Koh Rong (Kambodscha) 

alle warten auf die Fähre

Um 11.30 Uhr ist Abfahrtszeit für die Schnellfähre auf die Insel. Wir sind überpünktlich und melden uns am Schalter der Schiffslinie in einer Wartehalle mit Parkmöglichkeit oder ein Parkhaus mit Wartebereich. Der Mann am Schalter murmelt etwas, aber wegen Maske und undeutlicher Aussprache verstehe ich nichts. Die Abfahrtszeit rückt näher und nichts tut sich. Deshalb gehen wir schon mal zur Anlegestelle. Nach und nach erfahren wir, dass zu hoher Seegang herrscht und die ersten beiden Fähren nicht ablegen konnten. Doch mangels Information setzt sich bei jedem ankommenden Schiff eine Karawane in Bewegung, in der Hoffnung, dass es jetzt endlich losgeht. Es wird 15 Uhr, bis die richtige Fähre kommt und sich die Passagiere auf das schwankende Deck wagen können. Die Überfahrt ist noch immer stürmisch, das Boot tanzt durch Wellentäler, das Wasser spritzt hoch und dringt durch die aufgespannten Planen ins Innere. Mit nassen Füßen und Hosen kommen wir an der Anlegestelle Long Set Beach an.

Anlegestelle Long Set Beach

Wir haben am Vortag ein Taxi bestellt und schon eilt ein Fahrer auf uns zu, verstaut unsere Koffer und Rucksäcke. Dann kommt noch ein Paar, und wir müssen wieder aussteigen. Dieses Fahrzeug fährt nur zum Resort, das neben unserem liegt (?).  

Nach 10 Minuten kommt dann das richtige Fahrzeug, ein Pick up mit Dach und Sitzbänken. Mit uns steigt eine junge Familie ein. Der Mann ist Holländer, seine Frau Chinesin, die gemeinsame Tochter ist 5 Jahre alt. Wegen der Corona Pandemie war der Mann 2 Jahre von Frau und Tochter getrennt, weil die sich gerade in China aufhielten und nicht ausreisen durften. Erst diesen Urlaub können sie wieder gemeinsam verbringen. Die Kleine hat in dieser Zeit die englische Sprache vergessen und spricht nur noch chinesisch, was der Vater nicht kann. Was die Pandemie alles nach sich zieht.  

Am Coconut Beach beziehen wir einen großzügigen Bungalow mit Holzboden und Terrasse. Weil es bislang nur Strom aus Generatoren gibt, ist das Wasser im Bad kalt und für Kühlung sorgt ein Ventilator. Nachts wird es auch ohne Klimaanlage recht frisch, und manches Mal legen wir uns ein Badetuch über das dünne Laken, das als Zudecke dient.  

Wir leihen uns Maske und Schnorchel und beobachten Fischschwärme, die sich um den stillgelegten Pier tummeln. Auf der Ostseite von Koh Rong wird immer wieder Müll angetrieben, aber fast alle Touristen sammeln Plastikflaschen und Tüten am Strand auf.  

Das Essen im Resort ist immer sehr gut, und auch die Gäste der Nachbarresorts kommen gern hierher. Mehrmals treffen wir ein Ehepaar aus Koblenz, mit dem wir uns gut unterhalten. Das Resort zur rechten Seite hat nur am Wochenende Gäste. Unsere Befürchtung, dass die neugebaute Kartbahn von den Gästen gestürmt und unser gemütliches Resort mit Lärm überflutet wird, erweist sich als unbegründet. Niemand von der Gruppe interessiert sich für diese Unterhaltung. Schließlich ist man zum Baden hergekommen. 

Nach einer Woche ziehen wir um auf die Westseite. Am Sok San Strand ist es noch schöner als auf der Ostseite. Kein Müll im Wasser, weißer Sand, der beim darüber Laufen quietscht, das Meer im Farbspiel von türkis zu dunkelblau. Wenn nur die Sandfliegen nicht wären. Je nachdem wie empfindlich man ist, machen sich die Stiche mit roten Pöckchen bis zu wassergefüllten Blasen bemerkbar. Wir haben zum Glück nicht viel zu leiden. Beim Spaziergang auf dem acht Kilometer langen Strand laufe ich mir eine offene Blase, die mich mehrere Tage hindert etwas anderes zu unternehmen, als zu schwimmen. Das Internet ist zu schwach, um am Computer zu arbeiten, bleibt also viel Zeit zum Lesen.  

Trat (Thailand) 

Und schon ist die Zeit auf Koh Rong vorbei. Noch eine Fahrt quer über die Insel und zum Fähranleger. Dort winkt uns schon jemand zu: Sabine haben wir im zweiten Resort kennengelernt und ein paar Abende miteinander verbracht. Auch sie verlässt heute die Insel, weil sie besonders unter den Stichen der Sandfliegen zu leiden hatte. Die Fähre kommt pünktlich, zuerst muss ausgeladen werden. Pakete mit Eiern, Säcke mit Gemüse, einer mit gepelltem Knoblauch, Trinkwasser, Treibstoff und noch viele andere Dinge; alles muss auf die Insel gebracht werden.  

beim ein- und ausladen hat der Kapitän Pause

Wir haben eine ruhige Überfahrt und verabschieden uns im Hafen von unserer Reisebekanntschaft. Sabine fährt weiter nach Phnom Penh, wir bleiben noch eine Nacht in Sihanoukville, bevor wir am nächsten Morgen den Bus nach Thailand nehmen. Unser Hotel ist unter chinesischer Leitung und hat sogar ein Casino. Das Personal überschlägt sich förmlich, ein Mann trägt die Koffer die Treppe hinauf, ein anderer besprüht am Eingang unsere Hände mit Desinfektionsmittel und die hübsche junge Dame an der Rezeption fragt, ob wir morgen ein Taxi oder ein Tuk Tuk brauchen. Ein schönes Zimmer mit moderner Einrichtung erwartet uns. Am Abend essen wir auf der Dachterrasse mit Blick auf die er- und beleuchteten Hochhäuser. 

Wir wundern uns, die Rezeptionistin weiß noch, dass sie uns ein Tuk Tuk bestellen soll. Am Busbahnhof steigen wir in einen Bus mit 24 Plätzen, und ausnahmslos alle werden von Touristen besetzt. Hinter Sihanoukville fahren wir auf die neue Autobahn, die bis Phnom Penh führt. Nur wenige Fahrzeuge sind unterwegs und der Fahrer kommt zügig voran. Auch die moderne Mautstation ist schnell passiert. Plötzlich ein Gerumpel, der Bus wird langsamer und hält auf dem Standstreifen. Einer der hinteren Doppelreifen ist geplatzt. Nachdem die Fetzen des kaputten Reifens entfernt sind, fahren wir langsam weiter. Nach 15 Kilometern Zwischenstopp an einer Werkstatt. In einer Viertelstunde ist alles erledigt und wir können wieder einsteigen und weiterfahren. Doch ab hier ist es vorbei mit der angenehmen Fahrt. Die nächsten 100 Kilometer sind eine einzige Baustelle. Die Fahrbahn hat keinen Belag, rechts und links finden Erdarbeiten statt, alles ist staubig. Die armen Menschen, die hier in ärmlichen Hütten wohnen, können diesem Staub nicht entrinnen. Er ist überall, dringt in die Häuser und liegt auf allem, was rundherum wächst.  

Kautschuk- und Palmöl-Plantagen wechseln sich über viele Kilometer ab. Wir überqueren einige Flüsse und sehen des Öfteren merkwürdige graue Häuser, groß, rechteckig, mehrere Stockwerke hoch, keine Fenster, lediglich Lüftungsschlitze.  

Kurz hinter Koh Kong erreichen wir die Grenze. Unser Fahrer verabschiedet sich, auf der thailändischen Seite warten bereits die Busse derselben Gesellschaft, um uns an die verschiedenen Ziele zu bringen. Die Aus- und Einreiseformalitäten sind schnell erledigt, für Thailand ist kein Visum erforderlich. Ein Teil der Fahrgäste fährt weiter nach Bangkok, einige wollen auf die Insel Koh Chang, nur vier Personen wollen wie wir nach Trat. Auf der guten vierspurigen Straße geht es schnell voran, eineinhalb Stunden später sind wir am Ziel und kurz darauf per Songtheo in unserem schönen Hotel außerhalb der Stadt an einem See.  

Trat ist kein typisches Ziel für Touristen, nur auf dem Weg zu einer der vorgelagerten Inseln des Mu- Koh-Chang-Nationalparks wird die Stadt angefahren. Durch die Nähe zu Kambodscha ist Trat jedoch eine wichtige Handelsstadt. Im fruchtbaren Umland werden verschiedene Obstsorten angebaut. Und wer das normale Leben der Einwohner kennenlernen möchte, ist hier gut aufgehoben. Die Kleinstadt (gut 10.000 Einwohner) hat alles, was die Menschen zum Leben brauchen, Geschäfte, Märkte, ein Krankenhaus und mehrere Tempel. Es gibt z. B. einen königlichen Tempel und einen chinesischen Stadtsäulenschrein, der der Verehrung der Stadtgeister gewidmet ist.  

Wir leihen uns im Hotel Fahrräder aus und machen eine Rundfahrt um den See. Hier ist ein Weg angelegt worden, der zum großen Teil nur von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden kann. An diesem Samstagmorgen begegnen uns weder die einen noch die anderen. Wir haben die zehn Kilometer lange Strecke ganz für uns. Was könnte das für ein Vergnügen sein, wenn die Fahrräder besser in Schluss wären. Öl haben die schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, die Pedalen sind verbogen, die Kugellager ausgeschlagen. Doch die Freude über die schöne Natur überwiegt. 

Abends essen wir – wie schon zwei Tage vorher – auf dem kleinen Food Court in der Nähe. Englisch spricht hier niemand, aber inzwischen haben wir unsere SIM-Karten wieder aktiviert und können mit Hilfe des Übersetzungsprogramms auswählen. Staunend sehen wir zu, wie eine junge Frau an einem Kochstand Knoblauch mit einem Messer – groß genug, um ein Schwein zu zerteilen – hauchdünne Scheiben von einer Knoblauchzehe schneidet. Wir bestellen unsere Gerichte wie üblich: “No spicy,”, die Bedienung lächelt und wiederholt nickend. Als das Essen kommt, speien wir Feuer. Es dauert, bis Mund und Zunge nicht mehr schmerzen. Ich hoffe nicht, dass Absicht dahinter steckt, weil wir so anstrengende Gäste sind. Vor lauter Ehrfurcht wegen unseres Alters läuft die Bedienung – auch mit vollbeladenem Tablett – immer in gebückter Haltung an uns vorbei.  

Die merkwürdigen großen grauen Häuser, die wir bei der Einreise gesehen habe, lassen uns einfach keine Ruhe. Mit Bildersuche und allen möglichen Suchanfragen gelingt es uns schließlich, das Geheimnis zu lüften. Es handelt sich um Häuser, in denen Schwalben ihre Nester bauen sollen. Nicht etwa, weil Thailand Vorreiter in Sachen Vogelschutz ist, das Ganze hat einen monetären Grund.  Nach dem die Nester gebaut sind und die Brut hoffentlich ausgeschlüpft und bereits flügge ist, werden sie für die besonders in China beliebte Schwalbennestersuppe “geerntet“. Gemessen an der Anzahl derartiger Häuser scheint es ein gutes Geschäft zu sein. 

Chanthaburi (Thailand) 

Auch die Stadt Chanthaburi, die wir am Sonntag erreichen, ist kein von Touristen überlaufener Ort. Sie liegt schön am gleichnamigen Fluss. Bekannt ist die Stadt für ihre Edelsteinmärkte und Schleifereien.  Die Edelsteinminen, in denen hauptsächlich Rubine und Saphire geschürft worden sind, liegen in der Nähe. Sie sind heute zum größten Teil erschöpft und der größte Teil der Steine wird zugekauft. Im weiteren Umfeld findet der Anbau von Durian, Mango, Ananas und Rambutan im großen Stil statt. Franzosen, Vietnamesen und Chinesen haben Teile der Stadt mit einigen typischen Bauwerken geprägt.

Die Kirchen Notre Dame und buddhistische und chinesische Tempel zählen zu den Sehenswürdigkeiten. Auch die Waterfront Community, deren Ursprung über 300 Jahre zurück reicht, und hauptsächlich Menschen aus Thailand, Vietnam und China beherbergt, ist einen Besuch wert. Vom 13. bis 15. Februar findet am anderen Flussufer der Moon-Market statt, Chanthaburi bedeutet Mondstadt. Zwischen den entsprechenden Markt-Angeboten finden sich immer wieder Hinweise auf den dazwischen liegenden Valentinstag. Herzen, Rosen- und Lichterbogen bieten die entsprechenden Fotohintergründe für Pärchen und Paare. 

Gegenüber von unserem Hotel liegt eine große Tempelanlage. Doch um dorthin zu kommen, müssen wir zur nächsten Brücke, den Chanthaburi Fluss überqueren und auf der anderen Seite den Weg noch einmal zurücklaufen.

Vor dem großen Wat Pa Khlong Kung steht ein riesiger metallener Kopf, ein Stück weiter liegen die dazugehörenden Hände. Die Statue von Pater Lee im Lotussitz ist zusammengebrochen. Ein Rudel Hunde stöbert herum und beobachtet uns. Der große Tempel ist geschlossen, doch der Stupa hat eine Tür und wir laufen barfuß über den glänzenden Holzboden und bestaunen die kunstvoll geschnitzten Türen und Fensterläden. Plastiken wilder Tiere stehen am Rand des Weges. Wir verlassen das Gelände durch ein anderes Tor und laufen weiter zum größten Park der Stadt.

Der Taksin-Park ist nach einem siamesischen König benannt, dessen Reiterstandbild den Mittelpunkt des Parks bildet. Das große Gelände ist am Abend Treffpunkt vieler sportbegeisterter Menschen. Auf einem freien Platz eifern Männer und Frauen der erhöht stehenden Vorturnerin nach. Links machen drei Frauen Thai Chi, rechts turnen Männer an Geräten, und ständig begegnen wir joggenden Menschen.

Hasenparade

Auf dem Rasen stehen Hasenfiguren, auch die Straßenlaternen sind mit ihnen geschmückt oder sogar auf einem Straßenschild sehen wir die Figur. Der Hase scheint nach dem chinesischen Horoskop eine wichtige Figur zu sein. Ob allerdings im nächsten Jahr alles gegen Drachen getauscht wird, bezweifele ich. 

Wir bummeln durch die Waterfront Community, essen etwas und laufen auf der anderen Flussseite an den vielen Marktständen vorbei bis zur jetzt erleuchteten Kirche Notre Dame. Unterwegs haben wir uns noch Mango Sticky Rice gekauft, den werden wir uns später im Hotel schmecken lassen. 

Am Mittwoch haben wir heftige Gewitter und planen im Hotelzimmer unsere Weiterreise. Pünktlich um 18 Uhr hört der Regen auf und es findet sich wieder ein großer Schwarm Redhawks über dem Fluss vor dem Hotel ein und fliegt dicht über die Wasseroberfläche. Die nächsten Stunden bleibt es trocken, so dass wir das Restaurant, in dem wir heute essen wollen, in trockener Kleidung erreichen. Uns hat es am ersten Abend in dem japanischen Lokal so gut geschmeckt, dass wir das wiederholen möchten; der Service-Roboter ist dabei nur ein amüsantes Detail. 

Rayong (Thailand) 

Eigentlich wollen wir uns nach Chanthaburi zum Busterminal fahren lassen. Doch Aunk macht uns das Angebot, uns für einen guten Preis bis zu unserem nächsten Hotel zu bringen. Eingelullt von klassischer Musik, angenehmer Temperatur und gemütlichen Sitzen in seinem bequemen Auto stimmen wir zu und sind knapp 2 Stunden später am Ziel. Rayong ist eine expandierende Großstadt am Golf von Thailand.

Viele internationale Firmen haben hier ihren Sitz, es gibt einen Tiefseehafen am fischreichen Meer und das umliegende Land ist fruchtbar. Touristen sind hier in der Minderheit, obwohl es genügend Strände und Hotels gibt. Wir wohnen 3 Kilometer vom Strand entfernt in einem Gebäudekomplex, der hübsche Zimmer für Kurz- und Langzeitaufenthalt bietet. Erfrischung finden wir im großen Pool, in dem wir fast immer allein sind.  

Unsere letzten Tage in Thailand lassen wir es ruhig angehen. Wir laufen zum 1,5 Kilometer entfernten Einkaufszentrum. Wieder stellen wir fest, Fußgänger gibt es hier eigentlich nicht. Das macht das Laufen so anstrengend. Wenn es Bürgersteige gibt, muss man mit Löchern, herumliegenden Kabeln, Stufen in unterschiedlicher Höhe, Schildern in Kopfhöhe und Hundedreck rechnen. Einfach gemütlich geradeaus laufen geht nicht. Im Einkaufszentrum laute Musik, noch lautere Ansagen und außer den vielen Restaurants noch Garküchen in den Gängen. Für den Rückweg bestellen wir uns ein Taxi. 

Auch zum Floating Market lassen wir uns fahren. Auf einem künstlich angelegten See stehen Holzhäuser, die mit Stegen verbunden sind. Vor der Corona Pandemie soll hier viel Betrieb gewesen sein, aber selbst an diesem Wochenende sind die meisten Geschäfte geschlossen. Ein paar Familien mit kleinen Kindern sind hier, die Spaß daran haben, die Fische zu füttern. Ein Zweijähriger in Schuhen, die ihm noch in 10 Jahren passen, strahlt uns an, dreht sich um und rennt davon. Er ist es anscheinend gewohnt, in den Riesenlatschen unterwegs zu sein. 

Direkt nebenan liegt das größte Einkaufszentrum der Stadt, das Central Plaza. In den Gängen stehen funkelnagelneue Autos; der Anteil an Elektro-Mobilen ist groß und die Preise für unsere Verhältnisse erstaunlich günstig.  Im Supermarkt verschlägt es uns die Sprache. Was es hier alles gibt, eine Bäckerei mit allen möglichen Brotsorten, Kuchen und Torten; ein Regal mit Fertigprodukten und direkt daneben einer Mikrowelle zum sofortigen Erwärmen. Auf der Fischtheke liegen Fische aus allen möglichen Weltmeeren und Meeresfrüchte aus Aquakultur in der Umgebung. Es gibt Obst und Gemüse aller Art, im Urzustand, geschält und geschnitten oder bereits gegart und noch heiß. Rundherum Restaurants mit Angeboten aus allen möglichen Ländern und auch wieder Garküchen in den breiten Gängen. Es gibt auch Geschäfte mit Kleidung, Schuhen, Taschen und Elektronik auf einer eigenen Etage, aber das Hauptangebot besteht aus allem, was essbar ist.

Altstadt Rayong

Wir laufen von hier aus zur Altstadt, in der noch einige uralte Holzhäuser stehen. In einem davon ist ein schönes Café. Wir stehen vor der Theke und suchen uns jeder zwei verschiedene Sachen aus. Serviert werden nur die beiden zuletzt bestellten. Getränke wollen wir uns aus der Speisekarte aussuchen, nur bekommen wir keine. Ich frage den Kellner danach, mache die Handbewegung, wie man ein Buch aufklappt, führe eine unsichtbare Tasse zum Mund. Der Kellner steht mit offenem Mund neben uns und zuckt die Schultern. Was könnten diese Ausländer hier im Café denn bloß wollen? Das Rätsel ist einfach zu schwer für ihn. Wir sehen im Nebenraum eine Speisekarte liegen und holen sie uns. Immerhin wird dann auch das serviert, was wir bestellt haben, und nach zweimaligem Nachfragen dann auch die beiden zuerst bestellten Gebäckstücke.  

Obwohl alle Speisekarten bebildert sind, bekommt man nicht immer das, worauf man gedeutet hat. Und eins haben wir gelernt: Nie, wirklich niemals das gleiche Gericht im selben Lokal zu bestellen. Wenn es einmal gut geschmeckt hat, sollte man es in guter Erinnerung behalten. Das nächste Mal fällt es garantiert anders aus. Ausgenommen sind hier die meist ausländischen Restaurantketten. 

An einem Abend gehen wir in ein koreanisches Restaurant. Zwanzig Tische sind bereits besetzt, doch man wäre nicht in Asien, wenn nicht ruckzuck Klapptische und Hocker herbeigezaubert würden. Auf jedem Tisch steht ein kleiner Gaskocher. Nachdem man bestellt hat, wird eine teflonbeschichtete Platte mit einem Loch in der Mitte aufgesetzt (damit das Fett abfließen kann) und Teller, Löffel und Stäbchen aus Metall hingestellt. Getränke gibt es nur in Plastikbechern. Jetzt kommen die Grillsachen, mariniertes rohes Fleisch und verschiedene Gemüsesorten. Dazu das typische koreanische Sauerzeug, Kohl (Kimchi), Sprossen und Rettich und verschiedene Soßen. In den ringförmigen Rand der Teflonplatte gießt die Bedienung flüssige Eimasse und Maiskörner in Soße. Und dann können wir loslegen und auf die Grillplatte legen, was immer wir mögen. Mit einer Küchenschere zerkleinern wir das gegrillte Fleisch. Die Metallstäbchen sind ziemlich rutschig, aber die Einheimischen mühen sich genauso wie wir, in Thailand wird traditionell nicht mit Stäbchen gegessen. Manchmal hilft es, das Fleisch oder Gemüse einfach aufzuspießen. Wann immer wir danach hier vorbeikommen, dieses Lokal ist stets voll besetzt.  

Überhaupt ist ausländisches Essen sehr beliebt. Die thailändische Regierung ist sehr besorgt, der jährliche Reisverbrauch von 100 kg/Person ist bereits 2020 um 30 % gesunken und in diesem Jahr wird eine weitere drastische Reduzierung erwartet. Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, sich weiterhin gesund – also mit viel Reis – zu ernähren. Auswirkungen sind bei den Menschen durchaus sichtbar, längst sind nicht mehr alle Thais gertenschlank. Im Central Plaza gibt es allein 7 Bäckereien, die üppige Torten, Törtchen und typisch westliche Gebäckstücke anbieten, und die gut besuchten Restaurants sind überwiegend ausländischer Herkunft. 

Viva Mexiko – Cancún und Telchac Puerto

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Wir haben es nochmal getan. Am 16. 1. 2019 sind wir in ein Flugzeug gestiegen, um unsere unterbrochene Reise fortzusetzen.

Unser Überraschungsbesuch bei der Hochzeit von Klaus Sohn Ende August und die Freudentränen der Enkelin waren die Unterbrechung auf jeden Fall wert. Dass der Wasserrohrbruch in unserem Haus genau in die Zeit der Rückkehr fiel, war ebenfalls Glück im Unglück. So konnten wir alle erforderlichen Maßnahmen selbst organisieren. Der Hausbau von Tochter und Schwiegersohn braucht noch ein paar Monate, ideale Voraussetzungen für uns, um noch einmal auf Reisen zu gehen.

Fürsorglich liefert uns Freund Max am Flughafen ab. Wir erwarten lange Schlangen und Verzögerungen wegen des gestrigen Streiks. Aber alles läuft normal. Pünktlich startet die A330 nach Cancún. Ein paar Stunden später – ich verlasse gerade die Toilette – drängt sich eine der Stewardessen an mir vorbei in die kleine Kabine. Und kurz darauf folgt eine Durchsage, die auf das absolute Rauchverbot im Flugzeug und den Toiletten hinweist und bei Zuwiderhandeln drakonische Strafen – bis hin zur Zwischenlandung auf dem nächsten Flughafen – androht. Ich bin mir jedenfalls keiner Schuld bewusst, schließlich rauche ich seit 40 Jahren nicht mehr.

Nach deutscher Zeit ist es bald Mitternacht, und noch immer fliegen wir im Hellen. Kurz nach der Landung gegen 21 Uhr Ortszeit in Cancún werden alle Passagiere aufgefordert, sich wieder hinzusetzen, weil gleich die mexikanische Polizei die identifizierten Raucher abholen wird. Und kurz darauf verlassen die Polizisten mit den Übeltätern die Maschine.

Nach den Einreiseformalitäten suchen wir einen Taxistand. Die geforderten überhöhten Preise wollen wir keinesfalls bezahlen und nehmen deshalb den Bus in die Innenstadt. Wir fahren durch hell erleuchtete Straßen mit Bars und Restaurants. Bei dröhnender Musik genießen Urlauber Essen, Cocktails und anderes. Die Fahrt endet am Busbahnhof, von dort ist es nur noch eine kurze Taxifahrt zum Hotel.

Am nächsten Morgen laufen wir bei angenehmen 24 Grad zum nächsten Geschäft, um zwei mexikanische SIM-Karten für unsere Handys zu besorgen. Anschließend wollen wir unsere Weiterreise organisieren. Dazu müssen wir wieder zum Busbahnhof. „Der Bus fährt morgens um 10 Uhr, aber Sie müssen um 9 Uhr hier sein,“ erklärt uns die Angestellte in spanischem Englisch oder englischem Spanisch und mit Händen und Augenrollen. Leider wird nur Barzahlung akzeptiert. Die Geldautomaten im Busterminal sind außer Betrieb, so müssen wir erst einmal eine Bank suchen. Aber dann können wir die 500 Pesos bezahlen und werden noch einmal ermahnt, pünktlich zu sein.

Jetzt ist ein Mittagsschlaf nötig. Unsanft werde ich durch einen Schrei geweckt. Klaus ist aufgestanden und steht im Wasser. Die Toilettenspülung ist undicht und hat schon das halbe Zimmer unter Wasser gesetzt. Leider sind auch ein paar Kleidungsstücke nass geworden. Zwei Frauen und ein Mann vom Hotelpersonal beheben den Schaden routiniert und nehmen auch die Sachen zum Trocknen mit.

In einem schönen Restaurant mit herrlichem Innenhof lassen wir den Tag ausklingen. Der Rückweg führt über den Nachtmarkt und bringt uns zu einer großen Eisbahn, die gerade abgetaut wird. Kinder springen jauchzend in den Pfützen herum. Mehrere Wochen lang konnte sich hier Groß und Klein auf Schlittschuhen tummeln. In der Natur haben sie so etwas in Mexiko bestimmt noch nie gesehen.

Viertel vor neun steigen wir am nächsten Morgen in unser Taxi und lassen uns zum Busbahnhof bringen. Ein Kontrolleur winkt uns zu sich, zeigt nach rechts, wo uns schon ein anderer Mann entgegenkommt. Im Eilschritt läuft er vor uns her, zeigt auf einen Bus. Unsere Koffer werden verstaut, und wir in den Bus gescheucht. Vorwurfsvolle Blicke mustern uns. Wir sitzen noch nicht richtig, da steuert der Fahrer um 2 Minuten nach neun aus der Parklücke. Puh, das war knapp.

Auf einer achtspurigen Straße verlassen wir im Regen die ca. 800.000 Einwohner zählende Stadt Cancún Richtung Westen. Vom Bus aus sind interessante Transportmittel beobachten. Der deutsche TÜV könnte sie gar nicht so schnell aus dem Verkehr ziehen, wie findige Tüftler wieder neue bauen.

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In Valladolid biegt der Bus nach Norden ab, um dann in Tizimin weiter nach Westen zu fahren. Dabei verlässt er immer wieder die Bundesstraße 176, um in jede einzelne Ortschaft abzubiegen. Unterwegs kommen wir an einem großen eingezäunten Platz vorbei.

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Blätter der Sisal-Agaven
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Sisal-Agaven
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Sisalfasern

An dem mehrere Meter hohen Zaun sind dicht an dicht lange, lanzenartige grüne Blätter befestigt. Erst als wir ein Stück weiter über Stäben hängende strohfarbene Fasern sehen wir mir klar, dass es sich um Sisal handelt. Diese aus einer Agavenart gewonnene Naturfaser wurde schon von den Mayas kultiviert und hat diesem Teil Yucatans Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts Reichtum und Wohlstand gebracht. Benannt ist die Faser – aus der bis heute Seile, Taue, Teppiche und ganz wichtig: Dartscheiben hergestellt werden – nach der westlich von Merida gelegenen Hafenstadt in Yucatan. Von dort wurde sie in alle Welt verschifft. Heute werden viele dieser Artikel aus Kunstfasern hergestellt, so dass neue Verwendungsmöglichkeiten für Sisal gesucht werden.

In den kleinen Orten fallen die frisch gestrichenen Mauern auf. Ob verputzt, gemauert oder lose aus Steinen aufgeschichtet, alles erstrahlt blütenweiß. Auch der Bürgersteig und vorwitzig heraus schauende Pflanzen wurden nicht verschont.

Schon nach fünfeinhalb Stunden (wir haben 300 km zurückgelegt) erreichen wir die Stadt Motul. Als wir auf dem Marktplatz in ein Taxi steigen bin ich kurz verunsichert und vermute uns in der falschen Stadt. In bunten meterhohen Buchstaben steht dort JUTOM. Doch dann wird mir klar, dass ich den Namen der Stadt von der Rückseite her sehe. Nach 25 Kilometern sind wir am Ziel und können unsere Unterkunft direkt am Meer beziehen.

Luzma, die uns schon erwartet, fährt mit uns zum Einkaufen und setzt uns dann vor einem Lokal ab. Frisch gestärkt laufen wir zur unserem Domizil. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um uns ganz entspannt auf das erneute Nomadenleben vorzubereiten.

Nach einem zwölfstündigen Schlaf sind wir bereit, Telchac Puerto näher kennen zu lernen. Klaus macht mutig einen Ganzkörper-Wassertemperatur-Test. Ich muss verzichten, der Niedrigtemperaturmodus im Flugzeug ist mir nicht bekommen.

Die Einwohner des Ortes lebten auch von der Sisalverschiffung und bis heute vom Fischfang. Der kleine Ort wirkt widersprüchlich. Einerseits wunderschöne neue Villen, andererseits verlassene und verfallene Häuser. Nur die Hauptstraße ist asphaltiert, alle anderen bestehen aus weißem Sand. Am Wochenende ist Telchac Puerto ein beliebter Ausflugsort für die Einwohner aus Mérida, der Hauptstadt Yucatans. Nur so ist die große Anzahl von 15 Restaurants bei knapp 2000 Einwohnern zu erklären. In allen werden Fisch und Meeresfrüchte serviert, die meisten schließen um 19 Uhr.

Als wir nach dem Essen zurückgehen, läuft ein Aguti (mit dem Stachelschwein verwandt) vor uns über den Weg. Wir warten noch auf unsere neuen Nachbarn. Kathy kommt mit ihren drei jugendlichen Kindern aus Nevada, um ein Jahr in Mexiko zu leben. Sie ist nicht die einzige, die aus den USA ausreist. Viele ihrer Landsleute haben sich in Mexiko angesiedelt. Ich frage mich langsam, ob die von Trump geplante Mauer in Wirklichkeit eine Ausreise der Amerikaner verhindern soll. So etwas hat es doch schon mal gegeben.

Im Laufe der Woche gehen wir viel spazieren oder sitzen am Meer und beobachten die Pelikane. Ein Ausflug mit dem Mototaxi (ein auf Mopedbasis gebautes Transportmittel) zur Lagune in San Crisanto ist nicht erfolgreich.

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Wir wollten dort Flamingos sehen, aber hierher kommen sie nur im Oktober. Aber wir haben noch andere Möglichkeiten solche zu sehen.

Für den Tag unserer Abreise haben wir für halb zwölf ein Mototaxi bestellt. Für den Fall, dass der Fahrer uns nicht findet, rollen wir unsere Koffer durch den tiefen Sand bis zur Hauptstraße, aber nichts passiert. Wir sind schon zehn Minuten auf der Straße unterwegs, als es hinter uns knattert. Ein älterer Mann auf seinem selbst gezimmerten und geschweißten Mototaxi rollt vorbei. Unser heftiges Winken lässt ihn dann doch anhalten. So kommen wir mal wieder auf abenteuerliche Weise zu unserem Ziel, in diesem Fall zum Busbahnhof.

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Wie wäre es mit Maquech? Erlebnisse in Mérida (Mexiko)

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Pünktlich um 12 Uhr fährt unser Bus in Telchac Puerto ab.

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bis zur Abfahrt wartet man in der „gemütlichen“ Cafeteria

Klaus ist mal wieder der einzige, der die Lage im Bus überblicken kann. Alle anderen Fahrgäste, es sind Mayas, reichen mit ihren Köpfen nicht an den Rand der Sitzlehnen. Hier blicken fast alle Männer zu mir auf, auch mal ein schönes Gefühl. Wir fahren wieder durch kleine Ansiedlungen und haben vom Bus aus einen ungetrübten Blick auf die Gärten. Bepflanzte Beete, Spielplätze, Schrottsammlungen, Tierhaltung und auch private Müllhalden sind zu sehen, oft auch Variationen aus diesen Komponenten.

Wir fahren durch Baca. Ob diese Stadt nach dem bekannten polnischen Maler benannt ist?

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Als wir unserem Ziel Mérida näher kommen, fallen die mit bösartig spitzen Glasscherben gespickten Mauerkronen auf. Wahrscheinlich gab es mal eine Aktion: „Trinken für die eigene Sicherheit.“ Auf den Mauern, die nicht „bewaffnet“ sind, sonnen sich Leguane.

Im Busbahnhof fährt der Bus -scheinbar aus Zeitgründen- gleich zur Tanksäule und nicht an den Bussteig.  Leider scheint sie nicht ganz dicht zu sein oder es wird beim Tanken nicht richtig gezielt. Jedenfalls ist der Boden mit einer schmierigen, wie Teer aussehenden Schicht bedeckt. Egal, da müssen wir durch. Unser Taxifahrer fährt einmal am Hotel vorbei, beim zweiten Anlauf klappt es. Dabei findet man sich hier spielend zurecht. Als die Stadt im 16. Jahrhundert von den Spaniern zwischen den Überresten der ehemaligen Mayastadt T´ho gegründet wurde, hat man die Straßen schachbrettartig angelegt und mit Nummern versehen. Ungerade verlaufen von Nord nach Süd, gerade von Ost nach West. Unser Hotel liegt im historischen Zentrum. Wir lassen uns einen Plan geben und laufen erst einmal zum Hauptplatz mit der Kathedrale, die aus den Resten einer Maya-Pyramide gebaut wurde. Gerade ist Messe, wir bleiben an der Tür stehen und betrachten das recht schmucklose Innere.

Als der Priester zu singen beginnt, wähnt man sich in der Oper – was für eine tolle Stimme.

Draußen kann man wieder das pralle Leben beobachten. Freitag gegen Abend sind viele Familien mit Kindern unterwegs und so wittern Clowns, Verkäufer von quietschbunter Zuckerwatte, kleinem Spielzeug und Luftballons ein gutes Geschäft.

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Und die Tauben wissen auch genau, dass die Teile in den Plastiktüten kein Styropor sind sondern Knabberzeug.

Am nächsten Morgen brauchen wir Geld. Vor dem Automaten steht eine verzweifelte ältere Maya. Wieder und wieder versucht sie ihr Glück und bittet uns schließlich durch Gesten um Hilfe. Sie möchte den Betrag von 50 Pesos (2,28 €) abheben und scheitert jedes Mal, weil sie zwei Stellen nach dem Komma mit eingibt und der Automat daraus 5,000 macht. Klaus hilft ihr und sieht, dass ihr ganzer Kontostand vor dem Abheben aus 95 Pesos besteht. Als das Gerät schließlich den Schein herausschiebt, ist sie vor Dankbarkeit den Tränen nahe.

An diesem Samstag ist Slow Food Market in der Avenida Colon. Das klingt verlockend und wir nehmen für den Hinweg ein Taxi. Hier wird der Begriff „Slow Food“ allerdings anders interpretiert; vegan und glutenfrei ist das Motto. Interessant ist es allemal, vor allem da hauptsächlich Expats (hier lebende Ausländer) die Anbieter – unterstützt von mexikanischem Personal – sind und auch unter den Käufern sind Mexikaner eine ganz kleine Minderheit.

Nachdem wir alles angeschaut und auch einiges probiert haben, laufen wir zurück. Wie gesagt, ein Kinderspiel sich zurecht zu finden.

Einiges ist zu erledigen; beim Optiker die verbogene Brille richten lassen, einen neuen Akku für das Handy und eine gute Tastatur für das Notebook kaufen.

Das klappt alles. Auch Ersatz für das vergessene Nähzeug ist schnell gefunden. Dabei können wir gleich das große Stoffangebot für den bevorstehenden Karneval bewundern, der in Mérida groß gefeiert wird.

Jeden Sonntag um zwölf Uhr gibt es im großen Theater eine Vorstellung. Zwischen den elegant gekleideten Mexikanern fallen ein paar westliche Touristen in zünftiger Outdoor-Kleidung auf. Wir fühlen uns jedenfalls nicht passend angezogen und verzichten auf das Konzert.

Stattdessen gehen wir zur gegenüber liegenden Universität. „Kommen Sie, heute können Sie alles besichtigen und es kostet auch nichts,“ ruft uns ein Mann zu. Wir schauen uns den schönen Innenhof an. Besagter Mann gesellt sich zu uns. Er spricht ein bisschen Deutsch und erzählt uns von der wunderbaren Wirkung der Sisalfasern, die von den Mayas seit langem kunstvoll verarbeitet werden, zu Hängematten zum Beispiel. Er schüttelt sich aus vor Lachen, als er uns erzählt, dass er von einem deutschen Studenten ungläubig gefragt wurde, ob die Mayas wirklich nur in Hängematten schlafen. Ja, das tun sie. Es ist platzsparend, hygienischer als eine Matratze und man kann sie überall hin mitnehmen, außerdem schützt Sisal vor Mücken. Deshalb müssten wir uns unbedingt einen Hipi-Hapa (den typischen Maya-Hut) kaufen. Und den gibt es als Originalarbeit nur in einem bestimmten Laden oder auf dem sonntags stattfindenden Markt in Mérida. Dann lädt er uns noch für den nächsten Abend zu einem Maya-Festival ein und gibt uns einen Zettel mit. „Um 20 Uhr beginnt das Fest,“ trichtert er uns ein. Wir machen uns auf den Weg zum Markt, als der Himmel plötzlich seine Schleusen öffnet. Die Temperatur fällt von angenehmen 26 Grad auf unter 15 und wir hasten durch den Wolkenbruch in unser Hotel.

Erst gegen Abend kann man wieder auf die Straße, die teilweise noch unter Wasser steht. Ich kaufe mir einen Hipi-Hapa. Er ist zwar teuer, aber wenn er gegen Malaria, Zika und Dengue hilft, ist das eine gute Investition. Und wenn nicht, habe ich etwas zum Lebensunterhalt der entsprechenden Familie beigetragen.

Im nächsten Geschäft wird mir etwas ganz besonderes angeboten: Eine Maquech (Makesch gesprochen), eine lebende Käferbrosche.

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In und um Mérida wird diese Brosche aus alter Tradition von Männern und Frauen an der Kleidung getragen. Der 3 bis 4 cm lange holzbohrende Käfer, der nicht fliegen kann, wird mit bunten Glassteinen und einer Kette beklebt, die man dann mit einer Sicherheitsnadel an der Kleidung befestigt. Wenn er nicht als Schmuck getragen wird, darf er sich in einem kleinen Terrarium erholen. Zurück geht diese Tradition auf eine alte Maya-Legende:

Die Lieblingstochter eines Maya-Herrschers war bereits einem Prinzen versprochen. Doch sie verliebte sich in einen ganz gewöhnlichen jungen Mann und der sich in sie. Als ihr Vater von dieser Beziehung erfuhr, wollte er den jungen Mann töten lassen. Die Prinzessin flehte jedoch um Gnade und versprach, ihren Liebhaber nie wieder zu sehen, wenn der Vater ihm das Leben schenken würde. In der Nacht kam ein Schamane zu ihr, der ihr einen Käfer brachte. Dieses sei ihr Geliebter, ließ der Schamane sie wissen. Der Vater habe auf der Verwandlung des Mannes bestanden. Die Prinzessin ließ den Käfer von ihrem Juwelier mit Edelsteinen bedecken und an einem der Beine ein goldenes Kettchen anbringen. Darauf hin befestigte sie das Insekt an ihrer Kleidung, damit es den Schlag ihres Herzens hören und die unendliche Liebe spüren solle.

Als wir am Montag Abend zur Universität laufen erfahren wir, dass das Maya-Festival bereits beendet ist. Entgegen der uns genannten Zeit hat es bereits um 18 Uhr begonnen. Stattdessen gehen wir zur Plaza de la Independencia vor der Kathedrale. Hier findet ab 21 Uhr eine Veranstaltung statt, die von der Tourismusbehörde organisiert wurde. Die Straße ist gesperrt, in einem großen Rechteck sind mehrere Reihen Stühle aufgestellt worden. Wir stehen direkt dahinter und sofort bietet uns das vor uns sitzende ca. 50 Jahre alte Paar seine Plätze an. Wir lehnen das nette Angebot dankbar ab. Im Stehen kann man alles viel besser überblicken. Als die Plätze später frei werden, hechtet eine junge Touristin nach vorne, um sie zu belegen.

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Es wird zuerst eine Maya Hochzeits-Zeremonie gezeigt,

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anschließend folgen typische Tänze zur Live-Musik aus Yucatan.

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Die Frauen tragen die üppig bestickten Kleider, die auch im Straßenbild noch hin und wieder zu sehen sind, die Männer weiße Hemden und Hosen.

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An jedem Abend findet irgendwo in der Altstadt eine Vorführung statt, die immer kostenlos ist, so wie auch die meisten Museen kein Eintrittsgeld verlangen.

Am nächsten Tag nehmen wir den Bus in die 40 Kilometer entfernte Hafenstadt Progreso.

Die Hauptattraktion ist ein Pier, der 6,5 Kilometer weit ins Meer gebaut wurde. Er gehört damit zu den ängsten der Welt. Der Pier gehört zum Hafenbereich und ist für Fußgänger gesperrt. Stattdessen fahren LKW, um Waren aus und zu Containerschiffen zu befördern. Auch Kreuzfahrtschiffe legen hier an und die Passagiere werden mit Shuttlebussen hin und zurück gefahren. Gerade hat ein Riesenpott der amerikanischen Carnival-Line angelegt und die Passagiere überschwemmen den Strandbereich. Auf diese Touristen hat man sich hier eingestellt, denn in der Nähe des Piers gibt es alles, was das Touristenherz begehrt. Alkohol, Souvenirs und Massagen am Strand – zahlbar in US$. Auch die Einwohner Méridas nutzen die weiten Strände vor ihrer Haustür oft und gern.

Heute wollen wir die Paseo de Montejo in Mérida entlanglaufen. Diese vor über hundert Jahren errichtete Prachtstraße sollte der Mittelpunkt eines neuen Stadtzentrums werden.

Das ist zwar nicht passiert, aber diese Straße ist trotzdem sehenswert, allein der großen Villen wegen, die in verschiedenen Baustilen errichtet wurden.

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Am Ende kommt man zum Monumento a la bandera (Denkmal der Fahne), das in den 1960er Jahren von einem kolumbianischen Künstler geschaffen wurde.

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Es strotzt geradezu vor Symbolik. Auf dem Rückweg auf der anderen Seite der Allee kommen wir zu einer Bilderausstellung, die Fälle häuslicher und sexueller Gewalt in Yucatan thematisiert. Unter jedem Foto steht eine Information zu dem Opfer. Es sind fast alles Frauen, die älteste 35 Jahre alt, das jüngste Opfer ein 13 Monate altes Mädchen, das missbraucht, erwürgt und dann in eine Latrine geworfen wurde. Ich finde keine Worte, um Entsetzen, Wut und Trauer auch nur ansatzweise zu beschreiben.

Das kleine Museo de Arte Popular de Yucatan (Museum der Volkskunst) besuchen wir auf dem Rückweg.

Es befasst sich mit der handwerklichen Vielfalt Mexikos und Yucatans im besonderen. Stickereien, Werke aus Ton, Sisal, Metall und Holz werden liebevoll präsentiert. In einem separaten Raum läuft ein Film, der die Herstellung einzelner Kunstwerke noch genauer zeigt.

Zum letzten Mal laufen wir zur Plaza de la Independencia.

Die heutige Abendveranstaltung findet vor der Casa de Montejo statt, dem Haus des Gründers  von Mérida  Francisco de Montejo  im 16.Jahrhundert, das bis vor kurzer Zeit noch im Familienbesitz war. Inzwischen gehört es der Stadt und dient tagsüber als Museum (Eintritt frei) und zeigt noch Original-Einrichtungsgegenstände. Heute Abend bildet die Fassade den Hintergrund für eine großartige Lasershow die die Symbolik der Skulpturen und Friese auf der Fassade hervorhebt und erläutert. Die anschließende Theateraufführung thematisiert die Auseinandersetzung zwischen einem Maya Fürsten und Francisco de Montejo. Auf spanisch, aber mit auf die Nachbar- Fassade projizierten englischen Untertiteln.

Hasta pronto, Mérida. Schön war es; wir haben uns in dieser bunten quirligen Stadt sehr wohl und sicher gefühlt.

Flamingos in Celestún und salzig, salziger am salzigsten in Cámpeche (Mexiko)

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Frühstücken, die Wäsche abholen (50 Pesos = 2,25 € für 2 kg), fertig packen und dann lassen wir uns mit dem Taxi zum Busbahnhof fahren. Leider ist es der falsche, wir müssen noch einmal in die andere Richtung, unser heutiges Ziel wird nur von der Linie „Oriente“ angesteuert. Nicht weiter schlimm, die 50 Pesos waren nicht umsonst, wir bekommen eine individuelle Stadtrundfahrt geboten. Und 10 Minuten nach unserer Ankunft fährt der Bus auch schon los.

Unser heutiges 90 Kilometer entferntes Ziel Celestún liegt am Meer und gehört schon zum Biosphärenreservat Reserva de la biosfera Ria Celestún. Nachdem Mérida hinter uns liegt, fahren wir durch kleine Orte und viel flache Landschaft. Zum Teil leben die Menschen noch in winzigen Häusern, die mit Palmwedeln gedeckt sind.

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Zweieinhalb Stunden später sind wir am Ziel.

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Kein Taxi in Sicht, also ziehen wir unsere Koffer hinter uns her bis zum 500 Meter entfernten Hotel. Und dann müssen wir gleich ans Meer.

Der 6.000 Einwohner zählende Ort hat endlos lange Strände. Auf dem gemauerten Pier beobachten wir Seeschwalben, Fregattvögel und Pelikane und warten auf den Sonnenuntergang um 17.39 Uhr. Dann aber schnell ins Restaurant, denn die am Strand gelegenen schließen um 19 Uhr. Ausschließlich Fisch und Meeresfrüchte stehen auf der Karte. Die Spezialität ist mit Meeresfrüchten und Rosinen gefülltes und paniertes Filet.

Der nächste Tag wird bei 30 Grad Temperatur zum Badetag erklärt. Der Strand ist voll mit Muschelschalen und barfuß laufen ist nicht ohne Risiko. Erst am nächsten Tag machen wir einen Ausflug mit dem Boot zu den Flamingos, die hier in der Lagune und im Ria Celestún (Lagune) zu zehntausenden überwintern. Zwei Frauen aus Frankreich warten bereits seit einer Stunde auf Mitfahrer. Das Boot kostet 2.400 Pesos, und natürlich ist jeder bestrebt, den Preis auf acht Personen zu verteilen, denn so viele Sitzplätze hat jedes Boot. Eine viertel Stunde später sind wir komplett und los geht die wilde Fahrt. Eine ganze Weile sind wir auf dem Meer, bevor der Bootsführer in den maximal zwei Meter tiefen aber ca. zweihundert Meter breiten Fluss einbiegt. Es dauert nicht lange, da macht er uns auf weit entfernt in Ufernähe stehende Flamingos aufmerksam. Wären sie nicht so auffällig gefärbt, würden wir sie vermutlich gar nicht sehen. Immer wieder entdecken wir Gruppen dieser hochbeinigen Vögel.

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Kurz vor einer Brücke schwimmt noch ein Alligator völlig gelassen neben uns. Und nach einer weiteren Viertelstunde kommen wir an den Platz, wo das Boot relativ nahe an die Tiere heranfahren kann.

Wunderschön anzusehen, wie sie gemächlich durch das Wasser schreiten und mit ihren schwarzen Schnäbeln das Wasser filtern, um an ihre Nahrung zu kommen. Sie ernähren sich hauptsächlich von den kräftig roten Larven von Krevetten, deshalb sind die hier lebenden Flamingos auch die am auffälligsten gefärbten, die es in der freien Natur gibt. Im April/Mai wechseln sie in die flache Lagune Ria Lagartos, wo sie aus dem Schlamm im flachen Wasser ihre Nester hoch aufbauen. Ein einziges Ei wird gelegt und in 30 Tagen ausgebrütet, erst im November kehren sie alle zurück in den Ria Celestún. Dann sind auch beim Nachwuchs die Beine lang genug, um im Niedrigwasser stehen zu können; denn schwimmen können Flamingos nicht (singen auch nicht).

Alle sind von dieser Invasion in rosarot so gebannt, dass die Gruppe weißer Pelikane kaum Beachtung findet.

Erst nachdem wir durch die Mangroven fahren und einen Bohlenweg zu drei Süßwasserquellen laufen, wendet sich das Interesse wieder anderen Lebewesen zu. Termiten haben ihre Behausungen in den Astgabeln großer Bäume angelegt. Die Wege dort hin werden in Tunneln zurückgelegt.

Als wir um 12.30 Uhr zurück sind, reicht die Zeit gerade noch zum „frühstücken“. Wir mögen dieses Lokal nicht nur wegen der Speisen und dem Kaffee aus der „Presskanne“ so gern, sondern auch weil hier Kolibris zu beobachten sind.

Die Besitzer haben eine Futterstation aufgehängt, die mit Zuckerwasser gefüllt ist und am unteren Rand vier gelbe – Blüten nachempfundene – Öffnungen hat. Einer dieser unglaublichen Vögel hat diese Futterstation zu seinem Eigentum erklärt und bewacht sie nun eifersüchtig. Sobald sich ein anderer Kolibri nähert, verscheucht er ihn. Er muss so oft hin und her fliegen, dass er ständig nachtanken muss, um die verbrauchte Energie zu ersetzen. Dabei würde der Inhalt allein für ihn wahrscheinlich wochenlang ausreichen. Aber es gibt eben auch Vögel, die den Hals nicht voll kriegen.

Nachmittags laufen wir an ärmlichen Hütten vorbei zum Hafen. An der Menge der Seevögel lässt sich gleich erkennen, dass die Fischerboote erst vor kurzem zurückgekehrt sind. Alles lauert hier auf leichte Beute.

Und bei den Fischern, die ihren Fang küchenfertig direkt vom Boot aus verkaufen, fällt immer was ab.

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Der Masse an Seevögeln in Luft und Wasser steht die an Hunden an Land kaum nach. Und sie geben alles, dass das so bleibt.

Sonntag sind Verkaufsstände am Strand aufgebaut, und mehr Besucher als in den vergangenen Tagen genießen den heißen Tag am Strand. Wir lassen uns mit einem dieser unglaublichen Mototaxen zur Brücke fahren und laufen zurück.

Vom Bus aus waren Wasserflächen zu sehen, in denen Flamingos standen; und wir haben Glück und entdecken sie. Dabei treffen wir Adriam, der uns in gutem Deutsch – das er sich selbst beigebracht hat – einiges erzählen kann.

Wir schaffen es rechtzeitig zum Sonnenuntergang an den Strand, bestellen uns einen Cocktail dazu und später Caracoles zum Abendessen. Der Kellner fragt sicherheitshalber noch mal nach: „Sie wissen, dass das Schnecke ist?“ fragt er. Wissen wir, die Fechterschnecke wird zwar in erster Linie wegen ihres auffälligen Gehäuses gesammelt, doch auch das Fleisch gilt in der Karibik als Delikatesse. Uns hat das schnitzelgroße Stück Meerestier ebenfalls gut geschmeckt.

Als wir am nächsten Vormittag zum Busbahnhof kommen, läuft ein junges Paar erwartungsvoll auf uns zu. Ob wir nach Mérida wollen? „Si,“ und ob wir schon Tickets hätten? „No,“ ist jeweils die Antwort. Die beiden können aus irgendwelchen Gründen nicht fahren und sind glücklich, dass sie ihre Fahrkarten an uns losgeworden sind.

In Mérida müssen wir die Busgesellschaft und damit auch den Busbahnhof wechseln, also wieder mit dem Taxi auf die andere Seite der Stadt. Auf Bildschirmen wird angezeigt, wohin der nächste Bus fährt und von welchem Bussteig er abgeht. Wir machen es uns auf den gut gepolsterten Sitzen bequem und schauen während der Fahrt den Film „Mamma mia“ auf spanisch. Zweieinhalb Stunden später kommen wir in Cámpeche – der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates – an und lassen uns zu unserem Hotel in die Altstadt fahren.

Die Stadt – eigentlich San Francisco de Cámpeche – wurde 1540 in der Mayasiedlung Kaan Peech (Schlangenzecke) gegründet und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Stadt hatte einige Jahrhunderte große Bedeutung durch den Hafen, von dem aus Holz, Salz und zeitweilig auch Sisal nach Spanien verschifft wurde. Die mit Silber beladenen Schiffe aus Veracruz machten hier vor ihrer Überfahrt nach Europa noch mal Halt. Kein Wunder, dass die reich gewordene Stadt bei Piraten Begehrlichkeiten weckte. Insgesamt 15 mal wurde sie überfallen, bis mit spanischer Hilfe eine acht Meter hohe Stadtmauer – verstärkt durch acht Festungen – gebaut wurde, die nach 18- jähriger Bauzeit 1704 fertig wurde.

Die Stadtmauer fiel im Laufe der nächsten Jahrhunderte zum großen Teil dem Straßenbau in der Altstadt zum Opfer, doch sieben Festungen und zwei Stadttore sind noch erhalten.

Eine der Festungen beherbergt einen kleinen botanischen Garten, in anderen sind Museen untergebracht.

Alle Straßen innerhalb der früheren Festung tragen Nummern und sind nur in eine Richtung befahrbar. Das Stadtbild in der Altstadt ist bunt und aufgeräumt, wirkt aber auf uns ein wenig verschlafen. In manchen Straßen sind wir die einzigen Menschen. Trotzdem hat man jederzeit ein sicheres Gefühl, vielleicht liegt es daran, dass die Polizei in ihren kleinen Elektroautos so präsent ist.

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Es vergeht kein Tag, an denen man nicht mehrmals diesen putzigen Fahrzeugen aus Frankreich begegnet.

Wir haben Temperaturen über 30 Grad und laufen kreuz und quer durch die Altstadt. Die Calle 59 ist die Partymeile. Die Straße ist für den Autoverkehr gesperrt, dafür stehen Tische und Stühle dicht nebeneinander. Die Speisekarten bieten hauptsächlich internationale Gerichte zu überhöhten Preisen.

In der Calle 14 amüsieren wir uns über den vermutlich höchsten Bürgersteig der Welt. Beim Überqueren der Straße muss man jeweils vier Stufen herunter und wieder hinauf laufen.

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Interessant zu sehen, dass auch vor Schulen in Mexiko die Autos der Eltern in Dreierreihen die Straße davor blockieren. Der einzige Unterschied zu Deutschland liegt darin, dass hier direkt vor der Tür Verkaufsstände mit stark zuckerhaltigen Getränken und Snacks stehen. Die vom Lernen erschöpften Kleinen (alle in Schuluniform), können hier sofort die verbrauchte Energie auffüllen.

Nachdem wir die Altstadt verlassen haben und in die Markthalle kommen, tauchen wir ein ins pralle Leben. Hier kann man von Lebensmitteln über Kleidung, Gepäckstücken und Haushaltswaren alles kaufen, was für das tägliche Leben nötig ist. Ein großer Becher mit klein geschnittenem Obst für 2 € ist unser Mittagessen.

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Im Park vor der Halle suchen wir uns einen hübschen Schattenplatz mit Blick auf die Hundebrücke.

Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir zur Malecón, der Strandpromenade. Kilometerlang kann man hier entlang laufen und Menschen und Vögel beobachten. Zwei Pelikane üben sich in der Synchronjagd. Sie fliegen gemeinsam auf, spähen aufs Wasser, falten die Flügel und stürzen sich kopfüber ins Wasser. Gemeinsam tauchen sie auch wieder auf, legen beide den Kopf auf die rechte Seite und befördern den Fang aus dem Kehlsack in den Magen. Bravissimo, da vergebe ich sofort die Note zehn für den künstlerischen Wert!

Beim letzten Hurrikan ist ein Teil der Promenade zerstört worden, am Wiederaufbau wird jetzt fleißig gearbeitet. Auf dem Rest wird flaniert, gejoggt, trainiert, poussiert und der Sonnenuntergang fotografiert. Jeder genießt den milden Wind nach der Hitze des Tages auf seine Weise.

Im Lokal empfiehlt uns der Wirt Camarones. Die Shrimps seien ganz frisch, verspricht er. Als wir probieren, müssen wir uns zusammennehmen, um sie nicht auszuspucken. Sie sind total versalzen. Als der Wirt merkt, dass wir nicht essen will er wissen was nicht schmeckt. „Kein Problem, ihr bekommt sofort eine neue Portion,“ verspricht er und eilt an die Grillplatte. Doch auch die nächsten sind ungenießbar und so macht er sich daran, uns zum dritten Mal Shrimps zu grillen, ganz ohne Salz, wie er betont. Er tut uns richtig leid in seinem Eifer und so essen wir die dritte Portion, die nicht ganz so salzig ist und spülen sie mit viel Bier herunter. Zum Abschied streckt er uns seine beiden fettigen Fäuste entgegen und wir drücken unsere dagegen: Vier Fäuste und ein Halleluja.

Anschließend schauen wir, was heute auf dem Platz vor der Kathedrale geboten wird. Jeden Abend gibt es eine kostenlose Veranstaltung, geboten werden Volkstanz, Musik, Theater und Lightshow, und die ist wirklich sehenswert.

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Chetumal und die Maya-Metropole Calakmul (Mexiko)

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Unser Abschied von Campéche verläuft ein wenig holprig. Erstens nehme ich die dicke Erkältung, mit. Zweitens muss der Taxifahrer auf dem Weg zum Busbahnhof nach fünf Minuten umkehren, weil Klaus lebenswichtige Dinge im Hotel liegen gelassen hat: Handy und Kappe. Drittens bekommt der Busfahrer, der unsere Tickets auf dem Handy kontrolliert, immer eine Fehlermeldung. Nun ist es nicht so, dass ihm diese Technik fremd ist, schon zehn Passagiere haben sich auf diese Weise legitimiert. Da muss ein Fachmann ran. Der findet den Fehler im System auch sofort: Unsere Tickets sind für den 16. Februar gebucht, heute ist aber erst der 9. also eine Woche früher. Jetzt ist guter Rat teuer und ein neues Busticket auch. Immerhin hat die gebuchte Fahrt pro Person 576 Pesos (26€) gekostet und die Fahrscheine sind weder übertragbar, noch werden sie zurückgenommen. Aber mit den Touristen muss man Nachsicht haben. Der Chef des Busbahnhofs bietet uns eine Fahrt zwei Stunden später an. Der Busfahrer jedoch, der interessiert das Instrument an Klaus Rucksack mustert, zückt eine Liste und macht dem Chef klar, dass der Bus nicht ausgebucht ist. Dann imitiert er verschmitzt einen Geiger, macht ein paar Tanzschritte dazu und nimmt mich in den Arm. Zwei Minuten später haben wir einen Ausdruck neuer Fahrkarten (ohne noch mal zu bezahlen) und können einsteigen. Die gebuchten Plätze sind natürlich anderweitig vergeben, aber es sind noch etliche frei. Später müssen wir noch einmal umziehen, weil auch diese Plätze bereits reserviert waren, aber das ist ja kein Problem. Wir sind so froh und erleichtert und wieder mal frage ich mich: „Wie würde es in unserem Heimatland einem Ausländer in derselben Situation ergehen?“

Drei Filme und 6,5 Stunden (+1 wegen anderer Zeitzone) später sind wir in Chetumal (ca. 200.000 EW) , der Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo. Gegen 22 Uhr kommen wir in unserem Hotel an und machen es uns in dem hübschen modernen Zimmer bequem. Wir haben keine Lust, noch einmal vor die Tür zu gehen, es sieht auch so aus, als ob alle Lokale bereits geschlossen wären.

Am Sonntag Morgen nieselt es leicht, aber als wir um zehn unser Hotel verlassen, haben sich die Wolken verzogen. Welch ein Unterschied auf der Straße zu gestern Abend. Alle Geschäfte sind geöffnet, und die Menschen flanieren auf der Straße. Wir gehen frühstücken und laufen dann zum Maya-Museum, das nur ein paar hundert Meter von unserem Hotel entfernt ist. Das von außen moderne Gebäude ist sehr schön eingerichtet. Dunkelgrüner Marmor (vermutlich aus Guatemala) bedeckt den Fußboden, künstliche Bäume und Pflanzen bieten zusammen mit gedämpfter Beleuchtung einen stimmungsvollen Hintergrund für die ausgestellten Gegenstände. Modelle der verschiedenen Maya-Pyramiden fesseln unsere Aufmerksamkeit ebenso wie Tongefäße, Skulpturen und ein Maya-Kalender (2012 angeblich abgelaufen, aber die Welt ist dennoch nicht untergegangen). Viele gefundene Skulpturen, Schmuckstücke und Reliefs sind jedoch nur in einer Dia-Show zu bewundern. Dieses Mal mussten wir – wie alle anderen Besucher auch – Eintritt bezahlen.

Am nächsten Tag lockt uns der Duft von frisch gebackenem Brot in ein Cafe. Ein Angebot wie in Frankreich, doch die Besitzerin ist Italienerin. Seit drei Jahren führt sie dieses Cafe. Ihr verdanke ich das leckerste Frühstück seit langem – ein mit Brie, Birnen und Nüssen belegtes Baguette. Dann haben wir etwas besonderes vor. Wir mieten uns für eine Woche einen Leihwagen. Nicht, dass wir es leid wären, mit dem Bus zu fahren, aber was wir jetzt planen, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu machen. Ein leuchtend blauer Nissan Micra – der hier March heißt – wird uns eine Woche lang durch die Gegend befördern. Wir fahren die Strecke von Samstag ca. 180 Kilometer wieder zurück bis in das Örtchen Conhuas, das irgendwo im Dschungel liegt. In diesem Dschungel verborgen liegen viele ehemalige Maya-Monumente. Drei Tage kommen wir in einer mit Palmwedeln gedeckten Cabaña unter. Vier Wände, eine Fensteröffnung mit Insektenschutzgitter und eine Tür. Innen gibt es noch ein Badezimmer mit fließendem kalten Wasser. Vier von diesen kleinen Häuschen sind fertig, zwei weitere im Bau.

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Das Verwalter-Ehepaar freut sich: „Endlich mal Leute, die länger als eine Nacht bleiben.“ Die junge Frau versorgt mich gleich mit einer selbstgemachten Medizin gegen meine Bronchitis. Energisch reibt sie mir Hals, Dekolleté und Rücken ein. „Nicht duschen,“ schärft sie mir ein. Und abends zur selbst gekochten Suppe bekomme ich noch einen extra für mich gebrühten Tee.

Für die weite Tour fühle ich mich am nächsten Morgen noch nicht stark genug, so fahren wir drei Kilometer weiter nach Balamku, einer kleinen Maya-Ruinenstadt. Der Eintritt kostet 45 Pesos und wenn man Glück hat, schließt jemand die Tür zu dem schönen Wandfries auf.

Aber am Mittwoch ist es so weit. Wir wollen 60 Kilometer durch den Dschungel nach Calakmul fahren, einer von den größten bisher entdeckten Maya-Städten. Am Abzweig zahlen wir das erste Mal Gebühr, und nach gut 5 Kilometern haben wir bereits ein Hindernis: Die Straße wird ausgebessert.

Faustgroßer Schotter wird von einem Baustellenfahrzeug verteilt. Es ist ein ganz schönes Geholper, über diese Steine zu fahren. Bloß nicht anhalten, sonst bleiben wir stecken. Nach 20 Kilometern zahlen wir das zweite Mal, und kurz danach wird die Straße einspurig und mächtige Schlaglöcher fordern die ganze Aufmerksam- keit.

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Als der erste Pfauentruthahn  über den Weg läuft, sind wir elektrisiert. So ein schönes Gefieder, und die Tiere haben keine Scheu vor den Autos. Vermutlich werden sie hin und wieder von Touristen gefüttert. Insgesamt sehen wir an die zwanzig dieser prächtigen Vögel.

Plakate machen noch auf andere Tiere aufmerksam: Harpyie und Jaguar sind neben anderen auch in diesem Urwald zuhause.

Zwei Stunden später haben wir den Parkplatz erreicht. Insgesamt stehen hier 18 Autos und ein Minibus. Für dieses riesige Areal ist das gar nichts. Nachdem wir das dritte Mal Eintrittsgeld bezahlt haben, sind wir zusammen 374 Pesos (ca. 17 €) losgeworden.

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Da kann man sich wirklich nicht beschweren.

Auszug aus https://de.wikivoyage.org/wiki/Calakmul

Hintergrund

Hieroglyphe der Stadt Calakmul

Calakmul war eine Megametropole. Außer dem eigentlichen Innenstadtbereich hat man bisher über 20 weitere Zentren gefunden. Doch die Stadt bestand nicht nur aus Zentren. Eine Region von 70 km² konnte als Stadtgebiet identifiziert werden, auf den sich große Wohnsiedlungen, Agrabereiche und Zeremonialzentren befanden. In der Hochphase in der späten Klassik geht man von einer Bevölkerung von 50.000 bis 70.000 Einwohner nur im Stadtzentrum aus. Im gesamten Stadtgebiet gehen Schätzungen von bis zu 1,2 Millionen Einwohner aus. Es finden sich hier über 6000 Strukturen und die Zahl der Stelen wird immer noch nach oben korrigiert und bewegt sich auf 200 zu. Mittlerweile kennt man den historischen Namen der Stadt. Dieser lautete „Chan“ (tschan) und bedeutete Schlange. Passend dazu war in der Hieroglyphe der Stadt ein Schlangenkopf zu finden. Und wen wundert es: Keine Hieroglyphe in der gesamten Mayawelt (auch nicht die von Tikal) ist häufiger zu finden als die von Calakmul (Chan). Der Name Calakmul bedeutet übrigens in etwa „die Stadt der zwei benachbarten Pyramiden“ und wurde von den ersten Entdeckern aufgrund der Strukturen I und II vergeben.

1931 entdeckte man schon die Anlage und seitdem wird hier gegraben und restauriert. Heute ist die Stadt eingebettet im Calakmul Biosphärenreservat und UNESCO Welterbe und kann bei einem täglichen Besucherdurchschnitt weit unter 100 Besuchern wahrlich als Geheimtipp bezeichnet werden.

Die archäologische Stätte

Calakmul Biosphere Reservat Übersicht

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Bevor wir die ersten Ruine erreichen, haben wir schon ein paar hundert Meter zurückgelegt. Zum Glück ist es heute nicht so heiß, und die Schatten spendenden Bäume machen das Laufen angenehm. Die Wege sind gut angelegt, nicht immer ist die Richtung leicht zu erkennen, aber verlaufen kann man sich hier auch nicht.

Unglaublich, das war hier eine richtige Stadt mit Wohnhäusern, einem Sportplatz mit Tribünen für das Pelota- Ballspiel und vielen Pyramiden. Die meisten darf man sogar noch besteigen.

Merkwürdige Geräusche sind zu hören, und je näher wir kommen, umso größer unsere Verwunderung. Motorsägen, hier im Biosphärenreservat? Nein, Brüllaffen sind für den Lärm verantwortlich. Zwei Männchen streiten sich um Weibchen, Futter oder ihr Revier. So genau können wir den Grund der Schreierei nicht erkennen. Später sehen wir noch eine Gruppe, die durch die Bäume tollt. Und ober drüber kreist tatsächlich eine Harpyie.

Von den mehr als 5.000 Gebäuden ist die Pyramide Estructura II mit 45 Metern das höchste. Weil in vielen Beschreibungen der Ausblick von oben gelobt wird, klettern wir auch hoch. Ein angenehmes Stufenmaß hatten die Mayas noch nicht. Doch wirklich, der Aufstieg ist aller Mühe wert. Selbst ein Mann mit zwei Krücken quält sich nach oben. Urwald soweit man rundherum schauen kann. Nach dem Amazonasgebiet ist das hier der größte zusammenhängende Urwald der Welt.

In der Nähe kann man die Spitzen anderer Pyramiden sehen. Eigentlich wollte ich mich eine Viertelstunde nicht vom Fleck rühren, aber ein Wolkenbruch vertreibt uns von der Spitze. Wir finden an der Seite nur hinlänglich Schutz, und als es nur noch tröpfelt, klettern wir – ebenfalls tröpfelnd – wieder herunter. Auf dem Weg zum Ausgang freuen wir uns noch über die Kapriolen von ein paar Spinnenaffen.

Beim Frühstück zeigt uns der Truthahn unseres Verwalters, was er für ein toller Kerl ist. Aufgeblasen und mit geschwollenem roten Hals führt er einen Stepptanz auf und schwenkt seinen Bürzel mit dem aufgestellten Fächer nach links und rechts. Eine junge Frau – ein neuer Gast- flüchtet panisch in ihr Auto, das Tier ist ihr nicht geheuer. Als Großstädterin kennt sie die Gattung nur gebraten.

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Abschied vom Verwalterpaar

Wir fahren nach Becán, einer weiteren Ruinenstadt in der Nähe. Während wir in der Anlage herumlaufen, sehen wir keine anderen Menschen. Die Stufen an den beiden wichtigsten Pyramiden sind etwas bröckelig, deshalb wurde an einer Stehle ein dickes Tau befestigt, an dem man sich festhalten kann. Macht Spaß, da hinauf zu kraxeln.

Als die Sonne am höchsten steht, setzen wir unsere Fahrt fort.

Ein kleiner See, die Laguna Milagros bei Chetumal ist unser Ziel. Für vier Nächte bleiben wir hier in einem kleinen Holzhaus am türkisfarbenen Wasser.

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Ein Ausflug ins 20 Kilometer entfernte Bacalar muss noch sein. Die Stadt am Ufer der Lagune der sieben Farben (eigentlich ein See, der aus verschiedenen Cenoten = Wasserlöchern besteht) trägt den Beinamen „Magischer Ort“. Die Magie geht aber mehr vom See, als von der Stadt aus. Vom Fort aus fotografiere ich das blaue Wasser.

Als es uns dann doch noch gelingt, ans Ufer zu kommen, sehen wir alle Arten von Booten. Ausflüge auf der Lagune sind hier die Einnahmequelle. Von 650 Pesos (30 €) bis 250 Pesos (12 €) pro Person sind die Fahrpreise. Auf dem 42 Kilometer langen See wird man zu verschiedenen Stellen gefahren, an denen das Wasser durch die unterschiedliche Tiefe der Cenoten jeweils eine andere Farbe haben soll. Kajaks sind unterwegs, und gerade beginnt ein Kurs für Stehpaddler. Was für ein Glück, dass wir an dem unbekannten kleinen See gelandet sind, wo kein derartiger Rummel ist.

Wir laufen jeden Abend zu einem kleinen Lokal am Ufer, sitzen auf der Terrasse und essen Fisch, während die Sonne malerisch untergeht. Dabei kann man wunderbar das Familienleben der Einheimischen beobachten. Am Wochenende unternehmen Großfamilien von den Großeltern bis zum Baby offenbar gerne gemeinsam etwas. Groß und Klein tummeln sich im Wasser. Und dann sitzt man nass am Tisch und lässt sich das Essen schmecken. Es sieht so richtig nach heiler Welt aus.

Ambergris Caye / La Isla Bonita (Belize) „Oh, Madonna“

Hauptstadt Belmopan – Hauptstadt? (Belize)

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Die Woche in San Pedro ist vorbei und wir stehen am Bootsanleger an der Ostküste der Insel.

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Blick zurück auf San Pedro

Ein Wassertaxi bringt uns mit Zwischenstopp in Caye Caulker (auch eine beliebte Urlaubsinsel) in 1 ¼ Stunden nach Belize City.
Die mit über 60.000 Einwohnern größte Stadt in Belize war bis 1970 Hauptstadt. Ein Hurrikan hat sie in den 1960er Jahren dem Erdboden gleich gemacht, daraufhin entschloss man sich, eine neue Hauptstadt 80 Kilometer weiter im Landesinneren zu errichten: Belmopan. Ein Kunstname aus Belize und Mopan (dem Namen eines lokalen Flusses), da wollen wir hin.
Bei der Ankunft ist am Bootsanleger in Belize City richtig Betrieb: Verkäufer, Tourenanbieter, Taxifahrer und Kellner, alle rufen durcheinander und hoffen, dass die Neuankömmlinge einen Teil ihrer Dollars hier lassen. Am Ende finden sich alle Passagiere an einem U-förmig umzäunten Bereich ein, wo sie gegen Vorlage der Gepäckabschnitte ihr Gepäck erhalten.
P1010110Auf dem Weg zum ein Kilometer entfernten Busbahnhof kehren wir noch in einem netten Lokal am Haulover-Creek (Mündung des Belize-River) ein. Hier sitzen viele Landsleute beim Mittagessen. Da sie nur leichtes Gepäck dabei haben und sich offenbar alle kennen liegt die Vermutung nahe, dass es Ausflügler vom Kreuzfahrtschiff sind, das vor der Küste ankert. Nach einem kleinen Imbiss geht es für uns weiter.
Ein dunkelhäutiger Mann mit Dreadlocks sieht uns wohl an, dass wir uns nicht auskennen und ist sofort bereit, uns zum Busterminal zu führen. Fahrkarten gibt es nicht am Schalter, man steigt einfach in den schon dort wartenden Chickenbus. So werden in Mittelamerika die Busse genannt, die Menschen und Waren (manchmal eben auch lebende Hühner) transportieren. Oft handelt es sich um ehemalige Schulbusse aus den USA.
 

Die meisten Plätze sind bereits besetzt, kurz vor Abfahrt steigen noch ein paar Händler ein um Nüsse, Kekse, Tamales (in Maisblättern gekochter fester Maisbrei) und Getränke zu verkaufen und dann geht es auch schon los. Alle Fenster sind offen, eine bessere Klimaanlage gibt es nicht. Auf Handzeichen hält der Bus und nimmt Passagiere – manchmal nur wenige 100 Meter weiter – mit oder lässt sie aussteigen. Die Straße zur Hauptstadt ist in gutem Zustand und spornt den Fahrer zu Höchstleistungen an. Er nimmt die Strecke mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h, erlaubt sind höchstens 90 km/h. Die Landschaft ist sattgrün und wird langsam hügelig. Ab und zu sind Orte mit hübschen Häusern zu sehen. Als wir an einer Plantage vorbei kommen, riecht es im ganzen Bus nach Orangenblüten. Nach 90 Minuten Fahrzeit sind wir am Ziel.
Unsere Unterkunft liegt im Vorort Salvapan, die vier Kilometer sind mit dem Taxi schnell zurückgelegt.
 

Sogenannte Tiny-Houses stehen in einem schön angelegten Garten, eins davon bewohnen wir in den nächsten Tagen. Findelwelpe Duddy und zwei Katzen leisten uns dabei Gesellschaft. Am Abend essen wir in einem Lokal in der Nähe für ein Viertel der bisherigen Preise.
 

Am nächsten Tag fahren wir zum Guanacaste Nationalpark, der gleich am Stadtrand gelegen ist. Der Ranger ist noch nicht da, wir sollen einfach schon mal reingehen, bezahlen können wir später. Wege durch den Park sind in zwei unterschiedlich langen Rundwegen angelegt. Der Park hat seinen Namen von einem Guanacaste-Baum, der laut Legende hierher geflohen ist, weil er dreistämmig und weniger wertvoll war. Mit einer Höhe von bis zu 40 Metern ist er der größte Baum in Mittelamerika. Die weit ausladende Krone auf dem kräftigen Stamm macht ihn zu einem beliebten Schattenspender, der gerne in Parks gepflanzt wird. Sein Holz wird für Möbel oder als Bauholz verwendet.
Auf den Parkwegen herrscht schon reger Betrieb, hier wird geharkt und gefegt, als würde hoher Besuch erwartet. Wir kommen mit Devin ins Gespräch, der uns von einer wunderbaren Schwimmstelle unten am Fluss erzählt und von all den Tieren, die in diesem Park leben. Wir sehen allerdings nichts von Jaguar, Tapir, Nasenbären und was sonst noch so alles hier zuhause ist.
 

 
Bestimmt wagen sie sich nur heraus, wenn der Park geschlossen ist. Das ist bestimmt auch besser so. Bis zu 10 cm breite Spuren – auf denen nicht ein Grashälmchen wächst und kein Steinchen liegt – machen uns neugierig, was mag da entlang gelaufen sein?
 

Blattschneiderameisen sind des Rätsels Lösung. Sie schleppen die Blattschnipsel in ihre riesigen unterirdischen Bauten, wo sie die Blätter zerkauen und damit einen Pilz mästen, der die ganze Kolonie ernährt.
Die Namen der hier wachsenden Bäume sind uns alle fremd und größere Palmwedel als hier haben wir noch nie gesehen.
P1010153Die Badestelle sieht wirklich verlockend aus, aber Badesachen haben wir nicht dabei. Wir sitzen nur eine Weile auf der Holzplattform und schauen auf den Fluss. Als wir zurück zum Besucherzentrum kommen, können wir die 5 BZ $ Eintrittsgeld pro Person bezahlen und uns die interessante Ausstellung ansehen.
 

Devin hat uns erzählt, dass die zweite Runde nicht begehbar ist, weil eine Brücke erst repariert werden muss. Der Mann an der Kasse weiß allerdings nichts davon und zeigt uns den Weg. Dreihundert Meter weiter wissen wir: Devin hat Recht, aber unser Forscherdrang ist durch solche Kleinigkeiten nicht zu bremsen, und so balancieren wir auf den Betonstützen über den Bach. Hier sieht es ganz anders aus. Schön wild ist es hier, nichts gefegt und geharkt und wir sind ganz allein unterwegs.
 

 
Am Ausgang hängt ein sehr großes Plakat auf dem Papageien abgebildet sind. „Lasst sie frei fliegen,“ steht darunter. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zurück in der Innenstadt laufen wir über den Markt und decken uns mit Obst ein: Soursop, Guave, Orangen, Ananas, Papaya, Wassermelone und Sapote. Einige kaufen wir bereits geschält und in mundgerechten Stücken. Für das viele Obst zahlen wir keine 3 €. Auf dem Rückweg spricht uns ein junges Paar an, das auf der Suche nach dem Markt ist. Die beiden kommen aus Hamburg und schnell sind wir mitten in einer Unterhaltung. Finja und Kevin sind fast ausschließlich per Anhalter unterwegs bund schlafen im Zelt. Ihr Tagesbudget ist extrem niedrig, kaum zu glauben wie sie das schaffen. Sie erzählen so spannend, dass wir sie gleich zu einem Getränk einladen, wir möchten einfach noch mehr hören. Südamerika haben sie hinter sich und sind gerade durch Mittelamerika gereist auf der Strecke, die wir vor uns haben. Bis zum Jahresende wollen sie weiterreisen und dabei die USA und Kanada kennenlernen. Ich bewundere das sympathische Paar über alle Maßen für den Mut, die Energie und die Bereitschaft auf so vieles Materielle zu verzichten, aber ich möchte nicht mit den Müttern der Beiden tauschen.
 

Und weiter durch das „Zentrum“ der 20.000 Einwohner zählenden Hauptstadt. Es gibt ringsherum ein paar Regierungsgebäude und großzügige Villen, die besonders großzügig mit Stacheldraht und allem möglichen gesichert sind. Doch wo sind die netten kleinen Läden, die Cafes und Restaurants und wo der Supermarkt, der ein größeres Warenangebot hat, von einer Mall ganz zu schweigen? Alles, was man von einer Hauptstadt erwartet, fehlt hier. Wir gehen extra zu Fuß zurück, um nichts zu übersehen – haben wir auch nicht.
Heute ist ein richtiger Glückstag. Am späten Nachmittag kommen neue Gäste an. Sabine und Kalli aus Holland sind auf einem schweren Motorrad schon 13 Monate unterwegs. Sie sind gut zwei Jahrzehnte jünger als wir und haben ihr Haus und fast allen Besitz verkauft, um Geld für ihren Reisetraum zu haben. Bis nach Mitternacht sitzen wir mit Beiden im Garten; erzählen und schwelgen in Erinnerungen. Hin und wieder holt uns Duddy mit einem Biss in Wade, Ferse oder Zeh in die Gegenwart zurück. Er ist so ein wonniger Hund, aber er braucht dringend Erziehung.
 

Am nächsten Tag können wir in unserem Garten einen spannenden Kampf beobachten: Die kleinere der Katzen hat eine Schlange aufgespürt.
P1000304Immer wieder attackiert sie das zusammen gerollte Reptil (30 bis 40 cm lang), aber das schnellt jedes Mal wie eine gespannte Feder nach vorn, um seinerseits die Katze zu erwischen. Als wir der Verwalterin die Fotos zeigen ist sie entsetzt, es handelt sich um eine sehr giftige Lanzenotter. Wenn ich sehe, dass der Gärtner barfuß seiner Arbeit nachgeht, wird mir ganz anders. Aber das sei nicht gefährlich versichern mir beide. Wenn die Schlange die Schwingungen durch menschliche Schritte spürt, sucht sie sowieso das Weite, na hoffentlich.
Am Abend sehen wir im Schein der Taschenlampe viele kleine leuchtende Pünktchen im Gras. Komisch, es hat doch gar nicht geregnet. Beim genauen Hinschauen entdecken wir die Verursacher, es sind ca. 1 Euro große Spinnen, deren Augen das Licht reflektieren. Für meine Gartendekoration möchte ich doch lieber etwas anderes.

Ambergris Caye / La Isla Bonita (Belize) „Oh, Madonna“

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Wir geben unseren Leihwagen pünktlich in Chetumal ab. Alles läuft ohne Probleme, höflich und freundlich ist in 5 Minuten alles erledigt. Der Taxifahrer, mit dem wir zur Busstation fahren möchten, erklärt uns wortreich, dass heute kein Bus nach Corozal/Belizeführe. Für 200 Pesos (9 €) würde er uns bis zur mexikanischen Grenze fahren. Wir können die Richtigkeit an Ort und Stelle nicht überprüfen und stimmen zu.

Bei der Ausreise aus Mexiko sind 568 Pesos pro Person fällig. Eigentlich ist das nicht richtig, denn man muss nur eine Einreisegebühr zahlen, die bereits im Preis des Flugtickets enthalten ist. Aber die Grenzbeamten bei Chetumal haben diese Einnahmequelle aufgetan und wollen keinesfalls darauf verzichten. Brav blättern wir die Scheine hin, bekommen eine briefmarkengroße Quittung und einen netten Gruß mit auf den Weg.

Hier wartet schon der belizische Kollege unseres Fahrers. Man ist sich einig: Heute fährt kein Bus. Mitgegangen, mitgefangen; wir laden unser Gepäck ins Auto und werden zur Einreisestelle gefahren. Mit unserem Gepäck müssen wir durch die Grenzkontrolle. Ein Beamter händigt uns ein Formular mit den üblichen Fragen aus: Name, Heimatadresse, Wohnort, Passnummer, Staatsangehörigkeit und der nächsten Adresse in Belize. „Name des Hotels reicht,“ erklärt er lächelnd. Seine Kollegin am Schalter sieht das aber ganz anders. Mit mürrischer Mine pocht sie auf das Formular: „Da fehlt die Adresse des Hotels!“ Was sie alles wissen will, wie lange wir bleiben wollen, warum wir überhaupt hier sind und einiges anderes. Akribisch schaut sie sich jede Seite im Reisepass an und herrscht uns an, wie wir aus Mexiko ausreisen konnten, wo wir doch gar nicht eingereist seien. Hier irrt die Dame, irgendwann erkennt sie dann das alles seine Richtigkeit hat und haut einen Stempel in die Pässe. Die Kollegin an der Gepäckkontrolle ist dann wieder die Freundlichkeit in Person.

Zurück zu unserem Taxi und nun sind wir in Belize, dass zwischen Mexiko und Guatemala liegt und bis 1981 Britisch Honduras hieß. Bereits 2.000 Jahre v. Chr. war das Gebiet von den Maya besiedelt. Zu einer wechselhaften Geschichte mit Kriegen, Eroberungen, Piraterie und Ausbeutung gesellte sich im 18. Jahrhundert auch noch der Handel mit afrikanischen Sklaven. Am Ende des damaligen Jahrhunderts betrug deren Anteil drei Viertel an der Gesamtbevölkerung. Die Maya wurden dabei nicht mitgezählt. Heute liegt der Anteil der Menschen mit afrikanischen Wurzeln bei rund einem Drittel der knapp 400.000 Einwohner. Belize ist in etwa so groß wie Hessen, nur dass in dem deutschen Bundesland 12,5 mal so viele Menschen leben.

Für die ersten drei Tage bleiben wir in Corozal, einer grenznahen Stadt am Meer. Die Hotelbesitzerin – eine ca. 60 jährige Maya – erzählt uns die Geschichte, besser Legende der Entstehung ihres Volkes. Beim Spaziergang durch die Stadt kommen wir zum Kulturzentrum, das in der ehemaligen Markthalle untergebracht is

Ausgestattet mit Stadtplan und Landkarte laufen wir zurück zum Hotel und gleich darauf ans gegenüber liegende Meer, es ist einfach zu verlockend. Strand gibt es hier nicht, aber an einer Stelle hat das Wasser die Ufermauer durchbrochen und hier vergnügen sich schon etliche Kinder. Sie sind erstaunt, dass Menschen in unserem Alter ins Wasser gehen. Noch größer ist die Verwunderung als sie merken, dass wir schwimmen können. Die wachsamen Mütter der planschenden Kinder sitzen auf der Mauer und schauen dem fröhlichen Treiben zu. Überaus freundlich werden wir begrüßt und ein wenig ausgefragt. Die Menschen in Belize sprechen fast alle drei Sprachen: Spanisch, kriol und englisch, weil das die Amtssprache ist.

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Am Abend im Restaurant kommt der Manager zu uns an den Tisch, er ist gebürtiger Türke, hat aber im Alter von acht Jahren sein Heimatland verlassen. Er lebt sehr zufrieden in Belize und beantwortet auch gern unsere Fragen, z.B. nach den vielen chinesischen Supermärkten in der Stadt, die vielen Einheimischen ein Dorn im Auge sind. Weil sich die Ladenbesitzer zusammen tun und ihr Waren in großen Mengen einkaufen, können sie die Preise der lokalen Händler unterbieten. Viele von denen mussten schon aufgeben oder haben nur noch einen Marktstand.

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Auf dem Rückweg bewundern wir den „Supermond“, der einen langen silbernen Streifen auf das Wasser malt.

Entgegen unserer Gewohnheit stehen wir heute mal früh auf. Um 6.30 Uhr verlassen wir das Hotel. Die nette Besitzerin fährt uns mit ihrem eigenen Auto zum Bootsanleger. Es sind schon etliche Menschen dort, unsere Koffer werden gleich auf einen Wagen geladen und zum Boot transportiert. Zusammen mit anderen Gepäckstücken, Bergen von Toilettenpapier, mehreren Kartons, einer Waschmaschine und einem Kindersitz verschwindet alles nach und nach im Inneren des Bootes.

Dann dürfen auch wir an Bord. Wir wollen nach San Pedro auf der Insel Ambergris Caye. Eine Woche werden wir auf dieser karibischen Insel verbringen, der Madonna mit „La Isla Bonita“ ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Das ist aber nicht der Grund für die Wahl (wir wussten es gar nicht), es ist einfach die am nächsten gelegene Insel.

Wer behauptet: „Wasser hat keine Balken,“ muss sich irren. Bei der Geschwindigkeit hat man das Gefühl, über Bahnschwellen zu brettern. Zwei Stunden braucht das Boot, um mit einer Zwischenstation die cirka 70 Kilometer bis nach San Pedro zurückzulegen. Hätte nicht einer der letzten Hurrikans einen Teil der Westseite abgerissen und so einen Wasserweg bis San Pedro geschaffen, müsste man um die Insel herum auf die andere Seite fahren.

Nach einem kurzen Weg sind wir mitten im Zentrum. Uns gehen die Augen über. Auf diesen Betrieb hat uns niemand vorbereitet.

Eine lange Schlange von Golf-Carts fährt an uns vorbei. Sie sind das angesagteste Gefährt auf der Insel. Nur die Taxifahrer haben „richtige“ Autos. Eines von denen bringt uns zum Hotel. Wir lassen unser Gepäck zurück und machen einen ersten Erkundungsgang.

Herrlicher Duft lockt uns in ein Cafe. Gerade wird hier Kaffee geröstet. Die amerikanische Besitzerin erzählt uns, dass sie seit 6 Jahren ihren Betrieb hier hat. Sie verwendet ausschließlich Bohnen aus Guatemala und auch nur von einer Sorte. Müssen wir natürlich probieren. Er schmeckt gut. Noch besser fände ich ihn, wenn er in einer Tasse statt eines Pappbechers serviert würde.

Am Strand wartet eine Enttäuschung auf uns. Was wir hier sehen, will irgendwie nicht mit der Vorstellung von Karibik übereinstimmen. Über die vielen Hotels muss man ja wohl hinweg sehen, aber was da alles ins Wasser gebaut wurde: Bars, Tauchschulen, Buden für alle Arten von Vergnügungstouren. Es sieht aus, als wäre die Stadt aus allen Nähten geplatzt und brauche nun Ausweichquartiere auf dem Wasser.

Am Ufer türmen sich Berge von Braunalgen. Zwar stand in einigen Reiseberichten etwas von Seegrasvorkommen, aber was hier im Wasser und an Land ist, übersteigt jedes Vorstellungsvermögen. Vermutet wird, dass diese Algen aus der Sargassosee kommen und sich jetzt an karibischen Stränden breit machen. Einmal auf den Strand gespült, beginnen sie zu verrotten und setzen Amoniak und Schwefelwasserstoff frei. Dabei stinken sie nach faulen Eiern und können Kopfschmerzen, Unwohlsein, Augentränen und Asthma auslösen. Was wird nicht alles versucht, dieser Plage Herr zu werden: Zäune im Wasser sollen sie aufhalten – erfolglos. Jeden Tag sind etliche Menschen damit beschäftigt, die Pflanzen zusammen zu rechen. Teils werden sie vor Ort in tiefen Gruben verbuddelt, teils mit allen möglichen Gefährten abtransportiert. LKW-weise werden sie ins Inland gebracht und dort von Landwirten als Dünger verwendet. Direkt vom Strand aus ins Wasser zu gehen, ist unmöglich. Wir hatten uns so auf eine Woche mit schwimmen und schnorcheln gefreut. Kann man alles machen, aber nur per Boot und die Preise sind total überhöht. Halbtägige Schnorcheltouren kosten zwischen 35 und 75 US$ pro Person, Tauchen ist natürlich noch teurer.


Hätten wir doch bloß vorher gründlicher gelesen, aber das Zauberwort: KARIBIK hat wohl die Sinne vernebelt. Nun sitzen wir eine Woche auf dieser Insel fest und müssen das Beste daraus machen. Trotz Braunalgen laufen wir am liebsten am Strand entlang und beobachten die Seevögel; denn auf den Hauptstraßen fahren die Golf-Karts beinahe Stoßstange an Stoßstange hintereinander und verbreiten ihre Dieselabgase. Offenbar gehört es dazu, bereits am Morgen als Fahrer oder Beifahrer eine offene Bierflasche in der Hand zu halten. Das Land jenseits der zukünftigen Mauer stellt hier den Löwenanteil der Touristen und bei dem wenigen Jahresurlaub den sie haben, wollen die Menschen in der knappen Zeit: Fun, Fun, Fun. Die Preise spielen dabei offenbar keine Rolle, sonst könnten die Restaurants nicht zwischen 25 und 50 Belize Dollar (2 BZ$ = 1 US$) für eine Pizza verlangen.

In Zukunft werden wir noch mehr auf die golden Regel achten: Meide Orte, die durch Filme, Songs oder Bücher weltbekannt geworden sind.