirken ärmlich. Bei Weimangaroa führt eine Straße sieben Kilometer weit in die Berge auf 600 Meter Höhe nach Denniston. Hier begann man 1880 sehr hochwertige Kohle abzubauen. Über eine Schrägseilbahn wurde die Kohle ins Tal transportiert, von wo aus sie per Eisenbahn weiterbefördert wurde. Der Bau dieser Seilbahn muss den Menschen alles abverlangt haben, dieses unwegsame Gelände, der Höhenunterschied, man kann nur staunen.

Beinahe 90 Jahre lang lebten hier auf dem Plateau bis zu 1400 Menschen. Es gab eine Schule und Häuser für die Arbeiter und ihre Familien. Das Haus des Direktors hatte viele Schlafzimmer und schon ein Badezimmer, um die von Zeit zu Zeit kommenden Besitzer der Mine zu beherbergen. Heute sieht man nur noch die Grundmauern. Nur die Verladestation ist noch gut erhalten.

Ein paar Kilometer weiter beginnt in Ngakawau der Charming Crek Walkway. Er soll zu den schönsten Wanderwegen der Südinsel gehören. Da er nicht als Rundweg angelegt ist, wollen wir nur ein paar Kilometer laufen.

Der Weg folgt einer alten Eisenbahnstrecke für den Kohle- und Holztransport am Rande eines Flusses. Wir laufen zunächst auf ebener Strecke, danach wird es kurvenreicher und der Weg beginnt zu steigen. Ein kleiner Tunnel ist zu durchlaufen, mal sind die Schienen unter Geröll verborgen, dann wieder sichtbar. Als wir am Wegesrand einen leeren Kinderwagen stehen sehen, wundern wir uns. Einen Kilometer weiter kennen wir die Zusammenhänge. Zwei junge Mütter kommen uns mit vier kleinen Kindern entgegen, die ältesten im Kindergartenalter, die jüngeren noch keine zwei Jahre alt. Wir sind schon etwas erstaunt, wie unbefangen die Frauen die Kleinen hier in diesem steilen Gelände laufen lassen. Ein paar Meter tiefer tost der Fluss, wie schnell kann ein Kind stolpern und den Abhang herunterrollen. Sie versichern uns, ihre Kinder lieben diesen Weg, besonders die Hängebrücke, die wir als nächstes überqueren. Wir wünschen ihnen noch eine sichere Rückkehr und laufen über die Brücke und durch einen weiteren Tunnel und bestaunen den Wasserfall, der nun vor uns liegt. Wir laufen noch bis zu einer Mühle und kehren dann um. Das schönste Stück des Weges haben wir jetzt sowieso geschafft. Als wir zum Parkplatz zurückkehren ist das Auto der Frauen nicht mehr dort.

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Wir fahren nach Seddonville, hier endet der Wanderweg. Wir suchen uns einen Caravan-Park, um hier die Nacht zu verbringen. Das Haus mit Empfangsbüro, Aufenthalts- und Waschräumen war früher die Schule. Wir schlafen trotzdem gut.

 

Ein Country Music Museum und der Tasman Nationalpark (Neuseeland)

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Von Seddonville geht es am Morgen zurück auf die Bundesstraße 67, die sich hier durch die Berge windet, um dann in Little Wanganui wieder auf die Küste zu treffen. Am Strand liegen Unmengen von Treibholz, oft liegt das Holz direkt am linken Straßenrand. An manchen Stellen türmt es sich sogar auf der rechten Seite. Zeitweilig muss der Seegang so stark sein, dass die Straße komplett überschwemmt und unpassierbar ist.

Karamea ist mit ein paar hundert Einwohnern die letzte „größere“ Stadt an der Westküste. Die letzten Kilometer nach Kohaihai geht es über eine Staubstraße, und dann ist die Welt hier für Autofahrer zu Ende. Ein naturbelassener Campingplatz liegt zwischen Meer und Mündung des Kohaihai-Flusses. Von hier aus gibt es mehrere Wanderwege in die Berge u.a. den 80 km langen Heaphy Track zur Golden Bay im Norden. Der Bus einer Mädchenschule aus Nelson steht hier. Ich muss sofort an meine Nichte Lea denken, die 10 Monate im Schüleraustausch an dieser Schule verbracht hat. Wahrscheinlich haben die Kinder Wanderwoche; sie sind jedenfalls nirgends zu sehen. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir um.
Es geht dieselbe Strecke zurück. Schon auf dem Hinweg war uns in Hector der Hinweis auf ein Country Music Museum aufgefallen, das wollen wir uns heute anschauen.

Barry Skinner, der Gründer und Besitzer ist begeistert, denn Besucher aus Deutschland hat er nicht oft. Erstaunlich was er in mehr als drei Jahrzehnten an Bildern, Autogrammen, Platten und Instrumenten zusammengetragen hat. Zwölf Jahre hatte er eine Radio-Sendung und natürlich ist Barry auch Musiker. Seine Hände sind durch eine Krankheit geschwollen, die Finger krumm, aber Western (Steel) Gitarre kann er noch spielen. Drei Räume hat er in seinem Haus für alle Trophäen freigemacht. Er und seine Frau Jude brauchen nicht mehr viel Platz für sich. Nur ungern lässt er uns nach eineinhalb Stunden weiterfahren.
Von Westport aus fahren wir in das Tal des Buller-Flusses. Immer wieder überqueren wir einspurige Brücken oder passieren Engstellen. In der Dämmerung erreichen wir Murchison. Es ist mal wieder Zeit für große Wäsche. Wir haben uns einen schlechten Tag ausgesucht, am Abend fällt mehrmals der Strom aus, es wird kalt im Camper, die Gasheizung allein schafft es nicht bei 5 grad Außentemperatur, dass der Innenraum gemütlich warm wird. Aber der Ausfall war relativ kurz, uns wird es wieder warm und der Wäschetrockner läuft auch wieder.

Am nächsten Tag kommen wir mittags in Nelson an. Wieder ein Termin in einer Werkstatt. Unser Kühlschrank ist von der Übernahme an ein Gefrierschrank, alles was man hineinpackt kommt steinhart wieder raus. Der Techniker wundert sich: „Da haben Sie aber Glück, normalerweise funktionieren die Kühlschränke nie!“ Es ist alles relativ, ich stelle mir unter Glück jedenfalls was anderes vor, als bei der Kälte am Schinken zu lutschen. Helfen kann man uns hier auch nicht.
Unser letztes Wochenende auf der Südinsel wollen wir im Abel Tasman Nationalpark verbringen. Von Nelson aus führt die Straße an der Tasman-Bucht entlang durch Mapua und Motueka in die Berge. Das erste Stück dieser am Freitag Nachmittag stark befahrenen Straße ist nur einspurig. Im zwölf Minuten Rhythmus wechselt die Ampel von Rot auf Grün. LKWs mit Anhänger quälen sich die Steigungen hinauf, die Straße ist – vermutlich durch starke Regenfälle – erheblich beschädigt. Durch Unterspülung sind große Stücke der linken Spur weggebrochen. Nachdem die Engstelle passiert ist, wird es nicht wirklich besser, die Straße ist eng mit vielen Serpentinen und zumindest die ersten 300 Höhenmeter haben keine Begrenzung zu den Abhängen. Dann sind ab und zu ein paar Bretter in Kniehöhe an Pfosten genagelt, bevor es richtige Leitplanken gibt. Meine Lieblingsstelle ist eine 360 Grad Kurve, bei der nach Dreiviertel der Rundung die Leitplanke eingespart wurde. Wenn ein Auto hier geradeaus fährt oder bei Glätte rutscht, geht es 200 Meter tief. Allerdings gibt es eine wirklich gute Sache: Vor jeder Kurve steht ein Schild mit der empfohlenen Geschwindigkeit. Das geht von 85 kmh bis zu 15 kmh, je nachdem, wie eng die Biegung ist. Nachdem wir in 600 Meter Höhe den Pass erreicht haben, geht es auf der anderen Seite genauso kurvig bergab.

Im Tahara Tal liegen die Pupu Springs, eine Quelle die 14.000 Liter Wasser pro Sekunde ausstößt. Ein Wanderweg führt bergab durch ein uriges Waldgebiet auf eine Plattform. Von hier aus hat man einen ungestörten Blick auf den Quelltopf mit kristallklarem Wasser. Es ist ein heiliger Ort für die Maori und die Besucher werden aufgefordert, das Wasser nicht zu berühren.
Wir fahren zum Übernachten nach Pohara am Rande der Golden Bay. Der Besitzer unseres Caravan-Parks gibt uns gute Tipps für Ausflüge am nächsten Tag. Gleich nach dem Frühstück fahren wir zum Grove-Park.

Ein wunderbares Fleckchen Erde mit Baumfarnen und seltenen Palmen, so urwüchsig, dass man sich nicht wundern würde, käme plötzlich ein Dinosaurier um die Ecke.

Der nächste Halt ist bei den Labyrinth Rocks, einem natürlichen Irrgarten, den offenbar Kinder ganz besonders lieben. Überall in kleinen Felsennischen sind Spielzeuge versteckt, Pferde, Löwen, Puppen, alles in Miniaturgröße. Ob sie für Schnitzeljagden hingestellt wurden, oder den Kindern und Erwachsenen als Orientierungshilfe dienen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls werden die Besucher mit einem Hinweisschild am Eingang gebeten, nichts mitzunehmen.

Das nächste Mal fahren wir in Milnthorpe von der Straße ab. Der Küstenwanderweg soll besonders schön sein. Er ist es wirklich, nicht einfach nur gerade am Strand entlang. Die Bucht zwischen bewaldeten Hügeln ist groß und weit und zur Zeit ist Ebbe. Man kann kilometerweit laufen und hat ständig neue Ausblicke. Wir begegnen einigen Menschen, die diesen wunderschönen Tag hier genießen.
Nach einem kurzen Halt in Collingwood fahren wir über eine Straße mit 13 einspurigen Brücken nach Puponga. Auf dem Parkplatz stehen schon an die zwanzig Fahrzeuge. Hier bläst ein heftiger Wind; wir sind am nördlichsten Punkt der Südinsel angelangt. Der Weg geht über Viehweiden, mehrmals müssen wir die Zäune auf Treppen überqueren. Neben dem schmalen Pfad geht es steil bergab. Kühe und Schafe stehen hier so sicher, als hätten sie verschieden lange Beine, die der Neigung des Hanges perfekt angepasst sind.

Nachdem wir ein Wäldchen durchlaufen haben, beginnt der Strand. Breit und lang mit markanten Felsen hier am Cape Farewell, einfach wunderschön. Durch die beginnende Flut können wir nicht mehr zum Pillar Point laufen, wo das beliebteste Fotomotiv der Golden Bay zu finden ist. In einer großen Runde durchlaufen wir die Dünen und kehren zu unserem Auto zurück.
Wir fahren nochmal denselben Weg zurück, um in Pohara zu übernachten. Abends gehen wir ins nahe gelegene Lokal „Blauer Pinguin“. Die Gäste sitzen in Wintermänteln und Daunenjacken hier an den Tischen – das Lokal ist nicht geheizt. Nur ein großer Kamin in der Mitte spendet ein wenig Wärme. Der am nächsten gelegene Tisch ist belegt, eine Radlergruppe hat sich hier niedergelassen, sammelt aber nach 5 Minuten die Sachen zusammen, bereit zum Aufbruch. Schnell sichern wir uns den Tisch und kommen dabei noch mit zwei Mitgliedern der Gruppe ins Gespräch. Sie wollen jetzt, um 19 Uhr noch über die steile, kurvige Passstraße bis nach Nelson fahren. Alle vier haben Lampen an ihren Helmen und die Trinkflaschen sind aufgefüllt. Wir wünschen ihnen eine gute und sichere Fahrt, dann sind sie aus der Tür. Während wir essen und auch später im Camper muss ich immer wieder an die Frau und die drei Männer denken.
Währenddessen steigt die Spannung im Lokal, es wird ein Footballspiel zwischen Neuseeland und Frankreich übertragen. Zwei große Fernseher bieten von nahezu jedem Platz die Möglichkeit, dem Spiel zu folgen. Ich kenne weder die Regeln, noch interessiert es mich, aber Stöhnen, Seufzen oder Jubeln informieren stetig über den rauen Spielverlauf.
DSC07804Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diese Ecke und kehren am regnerischen Sonntag nach Nelson zurück, immer wieder begleitet von großartigen Regenbögen. In Nelson scheint die Sonne. Am Sonntag haben viele Geschäfte geöffnet und so flanieren die Menschen durch die Geschäftsstraßen, sitzen in Cafés oder kommen mit vollen Tüten aus Boutiquen und Supermärkten. Eine schöne Stadt mit perfekter Lage.
Wir wollen jedoch am nächsten Tag mit der Fähre auf die Nordinsel übersetzen und fahren lieber weiter. Statt über die Bundesstraße 6 nehmen wir ab Havelock den Weg durch die Berge nach Picton.

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„Holzhafen“ bei Picton

In Bezug auf Kurven übertrifft sie die Straße in die Golden Bay noch. Doch immer wieder bringt uns die Landschaft in Neuseeland zum Staunen.
In Picton fahren wir gleich zum Hafen, um unser Ticket für die Überfahrt am nächsten Tag zu lösen. Wir bekommen einen Spezialpreis für Rentner und noch einen Winterrabatt. Am Abend haben wir Besuch in unserem Camper. Eine schwarze Katze kommt ganz selbstverständlich herein und liegt schlafend neben mir auf der Bank, bis wir das Bett machen.
Um 13 Uhr müssen wir am Hafen sein, Zeit genug für einen Bummel durch Picton. Bestimmt ist im Sommer hier mehr los, doch in dieser Jahreszeit stehen viele Geschäfte leer und überhaupt wirkt die Stadt ziemlich verschlafen.
Wir fahren eine halbe Stunde zu früh an die Fähre, sind aber beileibe nicht die ersten. Hier ist alles perfekt organisiert. An einer Schranke geben wir unser Ticket ab und bekommen einen Boardingpass sowie ein grünes Schild, auf dem eine Gasflasche abgebildet ist. Wenn der Verschluss der Flasche geschlossen ist, sollen wir es an den Rückspiegel hängen. Wir bekommen eine Fahrspur genannt und stellen uns an. Nochmal fragt ein Mitarbeiter alle Fahrer eines Wohnmobils, ob die Gasflaschen auch wirklich zu sind, dann werden die Fahrzeuge in den Bauch der Fähre dirigiert. Es geht ohne Drängelei und sehr gelassen zu.
Während der dreieinhalb Stunden, die die Überfahrt nach Wellington dauert, stehen den Passagieren verschiedene Aufenthaltsräume zur Verfügung. Es gibt Räume für Eltern mit Kindern, Speiseräume, Aussichtsräume, sogar Kabinen und das offene Deck. Von dort aus verfolgen wir das Ablegen der Fähre von der herrlichen Südinsel.
 
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Unsere Route auf der Südinsel

Vulkane und heiße Quellen (Neuseeland)

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Als wir Wellington erreichen ist es schon dunkel und wir fahren auf dem schnellsten Weg zu einem Caravan-Park. Am nächsten Tag haben wir mal wieder einen Werkstatt-Termin und hier – in der Hauptstadt – bekommen wir einen nagelneuen Kühlschrank. Während der eingebaut wird, gehen wir zum Einkaufen in einen Supermarkt in der Nähe. Danach wollen wir uns die Innenstadt anschauen. Doch wir finden keinen Parkplatz. Für die Parkhäuser ist das Auto zu hoch, für die Parkplätze zu lang. Nach etlichen Versuchen geben wir auf.

Noch eine Runde durch das Zentrum. Neuseeländer scheinen Frostschutzmittel im Blut zu haben, das Thermometer zeigt 8,5 Grad an, und wir sehen Menschen in Shorts und Trägertop. Sehr gerne werden auch Flip Flops an nackten Füßen, Shorts, Daunenjacke und Pudelmütze kombiniert. Die Schulkinder stemmen ihre nackten bläulichen Knie trotzig gegen den scharfen Wind.
Hier auf der Nordinsel herrscht viel mehr Verkehr, als auf der Südinsel. Vor allem der Bereich rund um die Hauptstadt ist dicht besiedelt. Erst nach rund 50 Kilometern lässt der Verkehr nach. Wir sind hungrig, aber nirgends ist ein Rastplatz zu finden. Kurz entschlossen biegen wir in ein Wohngebiet ab. Vor einem der schönen Häuser parken wir und verzehren unser Mittagessen. Das scheint niemanden zu stören, jedenfalls fordert uns niemand auf, unverzüglich weiter zu fahren. Heute geht es noch bis zur Stadt Wanganui zu einem Campingplatz am Whanganui-Fluss. Schön ist es hier am drittlängsten Fluss Neuseelands, aber länger als eine Nacht können wir nicht bleiben.
Am Morgen wollen wir zum Taranaki (Mount Egmont), dem im Westen gelegenen 2.518 Meter hohen Vulkan.

Malerisch erhebt sich der Spitzkegel schneebedeckt aus der Ebene. Wir fahren bis in den Nationalpark, je höher wir kommen umso mehr Schnee liegt links und rechts der Straße. Auf dem Parkplatz ist es stellenweise gefährlich glatt. Erstaunlich viele Autos sind hier und die Insassen haben offenbar die Absicht, den Berg ganz oder teilweise zu besteigen. Das ist nichts für uns, mit unseren Sportschuhen sind wir sowieso nicht richtig ausgestattet. Als ich auf einen Aushang im Fenster des geschlossenen Informationszentrum lese, dass es an diesem Berg schon 86 Tote gab, fühle ich mich ermuntert, schleunigst zum Auto zurückzukehren und dem Vulkan den Rücken zu kehren.
Wir nehmen in Strathford die 155 Kilometer lange Strecke über den „Vergessene Welt Highway“ durch herrliches Hügelland. Das Land ist sehr fruchtbar, es gibt genügend Niederschläge. Zaunpfähle und Strommasten haben ein Polster aus Moos und erwecken den Eindruck, als hätten sie wieder ausgeschlagen.

Die Berge sehen aus, als wären sie komplett mit grünem Velours überzogen. Wir müssen einfach immer wieder stehen bleiben und uns umschauen. An den weißen Tupfen auf dem leuchtenden Grün erkennt man Schafe, soweit das Auge reicht. Im Hintergrund der schneebedeckte Tarankai. In der Gegenrichtung drei weitere Vulkane im Tongariro Nationalpark, ebenfalls schon mit weißer Decke. Die Straße verläuft in einem Flusstal, manchmal sieht man links unten Eisenbahnschienen, die dann wieder im Tunnel verschwinden. Ein Teil der Strecke kann mit einer Draisine befahren werden. Mit ein paar hundert Dollar ist man dabei.
Elf Kilometer dieser Straße sind nicht asphaltiert. Es ist zwar die am wenigsten befahrene Straße Neuseelands, trotzdem sind heute erstaunlich viele Autos unterwegs. Selbst ein großer LKW mit Anhänger biegt hinter uns in die Straße ein. Als wir den engen Moki Tunnel durchfahren, der heute Hobbits Hole heißt, kann ich mir nicht vorstellen, dass solch ein großes Fahrzeug hier durchkommt. Irrtum, fünf Minuten später hat er uns eingeholt und wir lassen ihn an einer Haltebucht vorbeifahren. Eine Staubwolke verrät uns noch einige Zeit, wie weit er bereits gekommen ist. Gegen Abend erreichen wir am Ende der 155 Kilometer Taumarunui, hier bleiben wir heute Nacht.
In der Nähe liegt der Tongariro Nationalpark, sowohl Weltkultur- als auch Weltnaturerbe. Drei aktive Vulkane: Tongariro (1968 Meter), Ngauruhoe (2291 Meter) und Ruapehu (2797 Meter) sind Zentrum des Parks. Sie werden von den Maori als Heiligtum verehrt und es war ihr Bestreben, dieses Gebiet unter besonderen Schutz zu stellen. Am heutigen Tag geht der Schutz allerdings so weit, dass das ganze Gebiet in Wolken gehüllt ist. Wir fahren rund um den Park und sehen – nichts. Dabei wollten wir so gern den Schicksalsberg (Ngauruhoe) aus dem Film „Herr der Ringe“ in Natura sehen.
Und dann ist es der andere Vulkan, über den eine tragische Geschichte zu erzählen ist. Wir haben gerade das Städtchen Tangiwai hinter uns gelassen, als wir auf eine Gedenkstelle aufmerksam werden. Am Weihnachtsabend des Jahres 1953 brach der Ruapehu aus und sein Kratersee ergoss sich mit Schlamm- und Geröllmassen in den Whangaehu-Fluss. Die dort installierte Eisenbahnbrücke hielt den Massen nicht Stand und brach zusammen, kurz bevor der Nachtexpress Wellington – Auckland die Stelle erreichte. Ein Autofahrer versuchte zwar noch den Lokführer zu warnen, aber der konnte nicht mehr vor der Einsturzstelle anhalten. Mehrere Waggons stürzten in den Fluss und wurden mitgerissen. Dadurch verloren 151 Personen ihr Leben. Noch heute wird der Opfer gedacht. An jedem 24. Dezember verlangsamt der Zug auf der neu errichteten Brücke seine Fahrt und einer der Eisenbahner wirft einen Blumenstrauß in den Fluss.
Als wir am Ufer des größten Sees Neuseelands (Lake Taupo) auf die Stadt Taupo zufahren, sehen wir am Horizont Dampfwolken in den Himmel steigen. Am nächsten Tag haben wir Gelegenheit, der Sache auf den Grund zu gehen. Der Taupo-See ist vulkanischen Ursprungs, er ist durch einen gigantischen Vulkanausbruch vor 26.500 Jahren entstanden. In der ganzen Gegend gibt es heiße Quellen, die auch in großen Geothermie-Anlagen zur Energiegewinnung genutzt werden. Wir fahren zum Thermalpark. Hier gibt es noch öffentlich zugängliche heiße Quellen.
DSC07925Eine Gruppe junger Menschen sitzt gemütlich im warmen Wasser, den gut gefüllten Bierkasten in Reichweite.
Am Ufer des Waikato Flusses verläuft ein Wanderweg bis zu den Huka Wasserfällen.

Am gegenüber liegenden Ufer werden gerade etliche Kajaks ausgeladen, eine Schulklasse hat heute einen Ausflug aufs Wasser. Immer wieder steigen kleine Dampfwolken aus dem breiten Fluss auf. Der Weg schlängelt sich durch einen herrlichen Wald. Nach vier Kilometern haben wir unser Ziel erreicht. Wir treffen auf viele Ausflügler, denn der Parkplatz ist nur 100 Meter entfernt. Mit 220.000 Litern pro Sekunde schießt das gletscherblaue Wasser des Waikato Fluss (der Abfluss des Lake Taupo) durch die Verengung von 100 auf 15 Meter Breite. Dahinter schäumt es und sieht aus wie ein Sahnesee. Ausflugsboote fahren bis in die Nähe des Wasserfalls, und machen im aufspritzenden Wasser unter dem Gekreische der Passagiere eine scharfe Kurve. Wir laufen unseren Wanderweg zurück, das Felsen-Bassin ist inzwischen von einer anderen Gruppe besetzt.
Durch den Geothermie-Park verläuft eine Straße, von der aus man links und rechts die dicken Edelstahlrohre sehen kann. Aus einigen zischt und qualmt es.

Von einem Aussichtspunkt können wir einen Teil der riesigen Anlage überblicken. Anschließend fahren wir weiter zu den Craters of the Moon (Mondkratern), einem abgetrennten Gebiet, dass man nach Zahlung von 8 $ pro Person durch den Kiosk betreten kann. Nachdem 1991 ein paar parkende Autos in dem Gelände eingebrochen sind, achtet man sehr auf Sicherheit. Zwischen Büschen und Sträuchern sind Holzstege verlegt, über die man gefahrlos zu den einzelnen Aussichtspunkten gelangt.

Die Sonne steht schon tief und der an vielen Stellen aus der Erde austretende Dampf lässt alles so geheimnisvoll wirken, als sei man in einer anderen Welt. Um 17, also zur Sonnenuntergangszeit schließt der Park seine Türen. Aber damit nicht genug, auch die einzige Zufahrtsstrecke wird mit einer Schranke geschlossen. Schilder weisen darauf hin, dass die Uhrzeit „scharf“ eingehalten wird. Damit auch wirklich niemand „versehentlich“ versäumt, den Park zu verlassen, ertönt eine halbe Stunde vorher eine Sirene.
Am nächsten Morgen haben wir den Orakei Korako Thermal Park auf dem Programm. Wir müssen durch dichten Nebel oder Dampf fahren – vielleicht ist es auch eine Kombination aus beidem – und befürchten schon, nicht viel zu sehen. Doch ein paar Kilometer vor unserer Ankunft hat die Sonne sich durchgesetzt. Mit einem Boot setzen wir über den Ohakuri See und folgen den Richtungspfeilen über die wieder perfekt angelegten Wege.

Die täglich aus Erdspalten strömenden 20 Millionen Liter heißes Wasser haben Seen, Schlammlöcher, Geysire und Sinterterrassen in fantastischen Farben und Formen geschaffen. In der Nähe wird es richtig warm. Holzstege führen bergauf und bergab und weiten sich zu Aussichtsplattformen. Der Rückweg führt durch einen herrlichen Wald.
DSC08059Wir fahren weiter in Richtung Norden und abends stehen wir mit unserem Camper so dicht am Rotorua See, dass wir Enten und Schwäne streicheln könnten, ohne das Auto zu verlassen.

Kuala Lumpur – was für eine Stadt (Malaysia)

Um 6.25 Ortszeit (Colombo +2,5 h) landen wir in Kuala Lumpur. Noch ist es dunkel. Passkontrolle und Gepäckabholung funktionieren problemlos. Nun müssen wir uns in diesem riesengroßen Flughafen, der 50 km von der Hauptstadt entfernt ist, orientieren. Es gibt eine Schnellbahn, die in 28 min. am Zentralbahnhof ist. Wir kaufen ein 2-Tagesticket, mit dem wir sowohl in die Innenstadt kommen, als auch dort herumfahren können. Erst schaue ich noch interessiert aus dem Fenster, dann fallen mir die Augen zu, ich konnte im Flugzeug nicht schlafen. Viel zu schnell sind wir dann an der Sentral-Station. Erstmal gehen wir frühstücken, dann kaufen wir eine SIM-Card fürs Handy und danach suchen wir den Übergang zur Monorail. Drei Stationen weiter wir sind an unserer Haltestelle Hang Tuah. Bis hierher waren wir nur in klimatisierten Räumen und Zügen unterwegs. Draußen sind es schon über 30 Grad und wir laufen, unsere Koffer hinter uns herziehend zum vereinbarten Treffpunkt. Eine Frau um die fünfzig nimmt uns in Empfang und geht mit uns zu einem ca. 200 m entfernten Hochhaus. In der 25. Etage befindet sich unser Zimmer für die nächsten vier Tage. In diesem Haus existiert keine 4. Die Stockwerke 4, 14 und 24 heißen 3A, 13A und 23A.
Wir brauchen eine Dusche und Schlaf und verabreden uns für 13 Uhr wegen weiterer Informationen. Pünktlich ist sie da mit einem Plan auf dem die Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind. Sie gibt uns Informationen zu unserem Appartement und dem Haus. Dann verschwindet sie und wir fallen nochmal in Tiefschlaf. Nach dem wir ausgepackt haben, machen wir uns auf den Weg, die nähere Umgebung zu erkunden. Was für ein Unterschied zu Sri Lanka, da liegt kaum Müll herum, alles sieht unglaublich aufgeräumt aus. Und diese Hochhäuser! Sicher, die Petronas Zwillingstürme hat bestimmt schon jeder mal irgendwo abgebildet gesehen, aber hier sind einfach überall Hochhäuser,
DSC09507eine tolle Kulisse.

Ganz in der Nähe unseres Appartementhauses landen wir in einer Fressstraße. Links und rechts sind Stände aufgebaut, da werden schon Grills angeheizt, wird Wasser in kleinen Töpfen zum kochen gebracht und die Lebensmittel appetitlich präsentiert.

Wir laufen die Straße hoch und schauen uns links und rechts die Angebot an. Da läuft einem wirklich das Wasser im Mund zusammen.
Und hier sehe ich auch die erste Durian (Stinkfrucht). Der Verkäufer öffnet gerade die Schale und drinnen liegt das nierenförmige gelbe Fruchtfleisch. Hinter dem Stand sitzt die Kundin. Sie trägt Plastikhandschuhe, damit der Geruch des Fruchtfleisches nicht auf der Haut haften bleibt. Viele Hotels verbieten das Mitbringen dieser Früchte. Auch in Bahn, Bus und Flugzeug ist der Transport verboten. Der Gestank soll sich ca. eine Woche lang halten.


Wir suchen uns einen Platz vor einer der appetitlich aussehenden Küchen und bestellen mehrere kleine

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hier versucht das Essen zu flüchten

Gerichte. Alles schmeckt hervorragend. Später schlendern wir weiter in die Innenstadt und in eines der vielen klimatisierten Einkaufszentren. Der pure Luxus, alle Nobelmarken sind vertreten. Nicht unsere Welt, aber der Brunnen vor dem Center, der wie drei aufeinander stehende Reisschalen aussieht, ist schön.
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Unser Freund Peter hatte uns vor ein paar Tagen noch per E-Mail einige Informationen geschickt, und so fahren wir am nächsten Tag mit der Monorail zu den Petronas-Towers.
DSC09423Bei dieser Bahn ist der Bahnsteig durch Glaswände geschlossen. Erst wenn die Bahn kommt öffnen sich die Türen, so kann niemand auf die Schienen fallen oder gestoßen werden. Außerdem gibt es in der Innenstadt Busse, die Jedermann kostenlos nutzen kann.
P1070602Am Fuß der Zwillingstürme gibt es natürlich ein Einkaufszentrum, das keine Wünsche offen lässt.
DSC09424Die Dekoration ist riesengroß, fantasievoll und wird von den Besuchern eifrig fotografiert.
DSC09447Eine Bühne ist auch vorhanden, dort finden stündlich Vorstellungen statt.
Uns zieht es zum Supermarkt. Wir sind gespannt, wie das Angebot hier ist, und was das so kostet. Es gibt Lebensmittel aus aller Welt; einige sehr günstig, andere ziemlich teuer.
Vor den Türmen ist ein Park mit einem riesengroßen Spielplatz angelegt. Alles sehr gepflegt, sehr sauber, nichts liegt herum. Viele Familien treffen sich hier.

P1070626Die Kinder toben in klatschnasser Kleidung begeistert auf dem großen Wasserspielplatz.

Die Erwachsenen haben Essen und Getränke für einen ganzen Tag dabei und genießen das Zusammensein mit Freunden und Familie.
Für die Petronas-Türme gibt es Eintrittskarten für eine Besichtigung, bei der man sogar über die im 86. Stockwerk liegende Brücke von einem Turm zum anderen laufen kann.

Wir entscheiden uns für den eine Bahnstation entfernt liegenden Fernsehturm, damit wir von dort einen Blick auf die Petronas haben. Als Rentner werden uns sofort vergünstigte Eintrittspreise angeboten und wir kaufen ein Ticket bis ganz nach oben auf die offene Plattform. Hier kann man um den ganzen Turm herumlaufen.
DSC09453.JPGAn zwei Seiten ist ein Glassteg angebaut, den man nur ohne Schuhe betreten darf. Der Blick 300 m in die Tiefe ist nichts für Leute mit Höhenangst.
Als es auf den Abend zugeht machen wir uns auf den Weg ins chinesische Viertel.

Von der Richtung, aus der wir kommen, müssen wir uns erst durch den Kleidermarkt zwängen. Hier sind sie wieder alle vertreten die Nobelmarken, natürlich gefälscht und zum Bruchteil der Preise, die in den Einkaufszentren verlangt werden, aber offenbar sehr gefragt. Wir landen zum Schluss bei den Garküchen und bleiben auch gleich zum Abendessen. Zurück fahren wir mit der Bahn. Mit Hilfe der Pläne findet man sich schnell zurecht.
Gegen Mitternacht findet über Stunden ein riesiges Feuerwerk statt. Es knallt ununterbrochen, wir sehen den Wiederschein in den Fenstern der Hochhäuser gegenüber sind aber zu müde, um nochmal vor die Tür zu gehen.

Am nächsten Tag wollen wir uns im Stadtteil Brickfield das indische Viertel ansehen. Hier fand gestern Deepavali, das große hinduistische Lichterfest statt. Überall stehen noch Verkaufsbuden herum und auf den Tischen türmen sich die Reste der nicht verkauften Feuerwerkskörper. Natürlich kann man hier indisch essen. In dieser Stadt kommt wirklich jeder kulinarisch auf seine Kosten.
Für alle Sehenswürdigkeiten reicht unser viertägiger Aufenthalt nicht aus. Bei Temperaturen von 35 Grad lässt man sowieso alles etwas langsamer angehen. So laufen wir am letzten Tag noch ins alte Zentrum.

Neben der Moschee ist ein Einkaufszentrum mit Kunstgewerbe und Kitsch. Hier gibt es natürlich wieder ein verschwenderisches Warenangebot und bei dem einen oder anderen Artikel könnte ich mich durchaus vergessen. Aber erstens haben unsere Hartschalen-Koffer keinerlei Platzreserve und zweitens haben wir uns fest vorgenommen, nichts zu kaufen.

Den Abend beschließen wir wieder in der verlockenden Fressgasse in der Nähe unseres Appartements.
Kuala Lumpur hat uns sehr gut gefallen, und hier kommen wir definitiv noch mal her. Das Miteinander verschiedener Religionen und Rassen funktioniert hier offenbar problemlos und schafft ein weltoffene Atmosphäre. Aber morgen früh um 6.50 Uhr geht es erst mal nach Myanmar.

Rangun, Yangon, Rangoon (Myanmar)

Um 3.45 ist unser Taxi da und wir unterhalten uns mit dem Fahrer angeregt während der einstündigen Fahrt zum Flughafen. Er bestätigt unseren Eindruck des friedlichen Miteinanders in Kuala Lumpur und erzählt uns vom angenehmen Leben in der Stadt und im Land.
Mit einem satten Plopp landet der Leatherman in der Box für konfiszierte Gegenstände am Sicherheitscheck. Wie ärgerlich, Klaus hatte ihn im Rucksack vergessen. Das teure Multitool liegt nun zwischen ein paar gefährlichen Nagelscheren. Das tut weh. Dann kann der Flieger nicht starten, weil 5 Passagiere fehlen, deren 7 Koffer bereits eingeladen sind. Nach einer Stunde ist es soweit, und nach 2 ½ Stunden Flugzeit landen wir in Myanmar. Es gibt bei der Einreisekontrolle Schalter für Einheimische (sehr voll), Asiaten (weniger voll) und andere Fremdlinge (gar nicht voll). Unser vorher beantragtes Visum wird kontrolliert und abgestempelt, unsere Fingerabdrücke werden gescannt, und wir sind ganz schnell durch die Kontrolle. Die Koffer sind auch schon auf dem Gepäckband. Das war mal eine flotte Einreise. Wir ziehen Geld am Bankautomaten und haben für 220 Euro 300.000 Kyatt in der Hand. Hier kann man wirklich schnell Millionär werden. Am Schalter für die SIM-Karten lauern schon die Schlepper, die uns mit dem Taxi zu überhöhten Preisen in die Innenstadt fahren wollen. Wir hatten allerdings vorher gelesen, dass vor dem Flughafengebäude ein offizieller Schalter ist. Dort sagt man wohin man will, Entfernung und Preis werden ausgerechnet und man bekommt einen Voucher. Der Taxifahrer muss einen dann zu diesem Festpreis ans Ziel bringen. Die Preise sind deutlich niedriger als die in der Ankunftshalle genannten.
Unsere Unterkunft ist ein Hostel in der Nähe der Sule Pagode,
DSC09610und mitten im quirligen Leben Ranguns. In einem in der Nähe gelegenen japanischen Café gehen wir frühstücken und laufen durch die Gassen. Der erste Eindruck ist beklemmend. Es gibt moderne Restaurants, aber auf der Straße sind jede Menge Klein- und Kleinstgarküchen.
DSC09629Hier werden Pfannkuchen gebacken, Nudelnester frittiert, Wachteleier gebraten, Schweineinnereien gedämpft und da wird geschältes Obst verkauft. Und sowohl Köche als auch Kunden hocken auf Kinderstühlen und –hockern an Kindertischen. Der Abfall landet direkt im Rinnstein und hier mischen sich köstliche mit fauligen Gerüchen. Interessant zu sehen, wir würden auch gern verschiedenes probieren, aber erstens trauen wir der Tragkraft der Hocker nicht, zweitens finden wir das Drumherum nicht so appetitlich. Wir essen in einem der modernen Restaurants und schauen uns das Leben und Treiben danach weiter an.
DSC09608Die Häuser müssten fast alle dringend renoviert oder zumindest gestrichen werden. In dem Klima schreitet der Verfall rasch voran, und wenn nicht ständig etwas repariert oder verschönert wird, wirken die Gebäude schon nach 2 Jahrzehnten völlig heruntergekommen.
P1070662Die meisten Frauen und Männer tragen Longyis, die knöchellangen Wickelgewänder. Bei Männern sind sie zu einem Schlauch zusammengenäht, bei Frauen offen.
DSC09591Bei vielen sehen wir Thanaka, die gelbe Gesichtsbemalung. Sie wird aus Stämmen des Holzapfelbaumes mit Reibesteinen gewonnen, mit Wasser verrührt und zum Schutz vor Sonne und zur Pflege der Haut mehr oder weniger sorgfältig aufgetragen.  

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Geschäftchen in Hülle und Fülle sind hier vorhanden. Wieder geordnet nach Artikeln. Hier Elektrokabel und Sicherungen, dort Kochgeschirr, da drüben Werkzeug, und in unserer Straße Papier für alle Zwecke. Offenbar gibt es auch noch Schreiber, die im Auftrag Briefe mit der Hand schreiben. 

Die Wasserspender finden wir lustig und merkwürdig zugleich. Meistens stehen drei nebeneinander, aus Ton oder Plastik. Obendrauf liegt eine Tasse und das funktioniert dann so. Ein durstiger Mensch kommt, nimmt die Tasse und zapft oder schöpft Wasser, trinkt und stellt die Tasse dann wieder an den vorherigen Platz….
DSC09626Die elektrischen Leitungen erzählen auch eigene Geschichten. Wenn man sieht, wie viele Leitungen provisorisch an eine Hauptleitung angeklemmt werden, denkt man sofort an illegale Strombezieher.
DSC09613Wir sehen gegenüber der Sule Pagode einen Obelisken mitten in einem Park und setzen uns mit einem Fruchtsaft zu den vielen Menschen, die dort den Abend verbringen. Kinder toben auf dem Rasen herum, Liebespaare hocken nebeneinander, Familien machen Picknick. Eine schöne Atmosphäre.
Der nächste Tag steht unter dem Motto „religiöse Stätten“. Als wir zur alten Synagoge laufen hören wir Musik und sehen wir eine kleine Menschenmenge. Dazwischen bewegt sich etwas Dunkles.  

Wir denken an ein Tier, aber als wir freie Sicht haben, erkennen wir dass zwei Männer in einem Stierkostüm zur Musik tanzen. Zwischen die Hörner wurden Schnüre gespannt und die Menschen stecken Geldscheine dazwischen. 

Später sehen wir den völlig „erschöpften“ Stier vor dem chinesischen Tempel wieder. Inzwischen sind wir hungrig und setzen uns vor ein etwas größeres Lokal, weil es Stühle für Erwachsene hat. Links am Eingang hängen Plastiktüten mit Essensresten. Vermutlich können sich arme Leute hier etwas abholen, zumindest haben wir es in Sri Lanka so erlebt. Wir werden aufgefordert uns hinein zu setzen, was sich als richtig herausstellt; denn kaum steht unser Essen auf dem Tisch, geht ein Wolkenbruch nieder, wie es ihn nur in den Tropen gibt. Auf der anderen Straßenseite beobachten wir einen Mann, der diesen Regen als Dusche nutzt. Das Wasser sammelt sich in einer aufgespannten Markise und schießt in dichtem Strahl an einer Seite herrunter. Darunter steht er mit nacktem Oberkörper, seift Haut und Haare ein und spült die Seife wieder ab. Und weil es noch immer regnet, kann er anschließend auch noch eine kleine Wäsche machen.
Wir sind nicht weit vom Yangon Fluss – einem Seitenarm des Irrawaddy – entfernt und wollen da natürlich hin.  

Vor dem Ufer im Schlamm sind Marktstände aufgebaut. Alles wirkt erschreckend ärmlich, fast schon elend. Lastenträger schleppen Kisten, Säcke und Kanister zu den Schiffen. Größere Schiffe haben einen Landungssteg, aber die kleinen müssen direkt am Ufer festmachen. Da ist das Einsteigen und Beladen recht schwierig. Ständig legt ein Boot ab, ein anderes kommt an. Das Wasser ist trübe und ganz schön bewegt. Wir verabschieden uns von dem Gedanken, irgendwann eine Strecke mit dem Schiff zu fahren und machen uns zu Fuß auf den Weg zur 3 ½ km entfernten Swedagon Pagode, der imposantesten des Landes. Je näher wir kommen, um so sauberer die Straßen und Häuser. Als der nächste Wolkenbruch sich ankündigt, flüchten wir in ein Restaurant. 

Die goldene Pagode ist fast 100 m hoch und soll mit über 50 t Blattgold belegt sein. Es geht barfuß eine lange, von Läden gesäumte Treppe hinauf und durch eine Sicherheitskontrolle zur Kasse. Wir müssen beide Longyis leihen weil zu viel von unseren Beinen zu sehen ist. Als wir oben ankommen, stehen wir mit offenen Mündern da. Das hatten wir nicht erwartet. Von weitem ist nur die große Pagode zu sehen, aber hier ist ein Meer von Pagoden, und die Verziehrungen, die kleinen Tempel, die Gebetsstätten, wir sind völlig gefangen genommen von dieser Anlage und lassen uns einfach treiben. Auch ohne einen religiösen Zugang zu haben, ist man ergriffen.
Wir mögen uns jetzt nicht in einen Bus oder ein Taxi setzen, wir brauchen Zeit, die Eindrücke wirken zu lassen und laufen zurück.

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christliche Kirche – ganz ohne Gold

Die Prachtstraße wird weniger prächtig, die kleinen Stände stehen wieder im Schmutz am Straßenrand und dann auf der linken Seite plötzlich ein Einkaufszentrum; groß, prächtig, elegant und exklusiv mit Wachmännern und Sicherheitsschleuse. Ich empfinde es irgendwie als Provokation, aber vielleicht geht das nur mir so. Kurz darauf sind wir wieder in unserem Viertel mit den vielen Überlebenskünstlern.
Irgend etwas ist mir heute nicht bekommen, ich habe mir eine Magen-Darm-Infektion mit all den schönen Auswirkungen eingefangen und verbringe den Sonntag im Bett. Den Aufenthalt können wir nicht verlängern, unser Doppelzimmer ist ab morgen schon wieder vermietet. Deshalb suchen wir uns einen Ort aus, der in ein paar Stunden mit dem Bus zu erreichen ist.
Die Wahl fällt auf Taungoo, eine der früheren Hauptstädte des Landes in Richtung Mandalay – wohin jeder Myanmar-Tourist fährt – wir natürlich auch. Eine der netten Damen an der Rezeption bucht uns ein Busticket und schreibt alles wichtige für uns auf, einmal in birmanisch und einmal in englisch. 

Auf dem Weg nach Mandalay (Myanmar)

Am Montag Morgen lassen wir uns mit einem Taxi


durch dichten Verkehr 26 km weit zum Busbahnhof bringen. Hat uns der in Kandy schon erstaunt, ist hier alles noch um ein vielfaches größer. Der Taxifahrer muss fünfmal fragen, bis er die richtige Stelle findet und uns am Bus absetzen kann.
DSC09772Sofort stürzen zwei junge Männer herbei, nehmen unsere Koffer und befestigen Anhänger mit dem Namen unseres Zieles am Griff. Auch eine Getriebestange muss heute mit. Wir sind eine Stunde zu früh, aber es gibt einen Warteraum mit Verkaufstresen und Toiletten.


Nach und nach kommen die Passagiere und versorgen sich mit Proviant. Kekse werden schachtelweise gekauft, auch frisches Gebäck ist gefragt. Draußen laufen Frauen mit Tabletts auf dem Kopf herum, auf denen Wassermelonenstücke, Bananen oder mit Chili vermischte Mangoscheiben liegen. Einen der Kinderhocker haben sie sich über den Arm gehängt, damit sie entweder das Tablett abstellen oder sich von Zeit zu Zeit setzen können. Auch hier wird fleißig gekauft. Nur der Mann, der links Bügel mit Mädchenkleidern und rechts mit Fußballtrikots für Jungen trägt, hat heute kein Glück. Die Reisenden haben offenbar keinen Bedarf, alle Kinder sind bereits bekleidet.
Zehn Minuten vor der Abfahrtszeit wird die Tür geöffnet, aber wir haben reservierte Plätze, somit kann man sich Zeit lassen. Im Gegensatz zu Sri Lanka werden hier nur so viele Reisende mitgenommen, wie es Plätze gibt. Außerdem gibt es Sicherheitsgurte und an jedem Platz eine Flasche Wasser und eine Spucktüte, die später auch von vielen gebraucht wird.
Auf dem Fernsehschirm wird das Gebet eines Mönchs übertragen, das in Endlosschleife im Sprechgesang in etwa so klingt.
Uma nitti manga papi al di pittior
patta na getita jeje ride mar tador
Wir hoffen, dass der Fahrer nach dem Start aus- oder umschaltet. Aber scheinbar hat er so wenig Vertrauen in die eigenen Fahrkünste, dass er dieses Mantra auch nach dem Start für einen guten Reiseverlauf weiterdudeln lässt. Ich beginne mich nach Marika Röck zu sehnen.
DSC00086Draußen sind jede Menge Mopeds zu sehen. In Yangon fuhren keine, sie sind wohl aus der Stadt verbannt worden, aber hier werden sie als billiges Taxi genutzt. Die Frauen sitzen im Damensitz hinter dem Fahrer, manches Mal haben sie noch ein Kind auf dem Schoß. Da muss man das Denken über alles was passieren könnte sofort ausschalten.
Der Bus nimmt die Strecke über die Schnellstraße.
DSC09790Eine flache grüne Landschaft, immer wieder durchschnitten von lehmbraunen Flüssen und Bächen. An der linken und rechten Seite kommen Hügelketten in Sicht, und davor liegen Reisfelder. Wasserbüffel stehen und liegen herum. Der Bus verlässt die Schnellstraße und hält in einer kleinen Stadt. Gegenüber werden gerade mehrere
DSC09794Kartons mit Küken aus dem Bus ausgeladen und auch die Getriebestange hat ihr Ziel erreicht und wird hier schon erwartet.

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Die Proviantfrauen sind auch schon wieder da.

Weiter geht es jetzt über die Landstraße.


Der Reis ist bereits geerntet und trocknet auf großen Planen auf der Straße. An anderer Stelle wird schon zusammengeschaufelt und der Reis in Säcke verpackt. Links und rechts wird jeweils die Hälfte der Straße dafür beansprucht. Alle Fahrzeuge müssen ausweichen, finden offenbar alle ganz normal.
An der Endstation Taungoo warten schon wieder die „hilfreichen“ Geister. Die Männer versuchen, unsere Koffer zu schnappen, um sich die Passagiere zu sichern. Nichts da, wir halten eisern fest und wollen uns erstmal einen Überblick verschaffen. 2000 Kyatt pro Person nennt uns jemand, schnappt sich einen Koffer und hievt ihn auf sein Moped. Das machen wir auf keinen Fall, ruck-zuck ist der Koffer wieder unten. Wir suchen nach einem Auto, aber angeblich gibt es sowas in Taungoo nicht. Klaus versucht mit unserem Hotel zu telefonieren, bekommt aber keine Verbindung. „Wir laufen,“ verkünden wir den um uns herumstehenden Männern und machen uns auf den Weg. Einer kommt mit seinem Moped mit handgeschmiedetem Beiwagen mit zwei Sitzen hinter uns her und bietet an, uns beide für 2000 zu fahren. Wie soll das wohl gehen? Klaus sitzt vorne, ein Bein und einen Koffer auf der Fußstütze, das andere Bein frei schwebend. Ich mit dem Rücken zu ihm, den Rucksack auf den Knien. Der zweite Rucksack vor und der Koffer hinter dem Fahrer. Fünf Hände halten Gepäckstücke, die sechste den Lenker. Die Einheimischen amüsieren sich königlich und wir sind kurz darauf froh, heil an unserem Ziel anzukommen.


Unser Hotel ist ganz aus Teakholz gebaut, hat einen umlaufenden Balkon und liegt mitten im Grünen.

Teakhotel


Beim Frühstück am nächsten Morgen treffen wir ein deutsches Paar mit lebhafter, interessierter Tochter, die die zwei Wochen Herbstferien für eine Rundreise nutzen. Schade, dass sie kurz danach abreisen, es war so ein interessantes Gespräch.

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birmesische Vielfalt auf dem Frühstückstisch

Weil wir – auch Klaus ist mittlerweile betroffen – noch nicht wieder richtig auf dem Damm sind, verbringen wir einen ganz ruhigen Tag auf der Terrasse und verlängern unseren Aufenthalt noch um eine weitere Nacht.
Wir wollen wenigstens etwas von Taungoo sehen und leihen uns am nächsten Tag Fahrräder, um die rund 3 km in die Innenstadt zu fahren. Immerhin war es kurzzeitig mal Hauptstadt unter einem König.


Es geht durch kunterbuntes Marktgewimmel an einen kleinen See.


Viele junge Menschen sind hier, und fast alle haben sich zum Lernen hier her zurückgezogen, die Abschlussprüfungen stehen kurz bevor. Ein kleiner Spaziergang unter schattigen Bäumen und dann wieder zurück.


Es ist Mittagszeit und etwas weniger turbulent.

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Nur der Schmied arbeitet durch; vorschriftsmäßig mit roten „Sicherheits-Flipflops“ bekleidet.

 
An der Hauptstraße startet gerade ein kleiner Autokorso, scheinbar für eine Lotterie, mehr können wir nicht in Erfahrung bringen.


Die Transporter sind geschmückt mit den zu Fächern und Ornamenten gefalteten Losen und auch mit den Sachgewinnen. Es läuft flotte Musik und auf einem der Autos wird ausgelassen getanzt.
IMG_20171026_073451Um kurz nach sieben verlassen wir unser gemütliches Zimmer, das wir uns mit einem handgroßen (ohne Schwanz gemessen) Gecko geteilt haben. Hier haben wir uns richtig wohlgefühlt. Der Beiwagen unseres Fahrers ist etwas größer als der auf der Hinfahrt. Die Koffer finden noch unter unseren Sitzen Platz.
Wir knattern die Hauptstraße entlang, wo schon viele Menschen auf Fahrrädern und Mopeds unterwegs sind. Viele lachen uns an und winken uns zu. Der Fahrer biegt in eine Seitenstraße auf einen matschigen Platz mit vielen Schlaglöchern ein. „Hier?“ Das sieht eher aus wie eine Schuttabladestelle. Aber es gibt einen vorne offenen Wartebereich mit zementiertem Boden und er zieht ein paar Stühle für uns heran. Der Bus kommt, der Fahrer im Longyi steigt aus und verschwindet hinter dem Wartehäuschen. Wir hören Wasser plätschern, die Zahnbürste kommt zum Einsatz und er kommt nass und frisch wieder hervor und zieht sich im Bus Hemd und Hose an.
 
Zwanzig nach acht geht es los. Der Bus hat dick gepolsterte Sitze, und auch wieder die Wasser/Tüten-Ausstattung. Über eine Stunde kann man wieder dem betenden Mönch auf dem Bildschirm folgen. Dann bekommen wir einen Einblick in den hiesigen Musikgeschmack. Die Melodien erinnern an San Remo Schlagerfestivals aus den 50er Jahren. Dazu werden Videoclips nach folgendem Schema gezeigt: Sie trifft ihn oder umgekehrt. Man verliebt sich, es gibt ein Missverständnis, einen Streit. Beide gehen in unterschiedliche Richtungen sie weint oder schmollt. Er kommt zurück mit einer Rose und/oder einer Flasche Champagner, fällt vor ihr auf die Knie, sie verzeiht = Happy-End. Die Handlungen finden am See, am Flussufer oder in einer Villa statt. Danach läuft ein Film mit endloser Tragik.

mobiler Erdnussdämpfer rechts oben: Holz für Tanakapaste r. Mitte: allerlei Gegrilltes auch veganes


Während der Fahrt haben wir einmal 5 und einmal 30 Minuten Pause und noch eine unfreiwillige durch eine Polizeikontrolle, wo wir – die einzigen Ausländer im Bus – unsere Pässe abgeben müssen. Nach 10 Minuten kommt der Schaffner mit ihnen zurück und weiter gehts.
Nach 8 Stunden erreichen wir Mandalay.


Birmesen haben die Gabe, überall schlafen zu können. Kaum rollt der Bus, fallen sie in Tiefschlaf, auch die Kinder.
 
Hinweis: Manche Fotos sind nicht scharf, das liegt an den schlecht geputzten Fensterscheiben der Busse, trotzdem möchte ich sie gern zeigen.
 

Mandalay, der Irrawaddy und eine Brücke (Myanmar)

Nachdem wir uns durch die wartenden 15 Mopedfahrer gearbeitet haben, gelingt es tatsächlich ein Taxi zu bekommen, was auch den Namen verdient, also vier Räder hat statt zwei. Unser Hotel wurde erst Anfang des Monats eröffnet und lässt auf einigen Komfort hoffen. Die Anzahl des Personals ist für unser Empfinden dreimal so groß, wie in vergleichbaren deutschen Hotels. Wir bekommen ein Willkommensgetränk, bis die Anmeldung vollzogen ist. Dann wird unser Gepäck auf einen Messingwagen geladen – hatten wir auch noch nie – und in unser klimatisiertes Zimmer gebracht. Hier erwarten uns Bademäntel, Hausschuhe, eine Minibar, ein ganzes Tablett voller Pflegeprodukte, Kaffeepulver und Teebeutel und ein Wasserkocher und dieses Zimmer kostet inklusive Frühstück 15 € pro Nacht. Oft haben wir uns geärgert, dass in Deutschland in Gasthöfen oder Pensionen nichtmal ein winziges Stückchen Seife vorhanden war. An Seife hat es bisher in keiner unserer Unterkünfte gefehlt.
Irritierend, dass sich die Mitarbeiter immer vor uns verbeugen. Schon in Taungoo sind sowohl Frauen als auch Männer immer in gebückter Haltung an uns vorbeigelaufen, wenn wir auf der Terrasse saßen.
Den Abend verbringen wir mit dem kostenlosen Cocktail des Tages auf der Dachterrasse des fünfstöckigen Hotels – des höchsten Hauses in der Umgebung hier – und sehen uns ein traditionelles Marionettentheater an.

Das Personal ist manchmal etwas unbedarft (Besteck fehlt, Klaus sagt Bescheid und bekommt seins. Auf die Idee, dass ich auch eins brauche, kommt man nicht von allein), aber immer umwerfend liebenswürdig und freundlich.

Am nächsten Morgen laufen wir zuerst zum 10 Minuten entfernt liegenden Irrawaddy. Der Fluss kommt aus dem Himalaya und bringt tonnenweise Schlamm mit. An seinem Ufer ist eine Siedlung entstanden, die für uns bisher unvorstellbar war.

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Hier haben die Ärmsten der Armen sich aus allem, was nur irgendwie als Baumaterial zu nutzen ist Hütten gebaut. Der lehmige Fluss ist ihre Lebensgrundlage.

DSC09941Eine Mutter badet gerade mit ihrem Baby; sie ist bekleidet, das Kleine nackt.

Direkt daneben waschen Frauen die Wäsche, Kinder spielen und planschen, ein Stück weiter wird geangelt. Große und kleine Schiffe sind am Ufer vertäut. Wir können völlig unbehelligt herumlaufen, haben aber ein beklemmendes Gefühl, weil die Menschen hier unter so unwürdigen Bedingungen leben.
Mandalay war letzte Hauptstadt des Königreiches Birma. Die riesige königliche Palastanlage von 1857 wurde im zweiten Weltkrieg bei Kämpfen zwischen Japanern und Briten völlig zuerstört und 1990 unter der Militärregierung wieder aufgebaut. Diese Anlage ist unser Ziel. Sie liegt auf einem 2 x 2 km messenden quadratischen Areal, rundherum von einer Mauer und einem breiten Wassergraben umgeben.

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Als wir nach unserem Fußmarsch an einer der Brücken ankommen steht dort, dass Ausländer nur durch den gegenüberliegenden Eingang gehen dürfen. Jetzt noch mal 4 km, das ist uns in der Mittagshitze mit über 30 Grad einfach zuviel und wir nehmen ein Taxi. Für 10.000 Kyatt (6 €) pro Person bekommen wir Eintrittskarten, müssen aber dann noch unsere Pässe hinterlegen und bekommen ein Umhängekärtchen, das uns als Ausländer ausweist.
DSC09979In der Mitte der 4 km² großen Fläche liegt die Rekonstruktion des Palastes, den man wieder nur barfuß betreten darf.

Wir laufen von Haus zu Haus bis zum Wehrturm, von dem man nach 120 Stufen einen guten Überblick über die imponierende Palastanlage hat.

und davor findet sich auch noch ein Platz

Dann lassen wir uns in die Innenstadt in die Nähe der Einkaufszentren fahren, weil alle die wir bisher gesehen haben viele Restaurants hatten. Nicht so in Mandalay, hier fühlen wir uns um Jahrzehnte zurückversetzt und kehren gegenüber in einem der üblichen Restaurants ein. Zum Hotel fahren wir mit einem Sammeltaxi, die eigentliche Ladefläche hinter dem Fahrerhaus ist mit dicken Polstern ausgelegt. Darauf flözend kommen wir zu unserem Hotel, wo sofort 3 Mitarbeiter herausstürzen, um uns heraus zu helfen. Sie scheinen etwas verwirrt zu sein, dass wir mit so einem Gefährt unterwegs waren.


Am nächsten Tag laufen wir wieder Richtung Fluss, als wir von einem Tuktuk-Fahrer angesprochen werden. Er bietet uns für einen Betrag von 18 € eine Rundreise an und wir sagen spontan zu.

Es geht die Straße am Irrawaddy entlang, und hier setzen sich die Elendsquartiere fort. Dazwischen haben die dort lebenden Menschen Stände aufgebaut, direkt am Flussufer bearbeiten manche ein Stück Land und verkaufen die Ernte jetzt an der Straße. Andere verkaufen Holz und geflochtene Matten, Baumaterial zum Bau eines Hauses. Wieder andere bieten Korbwaren oder Tontöpfe an. Inmitten der über den Hochwasserdamm führenden vier Fahrspuren haben sich Menschen auf dem Grünstreifen aus Planen erbärmliche Behausungen errichtet. Jetzt ist es warm und trocken, aber in der Regenzeit muss es furchtbar sein.
Wir halten an einem Tempel, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick hat.

Unter uns hat ein mit tausenden Säcken beladener Frachter festgemacht. Über Holzstege wird er von etlichen Tagelöhnern entladen. Wenn die sehen könnten, wie das anderswo im Minutentakt mit Containern funktioniert, würden sie die Welt nicht mehr verstehen.
Der Fahrer hält an einem Nebenfluss des Irrawaddy und bedeutet uns, ein Ticket zu kaufen. Er spricht nicht genug englisch, um uns zu erklären, was uns erwartet, also folgen wir der Aufforderung.

Wir werden mit einem Boot auf die andere Seite gebracht, und hier stehen mindestens 100 Kutschen mit kleinen Pferden davor. 

Wir laufen einfach los, aber man erzählt uns, wir müssten für viel Geld unbedingt Kutsche fahren, weil der Ort Ava (eine alte Ruinenstadt) 8 km entfernt sei. Es gefällt uns nicht, in einer Kolonne von Pferdekutschen durch die Gegend zu fahren, deshalb kehren wir um. Später hören wir, dass es in Wahrheit nur 300 m sind, aber es ist eben alles relativ.
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P1070933Weiter geht es zur U-Bein-Brücke, das ist ein 1,2 km langer Brückensteg aus Teakholz über den Taungthaman See.

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auch die beiden Prinzessinnen besuchen die Brücke

Beliebt bei Einheimischen und Touristen, dementsprechend ist der Weg dorthin mit Verkaufsbuden gepflastert. Auch auf der Brücke, die kein Geländer hat, setzen sich die Buden fort. Verkauft wird allerlei Krimskrams, aber natürlich auch wieder jede Menge Proviant. Gegrillte Krebse und auch Mäuse, die wir zuerst für Singvögel gehalten haben. Irgendwie haben wir noch keinen richtigen Appetit.

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Im See unter der Brücke wird geangelt, gefischt und die Wasserhyazinthen zusammengeschoben.

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er kommt beim Angeln garantiert nicht ins Schwitzen

Die Fotomotive sind großartig.
Nachdem wir zurück sind hält der Fahrer noch vor einer Weberei. Wir hatten schon auf der Herfahrt das Geklapper der Webstühle links und rechts der Straße gehört.

Hier wird wirklich noch auf alten Webstühlen gewebt. Baumwolle und Seide kommt zum Einsatz. Fasziniert beobachten wir zwei Frauen, die Jaquard auf althergebrachte Weise herstellen. Die verschiedenen Farben sind auf unzählige kleine Schiffchen gewickelt und werden vor Hand durch die Kettfäden geführt. Das Muster ist auf einem Blatt Papier skizziert. Die hier hergestellten Stoffe werden in der Mehrzahl für Longyis verwendet.
Der nächste Halt ist am Fuß des Mandalay-Hügels. Hier führen 1200 Treppenstufen (hatten wir doch schon mal) ganz nach oben zum Tempel, und die muss man – aus welchen Gründen auch immer – barfuß zurücklegen.

Wir machen uns mal wieder auf den Weg bergauf. Irgendjemand hatte wohl im Internet geschrieben, dass es lohnend sei, den Sonnenuntergang von hier oben zu fotografieren. Und so hocken über 100 Menschen dichtgedrängt am Geländer, die Kameras schussbereit durch die Gitterstäbe gereckt und warten darauf, dass die Sonne spektakulär untergeht. Als sie dann ganz normal untergeht, sind wir schon wieder unten und lassen uns von unserem Fahrer zum Hotel bringen.
Seit Tagen werden auf der Straße gegenüber alle möglichen Stände aufgebaut. Auch hier hängt wieder alles mit der Lotterie zusammen. Die Gewinne werden präsentiert, darunter Besen, Eimer, warme Decken, Kochtöpfe und Mönchsbekleidung. Ein Karussell nimmt die halbe Straße ein, und jetzt ist auch noch eine Bühne dazugekommen, die eine komplette Straßenhälfte beansprucht. Dazu dröhnt Musik aus Lautsprechern.
DSC00142Das dahinter liegende Restaurant ist heute Abend unser Ziel. Es ist an zwei Seiten offen und hat den Charme einer Fabrikhalle. Sollte sich das Geschäft nicht tragen, kann man hier immer noch Traktoren verkaufen oder Reissäcke lagern. Ich bin die einzige Frau unter über 100 Gästen und trinke – bestaunt von allen Seiten – Bier. Hier wuseln mindestens 15 Kellner herum, und eine Zuständigkeit nach Tischen scheint es nicht zu geben. Wir haben eine Schale Suppe mit zwei Löffeln hingestellt bekommen. Nachdem wir ein paar Löffel genommen haben, verschwindet die Schale und kurz darauf wird eine andere – voll und dampfend – vor uns hingestellt. Vermutlich ist es ein ewiger Kreislauf. Wenn die Gläser halb leer sind, kommt ein Kellner mit zwei eisgekühlten Gläsern und schüttet das Bier um. Zum Schutz der Bierdeckel wird noch Toilettenpapier unter die Gläser gelegt. Alles mutet für uns merkwürdig an, aber vermutlich sind wir das in den Augen der Einheimischen auch. Das Essen ist sehr gut, und wir handhaben die Stäbchen inzwischen auch ganz gekonnt. Wir beschließen den Abend auf der Dachterrasse unseres Hotels und lauschen einer Band mit guter Sängerin.
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Heute, am Sonntag, besuchen wir die Kuthodaw-Padode, die das größte Buch der Welt beherbergt.

eine Seite des „steinernen Buches“

In vielen kleinen weiß getünchten Stupas – es sollen 729 sein – steht jeweils ein ca. 90 cm hoher Marmorblock, in den auf beiden Seiten je ein Blatt von Buddhas Lehrschrift eingraviert ist.
P1070999Viele Touristen sind hier, aber es ist wohl auch ein beliebter Ausflugsort für Einheimische, denn die stellen die große Mehrheit.

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wenn ich groß bin, werde ich Tempelwächter

Danach lassen wir uns noch zu einer Werkstatt fahren, in der von Hand Blattgold hergestellt wird. Blattgold wird von jeder Bevölkerungsschicht gekauft, um es auf einer Statue oder einer Pagode zu opfern.

Goldkörnchen werden zwischen spezielles Papier gelegt, zwischen zwei Holzbretter gelegt und verschnürt und dann wird das Ganze mit einem Holzhammer so lange bearbeitet, bis das Gold zu einem hauchfeinen Blatt wurde. In einer abgeschlossenen Werkstatt werden diese Blättchen zwischen 5 x 5 cm großes Papier gelegt, passend abgeschnitten und gebündelt. Das für das Schlagen benutzte Papier wird mit einem dicken Lappen abgewischt und mit einer Talkumschicht versehen für den nächsten Durchgang. Die Fahrt zurück geht durch kleine Straßen, wir fahren an den Schreinerwerkstätten vorbei, dann bei den Steinmetzen und schließlich noch bei den Messinghändlern.
P1070886.JPGDas Tuktuk erregt überall Aufsehen, es gibt in Mandalay noch nicht viele und dann sitzen auch noch (blonde)Touristen drin.