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Der Abschied von unserem Häuschen in Belmopan fällt uns echt schwer. Wir haben uns so wohl gefühlt, aber so geht es, wenn man auf Reisen ist.
Die Strecke zu unserem nächsten Ziel ist nicht weit, eine Stunde braucht der Bus nach San Ignacio im Westen von Belize. Es wird wieder bergig, schöne große Grundstücke und hübsche bunte Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. In dieser Jahreszeit blühen viele Büsche und Bäume und dann noch das Pink, Gelb, Orange, Grün und Türkis der Häuser. Unweigerlich muss man lächeln, man kann gar nicht anders.
Auch San Ignacio ist hügelig und weil kein Taxi in der Nähe ist, ziehen wir unsere Koffer den Berg hoch zu unserem Hotel. Verschachtelte Treppen führen in die oberste Etage. Auf die Klimaanlage verzichten wir, pro Person und Tag werden dafür 10 US$ fällig. Strom ist teuer in Belize und wir helfen uns mit dem altbewährten Durchzug. Vom Zimmer aus sind wir mit in paar Schritten auf der Dachterrasse. Zwar wird die in erster Linie zum Wäsche trocknen benutzt, aber der Rundumblick ist trotzdem großartig. San Ignacio ist nicht größer als Belmopan, wirkt aber städtischer. Der Markt ist größer, es gibt mehr Geschäfte und Restaurants.
Abends im vollen Lokal bieten wir einem Paar einen Platz an unserem Tisch an. Natürlich kommen wir ins Gespräch mit den Landsleuten aus Dresden. Sie sind wie wir Langzeitreisende, nur um etliches jünger. Wir erzählen uns gegenseitig unsere Pläne und berichten von bereits Erlebtem. Sie haben ebenfalls Calakmul in Mexiko besucht und dabei viele Tukane gesehen. Ich bin richtig neidisch. Jeden Tag hoffe ich einen dieser Vögeln mit dem markanten Schnabel zu sehen, bisher vergeblich.
Am nächsten Morgen noch einmal das gleiche Spiel. Im Lokal ist es proppenvoll, wir müssen warten. Da es nur Vierertische gibt, biete ich den nach uns Kommenden „Asyl“ am nächsten frei werdenden Tisch an. Es ist ein junges Paar aus der Schweiz, das uns nun gegenüber sitzt. Auch diese Beiden sind bereits seit längerer Zeit unterwegs. Sie haben sich ein altes VW-Postfahrzeug zum Wohnmobil ausgebaut und von Bremerhaven nach Tacoma an der Westküste der Vereinigten Staaten verschifft. Durch die USA und Mexiko haben sie es bis hierher geschafft. Wir sind so ins Gespräch vertieft, dass es beinahe 12 Uhr ist, als wir uns trennen. Hoffentlich sehen wir die Beiden wieder, Martin und Ladina haben uns so gut gefallen.
Für unseren ursprünglichen Plan – die Mayastätte Cahal Pech – ist es jetzt zu heiß. Wir gehen zum Schwimmen zum Fluss. An dieser tiefen Stelle sind wir allein, nur ab und zu kommt ein Boot vorbei. Am nächsten Wochenende ist Maya-Kanu-Wettbewerb, dafür wird trainiert. Und damit die Vorbereitung optimal verläuft, saust ein kleines ferngesteuertes Boot mit einer montierten Action-Camera hinterher und drum herum.
Zurück laufen wir über eine Eisen-Hängebrücke, die in ca. 15 Meter Höhe den Fluss überspannt. Erbaut wurde sie 1949, weil die Holzbrücke auf der anderen Seite nur gut 1 Meter über dem Wasser liegt und bei Hochwasser regelmäßig weggespült wird. Nach der Brücke geht es wieder bergauf und hier weist ein Schild die steile Straße hinauf nach links – der Fluchtweg bei Überschwemmung. Derjenige, der das Schild in 20 Meter Höhe über dem Fluss angebracht hat, muss ein Pessimist sein. Später erfahren wir, das ein Hochwasser vor etlichen Jahren die eiserne Brücke überflutete und einen großen Teil der Stadt unter Wasser setzte. Von wegen Pessimist, nur wir konnten uns so eine Wasserhöhe nicht vorstellen.
Am späten Nachmittag hat es etwas abgekühlt und wir machen uns auf den Weg nach Cahal Pech. Es geht ständig bergauf, das letzte Stück richtig steil. Als wir es geschafft haben, können wir gleich wieder umdrehen, gerade hat der Ticketschalter zu gemacht. Dafür belohnen wir uns mit einem leckeren Essen in einem hübschen Lokal, das uns das nette Paar aus der Schweiz empfohlen hat. Der hochgelobte Schokoladenkuchen passt leider nicht mehr hinterher, wir müssen also noch einmal wiederkommen.
Zwölf Kilometer weiter Richtung Westen liegt die Mayastätte Xunantunich. Schon einig Menschen haben uns erzählt, sie sei etwas ganz Besonderes. Ein Bus fährt ganz in die Nähe, und er steht sogar gerade an der Haltestelle. Eine Mutter mit ca. 18 Monate altem Söhnchen steigt auch ein. Kaum setzt sich der Bus in Bewegung, beginnt der Kleine zu weinen. Aus Weinen wird Schreien und schließlich Gebrüll. Der Fahrer hupt dagegen an, aber der Junge ist steigerungsfähig, er produziert ein sirenenartiges Geschrille. Die Hupe ist an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, der Schreihals nicht. Schließlich schnappt die Frau ihr Kind und steigt aus. Draußen und drinnen herrscht nun himmlische Ruhe und man sieht rundherum ein erleichtertes Aufblicken.
Kurze Zeit später hält der Bus am Mopan-Fluss. Eine Fähre mit Handkurbel-Antrieb bringt uns ans andere Ufer. Jetzt noch eine Meile bergauf. Gleich am Eingang ist ein kleines Besucherzentrum, in dem man sich über die „Steinerne Frau“ informieren kann. Ein Stück dahinter sehen wir die ersten Ruinen der ca. 1.300 Jahre alten Anlage. Etliche Gruppen sind schon mit Fremdenführern unterwegs. Dichter grüner Rasen überzieht das ganze Gelände wie ein Teppichboden. Die Pyramiden sind in gefälligem Abstand zu einander um sechs Plazas errichtet. Die meisten darf man besteigen, auch den größten und schönsten Tempel El Castillo, der das vollständigste Relief aller bekannten Pyramiden aufweist. Was man heute sieht, ist allerdings eine Nachbildung die vor das Original gesetzt wurde, um das unersetzliche Kunstwerk zu schützen. In 40 Metern Höhe haben wir einen herrlichen Blick auf die Anlage und bis weit hinüber nach Guatemala. „Sehen Sie nur,“ sagt ein Fremdenführer, „alles was grün ist gehört zu Belize. Das Graue ist Guatemala. Nächstes Jahr wird dort eine Mauer stehen.“ „Und Guatemala wird dafür bezahlen,“ ergänze ich. Wir zwinkern uns zu.
Was für ein schöner Ort. Wir sind für den Rest des Tages in gehobener Stimmung und dann noch Schokoladenkuchen.
Der Kellner erzählt uns, wie seine Oma Kakao kocht. Als wir erklären, dass wir den als Kinder ganz genauso zubereitet bekamen, ist er verblüfft: Ein Maya-Rezept, das man in Deutschland kennt.
Letztes Frühstück bei POP’s mit den köstlichen Fry Jacks (frittierten Teigtaschen). Dann laufen wir zum Busbahnhof. Während wir um die linke Ecke biegen, kommt von rechts der Bus. Das war Maßarbeit. Wir müssen zurück nach Belmopan, um dort in den Bus nach Punta Gorda im Süden des Landes zu steigen. Kurz vorher fragt der Schaffner, wo wir hinwollen. Und das Unglaubliche passiert, der nächste Bus wartet auf uns. Im Nu sind die Koffer umgeladen und wir erwischen den letzten freien Platz.
Rund 90 Kilometer fahren wir über den Hummingbird Highway durch die Ausläufer der Maya Mountains. Eine wunderschöne Strecke bis in die Nähe von Dargriga, dann ist es noch doppelt so weit bis nach Punta Gorda, der südlichsten Stadt in Belize. In vielen Teilen des Landes leben Mennoniten, während dieser Fahrt fallen sie uns das erste Mal auf. Einige Buspassagiere gehören diesen Religionsgruppen an, und ab und zu überholt der Bus ein Pferdefuhrwerk, das von einem Mann mit Latzhose, langem Bart und breitkrempigen Strohhut gesteuert wird.
Nach knapp sieben Stunden sind wir am Ziel. Punta Gorda liegt am Meer und ist die Hauptstadt der Provinz Toledo mit rund 6.000 Einwohnern. Den größten Bevölkerungsanteil haben die Garifunas, Nachkommen afrikanischer Sklaven und karibischer Indios. Die Stadt hat nicht viel zu bieten, Touristen verirren sich nur selten hier her und die Verwaltung hat die weit abgelegene Stadt vermutlich sehr oft bei der Verteilung von Steuergeldern vergessen.
Am nächsten Tag findet auf dem zentralen Platz eine Wahlveranstaltung statt. Bis zu unserem Hotelzimmer hören wir die Redner, verstehen können wir allerdings nichts, sie sprechen einen lokalen Dialekt. Später sehen wir, dass es darum geht das Land neu aufzuteilen. Aus den jetzt existierenden sechs Provinzen sollen nur noch zwei werden. Offenbar verspricht sich gerade der Süden davon Vorteile, denn heute wurden keine Kosten gescheut, den Menschen die Vorteile deutlich zu machen. Die Kinder stehen staunend vor einer riesigen Hüpfburg. Erst als wir vom Frühstück zurückkommen haben sich die ersten hinein gewagt.
Morgen werden wir Belize in Richtung Guatemala verlassen. Gerne möchten wir das restliche Geld in US Dollar umtauschen. Dafür müssen wir erst die Tickets für das Boot kaufen und unsere Reisepässe bei der Bank vorlegen. Nachdem ein Stapel Formulare ausgefüllt und abgestempelt ist, erhalten wir unsere 50 US $. Ein Auto auf Kredit zu kaufen ist vermutlich einfacher.