San Ignacio und Xunantunich (Belize)

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Der Abschied von unserem Häuschen in Belmopan fällt uns echt schwer. Wir haben uns so wohl gefühlt, aber so geht es, wenn man auf Reisen ist.
Die Strecke zu unserem nächsten Ziel ist nicht weit, eine Stunde braucht der Bus nach San Ignacio im Westen von Belize. Es wird wieder bergig, schöne große Grundstücke und hübsche bunte Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. In dieser Jahreszeit blühen viele Büsche und Bäume und dann noch das Pink, Gelb, Orange, Grün und Türkis der Häuser. Unweigerlich muss man lächeln, man kann gar nicht anders.

Auch San Ignacio ist hügelig und weil kein Taxi in der Nähe ist, ziehen wir unsere Koffer den Berg hoch zu unserem Hotel. Verschachtelte Treppen führen in die oberste Etage. Auf die Klimaanlage verzichten wir, pro Person und Tag werden dafür 10 US$ fällig. Strom ist teuer in Belize und wir helfen uns mit dem altbewährten Durchzug. Vom Zimmer aus sind wir mit in paar Schritten auf der Dachterrasse. Zwar wird die in erster Linie zum Wäsche trocknen benutzt, aber der Rundumblick ist trotzdem großartig. San Ignacio ist nicht größer als Belmopan, wirkt aber städtischer. Der Markt ist größer, es gibt mehr Geschäfte und Restaurants.

Abends im vollen Lokal bieten wir einem Paar einen Platz an unserem Tisch an. Natürlich kommen wir ins Gespräch mit den Landsleuten aus Dresden. Sie sind wie wir Langzeitreisende, nur um etliches jünger. Wir erzählen uns gegenseitig unsere Pläne und berichten von bereits Erlebtem. Sie haben ebenfalls Calakmul in Mexiko besucht und dabei viele Tukane gesehen. Ich bin richtig neidisch. Jeden Tag hoffe ich einen dieser Vögeln mit dem markanten Schnabel zu sehen, bisher vergeblich.
Am nächsten Morgen noch einmal das gleiche Spiel. Im Lokal ist es proppenvoll, wir müssen warten. Da es nur Vierertische gibt, biete ich den nach uns Kommenden „Asyl“ am nächsten frei werdenden Tisch an. Es ist ein junges Paar aus der Schweiz, das uns nun gegenüber sitzt. Auch diese Beiden sind bereits seit längerer Zeit unterwegs. Sie haben sich ein altes VW-Postfahrzeug zum Wohnmobil ausgebaut und von Bremerhaven nach Tacoma an der Westküste der Vereinigten Staaten verschifft. Durch die USA und Mexiko haben sie es bis hierher geschafft. Wir sind so ins Gespräch vertieft, dass es beinahe 12 Uhr ist, als wir uns trennen. Hoffentlich sehen wir die Beiden wieder, Martin und Ladina haben uns so gut gefallen.
Für unseren ursprünglichen Plan – die Mayastätte Cahal Pech – ist es jetzt zu heiß. Wir gehen zum Schwimmen zum Fluss. An dieser tiefen Stelle sind wir allein, nur ab und zu kommt ein Boot vorbei. Am nächsten Wochenende ist Maya-Kanu-Wettbewerb, dafür wird trainiert. Und damit die Vorbereitung optimal verläuft, saust ein kleines ferngesteuertes Boot mit einer montierten Action-Camera hinterher und drum herum.

Zurück laufen wir über eine Eisen-Hängebrücke, die in ca. 15 Meter Höhe den Fluss überspannt. Erbaut wurde sie 1949, weil die Holzbrücke auf der anderen Seite nur gut 1 Meter über dem Wasser liegt und bei Hochwasser regelmäßig weggespült wird. Nach der Brücke geht es wieder bergauf und hier weist ein Schild die steile Straße hinauf nach links – der Fluchtweg bei Überschwemmung. Derjenige, der das Schild in 20 Meter Höhe über dem Fluss angebracht hat, muss ein Pessimist sein. Später erfahren wir, das ein Hochwasser vor etlichen Jahren die eiserne Brücke überflutete und einen großen Teil der Stadt unter Wasser setzte. Von wegen Pessimist, nur wir konnten uns so eine Wasserhöhe nicht vorstellen.

Am späten Nachmittag hat es etwas abgekühlt und wir machen uns auf den Weg nach Cahal Pech. Es geht ständig bergauf, das letzte Stück richtig steil. Als wir es geschafft haben, können wir gleich wieder umdrehen, gerade hat der Ticketschalter zu gemacht. Dafür belohnen wir uns mit einem leckeren Essen in einem hübschen Lokal, das uns das nette Paar aus der Schweiz empfohlen hat. Der hochgelobte Schokoladenkuchen passt leider nicht mehr hinterher, wir müssen also noch einmal wiederkommen.
Zwölf Kilometer weiter Richtung Westen liegt die Mayastätte Xunantunich. Schon einig Menschen haben uns erzählt, sie sei etwas ganz Besonderes. Ein Bus fährt ganz in die Nähe, und er steht sogar gerade an der Haltestelle. Eine Mutter mit ca. 18 Monate altem Söhnchen steigt auch ein. Kaum setzt sich der Bus in Bewegung, beginnt der Kleine zu weinen. Aus Weinen wird Schreien und schließlich Gebrüll. Der Fahrer hupt dagegen an, aber der Junge ist steigerungsfähig, er produziert ein sirenenartiges Geschrille. Die Hupe ist an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, der Schreihals nicht. Schließlich schnappt die Frau ihr Kind und steigt aus. Draußen und drinnen herrscht nun himmlische Ruhe und man sieht rundherum ein erleichtertes Aufblicken.

Kurze Zeit später hält der Bus am Mopan-Fluss. Eine Fähre mit Handkurbel-Antrieb bringt uns ans andere Ufer. Jetzt noch eine Meile bergauf. Gleich am Eingang ist ein kleines Besucherzentrum, in dem man sich über die „Steinerne Frau“ informieren kann. Ein Stück dahinter sehen wir die ersten Ruinen der ca. 1.300 Jahre alten Anlage. Etliche Gruppen sind schon mit Fremdenführern unterwegs. Dichter grüner Rasen überzieht das ganze Gelände wie ein Teppichboden. Die Pyramiden sind in gefälligem Abstand zu einander um sechs Plazas errichtet. Die meisten darf man besteigen, auch den größten und schönsten Tempel El Castillo, der das vollständigste Relief aller bekannten Pyramiden aufweist. Was man heute sieht, ist allerdings eine Nachbildung die vor das Original gesetzt wurde, um das unersetzliche Kunstwerk zu schützen. In 40 Metern Höhe haben wir einen herrlichen Blick auf die Anlage und bis weit hinüber nach Guatemala. „Sehen Sie nur,“ sagt ein Fremdenführer, „alles was grün ist gehört zu Belize. Das Graue ist Guatemala. Nächstes Jahr wird dort eine Mauer stehen.“ „Und Guatemala wird dafür bezahlen,“ ergänze ich. Wir zwinkern uns zu.
Was für ein schöner Ort. Wir sind für den Rest des Tages in gehobener Stimmung und dann noch Schokoladenkuchen.
P1010318Der Kellner erzählt uns, wie seine Oma Kakao kocht. Als wir erklären, dass wir den als Kinder ganz genauso zubereitet bekamen, ist er verblüfft: Ein Maya-Rezept, das man in Deutschland kennt.
P1010322Letztes Frühstück bei POP’s mit den köstlichen Fry Jacks (frittierten Teigtaschen). Dann laufen wir zum Busbahnhof. Während wir um die linke Ecke biegen, kommt von rechts der Bus. Das war Maßarbeit. Wir müssen zurück nach Belmopan, um dort in den Bus nach Punta Gorda im Süden des Landes zu steigen. Kurz vorher fragt der Schaffner, wo wir hinwollen. Und das Unglaubliche passiert, der nächste Bus wartet auf uns. Im Nu sind die Koffer umgeladen und wir erwischen den letzten freien Platz.

Rund 90 Kilometer fahren wir über den Hummingbird Highway durch die Ausläufer der Maya Mountains. Eine wunderschöne Strecke bis in die Nähe von Dargriga, dann ist es noch doppelt so weit bis nach Punta Gorda, der südlichsten Stadt in Belize. In vielen Teilen des Landes leben Mennoniten, während dieser Fahrt fallen sie uns das erste Mal auf. Einige Buspassagiere gehören diesen Religionsgruppen an, und ab und zu überholt der Bus ein Pferdefuhrwerk, das von einem Mann mit Latzhose, langem Bart und breitkrempigen Strohhut gesteuert wird.
Nach knapp sieben Stunden sind wir am Ziel. Punta Gorda liegt am Meer und ist die Hauptstadt der Provinz Toledo mit rund 6.000 Einwohnern. Den größten Bevölkerungsanteil haben die Garifunas, Nachkommen afrikanischer Sklaven und karibischer Indios. Die Stadt hat nicht viel zu bieten, Touristen verirren sich nur selten hier her und die Verwaltung hat die weit abgelegene Stadt vermutlich sehr oft bei der Verteilung von Steuergeldern vergessen.

Am nächsten Tag findet auf dem zentralen Platz eine Wahlveranstaltung statt. Bis zu unserem Hotelzimmer hören wir die Redner, verstehen können wir allerdings nichts, sie sprechen einen lokalen Dialekt. Später sehen wir, dass es darum geht das Land neu aufzuteilen. Aus den jetzt existierenden sechs Provinzen sollen nur noch zwei werden. Offenbar verspricht sich gerade der Süden davon Vorteile, denn heute wurden keine Kosten gescheut, den Menschen die Vorteile deutlich zu machen. Die Kinder stehen staunend vor einer riesigen Hüpfburg. Erst als wir vom Frühstück zurückkommen haben sich die ersten hinein gewagt.
Morgen werden wir Belize in Richtung Guatemala verlassen. Gerne möchten wir das restliche Geld in US Dollar umtauschen. Dafür müssen wir erst die Tickets für das Boot kaufen und unsere Reisepässe bei der Bank vorlegen. Nachdem ein Stapel Formulare ausgefüllt und abgestempelt ist, erhalten wir unsere 50 US $. Ein Auto auf Kredit zu kaufen ist vermutlich einfacher.

Livingston und Rio Dulce (Guatemala)

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Heute heißt es „Good bye, Belize.“ Das Boot soll um 14 Uhr den Hafen in Punta Gorda verlassen. Pünktlich finden wir uns am umzäunten Gelände ein. Ein paar Touristen warten bereits. Nach ca. 30 Minuten werden wir zum Ausreiseschalter gewunken. Um 80 Belize $ ärmer aber mit je einem neuen Stempel im Pass warten wir auf das Boot. Die Zeit verrinnt, wir stehen am Pier und nach und nach kommen weitere Passagiere hinzu. Ein Pick-up lädt 44 Kartons mit gezuckerter Kondensmilch ab, ein Boot aus der Gegenrichtung legt an, und dann dürfen wir unser Boot besteigen. Es ist rundherum offen, aber wenigstens ein Sonnendach ist vorhanden. Rettungswesten werden ausgeteilt, dann geht es los.

Bei zwei Meter hohen Wellen ist es ganz schön hart, wenn das Boot in ein Wellental knallt. Schwarze Plastikplanen werden verteilt, damit man sich vor dem Spritzwasser schützen kann.

Immer wieder treffen wir auf breite Streifen von Braunalgen. Erst kurz vor der Küste von Guatemala verschwinden sie plötzlich. Nach dem wilden Ritt legt das Boot nach ca. einer Stunde in Livingston an. Diese Stadt ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen, es gibt keine Straßenverbindung zu anderen Städten.

Nach der Ankunft das übliche Gewimmel. Tuctuc-Fahrer (ja, hier werden sie mit „C“ geschrieben) wollen gleich die Gäste einsammeln, aber bei den Touristen haben sie noch kein Glück. Erst einmal müssen wir die Einreiseformalitäten erledigen. Bergauf und ca. 100 Meter weiter an der linken Seite liegt das Imigration-Office. Vermutlich hat man hier vor kurzem auf elektronische Datenerfassung umgestellt. Der Beamte hinter dem Schalter müht sich zehn Minuten mit dem ersten Pass ab, legt ihn auf einen Scanner, drückt Tasten und wird immer hektischer. Schließlich trägt er die Daten per Hand in ein Formular ein, haut seinen Stempel in den Pass und atmet erleichtert auf. Danach geht alles ganz schnell, diese Vorgehensweise ist er gewohnt und erledigt sie mit jahrelanger Routine.

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Nun kommt auch ein Tuctuc-Fahrer zu seinen Fahrgästen. Vier Kilometer sind es bis zu unserem Hotel, lässt er uns wissen und knattert los. Bergauf und bergab geht es. Wir können kaum glauben, dass diese Gefährte es schaffen, voll beladen die nächste Steigung zu erklimmen. Doch mit einem letzten Schnaufer nimmt es dann doch die letzten Meter bis zur Kuppe. Ein langes gerades Stück Strecke folgt. „La Pista,“ erklärt der Fahrer stolz. Das war die Start- und Landebahn für Militärflugzeuge. Danach ist Schluss mit lustig, jetzt geht es über ein Schotterpiste mit Löchern und Steinen in der Größe von Straußeneiern. Wie schon bei der Bootsfahrt beißt man am besten die Zähne zusammen um nicht mit blutiger Zunge anzukommen. Umsichtig kurvt der Fahrer um die größten Schlaglöcher und die entgegen kommenden Kollegen tun es ihm gleich. Was für ein Glück, dass alle so gute Bremsen haben.

Als er an einer Flussmündung anhält, können wir nicht glauben, dass das unser Ziel sein soll. Und wo bitte ist unser Hotel? Hilfsbereite Menschen deuten eifrig auf die gegenüber liegende Seite. Also los, ein Schräge hinauf, über die schwankende Hängebrücke und auf der anderen Seite wieder eine Schräge hinunter.

Dann noch 300 Meter am Strand entlang und „schon“ sind wir da. Ein kleines Ressort am Strand mit einzelnen Häuschen und zweigeschossigen größeren Häusern erwartet uns. Wir bekommen eines der Häuschen zugewiesen, die Wände sind aus Rundhölzern, das Dach aus Palmwedeln, die Fensteröffnungen mit Fliegengitter versehen. Vier Betten und ein halbhohes Schränkchen sind die einzigen Einrichtungsgegenstände. Aber wir haben ein eigenes Badezimmer.

Das Meer hat genau die richtige Temperatur. Auch nach über einer Stunde beginnt man nicht zu frösteln. Herrlich, auf dem Rücken zu liegen und den Seevögeln zuzuschauen. Pelikane und Fregattvögel gleiten häufig in nur wenigen Metern Höhe über die Wasseroberfläche.

Um eine SIM-Card zu kaufen und Bargeld zu holen lassen wir uns wieder nach Livingston fahren. Rund 18.000 Einwohner zählt die Stadt und die setzen sich aus Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft zusammen. Eine sympathische und hübsche Stadt, die wir nach drei Tagen verlassen.

Wieder steht uns eine Bootsfahrt bevor. Livingston liegt an der Mündung des Rio Dulce. Auf diesem Fluss werden wir ins Landesinnere fahren.

Das Boot hat dieselbe Größe, wie das mit dem wir von Belize gekommen sind. Anfangs ist der Fluss höchstens 50 Meter breit und die Fahrt verläuft angenehm ruhig. Links und rechts an den Ufern sitzen Mengen von Reihern und Kormoranen in den Bäumen. Auch Pelikane haben hier ihr Brutgebiet. Nach und nach wird der Fluss bis zu 200 Meter breit und damit auch welliger und die Fahrt ruppiger. Am Ufer sind hin und wieder kleine Hotels auszumachen. Die Landschaft ist herrlich, im Hintergrund die Berge, links und rechts üppiges Grün und wir mitten im klaren blauen Wasser. Viel zu schnell haben wir die 40 Kilometer hinter uns gelassen und kommen in Frontera Rio Dulce an. Wir steigen direkt in ein Wassertaxi und lassen uns zu einer kleinen Lodge an einem Seitenarm des Rio Dulce bringen, die nur per Boot zu erreichen ist.

Eine Woche werden wir hier im Naturschutzgebiet verbringen. Vom Bootssteg aus kann man direkt ins Wasser springen.

Kajaks liegen bereit, um die Nebenarme zu erkunden, und abends genießen wir die Kochkunst von Liesel, der Besitzerin. Sie hat fast alle Plastikartikel aus diesem kleinen Hotel verbannt. Als Trinkhalme werden Makkaroni verwendet. Die benutzten bekommen Fische oder Vögel. Morgens ab vier Uhr geben die Brüllaffen Konzerte. Sie müssen direkt auf dem Baum vor unserem Zimmer sitzen. Wir hören sie häufig, bekommen sie aber nie zu Gesicht.

An einem der Tage fahren wir mit dem Boot zur Stadt. Kurz vor dem Hafen taucht neben unserem Boot ein Manati (Seekuh) aus dem Wasser auf. Das nennt man Glück! Was für ein Betrieb in der Stadt, dicke Lastwagen fahren nicht gerade in Schrittgeschwindigkeit auf der Hauptstraße, auf der links und rechts Marktstände aufgebaut sind. Viel Platz zum Laufen bleibt nicht und man muss höllisch aufpassen. Zum Glück ist es nicht weit, bis zur Abfahrtstelle eines Colectivo (Kleinbus), mit dem wir zum Wasserfall Agua Caliente fahren wollen. Hier wird uns wieder gezeigt, dass ein Bus mit 14 Sitzplätzen viel mehr Kapazität hat. 25 Passagiere zähle ich im Bus. Wie viele auf dem Dach sitzen, kann ich nicht feststellen. Die in Asien verwendeten Kinderhocker als Zusatzbestuhlung  scheinen hier noch nicht bekannt zu sein, dafür beherrscht man hier die Kunst, mindestens fünf Passagiere aus der Tür hängend zu transportieren.

Nach ungefähr 30 Kilometern wird uns bedeutet, hier auszusteigen. Sofort stürzen eine Frau und mehrere Kinder mit Kokosnüssen auf uns zu. Sie sind enttäuscht, dass wir nichts kaufen und fragen nach Schreibstiften. Haben wir auch nicht dabei. Der Mann, der die Eintrittskarten verkauft, verscheucht sie. Ein Stück weiter werden Bananenpfannkuchen angeboten. Wir kaufen ein paar und essen sie gleich auf dem Weg.

Nach 10 Minuten sind wir da. Aus 15 Metern Höhe stürzt ca. 60 Grad heißes Wasser in den Fluss. Je nachdem, wie nahe man dem Wasserfall kommt, kann man sich seine Badetemperatur selbst aussuchen. Auch aus dem Boden sprudelt es an manchen Stellen unangenehm heiß. Das ist aber an den aufsteigenden Blasen gut zu erkennen und zu umgehen. Nicht nur, dass man hier bei idealer Temperatur im Wasser sitzen kann, sondern es gibt auch kleine Fische, die nur darauf warten, Hautschuppen abzuknabbern. Nicht unangenehm, aber es kitzelt ganz schön.

Auf dem Rückweg fragt uns ein Mann, ob wir mit dem Colectivo fahren wollen. Dann deutet er auf seine Uhr. Wir sind offenbar spät dran. Er nimmt sich sofort der Sache an und läuft Richtung Straße. Tatsächlich hält der kleine Bus gerade. Wir sind bestimmt noch 200 Meter entfernt, aber hier wartet man auf Passagiere. Und als Belohnung bekommt unser Begleiter vom Busfahrer einen Schein zugesteckt.

Wir sind tatsächlich in einem Chickenbus gelandet. Ich sitze neben zwei Maya-Frauen in landestypischer Tracht, die während der Fahrt ihre Kinder stillen. Eine hat zwei Beutel dabei, aus denen Hühner ihre Köpfe strecken. Empörtes Gegacker, wenn in Kurven der kleine Sohn auf die Beutel fällt. Der Busfahrer hält auf Handzeichen. Eigentlich ist der Bus voll, aber die sechs am Straßenrand wartenden Personen kommen auch noch unter.

Zurück in der Stadt laufen wir auf die Brücke, die an der engsten Stelle des Flusses gebaut wurde. Kurz dahinter beginnt der Lago Izabal, der größte See Guatemalas. Flächenmäßig ist er größer als der Bodensee. Durch den Rio Dulce gibt es eine Verbindung zum Meer. Fluss und Meer werden heute so wie früher als Rückzugsgebiet genutzt. Heute bringen Freizeitkapitäne ihre kostspieligen Motor- und Segelyachten vor Hurrikans in Sicherheit, früher suchte man hier Schutz vor Piraten. Eigentlich wollen wir um 17 Uhr abgeholt werden, aber das klappt heute nicht. Ein paar Whats-App und ein Telefonat später – inzwischen sind eineinhalb Stunden vergangen und es ist dunkel geworden – kommt unser Boot. Die Tochter der Besitzerin feiert heute Hochzeit, da ist die Organisation ein wenig durcheinander geraten. Für die Wartezeit werden wir mit einer Bootsfahrt vorbei an wunderschön gelegenen und beleuchteten Häusern belohnt. Dazu über uns ein wunderbarer Sternenhimmel.

Die Sinterterrassen von Semuc Champey (Guatemala)

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Die Zeit im Schlemmerparadies ist nun auch zu Ende. Von Liesel haben wir uns schon gestern verabschiedet, sie muss nach Guatemala City. Ihre hilfsbereiten Mitarbeiter kümmern sich darum, dass wir rechtzeitig mit dem Boot zum Backpacker Hotel gebracht werden, wo uns ein Shuttle abholen wird.

In den zwei Stunden bis zur Abfahrt geht Klaus noch zum Frisör, stocken wir unseren Bargeldvorrat auf und lassen uns im Sundog Cafe leckere Brote für die Busfahrt machen.

Im Kleinbus sitzen bereits drei Personen, und viel mehr scheinen es nicht zu werden, denn der Fahrer verstaut unsere Koffer auf dem Rücksitz und nicht auf dem Dach. Die ersten Kilometer fahren wir dieselbe Strecke wie zum warmen Wasserfall. Bis El Estor ist die Straße in gutem Zustand. Aber als wir das Ende des Lago Izabal erreichen, rumpeln wir wieder über eine Schotterpiste. Die linke Fahrbahn ist betoniert, und wenn es möglich ist, fährt unser Busfahrer auf der falschen Seite. Kurz darauf müssen wir die Komfortzone verlassen, es geht auf unbefestigter Straße durch die Berge. Schmale Straßen, viele Kurven, ärmliche Dörfer aber eine wunderschöne Landschaft.

Die vielen Berge präsentieren sich gewellt, gefältelt oder geknifft mit spitzen Zacken oder gerundet. Sie sind alle bis zu den Gipfeln bewachsen. In einem kleinen Dorf machen wir eine kurze Pause. Hunde räkeln sich im Staub der Straße. Sofort sind wir von ein paar Kindern umringt, die ein wenig verschämt um ein paar Münzen bitten. Die Mädchen tragen ab etwa 10 Jahren die knöchellangen weiten Röcke aus gewebten Maya – Stoffen. Die etwas älteren sind anscheinend dafür zuständig, Trinkwasser von der einzigen Wasserstelle im Ort zu holen. Sie balancieren die vollen amphorenartigen Plastikgefäße auf dem Kopf und bringen sie zu den entfernten Häusern.

Weiter geht es über die holperige Strecke. Männer mit Schaufeln stehen ab und zu auf der Straße. Sie schütten die tiefsten Löcher zu, dafür steckt ihnen unser Fahrer einen Schein zu. Schneller als 30 Stundenkilometer kann er trotzdem nicht fahren. Wir sind mitten im Dschungel, unvermittelt stoßen wir immer wieder auf Dörfer.

Unvorstellbar, wie die Menschen hier leben. An einer ärmlichen Kate hält unser Busfahrer an, um Kürbisse einzukaufen. Die hochschwangere Frau ist von vier Kindern umringt. Ob das alle sind?

Inzwischen ist es 17.30 Uhr und die Kinder kommen uns in den kleinen Ansiedlungen gruppenweise in ihren Schuluniformen entgegen. Unterricht wird hier vor- und nachmittags abgehalten. Die Nachmittagsgruppe hat nun auch Schulschluss. Noch mehrere Kilometer von der Schule entfernt sieht man sie nach Hause laufen. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Stadt Santa Maria Cahabon. Schmale asphaltierte Straßen führen in engen Kurven bergauf und bergab. Es sieht aus, als würde der Bus mitten durch den Markt fahren. Schade, dass wir hier nicht anhalten. Es ist bestimmt ein Erlebnis in dieser Stadt herumzulaufen und Touristen scheinen hier auch selten herzukommen.

Wir haben gedacht, schlimmer kann die Strecke nicht werden, aber da haben wir uns getäuscht. Die letzten 40 Kilometer fahren wir durch eine Großbaustelle. Hier wird vermutlich eine Straße gebaut, die Touristen schneller zur Attraktion Semuc Champey bringt. Der Bus quält sich über die aufgerissene Erde. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jetzt bei 10 Stundenkilometern. Man kann den Busfahrer nur bewundern, er weiß stets, auf welcher Seite der zukünftigen Straße er am besten voran kommt. Hin und wieder tauchen im Scheinwerferlicht ein paar Gesichter auf. Vereinzelte Lichter zeigen, dass irgendwo noch Ansiedlungen sein müssen.

Nach sechs Stunden – es ist inzwischen 20 Uhr – haben wir die 150 Kilometer Fahrstrecke geschafft und den Ort Lanquin erreicht. Ein paar Jugendliche stürzen auf den Bus zu und wollen wissen, in welchem Hotel wir gebucht haben. Sie dirigieren uns zu wartenden Pick-ups mit fantasievollen Aufbauten. Nach und nach versammeln sich 10 Fahrzeuge auf dem Platz.

Wir müssen warten, ein weiterer Shuttlebus ist unterwegs. Die nächste halbe Stunde vertreibt uns eine lautstarke Abendandacht(?) in der Kirche gegenüber. Lied folgt auf Lied, begleitet von rhythmischem Klatschen, gesprochen wird nicht. Dann kommt der Bus und wir haben umsonst gewartet, kein weiterer Fahrgast außer uns Vieren will in unser Hotel. Für die letzten 10 Kilometer brauchen wir noch mal 40 Minuten. Das Auto hat getönte Scheiben, gut dass wir heute Vollmond haben, sonst könnte man gar nichts erkennen. Übervorsichtig lenkt der Fahrer das Auto auf eine Brücke, nachdem wir glücklich das andere Ende erreicht haben, sind wir endlich da. Wir freuen uns schon darauf, morgen alles bei Tageslicht zu sehen.

Unsere Erwartung hinsichtlich Lage und Aussicht wird noch übertroffen. Das Hotel liegt hoch über dem Fluss Cahabon und wir sehen vom Restaurant aus die Brücke, über die wir gestern gekommen sind. Die Schatten darauf sehen aus wie Löcher. Es sind Löcher, wie wir später feststellen. Die linke Fahrbahn ist unbefahrbar, die rechte nur unwesentlich besser. Eifrige Kinder machen uns auf die Lücken aufmerksam. Wahrscheinlich achten ihrer Meinung nach Touristen nie auf den Weg und stürzen hier reihenweise in den Fluss.

Wir laufen ein Stück am rechten Ufer entlang, als Manuel sich zu uns gesellt und als Begleiter anbietet. Wir nehmen ihn mit, zahlen am Kassenhäuschen 10 Quetzales (1,15 €) Eintritt pro Person und laufen den angelegten Weg weiter zum Wasserfall, der unterhalb der Sehenswürdigkeit Semuc Champey liegt.

Das Wasser ist unerwartet kühl, aber das hält uns nicht davon ab, hier schwimmen zu gehen. Rechts ist ein großes ruhiges Becken, das von oben rieselnde Wasser ist etwa 5 Grad wärmer. Links kommt der Fluss aus einer Felsspalte und erzeugt eine starke Strömung. Manuel bleibt besorgt an meiner Seite. Erst als er überzeugt ist, dass ich eine sichere Schwimmerin bin, geht er seinem Vergnügen nach. Er hangelt sich am Seil den Felsen hinauf und springt mitten in die Strömung.

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Er begleitet uns zurück zum Hotel und zeigt uns unterwegs Kardamompflanzen. Die Ernte ist schon vorbei, aber eine grüne Beere findet er noch. Die Kerne schmecken würzig und ein bisschen scharf. Am nächsten Morgen will er um 9 Uhr im Hotel sein und uns nach Semuc Champey begleiten.

Wir erwarten abends unsere Reisebekanntschaft Vanessa. Am Rio Dulce haben wir uns das erste Mal getroffen und zufällig dasselbe Hotel in derselben Zeit gebucht. Wir sind schon unverbindlich für eine gemeinsame Wandertour verabredet.

Der nächste Morgen bringt trübes und regnerisches Wetter, und wir beschließen, die Tour zu verschieben und unseren Aufenthalt um einen Tag zu verlängern. Auf Manuel müssen wir dabei verzichten, er hat sich bereits mit einer Gruppe verabredet.

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Und so sitzen wir im strömenden Regen auf unserer überdachten Terrasse und schauen auf große Kakaobäume, die voller Früchte hängen. Als der Regen gegen Abend nachlässt, laufen wir einen knappen Kilometer weiter zu einem anderen Hotel. Vanessa hat erfahren, dass das Essen dort besser sein soll, als in unserem Hotel, außerdem wohnt eine andere Reisebekanntschaft von uns Dreien dort.

Das mit dem Essen stimmt wirklich. Und als Golan, der charismatische Besitzer, uns später noch zu unserem Hotel fahren lässt und Vanessa einen Gutschein für einen besonderen Nachtisch für den nächsten Tag zusteckt, ist es beschlossene Sache: „Wir kommen wieder.“

Nach dem Frühstück geht es pünktlich um 8 Uhr morgens los. Der Eingang zum Park Semuc Champey liegt nur 100 Meter von unserem Hotel entfernt. Schon um diese Zeit haben die Mayas Stände aufgebaut. Da wird Obst und Gemüse geschnitten, Fleisch und Fisch gebraten und landen Tortillas auf den heißen Platten.

Wir kaufen Wasser und Obst und laufen den gekennzeichneten Weg zum Mirador, dem 350 Meter höher gelegenen Aussichtspunkt. Es geht ständig bergauf, mal sind es Felsenstufen, mal Holztreppen. Schweißtreibend und anstrengend ist das für uns. Vanessa, die nicht mal halb so alt ist wie wir, bewältigt das alles spielerisch. Am Rand des Weges sitzen schon Mayafrauen und bieten Kokosnüsse zum trinken an. Sie müssen mit ihrer Last auch hier hoch gelaufen sein. Als wir die Aussichtsplattform erreichen, sind wir wirklich die ersten Touristen und haben den Blick ganz für uns allein. Wunderschön liegen die wassergefüllten Sinterterrassen unter uns im Sonnenlicht.

Das Ganze ist eine geologische Besonderheit. Vor den Terrassen verschwindet der Fluss in den Felsen unterhalb der Sinterterrassen und kommt erst ein paar hundert Meter weiter am vorgestern besuchten Wasserfall wieder heraus. Die Becken werden von kleinen Nebenflüssen, die aus den Bergen kommen gefüllt. Der Name Semuc Champey bedeutet in der Mayasprache „der Fluss der verschwindet.“

Nachdem wir uns satt gesehen haben und die erste Gruppe kommt, gehen wir auf einem anderen Weg bergab zu den Wasserbecken. Es ist äußerst rutschig auf den Steinen und ich bin wieder mal glücklich über die in Mexiko gekauften Badeschuhe. Wir packen unsere Sachen in die hölzernen Schließfächer, bringen das mitgebrachte Vorhängeschloss an und stürzen uns ins Wasser. Ein Becken nach dem anderen wird durchschwommen.

Wir sitzen auf Steinen und es dauert nur ein paar Minuten, bis ein paar kleine Fische kommen und anfangen, an unseren Füßen und Beinen zu knabbern. Als es nach zwei Stunden immer voller wird und der Geräuschpegel steigt, ist für uns die Zeit zum Aufbrechen gekommen. Der Rückweg ist längst nicht mehr so anstrengend, wie der Hinweg. Trotzdem sind wir ziemlich kaputt, als wir den Ausgang erreichen. Wir nehmen uns von den Ständen noch etwas zu Essen mit, und dann wollen wir nur noch die Beine hochlegen.

Am Abend wollen wir nochmal ins Hotel Greengos. Wir werden gleich wiedererkannt und freundlich begrüßt. Der spendierte Nachtisch namens „Hummustella“ ist eine Kalorienbombe aus einer Schicht Nutella, gekrönt von Erdnussbutter und übergossen mit einer zartbitteren Schokosoße. Dazu gibt es heißes Pittabrot. Es schmeckt unglaublich gut. Einer der Mitarbeiter gibt uns Tipps zur Stadt Coban, die wir am nächsten Tag besuchen wollen. Zwei Gäste des Hotels bekommen das mit und bieten uns an, uns in ihrem Auto am nächsten Morgen mitzunehmen. Golan lässt uns wieder zurückfahren und wir nehmen eine wunderbare Erinnerung an diesen Ort und seine besondere Atmosphäre mit.

Cobán und der Kaffee (Guatemala)

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Es ist nach acht Uhr am Morgen und während wir auf das nette Ehepaar warten, das uns heute nach Cobán mitnehmen will, beobachten wir Montezumastirnvögel.

In den hohen Bäumen hängen viele ca. einen Meter lange gewebte Nester. Von unten sehen sie wie etwas schlampig gestrickte Beutel aus. Aber es kommt ja nicht auf Schönheit sondern in erster Linie auf Haltbarkeit an. Schließlich müssen sie nicht nur zwei Eier sondern auch noch das brütende Weibchen, das bis zu 40 cm groß und über 200 Gramm schwer ist, sicher halten. Hier scheinen die Jungen schon geschlüpft zu sein, denn ständig fliegen Vögel hin und her. Dabei stoßen sie glucksende, leicht blubbernde Töne aus. Ein Männchen ist meistens der Vater der ganzen Nachkommenschaft und kann sich natürlich nicht um die Aufzucht kümmern.

Ich habe bestimmt schon 50 Fotos gemacht, als Axel und Ema vor dem Hotel ankommen. Sie fahren einen Pick-up, auf dessen Ladefläche schon ein Backpacker-Pärchen sitzt. Unser Gepäck kommt dazu und wir nehmen zusammen mit Vanessa auf dem Rücksitz Platz. Vorsichtig lenkt Axel das Fahrzeug über die löchrige Brücke und tritt dann gehörig aufs Gaspedal. Unglaublich, in welcher Geschwindigkeit er diese holprige und kurvenreiche Strecke fährt. „Wie ein Ralley-Fahrer,“ meint Klaus und damit hat er Recht, Axel ist einer.

Nach 10 Kilometern klettern die Mitfahrer in Lanquin leicht grün im Gesicht von der Ladefläche. Für uns geht es weiter. Nach ungefähr 30 Kilometern treffen wir wieder auf eine befestigte Straße. Man weiß gar nicht, ob man nach links oder rechts schauen soll, wieder ist die Landschaft unglaublich schön.

Auf Emas Bitte hin hält Axel einige Male an. Wir werden auf Kaffeeplantagen aufmerksam gemacht. Ema zeigt uns eine Kardamomanpflanzung. Guatemala ist der größte Exporteur dieses dritt-teuersten Gewürzes weltweit. Nicht nur in der indischen und skandinavischen Küche wird es verwendet, auch im medizinischen Bereich sind die Wirkstoffe für eine Vielzahl von Erkrankungen hilfreich.

Der Cahabón-Fluss, an dem wir uns die letzten Tage aufgehalten haben, begleitet uns weiter in Richtung Cobán. Einige Staudämme wurden in den letzten Jahren gebaut, um den größer werdenden Bedarf an elektrischem Strom zu sichern.

In San Pedro Carchá ist gerade Markt. Als Axel merkt, dass Vanessa und ich fotografieren, dreht er noch mal eine Runde durch die Innenstadt. Die lebhafte Kleinstadt ist ein Handelszentrum für Kaffee, Kardamom und Gemüse, das von den Maya im weiten Umland angebaut wird. Einen besonderen Namen hat sich die Stadt in der Silberverarbeitung gemacht. Zehn Minuten später sind wir in Cobán und bei Axels Firma angekommen. Er begibt sich sofort an die Arbeit und Ema bringt uns zum Hotel. Aber vorher zeigt sie uns ihr Projekt.

Auf einem hügeligen Grundstück am Stadtrand entsteht eine kleine Lodge. Die zukünftigen Gäste werden in großen alten Weinfässern übernachten. Drei wurden schon aufgestellt davor eine hölzerne Plattform, zur Zeit noch ohne Geländer. Das sowie ein Badezimmer pro Fass wird in nächster Zeit angebaut werden. Das nötige Wasser muss von einer tiefer liegenden Quelle hochgepumpt werden. Drei weitere Fässer sollen folgen. Die Lage ist wunderschön, die Idee originell, wir drücken die Daumen, dass das Projekt ein Erfolg wird.

Bevor wir zu unserem Hotel kommen, zeigt Ema uns noch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Cobán. Ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit haben wir bestimmt der Tatsache zu verdanken, dass sie einen deutschen Großvater hat, der in den 1920er Jahren mit der zweiten Einwanderungswelle aus Konstanz gekommen ist. Aus seiner Ehe mit einer Einheimischen gingen 15 Söhne hervor. Ob die ähnlich vermehrungsfreudig waren, wissen wir nicht, aber Ema hat viele Verwandte. Der Metzger, der Wurst nach deutschem Rezept herstellt, ist ein Cousin, die Besitzerin eines empfohlenen Restaurants eine Cousine. Während der Rundfahrt deutet sie nach links und rechts und erwähnt weitere Angehörige der Großfamilie.

Wir bedanken uns herzlich für die Mitnahme und tauschen Telefonnummern aus. Irgendwann will Ema nach Deutschland kommen und sich bei uns melden.

Cobán, die Stadt mit ungefähr 100.000 Einwohnern, hat gemäß einem bekannten Reiseführer so gar nichts zu bieten. Das ist uns nur recht. Wir sind ja nicht nur unterwegs, um die Sehenswürdigkeiten abzuhaken, uns interessiert vielmehr das normale Leben der Menschen. In Cobán gibt es eine deutsche Gemeinde. Schon im frühen 19. Jahrhundert sind viele Deutsche nach Guatemala ausgewandert. Da die Gegend um die Stadt ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau bietet, ließ die Gründung der ersten Plantagen nicht lange auf sich warten. Die dort lebenden Maya wurden kurzerhand vertrieben oder durften auf dem in Besitz genommenen Land als Arbeitskräfte bleiben. Der evangelische Pfarrer Otto Langmann war so begeistert vom Nationalsozialismus in seinem Heimatland, dass auf seine Initiative hin die NSDAP-AO gegründet wurde. Nicht alle Mitglieder der deutschen Kolonie ließen sich davon anstecken, eine Spaltung schien unabwendbar. In den USA verfolgte man diese Entwicklung mit zunehmender Nervosität und setzte letztendlich ab 1942 die Regierung des Landes unter Druck, die Deutschen auszuweisen. Das kleine Guatemala – abhängig von der finanzstarken Großmacht – hatte nicht die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Viele der Ausgewiesenen landeten in den USA und wurden zu einem wertvollen Pfand im Gefangenenaustausch. Nach Ende des zweiten Weltkrieges kehrten die meisten zurück. Noch heute ist ein großer Teil des Kaffeeanbaus fest in den Händen der Nachkommen jener Deutschen und deren Namen finden sich an Geschäften und auf Produkten. Immerhin hat der Pioniergeist unserer Landsleute Guatemala zu einem Kaffeeexporteur gemacht, der für seine hohe Qualität bekannt ist. Trotzdem gerät man beim Trinken des in den Lokalen angebotenen Kaffees nicht gerade in Verzückung. Für unseren Geschmack ist er einfach zu dünn.

Nach der Ankunft schauen wir uns die Innenstadt mit einem modernen Einkaufszentrum an. Ich freue mich darüber, dass hier kaum international bekannte Marken vertreten sind. Trotzdem gibt es alles, tolle Schuhe, Mode, Elektroartikel usw. Der Frisör hier kommt mir sehr gelegen, es gibt kaum Damenfrisöre. Die Mayafrauen tragen die Haare alle lang. So fragt die junge Frau auch zweimal nach, ob sie wirklich eine Handbreit von meiner Haarlänge abschneiden soll.

Die geplanten zwei Tage hier müssen wir verlängern, Klaus hat vermutlich durch Streetfood eine Salmonellenvergiftung und kann sich nicht weiter als 5 Meter von der Toilette entfernen. Auch Vanessa geht es nicht so gut, sie fühlt sich grippig und so verschieben wir den Weg auf den Kalvarienberg auf den nächsten Tag.

Und wirklich, beiden Patienten geht es besser. Klaus und ich laufen zum Parque Central, an dem sich auch das Büro der Landesregierung befindet. Links davon steht die Kathedrale Santo Domingo, eine relativ schmucklose große Kirche. Dass die Bänke hochkant stehen, verblüfft uns auf den ersten Blick, aber vermutlich ist Großreinemachen angesagt. Schließlich ist in wenigen Wochen Ostern und dieses Fest ist in vielen Ländern Lateinamerikas wichtiger als Weihnachten.

Gleich um die Ecke beginnt der Obst und Gemüsemarkt. Immer wieder faszinieren uns die Bauernmärkte, wo Mayafrauen in ihrer Tracht Erzeugnisse aus dem Garten verkaufen. Manche sitzen mit zwei Körben Tomaten hier, andere haben verschiedene Ernteerträge im Angebot.

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kleine Stärkung nach der Schule

Nach dem Frühstück laufen wir die steile Straße hinab und landen in dem Teil des Marktes, wo Kleidung und Haushaltsgegenstände verkauft werden. Niemand versucht uns etwas zu verkaufen, daran merken wir, dass Touristen sich selten hier aufhalten.

irgendwie müssen die Einkäufe transportiert werden

Später treffen wir uns mit Vanessa am Fuß des Kalvarienberges und laufen gemeinsam die Treppe hoch. Hier wird an der Verschönerung gearbeitet, die Mauern werden frisch geweißt, und in der Kirche stehen die Figuren bereit, die während der Osterprozession herumgetragen werden.

Abends gehen wir noch einmal zusammen zum Essen, dann trennen sich unsere Wege. Aber heute Abend muss die Spezialität Cobáns auf den Tisch: Caq-ik – eine Suppe aus Geflügelbrühe, Tomaten, Chili und vielen Gewürzen, die mit einem sehr großen Stück Putenfleisch, Reis und Tamales (in Maisblättern gegarter Maisbrei) auf den Tisch kommt. Morgen fahren wir nach Antigua, während Vanessa nach Nebay fährt.

Antigua, die Schöne (Guatemala)

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Um halb elf sollen wir im Hotel abgeholt werden. Noch eine Viertelstunde, die ich für ein Telefonat mit meiner Mutter nutzen will, aber der Fahrer ist überpünktlich. Er bringt uns zum Treffpunkt vor dem Einkaufszentrum. Der Bus parkt neben einem international bekannten Fastfood-Restaurant vor dem großen Einkaufszentrum. Die Koffer kommen aufs Dach des Busses und wir haben noch eine halbe Stunde Zeit. Eine gute Möglichkeit, unser Elektronik-Equipment zu vervollständigen. Pünktlich kommen wir zurück, nicht so die anderen Fahrgäste. Der Busfahrer drückt ein paar Mal energisch auf die Hupe, bis sie sich bequemen.

Wir haben wirklich schon reizende Backpacker kennengelernt. Heute scheint von dieser Sorte niemand dabei zu sein. Wer zuvor allein eine Zweierbank ergattert hat, ist auch nicht bereit, die gegen einen Einzelplatz zu tauschen. Lieber werden die Füße samt Schuhen auf dem freien Platz ausgestreckt. Klaus und ich quetschen uns getrennt irgendwo dazwischen. Einige haben wohl zu spät mit dem Essen begonnen und kommen nun mit großen fettigen Tüten in den Bus. Es riecht wie in einer Imbissbude. Verschiedene Unterhaltungen werden über mehrere Sitzreihen in einer Lautstärke geführt, dass alle etwas davon haben. Aber: Die paar Stunden kriegen wir auch rum.

Außehalb von Cobán sind Straßenarbeiter dabei, den Müll an den Rändern der Straße aufzusammeln. Es ist wirklich auffällig, bisher ist Guatemala von allen Entwicklungsländern das sauberste.

Schnell sind wir wieder in den Bergen, wo große Flächen weiß oder schwarz verhüllt sind. In Gewächshäusern, die einfach mit Vliesplanen bedeckt sind, gedeihen Gemüse und Zierpflanzen, darunter viele Orchideen. Die Erzeugnisse werden direkt davor an Verkaufsständen angeboten. Nie zuvor gesehene Orchideenarten sind dabei. Die erbsen- bis aprikosengroßen Blüten sind weiß, blassgelb, rosa und lila oder zeigen Farbmischungen.

Über manche Geschäftsidee der Bevölkerung kann man nur staunen. Ein Hähnchengrill in einem leuchtend orange lackierten Tuctuc bringt mich zum schmunzeln. An drei Stangen drehen sich neun Hähnchen. Und nach der Anzahl der anstehenden Personen zu urteilen, müssen sie sehr lecker sein.

Wir kommen an einer Großbaustelle vorbei, stufenweise wird hier ein Berg abgetragen, um Material für den Straßenbau zu bekommen. Diese Strecke ist eine der meistbefahrenen im ganzen Land, führt sie doch in die Landeshauptstadt Guatemala City, die wir eine Stunde später erreichen. Hier zeigt sich ein ganz anderes Bild. Nur ganz wenige Mayafrauen sind hier in Tracht unterwegs. Westliche Kleidung – allem voran Jeans – ist angesagt. Die Millionenstadt auf 1.500 Metern Höhe wirkt chaotisch, laut und auf den ersten Blick wenig anziehend. Unser Bus durchfährt aber nur die Randbezirke, vermutlich sieht es im Inneren anders aus. Die Stadt wurde durch Erdbeben mehrmals zerstört und hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schneller ausgebreitet, so dass die Slums zum Teil mitten in der Innenstadt liegen. Der Bus braucht beinahe zwei Stunden, bis er die Stadtgrenze erreicht. Zwar liegen noch die Städte Mixco und Villa Nueva zwischen uns und unserem Ziel, aber die Schnellstraße ermöglicht das Umfahren. Jetzt nur noch bergab und sechseinhalb Stunden nach Abfahrt sind wir endlich in Antigua.

Noch scheint die Sonne und schon der erste Eindruck sagt uns: „Hier sind wir richtig.“ Da sich kein Taxi zeigt, müssen wir die 850 Meter zu unserem Hotel zu Fuß gehen. Eigentlich kein Problem, aber an Klaus Koffer hat sich ein Rad gelöst, nun muss er den Koffer auf den vorhandenen kleinen Rädern über das holperige Kopfsteinpflaster ziehen. Doch auch dieser Weg geht zu Ende und wir können endlich eins von vier Zimmern in einem netten kleinen Hotel am Rande der Altstadt beziehen.

Am nächsten Morgen laufen wir los. Nach der Eroberung durch Spanien wurde Antigua 1543 Hauptstadt. Nach und nach entstanden prächtige Gebäude. Obwohl mehrere schwere Erdbeben die Stadt zerstörten, wurde sie immer wieder aufgebaut. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Stadt alles, was die 50.000 Einwohner brauchten, mehr als 50 Kirchen und Kapellen, Schulen, Krankenhäuser und eine Hochschule. 1773 wurde die ganze Herrlichkeit durch ein Erdbeben komplett zerstört. Die Hauptstadt wurde darauf hin in gut 40 Kilometer Entfernung errichtet: Guatemala City. Doch wollte man Antigua nicht komplett aufgeben und baute erneut auf. Aber das Schicksal schlug 1976 erneut in Form eines schweren Erdbebens zu. Noch heute zeigen Ruinen die Auswirkungen. Die Altstadt ist Weltkulturerbe und man weiß wirklich nicht, wohin man zuerst schauen soll. Weiß getünchte Häuser wechseln sich mit bunt gestrichenen ab. Prächtige Kirchen, herrliche Innenhöfe, selbst die Ruinen liegen malerisch in der Sonne.

Wir durchstreifen die Stadt kreuz und quer. Natürlich ist solch eine Schönheit ein Touristenmagnet, aber die konzentrieren sich meistens auf den Bereich um die Kirche la Merced und den Santa Catalina Bogen.

Hier findet man auch die meisten Geschäfte, auch ein sogenanntes Schokolade-Museum, das aber in erster Linie ein großer Verkaufsraum ist.

Je weiter man in die Randbereiche vordringt, umso weniger Touristen laufen einem über den Weg. Mit einem Becher Frozen Yoghurt mit Früchten setzen wir uns in den Central Park und schauen zu, wie Mayafrauen das Kunststück fertig bringen, das Baby im Tragetuch auf dem Rücken zu haben und gleichzeitig noch weitere Tücher mit ihrem jeweiligen Warenangebot zu schleppen und zu etwas verkaufen.

Natürlich wird auch uns immer wieder etwas angeboten, aber meistens genügt ein einmaliges: „Nein danke.“ Kinder strömen aus der Schule kommend quer über den Platz, Bettler stellen ihre körperlichen Gebrechen zur Schau, dazwischen versuchen Tauben irgendetwas fressbares zu ergattern. Hunde schleichen herum, es ist ein herrlich buntes Leben und Treiben.

Klaus hat Geburtstag und wir essen abends in einem besonders schönen Restaurant. Unter freiem Himmel sind rund um ein mit Rosenblättern bestreutes Wasserbecken lange Lichterketten aufgehängt.

Der Tisch hinter unserem ist offensichtlich für einen romantischen Abend reserviert. Auf dem weißen Tischtuch stehen zwischen Rosenblättern eine Anzahl Kerzen. Ein junger Mann läuft aufgeregt hin und her, bis die sehnsüchtig erwartete junge Dame von ihren Eltern begleitet an seinem Tisch erscheint. Die Eltern verabschieden sich und lassen die jungen Leute allein. Das blutjunge Mädchen ist überwältigt, seine entzückten Laute hören sich an wie das Maunzen einer jungen Katze.

Am nächsten Tag gehen wir zum Cerro de la Cruz, dem Hausberg von Antigua. Treppenstufen führen in weiten Bögen hinauf.

Nach einer halben Stunde hat man von hier aus einen herrlichen Blick über die Stadt und auf den gegenüberliegenden Vulkan Agua, der so ebenmäßig aussieht wie aus dem Bilderbuch. Rechts davon die Zwillingsvulkane Acatenango und Fuego. Mit 3.976 Metern ist der Acatenango der höchste und der Agua mit 3760 Metern der niedrigste Berg. Nur der Fuego ist derzeit noch aktiv. Von hier aus können wir beobachten, wie er ziemlich regelmäßig kleine dunkle Rauchwolken ausstößt. Sportliche Menschen können Wanderungen auf den Acatenango unternehmen und entweder in der Nacht beobachten, wie die glühende Lava aus dem Fuego in die Höhe geschleudert wird oder wie die Sonne am Morgen hinter ihm aufgeht. Wie wir in den nächsten Tagen feststellen, haben wir den idealen Tag für den Aufstieg erwischt. Nur heute sind die drei Gipfel nicht von Wolken umhüllt.

Eine interessante Besichtigung kann man auch im Kapuzinerkonvent machen. Das große Kloster wird am heutigen Tag allerdings auf ungewöhnliche Art und Weise genutzt. Mitten im Innenhof wird alles für eine Hochzeitsfeier vorbereitet. Drei Tische sind gedeckt und die 35 Gedecke mit goldenen Platztellern funkeln in der Sonne. Geschäftiges Hin- und Herlaufen lässt die ursprüngliche Bedeutung dieses Ortes ein wenig in den Hintergrund treten. Aber wir sind in erster Linie am Turm der Zurückgezogenheit interessiert. Um einen runden Platz sind 18 kleine Zellen angeordnet, die jeweils einen eigenen Abtritt hatten. Zwei eingerichtete Zellen zeigen, dass die Nonnen außer einem Wandregal, einer Bank und einem Betstuhl keine weiteren Einrichtungsgegenstände hatten. Das 1736 fertiggestellte Kloster wurde bereits 40 Jahre später wieder aufgegeben, nachdem zwei Erdbeben es schwer beschädigt hatten.

In der Hauptkirche La Merced ist eine Besonderheit von Antigua zu besichtigen. Für die Osterprozession werden in der Stadt bunte Teppiche (Alfombras) aus Pflanzen oder bunten Sägespänen bzw. Sägemehl ausgelegt. In der Kirche ist ein solches Kunstwerk bereits zu besichtigen. Bevor es sorgsam abgesperrt wurde, ist jemand darüber gelaufen und hat in dem perfekt ausgeführten Muster ein paar Spuren hinterlassen.

Am Samstag wollen wir noch etwas besorgen und laufen zum „Kaufhaus“. Auf der einen Seite geht es in einen Supermarkt und durch einen engen Durchgang kommt man in eine Art Gemischtwarenladen, wo es einfach alles gibt, bis auf die Batterie für das Handy. Dafür müssen wir in die Markthalle.

Versehentlich geraten wir auf den außerhalb stattfindenden Obst- und Gemüsemarkt. Er ist eng, kunterbunt und laut. Ein paar selbsternannte Prediger haben sich eine Obstkiste gegriffen und lesen den größtenteils uninteressierten Mayas aus der Bibel vor. Anderswo wird getrommelt oder Musik gemacht, die Ausrufer preisen ihre Waren an, Kinder kreischen, Hunde bellen, es ist das pralle Leben. Zwischen allen Arten von Lebensmitteln werden auch Blumen und über 30 cm lange Nadeln der Pinien angeboten. Was macht man bloß damit?

Das Rätsel wird am nächsten Tag gelöst. Unser Bus fährt um 14 Uhr, und wir laufen nach dem Frühstück noch einmal in die Stadt. Der nette Hotelbesitzer hatte uns von einer heute stattfindenden Prozession erzählt. Einige Straßen sind bereits für den Autoverkehr gesperrt, aber wie wir von einer Polizistin erfahren, beginnt die Prozession erst um 16 Uhr. Und dann sehen wir auf der gesperrten Straße, dass die langen Piniennadeln zu einem rechteckigen Teppich ausgebreitet sind, darauf werden mit Blumen Ornamente gelegt. Ein Stück weiter sind mehrere Menschen dabei, gefärbte Sägespäne in Schablonen zu füllen und fest zu klopfen. Schon kleine Kinder helfen dabei mit. Wieder ein Stück weiter können wir die Fertigstellung eines Alfombra aus farbigem Sägemehl beobachten. Sobald eine Schicht liegt, wird sie mit Wasser besprüht, damit der Wind das Kunstwerk nicht zerstört. Männer in lilafarbenen Kutten laufen herum. Sie tragen an Ostern die Heiligenfiguren und den Sarkophag mit einer lebensgroßen Jesusfigur durch die Stadt. Dass die Blumenteppiche dabei vollständig zerstört werden, empfinden die Hersteller als Ehre. Die heruntergefallenen Blüten der Jakarandabäume haben fast dieselbe Farbe wie die Kutten und bilden auf den Wegen den perfekten Untergrund. Wir sind so froh, einen kleinen Einblick in die Festlichkeiten zu erhaschen, denn Ostern sind wir mit Sicherheit nicht mehr hier.

Die letzten zwei Stunden verbringen wir in dem hübschen Museum Santo Domingo. Außer dem sehenswerten Innenhof und der zerstörten Kirche sind in den umliegenden Räumen Gemälde, eine Apotheke, der Hörsaal der ehemaligen Universität, ein Raum mit Trachten und Spielzeug und eine alte perfekt ausgestattete Küche zu sehen. Besonders beeindruckend ist eine Halle, in der antike und moderne Skulpturen einander gegenüberstehen. Thematisch passend sieht man z. B. auf der einen Seite ein über 2000 Jahre altes Krokodil aus Jade auf der anderen ein gläsernes aus dem vergangenen Jahrhundert. Die modernen Kunstwerke stammen fast alle aus Europa. An die 50 Vitrinen beherbergen diese Kunstschätze.

Erstaunt sehen wir in einem der Innenhöfe den Berliner Bären. Er wurde der Stadt Antigua 2018 anlässlich des 26. Gipfeltreffens der iberoamerikanischen Staaten von der Bundesrepublik Deutschland geschenkt und hat hier einen Ehrenplatz bekommen.

Lago Atitlán – der schönste See der Welt (Guatemala)

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Der Hotelbesitzer fährt uns zur Abfahrtstelle des Busses. Normalerweise kommt der Shuttlebus direkt zum Hotel. Aber durch die heute noch stattfindende Prozession sind viele Straßen gesperrt, das kostet einfach zu viel Zeit. Etliche Reisende haben sich schon vor der Reiseagentur versammelt. Das wird bestimmt wieder eng. Als der Kleinbus eine halbe Stunde nach der Abfahrtszeit kommt, werden wir auf einen zweiten Bus mit demselben Ziel vertröstet. Dadurch stehen wir jetzt als erste an der Haltestelle, haben aber nicht mit dem forschen jungen Mann gerechnet, der seine Ellbogen einsetzt und sich an uns vorbei als erster in den Bus schiebt. Ein freundliches Wort zu uns hätte ihm auch zu seinem Wunschplatz verholfen.

Es gibt auch vierspurige Straßen in Guatemala und auf einer solchen geht die Fahrt schnell voran. Wir durchqueren kleine Städte und Dörfer und gelangen auf 2.300 Meter Höhe. Dann verlassen wir die komfortable Straße und fahren auf einer Nebenstrecke erst durch ein paar Ansiedlungen und dann in engen Serpentinen die steilste Straße meines Lebens. Hier haben die Straßenbauer unglaubliches geleistet und der Fahrer muss alle seine Sinne beieinander haben, damit er hier heil herunter kommt. Der Pickup, der uns zuvor todesmutig überholt hat, steht nun am Rand und muss die heiß gelaufenen Bremsen abkühlen lassen. Als wir in San Pablo la Laguna ankommen ist Schluss mit der guten Straße, ab hier wird es holperig. Obwohl unserer Fahrer das Gefährt umsichtig lenkt, werden wir heftig durchgeschüttelt. Als erstes geht es über diese Straße weiter nach San Marcos la Laguna. Dieser kleine Hippie-Ort ist das Ziel für Menschen, die sich esoterisch oder spirituell erleuchten lassen wollen. Entsprechend ist das Angebot: Healing-Center, Meditiations-Center, spiritistisches Center, Selbstfindungs-Center und eine ganzere Reihe anderer Center. Außer uns beiden und einem weiteren Fahrgast steigen alle aus. Und wir rumpeln zurück in die normale Welt und auf eine normale Straße. Eine dreiviertel Stunde später sind wir in San Pedro la Laguna, unserem Ziel für die nächsten Tage. Es ist inzwischen dunkel geworden und der Bus fährt über die Hauptstraße, wo links und rechts Streetfood angeboten wird. Zum Glück liegt unser Hotel ein Stück entfernt. Wir beziehen ein großes Zimmer mit eigenem Bad. Restaurants gibt es genug in der unmittelbaren Umgebung.

Am Morgen packen wir unsere Schmutzwäsche zusammen und nehmen sie auf dem Weg zum Frühstück mit. Wir wissen kaum, worüber wir uns mehr freuen sollen, darüber dass die Wäsche schon nachmittags fertig sein wird und nur 4,50 € für 5 Kilo kostet, oder dass direkt daneben ein nettes italienisches Cafe ist, wo wir im Garten hervorragenden Kaffee und Frühstück mit frisch gebackenem Brot bekommen.

Gut gestärkt und ohne Wäschebeutel beginnen wir, den Ort zu erkunden. Erst in östlicher, dann in westlicher Richtung, immer in der Nähe des Sees. Der Lago Atitlan, zweitgrößter See Guatemalas, ist vor 85.000 Jahren nach der Explosion eines Vulkans in der Caldera entstanden und mit 130 km² etwas kleiner als der Comer See. Alexander von Humboldt bezeichnete ihn als schönsten See der Welt. Wir glauben ihm das, der Mann hatte schließlich Ahnung.

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Die Lage ist wirklich schön, die umgebenden Berge – darunter die drei Vulkane San Pedro, Tolimán und Atitlán – spiegeln sich im blauen Wasser. Und die „Indianernase“ – ein markanter Berg, in dem die Menschen einen schlafenden Indio sehen – lässt die Herzen der Bergsteiger höher schlagen.

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Aber der Schein trügt; die Wasserqualität steht kurz vor dem Kippen. Dem See fehlen größere Zuflüsse und ein natürlicher Abfluss. Um eine Frischwasserzufuhr zu haben, fällt einfach zu wenig Regen. Und das, was dann über die Berghänge in den See fließt, ist durch intensiv eingesetzten Kunstdünger stark belastet. Auch Kläranlagen sucht man hier vergebens. Blaualgen fühlen sich dadurch richtig wohl und gefährden die Gesundheit der Menschen, die das Wasser nutzen oder sogar hier schwimmen wollen.

Der Ort San Pedro ist den Hang hinauf gebaut und hat viele kleine verwinkelte Gässchen, durch die so gerade mal ein Tuctuc passt. Bunt bemalte Fassaden, nette kleine Geschäfte, und immer wieder ein Blick auf den See. Wir fühlen uns hier richtig wohl. Dazu trägt bestimmt auch der fortschrittliche Bürgermeister bei, der dem Ort ein strenges Plastikverbot verordnet hat. Zu all den Schadstoffen müssen nach seiner Ansicht nicht auch noch Plastikabfälle den See gefährden. Sogar mit der mächtigen Plastiklobby der Hauptstadt hat sich der Mann angelegt und – man kann es kaum glauben – den Gerichtsprozess gewonnen. Die Mayafrauen nutzen wie schon seit langer Zeit gewebte Brottücher für den Einkauf beim Bäcker. Pflanzenblätter werden wieder zum Einwickeln frischer Lebensmittel verwendet. Und für alles andere gibt es Papiertüten.

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An der Bootsanlegestelle fragt ein Mann ob wir mitfahren wollen. Wir vertrösten ihn auf den nächsten Tag. Aber er hat noch ein anderes Angebot, eine Tour mit dem Tuctuc in den Nachbarort San Juan la Laguna mit Besichtigung einer Weberei, Schokoladenherstellung nach Art der Maya, einem Kräutergarten und einer Imkerei. Das klingt interessant und der Preis ist mit 200 Quetzales (23 €) ebenfalls angemessen. Wir sollen um 14 Uhr zurückkommen. Bis dahin machen wir noch einen Spaziergang durch den oberen Ortsteil.

Als wir zurückkommen steht schon Tuctuc Nr. 35 für uns bereit. Alle Fahrzeuge sind hier in rot grün und gelb angestrichen. Zur Unterscheidung dient die gut 30 Zentimeter große Nummer auf der Rückseite. Nur am Abend zeigt sich die Individualität der einzelnen Gefährte. Farbige Unterbodenbeleuchtung, umlaufende Lichtleisten mit Farbwechsel, blaue Leuchtstreifen, dreifarbige Scheinwerfer, hier scheint ein Wettbewerb unter dem Motto: „Auffallen, egal wie,“ stattzufinden.

Unser Fahrer und der englisch sprechende Fremdenführer nehmen vorne Platz, Klaus und ich auf der Rückbank.

Der erste Halt ist an der Kirche von San Pedro. Die Osterschmückung an der Außenfassade ist gerade in vollem Gange. Die lila und weißen Stoffbahnen im Innenraum sind schon aufgehängt und die lebensgroßen Heiligenfiguren stehen bereit. Sie sind alle mit Langhaarperücken – manche mit Rastalocken – ausgestattet.

Weiter geht es zum Nationalpark „Volcan  de San Pedro.“ Von einem Mirador (Aussichtspunkt) haben wir einen Blick auf den Vulkan, der seit etlichen hundert Jahren nicht mehr aufgemuckt hat. Kaffeesträucher wachsen an seinen Hängen und im kleinen Besucherzentrum, gibt es Informationen über die Tierwelt und den vierstündigen Aufstieg auf den 3000 Meter hohen Berg zum Kraterrand. Über ein ungepflastertes Stück gelangen wir nach San Juan la Laguna und fahren als erstes zu den Weberinnen.

Zwanzig Familien haben eine Kooperative gegründet (https://casadeltejidoytours.org/) und zeigen, wie in der Tradition der Maya Textilien gewebt werden. Schon lange vor der Eroberung durch Spanien haben die Maya Baumwollpflanzen kultiviert und für die Herstellung von Kleidung verwendet. Hier im Hof der Weberei hängen die aufgeplatzten Fruchtkapseln über einer Pergola. Eine junge Frau zeigt uns, wie es damit weitergeht. Sie nimmt die Fasern aus einer Kapsel und zupft sie auseinander. Die darin hängenden schwarzen Samen entfernt sie. Die feinen Haare werden auf einem dicken Kissen mit einem Stock mürbe geklopft, dann nimmt sie eine Spindel zur Hand und dreht aus den Fasern einen Faden. Ich muss das auch mal versuchen. „Wenn Sie sich geschickt anstellen bekommen Sie hier einen Job,“ wird mir versprochen. Klappt nicht, ich bin zu langsam. Der fertige Strang wird anschließend gefärbt. Ausschließlich Pflanzen und Borken werden verwendet. Gerade ist rosa dran. Gekochte rote Beete liefert den Farbstoff, ein beigefügtes Stück Bananenstaude fixiert die Farbe.

Anschließend wird gewebt wie vor Jahrhunderten, ohne Webstuhl nur mit geraden Ästen oder Holzstangen, an denen die Kettfäden befestigt sind. Das eine Ende wir an einen Baum oder Pfahl gehängt, das andere schlingt sich die Weberin mit einem Gürtel um die Taille. Alles wird hier von Hand gemacht. Vier Stunden braucht eine Weberin für einen Schal. Die Erzeugnisse können wir anschließend im Verkaufsraum bestaunen. Natürlich kann ich mich kaum zurückhalten. Ein paar Stücke müssen einfach mit, ein Paket nach Deutschland kann ja nicht die Welt kosten.

Ein Stück weiter werden wir in die Kunst der Schokoladenherstellung eingeweiht. Die Früchte am Kakaobaum haben wir schon mehrmals gesehen, auch Kakaobohnen, die vor den Häusern zum Trocknen ausgebreitet waren. Doch nun erfahren wir ganz genau, wie das alles vor sich geht. Mit einer Machete werden die Früchte vom Stamm geschlagen, dabei heißt es vorsichtig sein, damit die Rinde nicht verletzt wird. Im feuchtheißen Klima können Bakterien eindringen und den Baum krank machen. Die Kakaofrucht wird mit der Machete geöffnet und die Kerne samt dem weißen Fruchtfleisch – Pulpe genannt – in mit Bananenblättern ausgelegte Holzkästen gefüllt. Das zuckerhaltige Fruchtfleisch beginnt zu gären und setzt die Fermentation in Gang, die den Kakaobohnen einen Teil der Bitterstoffe entzieht. Anschließend wird getrocknet und geröstet. Nach Art der Maya werden die gerösteten Bohnen auf einem Reibstein so lange bearbeitet, bis sie eine pastenartige Konsistenz bekommen. Auf 70 % Kakaobohnen kommen nun 20 % getrocknete Melasse aus Zuckerrohr und 10 % Orangensaft. Wenn alles gut miteinander vermischt ist, werden daraus dünne Tafeln geformt. Die Schokolade ist natürlich nicht mit der industriell gefertigten zu vergleichen, hat aber einen guten, sehr intensiven Geschmack. Ohne ein paar Täfelchen gehen wir nicht aus dem Laden.

Der Besuch bei der Kräuterfrau ist interessant, wir erfahren hier jedoch nicht viel Neues. Doch das Rosmarin-Shampoo duftet unwiderstehlich und unseres ist fast alle. Umso mehr staunen wir beim Bienenzüchter. Er hat Völker unterschiedlicher Arten, darunter eins, dessen Bienen die Größe von Ameisen haben. Aus diesem Stock erntet er pro Jahr ¼ Liter Honig. Die anderen sind da produktiver. Der meiste Honig wird hier von den blühenden Kaffeesträuchern gewonnen, und das schmeckt man auch.

hier werden gerade Lehmziegel hergestellt

Ohne Frühstück laufen wir am nächsten Morgen zum Bootsanleger. Mal sehen, wann wir auf die andere Seite nach Panajachel – kurz Pana genannt – fahren können. Sofort, wie es sich zeigt. Es fehlen nur noch zwei Passagiere, damit das Boot ablegen kann. Mit uns beiden ist es voll besetzt. In einer Viertelstunde legt das Boot die 15 Kilometer zurück.

Auch hier holpert es ganz ordentlich. Zuviel für meinen Rücken, seit Tagen wird er durchgeschüttelt und sendet mir Signale der Verärgerung. So wird die Besichtigung in Pana nicht so ausführlich, wie wir das geplant haben. Uns gefällt die Stadt sowieso nicht so gut wie San Pedro. Schon ein paar Stunden später fahren wir zurück. Ich muss die Zähne zusammenbeißen, die Bootsfahrt ist die einzige Möglichkeit zurückzukommen, denn es gibt keine Straße die um den See herumführt. Zum Glück haben wir heute keinen Xocomil – den starken Wind, der das Seewasser gefährlich aufpeitscht.

Wegen meiner Rückenschmerzen müssen wir noch einen Tag hierbleiben, bevor wir San Pedro und den See verlassen können.

Drei Städte wie sie unterschiedlicher nicht sein können – Quetzaltenango, San Francisco und Antigua (Guatemala)

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Um von San Pedro fortzukommen, müssen wir noch einmal mit dem Boot über den See. Zum Glück verhält er sich um 8 Uhr morgens noch gnädig, kaum Wellen kräuseln die Wasseroberfläche, gut für meinen Rücken.

In Panajachel haben wir noch Zeit für ein kleines Frühstück, bevor unser Shuttlebus kommt. Nur noch ein weiterer Passagier – Sophie, eine junge Deutsche – hat denselben Weg wie wir. Die Rückfahrt ist um einiges angenehmer als die Hinfahrt.

Die Straße von Panajachel in die Berge ist lange nicht so steil, und eine knappe Stunde später sind wir oben an der Schnellstraße, der Panamericana. Wir wundern uns, dass der Fahrer Richtung Guatemala City abbiegt, aber schon nach 5 Minuten fährt er zu einer Tankstelle auf der anderen Straßenseite, hier müssen wir umsteigen. Das hat auch Sophie – trotz ihres Spanischkurs am Lago Atitlán – nicht verstanden. Wir wechseln in einen bequemen Minivan mit weich gepolsterten Sitzen und sind weiterhin nur zu dritt.
Nach Quetzaltenango – von den Einheimischen in der Maya-Sprache Xela (gesprochen Schela) genannt – geht es über die gut ausgebaute Panamericana. In anspruchsvollen Kurven erreichen wir eine Höhe von 3.300 Metern. Die Berge links und rechts sind noch höher und bestehen zum größten Teil aus Tuffgestein. Das ist ein großartiges Material, leicht zu bearbeiten und in diesem Klima recht haltbar. Die hier lebenden Menschen haben Lagerräume und Treppen in das Gestein gekratzt. Irgendwann sehen wir sogar Garagen.
Das große Tal in der Sierra Madre, in dem Xela liegt, ist durch Ablagerungen der umgebenden Vulkane überaus fruchtbar. Scheinbar jede Art von Gemüse wächst auf den dunklen Böden. Große gelbe Flecken dazwischen zeigen, dass Bäume und Sträucher gerade aus dem Winterschlaf erwachen und Blätter und Blüten austreiben.
Xela – die zweitgrößte Stadt Guatemalas – liegt auf 2.300 Metern. Hier ist es deutlich kühler als in allen Orten, in denen wir bisher waren. Deshalb liegen in unserem Hotel, das in den verschachtelten Gassen der Altstadt liegt, auch drei Decken auf dem Bett.

Die Sehenswürdigkeiten der Stadt gruppieren sich fast alle um den Park Centroamérica, das schaffen wir an einem Nachmittag. Wir müssen uns umgewöhnen, Zebrastreifen haben für die Auto- und Mopedfahrer nicht die geringste Bedeutung. Also kann man sich genauso gut an jeder anderen beliebigen Stelle überfahren lassen.

Einen guten Kilometer vom Park entfernt befindet sich der große Friedhof. Am Eingang sind die Etagengräber der ärmeren Bevölkerung – sozialer Grabbau sozusagen. Ein Stück weiter können wir dann Mausuleen aller Größen und Stilrichtungen bestaunen. Die Hinterbliebenen haben offenbar keine Kosten gescheut, um die Wichtigkeit des oder der Verstorbenen zu betonen. Als wir den Friedhof verlassen wollen, kommt uns gerade eine Trauergesellschaft entgegen. Voran läuft die Mariachi-Band, dahinter die Angehörigen. Der Sarg wird von schwarz gekleideten Frauen auf den Schultern getragen. Unauffällig mache ich ein paar Fotos.

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auf den Stufen vor der Kirche wartet man auf den Bus

Abends treffen wir uns mit einer Bekannten: Vanessa ist bereits seit einer Woche hier und besucht eine der vielen Sprachschulen. Vier Stunden täglich hat sie Unterricht und für nachmittags noch Hausaufgaben auf. Wie von der Sprachschule empfohlen wohnt sie in einer einheimischen Familie, wo niemand englisch spricht. Ihr muss permanent der Kopf schwirren.
Am nächsten Morgen holt sie uns um kurz nach sieben ab. Gemeinsam wollen wir den größten typischen Markt des Landes in dem 17 Kilometer entfernten Ort San Francisco besuchen. Wir lassen uns mit einem Taxi zum Busbahnhof bringen. Um diese Zeit ist noch nicht viel los, nur ein Mitarbeiter schaut aus seinem hölzernen „Amtsgebäude,“ das die Größe einer Telefonzelle hat. Wie immer kommt sofort jemand und will uns weiterhelfen. Der Bus lässt auch nicht lange auf sich warten und da er völlig leer ist, können wir uns die Plätze aussuchen. Uns ist klar, dass das bei diesem Ziel nicht so bleiben wird. Aber auf diese Fülle sind wir dann doch nicht vorbereitet. Eine Viertelstunde später sind alle Zweiersitze von drei Menschen besetzt. Weitere drängen sich im Mittelgang. Wenn jemand vorbei will, steht meine Sitznachbarin auf und lässt sich völlig selbstverständlich auf meiner Hüfte nieder.
Auf halber Strecke ist in Salajá eine Art Verkehrsknotenpunkt. Mindestens 10 Chickenbusse treffen hier von allen Seiten ein und die Menschen wuseln hin und her. Raus aus dem einen, rein in den anderen Bus, dazwischen Lastwagen, Transporter, Pkw und Mopeds. Es ist ein unglaubliches Gedränge und Gehupe. Fährt einer der Busse endlich los, stößt er erstmal eine tiefschwarze Wolke aus, das grenzt schon an Grobstaubbelastung. Plötzlicht stoppt er dann wieder um weitere Passagiere aufzunehmen. Das passiert dann drei bis viermal. Für uns absolut undurchsichtig.
In der Nähe ist das erste Waisenhaus der Rudolf Walther Stiftung (Möbel-Walther aus Gründau-Lieblos) gebaut worden. Es ist das Zuhause für 140 Kinder. Nicht alle sind Waisen, manche wurden von ihren Eltern hier abgegeben, weil sie sie nicht ernähren können, andere wurden auf der Straße aufgegriffen.
In Guatemala ist Busschaffner einer der anspruchsvollsten Berufe. Die Männer müssen mindestes eine Artisten-Ausbildung haben. Kurz vor der Haltestelle springen sie aus dem fahrenden Bus und suchen nach weiteren Fahrgästen. Hat jemand sperriges Gepäck dabei, klettern sie flink wie Eichhörnchen die hintere Leiter hoch aufs Dach und nehmen die Sachen entgegen. Während der Bus bereits wieder losfährt, verstauen sie alles und zurren die Kästen oder Säcke fest. In voller Fahrt geht es die Leiter wieder hinunter und durch die hintere Tür zurück in den Bus. Und dann wissen sie auch noch, wer bereits bezahlt hat und wer neu dazu gekommen ist.
Endlich erreichen wir San Francisco – schön wieder durchatmen zu können, bevor wir uns ins bunte Markttreiben stürzen. Der wöchentliche Markt findet nicht nur in der Markthalle oder auf dem Marktplatz statt, der ganze Ort ist Markt. Von nah und fern kommen die Verkäufer mit ihrem Warenangebot bereits in den Nachtstunden, denn der Verkauf beginnt bereits morgens um sieben Uhr.

Wir stehen mitten in einem Farbenmeer: Stoffe, gewebt in den typischen Mustern, die die Maya-Frauen Tag für Tag tragen. Ständig entdecken wir neue Farbkombinationen und Muster. Mein Kaufimpuls muss heftig unterdrückt werden. Und irgendwann weiß ich auch gar nicht mehr, was ich eigentlich aussuchen sollte. Zu überwältigend ist das Angebot. Da der Ort auf einem Hügel liegt, geht es immer wieder bergauf und bergab.

Vanessa hat von ihrer Gastfamilie von einem Platz gehört, der für die Maya von besonderer Bedeutung ist. Sie fragt sich durch und schließlich stehen wir an einem Abhang. Unter dem größten Baum glimmen noch kleine Feuer, ein würziger Geruch liegt in der Luft und kleine Papierfetzen bewegen sich im Wind. Ein paar Menschen sind noch hier, aber die große Opferzeremonie hat vermutlich am frühen Morgen stattgefunden und das Saubermachen hat bereits begonnen. Wofür jeweils geopfert wurde, und was man sich davon erhofft, bleibt das Geheimnis jedes Einzelnen.
Wir laufen zurück, nicht ohne am beliebtesten Stand halt zu machen, dem Toilettenhäuschen. Die Besitzer haben es gut, sie müssen keine Kunden anlocken, die kommen alle freiwillig und warten sogar, wenn sie nicht gleich an die Reihe kommen. Für ein paar Quetzales kann man sich noch die Hände waschen, was will man mehr.

Inzwischen hat das Gedränge in den Gassen noch weiter zugenommen. Zwischen Ständen mit moderner Kleidung, Schuhen, Heiligenfiguren und Lebensmitteln drängen wir weiter nach oben in Richtung Viehmarkt.

Auf dem großen Platz stehen Kälber, Schweine, Federvieh, Kaninchen und Haustiere zum Verkauf. Die Interessenten schlendern herum, begutachten, befühlen, dann gehen ein paar Scheine von Hand zu Hand und das neue Haustier wird in einem Sack geschultert oder am Seil hinterhergezogen. Hier sehen wir das erste Mal noch andere Touristen, aber wir machen zusammen kaum ein Dutzend aus.

Auf dem Weg zurück staunen wir über das Angebot an Nähmaschinen. Alte mechanische stehen neben robusten Profigeräten. Kochtöpfe, Elektrokabel, Werkzeug, Radios, Garten- und Haushaltsgeräte – alles neu oder gebraucht. Natürlich gibt es auch Imbissstände, es wird gerührt, geknetet, geraspelt, frittiert und gebacken und duftet köstlich. In der Markthalle probieren wir eine der hiesigen Spezialitäten: knusprige gerollte Maisfladen auf rohem Gemüse, mit würziger Soße übergossen und mit Käse bestreut. Richtig lecker.
Gegen Mittag beginnen die ersten Aussteller, ihre Sachen zusammen zu packen. Dabei können wir beobachten, wie die Träger die riesigen Ballen und Säcke an um die Stirn gelegten Riemen zu den unten geparkten Autos schleppen. Von hinten sieht man nur einen Sack auf Füßen. Alles was nicht verkauft wurde, muss schließlich wieder zurück transportiert werden.

Wir klettern in den nächsten Bus, damit wir vor Marktschluss noch einigermaßen gut zurück kommen. Trotzdem geht es quälend langsam voran. Vom Bus aus sehen wir viele Läden mit riesigen Stoffballen. Hier ist das Zentrum der Textilindustrie in Guatemala, deshalb auch die vielen Nähmaschinen.
Am nächsten Morgen fahren wir zurück nach Antigua. Wir haben Glück und werden von dem netten Fahrer mit dem bequemen Minivan abgeholt. An der Abzweigung zum Lago Atitlán steigen die anderen Passagiere aus, wir sind die einzigen die nach Antigua fahren. Der Fahrer spricht gut englisch, so können wir uns über alles Mögliche mit ihm unterhalten. Mich hat die ganze Zeit der hohe Benzinpreis von 20 – 26 Quetzales (2,33 – 3,03 €) gewundert, doch der Preis gilt für eine Gallone (3,785 Liter).
Gut, dass ich auf dem Markt außer einem gewebten Gürtel nichts gekauft habe, der Koffer will kaum noch zugehen. Meine Vorstellung, ein Paket per Post nach Deutschland zu schicken, lässt sich nicht in die Tat umsetzen. Guatemala hat seit über 3 Jahren keine Post mehr. Den jährlichen Versprechungen, dass es in Kürze wieder eine gibt, schenkt niemand mehr Glauben. Zwar sind DHL und FedExx vertreten, aber die Preise sind extrem hoch. Angeblich kostet das Porto für einen einfachen Brief 20 US$. Kein Wunder, dass es nirgendwo Ansichtskarten zu kaufen gibt.
Als wir an einer Raststätte eine kurze Pause machen, stehen dort viele Radfahrer in Sporttrickots. Heute findet ein Straßenrennen statt, an dem Männer und Frauen teilnehmen. Sogar der führende Rennstall, der auch internationale Erfolge aufweisen kann, ist vertreten. Das Rennen wird auf dem Standstreifen der hier vierspurigen  Panamerican ausgetragen, der Autoverkehr darf schließlich nicht beeinträchtigt werden.
In Antigua ist was los, so viele Menschen haben wir in der Stadt noch nicht gesehen, aber für die Semana Santa (heilige Woche) ist das hier völlig normal. Wir wohnen keine 100 Meter von der Kathedrale „La Merced“ entfernt und wollen uns hier gleich mal umschauen. Rund um die Kirche reihen sich Buden aneinander. Auch hier wird deutlich: Gegessen wird immer. Gerade kommt eine festlich gekleidete Familie mit 15jähriger Tochter aus der Kirche. Die Quincenera wird also auch hier mit aller Pracht gefeiert. Ein Blick in die Kirche zeigt: Die Alfombra (Sägemehlteppich) mit den Fußspuren ist inzwischen durch eine neue unversehrte ersetzt worden.

Am Sonntag um 11 Uhr beginnt die zweit wichtigste Prozession der Osterwoche. Von überall her strömen Besucher in die Stadt. Viele Straßen sind bereits gesperrt. Autos, die trotz Verbotsschildern in diesem Bereich parken, werden gnadenlos abgeschleppt. Wir laufen zu einer Straße, wo der Umzug in der nächsten Stunde vorbeikommen soll.

Eifrig wird hier noch an einer Alfombra gearbeitet, es kann also noch dauern. Zunächst gehört die Straße den Verkäufern. Eis, Leihhocker, Sonnenschirme, Sombreros, Getränke, Spielzeug, Sonnenbrillen, Fächer, eben alles was den Menschen die Wartezeit angenehmer macht, ist zu haben. Lila Kutten für Männer und schwarze Spitzenschals für Frauen werden auch noch verkauft, falls sich jemand jetzt noch entschließen sollte, während der Prozession eine aktive Trägerrolle einzunehmen.
Nach einer Stunde geben wir auf, es wird in der Sonne einfach zu warm. Nachmittags gibt es eine neue Chance. Die Frau neben uns gibt uns ihren Programmzettel. Jetzt wissen wir, zu welcher Zeit die Prozession in welcher Straße sein wird und stellen uns nachmittags noch einmal an.

Schon bald hören wir Trommeln und Blasinstrumente. Zu sehen ist außer einer dichten Qualmwolke nichts. Jetzt holen die erfahrenen Besucher ihre Atemschutzmasken heraus, denn die vielen qualmenden Weihrauchkessel bringen die Zuschauer zum weinen und zum husten. Angeführt wird die Prozession von Männern im Römerkostüm. Es folgen Träger mit den nummerierten Bildtafeln der Kreuzigungsstationen. Männer in lila Gewändern laufen jetzt links und rechts der Straße mit einem langen Seil in Händen, damit trennen sie den Umzug von den Zuschauern. Denn jetzt kommen die dicht hintereinander laufenden Männer in ihren lila Kutten mit dem größten der tonnenschweren Gestelle auf ihren Schultern. Die geschnitzte hölzerne Plattform mit ihren Aufbauten – mittig Jesus mit dem Kreuz – schwankt wie ein Schiff durch die Straße. Lange hält diese Anstrengung niemand aus, deshalb wird ständig während des Laufens gewechselt. Die Plattform mit Maria wird dagegen von Frauen getragen. Hinter den Figuren folgt jeweils eine Musikkapelle. Dazwischen jeweils drei Mayas in Tracht mit Flöte und Trommeln. Am Ende der Prozession folgen mehrere Müllwagen und kehren die zertretenen Alfombras und alles was sonst noch rumliegt auf. Dahinter sieht es aus, als sei nie etwas gewesen.
Bis nachts um 2 Uhr dauert dieser Umzug. Schön, dass wir das miterleben konnten, denn morgen verlassen wir Guatemala, dieses wunderschöne Land, das so viel zu bieten hat.

Unterwegs in El Salvador

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Morgens um halb acht werden wir abgeholt. Wir haben den bequemen Weg gewählt und einen Shuttlebus gebucht. Das bedeutet, dass man direkt von Hotel zu Hotel gefahren wird. Kein Umsteigen, kein Gepäck schleppen, keine Wartezeiten.
Nachdem alle Passagiere in Antigua eingesammelt sind, verlassen wir zum zweiten Mal die Stadt die uns so gut gefällt. Der Weg führt in Küstennähe bis zur Grenze. Kaum steht das Fahrzeug, öffnet ein Mann die Seitentür und bietet Geldwechsel an. In der linken Hand hält er einen mehrere Zentimeter dicken Stapel Dollar-Noten. Wir haben noch einige Quetzales. Der Fahrer findet den Wechselkurs gut. Ein Mitreisender ist skeptisch und befragt erst sein Handy, danach tauscht auch er sein restliches Geld. Wie einfach so etwas gehen kann. Die Ausreise aus Guatemala gestaltet sich ebenfalls einfach: den Pass vorzeigen, stempeln lassen und das war es. Einer unserer Mitreisenden hat aber keinen Einreisestempel für Guatemala in seinem Pass, also muss er das irgendwie nachholen. Der Busfahrer organisiert ein Tuctuc, mit dem muss der Mann zu einer nahe gelegenen Einreisestelle, danach kann er offiziell ausreisen. Für uns bedeutet das eine Verzögerung von rund 15 Minuten. Nicht der Rede wert, und dem Busfahrer tut die Pause sicher auch gut. Wir sind gerade auf der Brücke, die den Grenzfluss El Salvador überspannt, als unserer Fahrer eine rasante Kehrtwendung macht. Eine Passagierin fehlt, im Laufschritt eilt sie dem Bus hinterher und ist zutiefst erleichtert, dass er nun doch nicht nur ihr Gepäck sondern auch sie selbst mitnimmt.
Nachdem wir die Grenze zu El Salvador überquert haben, ist die Straße in einem wesentlich besseren Zustand. Das Land von der Größe Hessens liegt eingerahmt von Guatemala und Honduras am Pazifik. Vulkane prägen die Landschaft. In den Bergregionen wird Kaffee angebaut, im fruchtbaren Flachland hauptsächlich Zuckerrohr. Das Straßenbild ist ein völlig anderes. Kaum hat man die Grenze überquert, sieht man die Frauen nur noch in westlicher Kleidung. Wir durchqueren ein paar Städte und fahren dann zeitweise auf der Küstenstraße. Offenbar habe wir Surfer im Bus, denn die Wellen werden voller Spannung begutachtet und fachmännisch kommentiert.
Wir sind als erste am Ziel. Der kleine Ort El Palmarcito liegt noch vor dem bekannteren El Zonte. Das Hostel macht auf den ersten Blick keinen besonders einladenden Eindruck. Der zweite lässt das jedoch schnell vergessen. Das holländisch/salvadorianische Ehepaar hat das Gebäude erst vor sechs Wochen übernommen und konnte natürlich die Umbaupläne noch nicht in die Tat umsetzen. Die vierköpfige Familie strahlt jedoch eine solche Harmonie und Zufriedenheit aus dass man sich sofort wohl fühlt.
Der Strand ist 100 Meter weit entfernt. Allerdings sind jetzt am Nachmittag die Wellen zu hoch zum schwimmen, aber ideal für die Surfer. Selbst die drei Meerwasser- Schwimmbecken, die in die Felsen gebaut sind, werden immer wieder von hohen Wellen überspült. „Morgen früh ist das besser,“ erklärt uns unsere Vermieterin Xena.

Wir laufen eine Weile am Meer entlang und dann nach oben auf die Klippe, hier steht ein nettes Restaurant. Neben dem Weg finden wir ein leicht betäubtes junges Eichhörnchen, das wahrscheinlich aus dem Nest gefallen ist. Vorsichtig nimmt Klaus es am Nackenfell und setzt es auf den Stamm der Palme. Als wir zurückkommen, ist es nicht mehr da.

Am nächsten Morgen probieren wir die Felsenpools aus. SIe gehören zu dem darüber liegenden Hotel. Jetzt während der Woche kostet es keinen Eintritt, trotzdem haben wir die Pools eine zeitlang ganz für uns. Es ist herrlich ruhig, nur die Wellen donnern unter uns gegen die Felsen. Der Rückweg ist um die Mittagszeit recht unangenehm. Der dunkle Sand nimmt in der Sonne eine Temperatur an, die die Fußsohlen glühen lässt.
Einen Tag später machen wir zusammen mit unserem Vermieter Marc und Amira, einer jungen Deutschen einen Ausflug. Marc will uns einen Wasserfall zeigen, den er besonders mag. Nach zwei Stunden Fahrt kann er das Auto abstellen und wir laufen ein kurzes Stück über eine sandige Fläche, bis wir zu einer großen Felsplatte kommen, die von mehreren Wasserläufen durchzogen ist. Zwei von ihnen müssen wir überspringen.

Für Marc mit seinen langen Beinen ist das normalerweise eine Kleinigkeit, aber er hat seit Tagen heftige Schmerzen im linken Fuß. Trotzdem schafft er es aus dem Stand auf einem Bein. Auch Klaus hat keine Probleme, nur Amira und ich stehen etwas bedröppelt da. Erst als uns die Männer die Hand reichen, schaffen wir den Sprung auf die andere Seite. Eine kleine Klettertour, dann stehen wir vor einem großen Becken. Wir wundern uns über den warmen Wind, der hier plötzlich weht. Einen Zugang zu diesem Wasser suchen wir vergeblich, man muss springen oder oben bleiben. Marc ist als erster unten, ich nehme allen Mut zusammen und springe die vier Meter hinunter. Mir bleibt förmlich die Luft weg, ich bin in einer Badewanne gelandet. Das Wasser hat bestimmt eine Temperatur von 38 Grad und wird aus kräftigen heißen Quellen ein paar Kilometer aufwärts gespeist. Marc grinst mich an, die Überraschung ist ihm geglückt. Klaus kommt dazu und gemeinsam kämpfen wir uns durch die Strömung auf die andere Seite. Das Wasser fließt so schnell, dass man kaum vom Fleck kommt. Wir schwimmen im weiten Bogen um den nach unten stürzenden Wasserfall zurück. Das ist bei der Wassertemperatur ganz schön anstrengend. Nach einer Verschnaufpause müssen wir die Felsen hochklettern, anders kommt man hier nicht wieder raus. Ich bin vielleicht froh über meine Badeschuhe. Noch ist der Salto De Malacatiupan wenig bekannt. Außer uns sind noch vier andere Touristen hier. Als wir zwei Stunden später zum Auto zurückkehren, kommen uns vier Paare entgegen. Die Frauen gut frisiert und geschminkt, in eleganten Kleidern und mit Pumps an den Füßen. Die werden hier bestimmt nicht ins Wasser springen.
Auf der Ruta de las Flores, die landschaftlich wunderschön liegt aber in dieser Zeit wenig Flores hat, fahren wir nach Ataco. Das ist eine hübsche kleine Stadt mit einem zentralen Park. Zu dritt gehen wir in das nächstgelegene Restaurant, Marc muss seinen Fuß ausruhen und bleibt im Auto. Der junge Kellner kann sein Glück kaum fassen, Touristen in seinem Lokal. Als er dann noch erfährt, dass wir aus Deutschland sind, will er unbedingt Selfies mit uns machen. Als Dankeschön stellt er ein großes dreigeteiltes Sandwich vor uns auf den Tisch.

Nach einem Rundgang durch die Innenstadt mit ihren bekannten Wandmalereien geht es weiter zu einer großen Kaffeeplantage, deren Sehenswürdigkeit ein Irrgarten ist. In einem so heimtückisch angelegten Labyrinth bin ich noch nie gewesen. Und dann ist es noch am Hang gelegen, das bedeutet ständiges bergauf und bergab laufen. Irgendwann erreichen wir die Mitte. Mit einer Glocke kann man anderen seinen Erfolg mitteilen. Aber jetzt müssen wir wieder rausfinden, wir haben wirklich keine Lust mehr und als ein junger Mann fragt, ob er uns führen soll, nehmen wir das dankbar an.
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Abends gehen wir noch einmal in eins der Strandrestaurants. Der Besitzer bedankt sich überschwänglich, das wir El Salvador besuchen. Er weiß, dass sein Land einen schlechten Ruf hat und bittet uns, zuhause zu erzählen, wie schön es hier ist.
Wir nehmen den Bus nach San Salvador. Die Fahrkarte kostet 1,50 US$ (El Salvador hat keine eigene Währung) für 50 Kilometer. Allerdings müssen wir auch für jeden Koffer eine Fahrkarte kaufen. Dafür dürfen die dann auf dem Sitz mitfahren. Auf der stark befahrenen Küstenstraße geht es nach La Libertad, dem beliebten Badeort der Hauptstädter, hier zweigt die Straße  nach San Salvador ab. Auf der neuen vierspurigen Straße geht es zügig voran, bald haben wir den Stadtrand erreicht. Über der großflächig angelegten Stadt erhebt sich ein Vulkan. Erdbeben haben ihr immer wieder zugesetzt. Das letzte schwere Beben liegt noch keine 20 Jahr zurück. San Salvador ist auf den ersten Blick nicht von einer nordamerikanischen Stadt zu unterscheiden. In mehreren großen Einkaufszentren sind alle bekannten Fastfood-Ketten und Modelabel aus den USA vertreten.
Doch im Bereich der Altstadt – wo unser Hotel liegt – ändert sich das Stadtbild. In diesem Teil der Hauptstadt sind scheinbar alle Fenster und Türen vergittert und die Häuser dicht an dicht mit Stacheldraht, Natodraht oder Elektrodraht gekrönt. Außerdem laufen viele bewaffnete Wachleute herum. Nach Einbruch der Dunkelheit soll man besser ein Taxi nehmen. Jetzt am frühen Nachmittag kann man sich nicht vorstellen, dass es hier gefährlich sein könnte. Wir bestellen aus Bequemlichkeit schon jetzt ein Uber-Taxi und lassen uns die vier Kilometer zur Kathedrale fahren. Das Taxi quält sich durch dichtes Gedränge auf der links und rechts dicht mit Marktständen bestückten Hauptstraße zur Plaza Civica an der Kathedrale Metropolitana.

Familien sitzen auf dem Platz auf Bänken oder auf dem Boden und essen, reden, lachen und beobachten ihre spielenden Kinder.

Die von außen prächtige Kirche ist innen recht schmucklos, sie wurde auch erst Ende des letzten Jahrhunderts fertiggestellt. Eine weitere Kirche (San Rosario) in der Nähe sieht von außen aus, wie eine unscheinbare Werkhalle aus grauem Beton, aber von innen fühlt man sich wie mitten im Regenbogen.

Unweit der beiden Kirchen spielt eine großartige Band lateinamerikanische Musik. Umringt von einem großen Zuschauerkreis tanzen Menschen von acht bis achtzig allein oder paarweise begeistert zur mitreißenden Musik.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus zum botanischen Garten „Plan de la Laguna“. Früher war hier ein See, der durch einen Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert trockengefallen ist. Auf der fruchtbaren Erde wurde im letzten Jahrhundert ein botanischer Garten angelegt. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

Teiche mit Fischen und Schildkröten sind zwischen Bäumen, Sträuchern, Wüstenpflanzen und Blumen angelegt. Auf schattige Wegen mit vielen Sitzgelegenheiten und mehreren Spielplätzen finden Alt und Jung jeweils das Passende.

Hier sitzen wir eine Weile und beobachten ein paar Dohlengrackeln. Die kennen wir schon seit Mexiko und erfreuen uns an ihrer Fähigkeit, andere Vögel oder sonstige Geräusche nachzuahmen, wie Handyklingeln oder das akkustische Signal von Fußgängerampeln.
Der Weg zum knapp zwei Kilometer entfernten Einkaufszentrum bietet ein unerwartetes Hindernis. Wir müssen eine gut 20 Meter hohe Brücke überqueren, die anscheinend nur für Autos gebaut wurde. Kein Bürgersteig, und das Geländer reicht gerade mal bis zum Oberschenkel. Doch die Menschen, die wir fragen, deuten sehr bestimmt auf die Fahrbahn. Mit einem etwas mulmigen Gefühl laufen wir die letzten 300 Meter, bis wir unser Ziel erreichen. Groß und modern mit vielen Boutiquen und noch mehr Schuhgeschäften präsentiert sich das Einkaufszentrum. Hier kauft die Ober- und Mittelschicht ein. Die teuersten Schuhe kosten hier 35 US$. Für Miguel Normalverdiener kaum erschwinglich, 300 US$ verdient er im Monat.
Für den Rückweg bestellen wir uns ein Taxi, heute sind wir genug gelaufen.

Vulkane – in Granada, am Apoyo-See und auf Ometepe (Nicaragua)

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Mit dem Shuttlebus fahren wir zum letzten Mal durch Leon. Löwenstandbilder, wohin man schaut, in Parks, an Brunnen und vor Gebäuden. Ob jemand weiß, wie viele es in der ganzen Stadt gibt?

Am frühen Morgen können wir endlich auch was vom Land sehen. Auffallend viele Pferdefuhrwerke sind auf den Straßen unterwegs. Dieser Teil des Landes ist hauptsächlich flach und wird meist landwirtschaftlich genutzt. Viehwirtschaft, Bananen, Zuckerrohr, Tabak und im Abnehmen begriffen auch Baumwolle. Auffallend sind dazwischen die blühenden Butterblumenbäume, deren strahlendes Gelb weit leuchtet.

Die Hauptstadt Managua durchfahren wir nur in den Randgebieten. Vor Einkaufszentren und bei großen Kreisverkehrsinseln steht ein Großaufgebot an Polizei. Der Jahrestag der Demonstrationen von 2018 steht kurz bevor, und die Regierung ist offenbar ziemlich nervös.

In den Mittagsstunden erreichen wir Granada – von den Einheimischen „fette Rosine“ genannt – übrigens verschwistert mit Frankfurt/Main. Unser Hotel gehört einem Inder der uns erzählt, dass viele Ho(s)tels und Restaurants nach den blutigen Aufständen vor einem Jahr schließen mussten. Sein Hotel hat überlebt, aber das dazu gehörende Restaurant rentiert sich nicht mehr. Wir kühlen uns erst einmal im Pool ab, in Granada ist es noch mal 5 Grad wärmer als in Leon. Die junge Frau, die kurz darauf ebenfalls in den Pool steigt, hat Schürfwunden am rechten Unterarm. „Vulkan-Boarding?“ frage ich, sie nickt.

Beim ersten Rundgang durch die Stadt sehen wir viele schöne Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit. Obwohl die Stadt mindestens dreimal von Piraten zerstört wurde, gilt Granada (80.000 EW) nach mehrfachem Wiederaufbau als die schönste Stadt Nicaraguas; Leon dagegen ist die lebendigere und mit 200.000 Einwohnern auch die größere. Eine Zeit lang wechselten sich beide in ihrer Funktion als Hauptstadt ab, bis 1858 die Ernennung Managuas dem Dauerstreit ein Ende machte.

Vor der Kathedrale entsteht gerade die größte Alfombra (Sägemehlteppich) für die Osterprozession, die wir bisher gesehen haben. Hier bedient man sich einer anderen Technik als in Antigua oder Leon. Auf die gut 25 m² großen Fläche aus Naturmaterial wird das Motiv farbig aufgesprüht. Ein Zaun schützt es vor unabsichtlicher Zerstörung, denn dieses Werk muss bis Ostern erhalten bleiben.

Wir sitzen im Café gegenüber der Iglesia la Merced, wo gerade ein Trauergottesdienst stattfindet. Vor der Kirche stehen in der größten Hitze zwei Pferde, die die schwarze Kutsche nach der Trauerfeier zum Friedhof ziehen müssen. Die Menschen, die aus der Kirche strömen, sind elegant gekleidet, schwarz tragen die wenigsten.

Abends suchen wir uns aus der Vielzahl der Restaurants eins mit besonders schönem Innenhof aus. Im Freien sitzen, dabei ins beleuchtete Grün schauen und dabei das Brunnenwasser plätschern hören, ist ungemein entspannend. Das Lokal schließt um 21 Uhr, später als viele andere. Auf dem Rückweg reiben wir uns verwundert die Augen.

Die ruhige Fußgängerzone der Altstadt hat sich in eine Partymeile verwandelt. Mitten auf der Straße stehen jetzt Tische und Stühle, Bands spielen, Händler drängen sich zwischen den Tischen durch und bieten ihre Waren an, Menschen essen, trinken, tanzen und singen.

Am nächsten Morgen herrscht wieder verschlafene Ruhe. Am anderen Ende der Stadt kommt man an den Nicaragua-See. Durch den San Juan-Fluss ist der See mit dem Atlantik verbunden (den Weg nahmen die Piraten) und die schmalste Stelle zwischen See und Pazifik beträgt nur 10 Kilometer. Deshalb wird immer wieder über den Bau eines Äquivalents zum Panama-Kanal spekuliert. Hoffentlich kommt es nie so weit, denn damit würde sich hier alles verändern. Der größte Binnensee Mittelamerikas (17 mal so groß wie der Bodensee) ist Wasserspeicher, Nahrungslieferant, Verkehrsader für einen Teil der Bevölkerung des Landes und für die Einwohner Granadas der beliebteste Vergnügungsplatz.

Wir sind erstaunt, dass hier so wenige Menschen im Wasser sind. Die können doch nicht alle Angst vor den Bullenhaien haben, die in dem See leben und als einzige Hai-Art die Umstellung von Salz- auf Süßwasser schaffen. Während wir am Strand entlang laufen, kommt plötzlich ein Pferd angaloppiert, stoppt an einem grasbewachsenen Platz und beginnt zu fressen. Von einem Besitzer ist weit und breit nichts zu sehen.

Ein junger Mann bietet uns eine Bootstour zu den 360 kleinen Inseln an, die durch einen Ausbruch des Mombacho-Vulkans vor Jahrtausenden entstanden sind. Um zur Anlegestelle zu kommen, müssen wir ein ganzes Stück mit dem Auto am Seeufer entlang fahren. Und hier sind all die Menschen, die wir am vorderen Ufer vermisst haben.

Hier stehen Bäume mit weit ausladenden Kronen am Ufer und spenden den nötigen Schatten. Dazwischen liegen Spielplätze, verkaufen Händler aufblasbare Gummitiere und -reifen in allen Größen und Farben, stehen Händler mit Speisen und Getränken bereit, kurz – es fehlt an nichts. In der Osterwoche sind Ferien und dieser Teil des Seeufers ist nicht nur bei den Einwohnern Granadas, sondern auch bei denen aus der Hauptstadt beliebt. Der eigene (Managua-) See ist stark verschmutzt, baden geht dort niemand mehr.

Wir fahren mit dem Boot zwischen den vorderen Inseln hindurch und der junge Mann erzählt uns, wem sie jeweils gehören. Einheimische Brauereibesitzer und Zeitungsverleger gehören zu den Glücklichen. Die größte mit dem protzigsten Haus gehört einem amerikanischen Pornoproduzenten und die mit dem schönsten Haus und einem Hubschrauber-Landeplatz dem Schauspieler Morgan Freeman. Nur etwa 20 dieser Inseln sind von Einheimischen bewohnt, etliche noch zu verkaufen. Nach einem Lottogewinn kann man ja mal darüber nachdenken. Zurück an Land laufen wir am Seeufer zurück und schauen uns an, wie die Menschen ihre Freizeit am Seeufer genießen.

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Im rechteckigen Parque Central vor der Kathedrale stehen an den vier Ecken gemauerte Kioske. Hier wird eine örtliche Spezialität verkauft: Auf ein warmes Püree aus Yucca-Wurzeln kommen kleine Stückchen kross gebratener Schweineschwarte, gekrönt von einem Krautsalat. Es schmeckt mir erstaunlich gut, bis plötzlich eine warme Ladung von oben aus dem Baum meinen Kopf und die Schulter trifft und auch ins Essen tropft. Irgend ein Vogel – klein war er sicher nicht – hat sich gerade gewaltig erleichtert. Die Verkäuferin aus dem Kiosk kommt sofort mit einem Lappen angerannt, befeuchtet ihn mit meinem Trinkwasser und beseitigt den gröbsten Schaden. Jetzt will ich nur noch ins Hotel und unter die Dusche. Sollte ich allerdings feststellen, dass an der „behandelten“ Stelle die Haare jetzt doppelt so dicht sprießen, werde ich mir schon mal eine Insel aussuchen; mit einem Haarwuchsmittel das wirkt, kann man steinreich werden.

Vor der Casa de los tres Mundos (Haus der drei Welten) – dem Kulturzentrum der Stadt – hängt ein Plakat. „Schau mal das Bild“, sagt Klaus „der sieht doch aus wie dieser Schauspieler.“ „Dietmar Schönherr,“ ergänze ich, und als ich später nachschaue, bewahrheitet sich das. Der Schauspieler hat sich mit sozialen Projekten stark in Nicaragua engagiert.

Am Gründonnerstag und Karfreitag ist von Musik- und Tanzverbot keine Rede. Während morgens bei den Prozessionen in manchen Gegenden sogar ein Kreuz mit einem angebundenen lebenden Menschen durch die Straßen getragen wird und manche Gläubige vor Verzweiflung und Mitgefühl weinen, kennt die Feierfreude abends keine Grenzen.

Osterprozessionen haben wir jetzt zur Genüge genossen, deshalb verlassen wir die Stadt am Samstag und lassen uns mit dem Taxi zum nahe gelegenen Apoyo-See bringen. Am Ende der Straße haben wir in einem kleinen Ressort für die nächsten Tage einen Bungalow gemietet.

Dieser in einem Vulkankrater liegende fast runde See mit 4 km Durchmesser soll das sauberste Wasser in ganz Mittelamerika haben. Ganzjährig hat er eine Temperatur zwischen 25 und 27 Grad, einfach wunderbar. Auch der Schweizer Besitzer Daniel hat seit der Demonstrationen vor einem Jahr zu kämpfen. Acht von zehn Mitarbeitern musste er entlassen und hofft nun, dass die Touristen bald wiederkommen. Er liebt dieses Land und ganz besonders den See. Begeistert erzählt er uns von den Tieren, die in der Wildnis rundherum leben. Zwei Affenarten sind hier heimisch, Brüll- und Kapuzineraffen. Ein Ameisenbär hat ihn in den sechs Jahren, die er hier lebt, auch schon auf seinem Grundstück besucht, und die vielen Vögel die hier leben notiert er sich in einem Buch. Beim Frühstück sehen wir einen Motmot, dessen Schwanzfedern aussehen, als wären zwei Bommel am Ende befestigt. Er ist sowohl der Nationalvogel El Salvadors als auch Nicaraguas.

„Den Masaya-Vulkan müsst ihr dringend besuchen“, rät uns Daniel. Also fahren wir am nächsten Nachmittag 35 Kilometer mit dem Taxi zu diesem Berg. Die Zufahrt ist durch ein Tor gesperrt, auch Fußgänger werden erst ab 17 Uhr eingelassen. Über eine gute neue Straße geht es zwischen Schlackefeldern den Berg hinauf zu einem weitläufigen Parkplatz. Große Dampfwolken steigen jenseits der Begrenzungsmauer auf. Ein Blick hinüber zeigt ein Loch, aus dem es unentwegt qualmt. Wir laufen noch ein Stück weiter, den Berg zur Linken hinauf und schauen in den Krater eines erloschenen Vulkans. Als die Sonne untergeht, gehen wir langsam zurück. Im Dunklen wollen wir auf diesen Wegen voller Vulkan-Schotter nicht gerne unterwegs sein, wie leicht gerät man hier ins Rutschen. Ein Schwarm Papageien kommt lärmend angeflogen und sucht einen Schlafplatz für die Nacht.

Inzwischen haben sich zu den paar Autos, die vorhin auf dem Parkplatz standen noch ein paar hinzugesellt, darunter auch ein Wohnmobil. Mit dem Besitzer kommen wir kurz darauf ins Gespräch – ein Schweizer unterwegs auf der Panamerikana. Je dunkler es wird, umso heller leuchtet die glühende Lava in dem Loch, es kommt mir vor, als könne man der Erde tief in den Schlund schauen – faszinierend.

Das Vulkan-Thema lässt uns auch am nächsten Tag nicht los. Wir machen uns auf den Weg zur Insel Ometepe, die im Nicaragua-See liegt. Ursprünglich waren es zwei Vulkan-Inseln, die nach mehreren Eruptionen durch ausfließende Lava inzwischen miteinander verbunden sind.

Der Bus fährt bis zum Hafen San Jorge, dann brauchen wir noch eine gute Stunde mit der Fähre auf die Insel. Mal wieder eine gute Gelegenheit, um Menschen zu beobachten. Männer und Frauen schauen begeistert der Telenovela zu, die über den Bildschirm flimmert. Kinder werden mit Süßigkeiten zum Ausharren gebracht und den Kleinsten wird die Brust gegeben. Stillende Mütter sind in allen bisher bereisten Ländern Mittelamerikas zu sehen. Auf Bänken, in Bussen, selbst während des Laufens holen die Mütter die Brust raus und lassen ihre Kinder trinken.

Am Hafen von Moyogalpa wartet bereits ein Taxi auf uns, das der Hotelbesitzer für uns organisiert hat. Die Strecke an der dem Westufer des Sees zugewandten Seite sei etwas länger, aber viel besser, erklärt uns der Fahrer. Uns ist das egal, wir haben einen Festpreis für die Hin- und Rückfahrt vereinbart und genießen die schöne Strecke. Unser Hotelchen (zwei Zimmer) liegt auf dem Verbindungsstück zwischen den beiden Vulkanen. Zwischen unserer Terrasse und dem Strand liegt nur die kaum befahrene Straße. Es gibt ein paar Läden, drei Restaurants und ganz viel Natur.

Am nächsten Morgen gehen wir Schwimmen, hundert Meter weiter rechts tun es uns ein paar Pferde gleich. Sie marschieren ins Wasser, manche legen sich hin, andere wälzen sich auf den Rücken, und dann geht es zum Trocknen an den Strand. Conception, der größere der beiden Vulkane trägt morgens ein Wolkenmützchen, das ständig seine Form verändert.

Auf dem Teil der Insel, die vom Vulkan Maderas dominiert wird, gibt es Petroglyphen. Diese in Felsen eingearbeiteten Bilder sind ein guter Grund für eine Wanderung. Nach ein paar Kilometern über einen Feldweg mit zwei 50 Zentimeter breiten betonierten Fahrstreifen sind wir beim ersten Felsstein angelangt, der mit einem einfachen Dach vor Regen schützen soll. Die nächsten, die wir zu Gesicht bekommen, liegen einfach im Freien.

Der Weg zu einer 7 Kilometer entfernten Lagune führt durch ein Gatter. Ein Pärchen auf dem Moped schaut sich den Weg an und muss feststellen, fahren ist hier nicht möglich. Da hat es der Caballero, der kurz darauf auf seinem Pferd angetrabt kommt, schon einfacher. Das Tier ist diesen steinigen Weg offenbar gewöhnt, schon nach kurzer Zeit ist von den Beiden nichts mehr zu sehen. Wir allerdings geben nach einer halben Stunde auf und treten den Rückweg an. Warum einen solch schwierigen Weg gehen, wenn er sowieso nicht zum Aussichtsturm führt, den wir eigentlich besuchen wollen.

Der andere Weg führt zwischen herrlichen Bäumen hindurch. Merkwürdige Samenkapseln liegen auf der Erde. Diese schönen Gebilde könnte man bestimmt als Musikinstrument nutzen, die Samen rasseln so schön in den hölzernen Kapseln.

Wir sind ganz allein hier und können Vögel und zwei sich jagende Eichhörnchen beobachten. Nach einer Weile kommen wir zu einer Plantage und mittendrin liegt der Aussichtsturm und ein hübsches Restaurant, das zu einem Hostel gehört. Das kommt uns gerade recht für eine Pause. So schön das hier auch liegt, für uns ist es nicht das Richtige. Es liegt beinahe 100 Meter oberhalb der Straße und die Gäste müssen ihr Gepäck auf engen Wegen selbst nach oben befördern. Für uns geht es mit leichtem Gepäck hier nur bergab, eine Kleinigkeit nach dem leckeren Brot.

Am nächsten Morgen geht es mit der 11 Uhr-Fähre zurück aufs Festland. Ein Taxifahrer macht uns das Angebot, uns für einen guten Preis bis zur Grenze nach Costa Rica zu bringen. Da können wir nicht widerstehen und genießen die 40 Kilometer bis zur Grenze. Hier sind wir in der Region, in der hauptsächlich Viehzucht betrieben wird. Jetzt, am Ende der Trockenzeit, ist das Gras verdorrt und die Rinder sind so dürr, dass man die Rippen sehen kann. Mensch und Tier warten auf den Regen, der in ein paar Tagen das ganze Land in üppiges Grün verwandeln wird.

Dann sehen wir links und rechts eine Vielzahl von Windrädern. In Nicaragua ist man ungeheuer stolz auf diese fortschrittliche Energieerzeugung.

Fünf Kilometer vor der Grenze beginnt ein Stau. Wie eine riesige Eisenbahn stehen LKW dicht an dicht. Unsere Befürchtung, dass das jetzt eine langwierige Angelegenheit wird, bewahrheitet sich nicht. Der Fahrer fährt an der Blechschlange vorbei und setzt uns direkt vor der Grenze ab.

Schade, dass unsere Zeit in Nicaragua schon vorbei ist. Auch dieser Abschied schmerzt, aber gleichzeitig freuen wir uns auf Costa Rica.

Manuel Antonio und die Halbinsel Osa (Costa Rica)

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Der Nationalpark Manuel Antonio – an der Pazifikküste bei Quepos gelegen – ist unser nächstes Ziel. Die Straße führt durch üppig grüne Landschaft. Zum Glück hat man sich nach der Abholzung von 80 % des Regenwaldes in den 70er und 80er Jahren besonnen und heute sind nach Aufforstung wieder 50 % des Landes, das etwas größer ist als die Slowakei, von Wald bedeckt. Plantagen für das weltweit begehrte Palmöl sind dazwischen auch immer wieder zu entdecken. Die Regierung hat 27 % der 51.000 km² des Landes unter Naturschutz gestellt. Aber eine weitere Entscheidung macht mir dieses Land so überaus sympathisch: Seit 1948 gibt es kein Militär, die gesparten Kosten werden für Bildung und Gesundheit ausgegeben. Ein Resultat ist sicherlich, dass der 5 Millionen Einwohner Staat die höchste Alphabeti- sierungsrate Mittelamerikas und mit ca. 750 US$das zweithöchste Durchschnittseinkommen pro Kopf in Mittelamerika hat.

Der Bus fährt die 111 Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks in 3,5 Stunden. Ein paar Minuten davon entfernt liegt unser Hostel mit schönen Zimmern und einem kleinen Pool. Und in fünf Minuten sind wir Strand, wo die Wellen in schöner Regelmäßigkeit die Badenden umwerfen. Zum Glück sind kaum Steine im Wasser und der Sand ist fein und weich. Was für eine Kraft die Wellen schon bei ein bis zwei Metern Höhe entwickeln, kaum ein Bikinioberteil bleibt an seinem Platz. Da fühle ich mich in meinem Badeanzug etwas sicherer. Später unter der Dusche fällt jede Menge Sand heraus, wie der wohl darein gekommen ist.

Um den Parkeingang herum sind in den letzten Jahren Hotels, Hostels, Läden und Restaurants entstanden. Tagsüber kommen noch die mobilen Händler dazu. Wir staunen nicht schlecht, als wir am Morgen ein Lokal zum frühstücken suchen, hier war doch gestern Abend absolut nichts los. Jetzt kann man sich hier alles mögliche kaufen und zwischendrin laufen etliche Männer mit einem Spektiv  auf einem Stativ herum und bieten Führungen durch den Park an.

Die meisten Lokale haben nur halbhohe Wände und ein Dach. Kalt wird es hier nie, und vor dem häufigen Regen ist man ausreichend geschützt. Wir können beim frühstücken wunderbar Vögel beobachten. Zwei schwarze Vögel mit leuchtend rotem Rücken fliegen in den nahe stehenden Baum. Ein Stück weiter bauen zwei Maskentyranne am Stamm einer Palme unter den verwelkten Blättern eines Epiphyten (Aufsitzerpflanze) ein Nest. Die Vögel schleppen lange Halme heran und stopfen und polstern eifrig.

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Plötzlich kommt ein Swainson-Tukan mit dem gelb/kastanienbraunen Schnabel angeflogen, ein zweiter bleibt ein Stück weiter im hohen Baum hinter der Palme. Aufmerksam beobachten die Vögel die fleißigen Nestbauer, dann nähert sich einer. Tapfer versuchen die viel kleineren Vögel den Tukan zu vertreiben, aber wehrt sie mit mehreren Flügelschlägen ab.

Mal mit dem rechten dann mit dem linken Auge schaut er in das Nest und beginnt dann, es mit seinem Schnabel zu zerstören. Glück für die Maskentyranne, sie waren noch in der Bauphase und haben keine Jungen im Nest. Auf die hat es der Tukan nämlich abgesehen. Meist ernährt er sich von Früchten, aber gerade diese Art ist ein berüchtigter Nesträuber. Ich habe die Kamera dabei und drücke im richtigen Moment auch auf Videoaufnahme. Dass ich später aus Versehen den Film lösche, ihn aber mit einem Spezialprogramm rekonstruieren kann, ist eine andere Geschichte.

Um sieben Uhr gehen wir in den Nationalpark. Am Eingang werden die Taschen kontrolliert. Wasser, Sandwich und Früchte sind erlaubt, Nüsse, Kekse und andere Süßigkeiten verboten. Die Mitarbeiter, die jeden Rucksack und jede Tasche kontrollieren, müssen sich manches Mal ganz schön was anhören. Die jungen Männer und Frauen bleiben freundlich aber bestimmt. Es gab wohl immer wieder unvernünftige Besucher, die Tiere mit Gebäck usw. anlockten, daraus hat die Parkleitung Konsequenzen gezogen.

Obwohl um diese Zeit die großen Busse noch nicht eingetroffen sind, ist es ganz schön voll. Wie mag das wohl erst in der Hauptsaison aussehen? Es gibt betonierte und naturbelassene Wege. Der Park ist gut beschildert und mit Informationstafeln ausgestattet. Eigentlich erwartet man ja, das Menschen sich bei der Tierbeobachtung ruhig verhalten, aber hier schallen laute amerikanische Rufe durch den Urwald: „Oh nein – das kann ich nicht glauben – wie wunderschön – oh mein Gott!“ Bestimmt haben sie ein Faultier entdeckt, vielleicht so gar mit einem Jungen oder gar Zwillingen. Wir nähern uns der begeisterten Gruppe und sehen – einen Frosch.

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Heute ist uns das Glück hold und wir können Faultiere, Waschbären, Agutis, Rehe, drei verschiedene Affenarten, Schmetterlinge und jede Menge Blattschneiderameisen beobachten. Die machen sie es sich leicht und nutzen die angelegten Wege, Stufen und Geländer, um die geernteten Blätter auf schnellstem Wege zu ihrem Bau zu befördern.

Nach ungefähr zwei Kilometern hat man die meisten Besucher hinter sich gelassen. Die geführten Touren dauern zwei Stunden und so weit laufen die Führer mit ihren Gruppen nicht. Nur zwei Frauen in Rollstühlen sind auf den gut angelegten Wegen noch unterwegs. Zu der verlockend aussehenden kleinen Bucht wollen sie dann aber doch nicht, zu steil der Weg, den sie ja auch wieder zurück müssen.

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Wir ziehen gerade hinter einem Felsen Badesachen an, als ich das Gefühl habe, beobachtet zu werden. Ein über einen Meter langer Leguan liegt direkt neben uns auf dem Felsen und sonnt sich. Nach und nach entdecken wir noch andere. Im Schatten der Bäume machen wir eine lange Pause. Der Wind in den Bäumen und das Rauschen der Wellen haben eine einschläfernde Wirkung.

Sieht harmlos aus ist aber giftig
o.: Wer hat den Rest des Leguans?
u.: Eisiedlerkrebse mögen Bananen

Auf dem Weg zum Aussichtspunkt La Cathedral geht es über Stufen ständig bergauf. Wir beschließen, nur die kurze Runde zu gehen. Die richtige Wahl, denn kurz darauf beginnt es heftig zu regnen. Wir stellen uns eine Weile unter, beschließen dann aber trotz des Regens weiter zu laufen. Das war die richtige Entscheidung, denn es regnet bis weit in den Abend hinein und der Park wird um 16 Uhr geschlossen. Nass bis auf die Haut kommen wir im Hostel an. Hier gibt es die Regelung, dass auf der überdachten Terrasse keine Kleidungsstücke liegen dürfen. Die Wäscheleinen hinter dem Pool im Freien sind jetzt auch keine Lösung. Wir legen alle Sachen auf den Fußboden, stellen Klimaanlage und Ventilator an und am nächsten Morgen sind sogar die Sportschuhe fast trocken.

Der Bus nach Puerto Jiménez auf der Halbinsel Osa fährt nicht am Busterminal in Quepos ab, sondern von dem weit außerhalb liegenden Hospital. Außer einer halb zusammengebrochenen Haltestelle gibt es dort nichts, weder einen Kiosk in dem man Fahrkarten kaufen kann, noch irgendeine Information. Eine junge Französin will auch in unsere Richtung. Sie hat am Vortag in Quepos Tickets gekauft und meint, dass wir eine falsche Information haben. Als nach 20 Minuten ein Bus hält, der die Stadt David in Panama anfährt, fragen wir nach unserem Zielort. Der Busfahrer bietet an, uns nach Golfito mitzunehmen, von dort kann man mit einem Boot übersetzen. Besser als die Ungewissheit ist das alle Mal. Man merkt immer wieder, Costa Rica ist kein Backpacker-Land. Hierher kommen meist organisierte Reisegruppen oder Individualreisende mit PKW. Richtige Auskünfte oder etwa Fahrpläne im Internet – Fehlanzeige.

Unterwegs fällt dem Busfahrer ein, dass es für uns viel zu gefährlich sei, mit dem Boot zu fahren. Er lässt uns in Piedras Blancas aussteigen. „Der Buss nach Puerto Jiménez kommt bald,“ verspricht er. Piedras Blancas hat eine Tankstelle, zwei Lokale und fünf Häuser. Erstaunlicherweise gibt es sogar ein Wartehäuschen aus vier Stämmen, drei Brettern und Palmwedeln. Malerisch ist es, aber nicht dicht. Als es anfängt zu schütten, drängen wir uns mit den anderen Passagieren in der Mitte zusammen. Eine Stunde später kommt tatsächlich ein Bus, sogar ein ganz moderner. Die Strecke um die Bucht herum ist wunderschön. Auf Osa liegt der Nationalpark Corcovado, der der tierreichste des ganzen Landes ist. Wir erreichen unser Ziel kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Vom Busbahnhof sind es nur ein paar hundert Meter bis zu unserem Hotel. Wir bekommen ein großes sauberes Zimmer mit zwei Betten und zwei Ventilatoren. Gleich um die Ecke ist eine Pizzeria. Die Pizza schmeckt wirklich gut, aber die Limetten-Basilikum-Limonade toppt alles, was wir bisher getrunken haben.

Der Besuch des Nationalparks ist mit Schwierigkeiten verbunden. Morgens um sechs Uhr fährt der Bus. Von der Haltestelle führt ein Fußweg 3,5 Kilometer bis zum Parkeingang. Die Tour durch den Park ist angeblich nur mit Führer möglich und dauert 5 Stunden. Zu anstrengend und zu teuer, wir verzichten. Wir fragen unseren Hotelbesitzer, ob er schon mal einen Jaguar im Park gesehen hätte. Dort nicht, aber hier in der Stadt. Als er abends seine Eltern nach Hause begleitete, stand einer keine 50 Meter vom Haus entfernt auf der Straße.

Abendstimmung in Puerto Jiménez

Immer wieder regnet es in den nächsten Tagen, aber in den trockenen Stunden laufen wir bei Ebbe am Strand entlang, entdecken einen Park und die „Werkstatt“ von Blattschneiderameisen. Sie haben einen großen Busch besetzt und zerlegen kunstvoll die Blätter in fingernagelgroße Stücke. Die liegen als kleiner Hügel auf dem Boden und werden nach und nach von großen Kolonnen abtransportiert. Wir folgen dem Weg über fast 100 Meter. Diese Organisation und Effizienz ist bewundernswert.

Wir sind in einem Wohnpark gelandet, geschmackvolle Häuser stehen weit von einander entfernt im dichten Grün, die Anlage wirkt richtig einladend. Reinkommen war leicht, aber der Ausgang ist nicht zu entdecken. Ein junger Mann begleitet uns zu einem Pförtnerhäuschen, wo man uns ohne Probleme neben der Rollbahn des kleinen Flughafens wieder heraus lässt.

Am frühen Morgen und am frühen Abend erfüllt ein Gekreische die Luft. Große Schwärme grüner Papageien fliegen nach einem Tag am Meer abends zurück in den Urwald. Die Nachzügler sind immer paarweise unterwegs. Zweimal sehen wir sogar die auffälligen rotbunten Aras, die größten in der Papageienfamilie.

Es regnet mal wieder und wir liegen bei geöffneter Tür auf dem Bett, als das plötzlich zu schwanken beginnt. Wahrscheinlich nur ein paar Sekunden – mir kommt es wie eine Minute vor – dann ist es vorbei. Ein Erdbeben! Die Hotelbesitzer kommen angelaufen und fragen: „Habt ihr das gespürt?“ Sie erzählen uns, dass gestern die Brüllaffen schon so unruhig gewesen seien, ein Vorzeichen. Wir waren beim Beben so verblüfft, dass wir gar nicht reagieren konnten. Genau das hat uns auch Roland in San José erzählt. Während er sich noch in seinem Sessel aufrichtet und fragt: „Was war jetzt das?“ steht seine aus Costa Rica stammende Frau schon auf der Straße. Costa Rica liegt in einer sehr aktiven Zone, deshalb baut man schon seit langer Zeit „erdbebensicher.“

Kurz darauf melden die Nachrichten ein Erdbeben mit einer Stärke von 6,1. Das Epizentrum lag an der Grenze zwischen Costa Rica und Panama, rund 30 Kilometer Luftlinie von uns entfernt. Ein paar Stunden später kommt schon eine Mail von einer besorgten Freundin, woraufhin wir unsere Familie per Whats-App beruhigen, die gar nicht beruhigt werden muss, weil sie überhaupt nichts mitbekommen hat.

o.r.: man beachte die Gangway (wahrscheinlich Maya Kultur)

Zu guter Letzt kommen wir doch noch zu unserer Bootsfahrt über den Golfo Dulce, die große Meeresbucht zwischen der Halbinsel Osa und dem Festland. Hierher kommen Buckelwale, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Bisher noch unbemerkt von den Orcas, die besonders gerne Jagd auf Walkälber machen. Auch Delfine lieben diese Bucht, doch wir bekommen während der Überfahrt keinen dieser Meeresbewohner zu Gesicht. Die Fahrt durch die Bucht lohnt sich trotzdem.

In Golfito teilen wir uns mit zwei anderen Personen ein Taxi bis zur 40 Kilometer entfernten Grenze nach Panama. Die Bequemlichkeit ist mit 6 US$ pro Person nicht zu teuer bezahlt.