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Morgens um halb acht werden wir abgeholt. Wir haben den bequemen Weg gewählt und einen Shuttlebus gebucht. Das bedeutet, dass man direkt von Hotel zu Hotel gefahren wird. Kein Umsteigen, kein Gepäck schleppen, keine Wartezeiten.
Nachdem alle Passagiere in Antigua eingesammelt sind, verlassen wir zum zweiten Mal die Stadt die uns so gut gefällt. Der Weg führt in Küstennähe bis zur Grenze. Kaum steht das Fahrzeug, öffnet ein Mann die Seitentür und bietet Geldwechsel an. In der linken Hand hält er einen mehrere Zentimeter dicken Stapel Dollar-Noten. Wir haben noch einige Quetzales. Der Fahrer findet den Wechselkurs gut. Ein Mitreisender ist skeptisch und befragt erst sein Handy, danach tauscht auch er sein restliches Geld. Wie einfach so etwas gehen kann. Die Ausreise aus Guatemala gestaltet sich ebenfalls einfach: den Pass vorzeigen, stempeln lassen und das war es. Einer unserer Mitreisenden hat aber keinen Einreisestempel für Guatemala in seinem Pass, also muss er das irgendwie nachholen. Der Busfahrer organisiert ein Tuctuc, mit dem muss der Mann zu einer nahe gelegenen Einreisestelle, danach kann er offiziell ausreisen. Für uns bedeutet das eine Verzögerung von rund 15 Minuten. Nicht der Rede wert, und dem Busfahrer tut die Pause sicher auch gut. Wir sind gerade auf der Brücke, die den Grenzfluss El Salvador überspannt, als unserer Fahrer eine rasante Kehrtwendung macht. Eine Passagierin fehlt, im Laufschritt eilt sie dem Bus hinterher und ist zutiefst erleichtert, dass er nun doch nicht nur ihr Gepäck sondern auch sie selbst mitnimmt.
Nachdem wir die Grenze zu El Salvador überquert haben, ist die Straße in einem wesentlich besseren Zustand. Das Land von der Größe Hessens liegt eingerahmt von Guatemala und Honduras am Pazifik. Vulkane prägen die Landschaft. In den Bergregionen wird Kaffee angebaut, im fruchtbaren Flachland hauptsächlich Zuckerrohr. Das Straßenbild ist ein völlig anderes. Kaum hat man die Grenze überquert, sieht man die Frauen nur noch in westlicher Kleidung. Wir durchqueren ein paar Städte und fahren dann zeitweise auf der Küstenstraße. Offenbar habe wir Surfer im Bus, denn die Wellen werden voller Spannung begutachtet und fachmännisch kommentiert.
Wir sind als erste am Ziel. Der kleine Ort El Palmarcito liegt noch vor dem bekannteren El Zonte. Das Hostel macht auf den ersten Blick keinen besonders einladenden Eindruck. Der zweite lässt das jedoch schnell vergessen. Das holländisch/salvadorianische Ehepaar hat das Gebäude erst vor sechs Wochen übernommen und konnte natürlich die Umbaupläne noch nicht in die Tat umsetzen. Die vierköpfige Familie strahlt jedoch eine solche Harmonie und Zufriedenheit aus dass man sich sofort wohl fühlt.
Der Strand ist 100 Meter weit entfernt. Allerdings sind jetzt am Nachmittag die Wellen zu hoch zum schwimmen, aber ideal für die Surfer. Selbst die drei Meerwasser- Schwimmbecken, die in die Felsen gebaut sind, werden immer wieder von hohen Wellen überspült. „Morgen früh ist das besser,“ erklärt uns unsere Vermieterin Xena.
Wir laufen eine Weile am Meer entlang und dann nach oben auf die Klippe, hier steht ein nettes Restaurant. Neben dem Weg finden wir ein leicht betäubtes junges Eichhörnchen, das wahrscheinlich aus dem Nest gefallen ist. Vorsichtig nimmt Klaus es am Nackenfell und setzt es auf den Stamm der Palme. Als wir zurückkommen, ist es nicht mehr da.
Am nächsten Morgen probieren wir die Felsenpools aus. SIe gehören zu dem darüber liegenden Hotel. Jetzt während der Woche kostet es keinen Eintritt, trotzdem haben wir die Pools eine zeitlang ganz für uns. Es ist herrlich ruhig, nur die Wellen donnern unter uns gegen die Felsen. Der Rückweg ist um die Mittagszeit recht unangenehm. Der dunkle Sand nimmt in der Sonne eine Temperatur an, die die Fußsohlen glühen lässt.
Einen Tag später machen wir zusammen mit unserem Vermieter Marc und Amira, einer jungen Deutschen einen Ausflug. Marc will uns einen Wasserfall zeigen, den er besonders mag. Nach zwei Stunden Fahrt kann er das Auto abstellen und wir laufen ein kurzes Stück über eine sandige Fläche, bis wir zu einer großen Felsplatte kommen, die von mehreren Wasserläufen durchzogen ist. Zwei von ihnen müssen wir überspringen.
Für Marc mit seinen langen Beinen ist das normalerweise eine Kleinigkeit, aber er hat seit Tagen heftige Schmerzen im linken Fuß. Trotzdem schafft er es aus dem Stand auf einem Bein. Auch Klaus hat keine Probleme, nur Amira und ich stehen etwas bedröppelt da. Erst als uns die Männer die Hand reichen, schaffen wir den Sprung auf die andere Seite. Eine kleine Klettertour, dann stehen wir vor einem großen Becken. Wir wundern uns über den warmen Wind, der hier plötzlich weht. Einen Zugang zu diesem Wasser suchen wir vergeblich, man muss springen oder oben bleiben. Marc ist als erster unten, ich nehme allen Mut zusammen und springe die vier Meter hinunter. Mir bleibt förmlich die Luft weg, ich bin in einer Badewanne gelandet. Das Wasser hat bestimmt eine Temperatur von 38 Grad und wird aus kräftigen heißen Quellen ein paar Kilometer aufwärts gespeist. Marc grinst mich an, die Überraschung ist ihm geglückt. Klaus kommt dazu und gemeinsam kämpfen wir uns durch die Strömung auf die andere Seite. Das Wasser fließt so schnell, dass man kaum vom Fleck kommt. Wir schwimmen im weiten Bogen um den nach unten stürzenden Wasserfall zurück. Das ist bei der Wassertemperatur ganz schön anstrengend. Nach einer Verschnaufpause müssen wir die Felsen hochklettern, anders kommt man hier nicht wieder raus. Ich bin vielleicht froh über meine Badeschuhe. Noch ist der Salto De Malacatiupan wenig bekannt. Außer uns sind noch vier andere Touristen hier. Als wir zwei Stunden später zum Auto zurückkehren, kommen uns vier Paare entgegen. Die Frauen gut frisiert und geschminkt, in eleganten Kleidern und mit Pumps an den Füßen. Die werden hier bestimmt nicht ins Wasser springen.
Auf der Ruta de las Flores, die landschaftlich wunderschön liegt aber in dieser Zeit wenig Flores hat, fahren wir nach Ataco. Das ist eine hübsche kleine Stadt mit einem zentralen Park. Zu dritt gehen wir in das nächstgelegene Restaurant, Marc muss seinen Fuß ausruhen und bleibt im Auto. Der junge Kellner kann sein Glück kaum fassen, Touristen in seinem Lokal. Als er dann noch erfährt, dass wir aus Deutschland sind, will er unbedingt Selfies mit uns machen. Als Dankeschön stellt er ein großes dreigeteiltes Sandwich vor uns auf den Tisch.
Nach einem Rundgang durch die Innenstadt mit ihren bekannten Wandmalereien geht es weiter zu einer großen Kaffeeplantage, deren Sehenswürdigkeit ein Irrgarten ist. In einem so heimtückisch angelegten Labyrinth bin ich noch nie gewesen. Und dann ist es noch am Hang gelegen, das bedeutet ständiges bergauf und bergab laufen. Irgendwann erreichen wir die Mitte. Mit einer Glocke kann man anderen seinen Erfolg mitteilen. Aber jetzt müssen wir wieder rausfinden, wir haben wirklich keine Lust mehr und als ein junger Mann fragt, ob er uns führen soll, nehmen wir das dankbar an.
Abends gehen wir noch einmal in eins der Strandrestaurants. Der Besitzer bedankt sich überschwänglich, das wir El Salvador besuchen. Er weiß, dass sein Land einen schlechten Ruf hat und bittet uns, zuhause zu erzählen, wie schön es hier ist.
Wir nehmen den Bus nach San Salvador. Die Fahrkarte kostet 1,50 US$ (El Salvador hat keine eigene Währung) für 50 Kilometer. Allerdings müssen wir auch für jeden Koffer eine Fahrkarte kaufen. Dafür dürfen die dann auf dem Sitz mitfahren. Auf der stark befahrenen Küstenstraße geht es nach La Libertad, dem beliebten Badeort der Hauptstädter, hier zweigt die Straße nach San Salvador ab. Auf der neuen vierspurigen Straße geht es zügig voran, bald haben wir den Stadtrand erreicht. Über der großflächig angelegten Stadt erhebt sich ein Vulkan. Erdbeben haben ihr immer wieder zugesetzt. Das letzte schwere Beben liegt noch keine 20 Jahr zurück. San Salvador ist auf den ersten Blick nicht von einer nordamerikanischen Stadt zu unterscheiden. In mehreren großen Einkaufszentren sind alle bekannten Fastfood-Ketten und Modelabel aus den USA vertreten.
Doch im Bereich der Altstadt – wo unser Hotel liegt – ändert sich das Stadtbild. In diesem Teil der Hauptstadt sind scheinbar alle Fenster und Türen vergittert und die Häuser dicht an dicht mit Stacheldraht, Natodraht oder Elektrodraht gekrönt. Außerdem laufen viele bewaffnete Wachleute herum. Nach Einbruch der Dunkelheit soll man besser ein Taxi nehmen. Jetzt am frühen Nachmittag kann man sich nicht vorstellen, dass es hier gefährlich sein könnte. Wir bestellen aus Bequemlichkeit schon jetzt ein Uber-Taxi und lassen uns die vier Kilometer zur Kathedrale fahren. Das Taxi quält sich durch dichtes Gedränge auf der links und rechts dicht mit Marktständen bestückten Hauptstraße zur Plaza Civica an der Kathedrale Metropolitana.
Familien sitzen auf dem Platz auf Bänken oder auf dem Boden und essen, reden, lachen und beobachten ihre spielenden Kinder.
Die von außen prächtige Kirche ist innen recht schmucklos, sie wurde auch erst Ende des letzten Jahrhunderts fertiggestellt. Eine weitere Kirche (San Rosario) in der Nähe sieht von außen aus, wie eine unscheinbare Werkhalle aus grauem Beton, aber von innen fühlt man sich wie mitten im Regenbogen.
Unweit der beiden Kirchen spielt eine großartige Band lateinamerikanische Musik. Umringt von einem großen Zuschauerkreis tanzen Menschen von acht bis achtzig allein oder paarweise begeistert zur mitreißenden Musik.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus zum botanischen Garten „Plan de la Laguna“. Früher war hier ein See, der durch einen Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert trockengefallen ist. Auf der fruchtbaren Erde wurde im letzten Jahrhundert ein botanischer Garten angelegt. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.
Teiche mit Fischen und Schildkröten sind zwischen Bäumen, Sträuchern, Wüstenpflanzen und Blumen angelegt. Auf schattige Wegen mit vielen Sitzgelegenheiten und mehreren Spielplätzen finden Alt und Jung jeweils das Passende.
Hier sitzen wir eine Weile und beobachten ein paar Dohlengrackeln. Die kennen wir schon seit Mexiko und erfreuen uns an ihrer Fähigkeit, andere Vögel oder sonstige Geräusche nachzuahmen, wie Handyklingeln oder das akkustische Signal von Fußgängerampeln.
Der Weg zum knapp zwei Kilometer entfernten Einkaufszentrum bietet ein unerwartetes Hindernis. Wir müssen eine gut 20 Meter hohe Brücke überqueren, die anscheinend nur für Autos gebaut wurde. Kein Bürgersteig, und das Geländer reicht gerade mal bis zum Oberschenkel. Doch die Menschen, die wir fragen, deuten sehr bestimmt auf die Fahrbahn. Mit einem etwas mulmigen Gefühl laufen wir die letzten 300 Meter, bis wir unser Ziel erreichen. Groß und modern mit vielen Boutiquen und noch mehr Schuhgeschäften präsentiert sich das Einkaufszentrum. Hier kauft die Ober- und Mittelschicht ein. Die teuersten Schuhe kosten hier 35 US$. Für Miguel Normalverdiener kaum erschwinglich, 300 US$ verdient er im Monat.
Für den Rückweg bestellen wir uns ein Taxi, heute sind wir genug gelaufen.